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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188703053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870305
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870305
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-03
- Tag1887-03-05
- Monat1887-03
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1887
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r»L Nie n Wltk, Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Rr-aclion und Expedition . Johanne-gaff« 8. Sprechltnndkn der Urdaction: vormittags 10—12 Nhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. ! , ßk die Nhikzab« e«nzes»nt>rr M^nnscrtvtr »acht ft» I - Ln Stedacii»» nicht »rrdmdttch. r»nah«« 0er sür tzte uS-stf«l,n,Üe -i,«mer testtmmten Ankerate an Aschentagen bis » Uhr Nachmittag», ««rann- und Fksttagc» früh bis'/,* Uhr Zn dtn Filialen für Ins.-Annahme: Ott» Ale««, Universiiäi-straße 1. L-ut» Lüsche, -athariucnstr. 23 pari. u. Königsplatz 7, nur bis '/,3 Uhr. WM Anzeiger. Organ siir Politik, Localgesthichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. 84. TonnaBeuB dm 5. März 1887. Auflage LS,7S0. Abonnemrntspreis viertelt. 4V, Mt incl. Bringerkohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Akk. Jede einzelne Nummer 20 Pl. Brlegeremplar 10 Pf. Gebühren tür Extrabeilagen (ln Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbesörderung 60 Mk. mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate (.gespaltene Petitzeile 20 Ps. Gröbere Schäften laut uns. Prei-verzeichniß. Tabellarischer u. Zisfernsatz nach höheren Tarif. Uerlamen unter dem Redaction-strlch die Saefpalt. Zeile bOPf., vor den Familien nach richten die Kgespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet» an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnonumoriuulo oder durch Post Nachnahme. 81. Jahrgang. «8- »««». ln- t»v» «L- lW.3» lW- «10 US-- uo.io b2.7b 8t «Ü 7S« »t.70 79.« 98.7b ttbtk, p««u L8- «« .U.U ! 8?« « UL» Noeou» tlßäk TU.« 99.7S l»". tv»>r. UL»: «.M ian 8S.7^ 0 bk, > ^ !L lL uerit. lv») M gklillligcn Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag» den «. März» Bormittags nur bi» >-» Uhr s-vssnkt. LxpeUttlon äes I^eiprlxer 'ruxedlntlvs. Amtlicher Theil. BclianntMllimig. Der BorberettungSgotteSdienst für den ersten die«- jährigen Bnfltag findet Donnerstag, de» 1V. d. M., AbeadS U Uhr in der PeterSktrche statt Leipzig, den 2. März >887. Vir Lircheninspection für ikeivssa Der Tvperintendent. Der Rath der Ltadt Leipzig. I). Pank. vr Georgi. Hentschet Vrliannlmachmig: Da» von Frau Amalie i^riederide verw. Aaleke ged. Landgraf gestiftete Stipendium für einen de« Königreich Sachsen angehürende» Gtndtrenden der Rechte auf hiesiger Universität soll von Michael,» ' >887 an auf Vre, Jahre vergeben werden und zwar zunächst an einen Verwandten de» Kaufmann« Christian Gottfried Landgraf in Hohenstein und erst in Ermangelung eine- solchen an «inen anderen aus hiesiger Universität die Rechte I Studirenden. Bewerber um diese» Stipendium fordern wir aus. bez. bei Verlust ihre« Anspruch« sich bi- zum KO. März diese» Jahre» unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse und Nachweise schriftlich bei uns anzumelden. Leipzig, am IS. Februar 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. 1» vr. Georgs. Herwig. . L«ss»rkibu«r. Für den «Schlau»!» und Vlehvos hierselbst wrrde» die Schmiedearbeiten und kleinere« EisenconstructtonS-Arbeiten für 2 Schlachthalle». 2 Lchiachlställe. die Kaldaunenwäsche, den Marktstall, 2 Markthallen, den Lagerschuppen und die Wagenremffe hierdurch öffentlich ausgeschrieben. Die Unterlagen sind gegen Zahlung von 5 uk von dem Schlacbthosbaubiireau an der Kaffer.1i August»«Straße zn beziehe». Die Angebote sind nach Maßgabe der bei den Unter lagen befindlichen Vorschriften zu behandeln und bis zum 2S. März, Vormittag» 11 Uhr bei der Nuntiatur *des RathbauscS abzugebcn. Wir behalten unS vie Auswahl unter den Bewerbern .bezw. die Theilung der Arbeiten sowie die Ablehnung stimmt- sicher Angebote vor. Leipzig, den 26. Februar 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. Irr 974. vr. Georgi. Moritz. Architekt. GewSlbe-Vermittlung. Sn der Verkauf-Halle, PeterSsteinweg Rr. 17 (Grüne Linde) soll die z Z. an Herrn Kürschner Schlag! vermietete, vom KönigSplatz au» gerechnet dritte Ab theilung nebst dazu gehöriger Niederlage im Hose vom 1. April d». I». an , DienStaa, den IS d». Mon. Vormittag» II Uhr aus dem Nalhhause, l. Etage, Zimmer Nr. 16, ans drei ! Jahre an den Meistbietende» anderweit vermtethet werden. Ebendaselbst auf dem großen Porsaale liegen die Ler-, niiethung»- uav BersteiarrungSbedingungen nebst Jnventarium der zu vermiethenden LocalitStm schon vor dem Termine zur Einsichtnahme au». Leipzig, den I. März l887. Der Rath der Stadt Leipzig. 1s SSL vr. Georgi. «vtöß. Bekanntmachung. Sm Interesse der Verwendung von Ga» zur Beleuchtung und um der Benutzung desselben zum Heizen und Kochen sowie zu industriellen Zwecken weiteren Eingang zu ver» schaffkn. haben wir beschtosten, ein« Sammlung der neuesten GaSconsum» Artikel, al» Gaskochhrerde, GaSösen, GaS- intensivbrenner, Consum- und Druckregulatoren «. f. w., auszustellen. Diel« Ausstellung ist z. Z. provisorisch in dem Grund stücke Rittrrstraße 6, I. (Theaterpostage, Easte der Gas anstalten) untergebracht und kann daselbst jeden Wochentag von S bi« 12 Uhr Vormittags und 2 b>« 6 Uhr Nachmittag- unentgeltlich besichtigt werden. Leipzig, am 2. Mär, 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. I«v 1027. Vr. Georgi. Gringmuth. Astestor. Bekanntmachung. Wegen Wiederaufnahme der SlraßenherstellungSarbeite» in der Rochstrahe <virv dieselbe ans der Strecke von ver Scharnhorststroße bis zum Kreuz aus die Dauer der etwa 8 Tage in Anspruch nehmenden Arbeiten für den gesammten Aahrnerkehr gesperrt. Leipzig, am 4. März >887. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. l»z» vr. Georgi. Städtische Sparkasse beleibt LSertdpapter« unter günstige» vebingmigen. Leipzig, den 20. Januar 1887 Ml« ^ Vklminlmchvii-. Die Vntschädtgung für die vom 6/7. hl» «it 17. Februar dieses Jahre« in hiesiger Sladt rinquartiert aewesnie» Truppen vom KünistlteHe» 8. Infanterie» Regiment „Prln» Johann Georg" -kr. 107 und Königlichen 1V Infanterie-Regiment Nr. »st ringegangen und kann in den nächsten Tagen bei unserem Quartter-Amte. Stadthaus. 2. Obergeschoß. Zimmer Nr. 1V7 erhoben werden. Der den Ouartierzettel Vorweisende gilt ol« zur Empfang- nähme berechtigt. Leipzig, am 2. März 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. Lamprecht. »M. 2548. Hehler. SIMHch-Liiltioii. Mittwoch, den 8. März o. sollen von Nachmittag» 3 Uhr an im Forstreviere Connewitz aus dem Holzschlagt m Abtheilung >0 ea. SS« Haufen klein gemachte» Gtcheu» Stotkholz unter den im Termine au«bä»genden Bedingungen und der üblichen Anzahlung meistbietend verlaust werden. Zusammenkunft: auf dem Holzschloge an dn Zwen- lauer Straße nach Gauysch zn. Leipzig, den 1 März >887. De» Rath» Forst-Deputation. HtVerbrkammer — Leipzig. Rautag. den 7. da.MtS., Nachmittag S Ntzr öffentliche Plenarsitzung t« stammerlarale. Tagr-ordnuag: 1) Reglstrandea-Vortrag. ^ 2) Ausschuhbericht a. üt.-r eine Eingabe der hiesige» Schlosser Innung, beirrsfend die Bestrafung mehrerer ihrer Mitglieder wegen angeblicher Nichtbeachtung der Vorschriften über jagend, licht Arbeiter; b. über da« Gesuch de« Tapezirrrbnnde« um Ver, leihung der aus g. 104k der Gewerbeordnung solgendeu Rechte; e. über die projectirte Errichtunq einer Innung baoauSsührcoder Maurer- und ZlmmcrgewerkSmeister. Leipzig, den 4. MSrz 1887. D. A. Oehler, Vors Herzog. Geer. In einer hier gegen die Wäscherin Wiltzelnitnr ver». stönt, gtb. Al »recht anhLngigeu Strafsache wird diejenige Mannsperson, welche am Sonnabend, den 5. Febrmr diese« Jahre«, Abend« an« der Boner'ich-o Lrauerel am LLubchentoeg« hier «it der König nach der Georgenst 'cße Nr. ÜV hier gegange « ist. angeblich «tu gewisser Fischer, ausgesordert. zur Vernehmung al« Zeuge bei der uuier- zrichn«ten Behörde sich zu gestelleu. Leipzig, den 2. März 1887. Königliche Staatsanwaltschaft. I. D.: Groß, «st. Vrkannlmachung. Bei dem Unterzeichneten Äemeinderaihe sind am I. April 188? zwei neubegründete, mil je 72ü ^4 Gehalt. 80 ./t Bekle>dunq«gtld und löO^t Wohnungs-Entschädigung dotirte Schntzmaunlstelen zu beietzen. Geeignete Bewerber mit nur »arziiglichen Zengnistea — ge wesene MilitairS, welche dir UnteroiticierSchnrqt erlangt haben, erhalten den Vorzug — haben Besuche unter Beifügung von LebenS- laus und Zeugnissen bi- »«« t» «Sr, 1887 anher einzureichen. BohliS bei Leipzig, den 3. Mär» 1887. Ter Vrmetnderath. Singer. Tchndr. Nichtamsiicher Theil. Die Eröffnung des Reichstages. Die äußere Form, in welcher der am 2l. Februar gewählte Reichstag am 3. März zusammcngetrrten ist, war die geschäfts mäßige, nickt die seirrticke, wie sie noch kurz vor der Er» öffnung in Aussicht gestellt war; man sprach sogar davon, daß der Kaiser selbst den wichtigen Act vollziehen Werve, wenn die Bedenken der Aerzte nicht den Ausschlag geben sollten. Die Gründe, welche r« zweckmäßig erscheinen ließen, die Eröffnung de« Reichstage« in der geschehenen Weise vor- zunehmen, entziehen sich der öffentlichen Kenntniß, aber die vermuthung liegt nahe, daß die Rücksicht aus die aus wärtige Lage dafür maßgebend gewesen ist. Spannungen, wie wir sie seit einem halben Jahre erlebt haben, machen Völker und Regierungen gegen jeden äußeren Eindruck sehr empfindlich; man legt an die Beurtheilung jeglichen Bor- koi»»>niste- nach Form und Inhalt einen weit strengeren Maßstab als gewöhnlich, und die Vorsicht i» dieser Beziehung erreicht ihren Höhepunkt, wenn der europäische Friede nach längerer Krankheit bei der Reconvalescenz angelangt ist. Ein Genesender bedarf größter Schonung, damit nicht ei» Rückfall eintritt. Je geräuschloser sich die Eröffnung deS deutschen Reichstage» vollzog, desto weniger Beranlaffung Hallen die auswärtigen Mächte, daraus ihre besondere Ansmerksamkeit zu lenken und daran unbegründete Schlußfolgerungen zu knüpse». Der Abschnitt der Thronrede, welcher der auswärtige» Politik gewidmet ist, bietet für die Richtigkeit unserer Aussafflmg mancherlei Anknüpfungspunkte. Der wichtigste Satz der Thronrede ist offenbar der, daß die Beziehungen de« deutschen Reiche« zu den aulwärtige» Mächten heute noch dieselbe» sind wie zur Zeit der Eröffnung der vorigen ReichStagSscfsio». Di« Thronrede vom 25 November nannte bekanntlich die Beziehungen de« deutschen Reiche» zu allen au»wärtige» Staaten sekundlich und besriedigend und sagte von der Politik de» Kaiser», daß sie unausgesetzt dahin gerichtet sei. nicht nur dem deutschen Volke di« Segnungen de» Frieden« zu bewahren, sondern auch für die Erhaltung der Einigkeit aller Mächte den Einflnß im Rathe Europa» zu vcrwrrthen, welcher der deutschen Politik au» ihrer de- währten Friedensliebe, au» dem durch diese erlangten Ver trauen anderer Regierungen, au» dem Mangel eigener Interessen an schwebenden Fragen und insbesondere au« der engen Freundschaft erwachse, welche den Kaiser mit de» beiden benachbarten Kaiserbösen verbindet. Zwischen dieser EiNäruna und der entsprechenden vom 8. März ist ein bcmerkcnSwerther Unterschied. Ja der letzteren heißt r«: .Di« au«wärtige Politik de« Kaiser« ist sortwährrad daraus gerichtet, den Frieden »it alle» Richte» und sender« mit tmser» I»OchI>r> g> ««hMlti» »»> gp pfl«K«n. Dieser friedliebenden Politik de» Kaiser» vermag der Re>ck>»tag die wirksamste Unterstützung zu aewähren, wenn er schnell, reudiq und einmütbig den Vorlagen zustimmt, welche die oforti'ge und nachhaltig« Stärkung unserer defensiven Wehr traft rum Zweck haben. Wenn der Reichstag ohne Zaudern und oynr Spaltung de» Willen der Nation zum einmülhigen Au-druck dringt, gegen jeden Angriff aus unsere Grenzen heut« und jeder Zekt die ganze Fülle unserer nationalen Kraft in voller Rüstung aiiszuvielen, so wird der Rejch-tag schon durch seine Beschlüsse allein und noch vor deren AuSsUhrung die Bürgschaften de« Frieden« wesentlich verstärken und die Zweifel deseitigen, welch« sich an die bisherigen parlanien torischen Berbaudlunaen Über die Vorlagen behuf« Stärkung unserer Wehrkraft geknüpft haben können." Eine Aenderung der Sachlage ist also dennoch e«n» getreten, insofern der Schwerpunkt der auswärtigen Politik Deulschland« heute in erster Linie darin liegt, den Frieden mit seinen Nachbar« zu erhalten und z» pflegen, während da- Streben der deutschen Politik vor dre, Monaten hauptsächlich die Erhaltung der Einigkeit unter allen Mächten zum Gegen stand hatte. Dadurch, daß diese- Ziel heute nicht mehr so fern liegt wie am 25. November, sind die Beziehungen Deutsch lanv» zu den übrigen Mächten allerding« keine anderen ge worben, aber die Lage ist dadurch eine wesentlich veränderte; die bulgarische Frage ist. wie Gros Kalnokq am Tape vor der Reichsragserössiiung im Ausschuß der österreichischen Dele> galion erklärte, in die zweite Lime gerückt und trägt nicht mehr den bedrohlichen Charakter, welcher ihnen in den letzten Delegationsverhandlungen im November v. I. zugeschrieben wurde. Aus wen die deutsche Thronrede zielt, wenn sie von den Nachbarn Deutschlands spricht, mit welche» wir den Frieden zu erhalten und zu pflegen bestrebt seien, kann keinem Zweifel unterliegen, eS können nur die Franzosen ge meint sein, denn die Beziehungen zu Rußland sind schon deshalb heute weniger bedenklich, weil die bulgarische Frage nicht mehr den Ai'gelvunct der auswärtigen Lage bildet. Die Blicke von ganz Europa sind seit sechs Wochen mit Besorgniß aus Frankreich gerichtet gewesen, weil die Vorbereitungen dieser Macht zum Kriege augenscheinlich waren und so bedrohlich, daß dadurch die bi« dahin brennende bulgarische Fraae einen großen Theil ihrer Bedeutung eingebußt hat Wie di« ou«wärlige Lage sich im Laufe der Session de« verflossenen Reichltage« weiter entwickelt hat, dafür sind die Reden de« Felbmarschall« Moltke und de« Fürsten Bl-marck zim Deren ^ und Januar vollwichtige Zeugnisse, und eS ge> i^ört d>- Dreistigkeit der Opposition dazu, um die Rciea«bestirch mgkn der jüngsten Vergangenheit in daS Gebiet der Phantasiegebild« und Hirngespinst« zu »erweisen. Noch heute wird der Sache deS Frieden» durch schnelle freudige und einmütbige Zustimmung zum Teptennat, wie e» in der Thronrede heißt, ein werthvoller Dienst erwiesen, und des halb legt sie auch den Nachdruck auf die Kundgebungen des Papste«, weil sie der Hoffnung Raum aiebt, daß auch daS Ceulrum nicht hinter den reichStreuen Parteien in der Be> willigung der Mittel zur sofortigen und nachhaltigen Stärkung der BerlheidigungSkrast de» Reiche« zurückstehen werde. Wie die Opposition, bestehen» auS Deulschsrcisinnigeu und Eenlrum, sich zum Septennat stellen wird, läßt sich heute noch nicht ermessen, aber daß beide Parteien nach wie vor aa ihrem grundsätzlichen Widerstande gegen alle Maßnahmen der Negierung sesthalten. da» hat die erste Sitzung deS Reich tages bewiesen, welche dem CröffnungSact im Weißen Saale deS Berliner Schlöffe- unmittelbar (olgte. Die Wortführer der früheren Rrich-tagSmehrheit, Wmdthorst und Richter, er schienen sofort aus dem Plan, um Einspruch zu erheben gegen die Einberufung de» Reichstage» vor Feststellung de» Ergebnisses der Stichwahlen. Sie wollten keinen Präcedenz soll schaffen, lautete die Begründung, aber eigentlich war e« nur der alte Drang nach Opposition um jeden Preis, der sich in diesem Einspruch Lust machte. Minister von Bötticher legte unter Beifall di« Gründe dar. welche den Kaffee zur beschleunigten Einberufung de« Reich« tage« bestimmt haben; nur der Wunsch, da« Gesetz über die Frieden-Präsenz und Sen Etat vor dem l. April fertig z» stellen, war dafür maßgebend, also gerade die Rücksicht aus peinliche Beachtung der gesetzlichen Vorschriften Schon wiederholt war der Reichstag bei EröffnuiigSsthnngen nicht in beschlußfähiger Anzahl versammelt; am Donnerstag war da« nicht der Fall, die Anwesenheit vou 53 Mitgliedern über die absolute Mehrheit zeigte klar und deutlich, baß die Bor bedingunzen für die Einberufung de« Reichstage« vollauf erfüllt waren, aber trotzdem konnten sich Vir Herren Winklhorst und Richter da« Vergnügen, Einspruch zu erheben, nicht ver sagen. Mit besonderer Genugthuuna Heven wir die durchaus würdige und corrrcte Haltung der gewohnheitsmäßigen Nörgelei Windthorst'S und Richter'« gegenüber hervor, welche Bennigsen befolgte, indem er zwar die Ungewöhnlichkeit de« Verjähren» zugab. aber andererseits da» Recht und die Pflicht der Negierung zu beschleunigtem Vorgeben an erkannte. Windthorst nannte da« Opportunismus; Bennigsen erwiderte daraus jedoch schlagfertig, daß der Vorwurf, Zweckmäßigkeiten vor dem Reckt den Vorzug zu geben, vielmehr Windthorst zur Last falle, welcher daraus ver zichte, die praklische» Schlüffe seines Einspruchs zu ziehen. Windthorst wendete dagegen ein. daß die Ziehung der Schluß folgerungen zwecklos snn würde, weil er nicht die Mebrbeit für sich habe, also gestand er den Vorwurf der Opportunität als berechtigt zu. Für Windthorst und Richter ist Nörgelei Zweck, aber wenn damit kein äußerlicher Erfolg durch ei» MehrheitSvolum sich erzielen läßt, dann beschränke» sie sich aus den Versuch. Dem ernsten und patriotischen Volksver treter ziemt c» aber, seiner Uederzeugung auch dann Aus druck zu geben und diese b>» zuletzt ausrecht zu erhallen, wenn dadurch auch kein Erfolg erzielt wird. Beunruhigung erzeugen, Einspruch erheben ohne wirkliche Berechtigung, ist vaS Kennzeichen einer srivolen, nur aus demagogische Wirkung berechneten Politik. Dieser huldigen Windthorsi und Richter, mährend Bennigsen die Gesammtwohtsahrt de» Reiche» am Herzen liegt. * Leipzig. 5. März 1887. * Dem vunde«rath ist ein Gesetzentwurf für Elsaß- Lothringen, betreffend die Bestellung von AintScauliciien,! »«gegangen. Danach werden die auf den Juhibcr lankeiide» Schult Verschreibungen reS Lande», de» Reich- oder eine» Bundesstaate« zur Bestellung von Amt«raut,onrn zugelafsen, s»s«r» dieselbe» »iudesten« drei «ud «in halb vom hundert »«^Glichst,». DE Umrahm« dn d«rch da« (Ges«» vom l 30. Januar l882 zur CautionSbestellung zugekaffenen drei- procentigen elsaß-lothringischen Rente ersvlgl zu einem Werthe. welcher dem Dreißigfachen deS RentenbctrageS entspricht. * Bon den Herren Freisinnigen, Ultramontanen und Sociaidemokraten, von der bürgerlichen und socialen Demokrakie schreibt die srricoiiscrvative .Post" in einem Artikel, der allgemeine Beachtung verdient, Folgendes: Ein Todicnjchkin wurde gleich nach dein 21. Februar der Gefolgschaft der Herren Eugen Richter, R>ckert und Birchow von den eigenen BundrSgenoffen au-geslellt. Die Ultromontanen constatirte» die völlige Zeiickmetteruüg der Deutschsreisinnigen als eine Thalsache und der ..Weslsälischc Merkur" wir« der aufgelösten bürgerlichen Demokratie den Weg zur socialen Demo kratie. Also gan» und gar sollen sich nunmehr die Meyer, Birchow und Consorten an den Busen Derjenigen flüchten, von deren Arm sie sich jedt bereit- tragen lösten, an die treue Brust de« verehrten Freunde- de» Herrn Munckel, August Bebel, und an das Herz der Herren Hasenclever und Kavier. In Görlitz hat dann gleich darauf einer der überzeugungS« treuesten Kamvlgenoffen deS Herrn Eugen Richter mit kräftigem Fußtritt die Thüre eingestoßen, welche noch die stillen, sogenannten „guten" Revoluiionaire von den offen und frei sich zur rolhen Fahne beleiiiieudcii Kriegern trennte. Herr Lüder«, seither einer der Hauptvertheidiger der ForlschrittSbnrg, hat die Principien der Socialdemokratie ganz zn'seinen eigenen ge- macht, vorausgesetzt, daß die« Beispiel Nachahmung findet, wird e» sich doch sehr fragen, ob die Soeialdeinokraten weiterhin einen derartigen Recrutenzuwach« gntheißen werden. Wird eS doch einer ganz außcrgewöbnlichen scharfen Drillung bedürfen, »m diesen Freiwilligen nur „etwas Tritt" beizubringen. Die Zeit ver brauchen und das Denken vergessen unter müßigen Schwärmereien sür ein schlarasfische« lxrimir faire. laisaer aller, um dann dem Beginnen ernster Leute, welche währenddem positiv gearbeitet habe» an den ihnen von der Zeit gestellten Ausgaben, mit Phrasen uud Schlagwürtern und dem gewohnten öden Rein! eiitgcgenzutreten — damit konnte wohl seither ein Angehöriger de» nunmehr zerbrochenen ForlschrittSringeS, damit konnten ein Klotz, ein Knörcke und ihre« Gleichen au<kommen, aber um bei jeder an deren Parte! das durchschnittliche Niveau zu behaupten, bedarf r« doch einer wksenilich darüber hinauogehenden Hirnonstreaanag, auch bei der Locialdemokratie, soweit »iSbesondere deren wirtbschaftliche« Programm und da- zu seiner Frmtisicirniig nvthige Studium der Wlrtbichaft-geschichte und des socialen und ivirthschastlichen Orga nismus in Betracht komnit. Man mag die Reihen der Fortschrittler auf und ab gehen, einen Mann, der DaS, wa« er politisch und wirth- ichaitlich vertritt, derartig, wenn auch selbstverständlich immer aar von seinem eigene» Standpunkte aus, wissenschaftlich und dabei in ruhiger, formvollendeter Polemik daizulegen verstaube», Ivie die« Friedrich ErgelS in seiner Streitschrift gegen Düpring geiyaa, wird man vergeblich suchen, gan, zu geschwrigen von Ferdinand Laffalle, der bei allen seinen Zielen die -rfte Hilfe von dem Staate, „dem uralten Leftasener oller Livlkisotion", „nd insbesonder» von einem „KSntg- lhnm», da», gestützt anj de.. Kn..»? de« Schwertes, «och an« seinem »rsprüngliche» Teige geknetet dastrht", erwartete und der seine Ge- noffen vor den LiedeSwerbungen des Fortschrlttlerthnm« mit den Worten warnte: „Und wenn wir Flintenschüsse mit Herrn da» BiSmarck wechselten, so würde die Gerechtigkeit erfordern, noch «äh. rend der Salven einzugestehrn: er ist ein Mann, jene aber sind alte Weiber. Und noch niemals haben alte Weiber einen Mann eingeschüchtert l" Die Socialdemokraie» von heute huldige» aller dings zum Theil einer sogenannten .,radikaleren" Richtvng, seitdem die „ExaliadoS", wie sie Schaffte nennt, den Vordergrund einnehmen. Ader dereil- giebt eS schon innerhalb der Führerkreise der Social, drmokratie Leute, die warnend ans das natürliche Ende einer solchen Fahrt in- Leere Hinweisen, auf daS Landen im Irren- houie. Noch versuch! man. sich der unbequemen Propheten durch Acht und Bann zn entledigen, aber wie daS Beispiel beweist, verfehlt bereits der Bannstrahl seine Wirkung. Der Rückgang der socialdemokratischen Stimmen, ja die gänzliche Beseitigung der Sociai- demokraten iu Bezirken, innerhalb welaier die Arbeiterbevölkernng überwiegt, darf gewiß als ein erfreulicher Beweis von der Macht der Parole, unter welcher diesmal die nationalen Parteien in den Kamps zogen, geschätzt und gewürdigt werden, aber sicherlich ist bei den ernsten Männern der Arbeit, welche eS ablehntea. Diejenigen wieder mit ihrer Vertretung z» betrauen, denen sie seither ibre Stimme gegeben, auch die Erwägung in- Gewicht gefallen, daß die Initiative für die Durchsührung einer aus die Errichtung von «chutzwehren für die wirihschaftlich Schwachen abzielenden Social- resorm eben von der Stelle ouSgegangen, welcher die „Arbeiter partei" unter Anlehnung o» die Partei der Richter und Windt- Horst fort und fort Schwierigkeiten zu bereiten sür ihre Aufgabe hielt. ES bleibt ebziiwarleii. ob die Führer der Socialdeinokraiie der sehr kauten Stimme, welche auS den Wahlresultaten, z. B. in Sachsen, zu ihnen spricht, Gehör schenken, oder ob die ExaltadoS der Partei thalsächlich ihr Heil im Bunde mit den Exaltados der „bürgerlichen Demokratie" suchen »nd damit dem niiaus- blciblich-n Geschick der Kameradschaft deS Bünden mit dem Lahmen, nämlich in dieselbe Grube z» fallen, zustrebe» wollen. Wer eine andere, eine aus Sammlung der auch in de» Reihen der Socioldemokratie vorhandenen frischen, rüstigen Kräfte zum gemeinsamen sliedüchen Schaffen für daS Allgemeinwohl basircnde Rechnung ausstellt, der setzt seine Hoffnung aus den gesunden Menschenverstand, aus den ja auch bei dem jetzige» Wahl kampf nicht umsonst gebaut worden ist Greifbare Aiihallrpnnct: liesern Vorgänge in Königsberg und Magdeburg für die Er iva.Iung, daß der im Name» deS deutschen Freisinn- sich zum Sprung in den Abgrund rüstenden G folgschatt deS Herr» Eugen Richter >r vcrslöndige Theil des deutschen Freisinns sich nicht anschließea wird, daß. während also, was nun einmal der Lebenskraft entbehrt, dem Tode seinen Tribut zahlt, die gesunde» Keime zu neuer Blülhe, z» neuem Fruchllrieb geweckt werden. Jedenfalls wird daS deutsche Volk nicht zu den Leidtragenden gehören, „wenn die Todtcu ihre ToLlcn begraben." Zu dem evangelischen Kirchengesetze hat die Commission der Kammer der w ür t te mbergische» StanVeSherren eine Reche von Beschlüssen gefaßt, welche von denjenigen der Zweiten Kammer in einige» wesent lichen Punclen abweichen, so daß voraussichtlich noch längere Beralbnugeii »öthig sein werde», bis diese »im schon zum zweiten Male den Stänken vorliegenden Gesetze unter Dach und Fach gebracht sind. Einer der Hanplkifferenzpuiicle be zieht sich aus den Eintritt de» OrtSvorsteheia in den Kirchen- genieinteralh, der »ach der Ansicht der Commission der Ersten Kammer Von denselben Bedingungen abhängig sein soll, wie das Wahlrecht in den Kirchengemcinverath überhaupt, wäh rend die Zweite Kammer für Zulassung de» OrlsvorsteherS ex osisieio war, vorausgesetzt, daß derselbe der evangelischen Landeskirche angehört. Weiter will die Erste Kammer, daß der Kirchenpatron, wosern derselbe der evangelischen Landes kirche angehört, den Sitzungen de» Kirchengemeinberath- mit bcrathender Stimme anwvhnen kann — ein Recht, da» die Zweite Kaminer nicht vorgesehen hatte. In Kronstadt wurde kürzlich der Proceß wegen Mißhandlung de« lutherischen Pastor- Streng verhandelt. Da« .St. Peter«burgrr Evangelische SonnlaaS- blait" äußert sich Uber den Verlauf und da» Resultat diese« Procrffc« folgeudermaß«,
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