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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188703068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-03
- Tag1887-03-06
- Monat1887-03
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.03.1887
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. flr-»ctiou Lrpkditi«» Iohannesgasse 8. -Pttchstnii-rn der Nrdartis«: Bonnittags 10—18 Uhr. Rachmiltags 5—6 Uhr. - - »LEE - « »er sür »te nichstfalDende 7 »efti««tr» Autrrate au ta»r» »i» 3 Uhr Nachmittags, u ua»Krsttage«frühbi«'/.»Uhr. Z, »ru Filitle» für Ills.-Tlnnahmr: vtt» lttem«, Universitätrftraßr 1. kani» Lösche. Katharmenstr. 83 pari. u. König-Platz 7, «ur bi»'/,» lltzr. apmtr.TWbllck ^?«r. Amtlicher Thetl. -ekeiilliche Sitzung »er Sliiluersrdnelkn «ttt«»ch. de« ». Mä» 1887. dldead« «V. Ubr i« Saat» »er L. WLegees«d«»e. TageSarvaui,,: I. Bericht de» Finanzau-schusse» über: a. die Haußhalt»- Pläne der hiesigen vier Parochialkirchen aus da» Jahr >887; d. Veranstaltung einer Armenspeisuog am Geburt»tage Sr. Majestät de» Kaiser». II. Bericht de» Ga»- unv OekonomieauSschufle» Uber Rohr« legungeu und Veränderungen am Rohrnetz der Gas anstalten. III. Bericht de» 8tistung»auSschusseS Uber Beschaffung von Gesangbüchern fUr bedürftige Consirmanden der Johanniskirche. ' IV. Bericht de» Oekonomie-, Stiftung»« und Finanzaus schüsse» Uber Gewährung eine» Beitrage» zu einem Schleußenbau in Thonberg. V. Bericht de» Oekonomie- und BauauSschuste» Uber Aus führung de» Coiliiewitzer Beschleußungsprojecte» aus städtischem Areal. VI. Bericht de» OekonomieauSschuste» Uber: ». Trottoir, reparaturen in der Querstraste; d. Conto 10 Au-gaben Pos. 84 „Einebencn öffentlicher Schuttabladeplätze- de» vierjährigen HauShaltplane»; o. Mittheilungen de» Rathe». betr. da« Salzstreuen aus den Gleisen der Pferdebahn. VH. Bericht de» Oekonomie-, Bau- und GaSauSschufle» Uber da» Project, betr. die Gestaltung vor dem erweiterten Museum und in der Umgebung de» Mendebrunnen». Seivölbr-Vermiethnilg. In dem der Etadtgemeiude gehörigen HauSarundstÜck «-ich-strahe Nr. S . „ ^ ^ . ^lMch-mr da» nach dem Salzgäßchen zu ge- legen«. an da» GeschästSlocal der Firma I. Hulbe vorm. Lug. Frenzel anstoßende BerkaufSlocal vom l. April d.Ä. au gegen rindalbjährlichr Kündigung Mo«t«g, de« 7. März d. A, DormitlagS 1t Uhr, aus dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 18, cm den Meistbietend»» anderweit vermtethet werden. Ebendaselbst aus dem großen Saale liegen di« Ler- «iethung»- und BerstcigerungSdedingungen schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 24. Februar 1887. Der Rat- der Stadt Leipzig. I». 829- vr. Georgi. Krumbiegcl. Vrklmntmllchimg. Wegen Wiederaufnahme der StrastenherstellungSarbeiten iu Le». Hochstraße wird dieselbe ans der Strecke von der Scharnhorststraße bis zum Kreuz aus die Dauer der etwa 8 Tage in Anspruch »ehmenden Arbeiten für den gesammten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 4. März 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. 2. 1539. Lr. Georgi. Ausschreibung. ein Für den Schlacht- »nd Viehkwf werden die FußwegSherstelluugS - Arbeiten schließlich des Plattenbelags hierdurch öffentlich au»geschriebcn. Die Unterlagen sind im Schlachlhosbauburcau an der Krisen» Augusta»Straße gegen Zahlung von 0.5 er hältlich. Die Angebote sind nach Maßgabe der bei den Unterlagen besinllichen Borschristen zu behandeln und bis zum 15 März I8S7 Vormittag» 11 Uhr bei der Nuntiatur de» RathhauseS abzugeken. Wir behalten uns die Auswahl unter den Bewerbern bezw. die Theilung der Arbeiten, sowie vie Ablebnung sämmt lilher Angebote vor. Leipzig, den 26. Februar 1887. Der Rath der Stadt Leipzig, lr. 976. vr. Georgi. Moritz. Architekt Vekilimlllillchnng. Am 10. April VS. IS. sind die einjährigen Zinsen von Capital, nämlich 1500 Legat des Herrn Stadt- eitesten Heutze, 300 Geschenk der Erben de» Herrn 9l»us»iann Thä'rigen und 500 .-k Geschenk einer Ungenannten an arme blinde Leiite i» hiesiger Stadt zu vertheilen. Bewerbungen um diese Spenden sind b>» zum 3t. diese» Atonal» schriftlich und unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse bei un» einzureichen. Leipzig, den 2 Mär, 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. Heßter. Krumbiegel. Auktion. Anzeiger. LrganfSr Politik, Localgeschi-te. Handels, und ZHWdM r. Auflage rs.780. Abonnrmrntsprris viertelj. 4'/» Mk iocl. Bnngerlohn 5 Mk, durch die Post bezogen 6 Ml. Jede einzelne Nummer 80 Pf. Belegeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalztt «HNk Paslbesörderung 60 Mk. «tt Postbejürderung 70 Mk. Inserate 6aespolteve Petitzeile 20 Pf. Größere Echttften laut uns. PreXverzeichniß. rabellorischer o. Zifferusatz nach Hähern, Daris. Ueclamrn unter dem Redactionsstrich die Sgespalt Zeile bOPs., vor denFa milien Nachrichten hie 6gespalle»e Zeile 40 Pf Inserate sind stcls an die <Srped>tt«>» zu senden. — Rabatt wird nichi gegeben. Zahlung pri»«uc»nvraiula oder dutch Post- Nachnahme. Tountug dm 6. März 1887. 81. Jahrgang. Rachslen Dienstag, den 8. März ». o. von Vormittags 9 Ubr an ioke» in der PIe!h bürg alte Badewannen, wollene Fahnen, eiserne »d meisiiigene Gew chte. kupferne and eiserne Kessel, ausrangirle liiche. alle Fenster und b-ralkichen. sowie verichiedene alte Metalle An» und Hadern an den Meistbietende» vertäust werden. königliche «arnisan-verValtun». Vklilnmlmochllng. die Licserung diverser Utensilien »o» Holz, iowie dir Um- Sndernng c:r Halz- uud Eiscntßeile an eisernen VettfteUen sollen «n den Mindeftsorderndeu vergeben werden, llnternediner wollen lostenanich'ag und Bedingungen hier einschcn, ualerzeichnen unv den, ih.e Offenen versiegelt »nt der Antichrist „Iltensllicnliefe- rnng" bts 12. März c.. Vorm nag« 10 Uhr, pvtlofrei anher rui' .id-n. Leipzig, am 5 März 1887. k»ni»iiche» »nrn,s»«-Lar«rr»tz Vrkonnlmachun-. Die Pflasterungen verschiedener Straßen auf dem Areale de» früheren Kohlenbahnhos», sowie der Straßen beim Arndt- Piatze sollen vergeben werden. Die Bedingungen für diese Arbeite» liegen in unserer Tiefbau«Verwaltung, Rathhau», ll. Stock, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: Pflasterung 1« de» Straße» ans dem vor» »alige« Kohlenbahnhofe «. s. tz»." versehen ebendaselbst und zwar bl» rum 14. März 1887 Nachmittags 5 Uhr ein,»reichen. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtlicke Angebote abzulchnen. Leipzig, am 24 Februar 1887. Des Raths der Stadt Leipzig ld^420. Straßenbau« Deputation. Da» sür Anna Alwine kahtert au» Wattersdorf «m 83. August 1874 vom königlichen Gerichtsamt in GroßschSnau aus- flstcllte Dienstbuch ist abhanden gekommen und im Ansssntuugl- salle allhier adzuiiesern. Leipzig, am 88. Februar 1887 Ds» Volizeiamt der -tatzt Leipii». Brelschneider. Faidix Vrkanntmachuns. Bon dem unierzeichneicn uönigiiche i Amtsgericht soll da» den Erben de« Rechisanwalr» Karl Anim» h'inu« Gretschel in Leutzsch ugehörige, daselbst unter Nr. 6üe de« Vrandtalaster», Nr. 134, 267 »es Flurbuches sür dielen Ort gelegen», aus Folium 37 de» Lruod- uud Hypolhekenbuches sür Leutzsch eingetragene Grundstück erb- Iheiluiigshaiber am 14. Mürr 1887 reiwillig versteigert werden. Es haben daher Diejenigen, welche da» Grundstück auter den am GerichtSbret und im Gasthos zu Leutzsch ousbängeutzea Be- dingungen, welchen eine besondere Brundstlicksbeschreibung angefügt worden, zu erstehen gesonnen sind, an diesem Dag« Mittag» vor 13 Uhr, widrigen Falls sie zum Bieten nicht mehr zugelasscn werden, >n dem zu versteigernden Grundstück selbst al« der hierzu gewählten Stelle sich anzumelden, über ihre Zahlnngtsihigkeit sich ausjuweiseu, ihre Gebote zu tbun und zu gewärtige», daß Mittags 12 Uhr »ach Auctioiisgebrauch werde verfahren und da» Grundstück unter de» tm Dermin noch bes,»ders zu eröffnende» Bedingungen vem Meist bietenden werde,»geschlagen werden. Leipzig, den 17i Februar 1887. Das «önigiichr A«t»,eri«» »«selbst, Atz-betti.-,, V. Lectio» 8. / vc n Elrerlriw Nichtamtlicher Thetl. Vas „reichstreue" Serlin. * Wohl keine andere Stadt in Deutschland ist der Vor- theile und Segnungen, weiche die Wiederaiisrickttiiig de» deutschen Kaiserreiche» »n ihrem Gefolge gehabt hat, i» solchem Maße thciihastig geworden wie die NcickSbaupIsiadt Berlin. Au» dem Füllhorn der Macht und des Glanze» der wieder gewonnenen poiltlschen Einheit de» deutsche» Bolle», kein jctzl die Aührerrolle im Löikcrcoiicert obliegt, ist der Lvivenaiilhrlt der Gabe» der Hauptstadt de» preußische» Staates zugesalle», und wir wisse». Laß heute die Kaiserstadl Berlin die alte Kaiserstabt a» der Donau in jeder Hinsicht »beistugeit hat, daß Berlin in merkantiler und socialer Bedeutung mit Pari» concurrirt und daß überhaupt, wa» den Berkchr uud äußeren Glanz anlangt, Berlin eine Weltstadt pur vLoollouee geworden ist. Wir haben schon rnehrsach cvnstaliren könne», daß da» cclossale WachSthuw Berlin« und sein ungeheuere» Emvor- blühen aus den Gebieten de» Handel» und der Industrie ihre bedenklichen Schattenseiten sür die übrige» Theste des Nelchcs, sür die großen Städte in den Provinzen und anberen Bundes staaten habe», und insonderheit unser Leipzig mit seinem alten Hantel hat in Berlin, seitdem «S zur ReichShauplstabl avancirt ist, eine» sehr gefährlichen Rivalen erhalten. Gegen die natürliche Entwickelung der Dinge ist aber sehr schwer anjiikäuipfen, und da nun einmal in alle» Ländern und Reichen die Hauptstädte mehr oder minder bevorzugt sind, so wird man auch Berlin seine äußere günstige Stellung nicht weiter streitig machen dürfen. Im Gegentheil, man wird sich darüber nur freuen können, daß die Krast unsere» jungen Reiche- und da» Ansehen, welche» sich dasselbe auf den» ganzen Ervcnrunde zu erfreuen hat, auch aus seine Hauptstadt sich übertragen. Wir wissen recht wohl, daß man in Berlin in denjenigen Kreisen, weiche in politischen und coniinunalen Dinge» da» große Wort zu führen pflegen, die so überaus glänzende und gedeihliche Entwickelung dieser Stadt in de» letzten Dcceunie» in der Hauptsache al» «iu Verdienst der Berliner Com- inunalverwattung und der Männer, welche an dieser Verwaltung bethestigt sind, hinstellt. Man verweist aus die großartigen unv mustergiltigen Einrichtungen, welche die Berliner Gemeindevertretung in da» Leben gerufen hat. und aus den kräftigen und energische» Geist, der überhaupt die Berliner Stadtverwaltung erfülle. Wir sind weit davon entfernt, die Verdienste in Abrede zu stellen, weiche der Berliner Magistrat und die Berliner Stadtverordneten sich aus de» ihren Beschlüsse» und ihren Arbeitskräften zugewiesenen Gebieten erworben haben, und erkennen recht gern an. daß die Berliner Eom- mnnai-Verwaltung in mancherlei Hinsicht als Muster dienen kann, obgleich auch dort da» Sprichwort „Es ist nicht Alle» Gold, was glänzt" nichl» von seiner Wahrheit verliert und auch sehr schwerwiegende Dinge angeführt werden können, bei denen die Herren im Berliner Ratbbausc an d«>» Geschick, daß alle Mensche» irre», Tbeil genommen haben. Aber daß Berlin in den letzte» 25 Iabren sich so beispiellos günstig entwickelt, daß eS namentlich aus den« Gebiete der Er- werbsthätigkeil eine so glänzende Nummer gezogen bat, daß der Berliner Handel unv die Berliner Industrie so groß geworden sind, da» hat e» zum hauptsächlichen Tbeil dem großarligrn Umschwünge zu verdanken, der durch die Gründung de» deutschen Reiches nicht nur in Deutsch land. sondrra in ganz Europa bewirkt worden ist. Es liegt aus der Hand, daß dort, wo die Fäden der europäischen Diplomatie zusammenlausen, wo ein mächtiger Kaiser seinen Siy ausgeschlagen bat. wo die Vertretung der Ration tagt, wo vie leitenden Stellen der Reich-Verwaltung sich besi-'den der Abglanz aller dieser mächtige» »nv befruchtenden Fak toren auch dem gesammten Erwerbsleben zu Gute lomnil und daß da« betressende Gemeindeweseu au» allen diesen Dingen einen starken uud svrtzerutzen J«pul» sür seine gün stig« Entwickelung erhält. Ä„ dieser Beziehung hat eben Berlin einen gewaltigen Vorzug vor alle» anderen deutschen Städte» voran«, eineu Vorsprung, sden ih« Niemand ab wendig machen kann. — ^ In welcher Weise zeigt sich nun aber die Stadl Berlin dankbar sür dies» bevorzugte Stellung, für di« außerordent lich großen materiellen Bortheilr, welch« ihr darau» zusließrn? Mau sollte meine», daß sür di« Berliner es «in« wahre Freude, «m wirkliche» HerzenSbedürsuiß sei« müßt«, mit den Männern, welche da» deutsche Reich geschaffen haben, mit seinem glorreichen Hcldrnkaiser, mit dem Fürsten BiSmarck uud dem Grasen Moltke Hand in Hand zu gehen und ihnen bei dem weiteren inneren Ausbau de» Reiche», bei dessen Kräftigung und Stärkung zu Helsen. Wa» sehen wir an dessen Statt? So lauge da» deutsche Reich besteht, ist wohl häufig davon zu lesen gewesen, daß di« Berliner ihre», Kaiser, ihrem Kronprinzen und auch den Fürsten Bis marck, wenn sie sich in den Straßen Berlin» blicken lassen, zujubcln, aber so oft Wahlen zum Rcichltaa und Landtag zu vollziehen waren, da haben di« Berliner Philister noch nie« mal» den alten fortschrittlichen Adam auSzuzirhen vermocht, sondern der Regierung ihre» Lande» und de» Reiche» slet» unversöhiiliche Gegner in da« Parlament geschickt. Auch selbst die jüngsten ReichStagSwablen, die unter so ernsten, den innersten Lebensnerv de» Reiche» berührenden Umständen statt» sanden, haben in der ReichShauptstadt da» alte jammervoll» Resultat zu Stande gebracht: vier Deutschsreisinnige und zwei Socialdemokrate«. Vergeben» war i» Berlin alles Mühen »»d Ringen der reichStreuen Parteien, vergeblich waren dre rührenden und ernsten Kaiserworte an die Herrenhaus-Deputation, vergeblich der Appell de» Reichs kanzler» au bi« bessere patriotisch« Einsicht seiuer Berliner Mitbürger, er erhielt da» nämlich« kalt« fortschrittliche „Nein'', durch welche» die Berliner .Intelligenz- nun schon seit zwanzig Jahren ihre politischen Anschauungen bcthätigt hat. Mochte draußen im Reich, in, Süden wie un Norden, der Umschwung auck noch so vollständig, mochte jenseits de« Berliner Weich bildes ein neuer VölkersrUhlina angebrochen sein, der eisern« Ring de» Berliner Fortschritts war nicht zu durch brechen. sondern er blieb mit Hilfe der Svcialdemokrot»« al» ein trauriges Wahrzeichen verblendeter Parleileidenschaft und vollendeter Undankbarkeit erhalten. Nun. die Berliner haben e» ja ln ihrer Hand, ihre G schicke selbst zu entscheiden, und wenn sie ihren vürgerstolz öc.r«in setzen, dcocch rabiat» Feinde te» Fürsten BiSmarck im Reichstag vcrtren» zu werbe». so können wir sie selbstver- «äudlich daran uicht hindern. Aber da» wtrde» sie un» wohl erlaube», daß wir ihnen sagen, wie man in, Reiche über ihre politische Haltung denkt. Man sieht da« Berliner Wahlresultat geradezu al» einen Scandal an, der nur geeignet ist, un» im AuSlande nicht zur Ebre zu gereiche». Daß die Berliner, nachdem Kaiser Wilhelm laut und deutlich erklärte, so daß e» Aste hören konnten, er sei Lurch daS Volum des ausgelöste» Reichstage» tief betrübt, wieder dieselben Leute wählten, weiche an dem betreffenden Beschluss« Theil genommen hatten, darüber ist man i»> Reich empört, und weit entfernt davon, iu brr Halsstarrigkeit der Berliner Wähler Le» Ausdruck irgendwelchen ideale» Mannes,liuthr» ;u erblicken, sinket man, baß die Berliner eine traurige Aus nahme in der großartigen patriotischen Kundgebung bilden, weiche in diesen Tagen davon Zeugniß abgelegt hat, wie Millionen dculscher Bürger in Bezug aus da» Vaterland und die Pflichten, welche gegen dasselbe zu erfülle», sind, denken. W>r sind zwar von einer Seile daraus aufmerksam gemacht worden, daß sehr viele von de» Berliner Wählern, welche für die Denlschsieisiittiigen und SvctaldcmoSraleu gestimmt habe», eigentlich sich gar nicht klar darüber seien, au» welchem Grunde sie so stimmlen, daß vielmehr die Gewohnheit, fort schrittlich zu wählen, bei ihnen da» bestimmende Motiv se>; dadurch wirb die Sache aber kaum besser, und wir wisse» nicht, ob de» Berlinern mit einer solche» Deutung ihre» Wahlvvtum« gedient ist. Die Berliner Wahlen habe« aus« Neu« be wiesen, wie weit die Katserstadt an der Spree davon entfernt ist, im neuen deutschen Reiche di» politisch e Führung zu haben, wie sehr sie sich von den große» Eentrrn anderer Völker, wie P>r>S, London >r., in dieser Beziehung unterscheidet, und daß die Pfleg» »e» National- gedonkenS „draußen im Reich" hundertmal stärker ist al« in der Residenz de« greisen Heldenkaiser», in Berlin. Aus alle Fälle brauchen die Berliner sich nicht zu wundern, wen» man die äußere» Zeichen d« Verehrung, welche sie dem Kaiser und seinem ersten Ralhgeber darbringe», sehr mißtrauisch be trachtet und darin eine gut, Dosis Heuchelei findet. Jemand versichern, baß man ihn liebe und verehre, uud dann ihn regelmäßig bei Gelegenheiten, wo e« daraus «n- kommt. im Sliche lassen und gegen ihn agitiren. da» ist denn doch eine Doppelzüngigkeit, sür die man nur Ver achtung haben kann. Diese« Gefühl der Mißbilligung bat deut lich schon der Berliner Oberbürgermeister zu erfahre» bekommen, indem alle seine Bewerbungen, ein Mandat sür den Reichstag außerbalb Berlin« zu erhalten, zurückgewiesen morden sind. Desgleichen werde» die vielen übrigen Berliner Candi- vaken, welche sich aus Waülreisen um einen Sitz sür den Reichstag abmühten, sich überzeugt haben, wie gcripge Sympathien sür da» politische Berlin im Rrich verbanden sind. Wir schließen unsere Darlegungen mit dem aufrichtigen Wiiiische. daß endlich auch über Berlin dir Sonne einer besseren patriotischen Erkrnntniß ausgehen, daß e» der Pflichten eingedenk werden möge, welche ihm au» seiner Stellung al« Hauptstadt de» Reiche» erwachsen. Leipzig, 6. März 1887. * Herr Eugen Richter tbnt sich bereit« recht viel aus leine intimen Beziehungen zu Herrn vrWindthorst zu Gute. Er letzt sich gegenüber dem ultramontaaen „West- salisch«» Merkur-, den man seither immer al» eine« der Hanptorgaue der ErntrumSpartei angesehen, aus da« hohe Pjrro und bezeichnet dessen Arußerungen al» .leere« lyerede-. Nachdem da» deutsche Volk au de« un deutschen Freisinn am 2t. Februar uud 2. Mär, da» TodeSurlheil vollzog«», scheint di« Partei e» mit einer »ltramontau-sorial- demorratilchen Zweiköpligkeit zu versuchen. Herr Eugen Richter giebt seinen Hai« zu dem ultramontaiien. Herr virchow den seine» zu dem socialbemokrqtische« Kops« her. Man Vars aus di« »eiteren LrbeuSAießeruugen diese» vielversprechenden Monstrum» recht gespannt sein. Wahrscheinlich — und hoffentlich — gereicht eS der Vater- lanvrseindlichcn Windlhorst'schen Cliaue und der socialdemo- kratischen Umsturzpartei ebenso zum Verderben, wie die» seit her jeder Sache widerfuhr, der sich ehemals der Fortschritt und dann der deutsche Freisinn angenommen. * Vom Centrum nach der Wahl wird der .Kölnischen Zeitung" au» Berlin geschrieben: Während die „Germania" nach dem glänzenden Erfolg», den ürft Bismarck bei den Wahlen errungen Hai, sich wie ein alberne in». da« Prügel bekomm,» hat. noch immer daran häit. daß Fürst BiSmarck doch unrecht gehabt habe, den Reichstag auszuiösen. zeigt der valicanische „Oiservalore Romano", daß man in der Umgebung des Papstes »ichl nur vor, sondern auch nach de» Reichsiogs- wählen die BerbLiinisse in Deutschland richtiger beurtheilt als in den leitenden LentrumSkrelsen. In einem langen, jetzt im Wortlaut vorliegenden Aussätze „Da« deutsche Tentrum in neuen Reichstag" wird den Herren Windthorst und zu Franckenstein un- «iderlegüch vorgehalten, eine wie ttiörichle Politik sie trieben, als st« entgegen dem eindringlichen Wunsche de« Papste« der Regierung >n der Milüairlrag» den Streit ansagteu und sich dadurch in die Rolle der Führerschaft einer einflußlosen und ohnmächtigen Opposition zurückürängen ließen, statt sich als eine große, ein- flußreiche, staat-freundliche Partei einzurichten. De» Verächtern de« päpstlichen Willen« wird deutlich zu Gemüth geführt, daß sie cs gar nicht sind, welchen die völlige Beilegung de« Arche,ivoiltischen Llreüe« in Preußen, di« sich eben anbadnt, zu danken ist, da das Lentrum völlig ohnmächtig und sür die Regierung ganz entbehrlich geworden ist, sondern der Papst selber, der durch seine Weisheit und jeiue Bekundung freundlicher und sreuudschasllicher Gesinnung die Regierung de« Königs veranlaßt habe, lm Bertram» aus die Haltung des Papste« die gesetzliche» BorsichlSmaßregelu, die früher getrosten wurden, aulzuheben. Nachdem eingehend dargethan worden, wie saiich der Weg des Bündnisses mit dem Fortichritt ist, das die Eentrumssührer abgeschlossen haben, wird in nicht inißzuver. stehender Weis» der Ralh gegeben, sich rcckizeitig vom Fortschritt loszumachen. Da- entsprich» genau der Ansicht, die wir nach Bekanniwerden der Jacabini'schen Noten in die Worte zuinmmen- fahlen: „Das Lentrum wird conservativ sein, oder e« wird nicht sein". An Herrn Eugen Richter hat das Lentrum seinen Dank bei den Wahle» bereit» reichlich ndgetragen, und so kann es ihn jetzt «»bedenklich sitzen lassen und ,.aui gute Mamer jene kleinen Acnderungeu in seiner Haltung vornehmen" skar« aodilmeui« rzuells 'pieoole mudae oni ä'inckieineo), die tln» da» frühere Anjeden wieder zurück- bringk» könnte». Nach der Haltung der „Geimania" zu schließe», wird da» Cenirum diese „kierueu Aeuderungen" nicht voiuehmea uud sogar aus- Reue gegen das Septeunat stimmen. Da- durch würde da- Lentrum allerdmg« bekunden, daß es uicht nur »iu« Opposiiionsparlel gegen die deutsche Regierung, fouderu auch eine Deuwnftraiionlpartei gegen den Papn bleiben will. * Wie aus Athen vom 23. Februar berichtet wird, hat da» griechisch« Marine-Minrsterinm eine au« dem Central-Flotten-Inspektor viceadmiral Kanari», dem Fre- gatten-Capitain Sachturi» und den Adjutanten des Vice- admiralö, den Capitain» N. Liud, und D. Argyropuio» be stehende Commission enrgeseht, welche beauftragt ist, die ge summte Flotte unv da» ganze Klotlenmaterial einer eingehenden Inspektion zu unterziehe», über de» Znstand derselben einen detaillirlen Bericht zu erstatten und die geeignete» Maßregeln zur eventuellen Verbesserung diese» Zustande» in Vorschlag zu bringen. Diese Eommisnon soll schon in den nächsten Tagen mit der Jnspteirung der unter den Befehlen LaSlariS stehenden UebungSslolte ihre Tbäliqknt beginnen, deren Er- gebillß in einem die notbwciivige Ergänzung der griechischen Marine betressende« Gesetzentwurf zujammengesaßt werten soll. * E» wurde s. Z. aus Athen gemeldet, daß der Führer der Deputation der griechischen Colonie in Alexandrien, gelegentlich de» Großjährigkeil-sesteS de» griechischen Kron prinzen, diesem den Betrag vo» 160,000 Franc» übergab, welchen der Kronprinz einer beliebigen patriotischen Bestim mung zusühren möge. Der Kronprinz beschloß, diesen Betrag zum Baue eine» eigenen Gebäude« sür da» Ojsseier-BildungS- Jnstitut brr „Evcipiven" zu verwenden, und insormirle hiervon den Spender, Herrn Averosf, in einem eigenhändigen Schreiben. I» Beauiworluiig desselben erklärte nun Herr Aveross, daß er hocherfreut sei über die Bestimmung, die seiner Spende geworben sei und daß er zu de», gleichen Zwecke noch weiter« 600,6«n> Franc» bereitwilligst widme» wolle. In Folge dieser Miltheilung de« Kronprinzen hat Trikupi» eine eigene Eommissio» von Fachleuten eingesetzl, welche die nölhigen Pläne ausarbciten und einen geeigneten Platz sür das Evelpidrn-Palai« ausfindig machen soll. Wie verlautet, soll sich die Eommission bereit» für da» Mar»- seld entschieden haken. * Manschreibt dem egyptischen Blatt .Mubaschir" aus Suakim: . „Kauilevte, die aus Kordofan, Khartum und Berber hier an- kommen, meiden übereinstimmend, daß dem Nachfolger des Maddi. dem Kholise» Abdallah, d>e Zügel der Herrichnik langsam zu e»l- lchwwden beginnen, da er den Emiren und Schecks gegenüber nicht die Krast «nd Energie enllalle» könne, die dem Mabt» eigen war. Dadurch nehme die Anarchie im Ludan immer mehr überhand Kdaiis Abdallah halte sich ichon längst mit Egyple» au»geiöi,»t uud ich dem Khedive unlenoorse», wenn er nicht sürchlen mußie, von «inen Emire» und Generale» vergiftet oder gar in Liuck. ge hauen zu werden. Künnle» dt« Engländer sich heute eiilichlicßcu, eine» Feldzug nach dem Sudan zu unternehmen, so würde» sic aui keinen Widerstand mehr stoße», da die Bevölkerung dort sich »ach Rüde lehnt und nicht» inniger wünschi, all die Unterdrückung der Willkürhcrrichail der Emire. In kharlum liegen auch ungchrure Borrälhe »or- Elseabela, Gummi und anderen Laudesproducle» aus- geipeichert, die man nicht verwertheu kann, weil die Ausfuhr der selbe» »ach Egypte, iu Folg« der Unsicherheit, die aus allen Straßen >m Sudan herrsch«, »anz unmöglich ist." * lieber den Conflirt in Mozambique wird der .Natioiialzeitung- von einem Kenner der ostafrikanischen Verhältnisse geschrieben: „An der ostasrikanischen Küste ist bekannllich in Folge der vo» der deutsch-englisch.sraujöjischeu Greiizreguii,ungscon>»i'is>on getroffenen Abmachungen ei» Lonflict zw ichc» den Portugiesen und dem Sultan vo» Zanzibar, reip. den Eingeborenen, entbrannt. Di« Grenztommiisson hat deu nördlichste» Iheil der Tiiungi Bai dem sullau von Zanzibar zugesprocheu, aus welche» die Portugiesen jedoch Anivrüche zu haben meinen, die sie jetzt mit Gewüt geltend machen wollen. Der Sultan, aus die Abmachungen der Lamiiiissio» fußend, ist natürlich dazu berechtigt, wenn er dos Gebiet sür sich beansprucht, und werden di« interejsirten Machte wohl auch in. »wischen schon Schritte gethan haben, un» ihm zu seinem Rechte zu »erhelsen. Im rein commerziellea Interesse ,st etz. bringend geboicn, daß ber poriugiesische Einfluß in Ostasrika »ichl weiter un, sich greis« ader ihm Bocichub geleistet wird, denn unter der portugiestschea vrohibitiven Handelt- und Zollpolitik ist eine sreie und ausgiebige Entwickelung de-, raudel« und Berkebr« unmöglich Man v-rgieuhe nur t>« Haudelspiätze. welche ,m Zauzibar-Gebiel belegen sind, mit bene« de« vorlu-iestichea Drftrict» u,d e« fällt einem sofort der Unterschied zwiiche» den beide» Handelssystemen und deren
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