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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188607064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860706
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860706
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-07
- Tag1886-07-06
- Monat1886-07
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1886
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Grschstnt täglich ftüh «'/. Uhr. Le-utton u»L Lrpe-Mou Johaunesgasse 8. Sprechstunden der Uedartwn: Vormittags 10—18 Uhr. Nachmittag« ü—6 Uhr. FA di« «ÜL,»d« «n-rs-»d»rr vtumtcrivt« «»ch» «ch d» Stkd-cuci, »tcht »«rdtiidIXh, A»»at«r »er für »te nüchftsslne«»« R,««rr bestimmte« Juserate a« Sschentagrn bis S L»r «achmitta,«, «n S««u- und Krstt,,rn früh dt»'/,» Uhr. Zn den Filialen fltr Ins.-Anuahme: Ott« Klemm, Untverfitätsstraß« 1. L«uiü Lösche. Katharioeostr. 23, p. «ar bi« '/.2 Uhr. riWger und Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. ^ 187. Dienstag den 6. Juli 1886. Amtlicher Theil. Wegen deS Einlegens von Gasrohren wird die Nürnberger Gtrage auf der Strecke von der JohanniSgasse, einschließlich der Kreuzung bis zum JobanniSplatze von Montag, den S. M. ab aus die Dauer der etwa 14 Tage beanspruchenden Arbeite» für allen unbefngte» gsahrnerrehr gesperrt. Leipzig, den 2. Juli 188«. Der Rath -er Stadt Leipzig. H 6962. vr. Georgi. Hennig. Vekamrlmchmls. ng verschiedener D, Die Pflastemng verschiedener Dro^chkenhaltestellen mit bvssirten Steinen I. Elaffe und mit Schlackengußsteinen soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, II. Etage, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingeseheu, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung vo« Droschkeuhaltestellen" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 1«. Juli 188« Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da» Recht vor, all« Angebote abzu lehnen. Leipzig, am 80. Juni 188«. DeS RathS der Stadt Leipzig Id. 2S«S. Stragenbau-Deputattou. Da» für Martha MostnSka au« Sempra voll der dortige» Polizeiverwaltung unierm 23. Mürz d» I«. ausgestellte Dienstbuch ist vor Kurzem in hiesiger Stadt abhanden gekommen und im Suf- fiudungsfalle auher abzuliefern. Leipzig, am 1. Küi 188«. Da« Pali»e1a«t »er Stadt Leipzig. Brctschueider. Faldix. Birb-ahls-Bekannlmachuns. ««stöhlen wurven hier erstalterer «metge zufolge: 1) ein« verschlossene Sammelbüchse von Zinkblech mit einem nicht zu bestimmenden Geldbeträge, von dem nach der Ritterstraße zu gelegenen Süd-Eingange der Nicolai-Kirche, am 27. vor. Mt«. Bormittags: 3) ein Arauen-Rrgenmantel von schwarzem glatt«, Stoff, Kragen, Brust und Aermelaufschäge, mit schwarzer Spitze besetzt, ouS einer Wohnung in Nr. 1 der Windmühlengafle, am 27. vor. MtS.; 3) 2 Trauringe, einer ,F. L." gezeichnet, ein Ring mit Granaten, ein Ring mit 3 weißen Steinen, ein Kreuz mit weißen Steinen, ein goldener Ohrring mit schwarzer Emaille, eine goldene Ratzrl mit ickwarzer Emaille, ein kleine« goldenes Medaillon, eine goldene Brosche, eine «ranatnadel in Gold gesüßt, ein Paar Granat-Ohrringe, ei» Armband in Schlangcnsorm mit goldenem Kops, aus einer Wohnung in Nr. 23 der Hohen Straße, seit 18. Mai dis I.; 4) ein 4rädriger ungestrichener Handwagen mit Leitern und Kasten-Aussatz und der Firma „VV. öscirer , au« einer Garten abtheilung am Windmühlenweg, vom 1. bis 2. ds«. Mt«. NachlS; b) ein schwarzer, steifer, blaugefütterter Aitzhnt, aus eiuem Gast locale in Nr. 4 der Großen Fleischergasse, vom 28. bi« 29. vor. MtS.; 6) ein neuer schwarzer Ailz-ut, mit roihseideuem Futter, mit Leischings Firma, au- eiuem Gastlocale iu Nr. 9 der Gerberstraße, am 2. dss. Mls. Mittags; 7) ein kleiner schwarzer AtlzhUt, lila gefüttert, mit der Firma eines Weimarer Hoflieferanten, aus einem Gastlocale in Nr. 12 de» Preußergäßchens, vom 1. bis 3. dss. MtS. Nacht«. Etwaige Wahrnehmungen über de» Verblieb der gestohlene» Gegenstinde »der den Thäter find ungesäumt bei »nsrrer Lriminal Abtheilung zur Anzeige zu bringe». Leipzig, am b. Juli 188«. Da» Polt»et-«»t »er Stadt Leipzig Bretschueider. Ü:. S. Aufforderung, betreffen» dt« Rechte der Adfender von Sisenbahn-Gütern, den Weg »orzoschrelde«. Durch Beschluß de« BundcSratheS ist seit Mitte April vor. I. das frühere Recht der Absender von Eisenbahn-Gütern, den Trans portweg vorzuschreiben, ungeachtet vielseitiger Gegenvorstellungen aus dem Handelsstande, ausgehoben worden; seit dem 1. Februar d. I. ist das Verbot zwar für den Eilgot-Berkehr und für einige besondere Zweige d«S Berkehr« wieder beseitigt worden, in der Hauptsache aber besteht e< noch fort. Die Handel«, und Gewerbe- kammer zu Plauen hat sich nun in einer auSführltchen Eingabe an den BundeSrath für Wiederherstellung de« Rechtes der Absender für die Wahl des Transportweges für Gütersendungen aller Art verwendet und uns zum Anschluß aufgefordert. Der BerkehrS-Aus- ichuß ist sachlich einverstanden und empfiehlt den Anschluß unter der Voraussetzung, daß noch neue Thatsachcn aus den Erfahrungen deS diesseitige» Bezirke- beigebracht werden können, welche das Gesuch zu unterstützen geeignet sind. An die Kausleute und Fabrikanten unseres Bezirkes richten wir deshalb die Aufforderung, un« ihre Wünsche und Erfahrungen tu dieser Hinsicht baldmöglichst »nd längstens dt« »»« 1«. M. schriftlich mittheileo zu wollen. Leipzig, den b. Juli 1886. Die Handel»ka««er. vr. Wachsmnth, Bors. vr. Grusel, S. Offenes Bürgermeisteramt. Ja Folge Wegganges des Unterzeichneten wird da« birst Bürgermeisteramt, zu dessen Uebernahme die Befähigung z»m selig ständigen Richteramt erforderlich ist, srei und soll baldigst wieder besetzt werden. Die Wahl de- Bürgermeisters erfolgt zunächst auf 6 Jahre. Die Wiederwahl, welche auch schon vor Ablauf von 6 Jahren erfolgen kann, begründet Anstellung aui Lebenszeit. Der Ansanqsgehalt beträgt, einschließlich der Eniichädigung für Verwaltung des Staude«. omie«, 4S00 ^l Nach der Wiederwahl, gleichviel ob dieselbe erst nach 6 Jakren oder schon früher erfolgt, erhält der Bürgermeister eine 1. Zulage von 450 » und nach Ablauf von « Jahren nach der Wiederwahl eine weitere Zulage von «SO ^l Der voll» Gehalt ist vensionsfähigeS Einkommen. Geeignete Bewerber werden ersucht, ihre Anmeldungen oebst Zeugnissen bi« spätesten» IS diese» M«««t« anher gelange» zu lasse». Falkeusteiu t. B., 3. Juli 1886. Der Stadtruth. Schissuer, Bürgermeister. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft deS städtischen Leucvlgase» betrug in der Zeit vom 28. Juni bis zum 4. Juli diese« Jahre» im Argand- brenn« bei 50 Millimeter Flammcnhöhe, 2.5 Millimeter Druck und 140 Litern stündlichem Consum daö 17.43 fache der Leucht kraft der deutschen Normalkerze. DaS specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0.417. Leipzig, am 5. Juli 1886. DeS RathS Deputation zu den Gasanstalten. Nichtamtlicher Theil. Der Reichstag «nd die Parteien. * Am Schluffe einer arbeilSrcichen parlamentarischen Session, wie die eben abgelaufene unzweiselhast war, pflegen die üblichen Rückblicke, die journalistischenAusiiahmeaderpoliltschen Inventur die Ausstellung der parlamentarischen Bilanz in den Organen aller Parteien nicht auszubleiben. MeistenthcilS enthalten diese retrospectiven Betrachtungen nicht mehr als eine mehr oder minder geschickte Zusammenstellung der verschiedenen BerathungSgegenständc der abgelaufenen ParlamentSsession, woran sich, ze nach dem Parteistandpunct, Anschuldigungen auf die gegnerischen Parteien, Bertheidigungsversuche der eigenen Gesinnungsgenossen knüpfen. Die übliche HoffnungS- shmphonie, daß unter einem veränderten Regiment und einer künftigen gesinnung-verwandten Majorität die öffentlichen Angelegenheiten viel besser geführt werden, bildet den schwung vollen und den Leser befriedigenden Schluß dieser nach stereotypem Muster gearbeiteten „Rückblicke". Ein weitschauender politischer Geist wird sein Urtheii durch solche Momentsaufnahmen der politischen Situation nicht allzu sehr beeinflussen taffen. Er wird immer die speciellen legislatorischen Ergebnisse, mögen sie positiver oder negativer Natur sein, nur al« ein« nothwendige Folge der politischen Parteiverhältniffe ansehen können und wenn er an irgend einem Zeitabschnitt da» Bedürfniß fühlt, sich Rechenschaft zu geben über da» bereit» Erreichte und in Zukunft noch zu Er reichende, so wird er sein Augenmerk weniger auf da» Schick sal einzelner Vorlagen und Anträge, als auf die Constellation der gesammten Parteiverhältniffe richten, um daraus seine Schlüffe zu ziehen, um danach sein Verhalten in der Zukunst zu regeln. Der gegenwärtige Augenblick ist einem solchen Beginnen nicht ungünstig. Diese« Jahr ist ein von Wahlen nicht belastete». WaS heute in ruhigem Erwägen gesagt wird, ist unbeeinflußt von den Leidenschaften und taktischen Rücksichten, denen sich in Zeiten einer erregten Wahlbewegung auch Derjenige nur sehr schwer zu entziehen vermag, der gewohnt und bestrebt ist, seinem Nrthcil in allen Fällen die möglichste Objektivität zu wahren. Die gewissermaßen kältere und leidenschaftslosere Temperatur der Parteikämpfe in diesem Jahre ließ unS auch beim Beginne der abgclaufencn Parlamentssession die an und für sich nicht unberechtigte Hoffnung auSsprcchen, daß dieselbe eine erwünschte Klärung der Parteiverhältniffe, welche viel zu wünschen übrig lasten, bringen werde. In wie weit wir diesem Ziele jetzt näher gekommen sind — das zu prüfen ist eine Aufgabe, welch« wir un» nicht entziehen dürfen. Im Großen und Ganzen können wir unser Urtheil dahin zusam mensassen, daß wir einige Schritte vorwärts gegangen sind, ohne daß sich unsere Wünsche und Hoffnungen vollkommen realisirt haben. E» ist ein berechtigter Egoismus, wenn wir bei der Prüfung im Einzelnen die Parteien aus dem nationalliberalen Gesichts winkel ansehen, d. h. in ihrem Verhältniß zu unserer eigenen Politik, zu den Principicn, welche wir stets vertreten. Dabei werden wir doch objectiv da» Verhältniß der übrigen Parteien untereinander würdigen können und von selbst wird sich bei ein« solchen Gruppirung die Stellung der verschiedenen Parteien zur Regierung ergeben. Derjenige Factor, welcher daS größte Hinderniß ein« gesunden Majoritätsbildung im deutschen Reichstage seit der Gründung de» Reiche« bildete, ist daS Centrum. Durch die Unterordnung aller politischen Ziele und Strebungen unter den alleinigen kirchenpolitischen Zweck, durch die den Ausschlag gebende numerische Stärke des CentrumS iu allen Fragen, hatte eine von Nebenrücksichten freie innere deutsche Politik so lange kein« Aussicht aus Erfolg, als der kirchcnpolitiscke Kampf nicht aus die eine oder andere Weis« zu Ende gebracht war. Wir haben schwere Bedenken gegen den Weg, 'welchen die Regierung in der letzte» Periode zu diesem Zweck ringe« schlagen bat, aber wir müssen das Factum anerkennen, daß jetzt die Opposition des CentrumS keine so principielle und ausnahmslose mehr ist, wie früher. Wir können nicht über sehen, daß in der Anerkennung und Au-Lbuug der Anzeige- Pflicht die römische Hierarchie eine den berechtigten Ansprüchen LeS Staate» entgegenkommende Praxis eingesührt hat und daß auch in rein nationalen Fragen die Haltung deS römi schen KlcruS eine minder schroffe geworden ist. Wir rechnen unter diese Rubrik beispielsweise die neuliche Verfügung deS neuen Erzbischofs von Posen, nach welcher au- dem erzbischöflichen Ordinariate alle Schriftstücke in derjenigen Sprache beantwortet werden sollen, in welcher sie dort eingehe», damit ist in einer der früheren Lcdochowski'schen Praxi- widersprechenden Weise die Parität der deutschen mit der polnische» Sprache in der Posen« Diöcesc und in dem osficiellen geistlichen Verkehr anerkaunt. Der Erzbischof von Posen gerirt sich damit auch al« d« geistliche Oberbirt deutscher Diöcesanen, nicht nur al» PrimaS von Polen. Wenn wir so bereitwillig zugeben, daß die schroffe Kluft, welche früher daS Centrum von den reichS- freundlichen Parteien trennte, eine etwas weniger tiefe ge worden ist, so sind wir doch aus der anderen Seite ebenso weit davon entfernt, un- allzu sanguinische» Hoffnungen auf die ReichSsreundlicbkeit der Partei Windtborsi hmzugeben. Unser Mißtrauen ist noch immer sehr lebhaft und sehr be gründet. Noch könne» wir in dem Gebabren der klerikalen Partei weiter nicht- erblicken, als eine Belhätigung der vul gären LebenSregel: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. An großen, wirklich entscheidenden, jede» Mißtrauen au»- schließenden Thaten nationaler Politik bat e» da« Centrum trotz d« großen, seinen kirchenpolilischen Ansprüchen gemachten Eoncessionen der Staatsregierung noch immer fehlen taffen, und wir hegen starke» Zweifel, ob cS sich zu solchen in Zu kunft wird bereit finden lassen. Die Klärung ist in dieser Hinsicht noch der Zukunft Vorbehalten. Natürlich wolle» die extremen Eonservativen, die Herren von Hammerstein. Kleist-Retzow, Stöcker, von einer solchen besonnenen, abwartenden Haltung dem Centrum gegenüber nichts wissen. An die sie sofort nach ultramontancn Allianz aA""piend, ^ in die Arme dem Friedensschlüsse mit Rom dem Centrum n ^ fallen und glaubten den Z«tpunct g - evangelischen Hilf- ihre hierarchischen G-luste -va"^ Kirche zur Geltung bringen zu können. Da« klägliche ihr« bezüglichen Anträge »m cv-mspörnen schneidende Abs-rtigung. welche ^/7"'°"^Lßq^nCons-r- größten TheileS der Conservatwen mit den Mlttetpariei-n band, hat auch in der letzten Session nicht nur durch ein milchiges Zusammenwirken im Parlament sonbern auch verschiebet Vorgänge im Lande, so durch den Del-mr -n «g beider Parteien in der Rheinprovmz -m- erfreuliche Festigung erfahren. Di- weitere Pflege diese« gedeihlichen Par ew« bältniffeS wird Aufgabe aller besonnenen national gesinnten d"Än D-utschsttisinnigen gegenüber, welche «och immer mit dem oppositionellen Centrum coquettiren. haben sich unsere Beziehungen nicht gebessert Die Schuld da Ur trifs nicht die nationalliberale Parte,, sondern sic ist zu suchen '» d« Verblendung der Führer der dcutschsreisinnigen Patte,, welche in einer rücksichtslosen Opposition das einzige Arca»um ,-b-s politischen Erfolge», den alleinigen Bewei« liberal« Gesinnung sieht, so daß selbst von ihnen die jetzige corrett« Handhabung deS SocialistenaesetzeS, welche da» gesunde ö. -ntliche Leben von der Giftpflanze hetzender Agitation besre.r, bekämpft wird. Nicht einmal in dem gemeinsamen Kampfe all« Ordnunqsparteien gegen die Socialvemokratie können wir uns aus die BiinvcSgenoffenscbaft der Deutscksrelsinmgen verlasse». Dies« große politische Mißgriff wird sich für Dleze,ilgen die ihn begehen, sich« immer schwerer rächen. Unter solchen Umständen ist die nationallibcrale Partei daraus angewiefen, in enger Fühlung mit der sreiconservativen Parle» weiter und weit« an der Gesundung unserer inneren politischen Ver hältnisse zu arbeiten und sowohl nach recht-, al» nach links ihrer großen Aufgabe al» Mittelpartei eingedenk zu bleiben. Leipzig, 6. Juli 1886. * Bei der ablehnenden Abstimmung de« BundeSrathS über die Berliner Industrie-Ausstellung hatte sich Preußen, wie der „Nationalreilung" mitgctheilt wird, neutral verhalten und erklärt, seine Stellung von der Majorität ab hängig machen zu wollen. * Die von der „Kreuz-Zeitung" lange erwartete AuS laffung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung' über den v. Hammerstein'schen Antrag ist nun erfolgt Sie lautet: „Wie unsere Leser wissen, haben wir »nS von vornherein gegen diel nachmals durch die Einbringung de- v. Hämmerst ein'sichen Antrages zur Ausführung gebrachte Absicht erklärt, den preußischen Landtag mit einer neuen kirchenpolitischen Frage zu befassen, nach- dem soeben erst die Differenzen, deren Rückwirkung dem politischen Leben seit einem Decennium fühlbar geworden, zum Ausgleich ge- kommen waren. Wir begründeten unser Bedenke» sowohl all- politischen wie auS confessionellen Erwägungen, und wir können jetzt wohl sagen, daß der Verlauf der Dmge im Abgeordneten, wie im Hcrrenhause unser Bedenken gerechtfertigt hat, wcnngleich dort durch die Haltung der Majorität, hier durch die Zurückhaltung der Regierung die ausregende Discussion erspart wurde Der An trag von Haiiimcrstein konnte als FractionSantrag nur in einer Form eingebracht werden, welche weit zurückblieb gegen die An sprüche Derer, die den Impuls gegeben hatten; und bei seiner Be fürwortung im Abgeordneienhause zeigte sich, daß selbst die Mit- niiterzeichiier nicht eine» und denselben Standpunkt einnahmeu, während daS Schicksal, welches die Majorität dem Antrag be reitete, keinen Zwestel darüber ließ, daß die Aspirationen, welchen der Antrag Bahn brechen sollte, keine Aussicht habe», die legis- latorischc Unterstützung zu finden, deren sie versassungsmäßig bedürfen. Allerdings wissen wir wokl, daß die parlamentarische Constellation der Gegenwart nicht maßgebend sür die Zukunst ist. Aber wenn die Freunde de« von Hammerstein'ichen Anträge- an die Zukunft appclliren, um sich dem Vorwürfe der Jnopporlunilät, welcher von vornherein gegen ihr Vorgehen erhoben wurde, zu ent ziehen, so würden sie jedenfalls »ach,zuweilen haben, daß von der Stimmung im Lande demnächst ein Deuck zu erwarten sei, welcher einen Wandel der Majorität bewirkt. Wir unsererseits haben freilich im- nicht überzeugen können, daß eine solche Stimmung vorhanden ist; wohl aber, daß nicht blos der Rationalismus, sondern auch die auf dem Bode» des Evangelium« stehend« Glaubensinnigkeit und Zuversicht sich mit Organisationen nicht befreunden will, welche leicht in Befahr komme», sich selbst Zweck zu sein, wenngleich man äugen- blicklich bescheiden genug ist. die geplante kirchliche Organisation gerade mit aus Rücksicht aus die wirksame Unterstützung, welche sie dem Staate zu gewähre» im Stande sein würde» »u empsehlen. Wir bleiben nach wie vor der Ueberzeugung. daß der Antrag inopportun in Rücksicht aus den Zweck und noch mehr in Rücksicht auf die politische Wirkung war; denn leid« muß constatirt werden, daß, wenn jener Nicht erreicht worden, diese nicht auSgeblieben ist. Ein Blick aus die Organe der verschiedenen Parteien genügt, uni sich zu überzeugen, eine wie tiese Mißstimmung erzeugt worden ist welche die Parteien, die z» vertrauensvoller Mitarbeit an den Zwecke» nationaler Politik berufen sind, i» Positionen gedrängt hat die nicht ohne wechselseitigen Widerspruch und Borwurs behauptet werden können." . * . * Da» leitende Wiener Blatt, die .Neue Freie Presse", wirst gelegentlich de» zwanzigjährigen Gedenktages der Schlacht von Köniagrätz einen Rückblick aus die damalige Lage. Da» Blatt schreibt: Zwanzig Jahre sind heute seit der unheilvollen Schlacht von Königgrätz verflossen, und dieser Gedenktag möge den Anlaß bieten, um eine klein-, aber bedemungsvolle Episode zu erwähnen, n!.n »ach der Katastrophe von Königgrätz zuirug mt'nien Kreisen bekannt sein dürste, unmittelbar nach der -chlacht vonEustorza war der ungarischeReichslaa Verlag worden, welcher si-y den Wünschen de« Grasen «elcredi und ll'sa-llg erwiesen hatte. Im d-M' den Alteonservativen Schlapp« aus d.'s d°rt.i. welch« -n der Sisttrung der o/ks?. i» ^ 1° wElä'ig mitg.arbeilet, hatte bereit« aus- Ungarn politisch zu zähle». Nach der Schlacht von tauchte jedoch der Bedanke auf, durch nur denkbar ascheste Durchführung des Ausgleiche» mit Ungarn die Fort- Angder»r,kges gegen Preußen zu ermöglich«- r« Kaiser den Wunsch au«, mit Frau, Deak Rückspsiach« zu nehmen Durch et»«» Vertrauensmann der Krone wurde der alle Hen ^iwiiiirmrnlspi'ris viertelj. 4'/, Mk. i»cl. Bringcrlohn ö Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörderung 50 Mk. mit Postbesörderung KO Mk. Inserate 6gespaltene Petitzelle SO Pf. Größere Schriften laut »ns, Prcisverzrichniß Tabellarischer u.Zifserniatz »ach Höhen» Tarif Urctamen unter dem Redactioosstrich die 4gespal>. Zeile SOPsi, vor denFamiliennachrichien die «gespaltene Zeile 40 Pf, Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruenuwerulläo oder durch Post nachnahme. 8V. Jahrgang. von dem Wunsche des Kaisers in telegraphischem Wege beuach. rickitigt und er erklärte sofort seine Bereitwilligkeit, dem Ruse Folge zu leisten. Zum ersten Male wieder seit 186t machte sich Franz Deak auf den Weg nach Wien. Es war der Wunsch des Kaisers, daß über die Berufung Deak'S da- tiefste Stillschweigen beobachtet werde. Franz Deak reiste daher mit der Südbahn nach Wie», stieg in Meidling ab und quartierte sich im „Hascii".Wirlhs- hause in Meidling ein, wo er sich als Vr. Ferenczy aus Pest ins Fremdenbuch cinirug. Unter dem Vorwände, daß er von der Reise zu ermüdet sei, zog sich Deak sofort aus sein Zimmer zurück, welches er am selben Tage nicht mehr verließ. In den Abendstunden empsiiig er den Besuch jenes Vertrauensmannes, der bei seiner Berufung intervenirt hatte. Deak hatte eS sich auSgebeten, daß er zu einer möglichst frühen Tagesstunde vom Kais« empfangen werde, damit er Wien bald wieder verlassen könne. Um 4 Uhr Morgen- de» daraussolgende» Tage- wurde Deal durch einen Fiaker abgeholt und ins Schönbrunner Schloß zur Audienz gebracht. Die Details der denkwürdigen Unterredung zwischen dem Kaiser und Franz Deak enlziehen sich selbst heute noch der Publicatiou. Den Ausgangspunkt des Gespräches bildete die Frage, ob Ungarn bereit sei, zur Fortsetzung des Krieges die nöthigen patriotischen Opfer zu bringen, falls die in dem Elaborate der Fünszehner-Lommission — welches im Großen und Gan- zen den später vollzogenen Ausgleich in sich schloß — enthaltenen Forderungen bewilligt würden. Franz Teak widcrricih zwar die Fortsetzung de- Krieges, aber seine Darstellung der ungarischen Verhältnisse und AuSgleichssorderungen übte aus den Kais« eine» so nachhaltigen Eindruck, daß Deak noch in dieser Audienz dem Monarchen Vorschlägen konnte, die Ansichlcn des Grasen Julius Andrassy zu vernehmen und die Aufmerksamkeit des Kaisers aus diesen Staatsmann, als auf die geeignetste Persönlichkeit, lenken durste, welche mit der Bildung des ungarischen Ministeriums betraut werden könnte. Am selben Tage reiste Deak nach Pest zurück, wenige Tage später wurde Graf Julius Andrassy an das kaiserliche Hof- lager berufen. Der Krieg wurde nicht fortgesetzt, die Audienz, welche Franz Deak iu den ersten Julitageu beim Kaiser hatte, ist grundlegend sür den Ausgleich und sür die dualistische Gestaltung der Monarchie geworden. * OsficiöS wird auS St. Petersburg gemeldet, daß die Stimmung in Regierungskreisen einen Umschwung zu Ungunsten deS Grafen von Paris «fahren hat. Der Osficiöse schreibt in der „Politischen Corrcspondenz": Das Manifest de- Grasen hat in Petersburg einen wenig günstigen Eindruck hervorgebracht. Wenn man bis zu einem gewissen Grade begreifen konnte, daß der Gras von Paris sich ui seinem Patriotismus, in seiner Selbstliebe und in seiner persönlichen Würde durch eine allem Anscheine nach unverdiente, willkürliche Maßregel verletzt sühlte, so muß man es um so mehr bedauern, daß er durch seine Kundgebung da- Vorgehen der sranzösischen Regierung gleichsam nachträglich rechtfertigt. Eine politische Persönlichkeit von der Be- deutung de« Grasen von Pari« schuldet es der Sache selbst, die er vertritt, sich selbst eoasequeut« zu bleiben und mit seinen früheren Erklärungen nicht in Widerspruch zu gerathen, namentlich wenn die Zukunft dieser Sache gerade nicht vo» der ihm zu Gebote stehende» materiellen Kraft, sondern vielmehr von bei» größeren oder geringere» moralischen Ansehen abhängt, da- er in der öffentlichen Meinung genießt. Man hätte es in Petersburg gerne gesehen, wenn er eine würdigere Hat- tung beobachtet und sich schweigend zurückgezogen Hütte; er hätte aus diese Weise bei den Bolksmossen einen viel,nächtigeren Eindruck hervorgebrachl als mit den leeren Erklärungen seines Manifestes, und er hätte sich dadurch alle Borthetle der Rolle eines schweigenden Prätendenten aus den Thron Frankreichs gewahrt, ohne sich die Nachlheile der Ver schwörerrolle zuzuzieheu, die er i» gewissem Sinne übernommen Hai. Der Enkel Louis Philipp'« schuldete es den Traditionen seiner Familie, den Ruf deS französischen Volkes abzuwarten, wenn die monarchische Restauration eine» TageS möglich geworden wäre; statt dessen hat er selbst sich dem sranzösischen Volke angetragen und sich dadurch, wie die „Now. Wremja" treffend bemerkte, verurtheilt, vollständig daS Erbe des Grafen Lhambord zu übernehmen und in irgend einer ausländischen „Residenz" die Rolle des „Königs im Exil" zu spielen Bezüglich de- Gerüchte«, wonach der Gras von Paris beabsichtige, in der nächsten Zeit eine Reise durch Europa zu unternehmen und im Verlause derselben den bedeutendsten Höfen Besuche abzustatten, muß betont werde», daß diese Versuche, voraus- gesetzt, daß der Gras vo» Paris sich in der Thal mit einem solchen Plane trägt, lm Hinblick ans das Manifest des Grasen sehr ungelegen kämen und die HSse, welche den Besuch deS Grafen erhalten würden, nur in Verlegenheit setzen könnten. Wäre daS Manifest nicht er schienen, so hätte man dem Grafen von Paris, al« einem durch die Willkür der radicalen Partei in Frankreich verbannten Fürsten, den wohlwollendsten Empfang bereiten können, ohne daß derselbe einen andern Charakter als den einfacher, freier und großmülhiger Gast freundschaft gehabt batte; unter den gegenwärtige» Umständen jedoch würde ein solcher Empfang eine Demonstration zu Gunsten eines Prätendenten sein. * In türkischen Kreisen wird, wie die „Politische Corrcspondenz" auS K o n st a n t i n o p e l meldet, die bulgarische Frage als eine Frage der künftigen Be ziehungen zwischen der Türkei und Rußland aufgefaßt. Jeder Schritt, welchen die Pforte in dieser Angelegenheit unter nimmt, wirb daher unter diesem Gesichtspunkte mit der größt« Vorsicht geprüft. Die hiesige russische Botschaft hat der Pforte wieberholt und zuletzt in sehr eindringlicher Weise nahegelegt, daß sie mit Rücksicht aus die Nichtachtung der ConserenzbeschUlsse de- Fürsten Alexander, der den'selbei, in vffe»kundiger Weise zuwiderhandle, ihn in seine Schranken zurückweisen niöge. Die Pforte kann nicht umhin, die Nichtigkeit der russischen Vorstellungen anzuerkennen, ist aber trotzdem scsi entschlossen, von ihrer bisher gegenüb« Bulgarien beobachteten wohlwollenden und versöhnlichen Haltung nicht abzuweichen. Sie wird sich daher begnügen, in einem Circulare an ihre diplomatischen Vertreter im Auslande die Illoyalität de» Vorgehen» de« Fürsten Alexander zu con- staliren und jede Verantwortung für die dadurch geschaffenen Zustände abzulehneii, ohne indeß daran weitere Conclusionen zu knüpfen. Dem Standpunkte, den die russische Regierung eilttiiinmt, kann,wenn man die von der letzten Conferenz geschaffene NechlSdasiS in« Auge faßt, die Berechtigung nicht abgesprochcn werden; derselbe verliert jedoch in den Äugen der türkischen Regierung dadurch an Gewicht, daß dieselbe in Erfahrung ge bracht haben will, daß russische Agenten, wenn auch gewiß nicht im Austrage ihrer Regierung, sottwährend d« bulgarischen Bevölkerung, namentlich in Ostrumellen, Vorreden, daß Ruß- lanp ihnen eine vollständige Union und noch außerdem eine Gebiet-Vergrößerung verschaffen werde, wenn nur Fürst Alexander verdrängt wird. DieS ist der eigentliche Grund, warum die Türkei der bulgarische» Regierung gegenüb« so große Nachsicht, ja Wohlwollen bekundet, denn, wenn sie auch nichts weniger al» zufrieden ist mit der Ungemrtheit, mit der sich Fürst Alexander über alle Rechtsbedenken bm- ""gstffetzt hat, so ist sie sich doch vollkommen darüber klar, daß die Wiederherstellung deS russischen Einflusses in Bulgarien jedenfalls noch viel größere Gefahren für da» Reich im Gefolge haben würde. Diese Erkenntniß, oder richtig«, diese- in stinktiv« Gefühl beherrscht auch die volkSthümlichen türkischen Kreise, welche, während ehemal» der Name Bulgare alF ein Schimpfwort gebraucht wurde, jetzt freundschaftliche Gefühle für die Bulgaren an den Tag legen Mehr und mehr bricht
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