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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188607071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-07
- Tag1886-07-07
- Monat1886-07
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Kkdaclion Lrpkditiou IohanneSgasje 8. Aprkchkundrn -er Nkdarkmt: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—k Uhr. ^ür die Rückgabe enigesandter Manuscripte die RedacNon nicht vervindttch. Anua»«e »er für »te nächstt«l«en»e R«»«er bestimmten Inserate an Wochentagen bt» S Uhr Nackmitt«»«, an Sonn- un» Aefttagen früh bis'/,» Uhr. Zn hrn ZMalen für Ins.-Jnnahme: vtts -lem«. Univcrsitälsstraße 1. Lauts Lische, Kaiharinenstr. 23, p. nur bis ':,S Uhr. rimiger Tagclilatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels - und Geschäftsverkehr. Auflage LS,SSV. Tbonnrmentsprris vierlelj. 4'/, MN. incl. Bringerlohn 5 Mt., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesorderung 50 Ml. mit Postbesörderung 60 Ml. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schristen laut uns. Preisverzeichniß Tabellarischer u.ZissernIatz nach höherm Tarif lleclamen unter dem RedactionSsirich die 4gespaII. ZeilebOPs., vor den Fam,lienuachr»chtea die 6gespaltene geile 40 Ps. Inserate sind stets an die 8r»e»ttta« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumeranNo oder durch Post- nachnahme. 188. Mittwoch den 7. Juli 1886. 8V. Jahrgang Amtlicher Theil. Bekanntmachung, Orchester Wittwen-Fond» betr. Aus Antrag des Vorstandes der, unter dem Name» .Stiftung zur Unterstützung sür die Wiltwen und Waisen des Leipziger Stadtorchester«- bestehenden, in der Regel „Orchester-Wittwen-FonvS" genannten Stiftung sind die an diesem Fonds bisher nickt bethciligt gewesenen pensionS- berechligten Mitglieder de« StadtorckesterS in die Stiftung ausgenommen worden, und zwar mit der Maßgabe, daß das Erträglich eine« besonder« zu bildenden Fonds diesen neu ein- getrelcnen Mitgliedern sür ihre Witlwen und Waise» ge währleistet werden, nack Ansammlung eines Capital- von 50,000 aber eine volle Gleichberechtigung mit den älteren Mitgliedern eintreten soll. Zur Bildung dieses CapitalfondS ist »ns heute von der Directio» der Gcwandhausconcerlc ein Betrag von S.034.75 ^ und von zwei ungenannten Freunden der hiesigen musikalischen Verhältnisse der Äesammtbetrag uon 5,120.50 zusammen 14,164.25 in Wcrthpapiercn übergeben worden. Namen« des OrckeslerpensionSsonds, unter dessen Der waltung sich die Stiftung ces Orckester-Wlttwen-tzond« ge stellt hat, sprechen unr snr diese reichen Zuwendungen hiermit den wärmsten Tank au«, inbein wir un« der Hoffnung hin geben, daß durch den nie ermüdenden Wobltbällgkeits- und Kunstsinn diesiger Einwoliner die im Interesse der Orchester Mitglieder höchst wünschenswerlhe Erhöhung des Fond« bi« aus 50,000 stl bald berbeigcsührl werden wird. Leipzig, am 30 Ium 1886. Der VcrwaltuaqSauSschust deS Orchester - Peasions - Fonds. 70. Dr. Georgl, Vorsitzender. Wilisch Asi. In Gemäßheit de« tz. 1 der Instruction sür die Aus sührung von Wasserrohrleitungen und Wasseranlagen in Privatgrundstückcn vom 1. Juli 1880 wachen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Gustav Parreidt, Georgeuftraßc Nr. 14. zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un« sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach gewiesen hat. Leipzig, den 1. Juli 1886. Der Starh der Stadt Vetprtg. X 2913. I)r. Georgi. Wollram dem Unterzeichneten Arincnamle sollen im Stadt Von Hause Freitag, de« l». Juli ». Vorm, von » Uhr an, Möbel, Hau«- und Küchengerälhe, Betten u. dergl. mehr meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 6. Juli 1886. Da» Arueenamt. Ludwig.Wolf. Iunqhähnel Aufforderung. betreffen» die Rechte der Absender vo» Eijenbahn-Rütern den Weg »orzuschreibcn. Durch Beschluß des Bundesrothes ist seit Milte April vor. I daS srühere Recht der Absender von Estcnbah .-Güter», den Trans portweg vorzuschreiben, »mgeachle, vielseitiger Gegenvorstellungen aus dem Handelsstande, aufgehoben worden: seit dem 1. Februar d. I. ist das Verbot zwar sür den Eilgut-Verkehr und sür einige besondere Zweige des Verkehr- wieder beseitigt worben, i» der Hauptsache aber besteht e- noch fort. Die Handels- und Gewerbe kammer zu Pluuen hat sich nun in einer aussnhrlichen Eniga:- a» den BunvcSrath sür Wiederherstellung de» Rechtes der Äbicnder sür die Wahl de« Trausportweges sür Gütersendungen aller Art verwendet und unS zum Anschluß ausgesordert. Der Berkehrs-Uus schuß ist sachlich einverstanden und empfi Hst den Anschluß unter der Voraussetzung, daß noch neue Tbatiachen «nS de» Eriah,u»gcn des diesseitigen Bezirke« brigebracht werden können, wclltic das Besuch zu unterstützen geeignet sind. An die Kaulleute und Fabrikanten unsere- Bezirkes richten wir deshalb die Aufforderung. unS ihre Wünsche und Erfahrungen in dieser Hinsicht baldmöglichst und längsten« bt« zu« 10. ». « schriftlich mittheilen zu wollen. Leipzig, den b. Juli 1886. Die Handelskammer vr. Wacbsmuth, Bors. vr. Gensel, S war stet» einer der Söhne deS Reichskanzlers sein! de Steckbriefs Erneuerung. Der gegen den Oberkellner RachnS Wolf aus Alt-L-ber» unterm 24. December 1884 erlassene Steckbrief wird hierdurch erneuert. Bernburg, den 1. Juli 1886. Der tzer»o«liche Staatsanmalt. Schiele. Nichtamtlicher Theil. Jur Lage. * In der Begleitung de« Fürsten Bismarck hat sich die-mal der Cbes der Reichskanzlei, Geb. Ober- regierungsrath Rottenburg, nach Kilsingrn begeben. ES ist, feit Fürst BiSmarck als Reichskanzler an der Spitze der Geschäfte steht, da« erste Mal, daß der Chef der Reichs kanzlei ihn aus seiner Urlaubs- und ErbolunaSreiie, sogar in den Badeort, begleitet, und der Schluß liegt nahe, daß Fürst BiSmarck eben nicht in der Lage ist, sich in diesen» Jahre vollen Urlaub zu gönnen. So ist e« in der Thal. Wie man dort, findet täglich ein lebhafter Depeschenwecbsel zwischen Berlin und Kissingen statt, unk auch die schriftliche und tele graphische Verbindung zwischen Kissingen und Em« ist eine rege. Besonder» Fragen der auswärtigen Politik sollen es sein, welche die Zeit und Arbeit des Fürsten BiSmarck in diesem Sommer, mehr als in früheren Jahren um diese Zeit der Fall war, in Anspruch nehmen, und auch Kaiser Wilhelm bat während seine« Aufenthalt« in Em» fast täglich den Vortrag dcS Vertreter« de« Au«» »ärtigea Amt«, de« Herrn v. Bülow, gehört. In trübere» wahren war stet« i Begleiter aus der Sommerreise - da die- diesmal auS bekannten Gründen nicht angänglich. mutzte Herr Roltenburg eintrete», wa« eben, wie gesagt, um so dringender wurde, al- e« in der auswärtige» Politik Arbeit genug giebt. Dock braucht darum keinerlei Besorgniß Platz zu greisen, „brennende" sragen giebt e« zum Älück >m Äugenbiick nicht, auch »Weit hinten" werden die Völker vor der Hand nicht auf einander chlagen, aber zum Genuß der völligen Ruhe für un« gehört eben, daß man im Osten und Westen weiß, Fürst BiSmarck seht aus der Wacht. Und da« ist der Fall. Die Eventualität eine« bayerischen CabinetSwechselS Wird in der Presse noch immer eifrig erörtert. In Berlin eisern „Kreuz-Zeitung" und „Germania" in schönster Ein tracht gegen da« Ministerium, und daS Blatt der Junker giebt auch beute wieder der festen Ueberzengung Ausdruck, daß das Ministerium Lutz die nächsten Wahlen nicht über dauern werde. Der Streit scheint un« ziemlich müßig, möge man doch erst den Ausfall der Wahlen abwarten. W>r stauben, daß da« Ministerium die Neuwablen keineswegs zu ürckten bat. da die freisinnige Partei in Bayern keineswegs in Uebereinstimmung mit den norddeutschen Fortschrittlern ein klerikales Regiment herbeisebnl Dort hat man zur Genüge Gelegenheit gehabt, die Ultramontanen in ihrem Wirke» in unmittelbarster Nähe zu beobachten, und das hat abschreckend gewirkt. Das deutsche Reich und Bayern wären entschieden zu beklagen, wen» das Ministerium Lutz durch ein Ministerium v. Franckenstein ersetzt würde. Merkwürdig ist eS übrigen-, daß die „Kreuz-Zeitung" wie in dieser Frage mit der „Germania" und einem Theil der fortschrittlichen Presse, auch in Betreff der geplanten Berliner Ausstellung mit der fortschrittlichen Presse Berlins sich in Uebereinstiinmung befindet. Hier berühren sich die Gegensätze, der RabicaliSmu« von rechts und links hält e« beinahe für ein Unglück, daß dieses Projcct sich nickt verwirklichen soll. Die „Kreuz-Zeitung" bescknlviat unsere Großindustriellen deS Mangels an nationalem Gefühl Diese Herren werden den Schmerz deS VorwusS von dieser Seite hossentlich leicht verwinden. In Wirklichkeit liegt keine direct nationale Frage vor. aber doch vielleicht insofern, als die Kenner und Vertreter unserer Gewerbe zumeist der Ansicht sind, daß eS besser ist, daS Geld zur Hebung der nolb leidenden Industrie als zu unnützen Schaustellungen zu ver wenden. Gedrängt wurde Ubcrbaupt erst, als Frankreich sich anschicktc, eine Ausstellung ins Werk zu setzen, da hielten es Biele sür angezeigt, diesen französische» Vorschlag nachzuahmen. Wir lassen sür heute die Frage, ob internationale oder nationale Ausstellungen für unsere Zeit überhaupt ongezeigt, bei Seite. In jedem Falle aber scheint unS der BundeSratb weise und loyal gehandelt zu haben, indem er die Summe,, der berufenen Vetreter von Handel und Industrie mebr berücksichtigte als die einer künstlichen Macke. Die am Donnerstag abgehallene mehrstündige Sitzung des preußischen StaalSm i»isteriuin S betras Fest setzunge» bezüglich der Ausführung mehrerer wichtiger Belchlüsse VcS Reichstages und de« Landtages und Anordnungen der Ber Wallung für die nächste Zeit. Die preilßisckenMinislcr werde» »u» nackemanber ihre Urlaubsreisen anlrcken. so daß ininicr nur zwei Mitglieder deS SlaatSininisteriliniS in Berlin an wesend sein werden. Erst in der zweiten Hälfte de« September dürste daS Ministerium wieder vollzählig in Berlin ver sammelt sein und an die Arbeiten sür die nächsten Parlaments- Sitzungen heranlreten. DaS Socialistcnqesetz wird, wie verschiedene neuer dings aus Grund desselben ergangene Anordnungen beweisen, gegenwärtig in sebr strenger, gegen trüber offenbar noch ver sckärftcr Weise gehandbabt. Wenn man srübcr oft der Meinung gewesen, die Härte» deS Gesetze« würden in ber Praxi» allniälig gemildert und so der Uebcrgang zu normalen Zuständen angebahnt werden, so ist dieser Entwickelungsgang curckauö nickt eingetreten. Wir fühlen uns keineswegs bcruse», eine scharfe Anwendung deS Gesetze- zu laveln; Alisnabme- uiib Notbgesetzc haben nur Sinn, wenn sie energisch gehand babt werden. Es sind auch gegen die Loyalität der Aus führung im Ganzen keine Einwendungen zu erbebe» Dies haben die zahlreichen Socialistendebatten der verflossenen ReichStagS- session bewiesen, in denen die socialdemokratiscken Abgeordneten zwar genug allgemeine Redensarten, aber wenige berechtigte Klagen vorzubringen wußten und die Regierung sich >m Ganzen mit Erfolg zu vertheidigen vermochte. Es ist ein beliebtes Argument der Gegner, zu behaupten, je schärfer das Sccialistengefetz gehandhabt werde, um so sicherer werde eS die Reihen der Socialdemokratie verstärken; das werde die Zahl der Abgeordneten und der abgegebenen Stimmen dieser Partei bei jeder neuen Wahl beweisen. Es mag sein, daß diese Zahlen bei den im nächsten Jahr bevorstebenden ReichslagSwahlen zunehmen. Em Beweis sür bas Wachs töum der Partei wäre daS aber doch noch nickt. Die Wahlersolge der Eocialdemckratic beruhen zum größten Theil auf der bitteren Verseindung der anderen Parteien, welche eS gleichgiltig geschehen läßt oder auch direct herbei- sühren hilft, daß die Socialdemokraten den Wablsieg erringen. Wenn man constatiren könnte, wie viel fortschrittliche oder klerikale Stimmen, namentlich bei den Stichwablen, sür Social demokraten abgegeben werden, um einen conservativen oder nalionalliberalen Candidaten zu Fall zu bringen, io würde die socialdemokratische Stimmenzabl ohne allen Zweifel sehr erheblich zusammenschmelzen. Die Anzahl Derjenige», welche auS Parteihaß und Verbitterung socialdemokralische Stimmen abgeben, mag im Wachsen begriffen sein, ob eS aber auch die Zahl der überzeugten Anhänger der Socialdemokratic ist. möchten wir bezweifeln. Leipzig, 7. Juli 1886. * Da« Reich gedenkt den Nord-Ostsee-Canal selbst zu bauen und zu diesem Ende eine au« Technikern und Ver waltungSbeamten zusammengesetzte besondere Baubehörde zu errichten, welche den Namen „Kaiserliche Canalcom mission" führen soll. Neben den Erwägungen, daß die unmittelbare Leitung de« Baue« durch daß Reich vor der ur sprünglich beabsichtigten Urbertragung an Preußen wegen der mit dem letzteren Verfahren nothwendigen Weiterungen den Vorzug verdient, haben auch andere Rücksichten und in« besondere der Wunsch', für die« große nationale Unter> nehmen auch die nichtpreußischen Techniker nutzbar zu machen, diesen Vorschlag veranlaßt. Ferner ist sür diese Entschließung die Erwägung mitrntscheidend gewesen, daß da« Reich bei diesem Unternehmen die Gelegenheit xur prak tischen Durchführung derjenigen socialpolitischcn Gesichts punkte erhält, welche in der kaiserlichen Botschaft vom l7. November l88l niederaelegt und in dem Ausdrucke „praktische- Cbristenlhum" zufammengrsaßt sind. Denn nicht nur wird diefeS große, zu seiner Durchführung Jahre be dürfende Unternehmen den Anlaß zu einer musterailtigen Organisation der Kranken- und Unfallversicherung für die bei dem Bau beschäftigten zahlreichen Arbeiter geben, sondern man wird dabei auch die Mängel, welche rücksichtlich der WoblsahrtSeinrichtungen bei Unternehmungen ähnlicher Art häufiger hervorgetreten sind, vermeiden und in Bezug ans Wohnung« , Speiseeinrichtnng. Befriedigung de« Sparbedürf- nisseS re. de» Arbeitern während de« Baue« ei» geregeltere« Dasein sichern können. Gerade dieser Seite der Sache wird besondere Sorgfalt zu widmen sein; daS Reich kann nach dem alten Sprichwort „oxsmpla traßunt" gar nichts Wirksameres lhu», als mit dem guten Beispiele einer inuslergilligen Bc- thätigung derjenigen arbeiterfreundlichen Socialpolitik voran zugehen. welche eS zur Richtschnur sür seine Gesetzgebung ge nommen hat. Der Prinz-Regent Luitpold von Bayern hat durch Eabinets-Ordre vom 28. v. M. bestimmt, daß daS I. Felc-Arlillerie-Regiment, dessen Ehes er ist, künftig die Bezeichnung ,. t. Felk-Arlillerie-Reginienl Prinz-Regent Luit pold" führen und baß VaS „5 EhevauxlegerS-Rcginicnt Prinz Otto" in Zukunft lediglich die Bezeichnung „5 EöevauxlegerS- Regiment" haben soll. Letztere Anordnung ist uni deswillen beacklenSwerlh, weil sic einen Bruch nnl den Traditionen de« bayerischen HeereS enthält. Bisher führten nämlich säinmt- liche bayerischen Regimenter in ihrer Bezeichnung de» Rainen ihres Ehess, und da alle Regimenter EbesS haben, trat stets zur Nummcrndezeichnung eines bayerischen Regiments der Name eine- Prinzen oder dergleichen hinzu. Starb der Chef, so führte daS Regiment so lange, bis eS einen neue» Ehes er hielt, den Namen deS letzten unter dem Zusatz „vacanl" weiter, wie auch zur Zeit noch daS in Passau und Burghausen stehende >6. Jnsanteric-Regiment den Zusatz „vacanl König AlphonS von Spanien" führt — Prinz Luitpold von Bayern hat, wie bereits gemeldet, seinen bisherigen persönlichen Ad jutanlen Oberst Freyschlag von Freyenstein unter Beförderung zum Generalmaior, die äußer der Tour erfolgte, zum könig, licke» Generalabjutanten und ferner je einen Ojsicier der Cavallcrie. Infanterie und Felvartillerie zu Ftügetadjulanten ernannt. Von der Infanterie ist der Major Frhr. v. Branca, ->ner der ältesten Bataitlons-Commanveure, von der Cavallerie der bisherige Adjutant ber General-Inspektion der Armee und Flügelavjutant de» Prinzen Luitpold. Rittmeister Frhr. Wolsskeel von Reickenberg (Rittmeister seil 1883), und von der Artillerie der Hauptman» Ritter von Wicvenmann, bi« her Batteriechef im 3. Artillerie-Regiment (Hauplniann seit 1882) in die genannte Stellung befördert. * Der Münchener „Allgemeinen Zeitung" geht „von sehr bcacktenSwerther Seite" aus Berlin folgende Dar legung zu: .Wohl hat das bayerische wie das deutsche Volk ein Recht daeaui, daß an den vcrsussungsniäßig zuständigen Stelle» die vollste Ailskläruiig über die Uiankyeit und den unglücklichen Lcbcnsausgang König Ludwig'S II. erlhcilt werde. Dies ist »i Munch,» vor de» bah nicken Slanden, deren Verhandlungen der üss'iiilickcn Meinung unterbreitet werden, gesckehen. Damit ist dem bei echtigle» Wuniche derselbe» ein Genüge gethan; was aber darüber üinausgeht, ist vom liebet. Eine solche lieber ichreitung der Grenze ist bereits bemerkbar. Schon gefallen sich Z-iiungcii, aus dem Lebe» des verstorbene» Königs Anekdoten zu sammeln und zu veröffentlichen, deren Inhalt mit dem Mitgefühl über das tragücke Geschick desselben m Widerspruch steht und deren Mit lhe, ii.ig nur daraus berechnet sein kann, sensalionsbedürstige» Lesern Stoff,znr BejriedigungihrerNeiiigkeilsgclüstc uiidKlalichiuckkzuliesern. Noch schlimmer ist eS, wenn aus dem Beweggrund wichligtlmender Eiielkeil Persönlichkeiten mit ihren angeblich eigenen — uneonirnlir baren — Erfahrungen und Erlebnissen voc die Oesfentlichkeit treten, um zu zeige», baß auch sie Beziehungen zu dem verstorbene» König halten. Wenn aber solche Veröffentlichungen ihren letzte» Beweg grund nicht in der Erregung von Sensation und in der Besördc ruiig von Skandal haben, sondern aus gemeiner Gewinnsucht ge schehen, so sehlt uns sür ein solches Verfahren und dessen Begünst, gung in der Sprache des anständigen Manne« jeder Ausdruck. Krankheit und Tod in so unglücklicher Verkettung pst gen auch rohen Gemüthern zum Mindesten ein achtungsvolles Schweige» auszuerlcgen. Nur in de» Zeiten deS Niederganges eines Volles, wen» die mora tische Kraft fehlt, die Schwere eines großen Ereignisses zu be greisen, hat man sich an den Klalich der Einzelheiten geklammert und diese mit geschäftiger Befriedigung von Ohr zu Ohr verbreitet. So weit ist, Gott sei Dank. daS deutsche Volk im 17. Jahre der — auch mit Hilfe de« verstorbenen Bayernkönig« errungenen Einheit noch nicht gekommen, daß die soeben geschilderten Persönlichkeiten eS unternehmen dursten, das deutsche Bürgerthuin so zu behandeln, wie die Verfasser der apokryphen Hosskaudal geschichten aus dem Untergänge der »aiserzcit die entsittlichte römische Plebs behandelt haben. Es wird genügen, aus diese Gesichtspunkte nur hingewiesen zu haben, noch viele andere könnten hervorgehoben werden. Dem Grabe eine- Unglücklichen und eines Königs gegen über sind andere Gedanken angebracht, al» solche, welche durch die Mniheiluiigcn von Aeußerungen der Krankheit und von Anekdoten kleinlicher Art geweckt werden, und wir sind überzeugt, daß das deutsche Volk, welche» durch das Ende Ludwig'S II. in seinem In nerstcn bewegt worden ist, cs nicht an seiner Entrüstung gegen Die jenigea fehlen taffe» wird, die etwa auS dem Unglück aus dem Throne Lapital zum Besten elender Beweggründe zu schlagen ver suchen möchten." » * * * Leicht erklärlich ist eS, daß der Kamps um die Existenz, den die Deutschen Oesterreicks seit Jahren erfolglos kämpfen, in den Reihen der deutscke» Volksgenossen eine tiefe Verstimmung erzeugt hat. Man fragt sich, wie so es kommen mochte, daß trotz deS reichen Aufgebots an Kraft. Geist und Ausdauer dennoch keine nennenswertbe Wandlung zum Bester» eintrat, und der Unmuth, der viele Kreise ersaßt bat, juckt eine Art von Genugthuung darin, die Sckuld am Mißerfolg dieser oder jener Parleiricktung der Kampsesweüe beizumeflen Nach jeder ParlamentSscssion traten bisher die Erscheinungen einer lebhaften Erregung inncrliaib der deutschen Opposition aus, um so weniger verwunderlich ist die gegen wärtige Bewegung, da die Opposition in zwei Clubs, den Deutschen und den Deutsckösterreichischen, getheiit ist. Man würde zu einem Fehlschluß gelangen, wollte man den Grund der gegenwärtigen Erregung der deutschen Opposition in dem Bestreben Ver beiden deutschen Partei richtungen jucken, weiter auSeiiicmderzugehen. Die Mit glieder sowohl de- deutschen wie die de« deutsch-öfter reichischen Club« haben in der verflossenen ReiLSralhSperiode ja deutlich eingesehen in Principiensragc Erfolg zu erringen vaven in ver verztonenen meiaisralvspenove I Landarmer und der chen. daß e« nur durch ihr Zusammengehen I Widerstand gestoßen fei e» möglich war, wenn auch keinen positiven «her noch keine amtliche m, so doch die geplanten Au-sälle aus den I bestätigte und daß in d Bestand de« deutschen VolkStbumS, wie aus die RcichSeinheit Oesterreichs abzuwebren. DaS Krastgesühl der Deutschen Oesterreicks wurde hierdurch schon unzweifelhaft gestärkt, der Pessimismus, der »ock vor wenigen Jahren herrschte und jede Möglichkeit einer Aenderung der traurigen Lage sür aus geschlossen hielt, ist säst gänzlich geschwunden und man hält, wie der Führer dcS linken Flügel« im deutschösterreickischcn Club, gegenwärtig vielleicht Oesterreichs bedeutendster Paria- mentarier, Herr von Plener, jungst m einer zu Eger ab- chaltenen Rede betonte, im Allgemeinen daran fest, daß die acklage in Oesterreich in der Dhat zu einer Krisis dränge und daß die Aera Taafsc bereits ihren Höhepunkt über schritten habe. Ist die Anschauung Plener'S ricktig, so folgt nun daranS nock immer nicht, daß die Wandlung sich bald oder ohne Rückschläge in der Zukunft zu vollziehen habe, allein man beginnt im de»Iscbösterreickisck>cn Club sich aus die veränderte Stellung vorzubercitcn. Alle Voraussetzungen aber müssten zu Schanden werden, wenn der Widerstand gegen die Regierung unk die slawisck-scnkalc Majorität nicht mit ungebrochener Kraft fortgesetzt würde. Stramme Einigkeit ist hier die einzige Voraussetzung eine» künftige» ErsolgeS, und wie diese Einigkeit am zwcckbienlicbsten turckzuführen wäre, das iss Kern und Inhalt ver gegenwärtigen Bewegung in der deutschen Opposition. Der linke Flügel de» deutsckösterreichischen Clubs trat zuerst hervor und drängt, wie die Reden Sturm'S in Iglau und Plener'S in Eger beweisen, nach einer Neu- gestailung; der deutsche Club'ist zur Zeit noch nicht hervor- getrclc»: aber c« ist heute schon al« feststehend anzunchmen, daß er, bei strengster Wahrung seines nationalen Programm-, willig in eine Einigung stimmen werde, wenn eS gelingt, den rechtenFlügel de« keutschösterrcickischen Club«, die sogenannte Gropgrund- desitzergruppe, unter Führung Elumetzki's von einem gemeinsamen Verband loSzulbscn. Dieser reckte Flügel ist wohl centralistifch, war aber stets ein hemmendes Gegengewicht gegen jede veutscknationale Regung in Oesterreich, und im gemeinsamen Verbände mit ihm wäre jede kräftige Action unmöglich, e« würde dasselbe unleidliche Verhältnis; lcrvvrgcrusen, wie e» zur Zeit ber Vereinigten Linken denand, ein tiefgehender innerer Zwiespalt bei nothbürstig zusamuicngchaltener äußerer Eintracht. — Das ist der gegenwärtige Stand der Dinge. Die Hauptschwierigkeit besteht darin, sich zu vergewissern, daß der von dem gememsamen Verbände eventuell losgelöste rechte Flügel deS deutschöstcrreichifche» Club«, der sich beispielsweise in der tieseinscbneidcndcn Landsturnisrage von der übrigen deutschen Opposition getrennt hat, nickt zur willenlosen hciß- erjehnten Miltelpartei de« Grasen Taasse werde Zwischen dem linken Fiügel deS dcutschösterreickisckeu Clubs und der Gesammtheit de« deutschen Clubs bestehen cann keine grundsätzlich trennenden Momente; beide verfolgen daS gleiche Endziel: den führenden Einfluß deS deutschen BolkS in Oesterreich wieder zu gewinne». Eine ArbeitStheilung wäre bei einheitlicher Bereinigung immer »och möglich, ja sogar geboten. Plener und sein Anhang würden den Kern einer künftigen (allerdings sür absebbare Zeiten »ock schwer zu verwirklichende») deutschen Regierungspartei bilken; die Anhänger deS deutschen Clubs aber hätten »ach wie vor die bedeutsame Ausgabe, als deutsche Boiksparlei die deutschen Volksmassen in nationaler Erziehung zu heben, sie zu organi- siren und zu sclbstthätiger Abwehr gegen daS Ausgehen in fremden Volksstämmen anzueifer». Eine« nämlich darf bei der Bcurlhcilung der Verhältnisse in Oesterreich nie außer Acht gelassen werden: der Rückgang deS DeulschthumS in Oesterreich ist wohl durch die Regierung Taaffe nach Kräften gefördert worden, aber er ist nicht lediglich dieser slawisirenden Epoche zuzuschrciben, sondern auch dem Mißverhältniß zwischen den national-hochentwickelten, unduldsam vorwärts stürmenden slawischen Stämmen und dem mit Absichtlichkeit in nationaler Schlaffheit, im widerstandslosen Oesterreicherthum groß gezogenen deutschen Volke, ein Mißverhältniß, da« nur durch unermüdliche nationale Arbeit von Jahrzehnten annähernd gehoben werden kann. * Der Wiener Gemeinderath war am Freitag der Schauplatz einer Demonstration, wie sie in den Annalen der Stabtvertretung einzig dastcht. Ein Mitglied derselben. Ge« meinderath Pfister, hatte einen politischen Gegner wegen einer vor drei Jahren begangenen Majestätsbeletdigung an gegeben, und dieser war aus Grund dieser Denunciatisn zu einer schweren Freiheitsstrafe vcrurtheilt worven. Als Herr Pfister am Freitag den Sitzungssaal betrat, erhoben sich von den anwesenden 79 Gemeinderäthen 63 und verließen den Saal, um dadurch zu documentiren. daß sie mit Pfister nicht mehr ge meinsam im Stadlratbc sitzen wollten. Der Vorsitzende con- statirle die Beschiußunsäbigkeil und mußte, als auf seine wieder- bvlte Aufforderung, >m Saale zu erscheinen, Niemand dem Ruse folgte, die Sitzung schließen Da Pfister erkärt hatte, am Dienstag wieder im Gcmeinderathe erscheinen zu wollen, ist für diesen Tag eine Sitzung nicht vnberaumt worden. * Wie der „Berner Bund" vernimmt, hat da- eid genössische Justiz und Polizridepartcment eine Unter suchung angcordnct über die allsälligc Betheiligung aus ländischer Anarchisten bei den letzten Arbeiter- demonslrationen in Zürich. Sollte cs sich Herausstellen, daß solche in hervorragender provocatorischer Weise an diesen Austritten Theil genommen, so dürste, wie daS genannte Blatt hinzusügt, deren Ausweisung durch den BundeS- ralh erfolgen. * Zwischen dem französischen Kriegsminister, General Boulanger, uno dem General de Courcy ist ein ähn licher Eonflict entstanden, wie vorher zwischen dem KriegS- ininistcr und dem Gouverneur von Paris, General Saussier. Tie Organe der äußersten Linken beeilen sich denn auch be reit-, ihrem Gesinnungs- und Bundesgenossen an der Spitze der Kriegsverwaltung zu secundiren. So wirst der „In- transigeant". an die Aeußerung eine« anderen Blatte» an- iuüpsend, die Frage ans, ob Generat de Courcy mit dem frühere» Oberstliculcnaul desselben Namen« identisch wäre, der in Mexiko die Polizei unter der vorübergehenden Regierung des Kaisers Maximilian leitete. Bei dem Eonflicte de« Generals de Courcy spielt bekanntlich auch der Generalresident in Anam »uv Tonkitt, Paul Bert, insofern eine Rolle, als einer seiner AttachS« di« feindseligen Millbeilungen der „revoluttonairen" Presse über de» ehemaligen Oberstcommandirenden in Ton- kin inspirirt haben soll Die französische Regierung läßt sich übrigens angelegen sein, in Abrede zu stellen, daß der sran- zösische Generairesidenl »i Ostasien bei den Ossieieren der Landarmee und der Marine aus einen gewissen passiven Freilich wird nur versichert, daß bis- Nackrickt die Meldungen der Blätter den Briefen Paul Bert'» nicht« darauf
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