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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188703166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870316
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-03
- Tag1887-03-16
- Monat1887-03
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1887
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Erscheint töqlick ftüh 6'/, Uhr. Nkdartion und Lrpkditiou ZohanneSgaffe 8. Sprechstiindtn drr tlkdacti«»: Boriniltag» 10—12 Uhr. Nachmittag- b—6 Uhr. ziir tt, «iiiti»d, cu>«'i»»dt«r M.o-Icryn, «iWch» ßch d>« Rktaclioa mcht ixrdindliq. Anna»«« »er »Ar »te nAchftfelie,»« Nummer bestimmten Inserate a, W«chent«gru »t» S Uhr Nachmittag«, an Saun- und -estta,«» srüh »ta'/,» Uh». Zn den /tlialku str 2as.-^nnahm: vtt« klemm, Universitüwftraßr 1, Laut» Lösche, Katharinrnstr. 23 pari. u. Könlgsplatz 7, »ur bis V.3 Uhr. UchMtrIaMak Anzeiger. Organ fSr Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage Zldonnemenlspreis viertelj. 4'/, Mit inci. Brinaerloh» ü Mk., durch d»e Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belcgeiemplar lO Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Forma« gesalzt) ahne Pastbelürderui'g «!0 Mk. Mit Poilvejürderung 70 Btt. Inserate 6gespaltrne Petitzeile 20 Pf. Größere Lchristen laut «ns. Preisverzeichaitz. Tabellarischer u. Zissernsap »ach höherm Tarif. Reklamen unter dem NedacttonSstrich die Igespali. Keile 50Ps.. vordenFamiliennachrichten die Sgesvaltene Keile 40 Ps. Inserate sind steig an die ssxpedttian zu sende«. — Rabatt wird nichl gegeben. Zahlung praonuwaraiulo oder durch Post- nachnahme. 75. Mittwoch de» t«. Miirz 1887. 81. Jahrgang Amtlicher Thetl. A« SB. lsnsf Mt»., de« Gr-ssrt»t«g« Weiner Matettät de» Deutschen Kaiser», dletdea die städtische« Expeditione« geschloffen. Leipzig, den 12. März 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. -Hentschel. Vekanulmchun-. Wege» Reinigung der Localitäirn wird Mittwoch, deu lk., und Donnerstag, deu 17. dies«» Monat», nur Bormittag» vo« 8—l t Uhr expedirt. Leipzig, den ,4. Mär, t?87 Da» Könial. Sffchs. Stande»««». Trinckler. Standesbeamter. Vekannlmachnns. Vrkannlmchung. Der osficielle Anfang der diesjährige» Oster«effe fällt aus den LA. April und eS endigt vlesrid« nu» dem 1» Mat. Mäbrend dieser 3 Wochen könne» alle ln- und aus ländischen Handelsleute. Fabrikanten und Gewerbtreideuve ihre Waaren hier öffentlich feil bieten. Doch kann der Großhandel in der biSder üblichen Weise bereit» in drr zum AuSpacken bestimmten Vorwoche, vom 18. April an, be« l rieben werden. Da« AuSpaökrn der Maare» ist den Inhabern der Meßlocale in de» Häuser» ebenso wie den in Buden und aus Ständen feilhallenden Verkäufern in der Vorwoche vor der Bötlcherwoche gestattet. Zum Etnpackra ist da» Oste», halten der Meßlocale ta den Häuser« auch in der Woche nach der Zablwocke «rlaubl. Jede frühere Eröffnung, sowie jede» längere Ostenhalteu eine» solchen Berkaus«local». ebenso da« vorzeitige AuS packe» an den Ständen und in de» Buben wird, außer der sosortigen Schließung. jede»ma>, selbst bei der ersten Zuwider» Handlung, mit einer Geldstrafe bi« zu 75 ^ oder entsprechender Hast qeabndrl werden. Auswärtige» Spediteuren ist von der hauptzollainttichcn Losung de» WaarenverschlusseS an bis mit Ende der Mock« nach der Zahlwoche da» Speditionsgeschäft hier gestattet. Leipzig, am 7. Februar 1887. Der Nath der Stadt Leipzig. Henuig. Die in den StaiidesamkSlocalitälrii befindliche fVried» hosSexpedttio« unv Sasse ist wegen Reinigung der Räume. Mittwoch, den l«. und Donn,r«tag. den l7 ds». Ml«, nur Vormittag« von 8—ll Uhr geöffnet. Leipzig, den 15. März 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. >i. He»ts vr Georgi. „tschel. vr. Georgi. vo» Veküilnlmachim-ö Da- Au,»„den, Wegwerfe» und Aavenlaffea Sttriehziindbolzehe« aller Art tnnertzatb der städtts.hea Tdratergebstnde wird hiermit bei »5 Mart Geld« over vcrhäliinßmäß'ger Haslstrase verbotm. Leipzig, den 9. März 1837. Der Rath der Stadt Leipzig. L. llS5. Vr. Georgi. Cichoriu». GruiSlbt-vermitlllUng. Da« im Erdgeschosse de« Rathbause», an der Ecke de« Satziäßchkn« und NaschmarkleS gelegene Berka«s»ge»ölbe Rr. ritt soll vom L. April d». IS. an gegen etuhclß- jährliche Kündigung Jrcttag, den 18 dfs. Monat» Vormittags ll Uhr aus dem Natbbaus«. I. Etage. Zimmer Nr 16, un den Meistbietenden anderweit vermiethet werden. Ebendaselbst aus dem großen Borsaale liegen die ver- mietbung»- unv Bersteigerun gSbediiigungen nebst Unventarinm de» zu vermiethendc» Gewölbes schon vor dem Termine znr Einsichtnahme au». Leipzig, den 10. Mär; 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 1305 Vr. Georgi. Krumbirgel. Vekannlminhnng. von dem Unterzeichneten Armenamte sollen im Stadthanse allhier (Eingang Müblgasse) Donnerstag, de« 17. März ». «. Vorin vo» S Uhr an, Möbel, Kleiduiig-liUlke. Belten, Wäsche, «ine Rüschenpresse, einige Base» mit künstlichen Blumen, sowie es». rrvtt Kästen mit Schmuckfedera «»d so«sttgen Putzgegeaständea rc. meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 9 März l887. Da» Ar«e«a«t. Ludwig-Wols. Äunghähnel. OoKentlieke üanllolslekranstalt. vie Xumelffuny von llnnäloneslekrttnixeu, velod« lcommevüc 0»t«rn in ckio kiüli- oüsr ktaekmlttaxscuri« ck«r Ledrllugs- »dtkelloox eiotreteo «olle», «kbittet «Ick üer llvterreickost« iu ä«r 2eit: rom 14. dl« mit 17. N»rr, Vanatttng, ,»u 1t—IL'l, Vdr, womvzslick unter per^inlieder VorrteUunx <i«r Xnr>uoalä»o<ieo lurcb ihre Uerrvn krivuipal«. IVllkrencl «er <e-I»cdlei> 2«it neröm, »uck Lomeläunxeo kilr Sen «lujtlkrle«» k»oknt««eo»ednfklleli«» vor«»« eause^n tren 'wmeu, »o welchem «iol, llan<»u„r«lekrllnr« betkeili^ea ilkinaen. äie im v^»Nee <t«, Xeiixnimeü rttr Sie wi«en<>ck»kUick« vekLkixvnx rum NnjSlii'iu-k'reiwlUiLvuiiieiwte »inä vnterrieut 10 Klumten wöekcutllek. 8chulx->lä 99 ^l veiprix, iw ölüir 1887. Oarl Ttaltruw, virector. Hch-Auctioa >m «ersrdnrger r««tz«I, bei Schkeudi» mnerüiag, de» 24. Mir, ». A. u»u srih » Utzr uu s«ll«u 8 Stück eichene Klötzer von 20—S5 cm Milteust-rke. 8—8 m Länge 8 » rültenr» » » 18—51 » » 3—10 - - 1 » eschene » » 11—41 » » I—10» > 8 « erlene « » 11—38 - » 4—10 - , 1 . adorn » » 22 » » 8 » < 5» Km barte Vren »scheite, 18 - » Vrenukuüppel, 6 - » Zack n, 202 « horte« vreuureib'» »d 100 - barte Slöcke Ort and Stelle meistbietend gegen lolartig« Baarzahluag und «er de» vorher bekannt zn machenden Bedingungen ösf ittlich «cr »kt n»«kde» Zniommeukanst ans den, Gchla-e «»»»« »e« Doiiikauschen«. Zwenkau, am 12. Rtrz I«7 Ser Kiutul. vbersörster. A. Lomler, Vrkattnlmachllng. Die Klempner- und Sckneserdeckrrardeiien an dem Neubau der 9. Bezirksschule sollen vergeben werden. Die Anschlag«. ormnlarr und Bedingungen find bei Herrn Hofbaumeifier Brückwald, Nürnberger Straße 44, zu erbauen. Die Gebote sind bi- ,um 23. März. Nachmittag« 5 Nhr, verstell und mit ber Auffchrist „V. B«ztrkssch»l^ aus dem Bauamte. Zimmer Nr. » in dem U. Stock d«» Rath hause«, abzugeben Ueber Vergebung der Arbeiten behält sich der Natb di« Völlig sreie Entschließung vor. Leipzig, am l4 Mär, 1887. Dl« Bauhepotatiou de» Rath». Dtkanntmachllkg. Die Lenchlkrafl de« städtischen Leuchtgase» betrug iu der Zeit vom 8. bis II. dies. Monats im Argandbrenner bei 2 5 Millimeter Druck und 140 Litern stündlichen» Eonsum da« lüksache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenböbe. Da» spcclfische Gewicht stellt sich lm Mittel auf 0.424. Leipzig, am t4. März 1887. De» Rath» Depntatto» ,» de» Ga»a»stalte». Nichtamtlicher Tii-tt Der Mordversach gegen Alerander HI. Seck« Jahr« waren seit jenem Schrecken-lage vergangen, au welchem Alexander lt. «in Opfer drr sorgfältig vor- bereiteten Schandthat der Nihilisten wurde, al« die Ge- simiiingSgenossen der Mörder auch de» Sohn de» ermordete» Kaiser» dem gleichen Schicksal überliescr» wollten. Wiederum war die Straße al» Ort der Ausführung ausersebcn worden und gerade der Iahre-i>'g zu dem neuen Morde gewählt, um die Solidarität der Mörder von heute mit denen de- Jahre« 188t vor der ganzen Welt zu bescheinige». Der NihiliSm»« ist also nicht unterdrückt, oder unschädlich gemachl, wir man hätte «ähnr» können, nachdem er sich längere Zeit hindurch unthätig verhalten hatte, sondern seine Bekenner warteten nur den Zeitpunkt ab. welchen sie für dir Voll streckung de» längst gefällten Tod«»urthe»tS an Alexander ttt. für geeignet erachteten. Bekanntlich erließen dir Häupter de« nihilistischen Geheim- bnnde» altbatd nach der Tbronvesteigling Ulexander'o III. eine Kundgebung, welcher sie dem Nachfolger Alexander'« II. «ine ÜeberlegungSsrist bewilligten, damit er sich entscheide, ob er Rußland eine Verfassung gi>ben und die sonstige» Reformen aiibcsehlen wolle, welche die Nihilisten al» im Iiileresse der Zukunft Rußland» für nöthig befanden. Nach kurzem Be denken tras Alexaude» tlt. di« Entscheidung, daß in Rußland Alle» »eim Ult«n bleiben und der Kaiser auch ferner als unumschränkter Gebieter Uber di. Geschicke seiner Unlerthanen matten solle. Zwei Jahr« wartete der Kaiser, bevor er seine, Machlvollkommeahril durch di« k.önung in Moskau Vie Weihe verlieh, »m die Aufregung, in welche die Gemüthcr durch die Ermordung Alexander'« tl. versetzt worden waren, erst zur Ruhe kommen zu taffen, damit drr Act der Huldigung als der ununilelbare und freiwillig« Ausfluß der volttseelr angesehen wrrven könne. Die Krönung verlief ohne jede Störung mit der alt gewohnte». di, Sinn« bestrickenden Pracht, und Alexander tlt. konnte nach Beendigung der Eeremonie wohl zu dem Glauben kommen, daß nunmehr die Folgen de» furchtbaren Ereignisse», welche» ihm zur Macht verhvlsen, überwunden seien, daß er in der Liebe und Anhänglichkeit de« russischen Volke« eine feste Stütze und «ine» sicheren Schutz gegen die An schläge einer Gesellschaft Verworfener erlangt habe. Trotz dem fuhr er fort, seinen Auscntbalt in Gaischina z» nebmen und nur bei besonderen Gelegenheiten sich in der Hauplstadl zu zeigen. Bei allen Reisen, welche der Kaiser unleriiadm. wurden die umfassendsten vorstchtlmaßr-geln ergriffen Truppen wurden aus der ganzen Strecke als Wachtposten aus gestellt. um jede Gefährdung de« EisenbahnzugeS zu Ver bindern. So kain denn Alexander Hl. nnaesäbrdet nach Livadia, besuchte seinen Schwiegervater in Kopenhagen und kcbrle wieder in seine russische Heimath zurück. Aber immer aus» Neue erwählte er Gatschi,1a al» dauernden Wohnsitz, ob er in Skicrniewic« «it den Kaisern von Deutschland unv Oesterreich, oder in kremfler mit dem letztgenannten zusammen- getrosfen war. Einst drang die kund« Uber «inen Iagdunsall. den der Kaiser bei Gatschina erlitten haben sollte, in die Oeffentlichkeit; von anderer Seite wurde gesagt, daß e« ein Mordversuch gewesen sei. Al» «r vor zwei Jahren nach Werschau ginä, wurde dort ein Nihiltstennest ausgehoben. In jüngster Vergangenheit wurde tn der Marineschule eine Verschwörung enivectk, üb«r weiche vr« Acten noch nicht ge schloffen sind. An Processen gegen Socialistrn unv Nihilisten bat e« überhaupt während drr ganzen Regirrunatzcit Aleranver's tlt. niemals gefehlt, aber d»e Bewegung schien einen anderen, wenig«» gefährlichen Charakter angenommen zu haben; ei» Ermordung des Kaiser» erschien nicht mehr al» ver eigentliche »nd Hanplzweck, die Tendenz war mehr aus die allgemeine Verbesserung der socialen und polililchen ver- hällnisi' genchlel. Die tetzle Meldung über de» Mordversuch aus riurr Stragc. welch« der Kaiser aus dem Wege zum IraueraolleSdicni« für I«i>i»n gemortelr» Baler berühren sollt«, tzat all« drese Vermuthunar». dag «>»e Besserung der Laa« «i»getrr1«n sei, »«rnichtet, d,c Lhatfache der Verhaftung von Leuten, welche mit Sprengstoffen in den Händen ergriffen wurden, um sie gegen da» Leben de» Kaiser» zu verwende», beweist, daß da» Rußland von heute noch daffetde »ft wir da« de« Jahre« l88>, daß di« Hinrichtung der Urheber der Schandthat vom t3. März l88I ihre» Zweck al« Abschreckungs mittel für etwaige Grsi»»»»g-grnoffen nicht erfüllt hat, daß der Boden, aus welchem Alexander lll. wandelt, noch ebenso uuterminirl ist, »vie der, aus welchem sei« Vater al» Opfer fiel. Die Krage liegt nahe, ob Alexander ttt. nach dieser neuesten Erjabrung seine Regirrung»grunbsäy« ändern oder ob er sie weiter zur Richlschnur nehmen wird. Bei drr Zähigkeit, mit »velchrr der Kaiser bisher an dem festgedalten >at, wa» er sür richtig erkannt hat. ist «ine solche Aenderung nicht anznnehmen, und wen» er sich dennoch dafür entscheiden ollte, so Vars beziveiielt werden, ob dadurch eine Abnabme »der gar vollständige Beruhigung der revolutionairen Leiven- chastcn erzielt werden würde. Einem Theit der Nihilisten würde vielleicht die Einführung einer Verfassung genügen. Vie extremen Bestandtheile der verschwvrergesellschast würden auch dadurch nicht zu befriedigen sei». DaS Schicksal Alexander'« H. ist der beste vewei» dafür, daß die Umsturzpartei in Rußland unerfüllbare Forderungen trlll. E« war gewiß eine radicale Maßregel, die Leideigenschas! auszuhebe», rin Schritt, welcher dem Urheber viel Undank und dem Lande «ine ungeheure Umwälzung aller bestehenden ISerhältniff» gebracht hat. ohne barm» eure für vre davon betroffenen kreise fühlbare Verbesserung herdeizusübren. Die befreite» Leibeigenen waren selbst zum großen Theit mit dieser Aenderung ihrer Lage unzusrirtrn und vielfach ist Verarmung und Hilflosigkeit di« Folge gewesen, weil sich die mit der Freiheit Beschenkte» ihre» Vortheil» nickt zu bevienen Vermochten. Reformen vo» so großer Tragweite dürfen nicht plötzlich in« Werk gesetzt werden, wenn sie nicht Schaden statt Nutzen stiften sollen, sondern astmätig nach Ueberwmdung eine» Uebergangestadlum». Alexander lll hat nicht die weiche, äußeren Eindrücken zugängliche GemüthSart seine-Vater», er gleicht mehr seinem Großvater Nicotau», der sich mit Vorliebe den „Selbst herrscher aller Reußen" nannte und nach Art drr römischen Imperatoren nicht» sür unau«führbar hielt, wa» er beschlossen »att«. Die unheimliche Bewegung, wetcke «un schon seit einem Jahrzehnt an der Grundlage de« russischen Reiche« rüttelt, besieht sort trotz aller Anstrengungen, welch« zu ihrer Untrr- drüa.ing gemacht worden sind, und da» Gesäyrlichste an rhr ist. baß sie vie höchsten Ge>ellschasl«kreife ergriffen bat und mit besondererVarlied« dlePflanzstätteu sür »»Pflege SerW ffenschc?« unv dir Heranbildung von Osstciecen at» die geeignetsten Or'< fltr ihre Verbreitung ausgesucht unv gesunden hat Alexander NI ist vor eine Ausgabe von höchster Schwierigkeit gestellt, er weiß nicht, ob er seine Anstrengnngen znr Unterdrückung ver Be wegung sorisetzen oder ibr tbeilweise uachgrben soll. Al» Au»weg au» Vieser Verlegenheit bietet sich ihm ein Krieg dar. aber auch diese« Mittel hat sich bei seinen, Vater nicht als wirksam erwiesen; ber von der Balkanhalb- »ijel zurückg'kebrl« Sieger ist dennoch ein Opser der nihi listischen Mordpläne geworden. Aus Vereinen Seite verlangen die Nihilisten nach politischer grr'beit, ans ver anderen rufe» vir Anhänger Katkow'S, vie Panslawisten, nach Krieg. Alexander lll. ist auch nur ein Mensch und so fest er auch an seinen Giunvsätzen unv vorgefaßten Meinungen sesthaiten mag, irgend welche» Einflüssen ist er doch zugänglich. Die Folgen de» MoibaufchlageS werden nicht auSbleiben, möge» r« dem europäische» Frieden nicht verderblich feil». * Leipzig, 16. März 1887. * Das Nahrung»inittrlg«setz giebt den Polizei- bebörd«« die vefugniß. von seilgebotenen Nahrung«- und Gc- nußmittelu u. s. w Proben zu entnehmen und untersuche» ^u taffen. Bezüglich drr Tragung der durch solche Unter suchungen erwachsenden Ausgaben ist eine besondere Ge- setz»«brstim«ung nicht getroffen; die Annahmen, daß dieselben in Iäll«» eine« durch di« Ergebnisse drr polizeilichen Unter suchung veranlaßt«« strasgerichtlichen versabren» den im ß. 4V7 d«r Strasproceßorbnung vorgesehenen, durch die vorher,itun> der ösfruklichen Klagen entstehenden kosten brizuzählen und mit den gerichtliche» Kosten in Rech- nu»g zu stellen, oder daß sie im Wege de« administrativen Zwangsverfahren» rinzuziehen srien, haben sich als nicht a srtzlich brrechl'gt erwiesen. Da nun ein energische« Eingreis« der Polizeibehörden gegen RalirungSinittelversälschangen. weil die Ortspolizeiverwaltuiig meist aus Rechnung ber Gemeinden von den Grmrmkebrhörden zu führen ist. nicht selten durch dir Erwägung gehemmt werden kann, daß die verhält»,ißmäßig beträchtlichen Kosten der sachverständigen Untersuchung eine jedesmalig« Belastung der Gemeinde involvire», und diese Behvrden sich veranlaßt sehen werden, ihr Vorgehen au eine Anzeige bei der Staattanwaltschast zu beschränken, so ist seilen» de» Herrn Reichskanzter« im Bunde«rathe beantragt worden, dem tz. 2 de« Nahr»ng«mittelg»sehe« den Zusatz z» geben, wonach die in Folge polizeilicher Unter suchung von Gegenständen drr im A. l bezeichnet«,, Art — da» silid Naßrung»- und Genußmittel, Spirl- waarea, Tapeten, Farben» Eß-, Trink- und Koch geschirr, Petroleum — erwachsene» kosten dem ver klagten zur Last fallen, wenn aus Grund der Resultate ver Untersuchung eine strafrechtliche Berurtbeilung aus Grund der Kg. tO bi« l4 de» Gesetze» eintritt. Diese Kosten würden zugleich mit den Kosten VeS gerichtlichen Verfahren« sestzusrtzen »nd riiizuziehen sein. * Von Seiten Preußen« ist der Generalmajor Direktor im Krieg-ministrrium Blume zum stellvertretenden Bunde«. raths-Bevollmächtigtrn für Preußen ernannt. Der Prinz-Regent von Bayern ernannte den Ober-Regierunq-» ratb Heller und den bei der königl. bayerischen Gesandtschaft in Berlin angestelllen Legation-rath von PodewilS-Düring zu stellvertretenden Bevollmächtigten sür Bayern. * Lin Hamburger Blatt theilt die Verleihung de« Weißen Ablrrarden« au den Grasen Herbert Bismarck mit «nv knüpft daran die Bemerkung: .Diese Gnavenbezeigrmg Vr» Zaren gerade vor der Gedurtstagssei«, Tr Majestät de» Kaiser» ertcheint al» ein bemerkeiißwerthe» Zeichen über da» verhältntß Rußland» zu Deutschland " Dazu bemerken die ossleiösen richten": Der wirkliche Zusammenhang der Dinge liegt ja klar z» Tage. D-e verleih»-,-, de« Weißen Adlerordens an Grai Bismarck ist am AeburiSt'ge des Zaren erfolgt, dessen Dalum de,» Berliner üor- reipoadenieu des betreffenden Blatte« wodl »»betau», ist. D-e Ber. leihung ist gewiß ein Zeichen persönlich n Wohlwollen« Sr. Majestät de« Kaisers von Raßland sür den chiasen B Smarck. alle sonstigen adarn geknüpslen Schlüffe dürfte« jedoch der Begründung entbehren. * Die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" enthält folgende fficivse Note: »Ja der Press« wird es a>S «in ganz außer gewöhnliches Vorkommniß registrirt, daß der Neich-kanzler mit Baron Francke» stein eine Unterredung gehabt bat. In Wirklichkeit hat die Thalsache keineswegs die Bedeutung, vie niau ihr beilegt. E« ist selbstverständlich, daß der Kanzler bei Zusammentritt eine- neue» Reichstages mil Mitgliedern der einzelnen Parteien — mit Ausnahme de« Fort- chritt» — in Verbindung tritt, und d,eS ist Venn auch be reits geschehen. Fürst BiSmarck hat Unterredungen mit Herrn Hellvorfs Herrn v. Be»n gsen, Herr» Miguel u. A gebabt. Für jeden Abgeordneten, der ihn geschäftlich zu spreche» wünscht, ist der Reichskanzter immer z» Hause gewesen. Et scheint unS also den Verhältnissen wenig z» entsprechen, wenn der !)esuch de» Baron Franckensiein beim Fürsten BiSmarck al» eine hochwichtige Angelegenheit behandelt und daraus weit tragende politische Schlußfolgerungen gezogen werben". * Der Rücktritt de» Staat-secrelair- von Elsaß-Loth- ingen, von Hosmann, gilt als zweisello«. Nach der .Straßb Post" hätte unter den Personen, welche als Nach-> olger genannt werden, der bi-beriq« Leiter tsr Iustizabtheitung der elsaß - lothringischen Regierung, Unterstaatssecretair von Puttkamer. Vie größte Aussicht aus Ernennung. ES komme dabei ver Gesichtspunkt in Betracht, unter den jetzigen chwierige» Verbälliiiffen Jemanden zu ernennen, der Vie Lage und ihre Erfordernisse au» eigener Anschauung gründlich kenne. * In den nächsten Tagen steht, wie der .Post" au» Straßburg geschrieben wird, eine größere Anzahl von Ausweisungen solcher nickt landeSangrbvrigrn Per- onen bevor, welche seiten« der Behörde die widerruflich« Erlaubniß zun, Aufenthalt im Lande erhalten hatte». Namentlich durste sich diese Maßregel in ziemlich umfassend» We,se aus Mülhausen und Umgegend erstrecken .Berliner Politischen Nach. El ist »»« nicht erfindlich, wie da« Hai>,-'Mg»r Blatt aut d e Idee hat kommen tön,,», etaan Zulammenhang jwiichen der Decaei. run, de« Staat«!,cratair« de« AuSwaril^n Amte- mit e„„n »usfi. scheu vrde, »ad de» Gebar«««- »nie«« Koffer« zu eonftruie». * Der .kölnischen Zeitung" wird aus Berlin, l2. Mär», telegraphirt: .E« bat hier große Befriedigung erregt, daß der Angriff Ert-pi'« aus da» gegenwärtige italienische Ministerium zurückgeschlagen worden ist Daß der Angriff ersvigen würde, stand zu erwarten Erl«p!'S republikanisch« Gesinnungen, die ihn in dem repablikaiiilchen Frankreich deu natürlichen Veibsindeten Italien« erblicken lasten, machen ihn naturgemäß zun, geborenen Gegner eine» Ministerium», da» im wohlverstandenen Interesse Italien» und ber dort Here» chenvrn Dynastie Fühlung mit dem monarchischen Deutsch land gesucht und gesunden hat und diese Beziehungen wahr haft sreiiiidschastlich und sicher zu gestalten bemüht bleiben wird. Die Niederlage EriSvi'S wird danach nicht nur al» ein Sieg der seit eiuem Jahre eingeleiteten italienische« Politik betrachtet, sondern al» vaS Zurnckweisen eine« gegen vaS monarchilch« Europa gerichteten republikanischen Vor stöße«." * Da« sreispreckende verdick, welche» dleParlser Geschworenen in Sachen de» .Nevancbe"-Director« Peyramont am Sonnabend gefällt habe», bildet eine» bockst unfreundlichen Gegensatz zu de» Bemühungen der Herren Grevy. Gablet und Flonren«, mit Deutschland auf leidlichem Fuße zu verbleiben. Man wird sich eriunern, daß Herr Peyramont unter Anklage gestellt war, weil er den vrotestterischen Ausfall der rlsaß-lolhkingische» Reichstags- Wahlen zu einer deutschfeindlichen Kundgebung benutzte, i« welcher die Speculatio» der Revanchesanalikcr auf ein Blind« »iß mit Rußland ganz underhüllt. wenn auch nur symbolisch, durch Aushängen der beiderseitigen Flaggen zu Tage trat. Die Regierung schritt gegen daS Treiben Peyramonl's aus Gruuo de» Art 84 be« Strafgesetzbuch«» etn, welcher von Delikten handelt, dir den Staat einer Kriegserklärung auS- srhen. ES hals nichl». daß der öffentliche Ankläger in äußerst beredter Weise dir Geschworene» ailsmerksain machte, wie oft Nuklughrit da« Land einer Gesahr auösetzen könne; daß er ihne» rieth, sie sollten von diesem Standpnucl aus die Sache betrachten »nd bedenken, welche» Eindruck die Herausforderung Peyramonl's aus alle uiibesangene» Zeugen gemacht habe. Der Bertheidiger hatte leichte- Spiel, cr brauchie sich nur aus den .PatriotiSmu»" seine« Eliente» zu berusen und seine Be ziehungen zum Panslawi-uiu» zu betonen, um de» Spruch der Jury schon vorweg zu entscheiden. Denn derselbe wurde nach einer Berathung von fünf Minuten gefällt. Die-seit» der Vogesen muß man au« dem Freispruch Peyramont'« den Ein druck gewinnen, daß vie Klusl zwischen de» ossicicllcn franzö sische» Friedenspolitik unv dem inossicielle» RachekiiegSsana» ti»m,r- immer größer wird, und daß der gegenwärtigen sranzösischrn Regierung wobt der gute Wille bciwobne» mag, den Frieden zu erbalten, daß diese», ihrem anken Willen aber keineswegs die Macht sich binzngesellt, de» Frieden länger zu vrrlbeidigen. al« der Chauvinismus die« zu Vulven sür an gemessen befindet. * Bekanntlich beschäftige» französische Fachleute sich schon seit langer Zeit mil dem Plane, Pari« zum Seehasen zu machen. Dieser Tage hielt einer derselben, Emil Labadle, in Pari« einen Vortrag über die« Projekt. In Neberein« stimmung mit mehreren andere» dewäbrten Wafferbaumeistern geht drr Plan Labadie'» aus Vau eines Canal- ohne Schleusen von Havre di» Pari» Der Canal würbe, »m die Untiefen und Nebel der Seine-Miindung zu vermeiden, von drr Bucht bei Amsord auSgehen, welche eine große Tiefe unmittelbar am Lande besitzt und nahe bei Havre liegt. Von da geht der Canal aus dem rechten User der Seine bi» Cancarville, wo er in dieselbe mündet. Von Cancarville bis Rouen wird die Seine ringedämmt und vertieft. Mittelst Durchstich« ver Halb insel Iumitzae» wird bierbei ber Laus ber Seine um 14 Kilo meter gekürzt. Bon Rouen bis Pari» würde Ver Canal aber mals VaS Bett der Seine verlassen und dabei acht von der selben gebildete Halbinseln dnrchschneiden AIS EnkvuncI wird Äciinevilli«»» de» Pari- in Aussicht genommen, wo mehrere Hafenbecken Ladrstraßen in einer Gesammllänge von 10 Kilo metern bieten würde. Aehnlich würde auch bei Amsord. in einiger Entfernung vom Meere, drr Canal sich zu eine« 400 Meier breiten und I Kilometer lange» Schutzbasen er» weitern. Die obere Breite des Canal- ist aus 85 Meter au- gesetzl LabaLirschlägt die Herstellungskosten. Ankaus de- Boden» inbegriffen, ans rund eine Milliarde an. Er rechnet trotzdeu»
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