Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188607096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860709
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-07
- Tag1886-07-09
- Monat1886-07
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1886
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erschaut täglich früh 6'/, Uhr. Lr-action uad LrpedUiou J»ham,eS«»ff« 8. Sprkchkunden irr Nkdarttua. Lormittngs 10—12 Uhr. Nachminags 5—ü llhr. »»U ALM» >»»«»»« tz« f»r »t« Nummer 8«ftt««w» z,»e»«te «, «ocheata,«» »t« » Ud, RachMttt«,». an Aon»- »>» Sestta,e«sr»» bt«'/,» Är. I» ie» Fittalr» fiir Jas.-Laaatz«: Ott« Kkemm, UniverfllätSstrat« 1. L»Uts Lösche, Katharlnenstr. 23, p. nur bis '/,3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik. Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage IS,«SV. ^lioitticmrnlvpreis Viertels. 4'/, /Nk. »icl. Brmgeilotin ö Mk., durch die Post !c-,o;ei> ü Nik. Jede einzelne Nummer 20Ps. Beleqexenwlar 10 Ls. Aebünren sür Extrabeilagen lin Tagcblatl-Format gefalzt) «hur Loswesürverung 50 Mt. «>t PostbesörLeriing 60 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Preisverzeichniß Labellarischer u.Ziffcrnsay nach höherm Tarif tlkkllrnlkn anter dem Redactionsstrich die «gelpali. Zeile 50Ps., vor den Familiennachrichteu die «gespaltene Zeile 40 Pf. Inserat« stad stet» an die Expedition zu seadea. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnenuweruoü» ober durch Post- aachnaqme. IW. Freitag den ». Juli 188«. 8V. Jahrgangs i Amtlicher Theil. Netamlmichmi. Die Lieferung und Verlegung von Granitschwellen i» der Kaiserm-Augnsia-Slraße ist vergeben, und werden die nicht berücksichtigten Herren Bewerber ihrer Angebote hiermit entlasten. Leipzig, den 30. Juni 1886. Id 2438 Der Rath der Gt«dt Leipzig. 751.vr. Georgi. Gringmulh, Assessor. von de» Unterzeichneten Armenamte sollen i» Stadt» b«»se Freitag, de« V. Juli ». Born». »»« S Uhr a«, Möbel. HauS- und Kückengeräth«, Betten «. dergl. mehr meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 6. Juli 1886. Da» «e»e»a»et. Ludwig-Wolf. IunghShnel' illntt'sftlch Die betreff» de« Manlksrü-W«»,«» der-nnd« vttttihtlls. oaterm 28. Oktober 1885 Hierseil- rrlastene Be kanntmachung wird hiermit mit dem Bemerke» zur a«t»iffe»dckfle> Befolgung in Erinnern«,» «rbracht, daß auch die ans »a,e« brstuülichrn Hunde dem Maulkorbzmanae «nterlteae». Eutritzsch, am >. Juli 1886. Der Gemetuderatß. Lhoma«. R. Soncursverkahreu. Urber da« vermögen des Kaufmanns Richard B»h zu Haie a/T., Brüderstraß- 18 20 — ln Firma Richard Bog — wird heule am 7. Juli 1886, Vormittag« 11'/, Uhr, da< EoucurS- verfahren eröffnet. Herr Kausinaun Ernst Khrtaa zu Halle a/S. wird jum LoururS- Verwalter ernannt. ToncurSsorderungell flud bi» zmn 1v. September 1388 bet dem Gerichte anzuineldrn. ES wird zur Beschlußfassung über di» Wahl eine» anderen Ver walter«, sowie über die Bestellung klar» GlüubigerauSschuffeS uad einlrelenden Falls über die in g. 120 der LoacorSordnung be- zeichneten Gegenstände auf den ». August 188», vormitta»« 1» Uhr, und zur Piü'ung der angemeldeten Forderungen a»f de» 11. Oktober 188S. vormittag« I» Uhr. vor den« Unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 31, Lermiu anberaumt. Allen Personen, welche eine zur LonrurSmaste gehörige Sache in Besitz haben oder zur Loncur-niasse etwa» schuldig sind, wird aus- gegeben, nicht- an de» Gemeinschuldner zu verabsolgru oder »» leisten, auch t»e Verpflichtung auserlegt, voa dem Besitze der Sache uud von den Forderungen, sür welche sie au» der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem LomurSverwaltrr big zum 15. Sevlcinber 1886 Anzeige zu machen. Königliche« AiutSgericht Adth. VII zn Haie a/S. Nichtamtlicher Theil. Das Ende -er Lrtfis in Layeru. Durch die Zurückweisung VeS EntlaffungSgesucheS deS Ministeriums Luv ist volle Klarheit der Lage in Bayer» geschaffen, die Hoffnungen der „Patrioten". Regierungspartei zu werden, ist getäuscht worden, es bleibt Alles beim Alten Die Partei deS Herrn von Kranckenstein war um so siegeS- gewisfer, als sie sich durch den Mund ihres Führers zur Ausrechterbaltung der Versailler Verträge bereit erklärt hatte und diese Erklärung durch den Landta^Sabschiev ausdrücklich bestätigt worden war. Mit dem ÄitlaffungSgesuch vom 5. Juli glaubten die „Patrioten" daS Ziel ihrer Wünsche erreicht und eS konnte sich nach ihrer Austastung nur noch um die Wahl der Nachfolger deS Ministeriums Lutz handeln, an der Annahme deS Gesuchs zweifelten sie nicht. ES ist aber genau daS Gegentbeil geschehen, der Prinzregent hat die Minister in der schmcichelbastesten Form zu bleiben ersucht und ihnen ein Zeugniß ansgestellt, welches zugleich einen herben Tadel der feindlichen Bestrebungen der Gegenpartei enthält. DaS Ministerium hatte als Ursache de» EntlasfungSgesucheS die sich mehrenden Angriffe gegen da- Gesammtnimisterinm angegeben. Darauf erwiderte der Prinzregent, daß diese An- grisse die in ihm feststehende Ueberzenguug nicht zu erschüttern vermochten, da- gelammte Staatsministerium habe unter de» schwierigsten Verhältnissen seine aufopfernde Hingebung an die Krone und daS Land bewährt und sei für die Interessen, welche dasselbe zn schirme» und zu fördern berufen ist, in der ersprieß lichsten Weise cingetreten. Dieses Urtheil ist nicht da- Ergcbniß derErsahruiigen, welche die letzten Wochen gebracht baden, son dern eSberuhtaus Jahrelangen Beobachtungen.die der Regent aus der eigenen rege» Antheilnahme an den Staatsangelegenheiten geschöpft hat. WaS der Regent an dem Ministerium vor. zug-weise tobenSwerlh findet, ist die pflichtmäßige objektive Förderung beö GesammtwohleS, also ohne Rücksicht aus die Interesse» einer Partei, welche daS Ministerium sich hat an gelegen sein lassen. In diesem Lobe ist zugleich der Tadel der dem Ministerium feindlichen Partei enthalten, welche, weit entfernt, daü Gesammtwohl zur Richtschnur zu nehmen, die konfessionellen Interessen al« d,e Hauptsache betrachtet, welch«, alle übrigen Interessen unterznordnen sind. Nickt der con» sessionelle Fried«, sonder» der Unfriede unter den Eonsessionen ist es, welchen ein klerikale« Ministerium herbeiführen würde, also nicht eine Verbesserung, sondern eine sehr bedeutend« Verschlimmerung de« begehenden Zustande«. Der Prinzregent steht nicht aus dem einseitigen Stand Punkt, welcher in der Herrschaft der katholischen Kirche da» Heil der Zukunft erblickt, die Wahrung des Friedens unter den Eonsesnonen steht ihm böher, zumal wenn da» Oberhaupt der katholischen Kirche selbst für diese keine größere» Rechte in Anspruch nimmt, al- sie in Bayern besitzt. Der Erlaß de« Erzbischof» von Müncken-Freising gelegentlich de« Tode« Ludwig'« U. spricht es rückbalklo« au«, daß die katholische Kirche dem bayerischen Königßbause tiefe Dankbarkeit schuldet Aus dies« Thatsacke lenkt der Prinzregent in seiner Antwort aus da« Entlassan-sqrsuch d,e öffentlich« Aufmerksamkeit, gewiß ein Zeichen von Unparteilichkeit »nd Unbefangenheit de« Urtheil«. wie fle nur äußerst selten anzutreffen ist. Der Prinzregent ist selbst ein gläubiger Katholik unv sehr weit davon entfernt, die Interessen der katholische» Kirche hintau- rusrtzen, aber er ist sich zugleich der großen Verantwortlichkeit yewüßt, welche der Regent eine« Lande« der Gcsammtheit de« Volke« gegenüber trägt und demgemäß ordnet «r >lle« der Wohlfahrt dieser Volte« unter. Da« Schreiben de« Prinzregenten an da« Ministerium ist nicht blo« der Ausfluß tiefer staatSmännischer Einsicht, sondern e» stellt zugleich dem Charakter de» Prinzen da- schönste Zeugniß au»; wahre uneigennützige, von jedem Hintergedanken freie Liebe zum Bayernvolk spricht au» Vieser Antwort, unv e» bewährt sich auch an diesem Schriftstück wieder die Wahr- >eit de- AuSspruchcS, daß die besten und edelsten Gedanken au» dem Herzen kommen. Man vergleiche mit dieser milden, eckt christliche» Sprache die Ausbrüche de» Haffe», welche die „Patrioten" seit einer langen Reihe von Jahren gegen da« Ministerium Lutz geschleudert haben, als ob eS der schlimmste unv unversöhnlichste Feind der katholischen Kirche wäre, dessen Sturz mit allen Mitteln herbrigesührt werden müsse, und man wird nicht im Zweifel sein, auf wessen Seite sich Recht und Wahrheit befinden. E« gab eine Zeit, in welcher Haß gegen Preuße» alS unerläßliche Bedingung sür alle Bayern aalt, welch« da» Wohl der katholischen Kirche zu fördern bestreot waren: diese Heil ist beute längst überwunden; Bayern ist seit secySzehn Jahren Mitglied de» deutschen Bunde« und auch di« .patrio tische" Partei ist sich ihrer Pflichten, welche sie durch die Ver ailler Verträge übernommen hat, bewußt, und genügt ihnen »idmstprmbslo«, wi« H«rr ». Franckenstein bet d«r Eide«» leistuug d«« Prin»eg««ten selbst bezeugt hat. In diesem Punkte herrscht also volle« Einverständuiß zwischen dem Prinzregenten und der Patrioten-Partci, nur bezüglich der konfessionellen Interessen gehen die Ansichten au<«mand«r: die Patrioten erstreben die Herrschaft der Kirche über den bayerischen Staat, während dem Prinzregenten die Wahrung de« conse sionellen Frieden- höher steht. Der Prinzregent hat für die Berechtigung seiner Auffassung einen vollwichtigen Zeugen und da« ist der Papst selbst, welcher wiederholt seine Befriedigung über die Lage der katbolstchcn Kirche in Bayern geäußert hat, nur unter den Bischöfen giebt e« noch einige, welche auf dem politischen Standpunkt der Patrioten stehen, die Mehrzahl derselben neigt de» milden Grundsätzen zu, welche seit dem Jakre 1875 ln Bayern bei der Neubesetzung erledigter BischosSstühle zur Geltung ge kommen sind, während sie schon früher längere Zeit bestanden hatten, ohne bei Piu« IX. durchdringen zu können. Die erste» beiden Bischofssitze, welche mit Bertretern der gemäßigten Richtung besetzt wurden, waren die in Bamberg unv Passau. Die Bischöfe Schreiber und Meckert bekennen sich gleichfalls zu der Meinung, daß der konfessionelle Friede im Staate ausrecht erhalten werden müsse, wie die später in« Amt getretenen Bischöfe von Müncken-Freising und Würzburg: Strichele und Stein. Die Auswahl dieser Oberbirten der kalbolische» Kirche in Bayern ist da« Werk de« Minister- v. Lntz unv die Geschick lichkeit, welche er bei Viesen wichtigen Amtshandlungen bewiesen hat, ist dem consessionelle» Frieden in Bayer» z» Gute gekommen. Nicht minder klug hat Minister v. Lutz die Atlkatholikensrage behandelt; in streng gesetzlicher Form hat er immer nur die rechtliche Seite der Frage in« Auge gefaßt, ohne sich von den .Patrioten- aus da« consessionelle Gebiet hinüber locken zu lasten, und da« war zumal im Jahre 1874, als die ail- katholische Bewegung cin rückläufige zu werken begann, außer ordentlich schwer. Der Streit um den Mitbesitz der kleinen Nicolaikirchc auf dem Gasteig bei München wurde damals von den „Patrioten" zu einer Eapitalsrage ausgebauscht. Trotzdem ging Lutz als Sieger au« dem Streit hervor, und eS ist ihm auch gelungen, einen Theil der Siniullanschulen in München zu rette», trotz der klerikalen Mehrheit i», Münchener Gemeinderath. Nach solche» Verdiensten um den consessionelle» Frieden ist eS alö ein unzwcisclbasier Gewinn sür die Wohl fahrt de« bayerischen Volkes z» erachten, daß da« Ministerium Lutz an der Spitze der Geschäfte verbleibt. * Leipzig, S. Juli 1886. * Die in den letzte» Tagen vielfach erwähnte Eingabe de-Verein« zur Wahrung der gemeinsamen Wirt h- schastlichen Interessen in Rheinland und West falen in Sachen der prozectirten Ausstellung in Berlin ist an den StaatSsecretair von Boetticher ge richtet und lautet: Excellenzt „Der Widerstand de« allergrößten Theile« der deutschen Groß industrie gegen die. ursprünglich von wenigen Personen in Berlin sür das Jaiir 1888 geplante deuliche nationale Industrie-Aus. siel lang ist Ew. Lp ellenz durch die Beschlüsse der maßgebenden industriellen Bereinigungen, spe iell durch die Ermittelungen de- Teniralverbandes de,»scher Industrieller bekannt geworden. Der ge- lioriamst Unterzeichnete 'Vorstand hat sich in einer unter dem 31 Mai 1885 an das preußische Handelsministerium gerichieten Eingabe aege» die Ausstellung ausgesprochen und die Itunbgebungea unsere- BeretnsauSschnssiS, wie anderer industrieller Bereinigungen, welche aus neuerer Zeit vorliegen, haben gezeigt, daß eine Aeudcruiig in der Haltung der Großindustrie der geplanten Ausstellung gegenüber o»cht eingelretea ist. Zwar behauptet die Berliner sogenannte „freie Bereinigung", der rollen Unlerstützung de- bedeuiendften Theiles der deutschen Brostindustrie sicher zu sein. Zum Beweise dessen iüliN sic i» einer i.n Februar d. I. erschienenen Schrift: „Die deuiich-nanonale Ge- werbe-Ansiiellung zu Berlin in» Jahre 1888" aus einige» Ziveiaen der Großindustrie Firmen namentlich an, die sich bereit erklärt haben auSzustellen. Die Anzahl dieser Firme» ist aber im Ber- bältniß äußerst gering, und der Umstand, das, in einer derselben Quelle entstammenden, kürzlich in der Presse erschienenen Milthei- luug wieder nur dieselbe» wenige» Firme» genannt »urden, be rechtigt zu der Schlußfolgerung, daß die Neigung, auszustellen, sich in der Großindustrie keineswegs gemehrt bat. Bon den Berliner treibende» Kreise» wird der Widerspruch der Großindustrie aber hartnäckig tgnorirt, offenbar in der Borous- setzling, daß. wenn an dem Zustandekommen der Ausstellung nicht mehr gezweiselt werden kann, sich die meisten jetzt ablehnend »er. hallenden Industrielle» au- Loncurrenziücksichiea doch schließlich genöthlgt sehen werde», die Ausstellung zu beschicke». Diese Vergewaltigung zu erdulden scheint jedoch die Jndnftrl« nicht Dillen- zu sein. Zunächst ist in den Kreisen der rheinisch- westiälischen Großellenindustrie der bereit« ln der AuSsührnng de- griffe»« Plan hervorgerreten. gegenseitig« bindend« Verpflichtung zur Nichlbeschicknng der Ausstellung elnzugede»: denn wenn eine solch« gegenseitige Beipflichtung vorliegt, werden die einzelne» Industriellen, dem von Berlin aus beabsichtigten Drucke gegenüber, die erforder liche ViderstandSsähigkelt erhalten Daß ca. 30 Firmen der hiesigen Großeiseniadustrie diese bindend« Verpflichtung rtngehe» werden, »st zwetseuo«. Denselben Zweck verfolgten Verhandlungen, welch« gegenwärtig zwilchen den bedeutendsten Fiemen der Seide», und Gammetindustrie, der Baumwoll-Spinnerei und Weberei, den Großindustriellen Süd- deutschland« uad noch einigen anderen Gruvpea geführt werde»; daß dieselben z» dem beabsichtigte» Erfolg» führe» «erde», ist sehr »ahrjibetujj^ Der Ausschuß uusere« Verein« billigte t» seiner Sitzung vom 18. d. MtS. diese Schritte vollkommen uad beauftragte da« mit- unterzeichnetr geschäft-führende Mitglied de« Vorstände«, die deutschen Handelskammern, in deren Bezirken die Großindustrie Bedeutung »at, zu gleichem Borgehrn auszusordern. ES ist die» durch ein au ca. 60 Hondei-kammeru gerichtetes Schreiben geschehe», voa welchem wir uns gestatten, Ew Ercellcnz Abschrift beizulegea. Elv. Ercellenz werden sich nach allelrem kaum der Wahrnehmung entziehen, daß die Ausstellung, wen» daS Zustandekommen derselben durch einen Zuschuß von 3 Millionen Mark seiten« de- Reiche- gesichert werden sollte, doch nur ein höchst unvollkommene- Bild von der Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie bieten würde, auch wenn Tausende kleinerer uud mittlerer Gewerbetreibender neben einigen Großindustriellen zur Beschickung bereft sind. Unter solchen Bedingungen würde die Ausstellung nur schaden, nicht nützen. El hat nicht an Stimmen gefehlt, welche die Großindustrie wegen ihre- Widerstande« gegen die Ausstellung de« Mangel- an Patriotismus geziehen haben. Dem gegenüber glauben wir de- Haupte» »u können, daß die Großludnstrie gerade jetzt dem Baler- lande mehr al« durch den Prunk einer Ausstellung dadurch nützt, daß sie zum großen Theil mit schweren Opfern ihre Werke in Gang uud ihre Arbeiter, so weit e- irgend möglich zn machen ist, in Ver dienst und Brod erhält. Die Männer, welche unter täglicher Sorge und Müh« all ihr Denken uud Trachten anwendea müssen, um die an sich ungenügend», oft verlustbringend« Beschäftigung au« allen Winkeln der Erd« zusammen zu suche» »nd ihr« Arbeiter zu be- chästige», beweise» dadurch zur Genüge ihr« patriotische Gesinnung uad ihre Vaterlandsliebe; jene Schmähungen könne» sie nicht treffen. Ew. Excellen» werden aber auch die Gewogenheit haben, zu er kennen, daß solche Zeiten nicht dazu augethan sind, eine höchst kost- pielige Ausstellung zu veranstalten; die dazu erforderlichen vielen Millionen bat die deutiche Industrie zn solchem Zwecke jetzt nicht übrig; sie sind besser zu verwenden, um in dem jetzt bis aul« Messer rutbraoutea Loucurrenzkampsr die Stell«« der deutschen Industrie aus dem Weltmärkte zu behaupten uud zu befestigen. Bon den Kämpfern für die Ausstellung wird e« al« ein Unglück ür Deutschland dargestellt, wenn der in Frankreich für da« Jahr 1889 ur Verherrlichung der Revolution geplanten Ausstellung nicht die berliner Ausstellung voraugehen sollte. Wir sind der ganz entgegen- gesetzte» Ansicht. Die Pariser Ausstellung wird, wenn auch einige Staaten fern bleiben, unzweiselhast in der Betheilignng einen internationalen Lharakter trage». Damit wird sür Jahre hinaus von einer inter- nationalen Ausstellung nicht die Rede sein können. Käme dann eine deutsche nationale Ausstellung, so würde sie der deutschen Industrie den bedeutenden Bortheil gewähren, der Welt da« Neueste und Beste u zeigen, während Da-, wa» die deutsche Industrie 1868 zeigen önnte, bei den schnellen Fortschritten unserer Zeit, 1889 in PariS vieisach al» überholt erscheinen wird. Wir bewegen un» jetzt noch, wie jeder Lag onverkenabar zeigt, in wirthichastlicher Beziehung, in Preisen und Production auf der abwärts geneigten Ebene fort; aber die ganze Weltordnung müßte ich geändert haben, wenn diesem hartnäckigen Niedergänge nicht end- lich auch der Auffchwiing wieder folgen sollte, wenn auch vorläufig Anzeichen eines solchen selbst in weiter Ferne noch nicht erkennbar sind. Darum müssen jetzt alle Mittel und Kräfte zusaminenqehallen werdtii, um die schwere Zeit zu überdauern. Ja bessere» Zeiten, die wir wünschen und aus die wir hoffen, wird, wenn eS die Verhält nisse bedingen, auä, die deutsche Großindustrie nicht zurückstehen, wenn es gilt, die Leistungssähigkeii Deutschlands auf industriellem und gewerblichem Gebiete zu erweisen. Wir gestalten uns, an Ew. Excellenz die gehorsame Bitte zu richten, diese Ausführungen bei der Behandlung deS aus eine vom Reich zu gewährende Beihilfe von drei Millionen Mark sür die Berliner Ausstellung gerichteten Antrages geneigtest in Erwägung zu ziehen." * DaS leitende bayerische Blatt, die Münchener „Allgemeine Zeitung", spricht sich in einer Betrachtung über die Botschaft deS Prinz-Neunten von Bayern u. A. über die Lage wie folgt auS: Am 5. Juli hatte das gelammte bayerische StaatS- Ministerium, einer Hebung entsprechend, welche be! einem RegicruilgSwech' ' jede- bisherige Cabinel zu bestimme» pflegt, bei dem neuen R.gcn^n des Königreichs, Prinzen Luitpold, ein Ent lassungsgesuch cingcrcicht. und schon am nächsten Morgen erließ „der Verweser des Königreichs Bayer»" daraus den Bescheid, welchen wir gestern milgethcilt haben — ein Aclenstück, dessen Inhalt und Bedeutung wir wohl nicht überschätzen, wenn wir dasselbe als de» Abschluß der jüngsten Krisis und als das Programm der neuen Regierung in Bayern bezeichne». Die Minister batten in ihrem Enibebungsgesuch auf die vielfachen Angriffe hingewicsen, denen ihr Verhallen in der letzten Zeit aus- geiept gewesen war, und es ist allbekannt, von welcher Seite und mit welchen Waffen jene A'-grisse unlernomme» und ausgcsührt worden waren. Der Prinz-Regent hat sich dadurch so wenig be einflussen kaffen, wie irgend em ernsthafter Politiker, dessen Ausgabe e« ist, unabhängig von den flüchtigen und oberflächlichen Taqesmeinuagen beichränktcr und leidenschastlicher Parleiinäuner die Bedürfnisse deS Staate- «nd die seinem Dienste sich weihenden Kräfte zur Richtschnur und Ltütze seines Streben- und Handelns zu nehmen; er hatte sich aus Grund längerer, genauerer Kenntniß und einsichtiger reiflicher Ucberlegung schon längst entschlösse», sür seine Regierung des Raihcs dienstersalnencr und erprobter Männer, deren Hingebung an Krone »nd Land, deren objektive Würdigung und Beachtung der wabrcn Interessen des bayerische» Volkes und Staates er seit Jahren kenne» und schätzen geleint und deren Ausdauer trotz vielseitiger Verkennung »nd Widrigkcften mancher Art in den letzten schweren Zeiren die wechselseitige Verbindung »oll fester geknüpft batte — de» Rathes solcher Männer nirM zu entbehren, und er zögert« keinen Augenblick, das seiner Ueberzeugung entiprcch-'nde Anerkenntniß und den Wunsch auSzudrücken, die Minister ihre AmtS- thätigkeii sortletzrn z» sehen. Der versasiungsinäßigen Bestätigung der Reichsverwesung, welche die Nachiolge -n der Regierung und die Begründung der Regentschaft vollkommen in die vorgeschriebenen Formen gebrackit hat, ist hiermit nun auch die Neuconstituirung de» weitere» Factor« des Regent- schastsrathaS gefolgt, welche» das Ministerium nach der Versagung zu bilden berufen, uad nachdem sich der ReichSverweier schon bei Gelegenheit des vor wenigen Tagen erlheilten Laadtagsabi'chiedes über einen Richtvunct seiner Reg.erunq ausgesprochen hat, indem er die Busrechterhallung der dundeSmäßigen Politik Bayern« im festen Verbände mit dem deuischen Reiche betonte, ergänzt und vervoll- ftändigt er nun in seinem Erlaffe a» das Staat-Ministerium sein Regierung-Programm damit, daß er die zwei weiteren maßgebenden Gesichtspunkte bezeichnet, welche ihn selbst wie da« von ihm zur Fort- sührung der bisherigen Thäligkeit bernsene Ministerium in der Regierung de« Landes leiten und bestimmen werden Fester verband mit dem deutschen Reiche — Wahrung de» konfessionellen Frieden» — Pflege der wirtbschaftlichen Entwicklung — diese drei Richtpunkt« sind nunmehr al- daSProgramm der Negierung de» Reich-verweser« in Bayern fest» gestellt. Der Hoffnung de« Regenten, daß unter solcher Losung dir Segnungen de» inneren Frieden« in Bayern immer mebr erblühen werden, ist die innere Wahrheit und Berech tigung gewiß nicht abzusprechen. Daß sie sich erfülle, wird trotzvein der Mitwirkung aller Derjenigen bedürfen, deren Vaterlandsliebe von echter Farbe ist. l ' » r * Zum Lande«prästdenten von Oesterreichisch-Tchle- sien an Stelle de» zum Handelsminister ernannten Marqui« von Bacquehem ist Gras Franz Merveldt, Hosrath bei der Grazer Statthalterei, ernannt Worten. Gras Merveldt gilt al« Gesinnungsgenosse de» neuen Handel-minister« und ist deshalb schwerlich ein Mann nach dem Herzen der Polen unv Czechen. * Nach einem Diener Berichte der Krakauer „Reform" sei man in höchsten Kreisen mit dem verlause der letzten Zolldcbatte sehr unzufrieden und werde e- namentlich dem Finanzminifter Ubelgenommen, daß er nickt rrchkzcilig bezüglich der Petroleum-Frage die wahre Sachlage var gestellt habe. Die entschiedensten Gegner de» Finanzministers befinden sich im Kreis« der österreichischen GeburtS-Arisiokralie. welch« ihm wegen der Antwort, die er im Vorjahre der dom Fürsten Ferdinand Lobkowitz geführten Deputation der böh mischen Zucker-Industriellen ertyeilt balle, grolle. . Seit jener Zeit sei der ganze Wiener Jockey-Club dem Finanzminister feindlich gesinnt. DunajewSki'S Rücktritt, führt der Cvrrc- spondent de« polnischen Blatte« fort, würde nicht die De mission deS Gesammt-Ladinrt« bedingen. Seit dem Eintritte de« Unterricht-minister« br. v. Gautsch und deS Handels- Minister« Marqui- v. Bacquehem haben sich die Verhältnisse geändert, und Letzterer werde sür geeignet gehalten, so manchen Ministerposten zu übernehmen. Gras Toaste wäre jetzt durch den Rücktritt Dunajewskt'« in keiner Verlegenheit. — Bon anderer Seite wird versichert, daß die Stellung de« Finanz- minister« bisher nicht erschüttert ist. * Universitäts-Professor vr. Dybow«ki in Lemberg, «tu sehr tüchtiger Naturforscher» hatte sich den Unwillen der ultramontanen Kreise durch einen Vortrag über den Dar winismus, den er gelegentlich der JnaugurationS-Feirr in der dortigen Universttät«-Aula dielt, zugezogen. Durch di« freisinnigen, den modernen Forschungen Rechnung tragenden Ausführungen de« Professor« DybowSki fühlten sich die drei Lemberger Erzbischöfe, welche in Folge einer an fie ergangenen Einladung der UniversitätS-Feier beiwohnten, unengenehm berührt, so daß sie inmitten de« Vorträge« von ihren Sitzen sich erhoben und demonstrativ den Saal ver ließen. Aus Grund einer Beschwerde hatte da- Unterrichts ministerium durch Vermittelung der Statthalterei den Text de« DvdowSki'schen Bortrage« abverlangt. Jetzt ist dem akademischen Senat« eine amtliche Zuschrift zngegangrn, worin betont wird, daß e« dem UnkerrichtSminiiicr zwar ferne liegt, die Professoren bei der Auswahl der Themen ihrer Borträge oder bei der Behandlung derselben irgendwie zu beschränken, e» müsse aber doch darauf gesehen werden, daß Bor'räge der Professoren vor einem geladenen Publicum nach keiner Richtung hin Anstoß erregen. Da nun js ^ ^ 1)r. Dybowski die Erzbischöfe zum verlassen des Saale- der-/ an laßt hat. so sehe sich der Unterricht-minister aenötkigt, c . die Mißbilligung jene« Vorträge« und zugleich die Erwartung auszusprechen, eS werde der Universitäts-Senat dafür sorgen, daß sich in Zukunft ein derartiger Fall nickt mehr wiederhole. * Einer der eklatantesten Fälle von Tortur in Ungarn fand in den letzten Junitagen vor dem Straf gerichte in Pancsowa seinen Abschluß. Der Sachverhalt ist folgender: Am l9. Oktober 1884 führten di: OrlS- Polizisten von Csurog einen gewissen Csurcsin au- einem der dortigen WirlhShäuser in den Gemeindearrcst, und schon einige Stunden daraus wurde constatirt, daß derselbe den Pciiiigungen der sechs Polizisten erlegen war. Aus die Kunde hiervon brach im Dorfe ein förmlicher Aufruhr lo«. Die tuniultuircude Menge umstellte da« Gemeindehaus und verlangte, angefeuert durch die Berwandlen de« umS Leben Gebrachten, von dem Gcmeinderichlcr die Auslieferung deS Csurcsin mit der Drohung, den Richter wie alle Polizeiorgane de- Orte» zu steinigen, fall- man ihrem Beaebren nicht willfahre. Schon war die Meng» zu Tätlichkeiten üvergegange», al» glücklicherweise da« Er» jcheinen be« Stuhirickter« de« Bezirke« e« verhinderte, daß die ausgercgleMeiige ihre Drohung verwirklichte. Dem begütigenden Zureden des Sluhlrichter« gelang eS. die Menge zu beschwich tigen, woraus dann gegen dl« Ort-Polizisten die Untersuchung eiiigeleitet wurde. Dieselbe ergab, daß Csurcsin auf geradezu bestialische Weise umgebracht worden war. Unter den zahl losen Bcrletzungen fanden sich nicht weniger al- elf Nippen» brücke, sowie zwei lebensgefährliche Beschädigungen am Schädel. Denselben Polizisten fallen im Bereine mit elf Polizeiorganen au« benachbarten Orten noch vier weitere Fälle von Tortur zur Last, wovon zwei mit dem Tode der Gepeinigten endeten. In den beiden anderen Fällen Über standen die Gemarterten zwar die Tortur, doch gehen sie heute al« Krüppel herum. Die Verhandlung gegen die sechzehn Polizisten — einer war mittlerweile gestorben — dauerte zwei Tage, e« wurden neun derselben zu anderthalb bis sieben Jahren Zuchthau« und Kcrkerstrase verurlheilt. Ti« übrigen Angeklagten mußten wegen Unzulänglichkeit der Beweismittel freigesprochen werden. * Das slowenische National-Cenckral-Comitß beschloß in der letzten Sitzung, seine Agitation auch aus Italien auszudehnen, um „die unler italienische»» Joche schmachtenden Brüder in Friaul" zu befreien. * Da« soeben erschienene Julihcft der .Budapesii Szemle- entbält einen Artikel de« ungarischen UnterrichtSniinisterS Tresort. m weichem der Letztere seine Meinung über tic von Raoul Frary aufgeworfene Frage deS Unterrichte» der klassischen Sprachen in den Mittelschulen dabin abgiebt, baß da« Studium der Cultur der Alten un« nur nützlich sein könne; daß e» aber nicht unsere Ausgabe sei, dahin zurückzukehren, wo die Römer und Grieche» gellanben. E« sei eine beschränkte Auffassung, zu glauben unv zu verkünden, daß man ohne die klassischen Sprachen, ledig lich mit Hilfe der neuen Literaturen, eine höhere Bildungsstufe nicht erlangen könne. Ja Ungarn, meint der Minister, sei übrigen« diese Ur«ge bereit» gelöst, da hier Abiturienten der Realschulen alle Facul« täten der Universität besuchen können, wenn sie nach träglich in der lateinischen Sprache die Prüfung bestehen. Die» zu erleichtern, verspricht der Minister, an den Real schulen Unterricht in der lateinischen Sprache ertbeite» zn taffen, selbstverständlich al» in einem nicht obligatorischen Gegenstände. Wer also keine Lust zu klassischen Studien hat, wird sortab die Realschule besuchen können, ohne daß ihm deshalb da« Recht der freien Berufswahl in irgend einer Weise eingeschränkt würde. In demselben AUik l erinahirt auch der Minister die Gymnasialbirectore». in de» unteren Elasten die größte Strenge walten zu lasten, damit armer Leut« Kinder, wrnu st« talentlo« unv nickt lleikia sind, noch
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite