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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188703193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870319
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870319
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-03
- Tag1887-03-19
- Monat1887-03
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.03.1887
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Ivso allgemet, alt tt» strich», höchst bedentnnoSvnller Vorgänge anfnesnßt. Ja der gegkiwämgen Weltlage beruht dal Schicksal deS Frieden» aus der Kraft uad Einigkeit der Mächte, die den Friede» in erster Reibe vertrete». Die Erneuerung de« Bündnisse« zwischen Oesterreich. Ungar», Italien u»d Deutschland, die al« eine vollzogene Lhatsache betrachtet werden kann, constituirt aus da« Neue eine Gruppe, die gewillt uad besähigt ist, ollen srirdenstSreadea Elementen da« Gegen- gewicht zu bieten. Nach den Auslassungen outorisirter Stimmen de« In. und Ausland«« gewährt da« erneuerte Büaduiß der drei Staaten vollständige Deckung aus dem Bode» der Deseusive. Die »Post" äußert sich wörtlich dahia: Dem Grasen Robilaat, dem italienischen Minister de» Arabern, ist, wie der gestrige ,,Reich«a,zriger" meldet, der Schwarze Sdier-Orden, die höchste preußische Orbeasauszeichnung, verliehen worden. Die Lhatsache ist eine hochbedeotlome, wie Niemandem entgehen wird. Al« Anfang Februar da« Ministerium Drpreti« seine Enilassung gegeben hatte, wurden vtelsache Besorgnisse laut, ob dieser Zwischenfall nicht den wie man wußte im Bange befindlichen Ber- Handlungen über die Erneuerung der Iripel-Alllaaz zum Nachtheil gereichen würde. Wir glaube» ans keinen Fall z» weit »a gehen, wenn wir in der jetzt dem Grase» Robilaat verliehene» hohen Aus zeichnung den Beweis sehe», dab jene verhandln»»«» znm erwünschten Ziel geführt und ihren vertragstmäbigea Abschluß erreicht habe». Was uun die jetzt lhatsache gewordene aeue Dripel-Allionz selbst betrifft, so wird e« keiner Bemerkung bedürfen, wie thöricht die Be- sorgn sje eine« Dheile« der französischen Presse find, der sich seit mehreren lagen den Kops zerbrich,, welcher künftige Landrrwerb von Seilen Italien- stipulirt sein möchte. E« haadelt sich nicht um eine Ossrasiv-Allianz. nicht um Erodernnge», sondern um die Bertheidi- gung de» statu» quo. Da« aber glauben wir mit Genugthuuug bervorbkdkn zu könnt», daß unter den Ereignisse» der letzten Wochen kein günstigere« für die Erhaltung de« europäischen Frieden« vor- gekvmmea sein mag, al« die Elneueruog der Tripel-Allianz. Wie eifrig von gewissen Seiten der Krieg unaufhörlich geschürt wird, da« sehe» wir an den unglaublichen Ausstreuungen, »elche gewisse französische Blätter sich nicht zu verbreite» scheuen in Betreff der ehrenvollen Ausnahme, welche Deutschland Herr» von Lessep« bei seinem Besuche in Berlin bereitet hat. Die Arbeit der Krieg«- parleien wird ein Hindernlß finde» au den Erwägungen, welche in de» Labineten, io denen die Besonuenheit »och eine Stimme führt, durch die lrip'l-Allianz hervorgeruseo werden müssen. Allgemein wird die deutsch-italieiiisch-vfterreichisch-unga- rische Tripel-Allianz al« eia feste« Bollwerk de« Frieden« gedeutet. LocialpolMsches. * Die Abgeordneten v. Sardorss and Lohre», miler- stützt von Ik anderen sreiconservativen Mitgliedern de« Reichs tag« — also kaum die Hälfte dieser Partei, welche 42 Mit glieder zählt — haben gleich den Conservativen und dem Centrum einen Antrag aus Einführung eine« Befähigungs nachweise < für den selbstständigen Betrieb von Hand werken eingebracht. Er geht allerdings nicht so weit wie die Anträge ber Conservativen und de-Centrum»; die haupt sächlichsten Bestimmungen lauten: g. 14». Den in tz t4d benannten Handwerker» ist fortan der Beginn de« selbstständigen Gewerbebetriebe« »nr dann gestattet, wenn sie den Nachweis der Befähigung zur selbstständigen Aus führung der gewöhnlichen Arbeiten de« betreffenden Gewerbe« ge- suhri haben. g. 14 d. Dieser Befähigungsnachweis wird aesührt: A. für die Gewerbe der Barbiere und Friseure, Bäcker und Loaditore», Böttcher, Buchbinder, Bürfteabiuder. Drechsler, Blaser, Klempner, Korb- nmchcr, Kürschner, Kupferschmiede, Maler lAnftreicher), Radler, Suitier, Schlosser, Schmiede, Schneider, Schuhmacher, Seiler, Stellmacher, Tapeziere, Tischler, Töoser, Uhrmacher, Weber. Wirker durch Beibringung eine- von dem Vorstand« einer Innung de« betreffenden Gewerbe« bestätigten Lehrzengnisse« uad eine« von de» Ort«behörde» beglaubigten Arbeit«, »rngnisse« über eine Beschäftigung von zusammen mindesten« 3 Jahre» al« Geselle oder al« Gehilfe i» dem betreffenden Gewerbe oder ln einem diesem Gewerbe verwandten Fabrikdetriebe; S. für Gewrrbe, welch« bei mangelhafter A»«üb»»g Lebe, »ad Gesundheit der Mitbürger gefährde», in«, besondere für Vrnnaenmacher, Dachdecker, Fleischer, Maurer, Schorn- fteinsearr, Stnckateure, Ztmmerleote, durch Ableanng einer technische» Prüfung vor der für da« betrrssrnde Gewerbe eingesetzten Prüsn-gSbehörde. g. 14 o. Die Behörde kann in Fälle», wo e« dem Bewerber unmöglich ist, da« Lehrzeoauiß oder da« ArbeitSzeugnib nachträglich herbetzuschoffe», oder wo Bedenken gegen de» Inhalt der Zeugnisse bestehen, einen in anderer Weise zu führenden Rachwei« der Be- sähwung fordern. 8 14a. Der Nachwri« der Befähigung kan» auch d-rch ein Zeugniß einer staatlich anerkannten gewerblichen Unterricht-aostalt. in welcher ingleich für eine praktische Au-bildnug im betreffenden Gewerbe Fürsorge getroffen ist. erbrach« werden. Die Bezeichnung der betreffenden Anstalten, sowie die Bezeichnung der Gewerbe, für welche da- Zeugniß der gedachten Sastalte» al« lvtsählg»»g«»achwei« gilt, erfolgt durch die Landesregierung. Z. 14 o. Der BundeSratb ist ermächtigt, de» BesähigungSnachwrll auch für andere al« die in 8- 14 d aufgesührten handwerksmäßigen Bewerbe vorzuschreibe«. Zur Vergleichung bemerken wir, daß die Conservativen und das Centrum sür alle Handwerke den Befähigungsnachweis durch ein Zeugniß verlangen, zu dessen Ausstellung, soweit nicht für einzelne Gewerbe besondere PrüsungSbehörden be stehen, der PrüsungSau-schu ß der im Bezirke de« Ort« der GewerbeauSübung bestehenden Innung unter dem Borsitze eine« obrigkeitlichen, stimmberechtigten Commissar» berechtigt sei» soll. — In Ermangelung solcher Innungen, oder wenn der zu prüfende Gewerbtreibende der Innung nicht bei- treten will, erfolgen die Prüfungen durch Commissionen, welche aus Grund einer von dem BuudeSrath zu erlassenden Instruction in den einzelnen Bundesstaaten in entsprechender Anzahl in der Art gebildet werden, daß unter dem Borsitze riiic» obrigkeitlichen Commissar« die Hälfte der Mitglieder von einer Innung, die andere Hälfte und — wenn solche Innungen nicht verbanden sind — alle Mitglieder von den selbstständigen Hand,verlern deS betreffenden Gewerbes gewählt werden. — Die Conservativen und daS Centrum wollen also durchweg Meisterprüfungen, die Herren v. Kartorfs und Genossen im Allgemeinen den Nachweis der bestandenen Lehrzeit und einer dreijährigen Arbeit als Gehilfe, sowie für einige, bei manuell,aslcr Ausführung Gefahr bringende Gewerbe eine technische Prüfung. Musik. Zwanzigstes Alioiliiriiiklit-Concert i« Saale dr- nkuen Gewandhauses. Leipzig, 15. März. Zur Borseirr de» SV. Ge- burl«lageS Sr. Majestät de» deutschen Kaisers ging dein Programm des gestrigen GewandhauSconcerteS ein ninsikaiischer FestacluS voran«, der auS dem „ülncto Impe rator" von F. Lachner, einem „In terludium' sür Orgel, zwei Harscn »nv vier Hörner und dem „Kaiser- m würdiger, Begeisterung und liebevoller Verehrung für den ruhmgekrönten Kaiser, „aller Deutsche» Hort und FreihcitSwehr", Au-druck verlieh. Aus Nnbaro Wagner'S ..Kaisermarsch" war bereit» am Tage der Aussührung an dieser Stelle aufmerksam ge rn ach l und ber Stanbpuiict dorgelegt worden» von dem au» einzig und allein dies geniale Werk bei seiner Aussührung in dem Concertsaal, dem e» seinem Wesen nach fremd gegenüber steht, lcnrthcilt werden darf. E« steht unvergleichlich hoch über Werken wie Lachncr'ö „ülact« Imperator-, da» wal l tanni jahig ist. au« sich selbst Begeisterung zu erwecken, dies vielmehr bereit» als vorhanden vorauSfetzt und somit nichts Anderes will, als eine bereits vorhandene Stimmung zu energischem Ansdruck bringen. Wagner'S .Kaisermarsch' vermag aber in seinem mächtigen, dramatischen Ausbau und seiner bewundernSwertben syiiivhonischen Gestaltung diese S> inmnna durch sich selbst hervorzurusen und bedarf keiner B genie.u gcholie; und gerade so wie sich Felix Dabn'S ganz ge< 1t gesinnte lateinische Verse zu einem E M Arndt'schen K l ober SiegeSliede verholten, so ungefähr verhält sich auch Lachner'« „Zlacto Imperator" zu Wagner'S „Kaiser- molfch". Wa« beide Werkt in ihrer Wirkung bei Aus. iarsch" von Richard Wagner bestand und in durchaus »ürdiger, stelle»«:eise lies ergreifender Weise dem Gefühle der fühntngen i« Coneertsaal beeinträchtigt. ist tz«« dröhnende Brausen de« Orchester«, der Lärm dex KriegStrommeln und „KriegSdrommeten", für schwachnerdig« Personen freilich nur schwer erträglich. Da« .Interlubium", d«ssen Autor nicht genannt war. bringt nach einer i« ganzen düster gehaltenen, stellenweise im Bach'schen Etile gearbeitet» Einleitung, in der die Orgel vorherrscht, de« Choral: .Run danket Alle Gott" von 4 Hörnern in Begleitung von 2 Harfen vorgrtrcwrn. während der Orgel aa.den BerSschlüssen kurze Interludien «lß Ueberleilungeu zugetheilt sind; gegen da» End« hin greift di, Orgel wirksam eia und übernimmt selbstständig in Fortissimo den Choral. In einem langgehaltenen 8 ckur-Accord der Hörner, den Harsen- Arpeggien umspielen, schließt leis« verhallend da« dnrch manaig- fache Klangefsecle in seinem letzten Theil« srenadlich wirkend« Musikstück, bei dessen Wiedergabe insbesondere da« Horn- quartett durch Reinheit und Slangschvahttt bervorirat. Hin gegen schien der plötzliche Temperalurwechstt ans di« vier- süßiqen Stimmen der Orgel nicht ganz ohne Einfluß geblieben »u sein. Nach diesem erhebenden, musikalische» Frstproldg folgte da« eigentliche Concert. da« Frau Wilma Rorman-Rernda m»tSpohr'« violineoacert in -L woll (GesaagSseene) erösfnete. Daß die Künstlerin unter den Violinkünstlern unserer Tage einen der ersten Plätze einuimmt. ist bekannt genug und wurde durch die bewundernswertb« Ktülstleistung am gestrigen Abende wiederum außer Frage gestellt. Ein voller, markiger Ton, weich, ohne weichlich zu sein, gesunde, man möchte sagen lebensvoll blühend« Auffassung» männlich« Kühnheit und künstlerisch« Begeisterung >m Vortrag«, Freiheit von jeglichen Birluosenmätzchen und Unmanieren, absolute Sicherheit uad Feinheit in allem Technischen find die Hauptvarzügr dieser hochbedentsamea Küastlererscheinung. S« sicher» der ge eierten Künstlerin ebenso die unfehlbare Wirkung ans den musikalischen Laien und kuastliebeadea Dilettanten, al« sie die volle, rückhaltlose Anerkennung und Bewunderung de« scharf blickenden Kenner« und ausübenden Künstler» Hervorrufen. Daher denn auch der stürmisch« Beifall und wiederholte Her vorruf, den die Künstlerin nach de« Liplin-Eoucerte fand, ebenso vollberechtigt al« ehrenvoll für dieselb« war. La Solostücken (mit Orchestcrbealeilung) spielte Frau Nor man «Nernda noch Beethoven'« Üaar-Romanre nab da« bekannte Läur-Präludium von I. Seb. Bach. War in dem letzlgenannleu Stücke der Bortrag vielleicht etwa« zu stürmisch und siege«sroh, so zeigt« hingegen di« Romanze all« oben genannten Borzüge der Künstlerin in desto hellere» Lichte. Zwischen d« Violinvorträge waren zwei Mänuerchvre, >rsungen vom Leipziger Lehrer-Gesanaderein. mnge- ügt. Der Mäanerchor hatte bereit« in ve« ^ilnot« lm- verutor" und dem .Kaisermarsch" durch Fülle und Schönheit feine« Ehorklcage« imponirt. in dem „Atten Soldaten" von Peter Corueliu« und dem „Waldmorgrn" von Jos. Rheinberger legte er unter der sicheren und ziel- bewußteu Leitung seine« trefflichen Dirigenten, de« Herrn F. Siegert, neue glänzende Proben seiner bewundern«- werthen künstlerischen LeistuagSsäbigkett ab. Darf man nachträglich noch einen Wunsch auSsprecheo, so wäre e» der, daß der Verein mit dem .Waldmorgen" begonnen und mit dem .Alten Soldaten" geschloffen hätte. Möglich, daß so die leise Iuton»tion«schwankuag bei dem harmonisch überau schwierig gestalteten Anfang de« letztgenannten Liede« ver mieden worden wäre. Daß dieser kleine bald vorübergehende Unfall die Wirkung de« Ganzen vollkommen angetrübt ließ, dafür sorgte der hinreißende Schluß de« CorneliuS'schen Liede«, und der vollendete, man kann getrost sagen: wüster- iltige Lortrag de« .Daldmorgeu". All« Feinheiten und kuancen, deren der seinem Wesen nach etwa« spröde Männer- esana fähig ist, hat der Eompomst in diese« selten schöne ied hineingelegt, und der Leipziger Lehrer-Gesang verein besitzt in seinem Dirigenten und seinen Mitgliedern ganz ausgezeichnete Mittel, jene Feinheiten zur schönsten Dar. stellung zu bringen. Den zweiten Theil de« Concerte« füllte Schubert'» Oäur- Shmphonie au«. Di« Wahl dieser Symphonie gerade sür diese» Concert am 17. März war. wie man wohl an- nehmeu darf, nicht zufällig, sondern beabsichtigt: denn am 2t. März 18SS, also ziemlich genau vor 48 Jahre», nahezu einem halben Säculum, erklangen die .himmlischen" Weisen diese» Werke« — dank der Schubert-Begeisterung Schumann'« — zum ersten Mal iu deu ehrwürdigen Räumen de» Alten Leipziger Gewandhauses unter Mendelssohn'» Leitung vor einrm musikalischen Publicum. Seit dieser Zeit ist die Sym phonie Gemeingut der musikalischen Welt geworden; so osl man sie hören mag, immer beleben die ewig jungen, lieblichen und so naturwüchsig frischen Melodien Herz und Gemüth, namentlich weun die Aufführung von so feurigem, begeistertem Schwünge getragen wird» wie ihn gestern der verdiente Leiter ber GewandhauSconcerte, Professor vr. Rein ecke, seinem Orchester einzuhauchea wußte. Darf man au» der so wohl- gelungenen Gesammtaufsührung Einzelne« hrrvorheben, so mögen die Pianissimo - Reprise de« Hauptthema» im Allegro de« ersten Satze« und die Steigerung im Mitteltheile de« Andante mit den einschneidenden verminderten Septimen Accordeu uad der daraus folgenden Cello-Cantilene al« die Höhepunkt« der gestrigen Aufführung dieser Symphonie kux> erwähnt sein. vr. Heinrich Reimaan. * lieber Frau Charl«»-Hirsch, welche nächsten Sonntag im 4. Li«zt-Bereia«-Eoncert singen wird, schreibt da» „Echo der Gegenwart" gelegentlich eine« Gastspiel« in Aachen: „Al» Lucia von Lammermoor war Fraa Charles.Hirsö, wieder in ihrem Fahrwasser. Hier konnte die Sängerin ihre ganze Meisterschaft aus dem Gebiete de« Loloraturgesonae- au den Tag legen. Wie ein weiblicher Krösa« «ors sie mit drei- estricheuem v. selbst mit Triller» ans demselben, mtt staccato«, chromatischen Läusen re. sozusagen um sich, sogar der schwierige Ketteutriller am Schlosse de« Sextette« fehlte nicht. Die ganze Leistung war sowohl im Spiel wie im Besang ei» wahre« Labinetstück. vor Allem die Wahofin»«sce»e. in welcher die Künstlerin von uosrrrm Flöttfte», Herrn Schütter, vorzüglich unterstütz« wurde. Lorbeerkranz uod Blomeospeodru stellten den verdienten Lohn sür da« so trefflich Gebotene dar, und da e« aan einmal üblich zu sein scheint, daß sich der Tusch in die Ovationen mischt, so erhielt Frau Charly-Hirsch anch einen solchen al« AbichiedSgrnß." Die „BolkSzeitung" berichtet: Wa« die trefflich« Künstlerin als „Lucia" bot, war schon im ersten und zweiten Acte eine sellene Leistung, die aber erst im dritten Acte in der Arie: „O süße Tönet Ich vernahm seine Stimme!" dc» Höhepunkt erreichte und einen wahren vtisall«sturm beim Auditorium entfesselte. Hier enisaltete ffe den ganzen Reich- iil»m ihrer Eoloratursertigkit, und auch dem getragenen Gesänge verlieh sie bei dieser Stelle eine Wärme, di» hinriß. Ihr ganz der Rolle entsprechende« Spiel vervollständigte ebensall« den Eindruck, daß man e« mit einer ouSgezetchnete» Künstlerin za tbua hatte Trotzdem Frau Hirsch sich de»» Schluff» de« zweiten Acte« eine Fubvtlstauchuiig zugezogen, mußte sie hinkend dem mehrmaligen Hervorrufe der Zuhörer Folge leisten und Lorbeerkriuze nebst Pracht vollen Blnmeiiipeadea enlgegenuehmen. * lieber die Pianistin Frl. Großeurth schreibt da» „Echo der Gegenwart": Fräulein Großcnrth, welch« sich als Claviervirtnosi» allerersten Range« and al« eine ebenso vorzügliche Begleiterin am Clovier vroducirtr, hat glänzend bewiesen, daß sie mit vollem Rechte als eine der talentirtefte» Schülerinnen Liszt« gilt. Ihre Technik ist eine meisterhast au«gebild«le. und. wie au« dem Bortrag von Chopin'« O moll-Balladt, Bach « Präludium und Fuge, Schumann'« Novrlletie und einer L'Szi'schcn Teansscripiion hervorgiug, »iae dem Sun,!» werk sie!« bescheiden und gewissenbast uniergeardnete. Ihre Spiel- weise ist durchsichtig. Nor »ad solid, ihr Anichloa ei» eleganter und geianqreicher. voll Hoden Wohllauts. Geistige Auffassung un» miiftkaliiche« G-dächtaiß stnd stannenswerth. Der Erfolg, den die geschätzte Bietuosi, davontrug, war eia ebenso gläazender w>« Verdirater. G Leipzi^tL Mär». Kirche »L«sa a gvel, zu «akthee. Conrerttnetß« Sah», GtleHIe», Fähndrlch nnd Steiner im Saale der „Drei Linden" ei» Concert, dessen Programm owohi in Bezog aus den gesanglichen, wie ans den iaftrumeatoleo Lyell sehr gediegen and vielseitig war. Der gemischte Chor war mit einer Reihe ernster »t« heiterer Charlteder vertreten, deren Lortrag sich im Allgemeinen ein recht fleißige« Studin» »ochrühmen läßt, da« auch «eist von schönstem Erfolge gekrönt war. Go kamen von diese» Chorliederu besonder« da« poestrreiche, fttmmnog«volle »Wer eia Herz treoeigen hält" v«, Richter, da« krisch« begeikertr Aaaderglück, o Wanderlust" von Engel, ferner „Die Bäum« grünen überall" von Mendelssohn uad schließlich da» lästige „Maien- taaz" von Reißinaa» mit dnrchweg reiner Intonation, charakteristischer TonauSprügnng und theilweif« «tt lebensvoller Nüoncirnng zum Bortrag. Mit gleichem Fleiß« waren anch die MäanerchSre ein» »adirt. E« wurde» „Festmarsch" von Lrnbe, „valdandacht" von ldt, „Sommerrnh" von Veaschel »nd „Tändelei" von Müller mit Sicherheit and Klarheit t» Tact »nd Ton. sowie mit entsprechende« Ansdruck z» Gehör grbracht. Al« eine sehr tüchtige Sängerin eigte sich Fräulein Sachße, »elch» znnächst die Arie „Neue reude», neue Schmerzen" an» Mozart'« „Figaro" mtt lebendigem dramattiche» Ausdruck und viel Wärme sang. Später erfreute ge nannte Dame «tt drei Liedern: „Widmung" von Schumann (wo« wir aber einmal lieber an« dem Mund« eine« Manne» höre»), Abeadreiha" von Reiaeckr und »Mein Schatz ist ans der Waader- chaft" von Franz, welche sie dnrchweg mtt schmeizvoller amlang reicher Stimme and geschickler Nuo-cirnug »ortrna. Um ans de» iaftrnmentalea Theil de» Programme- üderzngehen, s» erwähne» wir in erster Linie da« „Kaiserqnartrtt" van Haydn, welches die Herren Mufikdtrector Walthrr, Loacrrtmrister Jatz», ktiehler »ad iähndrich mtt Sänne «nd Seele im vartrag zar Geltung rächten. Außerdem zeigte sich Herr John t» dem „Nocturna" von Chopin al« sehr gemandtrr Sollst; übrige»« habe» wir dies« Leistuug schon vor Kurze« lobend hervorheben können. Sach da» Cello-Sol» „Romanze" vo» ServaiS, tu welchem Herr Fähndrlch einen zarten aad z»gl«ich volle» To» offenbarte, htnterlteß einen timmuuaSvolleu Eindruck. Herr Steiner bekundete zwar ia der Soaate Lmoll voa Veetbovea Kraft and AnSdautr, ließ «1 aber uweile» an Klarheit t» de» Passagen fehle», während er dl» drei Solostücke sür Pwnokartr „Novellette" vo» Schnmaa», „Coasolatioa" va, LtSzt »nd „Polnischer Ta»«" vo» Schorweuka «tt erfreulicher s lräcifioa z» Gehör brachst. Da» Coacert war sehr gut besucht, worüber man sich nur freuen konnte, da der Reinertrag desselbea za eine» guten Zweck bestimmt war. * Hnstheatrr Kassel. Dst Kritik der Kassel« „Allgemeinen stttang" berichtet üb r einen an» der Opernschnle de» Leipziger GrsaagSmeifter Herrn Carl Reß hervargegaagene» Schüler, Herr» Lotgt in folgender Weise: „Der Wolfram de» Herrn Botgi w ei« vorzüglich« GesangSleiftnnz. au welcher nicht» aaSzusetzeu war. Der schöne edle, wen» auch uicht allzu große Too seiner klimm«, der hübsche Tonaasatz, dst schöne Aussprache ließen vortreffliche Siimmbildnng erkennen. Gaten Eindruck machten dir prachtvolle» Lautilcar» dä ersten a»d dritte» Acte«, sowie dst Gesänge im Sängerkrieg. Repräsentation »nd Spiel stnd nur »o loben. Edens» günftlg lantet da» Urtdrtl genannter Zettnag über feine Leistung al« Werner Kirchhoser in Netzstr'S Trompeter.' Neue Lunfljachtn. Al» eine Folge voa KanstblLiteru, welche dst freudigste <-«achtn»g aller Kuaftflnnlaea fich erringen werden, find dst schon ang,kündigst» Franz Haasstaengl'scheu Photogravure - Reproductioaen der „Meisterwerke de» Rijksmuseum» zu Amsterdam" (im bekanaiea Kunstverlag voa Franz Hansftaengl ia München) zu erwähnen, voa denen aaamehr in den Knnftdaadlangen dst erste» beiden Lieferungen des im Ganze, aus 1b Lieferungen geplanten Werke» vorlstge». Der gettpnatt dieser Veröffentlichung ist »in glücklicher, weil jetzt endlich dst herrlichen Kuuüjchätze Amsterdam« au« den dankst», voa umliegenden Petroleummagaztnrn bedrohten Räumen de» „TrtppenhntS" ia dst neuen prächtigen Räume de» „Rijksmuseum»" an der StadthonderSkad« Sbergesiedett find uad dabei »»gleich eine erhebliche Anzahl der wichtigsten Bilder an» städtischem Besitz, Schützen- and Regeuteaftücke voa höchster Bedeutung, au« dem Rathhau« und de« „ScrkhaiS", wo dst meisten in Fiastermß schmachteten, an da« Licht gezogen wurde. Künstler wle van der Boort» va» valkert, Elia», vie man bi» jetzt säst nur au« Büchern oder einigen weniger bedeutenden Werken kannte, zeigen sich jetzt plötzlich al« Bahnbrecher zur Epoche der höchsten Blitth« der holländische» Malerei. So ist e« de»» jetzt möglich, eine Urberficht über die Eut- wickeluug derselbe» io de» verschiedenen Stödten zu geben, und da« wird dann, wie man an» deu vorliegenden Blätter» und dem sie be- gltttenden erläuternden, knafthiftoeischea Texte von S. VredtnS er sehen kann, in vortrefflichster Weise geschehen. Mit den ersten aus bestimmt nachweisbare Meister zurückzusühreudea Gemälde» an der Brenzscheid« de« tb. uad 16. Jahrhundert« beginnend, werden zunächst Dieck Jacob«» und Loraeli« Theuaissea mtt ihren ge- iungevstea großen Portraitgruppe», sogenannten „Schützenstücken", vorgesührt. Interessant iß e« sodann, di« bedeutenden Fortschritte zu beobachten, die aus diesem Gebiete ia Lomposttioa und Modellirung Dirck BarentSz uad Loraeli« Letel zeigen. Weiter wird voa Pieter Aertse». dem Later de« holländischen Sittenbildes, ein hoch nteressanle» Fragment au« einer „Anbetung der Könige" und sein berühmter „Eiertanz" mitgelheilt. Boa den Meistern de« 17. Jahrhundert-, tn welche« übrigen» schon Seiet htnetnraqt, lernt man sodann Loraeli« voa der Boort in einer großen Schützen- groppe und dem Gruppenbild« der Vorsteher (einem sogenannten Regentcnftücke) de« Amsterdamer Altmäauer - Spital« kennen Fesselnd durch Auffassung und Behandlung sind zwei „Regenten, iücke" de« erst jetzt eigentlich an» Licht gezogenen Werner vo» Valckert, sowie drei Sachen von Nicolae« Elia«, dem Borläuser oder wohl gar Lehrer de« von der Helft, nämlich eia Bildniß de« Marrire Reh, eia treffliche« Regeutenstück und «iae ..Schüyenmahlzett". interessant za vergleichen mit der berühmte» Schützeumahlzeit de« B. van der Helft. Boa Thoma« de Keqser ist wilgeideilt dst hochbedeutrnde, voa ihm in dem jugendlichen Alter vo» L3 Jahre» gemalte „Anatomie de« Doctor Sebastian Egbert«»" nud de« uicht minder gutem Grupvenbild der „Familie Mebeek Kravwag« ans ihrem Landsitz". Bon de» wenigen Werken der .GksellschastSmoler" ttn Besitze de« Rijk-museum« ist eia interessante« Stück de« Clar« Marhort reproductrt, „Dst Wahl eine« Freqer«". Nach Moeyarl, etaem der bedrnteudstea Prärembrandtifte», kommt Dirck DirckSz Eantvoort an die Reih« mit seinen „Regen iinnrn de« Wertbui»", eia Werk, welche« e» wohl begreiflich finden läßt, daß der Künstler der bevorzugte Portroitmaler der Smfter- damer Aristokratie war. Mil der letzte» der vorliegruden Repro duktive.-» w-adel sich dst Veröffentlichung zur Blüthrepoche der hol« lindilcheu Koust zu Rembraudt. ES ist da« Bildniß der Wiitw« de« Admiral« Swarteuhout. Die weltberühmie Nachtwache wird da« nächste Blatt iu der tu Aussicht stehende» Fortsetzung bilden Bei dem schönen Foliosormat der Blätter erscheint der Preis von 12 ^l für dst Lieferung in der Thal nicht bedeute»-. Adolf Wetöke. Lönigliches Landgericht. Li »den» a. Der «irchengesangverei» zu Linden«» (ia Verbindung mit dem Knabea-Kirchenchor) aad gestern »ustr gütiger Miiwirkuag de« Fränleiu Johann« Sachße, snwst der Her«» Mnfikdirrctor II. Ltraskawwer. I. Der frühere Buchbinder «ntoo Oswald Schmidt hier, welcher vom Militolr al- Halbiuvalid entlasse» aad bei der Trupp« al« Lazarethgehilse mit verwendet worden war, halt« sich einer Frau gegeiiilver, die er zufällig io einem Kräutcrgewölbe gelrosfeo und nach ihre» Berhältiiiffen befragt, als Arzt auSgegeben, hinzugesügt, daß er im Krankeiihause assistire, und nachdem er da» Leiden ber Kinder jener Fra« erfahren, derselben die Beschaffung eine» Apparate« zugesi.tiert, wozu er redoch 7b -C brauche. Dasselbe Manöver setzte er gegenüber einen, Schuhmacher in Scene, nur daß er sich diesem al- Pros. W vorgestellt und ihm b ^l behus« Anschaffung eine« Apparate« und einer Badewanne obgelockt, gleichzeitig aber eine Art Vertrag aus. gesetzt und mit Pros. W. rinterichriebrn hatte, Inhalt» dessen da« Geld zu einer bestimmten Zeit wieder zvruckerstaitet werden sollte Der Angeklagte wurde wegen Belrug» und Urkuadrnsiljchung zu 3 Monaten Besänguiß und wegen Uebertreiung de« 8 147,3 der Gewerbeordnung zu 30 Geld- eveat. 10 Tage» Hastftrnfr, sowie zu 1 Jahr Perlust der Ehrenrechte veruriheilt. II. Der Markihelser Karl Julius Gaudlitz au« Erfurt war be schuldigt, während er bei einem hiesigen Buchhändler in Stellung sich befand und jeden Morgen in der Wohnung de« Principal« däusliche Arbeiten zu verrichien hatte, au« dem Keller ein paar Flaschen Wein e,»wendet sowie in zwei Fallen Geldbeträge von 11 ^l und 37 aus Grund gesäljchier Quiltnngea voa Geichäsl«- kundea erhoben, da« Geld aber zu seinem Nutze» verweade» haben. Der Angeklagte bevauptete. wo» den Diebstahl auloagt, tzö» er an die beiden Flaichen Wein, während er Kohlen au« dem Keller aeholt, angestoßen und dies» deshalb «ntzweigegangen seien. E« er folgte die Berurlhtilung de» Augeklagieu zu b Monate» Be- jäugniß. Der Gerichtshof bestand au« den Herren Landgericht«-Direktor Sstber (Präsid.), LandgerichtS-Rälhe» Obeaau«, Melsch, Schubarth- Engelschall »nd voa Sommrrlat«: dst Anklage führte Herr Staats anwalt vr. Nagel. m. Ttraska»»er. H SLd de« R^Stt^Ges^V. ha« snlgend» «Klatt: ..«G ss»tzh«,ü»a«tr oder ander« «tt tz« Beaufsichtigung „tz Bedien»», einer zu öffentlichen Zwecken dienenden Telegravheaanftolt betraut« Personen, welche dst einer Testgrapheuaaftalt «»vertrau»«» Devesche» versälicheu, oder t» andere» al« in den im Gesetze vorgesehenen Fällen eröffne» oder unterdrücke», oder vo» ihrem Inhalt« Dritte rechtswidrig benachrichtige», oder einem Andern eine solche Hand- tun» gestatten, »der Ihm dabet wiffentlich Hilfe leisten, «erde» mit Gesänguiß nicht unter drei Monaten bestraft." E« muß anerkannt werde», daß dir Gerichte bisher nur l» de» seltensten Fällen t» dst Lage gekommen find, fich mtt deenrtigrn Gesetz««verletzungen beschäftig«, z» müsse». da da» Dtraftgehetm»ß von den btirrfscnden Beamte» streng gewahrt z» werde» pfirai. Beispielsweise seit dem Besteh«, de« hiesigen königl. Landaerichls uad unsere« Wissen« anch schon beim vormaligen königl. B-zirkg. gericht find keiue berortigru Gesetz^verletzangea zur Adurtheilaag gek»««e», so daß die gegen de» Hilf-tcleorophifte, Karl Retnhold Brößdors an« Groitzsch aas Grund de« ß. 3bb de« R^Str.-Ges.-V. erhobene Anklage wohl als der erste derartige Fall z» betrachten dürfte. Der Aageklagte war im Iahrr 1884 al« Hssssielegraphist aas Stativ» Naunhof verpflichtet worden, nachdem er vorher al« Wagen- rücker beschäftigt worden war. Am 17. August v. I. traf an» ia Na„h»s eine a» den dortige» Bürgermeister gerichtete Depesche der Povzei direct ton Cbemattz ei» de» Inhalt«: Zft Schreiber Franz Gründlich dort „gekommen, hat 1200 Mark nnterlchlagea." Der Bürgermeister war »au ober an jearm Tage nicht aawesend, sondern kehrte erst Abead« zurück. Der Aageklagte beging »u» dst Uuvor- sichtigkett, dem aus dem Bohahose auweseudeo Rath44lopifteu >. mit- zutheiir», daß wahrscheialich der aeo« Schreiber (damtt war Gründlich gemeint) noch heust Abead verhaftet werden würde. Hierin aber log dst Verletzung de« Dieustgeheimuiffe«. Der Angeklagte versicherte, er Hab« fich bei der MItthetlnng „ A. nicht« Unrechte« gedacht, vielmehr au» dem Grunde A. von dem Inhal» der Depesche ia keantaiß gesetzt, um. da der Bürger- meifter nicht anwesend war, dem A. die Möglichkett za bsttra, ein etwaiges Entweichen de« Gesuchten verhindern zu können. Uebrigeu« habe er den A. erst dann Mtttheiluag gemach», nachdem diesrr ihn gesragt Hab», ob Etwa« sür sie, d. h. da« Rathhaas, da sei. Zeug« A. will nicht erst gefragt, sondern sosort vom Angeklagten dst fragliche Mittheilung erhalten habe». Boa Seiten de« Station«. Vorstände« wurde dem Angeklagten da« beste Lob eriheitt »nd dst persönliche Meinung dahin abgegeben, daß der Aageklagte. der gleichzeitig al« Bahnpolizeibeamter gelte, jedenfalls in diesem Sinne bst Miithelluna an A. ausgesaßt Hab«. B„ Adbörung der übrigen vorgeladear» Zeugen worbe un allseitigea Einvrrsländaiffe ab gesehen. Da« Gericht sah dst Sach« voa der mildesten Seist an »ad erkannte aus die gesetzlich zulässig geringste Straf»» d. h. ans 3 Monate Grsängaiß. Der Gerichtshof bestand au« den Herren Landgerichtt-Dtrector Iasttzrath voa Bose (Präsid.), Landgerichts - Räthen Lehman». Schreiber, Adam und voa Sommerlatt; die Anklage sührte Herr Staai«a»wali>chaft«. Assessor vx. Fenrich, die Berthttdignag Herr RechtSaawali Freytag ll. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt^ * I» der Strafsache wider deu Handelsmann G. za D. wegen Bankerott« hat da« R.-G. ll., Strafsenat, am 17. September v. I. dabia entschieden, daß, wenn Jemand et» Waareaverkavs«- grschäft theil« ia etaem Laden, theil« durch Hausiere» betreibt »nd sein Geschäftsbetrieb ttn Ganzen ein omsangreicherer, über de» Rahmen de- Gewerbebetrieb« de« dem Höker, Trödler oder Haasstrer gstichsteheadeu H-ndelSm-an« hinou-gehender ist, er zur Führnag voo H audtl«bücheru handelsrechtlich verpflichtet ist. Nach den Fest, lelluugr» de« Landgericht« ha» der Angeklagte, über dessen Vermöge,i am 26. September 1883 da« LoucurSversahren eröffnet worden ist. fett dem Jahre 1880 aas der Langcnbrücke zu D. ein Ladea-Lerkaus-- grschäst mit Kurzwaaren, Kleiderstoffen. Kleidern, Wäsche st. betriebe» and zugleich seine Waaren durch Hausieren aus den Schiffen bei D. oud N. odzusetzen gesucht, während seine Ehefrau deu Laben bedien» nud dst zur Hkislcllung der zu verkaufenden Waaren ersordcrlichea Näh- arbeiten besorgt Hot. Handelsbücher hat der AageNagte nicht geführt und niemals eine Bilanz seines Vermögen» gezogen. DaS Land- >ericht nimmt aber mit Rücksicht ans den „erhebliche» jährlichen ttusatz ln dem Ladengeschäft nab den Umfang de« Hausiergeschäste«. welcher größer al» der de« Ladeugeschäst« gewesen ist, an, daß der Angeklagte al- «tu Hausierer uad als ein Hüadler, dessen Geschäft von gertugein Umsauge ist, t» Bestacht komme, oud daß derselbe ia beiden Eigenschaften nach deu Vorschriften de« Haadel-gesetzbochr nicht verpslichiet gewesen sei, HaadelSbücher zu führe» „d dst Bilanz seine« vermögen« zu ziehen. E« spricht de«halb den An- geklagten voa dem ihm nach 8- 210 Nr. 2 uad 3 der CoacnrS- ordnuug zur Last gelegten einfachen Bankerott frei. Hiergegen halte die Staatsanwaltschaft Revision eingelegt, «elche da- R.-G. sür begründet erachtet uod die laudgeriwtliche Entscheidung «ater folgender Begründung „sgehobeu hat. Laß der Angeklagte nach Artikel 4 and 271 Nr. 1 de« Handelsgesetzbuchs al« ela Laos- mann, d. h. al« eia solcher anzuscheu ist, welcher durch de» Saus oder die andenveite Auschassuag vo» Waorea, um dieselbe weiter zu veräußern, HandelSßeschäste betreibt, ist nach der Feststellung de« Laadgerichi« uicht z» bezweifeln und voa diesem auch nicht in Abrede gestellt. Allerdiag« war der Aa- geklagte, soweit er da« Hausiergrwerbe betrieb, nach Artikel 10 de« Handelsgesetzbuchs voa der eine« Kaufmann obliegenden Verpflichtung. Handclsbücher za führe» »nd dst Bilanz seine« ver mögen« zu ziehen, entbunden. Do« Landgericht stellt aber fest, daß da« Geschäft, welche« der Aageklagte betrieben hat. our zum Theil «iu Hausiergeschäft,zum Theil aderet» HondelSgeschäst voa geringem Umfange war. E« nimmt nicht etwa „, daß der Au- geklagie den Hausierhandel betrieben hat uad außerdem der Inhaber einer voa jenem gesonderte» festen Handelsnirderlaffung ge wesen ist, sondern an« seinen Feststellungen ergieb« sich nur. daß der Angeklagte die Waaren seine« Seschäst« znm Theil durch Hausieren abgeletzt hat. E« handelte sich also um eia einheitliche« Geschäft, welchem in seiner Totalität die Eigenschaft eine« Hausierhandel« nicht beizalegeu war. Unter diesen Umständen fehlt da« Landgericht schon dadurch rechtSgruadsStzlich, daß e« brt Prülung der Frage, ob der Angeklagte zur Führung von HandelSbüchern and zur Ziehung einer Bermögensbilanz vervslichtet war, lediglich aus den Umfang de« v„ ihm betriebe««» LadeageschästS Gewicht legt, anstatt de» Umsoag de« ganze» Geschäft« in Betracht zu ziehen. Do» Landgericht erachte« ober auch den Umsaug de« Ladeugeschäst« allein, weil er eia gertager war, für eut- scheidead und verneint die ia Red« stehende Frage deshalb, weil der AugeNagte bezüglich des Ladengeschäft« al« eia HLndkr zuichen sei. dessen Geschäft nur voa geringem Umfange ist. Damit verkennt »« gleichfalls die Tragweite de« Artikel« 10 de- Handel-gesetzbuch«. Dieser spricht voa Hökern, Trödlern. Havsierera and dergleichen Handelsleuten von geringem Ge- Werbebetriebe oud versteht „ter dergleichen Handelsleuten solche, welch« den Hökern, Trödlern oder Hausierer» gleich zn achten find. Für dst zu entscheidende Frage kam e« daher nicht allein aas den Umfaag de« Geschält«, sondern auch aus dst Art diese« Geschäft« uad zwar de« ganze» Geschäft« darüber aber, daß da« Geschäft, welche» der Angeklagte mit Kurzwaaren, Kleiderstoffen, Kleidern und Wäsche zum Theil im Laden betrieb, dem eine« Höker», Trödler- ober Hausierer« gleich zu achten war. fehl« e» io deu UrtheilSgrüuden an jeder Feststellung. Steht aber diese« nicht fest, so erhellt auch uicht, daß der Aageklagte sür einen Kausmaaa zu erachte» ist, welcher wegen geringen Gewerbebelricbe« zur Führung von HandelSbüchern uicht verpflichtet war. Der Artikel 10 H.-G.-B. entbindet zwar auch Wirthe. gewöhnliche Fuhrleute, gewöhn liche Schiffer und Personen, deren Gewerbe nicht über den Um sang de-Handwerksbetriebe- hiaautgeht.von der BerpflichtnagzurBuch- sübruag. Daß aber der Angeklagte zu einer dieser Kategorien ge- hörte, davon ist ia de» Urtheilögründen nicht die Rede. Der An geklagte war weder eia Wirth, »och eia Fuhrmann, noch ein Schiffer, und al« eiue Person, deren G«v«rb« uicht über de» Umsaag de» Haudwerk«betrtebe« hinausgeht, könnte er nur ia Frage kommen, wenn nicht nur der verkauf, sonder» wesentlich auch hie Herstellung von Fabrikate» Gegenstand sei»e« Geschäft» ge wesen wäre. Nach dieser Richtung hi» Hai da» Landgericht eiue Lrwäguag »ich» einireten lassen. Da der «»geklagte eine» Handel mit Knrzwaarea und Kleiderstoffen betrstb, kann eine Herstellung der obgefttzleo Fabrikate, za welcher seine Ehefrau die erforderlichen Näharbeiten besorgte, in seinem Geschäfte nur theilweis« vor» gekommen sein. Iedeusoll« sieht das Landgericht In de« Angeklagten nicht eine Person, welch« znr Führung vo» Handelsbüchera nicht verpflichtet war, weil ihr Gewerbe nicht über de» Um- saug de« Haadwerksbetriebe« hiuaolgiug, sonder» es teste« dst Nlchtverpsltchtnng de« Augeklagte» zur vuchsühruag stdinlich daran» der, daß r« den Angeklagten <ür ewea Händler erachtet, dessen Geschäft nnr voa geringem Umfange war, »nd da« ist xrchtsstrthüwftch. Leipzig, 17. Mär» (Ela Recht«anwali al« AngeNagier.) Vor dem Landgerichte in A»g«b»rg hatte sich am 27. Derrwber tz^ I. der Necht«aawalt Amon Knllmann wegen Am«»vergrhea za verantworte», »nd zwar wurde er beschuldig» de« Amtsvergehen« dnrch Exhgbnn, »» tznhrr Gebührrnsütz«. Er bestritt sei«
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