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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188703254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870325
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870325
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-03
- Tag1887-03-25
- Monat1887-03
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1887
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Grs«ß»*1«1 tilglted früh S'/, Uhr. kcdaüimt u»d Lr»rditi,n IohanueSgaste 8. Sprech-undrn der Neö«ki«»: Vormittag- 10—IS Uhr Nachmittag« 3—« Uhr «m,ah»e »er für »te «üchM*l,n,ö- 4mn«er l.estt««tt»J»frr«te au A«chr»tage« »iS 8 >hr «Och»ttt«gs. anLoun undFestt«,»«ttü» Zn drn Filialen für Zns.-An»»tz«k vtt« ««Mt. Un^VU-strahr 1. »athariuruftr. 83 par». u. Köal-«platz?. nur bi» V^l lltzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, tzandels- und GeschiiftSverkchr. Auflage Aboiineiiiiiiltpiklü vicrtelj. -1'/, Mir incl. Brinaerlolin n Mk, durch die Post >>,.,agen 6 MI. Jede einzelne Nummer 20 Pi. Belcgerrmp'ar 10 Pt. Gebübreii sür Extrabeilagen (in Tngeblnit-Fc'iuiat gesagt) ohne Postbesörderung «io Mk uttt Postdetördciung 70 Mk Znseralc vgcspuitenr Peützctle 20 Pi. Großer« Lchrijteii laut »ns. Preisverzeichnis: kadellarischer ». Zisternsatz nach höherm Paris. tlerlnmrn unter dem RedactionSstrich die LgespaU. geile bOPl vor den Fa milien Nachrichten die kgespallenc geile 40 Pi. Inserate sind stet« an lne Eyprditt«! z» senden. — Ralx>Il wird nicht gegeben. Zahlung graeiiuin'-riiiu!., oder durch Post. Nachnahme. 84. Freitag den 25. März 1887. 81. Jahrgang. Amtlicher Theil. üttimchnluhmir. Da« str Amalie Auguste Marti» aus Pürsten am 1b. November 1872 von der Stadtpolizeibehörde in Lhemnitz o»«gestellt« Dienst« buch Ar. 8143 »ft in hiesiger Stadt verloren gegangen aad im AnssindaagSsalle anher obzuliesern. Leipzig, am IS. März 1887. Da» Polizei»«« »er Stadt Leipzig, n. 1740. Bretichneider.oaldiz. Vekaunlmachung. A» hiesiger Realichnle soll, fall« eine rege Betheiltgn»g einen eitiprechenden Srsolg sichert, mit Beginn de« neuen Schuljahre» eine Pragtzmunfial-Tlafte (eine Sexta) eingerichtet werden. In derselben finden Schüler den zur Vorbereitung iür da« Gym nasium rc. ersorderltche» Unterricht (Latein und Deutsch). At>mcld»t»«ei» von Schülern zu dieser Hasse wollen geehrte Ellern ,c. bei uatrr»eichneter Commission, Rothhau», Zimmer Nr. 1. baldgesälligft and längsten» bt« zum 4. April ». e bttvirte». Reudnitz, am S3. März 1887. Die Aealschui-Aammisfi«« Grüßet, Borsitzcuder. Bich Ziichtamtltcher Thetl. vie Lerathnng der kirchenpolitischen Vorlage im preußischen Herrenhause. Wir wollen unter allen Umständen mit dem Papst Frieden schließen, dann werden wir auch Uber kurz oder lang Frieden mit dem Centrum haben — da« ist der Hauptinhalt der großen Rebe, welche Fürst BiSmarck am Mittwoch im preußischen Hcrrenhause gehalten hat. »Wo e« sich um eine Aussöhnung zwischen zwei großen Gruppen de« deutschen Voile« handelt, da müssen wir den Katholiken hingcben, was unsere Stellung duldet. Diese Stellung zur Sache habe ich nicht durch andere DenkungSweise eingenommen, sondern sie drängt sich mir ans als da« BedÜrsuiß, die gemäßigten wirklich deutsch gesinnten Katholiken, die lediglich um kirch liche Glaubenssätze streiten und nicht au» FracliouS jvru, au« Umsturzgelüsten, zufrieden zu stellen.' So äußerte Fürst BiSmarck uad darin war zugleich der Kern seiner Rede eulhalten. Ter Reichskanzler stellt sich weder aus den cousessionellen, »och aus den Parlristandpunct, sondern beurtkcilt die Sache lediglich al» Politiker und bekennt sich als solcher zum Opportunismus zu dem, wa» zweckmäßig er scheint. Daher ist ihm der heilige Zorn, mit welchem Pro* sestor Beseler gegen die Priestersemil,are und gegen die geist lichen Orden eifert, underständlich, er betrachtet die kirchen- pclilische Lage mit den Augen dcS Skeptikers, welcher eS mit dem Satze hält: „Grau, Freund, ist alle Theorie und grü» deS LcbenS goldner Baum." Die Priesterseminare sind nach seiner Auffassung besser als ihr Rus. die Priester mit UniversitälSbildung erscheinen ihm gefährlicher als die, welche ihre geistliche Ausbildung in Convicten genossen baden, und di» Abneigung gegen die Mönch« und llkonne», zu welcher sich Professor Beseler bekennt, ist dem Reichskanzler nicht eigen, er ist nicht so reizbar, daß der Anblick einer schwarzen Kutte seinen Haß erregen sollte. Ein Seminar mit einem friedliebenden, wohlwollenden und deutschgesinnten Bischof ist ihm lieber als Universitäten, wo Niemand für die Erziehung verantwortlich ist, als die Enifluste, die uu- coiitrolirt aus den Studenten einwirken. Gerade die Bi schöfe, die von der SlaalSregierung empföhle» wurden, hätten sich nachher alS die schlimmsten Gegner des Staates erwiesen, wie der verstorbene Fürstbischof von BreSlau. Sobald der Geistliche angestelller Priester sei, werde er seine» geistlichenObern geborchen oder sein Amt quiltircu. Ebenso wenig Werth wie aus die Seminar« und aus die Zulassung der Orden legt der Reichskanzler auf die Anzeigepflicht. Wenn man bis zu», Jahre l87l ohne dieselbe auSgekonimen sei, werde man sich auch in Zukunst ohne sie behelfen können. Die Hauplsacbc ist dem Kanzler ein friedliebender einsichtsvoller Papst. EnieniLeo XIII macht er bereilwillig jedes Zugeständnis unter dr»>Lorbebalt, daß man ja später, wenn wieder feinbliche Bestrebungen gegen den Staat aus dem päpstlichen Stuble die Oberhand ge winnen, wieder neue Kampsgesetze schaffen könne. „Wie lange der Ansatz zum Frieden, bc» wir mit der Curie anstreben, dauert, kann Niemand voraussehcu", sagt Fürst BiSmarck, „nicht« in der Welt, weder Friedensschlüsse noch Gesetze, Währen ewig." Der Reichskanzler hat mit diesen Auseinandersetzungen, ohne auf die Rede deS Bischofs Kopp direct Bezug zu nehmen, mittelbar alle« da« gebilligt, waS dieser an der Vorlage ge ändert wünscht. Im Zusammenhang mit der Bismarck'sche» Auffassung sind olle diese kleinen Ausstellungen de« Bischofs Kopp nicht de« Aufheben« werth, waS Professor Beseler davon macht. Es ist gewiß schwer, sich au- der durch langjährige Kämpfe erzeugten Eulturkampsstimmung mit einem kräftige» Entschluß herauszureißen und sich aus den rein polnischen Standpunkt de« Fürsten BiSmarck zu stellen, weil die Frage sich unwillkürlich ausdrängt: Wozu der ganze Culturkampf, wenn die An,Zg,Pflicht werlhloS ist. wenn die Priester, die aus geistlichen Seminare» gebildet sind, de» Vorzug vor denen verdienen, welche ihre Bn-bildung aus Umverstkäien genossen haben, wenn die geistlichen körten keinen schädlichen Einfluß aus den kirchlichen Frieden üben, wenn überhaupt alle die Wünsche, welche von tatboiischer Seite seil langen Iabren geäußert worden sind, al- berechtigt anerkannt werden? Der durchschlagend« Unterschied ist freilich der, ob der Papst, welcher sich aller dieser Mittel bedient, um seinen Einfluß geltend zu machen, ein streitbegicriqer. herrschlüchtiger oder ein friedliebender, die Lerhältaiffe klug berechnender Kirchenfürst ist. Der letzte Zweck, welchen Fürst BiSmarck mit der gegen wärtigen kirchenpolitischen Vorlage versolgt. ist der. drn politischen Einfluß de« Eentrum» lahm zu lege». Deshalb gesiebt er unumwunden zu. daß er die Zugeständnisse, welche jetzt in Frage stehen, auch nicht gern macht, sondern nur, um da« Werk de« kirchlichen Frieden» weiter führen zu können. Ter Friede ist im Hinblick aus die Gesammtpolitik de» Lande» wünschenSwerth und veShalb bringt der Kanzler vie Opfer, welchr der Friede erheischt, für seme Dauer übernimmt der Reichskanzler keine Bürgschaft. Da» ist ein Standpunkt, den l man unbedenklich annehmen kann. AuS dem Cullurkampse, I welcher im Jahre 1873 begann, hat sich im Laus« der Zeir s etwa« ganz andere« entwickelt, als damal» vorauSzusehen war. Die Centrum-portei verwandelte sich im Lause der Jahre au« riner rein consessionellen Partei in eine politisch« und ver bündete sich mit Welsen und Polen und anderen intransigenten Elementen wie Demokraten und Socialdemokraten, und gewann dadurch aus dir Parteiverhiiltnisse einen Einfluß, welcher die RcichSregierung lahm zu legen geeignet war. Der Reichskanzler ist davon überzeugt, daß der Widerstand de» CcntrnmS gegen den Papst früher oder später gebrochen werden wird. Worauf e» ankomme, sei, daß die große Masse der Wähler dahinter komme, daß sie Über die Wünsche des Papste- entweder wesentlich getäuscht oder sorgfältig im Dunkeln gehalten werde. Der Papst aber muffe im Interesse der Ordnung und der Autorität gestützt werben, Papst und Kaiser hätten in dieser Beziehung gleiche Interessen unk müßten nach allen Seiten gegen Uiusturzbestrebungen gleich mäßig Front machen. Der weite Bock de» Reichtkanzler» begnügt sich nicht damit, daß die Reichsregierung gegenwärlig im Reichstage die Mehrheit hat, sondern er ist darauf be dacht, daß viese Mehrheit auch für die Zukunft erballen bleibt Dieser Sorge war der lefit: Theil seiner große» Rede gewikinet „Wir wollen einmal sehen, ob nach drei Jahren dasselbe »nöglich sein wird bei der Art, in der da» Volk getäuscht wirb und ob die nächsten Wablen nicht ganz ander» auSsallen werden. Au« dem Grunde, baß inzwischen die M hrbeit im Reichstage eine regierungsfreundliche geworden ist, könne» wir koch dem Papst nicht vorenthalten, wa« wir ihm zur Zeit der regierungsfeindlichen Mehrheil zugestauden." AuS diese» Worten ist zu entnehme», daß Fürst BiSmarck den Einfluß Winblhorfl'S nicht unterschätzt und baß er sich nicht damit begnügt, einen vorübergehenden Erfolg über diesen schlimmsten Feind deS Deulschen Reiche» errungen zu haben. Die drutschsreifiunige Partei erklärt er für tobt, um diese kümmert er sich nicht mehr, aber da- Centrnm deob achtet er aus Schritt und Tritt und ist bewudt. chm vie Wiedererlangung der Mehrheit abzuschneiven. Es »l durchaus verständlich, daß die Commission des Herrenhauses für vie kirchenpolitische Vorlage aus dieser aller auSzufcheive» be müht ist, waS die Stellung der Staatsregierung in Preuße» der Enrie gegenüber zu verschlechtern angethan ist. aber e« ist nothwrndig. daß die höhere politische Rücksicht über die erst in zweiter Linie in Betracht kommende Frage de« Berhäll- niffe» zwischen Kirche und Staat die Oberhand behält. Ma>- bars n Lt außer Acht lasten, daß unt--" einem üb-.wollend««, streitsüchtigen Papst die jetzt in bi« Rüstkammer geworsene.i Waffe» jederzeit wleder hervargebolt werden können und baß alle Zugeständnisse, die heute Leo XllI gemacht werde», ihm »nr deshalb bewilligt wurden, weil die (Überzeugung aus Grund von Erfahrungen besteht, daß er dieses Entgegenkommen nicht »ußbranchen wirb. Bor die Alternative gestellt, ob Vie Kopp'schen Anträge anznnehnien oder die Wievererstarknng der geschwächten Position deS CentrumS in Kauf zu nehmen sei, wird man sich ohne Besinnen für das Erstere ent. scheide». * Leipzig. 25. März 1887. * Der bereits signalisirte, durch den „Deutschen Rcichs- anzeiger" veröffentlichte Dank deS Kaisers hat folgende» Wortlaut: Es ist eine wunderbare Fügung de« Himmels, dah Mir nach lo vielen unvergehlichen Erinnerungslagen auch noch vergönnt gewest» ist, am 22. März Mein neunzigste« Lebensjahr zu vollende». I» demülhigem Einste erkenne Ich die G.wde Gone«, welche Mich diesen Dag dat erleb,» lassen, welche Mir in so hohem Aller die Kra» zur Erstillung Meiner Fürstlichen Pflicht erhallen hat. welche Mir das GlUck gewährt, noch den Lebensabend mit Meiner geliebten Gemahlin zu theile» und aus eine kräftig einporwachsende Nachfolge von Kindern, Enkeln und Urenkeln zu schauen. Neunzig Jahre eines menichüche» Leben«, welch' eine lange Spanne steil! Wen» Ich sie im Geiste an Mir vorübergehen laste, lo will es Mir oft kaum sahlich ericheinen, wa« Ich Alles erlebt, erfahren und errungen habe. Tie göttliche Vorsehung ha» Meine Wege, wenn auch nicht ohne schwere Prüflingen, sicher geleitet und zu glück liche» Zielen geführt. Gölte« reichster Legen hat aus Meiner Arbeit geruht. In frühester Jugend habe Ich die Monarchie Meine« tief gebeugten BaterS in ihrer verhängmßvolleo Heimiuchung gefehen Ich habe aber auch die hingebendste Treue unv Opstrsieudigkeit, die ungebrochene Kraft und den unverzagten Mull» de« Volke« in den Tagen seiner Erh bnug und Befreiung kennen gelernt. Jetzt in Meinem Aller blicke Ich, nach so manchen Weckiselsällen Meine« Lebens, mit Stolz und Befriedigung auf die großen Wandlungen, welche die ruhmvoll Vergangenheit der jüngsten Zeit, ein unver- gängliche« Zeugniß deutscher Einigkeit und ausrichliger Vaterlands liebe, in Deulschland geschaffen hat. Möge Unserem »heueren Vater lande die laug ersehnte Errungenichast, wie Ich e« zuversichllich hoffe, in ungestörter, segensreicher Frieden-arbeit «u stet« wachsender Wohl- fahrt aller Elasten der Nation gereichen I In wohlthuender Erinnerung an eine solche ereignlßieiche Ver. gangenheit gewinnt die neunzigste Wiederkehr Meine« Geburt«iage« für Mich eine besondere Bedeutung, welche durch dle allgemeine lief empsun- dene Thciluohnie Meine« Volke« erhöht wird. AuS allen Iheilen de« Reiche», au« fernen Landen, in denen Deutfche eine neue Heimat!, ge funden, selbst von jensei» de« Ocean« her, sind Mir Adressen in zum Thetl kunstvoller, gediegener Ausstattung, Zuschriften und Telegramme, voetijche und musikalüche Gaden, Blumenspeudeo und Arbeiten in überreicher Anzahl zu diesem seltenen Tage zugegangen. Von Ge- meinde-Berbäaden, größeren wie kleineren Umfange«, von Lollegien, Korporationen und Genossenschaften jeder Art, von wissenschaftlichen und Kunst-Institute», von Anstalten und einzelnen P.iionen bin Ich in der herzlichsten Weise beglückwünscht worden. Künstler, bildende wie darstellende. Studireude der deutschen Universitäten, Akademie» und technischen Hochschulen, Krieger-, körn«, Bürger- und andere Vereine, Gilden und Innungen haben in der verschiedensten Weile ihr, treue Anhänglichkeit an Mich kundaklbao. Durch sestüche Per anftaltuugrii und Fcstoersommlunge» ist der Tag aller Orte» ver> herrlich» worden. Der Umsang und die Mannigfaltigkeit dieser be rrdten Beweise von Liede und Verehrung ist s« groß gewesen, daß sich die Feier de« Tage« zu einer nationalen Huldigung sür Mich gestaltet hat. Nicht vermag Ich Alle», vrkch« mir so llebevvlle Aufmerksamkeit»» rr- »ies«» haben, im Einzelne» dafür zu danken. Ties ergriffen von solcher durch alle Schichten der Bevölkerung gehenden Bewegung, kann ich nur der Gesawmtbcit zu erkennen geben, welche unaenieinr Freude Mir Jeder an seinem Theile bereitet hat und wie tief Mem Her« von innigster Dankdarkeü sür alle dies« patriotische» Kund gedungen erfüll» ist. L« aiebt wahrlich sür Mich kein größere« Glück, kein erhebendere« Bewußtsein, al« zu wissen, daß in svlcher Weis« die Herze» Meine« Volte« Mir enlgrgenschlagen. Möge Mir dies« T en« »nd Anzüglichkeit nt« et, iheneer« Gut, welche« di« letzten Jahre Meine« Leben« hell erlenchte», erhalten bleiben I Mein Sinnen und Denken «der toll wie bt«her so auch serner sür die Zeit, welche Mir zo wirke» noch brschieden sein wird, daraus gerichtet sein, die Wohlfahrt und Sicherheit Meine« Volke« zu bebe» und zu fördern. Ich beauftrage Eie, diese» Erlaß zur üsfenlltche» kenntuiß zu bringen. Verl«», den »8. März 1387. Wilhelm. An den Reichskanzler. * Heule findet eine Sitzung de« BundeSrath« statt' Zur Beratbuiig stehen dem Vernehmen nach io derselben u. A. der Gesitzenlwurs Uder den Berkehr mit Wein, der PrrtragS- Ei'Iwurs zur Unterdrückung de« Branntweinderkaus» au Nord- secfischer aus hoher See und die Neubildung der ReichSlagS- dau-Commission. * Die deutschsreisinnige Partei ist neuerdings außerordenllich cmpstndlich. wenn ihr Jemand die nationale Gesinnung absp'icht oder a»ch nur einen Ausdruck ge braucht, aus dem möglicherweise jener Vorwurf heranSgelrsen werden könnte. So erhebt sie jedeSmal gereizten Widerspruch, wenn Jemand die »ationalliberal-conservalive Mehrheit deS neuen Reichstages als die nationale Majorität be zeichnet. Man könnte sich über diesen Widerspruch freuen Es ist noch nicht lange her. daß der Vorwurf mangelhaslt» nationaler Gesi»»n"g vie Dentschsreistiinigen unendlich knlil ließ. Wie viel Spott und Hohn haben sie nicht übe, „naiionalc Entlüftungen" gehabt, wie haben sie sich ordentlich geb>üstet. mit welcher Leichtigkeit sie diese Kundgebunge» trüge»! Wie habe» sie noch bei Deralbung der Mililair- vvilage gestöhnt, al« sie während der Vertagung de« Reichs- tagS wahrziinehinen glaubten, daß Vie „Entrüstung" nicht recht in Gong kommen »volle! Sie haben aber bei de» jüngsten Wahlen doch die E'sahrung geniachl, daß mit der „nalionalen Entlüftung" nicht zu spaße,» ist, daß die uiiau»- gesctzte Herausforderung und Beleidigung deS nal onaleu Ge fühl» sich bitter rächt. Die Teulschsreisinnigen werken sich wohl in Znkunfl bester hüten, neuen Stoff zur „Entrüstung" zu liefern. Ein Zeichen dieser Umwandlung ist die Empfind lichkeit gegen die Betonung der nationalen Gesinnung bei anderen Parteien. Früher nahm da» Herr Richter nicht übel Theoretisch mag man auch der Jortschrillspartri die natio nale Gesinnung zucrkennen. Aster über einen lheo- relischc», wenn man so sagen darf platonischen, Ausdruck kommt die fortschrittliche Natio»algesin»ung nicht hinan? Wo immer cS seit zwanzig Jahren praktische nationale Aus gaben zu lösen gab, wo immer eS galt, das Reich zu be- srst., u o,e Einheit zu stärken, von der Re,ch»versassung an b>« zui'Feststellung unsere» Heerwesen», immer und überall hat die FortschrillSpartri Opposition gemacht. Sie mag »älioi'.ale Gesinnung besitze», kdatsächlich und praktisch aber hat sie dieselbe niemals berbätigt. und darum zirinl ihr die Empfindlichkeit nicht, wenn andere Parteien, die er, sfiicher an der Befestigung deS Reichs und ver deulschen Einheit gearbeitet haben, sich vorzugsweise vie nationalen nennen. * In Serbien habe», wie „Daily NewS" meldet, zahl reiche Berhastungen stallgesunden, nachdem die Negierung angeblich die Entdeckung gemacht hat, daß die Radikalen einen A isstand geplant haben, welcher im Falle des Gelingen» der E,»euten i» Rnstschuk und Silistr>a auSbreche» sollte. Tie monlenegrinischen Streilkräste sollten zugleich durch Novi- B >zar in Serbien cinbringen und den Prinzen Karageor- giewilsch zum König von Serbien auSruscn. Damit ist eS »u» auch nicht». * In Belgien droht nun auch eine Ministerkrisi» Wie daS mlnifierielle „Brüsseler Journal" berichlrt, würde das Eabinel aus eine Vertagung der Belchl»ß»al»ne über die von istm bcaiilragte» MaaSbesestigungcn nicht eingehen. sonder» >,» Falle ver Verwerfung derselben durch die Teputirten- kainmer zurilcklrctcn. * Die französische Presse nimmt von den Berliner ttaisertage» aus ihre Art Notiz, d. h. ans eine Art. welche zeigt, wie uiisahig man jenseits der Vogesen trotz aller ge machten Erfahrungen unv aller offenkundigen Tbalsacben bleibt, dem deulschen Volkscharaktcr Gerechtigkeit widerfahren r>> kaffen. Ei» i» der „Nöpublique srantzaife" unter dem Titel .,Xpotdö050«" verösseiitlichler GelegenkeilSartikel kann al« lypiich sür viele politisch einslnßrriche Kreise de« fran zösischen Publicum» gelle» Dessen Urheber muß. wenn auch noch so sehr wider seine» Willen, der wcllgesch chlliche» Bo deutung Kaiser Wilhelm'« den Tribut der Anerkennung zollen. Er thut die« mit Worten, die dem Gegenstand, de» er behandelt, zwar angemessen sind, biSwcilc» sogar ein leb hasleS Colorit gewinnen. Aber damit die Lesor dcö Blattes io nicht etwa aus den Argwohn versaUr» könne», der Artikel schreib« sei am Ende gar ein kühler „Patriot", so fügt er an de» markanten Stellen ein ominöse- „mal»" (aber) ein, da» de» Eindruck der vorhergeqangenen Darlegungen regelmäßig zu nichtc macht. Am meiste» verdrießt cS das genannte Blatt, baß die deutsche Nation in »brer Gcsammtheit de» neunzigsten KaisergeburlSlag al» ein Volksfest gefeiert hat. Indeß tröstet eS sich mit der Hoffnung, baß sie sich schon noch ernüchtern werde. Inzwischen läßt cS .andere Völker" die Frage aus Wersen, ob Europa, wrlche» ver durch ein ungeheure» Heer unterstützte und bediente Wille eine» Manne« ,n den schreck lichsten Conflict, in Tbräiic» und Trauer zu stürzen die Macht besitze, viel gewonnen habe .bei der preußischen Omnipoten:, deren Abbild Wilhelm ist, und der, ohne baß >h» etwa« zur,uck hält, so viele Katastrophen enlseff-ln kann". Die „Nöpubligue fraichaise" hat ihr» Antwort aus biesr rhetorische Frage gleich fix und fertig bei der Hand. Sie meint, der Ruhm sei eine große und schöne Sache; Frankreich habe darin über dir Maße» geschwelgt. AberFreiheit und Gerechtigkeit seien doch nochschdnere unv größere Dinge und gegenwärtig da« sranzösische Ideal. Für französische InlerpietalionSgewandtheit, die zwischen den Zeilen zu lesen versiebt, liegt der wahre 2>nn Vieser Phrase klar am Tage; für geübte deutsche Auge» aber nicht »imter. Wir wiffe» auS Erfahrung, wa» sranzösische Logik unter „Freiheit" und „Gerechtigkeit" versteht. E« ist da» noch heut zutage dieselbe Freiheit und Gerechtigkeit, in deren Namen zu Ende de» vorigen und zu Anfang diese» Jahrhundert- Frankreich seinen Grenznachvarn die Knechlschast und da» Regiment der Willkür auserlegte. D:e Schwärmerei Ver .Röpublique sran^aise" für Frriheit und Gerechtigkeit charak- terisnt sich im Zusammenhänge ibrc» NaisonnemenlS aus da» Unzweideutigste al« bloße Assectalion, als ein Zustand, mit dem man sich so lang« begnügt, bi« man ibn gegen etwa» Bessere». nämlich eine neue Auslage de» momentan in die zweite Linie verwiesenen Krieg», und Siege-ruhme», vertauschen kann. Politische Ehrlichkeit führt eine andere Sprache. * Die spanische Negierung hat die vom Vatikan in Vorschlag gebrachte Formel zur Lösung der Frage dcr Eioilehe augcuomme» Aus dem Reichslage. * Berlin, 23. Mörz. Die Arbeiterschutzcommlssion de» Reichstag« setzte heut» dir Veraihung de« Anirag« Hitze kort, ivelcher die 6ch»tzbrslimm»ngrn der Gewerbeordnung (AH 134—l3Sd) auch aus Werkstätten. welch« „eine andere »lemenlare Kraft" regel mäßig benutzen, ausqedeynt Misten will. Di« Bedenken, daß ans diese Weise die Fabrikgesetzgebung oielsoch aus hau«,ndukrielle und handwerksmäßige Beiriebe, sür welche sie nicht passe, zur Anwendung komme» werde, hat der Autragüeller inzwischen dadurch zu heben versucht, daß er seinem Zusatze zu st 1d4 Abs. L solgeade Fassung gab: Werkstätten, „in welchen durch eine andere elementare kraft (Wind, Wasser, Ga«, heiße Luft rc.) bewegte Triebwerke zur Ver- Wendung kommen und mindeste»- fünf Arbeiter außerhalb ihrer Wodnung regelmäßig beschäftigt werden". Die heutige Debatte drehte sich im Wesentliche» darum, ob da« Kriterium der b Arbeiter au«re,ch,ud sei. um die nicht gewollte Ausdehnung der Fabnkgefttz. gebung aus da« Handwerk zu verhüten, von conservalioer Seile wurde der Antrag gestellt, statt „süns Arbeiter' zu sitzen „zehn Arbeiter". Dagegen wurde lndcß gellend gemacht, daß al-danu im welentliche» Alle« beim Riten bleiben werde, da ja im Zweifel jetzt schon Betrieb« mit 10 und mehr Arbeitern al« „Fabriken" betrachtet werden würden. Der Regierung«.Lommiffar. Geb. Rath Lohmonn, erklärte, daß die verbündete, Regierungen erst nach eiuer Vklchiußsassiing des Reichstag« zu der Sache würden Stellung nehme» können, machte aber daraus ausmerksam, daß sich die Wirkung de« Antrag« Hitze ohne nähere Erhebungen gar u>cht übersehen taste. Mit Rücksicht daraus regte Abg Baumbach an, in der zweiten Lesung statt de« vo» Hitz- beantragten Gcsitzcutwurs« eine Resolution zu be schlichen — ei» Gedanke, dem auch vie Nationalliberalen beilrat«» Bei der Abstimmung wurde das Amendrme»! Hartman» (tOArbeiter) mit 11 geg-o 10. der Antrag Hitze mit allen gegen 3 Stimme» ad- gelehnt. Eine »weite Lesung bleibt Vorbehalten * Berlin, 23. März. In der heviige» Sitzung der llusall- commissiov de« Re>ch«tag« wurde st. 1 de« Gesetzentwurf«, betreffend die Versicherung der Bauarbeiter, berathe». R>,ch eiuer längeren Debatte, in welcher hauplsächiich di« Zweckmäßigkeit «ad Vedeiiiiiug de« Abs. 4. welcher die Abgrenzung zwischca laodwirlh. ichasi.ichen und Baubetrieben regelt, erörtert worden war, wurde t mit unwestiiilicheii Abänderungen angenommen und der Aotrag e« Abg. Struckmanu, Abs. 4 zu streichen, adgelehp». Xu» Defterreich-tliigimi. * -in österrricksi'chen Abgeordnetenhause »st endlich da» Bankstcilut in dril ar Lesung angenommen worden. Auch ein großer Theil der Czechen und übrigen Slawen, die Polen mil eingeschloffe», summten trotz ihrer Unzufriedenheit über daS Wegbleibei, ihrer Sprachen von, Banknolen-Texte für die Vorlage, wobei der polnische Abgeordnete ViliuSki eine sehr beinerkenSwcrthe Rede hielt, welche darin gipfelte, baß da» gcsauinile Polcnthum bezüglich seiner nationalen Wiedergeburt nnv Zukunft mit Vertrauen aus die Politik Oesterreich- UngarnS unv aus sein erhabenes, von hohem Gerechtigkeit»- aesiihl erfülltes Herrscherhaus blicke. Auch der Führer der Hlllezechcn, Ilr. Ricgcr, fand sich vorher veranlaßt, seine» und seiner Partei Slandpunct in der Baukstatut-Fraae sest- zustcllrn unv zu betonen, baß seine Gesinnungsgenossen sür da» Statut nur au» Rücksicht aus da« raschere Zustande kommen de» Ausgleiche» mit Ungarn stmiine». Dabei gab Rieger auch der Hoffnung Ausdruck, vie Regierung werde wohl i» der dem Czcchcuclub höchst wichtig scheinenden Zucker- stcuer-Frage mit größerer Entschiedenheit gegenüber Ungar» austrclcn. Die keulschliberale Opposition, welche sich an der sehr ausgedehnte» Debatte lebhaft belbeiligtr unk fast immer im Sinne der ihr doch sonst so vrrhaßlen Regierung de» Grasen Taaffe milgestimmt halte, trat auch in der letzten Lesung sür da» Statut ein, welche« allerdings der Bank so große Vorthcile sichert, daß die Deutschliberalen die» thuu konnte», ohne gegen ihre genugsam bekannten finanz-politischen Grundsätze zu verstoßen. Nur die Iungczrchen und die Antisemiten lehnten einhellig und entschieden da» Bank slatut ab. Durch die inzwischen erfolgte Abstimmung dürste indeß da» Abgeordnetenhaus die Bankvorlagc noch nicht vollständig erledigt haben. Aus Anregung dcS Abgeordneten Herbst und aus den Antrag de» Abgeordneten Derschatta, eine« der an- bcni deutschen Elub Ausgetretene», wurde dir Grenze, l»s zu welcher Vie Bank den Gcschäslßgewi»» allein sür sich behalten soll, von 7 Prvcent, wie vie Regierung wollte, aus 6 Prvcent herabgesetzt. Es ist vie« eine sachlich wobl- begrüiidete Aenderung, ja der finanzielle Nutze» derselben sür den Staat, welcher den über jene Gienzen hinauSgehende» Gewinn mit der Bank tbeilt, wäre, wenn auch nicht sebr bedeutend, so doch keineswegs zu verachten Es fragt sich jedoch, ob Gras Taaffe und der Finanzministcr v. Tuna jewSki durch die ungarische Regierung, welche einen starken Druck zu erdulden hat, nicht veranlaßt werden, da« Herren haus zu bewegen, die vom Abgeorvnelenhanse vorgenommene Herabsetzung der Gewinngrenze wieder zu streichen AiSdanii müßte da» Abgeordnetenhaus neiirrdingS das Bankstatnt vor nehmen, wodurch der Abschluß de« Ausgleiches abermals ver zögertwürde. ES wäre also zu wünschen, wenn die sachlich berech tigte Abänderung auch dieZustimmuiigder anderen maßgebenden Instanzen fände. — Um schließlich wieder aus die sprachliche Nalur de« Banknolentexte« rnrückzukomnien, so bestebe» schon gegenwärtig säinmllickie rzechitchen. lfidllawilchen. polnischen «nd ttaliciiisch-lirolischrn Abgeordneten daraus, baß ihre Sprachen aus den StaatSnoten unbedingt volle Berücksichtiguug finden müßlen, wa« auch jedenfalls geschehe» dürste, weil diese Ab geordnete» Vie weitau« größte Majorität bilden Andererseits muß freilich bemerkt werden, daß diele Sprachensiage bezüg lich de» Baiiknoten-TexteS um so verwunderlicher scheint, weil selbst unter Ver absoluten Ventsche» Regierung Oesterreich» zur Zeit Bach'» und auch späterhin alle österreichische» Bank note» die betreffenden Wcrlhdezeichnunge» in sämintlichen in Oesterreich und Ungarn vertretenen Sprachen trugen. In Ungarn werfen bereit» die nächsten ReichStagSwahlen. i» denen die Mandate z»m ersten Male für die Dauer von süns, statt w>« blSber von drei Jahre» vergebe» werden sollen, ihre starken Schatten vorau« Wer immer mit der Politik in activer oder auch nur passiver Weise in Beziehung steht, nimmt bereit» au der vorbereitenden Bewegung der Parteien Theil. wie denn überhaupt Ungarn vielleicht der einzige Staat Europa» ist, wo alle Bevölkerungsklaffen, vom ersten
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