Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188607105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-07
- Tag1886-07-10
- Monat1886-07
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1886
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erschsinl täglich früh «'/, Uhr. Ketaction und LrpcdMoa IobaoneSqasje 8. LPrechftllN-kil der Nrdactiva: Bormütags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. M dt« «NUzabr kw^ejandtrr M»»ulcnpr« »»cht sich da Sicdrcriou nicht »«rdmtlich. A«»atz«e der für -te aüchftfelamde «»»»er deftt««te» Inserate a« Wschentaaen dt« » Uhr «achmitta^. a« Sonn- und Fetttagen früh dis '/,L Uhr. Zn -en Filialen für 3ns.-Lunah«e-. Ott« Ale««. UniverfitätSstraße 1. reut« Lösche» Kalharmeaftr. 23, p. »ur dt« '/,L Uhr. 1S1. und Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Sonnabend den 10. Juli 1886. Auflage LS,«S0. Äbonnrmrnlspreis Viertels. 4'/, Mit. incl. Brmgerlobn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebünrcn sin Extrabeilage» sin Tageblatt-Format gesaljt) ohne Postbesürberung 50 Mk. M»t Postbcsörderung M Mk. Inserate 6gespaltme Petitzelle SO Pf. Gräßerc Schritten laut uns. Preisverzeichnis Tabellarischer u.Ziffernsotz nach höher« Tarif Keclamen »ater dem Redackionsstrich die taespalt. Zelle bOPs., vor den Familie »Nachrichten die kgespalteue Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die Erpedttt«» zu senden. — Rabatt wird uichl gegeben. Zahlung pnisoumkraoclo oder durch Post, nachuahme. 8V. Jahrgang Zur geWlgen VeachiMg. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den LL. Juli, Bormittags nur bis -S Uhr Lcöffnet. IhXpsäMon Ü68 I^ojpLlKer 'raxtzdlLtttz«. Amtlicher Theil. Mmntmaihms. I» Folge eingegangener Beschwerde» über da- lieber» banvnebmen der wilden Kaninchen in den Gärten de- diesigen Zobaninsthaleö seben wir uns veranlaßt, den Gartenmhabern daselbst dis auf Widerruf zu gestatten, daß sie in ihren Garten die wilden Kaninchen wcgsangen und tövten. Der Gebrauch von Schießgewehren und Gift ist dabei ausgeschlossen und unleriiegl deren Anwendung den gesetzlich aiigeorbneten Strafen. Leipzig, den 8. Juli l836. Der Rath »ad daS Polizeta«t der Stadt Leipzig. Ia.4l65. vr. Georgi. Bretschneider. Kretschmer. Bekanntmachung. Die auSqeschiiedeiie Macadaueisirung eine« ThcileS der Kaiserin Augusia-StraKe ist vergeben, und werden die nicht berücksichtigten Herren Bewerber ihrer Angebote hiermit entlassen. Leipzig, am 29. Juni 1888. 2437 Der Rath der Stadt Leipzig. ^ ' 753. I)r. Georgi. Tringmulh, Ass. Bekanntmachung." " Wegen Legung von Gaörohre» wird von Montag, den 12. dieses Monats ab die in der Richtung der HoSpitalstraße unv sodann von Freitag, den 16. dieses Monat- ab die m der Richtung der Drcsdncl Straße liegende Hälfte des Zobanoisplatzes je aus die Dauer der etwa 5 Tage bean» spruchenken Arbeiten für allen unbefugleu Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 8. Zull 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Gringmuth, Assessor. -Hcsijchi wird die am 20. Octobcr 1857 in Großkugel bei Schkeuditz geborene Wilhelmine Minna unvcrcbei. Hingst, welche zuletzt »och bis lo. Juni dS. IS. in Eutritzsch bei Leipzig aufhältlich war und zur E sallung der Fücsorgepflicht für ihr am 30. Ockvber 1881 h:er geborenes, in städtischer Aaisenpflege befindliches Kiiio Friedrich Gustav Walter Hingst anzuhalten ist. Leipzig, am 5. Juli 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt) ^1. li. VI. 2501. Ludwig-Wolf. W. Der am 15. Oktober 1838 in Leipzig geborene Sattler Ludwig Heinrich Döbler hat sich seit 30. Mai d. Z. der über ihn verhängten Polizeiaufsicht entzogen und treibt sich jedenfalls vagabondirend umher. Wir bitten, denseiben im Belretungssalle zu verhaften und uns, falls dies geschehen, sofort Nachricht zu geben. Leipzig, am 7. Juli 1886. DaS Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. S. Nichtamtlicher Theil. Iu -eu englischen Wahlen. Bis zum Abend deS 8. Juli waren 494 Wahlen bekannt. I Davon kamen auf die (konservativen 249, aus die liberalen l Gegner deS Homerule 50, aus die Anhänger Gladstone'- l30 lund aus die Parnellitcn 65. Zn dem aufgelösten Unkerbause lsaßen 251 Conservalive. 833 Liberale und 86 Pacnellitc»; die ^Liberalen haben also noch 153 Sitze nötkig, um den früheren «Besitzstand zu erreichen, während de» Eonservative» nur noch 12 und den Parnelliten noch 21 Sitze feisten Nun ist zwar nach Iden Erfahrungen der letzte» Wahlen mit Wahrscheinlichkeit zu -erwarten, daß die Ärasschastswablen zun, größten Tl" il für -die Liberalen günstig anSsallen werden, aber der Borsprung »von 24 Sitzen, den eie Eonservative» am Abend deS 18. Zuli vor den Liberalen hatten im Vergleich zu den I letzten Wahlen, wird schwerlich von den letzteren eingrholl l werden, im Gegenlheil ist auzunehme», daß die Liberalen f noch weitere Einbußen erleiden werden. Bei der entscheiden den Abstimmung vom 7. Zuni standen 341 Gegner Glad- stone's 31 l Anhänger» desselben gegenüber, e- fehlten also nur 18 Abgeordnete. Fügt man diese beiden Parteien zur j Hälfte hinzu, so stellt sich da« Berhättniß derselben wie 350 s zu 320. Zu den 251 Conservativen mußten 99 Liberale hin» zutreten, um dir Zahl 350 zu erzielen, und nach Abzug der 86 Parncllit-n verblieben Gladstone 234 Anhänger, so daß von den am 8. Zuli noch ausstehenden 176 Wahlen 104 aus Anhänger Gladstone'- fallen müßten, um das frühere Parteiverhältniß ber,»stellen. Man sieht auS dieser Rechnung, daß der Unterschieb nicht so groß ist. wie er aus den ersten Blick scheint, aber immerhin ist eS schon jetzt un- zweiseibaft, daß die Wahlen sstr Gladstone einen Verlust statt eine« Gewinne« ergeben werden. Beim Beginn der Wnhlen stand diese- Ergebniß noch keine-weg« fest, vielmehr deuteten zahlreich« Anzeichen darauf hin, daß d» Sach« Gladstone'« gut steh«. D,e Wahlreden s«s «ich «such»« »nd Manchester glich» Triumphzügen; auf allen Stationen, welche die Lisen- bahnzüge berührten, wurden ihm Huldigungen dargebrachl, ebenso gestaltete sich da» Austreken de- irischen Ab geordneten Sexton in Gt. Zame- Hall in London und Parnell'S in Port-moutb zu Ereignissen. Der Borwurf der politischen Grundsatzlosigkeit, welchen die Parnelliten gegen Lord Earnarvon und Sali-burh erhoben, lastete trotz aller Ableugnungen SaliSbury'S schwer aus den Conservativen. Da- waren die Kräfte, welche die Partei» laltik auf Seite der Gladstonianer und Parnelliten in Be wegung setzten, und diese haben ihre Wirkung auch gethan, wenn auch nicht in dem von Gladstone gehofften Maße. Aber der gegenwärtige Wahlkampf in England ist kein bloßer Parteikamps. eS kommen dabei Fragen >n Betracht, welche vollkommen unabhängig von der Parteistellung beant wortet werden können. Die Frage, ob Homerul« oder nicht, hat schon die liberale Partei de- aufgelösten Unter hauses gespalten, etwa 100 von den 383 liberalen Ab geordneten erklärten sich gegen da- irische Sonderparla ment, und diese Zahl wird jetzt voraussichtlich noch eine Steigerung erfahren. Der Wunsch, die bestehende Ein- beit deS britischen Reiches aufrecht zu erhallen, bat bei der Mehrzahl der gebildeten Engländer alle Parteirücksichte» in den Hintergrund gedrängt, und die Bewegung der Gcmüther für die Bewahrung der Einheit hat einen mächtigen Antrieb erhalten durch Männer wie Tcnnyson und Swinburne. „Eine Flagge, eine Flotte, ein Thron" war der Ruf, welchen Tennyson bei Eröffnung der Colonial- ausstcllnng ertönen ließ, unv Vieler fand begeisterten Wider ball bei den Hörern. Die Dichtung Tennyson'S war eine Verherrlichung der englische» Vaterlandsliebe ohne gehässige Beimischung gegen die Anhänger deS Homerule, aber auch der Sänger des HaffeS unv der Aufreizung fand sich in Swinburne, und dieser wendete sich nicht ohne bedeutende Wirkung an die Leidenschaft der Menge. Aus solche Weise wurde daS ganze englische Volk genvkhigt, seine Ge danken und Empfindungen auf Da« hinzulenken. um wa- eS sich bei den Wahlen handelt. Das Streben Gladstone'-, Furcht und Mitleid in seinen Dienst zu stellen, Furcht vor den Attentaten der rachgierigen Zren und Mitleid mit den Pächtern und Landleuten, denen von den Engländern schwere» Unrecht geschehen, konnte gegen die Ueberzeugung nicht auf- kommen, daß mit der Ausrichtung eines Irischen Sonder parlaments der erste Schritt zur Losreißung ZrlandS von England gethan sein würde. Mochte Gladstone eine noch so düstere Schilderung von den Folgen einer Politik der Gewalt, wie sie Salisbury zu handhaben gedenkt, entwerfen, die Mehrzahl der Engländer konnte sich doch nickt mit der trügerischen Hoffnung begnügen, daß die Zren, nachdem ihnen daS Homerule gewährt worden, sich auS reißenden Tbieren plötzlich in unschuldige Kinder verwandeln tvürden. Gladstone hak für die von ihm vertretene Sache mit bewnnderungSwerlher Energie gekämpft, aber er hat diese Sache selbst dadurch nicht zu einer guten und der Unter stützung werthen zu machen vermocht; der Zrrlhuni, in welchem sich Gladstone befindet, ist den Engländern allmälig zum Be wußtsein gekommen. Die irische Frage bestand auch schon zu der Zeit, als Salisbury im vorigen Jahre die Zügel der Regierung ergriff, aber damals waren die Blick' nach Indien und Egypten gerichtet. Die Hinopferung Gorvon'S und die Möglich keit eine- Krieges mit Rußland hielt ihr Sinnen und Denken gefangen. Gladstone benutzte die eintretende Besserung der auswärtigen Verbältmsse und lenkte die Blicke der Engländer aus die inneren Angelegenheiten zurück, er rühmte sich, den Talisman entdeckt zu haben, welcher Rnbe und Ordnung in Irland ohne ZwangSmaßregeln ker- zuslellen geeignet sein sollte. Der Schleier deS Geheimnisses, mit welchem er feinen Plan zu verdecken für gut befand, »abm Viele für denselben ein, ohne daß sie ihn kannten, und so kam e«, daß da- Ministerium Salisbury nach halbjähriger Amtsführung Gladstone wieder den Platz räumen mußte. Jetzt begann daS merkwürdige Versteck- und Gaukelspiel, durch welche« Gladstone für den Homerule-Gcdanken die Gemüther zu gewinnen trachtete unv auch wirklich vielfach gewonnen bat; denn wie wäre sonst eine Minorität von 31 t Stimmen für die zweite Lesung der Bill zusammenzubringen ge wesen? Aber Gladstone täuschte sich über die Kraft seine« Gedanken-. er wähnte, daß die Bewegung für den selben noch in der Fortentwicklung begriffen fei, während bereit- die rückläufige Bewegung begonnen hatte. Er darf sich damit trösten, daß er nicht allein in dieser Täuschung besangen war, sondern daß Millionen von Wählern mit ihm die Hoffnung auf einen glänzenden Sieg noch zu Anfang diese- Monat- hegten. Aber eS ist eine alle Erfahrung, daß. wenn die Tbatsacheki vorliegen, welche die eigenen Erwartungen Lügen strafe», die Meisten mit den Worte» bei der Hand sind: „DaS hatte ich mir gleich gevacbt." Die Wirkung verborgen arbeitender Kräfte vor der Entscheidung richtig zu beurtheilen ist immer schwer, oft unmöglich. Freuen wir uns. daß Gladstone eine Niederlage erleidet, gebufft haben es Viele, gewußt hat eS Niemand, daß eS so kommen würde. * Daß die Parteigänger Gladstone'« ihre Sacke bereits als verloren ansehen, da- bekundet die radikale .Pall Mall- Gazette", indem sie Folgende« schreibt: „Wir sind geschlagen; darüber kann kein Jrrthum obwalten. Demo- hat gesprochen. frei und klar. „Nein, nein, nein!" So lautet die Antwort de- Demos auf der ganzen Linie. Nicht nur die Elasten rufen Nein: die Masse» sind aus Seiten der Elasten. D e bis deute (Dienstag) Morgen abgegebene» Gciammtstimmen er geben eine klare BolkSmehi heil gegen das Ministerium. Eine groß» Stadt nach der anderen bat sich gegen die Regierung erklärt, so daß gegenwärtig 70 Vertreter großer Städte gegen Homerule und nur 3» zu besten Gunsten stad. Schlecht, wie die Ergebniste in dem Verlust von Sitzen sind, stellen sie sich noch schlimmer, wenn wir die aus jeder der beiden Seite» abgegebenen Stimmen vergleichen. Wir bade» 76,922 Stimmen von den im vorigen Jahre abgegebenen 489,000 verloren, d. h. wir habe» 16 Proc. »aserer starke im Jahre 1885 eingebüßt. Die Torie« baden nur 17,886 stimme» oder nicht viel mehr als 4 Proc. verloren. In Wahlkreisen, wo wir selbst in der düsterste» Stunde der Reaction im vorigen Jahre eia« Majorität von 21,681 Stimmen hotten, daben wir jetzt «in« Majo rität von 34,355 gegen un». Die Bedeutsamkeit dieser Ziffern läßt sich nicht verkennen. ES handelt sich nicht länger um die Frage „Für oder wider «ladstone", sofern um die „Für »der wider Lord Hali«tz»ry", Leipzig, 10. Juli 1886. * Der Bunde-rath hat kürzlich seine Zustimmung zu einer Ueberrinkunst mit der Schweiz wegen Fortfall« der sogenanntrn Trau-Erlaubnißscheiue au-gesprvchrn. Die Urberrinkunst setzt Folgende« fest: Art. 1. Deutsch«, welche mit Schweizerinnen ln der Schweiz, und Schweizer, welch« mit Deutschen in Deutschland eine Ehe abschließen wollen, sollen, wenn sie ihre Staatsangehörigkeit nachgewicsen haben, nicht mehr verpflichtet sein, durch Vorlegung von Attesten ihrer be züglichen Heimatysbehörden darzuthun, daß sie ihre StaatSangehörig- keit durch die Eheschließung aus ihre zukünftige Ehefrau und ihre »> der Ehe gebornen Kinder übertrage», und daß sie demgemäß nach eingegaugeuer Ehe sammt ihrer vorgedachten Familie von ihrem Heiinathtstaate aus Ersordern wieder werden übervommen werden. An. 2. Die beiderseitigen Angehörigen sind jedoch verpflichtet, falls die« in ihrer Heimath oder an dem Orte der Eheschließung gesetzlich vorgeschriebe» ist, eine Bescheinigung beizubringeu, daß der Ehe »ach dem bürgerlichen Rechte ihrer Heimath kein bekannte« Hiaderaiß eotgegensteht. * Gegenüber mancherlei Nachrichten können die ossiciv- sen .Berliner Politischen Nachrichten" versichern, daß eine Berufung de« Reichstag« zum Spätsommer in der Absicht, demselben eine neue Branntweinsteuer-Vor lage zur Bcrathung vorzulegen, maßgebenden OrtS auch nicht einmal in Erwägung gezogen worben ist. Zunächst wird der BundeSrath seine Sitzungen unterbreche», olme daß eine förmliche Vertagung bi» zu einem bestimmten Termine, wie sie im vorigen Jahre bis zum l5. September stcitthatte, diesmal erfolgen dürste. Wenn nicht ein außerordentlicher Anlaß, wie er 1883 gegeben war, Vorkommen sollte — und augenblicklich liegt in der Thal nicht« vor — wird der Reichstag vor November kaum eiuberusen wer ben DaS genannte Blatt hält sich für verpflichtet, das Vorstehende, obwohl e« sich eigentlich von selbst versieht, aus drücklich zu constatiren, um den Störungen vorzubeugen, welch- die angezogene irrthümliche Meldung in den Disposi tionen der Abgeordneten verursachen könnte. * Nachträglich ist noch eiu Bericht der PetitionS- commission deS Reichstags über eine voin Berbands- tag der Tlsierschutzvereine au-gebenke Petition in Betreff der Sch lachts rage zur Au-gabe gelangt. Die Petition bittet zur Berme duiig unnötbiger Thwrquälereieu um den Erlaß reichSgesetzlicher Vorschriften, wonach Schlachtlhiere nur nach vorausgegangencr Betäubung Lurch Blutentziehung getödtet. und das Schlachten überhaupt durch geprüfte liceuzwle Personen und in allgemeinen Schlachthäusern nur durch an» gcstellte Schlächter au-gesührt werden darf. Die Petition wurde mit 13 gegen 2 Stimmen dem Reichskanzler zur Er wägung überwiesen. Die Frage gewinnt noch dadurch an Interesse, daß sie die jüdischen Ritualvorschristen über da« Schlackten von Thieren berührt. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" ver öffentlicht die folgende ofsicivse Note: Die letzte hier eingetroffene australische Post hat un« Be- richte und Zeitungen gebracht, in denen wir Manches finden, was auch für deutsche Leser von Interesse sein dürste. Jene Schrillen und Drucksachen beschäftigen sich nämlich vorzugsweise mit der deuiich. englischen Lonvention, betreffend die Abgrenzung der beiderseitigen Gebiete in der Südsee, und unterziehen dieselben einer eingehenden Besprechung. BemerkenSwerth ersch niea unS besonder- einige Stellen, die wir darüber im „Melbourne ArguS", dem leitenden Organ von Victoria, finden. Da beißt eS unter Anderem: „Die deutsche Regie rung hat positive Versicherungen gegeben, daß sie bau» ück« ent- schlossen sei, die natürlichen Ansprüche und Wünsche England- zu berücksichtigen; und wir glauben, daß man sich ans diese Versiche rungen um so mehr verlassen kann, als die Eolonialpolitik be- Fürsten Bismarck bekanntlich mit einer starken Opposition im RenhSiage zu rechnen hat". Es ist ein eigenthümlicheS Zeugniß, daS aus diese Weise wieder einmal unserer regierung-seindlicheu ReichStag-mehrheit aus gestellt wird. Auf dem Gebiet der inner«, Politik finden wir die selbe stet« unterstützt durch Polen, Welse», Elsaß-Lothringer und Socialdemokraten, d. h. durch alle jene Elemente, welche da» Z el ihrer Bestrebungen in der Schwächung deS Reichs und in der Zer störung seiner Grundlagen finden; aber auch aus dem Gebiete der auswärtigen Politik erfreut sich dieselbe ReichStag-mehrheit des Bei falls aller uns nicht günstigen Elemente de- Auslandes; denn wie diese die colonial« Entwickelung Deutschlands zu verhindern und zurückzudrängen suchen, so bemüht sich auch die Majorität der deutschen Volksvertretung, da» coloniale Borichreiteu de- Reichet zu erschweren oder gar unmöglich zu machen. Wer sich die fortgesetzten Angriffe der Abgeordneten Windthorst und Richter und deren Heeresfolge gegen die Eolonialpolitik de- Reich-, ihre Nörgeleien bei jeder einzelnen mit der überseeischen Entwickelung in Verbindung stehenden Regierungsvorlage i» Erinnerung rust, der wird sich nicht wundern, daß die deutsche Opposition von allen auS- wärtigen Gegnern der Reich-interessen mir Geuugthunug als ein Factor bezeichnet wird, welcher für die Verwirklichung der uns feind lichen Pläne erfolgreich verwendet werden kann. * Die vom Bureau de« Berliner Eentralhotel- ver breitete und auch dort der „Vossischen Zeitung" bestätigte Angabe, daß der russische Slaal-miuister von Giers die Nacht vom Montag zum Dien-tag in Berlin verbracht habe, wird von anderer Seite nachdrücklich mit dem Bemerken bestritten, daß Herr von Gier« überhaupt nicht in Berlin gewesen fei, sondern erst Ende Juli in Berlin eintreffen werbe. Nachrichten au- Franzen-bad vom 6. d. M. melden anbcrers-il-, daß dort für Herrn von Gier« nebst Familie Wobming bestellt gewefen sei. Fcstzustehen scheint, daß der Sohn des Ministers, LegationSsecretair v. GierS. auf der Durchreise eine Nacbl in Berlin verbracht hat. Zn jedem Falle trüge, meint die ..Vvssische Zeitung", die unzulängliche Führung der Fremdenliste von Seiten der Verwaltung deS Eenkralbotel«, bezw. die wiederholt ertheilte unrichtige Aus kunft daselbst an dem verbreiteten Mißverständniß, fall- ein solche- vorliegt, allein die Schuld. * Zu der Mitteilung, daß der Bau de- Nord-Ostsee« Canal« jetzt beginnen solle, bemerkt der schleSwig-holsteinsche Berichterstatterde» .Hamburger Eorrespondent", diese Angabe werde durch dir Thatsache bestätigt, daß bereit» gegenwärtig gewisse technische Vorarbeiten mit Nachdruck in die Hand genommen seien. Der Berichterstatter schreibt dann weiter: „So findet dieser Tage eine Bereisung der ganzen Strecke, welche der Canal von der Elb« bi- zur Ostsee durckschueidet, von Seiten de« Geheimratb« Baensch, Vortragenden Ratb« im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, statt. Begleitet wird derselbe auf dieser Reise, die tbeil« per Schiff (mit dem RegierungSdampser „Triton"), nämlich aus dem jetzigen Eiver- conal, theil« per Wagen durch die Lauddisir»cle erfolgt, von dem RegierungS-Baurath Fülscher au- Schleswig und dem Bauratb Eden- au- Rendsburg. Man glaubt — ob mit Recht ober Unrecht, wird sich ja bald zeigen — daß Herr Baensch, d«r tz-kanattichsauch b« Berlretuug de« Gesetze» twurj« in den Eommission-berathungen de« Reichstages hervorragend beschäftigt war, als Vorsitzender der kaiserlichen Caaalbau- Eommisfion berufen werden dürfte." » » » * Polnische Blätter wollen wissen, der österreichische Finanzminifier DunajewSki werde anläßlich der Petrolcum- srage demnächst seine Entlassung einreichen. * Vor längerer Zeit wurde aus Sofia berichtet, daß der Pbilippopeler Metropolit Gervasius seines Amtes ent setzt sei, obne daß Gründe bekannt wurden. Jetzt erfährt man, daß Gervasius daS Opfer russischer Zntriguen ge worben ist. Es ist den Russe» gelungen, den bulgarischen Exarchen Joseph in Konsiantinopel, daS Ober haupt der bulgarischen Kirche in allen Ländern der Balkan- Halbinsel, für sich zu gewinnen und ihn zu bestimmen, diejenigen bulgarischen Bischöfe, welche die Regierung des Fürsten Alexander unterstütze», abzusetzen, um Männern Platz zu machen, welche dem Exarchen von der russischen Botschaft in Konstantinopel al» genehm bezeichnet werden. Den Anfang machte er mit GcrvasiuS; andere Absetzungen wären schon erfolgt, wenn e« nicht schwierig wäre, unter der bulgarischen Geistlichkeit die für Rußland erwünsch ten Candidaten zu finden. Da der Exarch au- dem bulgarischen Budget jährlich eine bedeutende Summe bezieht, so könnte Fürsi Alexander ihn schon zähmen; er weiß ja, wie mau Sperrgcsetze macht. Alexander ist jedoch durch die Rück sicht aus die Bulgaren gebunden. Die Gelder, die dem Exarchen auS Bulgarien zufließen, sind nicht nur für seinen Unterhalt, sondern auch für bulgarische Schulen in Makedonien bestimmt, die ohne diele Unterstützung eingehen würden Direct darf die bulgarische Regierung makedonische Schulen nicht unterstützen, für die bulgarische Propaganda in Make donien ist also die Mitwirkung deS Exarchen nicht zu ent behren. Deshalb hol niau auch den Pia» fallen lasse» müssen, ein eigne« Exarcliat >m Lande zu errichten, da ein solcher Exarch seine kirchliche Gewalt nickt Uder die Grenze» Bulgariens ausdehnen könnte. Bei der Auvgetberathung in der Sobranje wird die ganze Frage nächsten« zur Dis kussion gelangen. * Mr. John Bright hat den nachstehenden, von ihm an Mr. Gladstone gerichteten Brief der Oeffentlichkeit übergeben: „Baty, 4. Juli. Mein lieber Gladstone! ES thut mir leid, daß meine Rede Sie in so hohem Grade aufgeregt hat. ES hat m«c ebcvio großen Kummer verursacht, so zu sprechen, wie ich es gelyan bade, als Sie das Lesen meiner Rede unangenehm berührt hüben kann. Sie sagen, eS sei eine grobe Bcichuldigung, zu be> baupteu, daß Die im vorigen November Ihre Gedanken verheimlicht daben. Sich-rink waren, al- Sie in die Wählerschaften drangen, Ihnen eme liberale Majorität zu gebe», dle groß genug sei, um Sie von Mr. Parncll und besten Partei unabhängig zu machen, die liberale Partei und da- Laub der Ansicht, daß Sie eine Majorität verlangten, um Sie zu befähigen, Mr. Parnell Widerstand zu leisten, und nicht, um sich ihm vollständig zu über liefern. Sie erheben Einwand gegen meine Titate über eine Ver schwörung, „welche durch Gewaltthätigkeiteu zur Zerstückelung des vereinigten Königreichs vorrückt," und Sie sagen, es bestehe jetzt keine solche Verschwörung gegen die Bezahlung der Pachten und die Einheit der Länder. Ich glaube aber, daß auch gegenwärtig noch eine solche Verschwörung besteht, und daß sie weitere Erfolg« durch ihre Maßregeln erwartet und sucht. Sie beklagen sich, daß ich Ihnen Mangel au Offenherzigkeit mit Bezug aus die LandankausS-Bill vorwerfc. Sie müssen wissen, daß eine grehe Anzahl Ihrer Anhänger durchaus gegen jene Bill ist; wenn Sie die beiden Bills mit einander verbinden, wird die Schwierig, keit von deren Behandlung in hohem Grade erhöht und deren Frei heit sehr qefestclt werden. Ich glaube, daß Ihre Freunde, Ihre Gegner und das Land ein Recht dazu haben, über eine so große Sacke Ihre Absichten zu kennen, wenn Sie von ihnen verlangen, eia Ihnen günstiges Parlament zu wählen. Ihre Sprache scheint mir eher eia Räihsel als eine Erläuterung, und die Ihrer College», obwohl widersprechend, ist nicht viel klarer. Ich habe alles gethan, waS ich konnte, um einer Eontroverse mit Ihnen fern zu bleiben. Ich Hab« Niemanden im Parlament, oder außerhalb desselben, zu überreden versucht, gegen Sie zu stimmen. Ich habe mich össentlicher Reden enthalten, bis ich meinen Wäblcrn gegenüberstand, die mich unbeanstandet für daS neue Parlament wiedergewählt haben, und denen ich es schuldete, meine Ansichten und mein Urtheil über Ihre irischen B lls zu erklären. Ich halte fest an dem. wa» ich gesagt habe, und werde überrascht sein, wenn das neue Parlament Ihren irischen Maßregeln günstiger gesinnt sein sollte, als daS, dessen Auslösung Sie für näthig erachteten. Obwohl ich in dieser Weise augenblicklich über diese Frage von Ihnen abweiche, glauben Sie nicht, daß ich jemals aushörcn kann, Ihre großen Eigenschaften zu bewundern, oder die großen Dienste zu schätzen, die Sie Ihrem Laude geleistet haben. Ich verbleibe aufrichtig der Ihrige, (gez.) John Bright." * AuS Dublin werden über die au« Anlaß der Wahlen dort entstandenen, telegraphisch bereit- kurz gemeldeten Un ruhen folg-nde Einzelheiten berichtet: „In der vergangene» Nacht um Mltter,iachl wurden die Hauptstraßen von großen Mciifchcnmasicu durchzogen, die. der Sache der Nationalisten anhäligend, Gladsiouc und Parnell hochleben ließen und sich durch Absingen nationaler Lieder in eine gefährliche Stimmung versetzten, in ber sie schließlich den conservativen Arbeitcrelub in der Horkstraße, sowie die anstoßende Oraugistenlialle be lagerten. Die dort Versammelten begrüßten ihre Angreifer mit leeren Flaschen und aiidereu Wurfgeschossen, und al« die« nichts fruchtete, wurden auö den Fenster» Schüsse aus die Menge abgeseuert, wobei ein Mann getödtet worden sei» soll, während etwa 35 ankere Personen zur ärztliche» Bebantlung nach dem HoSpital geschafft werden mußte». Die Ansang schwache Polizeimacht war durchaus ohnmächtig, irgend etwa- zur Wiederherstellung der Ruhe zu thun, und erst als später nahezu 500 Constabler zur Hand waren, gelang r», die VolkSmaffen zu zerstreuen. Die Polizei besetzte demnächst den Arbeiterclub und verhaftete die dort anwesend gesunden?» 75 Persouen. Die eingehendste Untersuchung de- ElnbS und der Verhafteten hat keine Schußwaffe» zu Tage gefördert Es wurden auch Frauen in dem Gebäude augetroffen, die mau gleichzeitig in» Gefäiigniß abgejührt bat. da man glaubt, daß sie die Waffe» in ihren Kleidern versteckt haben. * Zn der Zusammensetzung de- französischen Geschwader- im Mittelmeer wird nächstens eine Um änderung stattfinven. Bier Panzerschiffe, der .Colbert". mit dcr Flagge de« Vice-AvmiralS Lafont, die .Düvaftation". mit der Flagge des Eontre-Avmiral» Rallier, der „Redoutable" und ber »Admiral Duperrö". werden gerüstet verbleiben; drei andere Panzerschiffe, .Marengo", .Suffren" und »Richelieu", werden nach ver allgemeinen Besichtigung in die .dringliche Reserve" versetzt werden Diese letzter"" verbleiben unt-r de» Beseht«» d«- Bicv-Ndwiral», der das Geschwader in, Mittel-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite