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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188607227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-07
- Tag1886-07-22
- Monat1886-07
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1886
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Wkrfchstnt täglich früh 6'/, Uhr. Redaktion und Lrpkditiou Johanae-gaffe 8. Sprech-naden der Redactrva. Vormittags 10—12 Uhr. NachmirtugS b—6 Uhr. tzsi vt« eu^itt-ndttr Nr»milctt»t« »»ch« sich Aunntzme »er für »te nRchftkslsenZ« Nuwwrr beftt»«tm Inserate «n Ä«chenta,»n tis 8 Uhr Nachwttta,«, an Lonn- un» Festtagen früh bis'/,L Uhr. 3n den Filialen für Jus.-Annah«: VN» Ule««. Universttäl-straße 1. LsuiS Lüsche. Kathariueuftr. Ä, h. nur bt« '/.» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage Ltt,V»V. Abonuemenlspreis Viertels. 4'/, Mit. mci. Bringerlodu 5 Mk., durch die Lost bezogeo 6 LU. Jede eiuzelue Stumm« A) Ps. Belegeremplar 10 Ls. Gebal ien für Eztrabeilnar» li» Tageblatt. Format gefallt) »hnr PvslbesSrderuug bO M. «tl Postbef0rderuog SO MI. Inltratr Saespaltme Petitzetle LO Pi. Größere Schriften laut uus. PreiSverzeichiiiß Tabellanscher u. Ztsferusatz nach höherm Tarif llrüämrn »»ter dem RedaclionS strich die Igelpall. Zeile bOPf., vor den Familie »»ach rtchtea die Sgelpalleue Zeile 40 Ps. Inserate fiod steir a» die UxprSttt»« zu sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlaug praauoiueraväu oder durch Past- aachnahme. 203. Donnerstag den 22. Juli 1886. 8V. Jahrgangs Amtlicher The«. Vekannlmchuns, die kertchollfche Kirche»» u«d Tchulanlaae betr. Zur Deckung de» Bedarf« für die römisch-kalholisch« Kirchen der Erblande und die hiesige katholische Schulgemeinde 'st für vaS laufende Jahr eine Parochialanlage nach Maßgabe der Verordnung vom 4. April 1879 in Höhe von Sechzehn Pfennigen »oa jeder Mark de» nornealmckyige» Etnkoinnienstenersatze- al» Kirchenstener und s»h« Pfennige» »»« jeder Mer* de» »»r«al-1 »atzlge« Vtskonumenstrnersatzes »l» Schal-1 Ke»er »» LU. J»lt ». o. zu erheben. Die hierzu beitragspflichtigen katholischen Glaubensgenossen! werden andurch aufgesordert. ihre Zahlung-Pflicht bei unserer Stadt-Sleuereinnabme, Stadthaus, Odstmarkt Nr. 3 parterre, binnen 3 Wochen, von dem Termine ab gerechnet, zu erfüllen, widrigenjalls nach Ablauf dlcser Frist gegen die Restanten daS dorgcschriebene Beitreibungsverfahrcn eiugeleilel werden wird. Leipzig, den 12. Juli 188k. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Gohlitz. Vckanntmachuug. Degen Legung von Gasrohren wird die Querstraße auf der Strecke von der Pottttraße bis zur Schützeustraße von Montag, den 2tt. d. M. ab aus die Dauer der etwa 14 Tage beanspruwenden Arbeiten für allen unbefugte» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 19. Juli 188«. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Mkanlltmllchllig. Wegen Schleußenbaues wird die Schulstraße von Moutag, deu 2. August d. I. ab aus die Dauer der Arbeiten für alle» unbefugte« Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 19. Juli 1886. Der Rath der Stadt Leipzig IX. 6895. vr. Georgi. H«mg. Peklninlmlnhilng. Wege». vorzunctzmenSer NcupstaNeruiig wird die Poniatowsknstraße von Montag, deu 2«. ds». Mtü. ab auf die Dauer der etwa 4 Wochen in Anspruch »rinnenden Arbeiten für allen «»befugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 20. Juli 1886 Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 7584. I)r Georgi. Hennig. MmnümchllT In Folge der Montag, deu 2tt. diese« Mouat« beginnenden Umpflasterung der Reichsstraße wird die letztere von ge»an»tem Tage ab aus der Strecke vom Brüht bis zum Goldhahngäßchen aus die Dauer der Arbeiten für alle» «»befugte» Fährverkehr ^E^ipzig, am 20. Juli 1888 Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 7585. vr. Georgi. Hennig Mannigfaltig und inhaltreich sind sodann die verschiedenen ! Verhandlungen de« Reichstag« über eine vollere Aus gestaltung der Reich-regierung durch Verantwortliche Minister, wie sie gelegentlich des s. Z. viel besprochenen Twestrn- MÜnster'schen Antrag« über verantwortliche ReichSmmister Jahre 1871 und später wiederholt bei EtalSberathnnge» gepflogen wurde». Den natürlichen AuSaanq-punct für die "estr. ' . . Bekanntmachung. Der am 10. Mai 1859 m Leipzig gcbore:,e Hausirer Carl August Emil Herzog hat >ich der über ihn verhängten Polizeionsstcht vor einiger Zeit entzogen und treibt sich vrrmuthlich vagabondirend umher. Wir bitten bei selbe» im Betretung-salle zu verhaften uad sobald die« geschehen u»< Nachricht zu geben. Leipzig, am 17. Juli 1886. La» Volizeiamt der Gtadt Leipzig. I. 3SM. I. B : Iunck, Lolizei-Rath. B Verdlngnng. Die Erd- und Maurerarbeiten für de« Vau etner vrücke über die GSsel bei Cröbern sollen im Wege öffentlichen Angebot verdungen werden. Die bezüglichen Pläne, Bedingung und Blanquei« kv-aen bei der Straßen- und Wasserbau-Jnspection I. zu Leipzig, Stepdanstraße Nr. 23, II. emgesehen beziehentlich gegen Erl-gung der Herstellung-, kosten unternommen wcrbeu. niw sind die Vstn.zuelS au-gesüllt vw zum 28. Juli bei dem Unterzeichneten eiuzureichen. Lroderu, de» 19. Juli 1S8S. Schoppe, Geiuelvdevorstand. Nichtamtlicher Thetl. Zur murren Lage. m. * Bon besonderem Interesse für die weitere Entwickelung unsere« BersassungSleben« sind zunächst die verschiedenen Versuche, die Ministerverautwortlichkeit. die in der Verfassung nur al« Grundsatz «»«gesprochen ist. bestimmter anSzubildeu Schon im Jahre 1867 wurde der Antrag gestellt, iu da« Elaltgesetz die au«drückliche Bestimmung auszunehmen, der Kanzler fei wegen Nichteinhaltung de« Etat« civilrechtlich vor dem OberappellationSgericht in Lübeck verantwortlich; e< ist ebenso interessant, den freiconlervativen von Schwarze neben dem recht«.sortschrittlichen Hänel unv dem EentrumSmilglied Rcichensperger unter den Verlheidigern. wie die national liberalen Twesten und Lasker al« die entschiedensten Gegner de« Antrag« zu treffe«, welcher denn auch schon an« dem sormellen Grunde abgelehnt wurde, daß eine solche wesentlich« LersassungSbestimmung nicht i» ein Etatsgesetz gehöre. Bestrebungen de« Reichstag« bildete die Thalfache, daß die Reich-Verwaltung je länger je mehr einen Umfang auuahm, bei welchem die oberste Leitnna derselben durch einen einzige» Mann, wie dir Verfassung mit dem einzig verantwortlichen Reichskanzler vorau-setzt, sich al» unmöglich herausstellte; da« »aSgeschäfte unter mehrere, wenigsten« .»Ute Personen zu vertheilen, deren jede Verantwortung wirklich uad wahr ha> lig trage« könnt«, schien um so dringender, als der Reichtkanzler di« Grenzen feine» eigenen freie» und verantwortlichen Handeln- bei verschiedenen Gelegenheiten sehr eng gezogen und bald den Bundesrath, bald feine preußischen Munster. collegen al- die eigentlich entscheidenden Instanzen be zeichnet batte. Die verthcilung der RegicrungSgefchäste unter mehrere Gleichberechtigte, die je für ihr Gebiet unabhängig neben einander ständen und von Venen jeder einzelne nur der Ent scheidung ihrer Gesammlheit sich unterzuorvuen hätte, wurde von dem Reichskanzler stets aus da» Enlschiebcuste zurück gewiesen und dagegen die Vorzüglichkeit deü englische» Systems gerühmt, »ach welchem ein Einzelner an der Spitze der Ge- sammlregierung stehe und über die einzelnen Resscrtches» mindestens die Gewalt zu üben habe,welch« bei de,» sogenannten Collegialsystem da» Collegium über seine einzelnen Mitglieder au-übc. Für eine Organisation der obersten NeichSämtrr in diesem Sinne wäre wobt eine Majorität im Reichstag leicht zu gewinnen gewesen. Um so schwerer ist aber die Herstellung von Reichmin.steri« gegenüber dem Bnnde-rath unter der für Vas Reich und Preußen gleich nothwenbigeu Berück sichtigung der specifisch preußischen Machtstellung unv unler der gebotenen Schonung der Rechte und selbst der Empfind lichkeit der übrigen RcichSgenossen. Auch der Reichstag hat da- Gewicht dieser Schmierigkeiten nie verkannt und e« des halb unterlassen, förmliche Beschlüsse über die Organisation der obersten ReichSämler zu fassen. Uebrigrns ist dock schon gar nickt Unerhebliches in der Richtung der in den, R> iwSlag laut gewordenen Wünsche geschehen. Da« eine Reichskanzler» amt hat sich in eine ganz stattliche Reibe einzelner einander coordinirter ReichSämler aufgelöst, deren Vorständen nach dem Gesetz über die Stellvertretung de« Reichskanzler« vom Jabre 1878 die volle Verantwortlichkeit für ihr Ressorl al« Stellvertretern de« Reichskanzlers übrrlra e» werten kann. Eü ist charaktcristtich, daß. während cie Na'.ionalli raten, die Reichspartci und die Cvuservativen v>e>e Einrich tung gern al« einen, wenn auch mäßigen Fortschritt aiinahincii, das Eentrum sie als Schädigung beS ParlicularisinnS ab- lehnle und die ForlschriltSparlei bas Gute an der Einrich- lung anerkennend, ihr doch nickt zustiminen zu dürfe» glaubte, weil die Fälle, in welchen die RcssorlckesS als Stellvertreter VeS Kanzlers mit voller Veranlworllichkcil zu hanvcli: haben, nicht durch Gesetz, mindestens VaS jeweilige ElalSgesetz, sondern bei der Unfertig!«! der Zustände je '»ach dein Bcdürsniß durch das Ermesse» der Regierung bestimmt werden sollen. Unter den rechtlichen Beziebungen de« Reichstages ist am häufigsten, aber bisher ohne Ersvlg, über die Tialciisrage verhandelt worden Alle schon seil dem Jabre 1867 aus Gewährung von Diäten gerichteten Anträge, die im Reichstag während der ersten Jabre einige Male mit geringer Mehr heit abgelehnt, später mit wachsender Majorität angenommen wurden, scheiterten an dem Widerspruch der Regierungen. Dagegen hat der Reichstag einen sebr starken Einfluß aus ei» andere«, ihn ganz unniitleibai berührendes Gesetz, aus die Wahlordnung, auSgeübl. Es gelang ihm ungeachtet des zum Theil sehr entschiedenen Widerstrebe»« der Regierung durchzu setzen, daß die Wahlkreise durch Gesetz zu 'bestimmen seien, baß da« von dem BundeSrattz zu erlassende Wahlreglement nur mit Zustimmung beS Reichstag« geändert werten dürfe, und daß vre Wahlberechtigten befugt seien, zu,» Betrieb der Wahlen Vereine zu begründe» und öffentliche Versammlungen in geschloffenen Räumen und ohne Waffen abzuhallen, während in einem anderen Puucte, der durch die Wablordnung neu einjzeführteu Ausschließung der unter der Fadne stehenden MrUtairperjonen vom aktiven Wahlrecht, die Regierung Siegerin geblieben ist. E» wird überraschen, unler den Geanern dieser Bestimmung fast alle Nationallibcralen und ' "st eiuzelue Freicouservatlv« zu finden. Am lebhaftesten umstritten unter den Beziehungen de« Reichstags war die Frage wegen der Privilegien seiner Mit- alieder. Sie trat zum ersten Mal aus, al« während der Session 1874/75 der ultramontane Abgeordnete Majunke zur Verbüßung eiuer vorher gegen ihn erkannten Strafe zur Hast gebracht wurde. Der Reichstag, offenbar überrascht und zunächst von der Ansicht beherrscht, es lieg- lneri» eine Verletzung de« Artikel 31 der Verfassung, beschloß sofort ein- stimmrg, erne besondere Commission zur Bericuierstatlung über Vre Reckt-srage und eventuell zur Untcrbreitung geeignet scheinender Vorschläge zu ernennen Die Comimsnvn war zwar mit großer Mehrheit der Ansicht, da« bestehende Recht schließe die Vollstreckung einer früher erkannten Freiheit- strafe gegen einen Abgeordneten während der Session nicht au«, konnte sich aber über weitere Anträge nicht einigen. Dagegen wurde im Plenum ein au« der Mitte der Fort» schrittspartei hervorgegangener Antrag angenommen, die Der hastung eine« Abgeordneten während der Session zum Zweck der Strafvollstreckung durch Declaration bezw. Aenkerung der Bersassuug auSzuschließen. Dieser Beschluß hatte aber keinen Erfolg bei der Regierung, und al- der Antrag während der folgenden Session wiederholt wurde, erlangte er auch im Reichstage uicht «ehr di« Mehrheil. Leipzig, 22. Jüli 1886. * Die Nachricht de« Wolss'schen Bureau«, daß G ras !Kalnoky in den nächsten Lagen in Kissingeu zum Besuche de« Reichskanzler» etutrefien werde, hat nach einer Corre» spondenz der .Allgemeinen Zeitung- m Berlin lieber raschung bervorgerusen. Bisher wurde ein anderer Termin j für die Zusammenkunft der beiden Staatsmänner angenommen und allgemein geglaubt, daß er ungefähr in di« Zeit der ! Kaiser beg egnung in Tasteiu fallen werde. Durch dm Umstand, daß die Begegnung der beiden Staatsmänner der jenige» der beide» Monarch« v«ra»g«heu »ird, gewumt die letztere den Anschein einer größer« politischen Bedeutung aiS diejenige war. welche den letzten Aasteiner Zusammen- künslen innewohntr. Fürst BiSmarck und Gras Kalnoky baden sich »um letzten Male m der zweiten Augusiweche de» vorigen Javre» in Barzin gesehen. Dieser Besuch galt da mals — kurz daraus fand der Gegenbesuch de« Zaren für Ckierniewice aus österreichischem Boden statt — al« Beweis dafür, daß da« freundschaftliche verhältniß zwischen Deutsch land und Oesterreick-Ungarn di« Grundlage der freundlichen Beziehungen VeS letzteren Staate« zu Rußland bilde und daß die Zwei-Kaissr-Begegnung von Kremsier nur eine Bestätigung der Polilik sei» werde, welche sich an die Drei-Kasser- Vegegnung i» Skierniewice geknüpft hat. Man wird kaum mit der Annabine sehlgehen, daß der Besuch de« Grasen Kalnokh in Kissing« erst in der letzten Zeit beschloss« worden ist. * Die .Germania- zeigt beute in der Tbat ein un gemein melancholische« Gesicht. Sic überschrcibi ihren E>u- ganqSarlikel .Katholische Irrungen- und beginnt den selben wie svlql: Dir Ueberschrist .Katholische Irrungen" hat noch niemal« in der „Germania" gestanden. Seil achl Tugen etwa aber Hai sie zui» erste» Male, seil die „Germania" existirl, für Deutschland Inhalt und Berechtigung. lieg! zum ersten Mule jetzt die Lage de: Dinge so, dass wir »ich! mehr die seil sünszeh» Jahren siel«, gegen über allen noch so so-chibaren Schwierigkeiten unv känwse», fest, gehaltene Hoffnung besitzen, wir deutliche» Katholiken würde» die jetzige Situaiion oline jeden Schaden überwinden, Bi.her hat jede Schwierigkeit nur Mutb und Anstrengung gcstLrkt. Gegenüber den Bortouiniliiff-» in Bachern aber wissen wir nicht, ob nicht schon jetzt manche Katholiken dort, und in ganz natürlicher Loniequeuz auch in, übrigen Deutschland, in nicht mehr zu hebende Berwierung geratben sind, niemals wieder zu der bisherigen Zuversicht und Freudigkeit sich erhebe», und ob nicht manche sogar schon jetzt definitiv die Flinte in« Korn geworfen haben, vielleicht sogar an ihre» Seelen Schaden gelitten habe» aus jeden Fall aber lür den Kamps der Katholiken im offentliche» Leben verloren sind. Daß Verwirrung und Verstimmung überhaupt wen verbreitet sind, wird Niemand leugnen, der mit dem Volte selbst lebt oder zuverlässige Nachrichten über dessen jetzige Stimmung erhält oder auch nur die naturgeinäkeu Pttzcho- logiicken Wirkungen eine- Zustande- der Unsicherheit, wie ec jetzt vorlicgk. erwägt. Daß also Verwirrung und Verstimmung weithin um sich gegriffen haben, steht gar nicht einmal in Frage. Nur darüber kann Frage sei«, welche Folgen diele Lage hat, wie viele Ka:t!oi>ken die jetzige Stimmung und die Unklarheit in den dis- derigen Gru»d!Ltzr» nicht mehr ganz überwinden oder überhaupt sie gar nicht mehr überwinden, zum schweren Schaden oder gar mit Verlust ihrer bisherigen kirchlichen »nd politischen Stellnng. Und da d ibeo wir zum ersten Male seit fünfzehn Jahren ernstliche Zweifel, ob die jetzige Prüfung, wie die bisherigen alle, ohne j.dcu schade» vorübergehl. Wir möchte» nach u.cht einmal eine Ber- mulkiung nur darüber mager-, wie groß der Verlust der k->«'>ol>schen Sache vieüelch, werden könnte. Der „Moniteur de Rome" sucht zwar die Wund« der uilramviiiaiien Presse zu lindern mit der Salbe eine« Dementis der Zweisel gewisser Blätter an den Vorstellungen des Vatikans >» München; »ach der Haltung der „Germania" zu urtheilen, hat mau dort aber bereits genügende Winke erbalte», um den Sturmangriff aus da- Ministerium Lutz auszugeben. * Wie die „Nheinisch-WesssSlische Zeitung" mittheilt, ist in der betreffenden Stadlvcrordnctensitzung zu Dortmund der Landrichter Schmieding mit 32 Stimmen einstimmig zum erste» Bürgermeister dieser Stadl gewählt worden. Schmieding vertritt im preußischen Abgeordnelciihaufe mit Berger und I-r. Löwe den Wahlkreis Bochum-Dvrtmund und gehört, wie der Letztere, der n ativnalliberalen Fraktion an. Gewählt wurde er zum ersten Male bei der Ersatzwahl im Jabre 1883, nachdem der Bergrath I)r. Schultz, ebeujalls naltonalltberal, scin Manval »iebergrlegt hatte. ES bat nunmehr wieder eine Ersatzwahl in dem Kreise stattzu finden, da Herr Schmieding als Oberbürgermeister von Dort mund Mitglied des Herrenhauses wird. * In dem Extrablatt, daö die .Lothringer Zeitung- über die Metzer GemeiuderathSwahlen veröffentlicht, heißt eS: „Glänzender Sieg der altdeutschen Liste! Die Mehrheit im Gemeinderalhe ist machtvoll errungen! 19 Alldeutsche, 13 Gemäßigte werden sorta» im Sladthause ihren Sitz nehmen. Kein Protestler wird ihre Berathungen stören! l-n »eoouäe nmwrion ist heule zur Wahr heit geworden, Dank der bewunderungswürdigen altdeutichen Wahl- disciplin, vor der die Protestler plötzlich in den Staub sanken und auch die Gemäßigten unterlagen! Für jeden Altdeutsch-n ist der heutige Tag ein Ehrentag, an dem wir uns der hohen Auszeichnung würdig gemacht baden, Sc. Majestät den Kaiser im deutschen Metz begrüßen zu dürsen l Beglückwünschen wir uns ob unsere- glanz, volle» Sieges und feiern wir ihn ohne Ueberhebung, aber mit männlichem Stolze und dem freudigen Bewußtsein, daß da« Vaterland seinen wackeren Pionieren au der Westgrenze ein Bravo l zurult." lieber die Einzelheiten de« Ergebnisse» wird noch weiter berichtet: Sech« Altdeutsche und dreizehn gemäßigte Einheimische wurden gewählt, so daß der 32 Mitglieder zählende Gemeinde- ralh jetzt durch dir 19 Alldeutschen seine Leitung erhält. Kein einziger Protestler ist dnrchgedrungen. da- macht den Sieg der Altdeutschen zu einem doppelt erfreulichen. Der Wahlkampf war in ulle» Sectionen ein heißer. ES wird wobt einzig dastehen, daß bei einer Gemeind-ratbSwahl eine so zahlreiche Be- tbeiligung war. In 2 Sectionen siegte die altdeutsche Liste vollständig, in der 3. wurden die äußerst« Anstrengungen gemacht, sie durchzubringen, doch scheiterte die« daran, daß hier die Altdeutschen numerisch zu schwach waren. Nur 40 von 690 Altdeutschen machten in dieser Sectioa von ihrem Waklreckt keinen Gebrauch DaS Ergebniß war, daß in der S. Sectio» Apotheker Weiser! als der von den Altdeutschen mit der höchsten Stimmenzabl Ausgezeichnete 594 Stimmen erhielt, während die gemüßigte Liste im Durchschnitt 965 Stimm« zu verzeichnen hatte. Doch hat diese Seclion daS Verdienst, die Fübrer der Protestler zum Verzicht aus fernere Candidatur gezwungen zu haben. Die Altmetzer Bevötkerung ist, wie leicht erklärlich, in Folge diese» Wahlergebnisse» in sehr gedrückter Stimmung. * * » * Di« Klerikalen in Oesterreich scheinen die Wahr- nehmimgen zu fürchten, welche die 809 sächsiscken Turner, die an dem Gauturnfeste in Graz theilnahmea, bei diesem Anlässe unmittelbar oder im Verkehre mil ihren öster reichische» Turn genossen machen könnten, und darum erachtet e« da« .Grazer volk-blatt" für gebot«, die sächsischen Turner mit folgender Belehrung zu begrüß«: Wie früher einzelne deutsch« Staaten unsere Freund« wäre», so möge heute aaaz Deutschland in fester Freuudschast mit un» ver. harr»; dnrtn Üegt der beiderseUi-« Borthell. Sind die Dienste der Sachs«» bet uni unvergessen, so haben Wir doch aus jegliche Revanche gern verzichtet. Dergestalt ist die Gesinnung der gesammteu öfter, reichische» Völker, uad wenn man in diesen Tagen hier den Gästen au- Sachsen Andere- sagen sollte, wenn mau ihnen etwa von einer Abneigung erzählen wollte, welche in größere» Kreisen bei ou» gegen Deutschland, gegen Deutsche oder Deutschlhum bestehe» soll, so wollen sie sich nur getrost beruhigen: solche Schmerzen-fchreie find unberech. tigt. Dafür mögen sie die Ueberzcaguug mit sich nehmen, daß der starke Arm Oesterreichs, so lange er frrundaachbarlich im Arme Deutschland- hängt, «tuen achtbaren Schatz für Deutschland und dessen Tbetl« darstellt, während am Endziel« der deutsch-nationalen Bewegung in Oesterreich ein große- Fragezeichen auch für Deutsch land und dessen Bundesstaaten steht. Ei» Deutschland neben einem aufgelöste» Oesterreich wäre der Scniralpuact. aus den sich alle Pfeile de- übrigen Europa richten; e- müßte sich strnmm centralistrea, uad da- wäre der Tod der Seldftständigkru, ans dir der echte Dentsche mit Recht groß« Stück« hitt. Dazu »«merkt di« wiener ..Reu« Frei« Presse", „wir zweifeln nicht, daß dir sächsische« Turner »ei diesem politisch« Bädeker auch die Firma brachten werden, welche denselben verlegt. Die offenen Gesellschafter derselben sind i» Oesterreich Czechen und Slowenen, tn Deutschland di« particiilaristischen RrichSfeinde." * Der Rücktritt Baron Evel-heim'S droht weitere Folge» »ach sich zu ziehen In Pester Militairkreis« wird die Pensioiiirung de« Generalstabs-Ches- Beck al< bevsr- stebenv gehalten. — Die Peiistonirung beS Graf« Edrlshei« gefchab ohne Borwissen TiSza'S, der auf seine« Land- gut weilt. DaS verschärft jedoch die Situation nicht; da« Avancement Janskt'S hingegen wird al- eine dirrcte Provo- calion ansgefaßt. ES wlrd von einer latenten Regierung«- Iris,- gesprochen; e« fei entweder die Demission liSza'S oder dcS Krieg-minister« zu gewärtig«. * Au« Wilna. 18. Juli, wird un« geschrieben: „Wie in gut unterrichteten Kreis« verlautet, soll der Generalgouverneur Koch anow. welcher einen längeren Urlaub angelretcu hat, uin seine Güter zu besuchen, nicht mehr in seine Stellung zurückkchren. Man nimmt al» Grund dafür an, daß Kochanow, welcher Civilgouverneur ist, sich mit den ihm eoordinirt« Miltlairgouverneuren nicht verträgt, unv wie srüher zwischen ihm unv dem General Nikilin stet« Reibungen Vorhand« waren, so war es auch mit dem Nachfolger Nikitin'S, dem General Ganecky, der Fall. General Tanecly würde nach Kochanow'« Demission wieder die höchste Civil- und Militair- gewall in seiner Person vereinigen, wie die« srüher Usu« war. — Während der Gouverneur von Minsk den ihm unter stellten Dikasteri« befiehlt, die kleinen Beamten polnischer Nationalität zu entlassen, hal der Minister brr Eommnnieation ein Rundschreiben an die obersten Verwaltungsbehörden aller Eisciidohnen gerichtet, worin er ihn« empfiehlt, die Zahl der i ri den Eisenbahnen Beoiensteteu nichlgriechischen Bekenntnisse« bis aus V, der Gcsammtsumme zu revuciren, während jetzt etwa 59 Procenl den nichlgriechischen Bekenntnissen angehören. DaS Rundschreiben de« Herrn Minister« ist hauptsächlich gegen die Polen zugespitzt, welche wegen ihrer Treue und Zuverlässigkeil von den Etsenbabnderwattungen gern angcsteüt wurden. CS ist nämlich notorisch, daß die größte Zahl von Veruntreuungen von russischen Beamten begangen wird. Einige Eisenbahn-Berwaltungen Huben beim Herrn Minister Protest eingelegt und verlangen wie l>:«her vollständig freie Hand in der Wahl ihrer Beamtru - * Im vorigen Jabre kündigte der Zar seine Absicht an, die vom Zaren Paul stammende kaiserliche Hau«-Ord» nung in wesentlichen Puncten abzuöüdern. Eö wurde denn auch unter dem Vorsitze de- Großfürsten Wladimir eine be sondere Commission zur Untersuchung der Frage eingesetzt; die Abänderungsvorschläge derselben liegen nunmehr vor und haben bereit« die kaiserliche Genehntigung erhalten. Dieselben beschränk« die B-rcchtigung, den Titel Großfürst. Großfürstin »nd Kaiserliche Hoheit zu führen, aus die Söhne. Töchter. Brüder und Schwestern VeS Kaiser«, sowie aus dessen Enkel männlicher Linie. Weil einschneidender noch ist die zweit« Abänderung; durch dieselbe wird nämlich da« staat liche Einkommen der sämmtlichen Familienglieder um volle zwei Drittel verkürzt. So wird die Kaiserin, der .Times- zufolge, statt der bisherigen 699,999 Rubel jährlich nur noch 299,999 Rubel beziehen, die ihr auch im Witlwenslande verbleib« sollen, falls sie nicht Vorsicht, im AuSlande zu wohnen, waS ihr die Verkürzung dieser Pension um die Hälfte eintrag« würbe. Ebenso steh« deni Thronfolger statt der bisherig« 399,990 Rubel fortan nur uock 109,000 Rubel, ferner feiner Gemahlin 50,099 Rubel und seinen Kindern bis zu ihrer Mündigkeit 20,909 Rubel zu. Der Thronfolger wird im 16. Lebensjahre, die übrigen Prinzen un 21. Jahre mündig. Die mündigen Söhne des Kaisers erhalten fortan jährlich 159,009 Rubel, einmal 1.999,909 Rubel für die Erbauung eines Palastes, endlich nach ihrer Vermahlung 299,900 Rudel nebst 49,999 Rubel für ihre Gemahlin und 35,990 Rubel für die Instand haltung de« Palastes. * Ueber eine neuerlich plötzlich eingetretene Stockung in der russisch-afghanischen Grenzregulirung wird der „SckamS" aus Balkb am Amu-Darja geschrieben: „Die Straße von der Stadt Andschul. bis wohin die Grenz, rcgullruiig schon vorgeschritten ist, nach Lhodscha - Saleh ani Amu- Darja führt durch die Wüste Kmara - Alieli, die eigeinl ck noch zu Merw gehört, mit ihrem südöstliche» Z'pscl aber noch nach Aighanisian hineinraqt. Diese Waste niulint aber in ihrem südöstlichen Tkeile schon die Gestalt ui.d das Wesen einer Sleppe an, und die Bewohner Andschins halten sogar große Heerden aus derselben. Bis jetzt wurde nun diese Wüste als gänzlich zu Merw gehörend betrachte:, während anderersei!- die Asghancn an d m Soumc derielben ihre Heerden weiden lassen. Nun sordert Rußland plötzlich, daß diese ganze Wüste ihn, zugesprochen werde, und würde sonnt die Verbindung zwischen Andschui und Lhodscha-Saleh gänzlich unterbrochen werden. Für Asqhamstaa liegt aber »och eine andere Gefahr dann, soll« diese Wliile gänzlich an Rußland siele, da nur ein vier Meilen breiter Lnndstreisen dieselbe von der afghanischen Wüste, die eine Länge von süiisundochtzig und eine Breite von achtzehn Meile» ha», scheidet. Dieser schmale Landstreisen würde nämlich bald den Zankapfel zwischen Russen «ad Afghanen bilden und sollten erster« denselben mit der Zeit erlangen, so würden letztere dann sür immer vom Amu-Darja und ihrem Nachbarstaat« Bokhara geschieden sein " * Nach Mittbeilungen au- polnischer Quelle istinTisliS seiten- der politischen Behörden eine Deputation auS der persischen Provinz Kborasson an ver asgbanischen Grenze angehalten worden, welche sich nach Petersburg begeben sollte, um von dem Zar« die Einverleibung dieser Provinz in da« russische Reich zu erbitten. Aus Ansraac in Petersburg wurde der Deputation angedentet. Laß dieselbe Angesichts de» FreundfchastSverbältnifle« Rußland« mil Peu en nicht empfang« werde» könne Die Milglwder der Drputatwn
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