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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188607245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860724
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-07
- Tag1886-07-24
- Monat1886-07
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. flrdaclion und LkPtditioil Iohanaetgasse 8. Sprechstunden der Krdact„n: Vormittag« 10—13 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. »»r »l, «tM^d« «ina«t-n»t«, «omilrrwt, »acht »» »>, «cdoclwn »ich, »erswdvch. der s»r »te »Lchftsolsend« «n»»er »«stimmte« Inserate a« «ochrutagen »i» » vhr Nachmittags, a« Tann- u«d Srttta,«« früh »i» V.» Uhr. In den Filialen für Ins.-Annahmr: Ltta Klemm, UniversttätSfiraße 1. LontS Lösche. Katharinenstr. 23, p. nnr »iS '/,» Uhr. tWMr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 1V,SS« Ädonnrmrnlsprris Viertels. 4'/, HIß. incl. Bringcrlohn 5 Mt., durch dir Post bezogen 6 Lik. Jede einzelne Nummer 20 Pi. Belegexemplar 10 Ps. Gebünren für Extrabeilagen lia Tageblatt. Format gesalzt) ohne Postbesvrberung bO Ml. Mit Postbelördcrung 60 Mt. Inserate Ogespaltene Petitzeilc 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnn, Tabellarischer u.Ziffernsatz nach höhermTarif lierlamen unter dem Redactionsstrich die Sgespall. ZeileSOPs., vor den Familie nnachrichteu die 6gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet» an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraeuumernvilo oder durch Post. Nachnahme. 2V5. Sonnabend dm 24. Juli 1886. 8V. Jahrgang. Inr gefälligen Vechtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 2S Juli, Bormittags nur bis -S Uhr geöffnet. Lxpvältlon S«8 L-etprlxer ^»86dl»tte8. Amtlicher Theil. Vekamchiuchiing. Der Gurke««arkt wird von Dienstag, den S. August d. 2. an auf dem Aleischerplatz« abgehalten. Leipzig, den 22. Juli 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 2861. Dr. Georgi. Hennig. Vrkamltiuachmlg. Degen vorzunehmender Neupflasterung wird die PoniatowSkasträtze von Montag, den SV. dsS. MtS. ab auf die Dauer der etwa 4 Woche» in Anspruch nehmende» Arbeiten filr allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 20. Juli 1886 Der Rath der Stadt Leipzig. H. 7584. vr. Georgi. Hennig. Vrlumntmachmig. In Folge der Montag, dea SV. diese» Monat» beginnenden Umpstasteruna der dl r i<hs straOr wird die letztere von aeuanntem Tage ab auf der Strecke vom Brühl bi» zum Gskdhahngäßchen auf die Dauer der Arbeiten . sur alle» »befugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 20. Juli 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 7535. I)r. Georgs. Hennig. Bekanntmachung. Die von uns ausgeschriebene Umpflasterung der Großen Fleischergaffe ist vergeben und werden die nicht berück- I>chliglc» Herren Bewerber ihrer Angebote entlasten. Leipzig, am l t. Juli 1886. Id. 2564 782. Der Rath der Stadt Leipzig. vr: Georgi. Grmgmuth, Aff. Vekanntmachung. Die AnSsührung der Erd- und Macavainisirung-arbeiten in der Kaiserin Augusta-Straße» auf deren Strecke von der Straße 1k des südliche» Bebauungsplanes bis zur II. Gasanstalt soll an einen Unternehmer in Accord ver dungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Bcrwaltung. Rathhau«, II. Etage, Zimmer Nr. 14, an« und können daselbst eingeschen, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerte» sind versiegelt und mit der Auf schrift: „Grd« und MaeadamtsirungSarbette» tu der Kaiserin Augusta-Strastc" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 3. August 1886 Nach mittag- 5 Uhr cinjureiche». Der Rath behält sich da- Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, am 17. Juli 1886. De» Rath» der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Die Herstellung einer 40 cm weite» Thonrohrschleuße inrl. der Nebenschleußen in der Kaiserin Angusta-Straße östlich von der Straße T» des südlichen Bebauungsplanes soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RathhauS. II. Etage, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst eingcsehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind vers..gc!t und mit der Ausschrift: „Thonrohrschl-ufle in der Kaiserin Lugusta- Straße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum S. August 1886 Nachmittag« 5 Uhr einzurcichen. Der Rath behält sich daS Recht vor, alle Angebote ab« zulehnen. Leipzig, am 17. Juli 1886. De» Rath» der Stadt Leipzig Id. 25SZ Straßenbau-Deputation. Verdingung. An Stelle der hölzernen Wyhrafluthb rücke In der Waldheim Altenburger Straße bei Wolftitz soll eine gewölbte massidr Brücke erbaut werden. Die hierzu nöthigen Maurerarbeiten sollen im Wege de- öffenllichen Angebote- verdungen weiden. Hieraus bezügliche Pläne und Bedingungen liegen bei der königlichen Straßen, und Wasser- dau Jnspeet,,, 1 Leipzig Stephonstrobe Nr. 23. a»S nutz können dal'lnft Vtonquet«, welche bl« zum 28. Juli auSgeftllli und »er« schlaffen wieder einzuceichea sind, gegen Erlegung der Herstellung», kosten entnommen werden. Bewerber bleiben bis znm S Aagast v. an ihre Angebot« gebunden. Die bi« dahin ohne Antwort gebliebene» sind als abgelehnt zu betrachten. Leipzig und Borna, am SO. Juli 188«. Löuiil. <tr«he«, u. Wasserbau- Köuigl. va«»erwaiteret Auspeetia, Leipzig l. Varna. Ktichoel. g. St.: Schnrig. Erstatteter Anzeige zufolge hat granjiSka Friederike Lauts« ,'ange aus Thonberg das ihr am 8. Mai 1880 von un- ausgestellte Dienstbuch vor längerer Zeit verloren. Wir bitten, dasselbe im Ausfindungsfalle anher abzuliefera. Leipzig, am 22. Juli 1886. Las Volizeiamt der Stadt Leipzig. I. B.: Iunck, Polizei-Rath. V. Nichtamtlicher Theil.' Zur inneren Lage. V. * Einen weit umfassenden und tief eingreifenden Einfluß )at der Reichstag von dem ersten Tage seine- Bestehens an aus die Gesetzgebung auSgeübt. Auch in dieser Be setzung bietet allerdings die junge Praxis de- deutschen striche- manche Erscheinungen dar, welche mit den vorherr- chenden consiitutionellen Anschauungen und Gebräuchen nicht immer in Einklang stehen. Man kann eine ziemliche Anzahl von Gesetzentwürfen der Regierung auszählen, welche von dem Reichstag zum Theil fast einstimmig abgelehnt wurden, andere von diesem krast seiner Initiative beschlossene, welchen um gekehrt zum Theil trotz ihrer öfteren Wiederholung die Regierung keine Folge gab; noch öfter standen sich beide Theile in Einzelheiten eines Gesetze-, welche der der eine oder der andere von seinem Slantpuncte auS für wesentlich hielt, schroff und ohne die Möglichkeit eines inneren Ausgleichs einander gegenüber, so daß nur durch rcsianirende Nachgiebigkeit aus einer oder auch bei gleichzeitigen Differenzen über verschiedene Puncte aus beiden Seiten das Ganze zu retten war. Die AuSgleichung-versnche traten nicht selten ln der harten Form von unbedingte» Forderungen auf. von deren Gewährung des Zustandekommen dcS Gesetzes abhängig gemacht wurde. Diese Härle der Forni beruht zu cinei» wesentlichen Theil ans unserem Einkammersystem, welches Regierung und Reichstag ausschließlich einander gegenüberstettt, ohne daß ein drittes Organ bei Differenzen vermitteln oder, indem eS sich aus die eine Seite stellt, der andere daS Nach- >eben erleichtern könnte. Der Bundcörath, welcher seine Beschlüsse nach den Instructionen der Emzclregierungen ohne öffentliche Diskussion saßt, gewährt in dieser Beziehung keinen Ersatz; wenn er einem in zweiter Lesung gefaßten Beschluß de- Reichstags nicht glaubt beitreten zu können, bleibt nichts Anderes übrig, alS den für ihn positiv vdrr negativ enischcivenden Punct scharf zu bezeichnen, und so stehen' der Wille der Re gierung (des BundeSrathS) und der in der zweiten Lesung frei documcnlirte Wille deS Reichstags lediglich als zwei Willen-Potenzen einander gegenüber, von denen, wenn daS Ziel erreicht werden soll, die eine der ander» sich uulcrordnen muß, ohne daß die materiell ja häufig genug vorhandene Gegenseiligkcil von Nachgiebigkeit und Leistung so »achbriicklich bervortrilt, wie eö bei freier öffentlicher TiScussion in ver schiedenen Körperschaften und zwischen denselben der Fall sei» würde. Wenn man aber auch diesen Verhältnissen Rechnung trägt, so haben sich doch nicht ganz selten auch in GesctzgebungS- sragen zwischen der Negierung und der Majorität des Reichs tags. gelegentlich selbst dein ganzen Reichstag, Meinungs verschiedenheiten, für welche der BundeSralh in Wahrheit nicht verantwortlich gemacht werde» konnte, von solcher Schärfe ergeben, wie sie nach den überlieferten eonstitutivncllcn An schauungen als anomal und störend betrachtet zu werde» pflegen. Auf der andern Seite,iü eS tcffciiungeachlct eine fest stehende Thatsache, daß der Reichstag ans allen Gebieten der Gesetzgebung eine sehr bedeutende Wirksamkeit geübt hat und auch über manche sehr scsi gewurzclte Ucbcrzeugnngcn und Neigungen der Negierung Sieger geblieben ist. Es würde viel zu weit führen, dies für alle Einzelsällc Nachweisen zu wollen, eS hätte auch bei der großen Menge von Gesetzen, denen eine politische Bedeutung nicht zukvmnit, kein Interesse, da ja nicht die technischen, sondern die politischen Leistungen und Erfolge deS Reichstags in Frage stehen. Dagegen ist gerade über diesen Punct eine sicherere und unanscchlbarerc Entscheidung nicht zu erlange», als durch die Betrachtung dessen, was der Reichstag von sich ans i» verschiedenen, politisch mehr oder minder bedeutsamen Gebieten der Gesetz gebung geleistet hat. Als sehr erheblich springt die Wirksamkeit dcS Reichs tag- sofort in die Augen bei der Militairgesetzgebung, welche, an sich ein Thema voll Schwierigkeiten für einen rich tigen Ausgleich zwischen den Forderungen der Executive und den Ansprüchen der Volksvertretung, für die letztere in cinei» neu unter den Stürmen deS Krieges begründeten Bundes staate, nach den Traditionen deS führenden Staates Preußen, »ach dem gerade über diesen Punct früher dort entbrannten Eonsiict unendlich gesteigerte Schwierigkeiten darbot; sie sind, freilich nicht in allen Einzelnheilen zur Zufriedenheit Aller, aber doch ii» Ganzen glücklich gelöst. Bei dem Gesetz über die Militairorganisation — i»> Jahre 1874 — wurde der lebbastestc Kamps um die Frage geführt, ob die FriedenS- präsenzziffer deS Heere- durch Gesetz ei» für alle Mal oder jährlich durch den Etat aus Grund der im Allgemeinen sestgcstellten Organisation bestimmt werden solle. Be kanntlich ist die Frage durch ein Coinpromiß dahin erledigt worden, vaß die FriedcnSpräscnz im Jahre 1874 zu nächst aus die Dauer von 7 Jahren »nd sodann kurz vor Ablauf dieser Periode etwa- erhöht wieder auf 7 Jahre seit gesetzt wurde. Der Löwcnantheil bei diesem Ausgleich siel offenbar den, Reichstag, beziehungsweise derjenigen Richtung in demselben zu. welche wünscht, daß die Feststellung der Präsenzziffer womöglich jährlich im Etat, wenn daS nicht zu erreichen war, in möglichst kurzen Zwischenräumen an die Zustimmung de« Reichstags gebunden werde. Da- Ent gegenkommen der Regierung ist um so höher zu veranschlagen, al» im Jahre 1874 der versuch keine-wcg- aussichtslos war, eine definitive Festsetzung der Frieden-Präsenzstärke durch ein in seiner Dauer nicht beschränktes Gesetz, sei eS mit einer kleinen Majorität de- damaligen Reichstag», sei eS mittelst Neuwahlen und dann vielleicht mit größerer Majorität, durchzusetzen. Jedenfalls hat die Regierung bei dieser Ge legenheit gezeigt, daß sie im Stande ist. einer festgewurzelten Ansicht solcher Parteien, auf deren sachliche Unterstützung im Ganzen sie rechnen kann, wenn sie nur durch dieselbe keine direkte Schädigung der StaalSintereffeu fürchtet, lieber schwer wiegende Opfer an ihrer eigenen Ueberzcugung darzubringen, al- daß sie diese durch rücksichtsloses Wagen und BrüSkiren durchzufetzen versuchte. Auch noch in anderen Beziehungen hat da» Gesetz über die Militairorganisation wichtige Aendcrungcn durch den Reichs tag erfahren. Die Feststellung der Zahl der Osficiere, Aerrte u. s. w. in den verschiedenen Chargen wurde auS dem Gesetz herausgenommen und dem jeweiligen Etat zugewiese», welcher in dieser Beziehung bekanntlich in ein sehr genaues Detail eingcht. Man erinnere sich zum Beispiel der Ver handlungen über die Einsetzung einer größeren Anzahl oder auch nur einzelner activcr StabSosstciere al« Landwehr- bczirkScommandcure — 1875/76 —, über die Creirung der dreizehnten HauptmannSstelle in den Insanteriereaimentern — 1877 u. A. m. Die Unterscheidung zwischen Ersatzreserve erster und zweiter Claffe wurde genauer als im RegierungS- entwurf präcisirt und die Beschränkungen, welchen die Pflich tigen der ersten Claffe unterworfen sein sollten, unter Ans chluß jeglichen freie» Ermessens der Milunirverwaltung durch daS Gesetz selbst fest bestimmt und im Ganzen gemildert. Ganz in der gleiche» Richtung ist eS gelegen, daß der Reichs tag durch das Gesetz über die Militairorganisation die Rc- crung verpflichtete, die Verhältnisse des Landsturms, die ontrole der Mannschaften deS Beurlaubtenstandes und die Voraussetzungen des einjährigen Freiwilligendienstes statt durch Verordnungen durch Gesetze ru regeln. DaS Zustandekommen dieser Gesetze ist wesentlich dem Zu« ammenwirken der nationalliberalcn, der confer- vativen und der Reichspartei zu verdanken, wob« die erste mehr den Gedanken de- gemeinen Rechts, die beiden letzten mehr den des spccifisch mllitairisch Nothwendigen ver traten. Die Fortschrittspartei und das Centrum verhielten ich so ziemlich gegen AllcS ablehnend; in der Opposition gegen daS Gesetz über den Landsturm stand daS Letztere ganz allein. Leipzig, 24. Juli 1886. * Der BundeSralh hatte in seiner Sitzung vom 18. Juni I. Beschlüsse gefaßt, welche sich aus die Herstellung einer Statistik der Todesfälle an Pocken bezogen und den Medicinaibeamten und Standesbeamten die Pflicht auserlegtcn, bestimmt dorgcschrirbene Zählkarten zu führen, ivelche dem ReichSgesundheitSam t behuss weiterer Bearbeitung einzurcichen sind, di« Detail - AuSsührungS- bestiinmungen aber den Landesregierungen überließen. Für Preuße» sind nunmehr diese AuSführungSbestimmungcn mit Anfang diese» Monats seiten» der Minister deS Inner» und ver Medicinalangelegenheiten erlassen worden. Danach haben die Standesbeamten über jeden in ihrem Bezirk vorgekom- mcnen Sierbefall, aus dessen Zählkarte al» Todesursache Pocken angegeben werden, binnen zwei Tagen Abschrift der Zählkarte dem KreiSphysikuS einzuscndcn. Letzterer hat dem nächst die Richtigkeit der Angabe der Todesursache zu prüfen und ans Grund dieser Prüfung eine »Pocken - TodeSfallS- Meldckarte" an den betreffenden Regierungspräsidenten binnen acht Tagen einzuscnden, der sie dem NeichSgcsundheitSamt übermittelt. Sollten zur Prüfung der Todesursache seitens der KreiSphysici noch weitere Erhebungen nothwendig werden, so haben die betreffenden Orkspolizeibehörde» diese Medicinal- beaiulc» hierbei zu unterstützen. Diese Arbeiten sind bereits für daS lausende Jahr auSzuführen und von den Standeö- und Medicinaibeamten für die Zeit vom 1. April d. I. bis jetzt noch nachträglich zu bewirken * Die „Kreuzzeitung" und di« ihrer Richtung nahe stehenden Organe haben sür ihre Begeisterung für den An- trag von Hammerstein» soweit wir eS beobachten können, einen Bundesgenossen nnr in der zu Barmen erscheinenden „Westdeutschen Zeitung" gesunden. Diese- Blatt arbeitet sich immer mehr zu einer Pastorenzeitung heran-; eS bringt jetzt schon den siebenten laugathmigcn Artikel für die Tendenz dcS Antrags. Es ist nicht uninteressant, diese Bestrebungen zu verfolgen. Auf die von einem rheinischen Blatt ausge sprochene Meinung, daß die Laicnwelt als erste Bedingung ver langen könne, daß die Puncte, welche zu einer größeren Freiheit und Selbstständigkeit der evangelischen Kirche in Preu ßen führen sollten, genau fornmlirt werden müßten, damit ihr Wesen und ihre Tragweite übersehen werden könnten, er widert sie, daS sei ja in den Ausführungen dcS Superinten denten König in dessen Briefen geschehen. Diese Ausführungen hätten „in daS leer« Gesäß deS von Hammerstein'- schen Antrages einen ganz bestimmten Inhalt ge gossen". Den Antrag von Hämmerst«» von dieser Seite als ein „leereS Gefäß" bezeichnet zu sehen, ist mehr charakte ristisch als für denselben besonder» schmeichelhaft, aber davon abgesehen, würden die Forderungen dcS Superintendenten König in Witten: l) größere Dotation. 2) Mitwirkung der synodalen Körperschaften bei Besetzung der kirchcnregimentlichen Behörden. 3) Einwirkung der Kirche aus die Besetzung der theologische» Facultäten, 4) lebendigere Wechselbeziehung zwischen dem Kirchenregiment und den Gemeinden, schwerlich dem Antrag steller und seinen Hintermännern genügen. Daß mit der Erfüllung dieser vier Forderungen die evangelische Kirche mehr geeignet sein würde, den »Kamps gegen Rom" aus zunehmen. wie man fa will, erscheint un» aus» Höchste problematisch. Wir meinen, diese Erfüllung würde nur den Anlaß zu größeren Streitigkeiten innerhalb der evangelische» Kirche geben. Oder glauben denn diese Herren, aus die ihren Bestrebungen entgegengesetzten Meinungen deS KirckenregimentS und jener in den allerweitesten evangelische» Kreisen verbreiteten Anschauungen, denen die Bekenntnißschristen der Kirche zu Grunde liegen, gar kein Gewicht legen zu brauchen? Wir meinen, die Haltung deS preußischen StaatSmiuistcriumS und de» größten TheilS der konservativen Partei spräche laut genug, um al» Warnungstafel sür diese angestrebte Zerklüf tung hingestellt zu werden. Auf wa» speculirt denn die »Germania" mit ihrer frohlockenden Zustimmung zum von Hammersteln'schen Antrag? Loch nur aus diese Zer« klüstung. Und seltsamer Weise fehlt diesem Pastorenblatt dafür jede» Auge. KampseSmutbig, auf diese Unterstützung bauend, die eS aber daneben als »sehr demülhigend sür die evangelische Kirche" bezeichnet, schreibt eSr „So leichten Kauf- Würde die Opposition mit der Angelegenheit nicht fertig." Worin soll denn der „schwere" Kauf bestehen? Die verbältnisse liegen doch wohl zirmlich klar. Die papistisch« Richtung innerhalb der evangelischen Kirche wird durch einen politischen Parteijührer zur Unterstützung seine» Ziele-, einer Auslösung ve, Mittrlpartri und der Herbeiführung eine- engen conser- vativ'klerikalen Bündnisses, mobil gemacht. Mit einem die Verhältnisse der evangelischen Kirche vor ihr Forum zu ziehen. Die politischeRepräsentalion verweist zur Erledigung dieser Frage auf die in der Generalshnode bestehende Repräsentation der Kirche. Darüber großer Aufwand von Entrüstung seitens derselben Herren, welche e» sich zur Ausgabe stellen, die »staatliche Gebundenheit" der evangelischen Kirche zu lösen und »un für dieselbe Kirche da- staatlich bindende Votum der politischen Repräsentation des Landes bervvrruscn wollen. Sei e- also drum? Wir denken, die politische Repräsentation wird recht »leichten KausS", und zwar mit einigen heiligen Reden deS Antragstellers und seiner allernächsten Umgebung, von der ganzen Angelegenheit abkommen cmd dann ruhig abwartend Zusehen, welche positiven, daö Geldbewilligungö- recht dcS Landtag- in Anspruch nehmenden Anträge in daS leere Gesäß" deS von Hammerstein'schen Antrags hincin- gcgossen werden. * Nachdem durch den bayerischenLandilagSabschied der Abschluß der großen parlamentarischen Session erfolgt ist, kommen jetzt auch dieLandralhSabschicde der achl Krciü- landlage zur Veröffentlichung. Au» dem für Len RegierungS- kreiS Oberbaycrn bestimmten verdient eine staatsrechtliche )ragr hervorgchoben zu werden, welche zur Zeit noch nicht gelöst ist. Bisher hat der Kreis Obcrbayern zu den» Münchener Frauenkrankenhause, in welchem auch der Hcbammcnunterricht sür den KreiS gegeben wird, jährlich 12,000 .6 beigctragen. Die Mehrheit dcS LamdrathcS hat in, letzten Winter diesen Zuschuß auf 4000 herabgesetzt, so daß dcrLandtag genöthigt war, die Zwischensumme im allgemeinen Budget zu bewilligen, da die Anstalt diesen Zuschuß nicht entbehren kaum Allein dieser Beschluß ist nur unter der Voraussetzung gefaßt, daß jener Zuschuß de» LandrathS von Oberbaycrn ein blos sacultativer ist, dessen Höhe zu bemessen im Gutbcsindcn der KrciSvertretung steht, und nicht eine drrrch Gesetz oder gesetzliches Herkommen oder in einem Vertrag bestimmte Leistung. Deshalb ist in dem LandrathSabschied auch von der Rcgiernug der Vorbehalt gemacht, daß die rechtliche Natur dieser Bewilligung noch näher untersucht werden soll. Man erinnert sich, daß die Münchener Entbindungsanstalt und Frauenklinik auch im Landtage selbst Gegenstand lebhafter Kämpfe war, wobei sachliche und persönliche Gegensätze aller Art mitspieltcn, und daß z. B. die Ncubavilligung einer Direclorialwohnung von den Liberale», unterstützt von einigen Mitgliedern der Rechten, nur mit einer Stimme Mehrheit durchgesetzt Wurde. * * » * Nachdem eia Pester «nd ei« Wiener Blatt an- gekündigt hatten, daß Erzherzog Karl Ludwig nächstens mit einer politischen Mission nach Petersburg reisen werde, bestätigst die »Presse" heute, daß die Reise stattfindet, „jedoch einer Einladung der russischen Kaisersamilie entsprechend", auch habe den Erzherzog seine Gemahlin begleitet. Erzherzog Karl Ludwig, der Bruder des Kaiser-, hat sich bisher auch zu wenig um politische Angelegenheiten bekümmert, alS daß er zum Träger einer politischen Mission auSersehen werden Würde. Dessenun geachtet dürsten der Einladung politisch« Motive nicht fehlen. Durch die ununterbrochene Hetze in den russischen Blättern ist in Rußland der Glaube an einen bevorstehenden Krieg mit Deutschland und Oesterreich allgemein verbreitet. Die an einen österreichischen Erzherzog gerichtete Einladung kann nach dieser Richtung hin abwiegelnd wirken. Viel größere Bedeutung legen die Wiener Politiker in diesem Jahr der Zusammenkunft de» Grasen Kalnoty mit dem Fürsten Bismarck in Kissinge» bei. Bor Allem, meint die „Neue Freie Presse", wird die Balum-Angelegenheit die beiden Staatsmänner beschäftigen. Sie schreibt darüber: Vor allen Dingen ist eS sicher, daß Rußland von den beiden deutschen Kaisermilchten sortgrrückt ist. weil eS dieselbe» nicht de- wegen konnte» seine Absichten gegen Bulgarien zu unterstützen. I» Kremsier war man noch zu Dreien völlig einig; aber wenige Tage nach jener Lntrevue in dem mährischen Städtchen geschab. Allen unerwartet, der Putsch von Philippopel, und seitdem geht Rußland grollend seinen eigenen Weg. Man braucht nicht, wie es wohl ge- schehen, eine IustemenIS-Politik darin zu erblicken, daß das Peters burger Cabinet gerade jetzt die entscheidenden Schritte zur Russi- ficirung der Deutschen in den Ostseeproviazen gcthan, daß es tcm Berliner vertrage durch die Aufhebung des FreihasenS von Votum «in Schnippchen geschlagen, daß eS sogar Annähe- rungsvevsuche an die sranzösische Republik gemacht hat; aber tiefes Mißvergnügen drückt sich in Allem auS. was Rußland thut oder unterläßt, und von seinen bulgarischen Schmerze» kann man wohl mit dem Dichter sagen: ES ist das ew'ge Ach und Weh au- Einem Puncte zu curiren. Wie die beiden deutschen katsermächte zu diesem russischen Grolle sich zu verhalten haben, der schwerlich erlöschen wird, bevor in Bulgarien eine endgiltigc Entscheidung herbeigesührt ist, ob sie dea Berliner Vertrag noch als etwa» mehr denn einen obsoleten Friedensact onsehcn können, durch den. wie es scheint, sich Niemand mehr ernstlich gebunden erachtet, daS ist eine Frage, welche sehr ernsthafter Ueberlegung werth ist. Für Deutschland und Oesterreich-Ungarn kan» selbst verständlich ein LertragS-Jnstrument nicht bindend kortexistiren, wenn alle übrigen Lontrahenten dasselbe anzuerkennen sich weigern, und nicht bloS Rußland hat da- Letztere durch sein versahrcn mit Votum gethan, sondern auch England hat mittelst der Note, in der es über diese- Verfahren sich äußerte, für das Werk de» Berliner LvngresseS nur noch sehr platonische und bedingte Empfindungen bekundet. * In Ungarn will die Armeesrage, wie sie durck die jüngsten Personalveränderungen in der Generalität aus die Tagesordnung gestellt Word«, ist, noch immer nicht zur Ruhe kommen, im Gegentheil, sie scheint sogar eine immer intensiver werdende Bewegung hervorzurusen. Die Oppo sition will den Zusammentritt de» Reichstag» nicht abwarten, sondern wird den, „Pesti Naplo" zufolge noch während des Sommers in einer Reihe von Wählerversammlungen die IanSki-Bffaire und die Stellung der Armee in Ungarn zur Sprache bringen. Nach dem „Neuen Pester Journal" hätte nicht sowohl die Pensionirung EdclSheim'S al» die Thatsache, daß General JanSki mit Uebergehung von 44 Vordermännern zum Divisionair befördert wurde, eineu überaus nachhaltigen Eindruck aus die ungarische» Regierungskreise grübt. * Wie in Livland, so ist auch in Efthland da» Strafverfahren gegen mehrere lutherische Prediger eingeleitet worden. Der Chef der esthländischen Gendarmerie- Verwaltung. Obrist v. Merckliu, hat beim evangelischen Cou- sistoriuin oeantragt, ei»en Prediger zeitweilig vom Amte zu entfernen, damit er dem Eriminalgericht übergeben werden könne. Derselbe soll straffällig fein, weil er Glieder seine» Kirchspiel», die sich zum Uebertrnt hatten anschreiben lass»». Zorn die politische Repräsentation de» Lande» z» veranlassen, bemcrkenSwerlhen Mangel an politischem Sinn lassen sich eine Reihe sonst liberal denkender, kirchlich gesinnter Männer , ^ ^ in da» ausgestellte Netz hineintreibeu und suchen in Eifer und, aber noch nicht gesalbt worden waren, in ihrem Entschlüsse wieder wankend gemacht habe. Selbstverständlich hat da-
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