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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188608210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860821
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-08
- Tag1886-08-21
- Monat1886-08
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. NrLaction und Expedition IohaoueSgoff« 8. Sprechstunden der Kedarkua: Vormittaq« 10—18 Uhr. Rachmittaqs 5—6 Uhr. tzür «, MIckz»d< nn,ei»„d«kr M,m,Icri»t, «echt liq tu itirdocucu Nlchl »«rtiLvtutz. Annaöme »er für »te «-«ftsol,e»ö, Nn»«er »eft«»mten Inserate a« SSocheutageu bis S Uhr Nachmittaa», a« Sonn- uu» Keittaoeu früh bis'/.» Uhr. 3n den Filialen für 3ns.-Annahme. Otto Klemm. UniversiläiSstraße 1. Louis Lösche, Karharinenstr. 83» p. nur bis '/,S Uhr. Auslage LS,«S0. Ilbonnemenispreis viertelj. 4'/, Mit. »ncl. Bringerlolm 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzeln« Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebüoren für Extrabeilagen (in Tageblatt»Format gesalzt) ohne Postbesörderung KO Mk. «it Postbesörderung 60 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile SO Pf. Grüßen Schriften laut uns. Preisverzeichnis, Tabellarischer u.Zifferns itz nach höhermTaris Neelämen unter dem Redactionsstrich die -tqespalt. Zeile üOPf., vor den Faniiliennachrrchten die 6gespallene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expetziti«« zu senden. — Rabatt wird mchl gegeben. Zahlung prueuumerancio oder durch Post- nachnahme. 233. Sonnabend den 21. August 1886. 80. Jahrgang I»r gchlligen Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den SS. Augnst» Bormittags nnr bis -»Uhr geöffnet. lüxptzfUtlün <168 I^lprlxer ^nxedlatte^. Amtlicher Theil. Llekamilmachmg. An Stelle deS von uns mit dem Wahlvorsteheramte für die am 27. isv. MlS. statlfindende Wahl von Wahlmiumern zur hiesigen Handelskammer betrauten Herrn Sladtrath M. Pohlerrtz haben wir, da derselbe an der Ausübung diese- Amte« behinbert ist, Herrn Stadtrath Hugo Tcharf hier zur Leitung der erwähnten Wahl berufen. Leipzig, den 2Ü. August 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndl in. Kretschmer. Vrkanntmachulls. Wegen der aus der Hochstraße vorzunehmenden Maca» damisirungs-Ärbeitcn wird von Montag, den 2S. dfS. M. ab diese Straße auf ihrer Strecke von der Sleinstraße bis zur Kantstraße lhestweise, dem Fortschreiten der Arbeiten ent sprechend. für allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 20. August l88k. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 84V- vr. Trvndlin. Wilisch, Ass. VeklMlitNachung. Aus die Dauer der Sperrung des Aarfußgäßchen» wird das Befahren deS ThomaSgaßchenS auch in der Richtung „ach den» Markte gestattet. Es darf jedoch innerhalb dieser Strecke nur t« Schritt gefahren werden. Leipzig, den 18. August 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. H 8378. Hehler. Heiitschel. Gesucht der am 12. Juli 1842 in Arra« geborene Schuhmacher und Handarbeiter Ernst Gustav Schatz, welcher zur Fürsorge für die Seinigen anzuhalten ist. Leipzig, am 17. August 1836. Der Rath der Stadt Leipzig. 4. R. HI. 2744. Ludwig-Wols. Mr. Vekanutmachuug. Nachdem Herr Wilhelm Siegert, Schriftsetzer, Tmmer- straße Nr. 9, H. III. hier, die aus ihn gefallene Wahl zum Armcnpfleger im 33 /34. Distrikte angenommen bat, ist der selbe durch Herrn DistrictSvorsteher vr. I. E. Lion in diese« Amt eingewiese» worden. Leipzig, den 17. August 1886. Das Armeudirectoriu«. R. 627. Ludwig-Wolf. A. Erstatteter Anzeige zufolge ist das der Dienstmagd Marie Anna Hanschmann aus Plagwitz vom Unterzeichneten Polizeiamte am ll. Juli 1882 — Nr. 107 — ausgestellte Dienstbuch m hiesiger Stadt verloren gegangen. Wir bitlcn, dasselbe im Au!findungSfalle an unS abzugebeu. Leipzig, den 17. August 1886. Da« Voltzetawt »er Stadt Lechzt,. I 4486. Bretschneider. Saileumacher. MimlmiichüT Die Lieferung von etwa 4400 Leutner bühmischcr Mittelkohle und » 1000 Lentner Steinkohle (Würfel II) für die hiesigen Schule», daS Gemeindeamt und da» Schacht'sche Stift soll im Wege der öffentlichen Ausschreibung an den Mindest- sorderndc» — Answahl vorbekalten — vergeben werten. Die Lieferung hat aus verlangen je nach Bedarf frei in die bezüglichen Keller zu erfolgen. Offerten mit Proben sind unter Preisangabe verschlossen mit der Aufschrift „Sohlrnlieferuu," bi» zum S7. «nguft 1886. Nachmitt««» S Uhr auf dem hiesigen Gemeinvebureau abzugeben. Gohlis, den IS. August 1866. Der Ge«einderattz. Singer. Sffene Skmeinde-vorßan-s-elle. Die hiesige Gemeinde - BorftaodSstelle, mit der das Lireeto» rium drr 2-arcaffe verbunden ist, ist am 1. Januar 1887 ueu u besetze». Da« jährliche Einkommen betrügt 3000 und 300 ^tl ür Verwaltung deS Standc-ainte«. Geeignete, im Verwaltung», und Sparcaffenmesen erfahre»« Bewerber wollen ihre Gesuche bis znm 10. September ds». Ir», mit der Auischrist „Gemeiude-Borstand-stelle betr." anher eiuseubea. Licbenwolkwitz-Leipzig, am 1b. August 1886. Der Gemeinderattz. I. V-: Friedrich Leivaitz, Gemeindeültester. Nichtamtlicher Theil. Zur Gesammüa-e. ES ist da» Kennzeichen ein»» Uebergang«stadium». daß sich fein in dem Maße hervorragender Gegenstand der öffentlichen Aufmerksamkeit darin vorstndet, daß sich die Blicke der Weit unwillkürlich daraus richteten. Ein solcher Gegenstand war die Zusammenkunft u> Gastrin, seitdem sie »der der vergangen- heit angehört, ist nicht» an ihre Stelle getreten, wo» al» Ersatz betrachtet werden könnte. Ueber den Inhalt der ge pflogenen Berathungen und gefaßten Beschlüsse wird tiefe» Schweigen beobachtet, und sogar der Versuch, den Schleier bezüglich drr Form der Abmachung zu lüsten, ist sofort der Zurückweisung begegnet. Die letzte Andeutung über den Inhalt der Gasteiner Besprechungen ist au» St. Petersburg geschehen, sie bemüht sich, die Meinung zu verbreiten, daß sich in dem Berhältniß zwischen den drei Kaifermächten durch die Ereignisse de« letzten Jahre« aus der Balkauhalbinfel in der Hauptsache nicht» geändert habe. Nur Da» gesteht der ofsiciöse Brief der „Politischen Corresponbenz" zu. daß Ruß- tand« Einfluß auf der Balkanhalbinsei Einbuße erlitten habe» jedoch nicht durch die Schuld Deutschlands und Oesterreich-, sondern lediglich durch die England-. Da» ist aber gleich, bedeutend mit einer sehr wesentlichen Verschiebung ves Ver hältnisse« der Großmächte zu einander; denn Deutschland und Oesterreich neigen zu England, während Rußland au« seiner Abneigung gegen den englischen Standpunkt kein Hehl macht. Unter diesen Umständen sah man der Thronrede, mit welcher da» englische Parlament am 19. August eröffnet werden sollte, mit Spannung entgegen. Die Erwartung, daß von London die gewünschte Aufklärung kommen werde, ist jedoch getäuscht worden. Die Thronrede schweigt über die aus wärtigen Beziehungen, und auch die Rede de» Minister« de« Auswärtigen, Lord Ivdesleigh, bei Eröffnung des conservativen Club- in Neath bewegt sich in so allgemeinen Wendungen, baß darau» über die Gestaltung der Zukunft so gut wie nicht» enlnommen werden kanu. „England will keine Politik der Sensation, sondern eine feste sichere Politik zur Erhaltung de« FricdenS." Ta« ist ein Satz, der füglich von jeder Regierung i» Europa unlerzeichnet werden kann, mit dem man aber nichts ansangen kann. ES ist dadurch nur gesagt, daß die englische Regierung bei der gegenwärtigen gespannten Lage e« nicht für zweckmäßig erachtet, sich über ihre Absichten zu äußern. Es ist doch gewiß lein normaler Zustand, welcher der englischen Regierung den Wunsch nahe legt, die asghaui che Grenzcommission zurückruzichen, wenn auch bis zum Beginn de« Winter« kein Emversländniß mit der russischen erzielt werden sollte. Die englische Regierung ist sich der Schwierigkeiten sehr Wohl bewußt, welche da» Berhältniß zu Rußland für die Zukunft darbietet. Die Grenzregulirung in Asien verwickelt sich, statt sich zu vereinfachen, zetzt ist zu der russisch-afghanischen Grenzfrage noch eine afghanisch-chinesische gekommen. Es honvelt sich dabei um da» Kdanat von Lakhan in, Nordosten Afghanistans. Zwischen Gvrlschakow und Granville war 1872 vereinbart worden, daß diese» Khanat zu dem von Afghanistan abhängige» Badakschan ge höre. In der Hauptstadt von Bakhan besteht aber gegen wärtig eine Bewegung, welche den Anschluß an Rußland betreibt. Das bedeutet so viel, daß Rußland demnächst sein Machlgebiet auch auf Bakhan au-kehiien wird. Es ist sehr erklärlich, daß England unter solchen Umstünden jede öffent liche Darlegung dieser Verhältnisse vermeidet, und deshalb schweigt auch die Thronrede über die auswärtiger, Be ziehungen. Kaum günstiger steht die Angelegenheit der Neuen Hebriden. Obwohl die französische Regierung die Miene der Loyalität annimmt und bündige Zusicherungen darüber gegeben hat, daß sie die bestehenden Vertrage achten werde, so befindet sich die Inselgruppe doch thatsächlich in fran zösischem Besitz, und e« ist sehr zweifelhaft, ob und wann sich Frankreich dazu bequemen wird, sie wieder herau-zugeben. Doch da« sind Fragen, welche vorläufig noch nicht brennend sind und welche sich vertagen lasten, wenn sie unbequem sind. Dagegen bereitet sich auf der Balkanhalbiusel ein neue« Ungewitler vor, welches sich in nächster Zeit entladen wird. Die Revision de« ostrumelischen Statuts läuft aus nicht mehr und nicht weniger hiaau« al« auf die Wiederherstellung de» früheren Zustandes. Die Pforte soll auf Auvrängen Rußland« verlangen, daß in Ostrumelien eine besondere Kammer, eine gesonderte Civil- und Militairverwaltung wieder eingejührt, daß also einfach die Bereinigung zwischen Nord- und Südbulgarien wieder aufgelöst werde. Die Er regung in Bulgarien und besonder« in Ostrumelien wird al« außerordentlich geschildert. Die Bevölkerung erwartet vom Fürsten Alexander, daß er sich diesen Zumuthungea, welche da« vergossene Blut al« ein vergebliche« Opfer betrachten, nicht unterwerfen wird. Dazu kommt, daß Serbien rüstet, obwohl e» sich de» Anschein giebt, daß die betreffenden Nach richten au» der Luft gegriffen sind. Soviel ist sicher, daß in Konstantinopel sich seit einiger Zeit eine Bulgarien un günstige Strömung Bahn bricht, und daß der Sultan da« Irade, durch welche» er der Vereinigung Nord- und Süd- bulaarien» seine Zustimmung gegeben hatte, gänzlich vergessen zu haben scheint. England ist durch diesen Umschwung aus der Balkanhalb insel nicht minder berührt als Deutschland und Oesterreich. ES ist klar, daß, wenn die Türkei den russischen Einflüsterungen Gehör schenkt, die Gefahr einer gewaltsamen Lösung der bulgarischen Frage wächst. Wenn da« ostrnmelische Statut den billigen Wünschen der Bulgaren entsprechend abgeändert wird, dann wird die Ruhe auf der Balkanhalbiusel vorläufig aufrecht erhalten, andernfall« rückt die Möglichkeit eine« neuen bulgarischen Ausstande» näher. Der dritte Angelpunkt der gegenwärtigen Lage ist da» Berhältniß Frankreichs zu Rußland eiurrseil», zu Deutschland und England andererseit». Daß die militairischen Interessen in Frankreich die entscheidenden sind, zeigt die sür Frankreich äußerst beschämende Thatsache, daß Boulanger trotz seines wenig ehrenhaften Verhalten« gegen den Herzog v. Äumale »nv trotz de» Skandal», welchen die Verbreitung seiner Biographie verursacht hat. Krieg-minister bleibt. Er ist bekannt, daß Freycinct und Grövy sich uur uuter dem Ein fluß Elsmenceau'S dazu verstanden haben, den General Boulanger zum Krieg-minister zu machen, dieser Ein fluß ist aber noch heute s» stark» um den General nach Allem, wa» geschehen ist. aus seinem Platze zu erhalte«. DaS zeigt, daß höhere Rücksichten obwalten, hinter welchen persönliche Gründe zurückstehen müssen. Und diese höheren Rücksichten finden ihren Sammelpunct in der von Boulanger begonnenen Armeireorganisation, welcher die öffentliche Meinung in Frankreich günstig ist. Die maßgebenden Parteien in Frankreich fürchte« die Wehrhaftigkeit de« Lande« zu schäbige«, wenn sie einen neuen Personenwechsel im KrieaSmimstenum ein treten lasten. Da« Berhältniß z« Rußland ist so geartet, daß die Mehrzahl de, Franzosen auf den baldigen Abschluß eines Bündnisses mit der nordischen Macht hofft, und da« Derhältuiß zu England ist so gespannt, wie e« sür den Ab- schloß «ne» solch« BündajGM >»r »ewKufcht »och« Am». Kaum je zuvor haben sich so viele verschiedene Interesten der europäischen Großmächte gekreuzt. Rußland strebt nach der Weltherrschaft, England sucht ihm gegenüber die bereits errungene Weltstellung zu behaupten, Frankreich sucht dm maßgebenden Einfluß in Europa, den cS 1870 eingebüßt hat, wieder zu gewinnen, und Deutschland ist im Bunde mit Oesterreich bestrebt, den Frieden aufrecht zu er halten. Dieser Bund ist da« Bollwerk, an welchem die dem Frieden feindlichen Bestrebungen bisher machtlos abge prallt sind; die Hoffnung ist berechtigt, daß da» auch in Zu kunft geschehen werde. * Leipzig, 21. August 1886. * Nach der „Augsburger Abendzeitung" wird derdeutscke Kronprinz am 4. September in Augsburg emtrefsen und von da sich zu den Manövern aus das Lecbseld begeben. Wie die „Münchener Neuesten Nachrichten" melden, wird der Kronprinz auch der Königin-Mutter in Hoheuschwangau einm Besuch abstatten. * Ueber die Anwendung de« SocialistengesetzeS bezüglich der socialdemokratifchen Druckschriften und Vereine sind in einer soeben erschienenen, vom Polizeisecretair Atzrott in amtlichem Aufträge verfaßten Broschüre folgende Angaben enthalten. Seit Erlaß de« SocialistengesetzeS bis zum 1. Juni d. I. sind durch Bekanntmachung im „ReicbSanzeiger" 948 Druckschriften verboten, 246 Vereine geschloffen worden. Von den verbotenen Druckschriften gehören 792 der Kategorie der Broschüren, Flugblätter rc. an, während 83 in Deutsch land und 4l im Ausland« erschienene Zeitungen unterdrückt wurden; außerdem wurden 32 einzelne Nummern ver schiedener Zeitungen auf Grund de« SocialistengesetzeS con- siScirt. Der größte Theil der Verbote ging von preußischen Behörden auS, sodann folgen Sachsen, Bayern, Hamburg. Baden. Braunschweig. Hessen und Württemberg. Zu den verbotenen Vereinen, welche zusammen in 137 Orten ihren Sitz hatten, gehören ihrer Art nach 17 über ganz Deutsch land verbreiteten Centralverbänden und 18 einzelnen Mit- liedschasten derselben an, 3 waren Centralcaffen, 100 Ar- eiter- und Wablvereine, 15 Mitgliedschaften der socialistischcn Arbeiterpartei Deutschland«, 7 Fachvereine und 85 gesellige Vereine. * Die Absicht, inWcstpreußen au« Theilen der Kreise Strasburg. Graudenz u. A. einen neuen Kreis zu bilden, steht nicht vereinzelt; e« liegt vielmehr nach össiciöscr -Rittheilung au» Berlin im Plane, in West Preußen und Posen eine ganze Reihe neuer Kreise zu bilden. Die Zahl derselben dürfte 12 oder selbst mebr betragen; »ur zwei der neu zu bildenden Kreise sollen durch Abtrennung von Stücken verschiedener Kreise ganz neu gebildet werden; bei der Mehr zahl handelt eS sich um die Thcilung zu großer Kreise, wie sie in dem lausenden Etak bereits bezüglich deS Kreises Inowrazlaw vorgesehen ist. Der Maßregel liegt die Erwägung zn Grunde, daß ein erheblicher Theil der jetzigen Kreise zu grcß ist. um dem Landrath diejenige intensive persönliche Einwirkung auf alle Theile und alle Zweige seine» Geschäftsbereichs zu ermöglichen, welche an- gcsichi« der Nolhivenbigkeit energischer Wahrung des Dcutsch- tbumS gegen Polonisirung geboten ist. Namentlich im Poscnschen sind viele Landrälhc in Folge dessen mehr auf die Mitwirkung ihrer Hilfskräfte angewiesen, als dies wünschenS- werth ist. Auch kann man annehmen, daß jede« neue Land- rathsamt sür die vorhandenen und bedrängten deutschen Elemente einen Rückhalt, einen ersprießlichen Sammet- und Stützpunkt gewähren wird. WaS die Form der Maßregeln anlangt, so ist die Rechtslage eine verschiedene für Weslprcußcn und Posen. Dort bedarf e«, wie im ganzen Geltungsbereich der KreiS- ordnung, zu jeder Veränderung der Krei-grenzen eines Ge setze«, während in Posen ein solche« nur dann erforderlich ist, wenn mit der Veränderung der ArciSgrenzen eine Veränderung de» Wahlrechts verbunden ist. Andernfalls kann die Neu bildung unter Berücksichtigung der erforderlichen Mittel durch den Etat im Verwaltungswege erfolgen. Da eS erwünscht sein dürfte, die ganze Maßregel als eine einheitliche zn be handeln, und mit Rücksicht auf die Bedeutung der Sache selbst, ist indessen anzunehmen, daß auch sür die KreiSncu- bildung in Posen der Weg der Gesetzgebung gewählt werden wird. * Nach der „Bossischen Zeitung" zugeheuden Mittheilungen dürste die der Erledigung harrende lippesche Thronfolgefrage im nächsten Herbst in Fluß kommen. DaS genannte Blatt führt Folgende« au«: Bekanntlich hat der gegenwärtig regierende Fürst Waldemar, der bereit» im 83. Lebensjahre steht, keine directen LeibeSerben, während sein jüngerer Bruder, der Erbprinz Alexander, sich seit Jahren unter Vormundschaft befindet» also dessen Nachfolge sehr zweifelhaft ist, und den HouSgesetzen gemäß »ach dem vollständigen Erlöichen der fürstlich,.» Familie die beide» sogenannten erbherrlich lippeschen Linien, die gräflichen Nebenlinie» de« fürstlich lippeschen Hauses, Liope-Biesterfeld und Lippe-Weißenseld, in Betracht kommen resp. zur Erbsolge berechtigt sein würden. Der Buude«rath hat e« nun in einer seiner letzte» Sitzungen abgelehut, die an ihn gelangte Petition de» Prätendenten Grasen Ernst zur Lippr-Biesterield. deS Ehest der älteren der vorerwähnten Nebenlinie», in Erwägung zu ziehen. Der BundeSrath glaub» «in so weniger in der Lage zn sei», eine Enticheidung über die Thronfolge zu treffen, so lange der Thron selbst nicht erledigt ist, al» Fürst Woloemar, beseelt von de» Wunsche, die Erbsolgrsrage schon bei seinen Lebzeiten gesetz lich geordnet zu sehen, da« EadinetSministerium beauftragt Hai, unter Zugrundelegung drr fürstlichen HausordnungSacten und nach Eingang von Gutachten anerkannt tüchtiger RechtSlebrer einen Geietzeniwurs antznarbeiie«. E« ist nicht unwahrscheinlich, daß schon dem nächsten lippeschra Landtage eine solche Vorlage zugehe« wird. Dagegen ist i» zweiselhaf«, ob sich im lippeschen Landtag, eine Majorität finde» wird, welch« gewillt ist, die Thronsolgesrage sür sich allein, d. h. getrennt von den beiden anderen durch dieielbe gewissermaßen de- rührten Frage», der Domüuensrage nad der Verfassung«, frage, zu würdigen. WaS di« Dominensrage onbekangt, so ist unter de» liberalen Elementen de» FürftenthumS, an deren Spitze der NeichStaglabgeordnetr Bürten, die Ansicht vorherrschend, daß nur unter der Bedingung, daß da» Domaaium ein unter die Lerwoltugg de« Lande» gestellte« Staatsgut wird, dir Laude-vertretung in den Fortbestand der Selbstständigkeit de» Landet willigen dürfe, und daß, fall» der erbberechtigte Nachfolger sich nicht mit einer Livil- liste zufrieden gebe» würde, die Laadetvertrrtung da» Lushören der »elbftst-udtgkeU de» Laude» und die Umwandlung ia Reich«, land oder in eiue preußisch« Provinz erstreben müsse. Bezüg» lich der Versastungsfroge bat der lippesche Landtag wiederholt, zuletzt imDerrniber 1884, den Beschluß gefaßt, „die StaatSregieriing zu «rsncheu, mit dem Landtage «ne dea gegenwärtigen Verhältnissen «uts Pr «Geübt Verfassung zn verriubare» und z, dem Zwecke dem- selbe» »et seinem Wiedrrzasam wen will einen Bersass»og«rntto»rs vorzulegen". Wie wichtig die Erledigung der BerfaffungSsrage ist, hat insbesondere der „LandtagSabschicü vom 13. Januar 1881" ge zeigt, wonach, weil der Landtag die Gelder sür die Anstellung einiger Beamten bei dem Cabinctsministerium re- abgclehnt hatte, die Regie rung sich vorbehält, zur Beseitigung der etwa hervortretenden Miß- stände außerordentliche Maßnahmen zu treffen und „dem Landtage nach seiner Wied-reiuberusung wegen der theilweise unaugemeffenen Form, in welcher derselbe UnS seine Erklärungen, Wünsche und Gesuche vorgetragea hat, die geeigneten Eröffnungen zugehea zu lasten." » « * Ueber die Untergrabung der Rechtspflege in den Ostseeprovinzen Rußland« wird der „National- zeitung" au« baltischen Kreisen geschrieben: Uuaushalisam vollzieht sich da« Geschick, welchem die älteste deutsche Colonie verfallen zu sein scheint. Die zunächst in der Verwaltung und dem Schulwesen angefangene Russiftciruug Liv-, Esth. und Kurland« ist unlängst aus einem neuen Gebiet in Angriff genommen worden, welche« bi» jetzt von ihr fast ganz verschont g, blieben war. Auch an dem Rechtsleben ist nunmehr zu rütteln begonnen worden. Daß eS hierzu bald kommen werde, war seit der vor einigen Monate» erfolgten Ernennung de« Senators Manassein, eines Panslawisten von reinstem Wasser, zum Justizmiaistrr za erwarten. Wie in verschiedenen deutschen Staate» bi« tief in nnser Jahr hundert hinein, so waren dis 1877 in den 3 baltischen Provinzen Justiz und Administration vereinigt. Bei Einsührung der russischen Städtcordnung wurde» beide von einander getrennt; während die Verwaltung aus di« „Stadtämtrr" mit dem „Stadthaupte" an der Spitze überging, verblieb die Rechtspflege den auS den Bürger- meistern, sowie den RathSherre» bestehenden Magistraten. Hiermit war die Umwandlung zu einer den Anforderungen der Gegenwart entsprechenden Gerichtsverfassung angrbahnt. Die Stände der Ostsee- prosinzen wünschten nun, daß diese unumgängliche Reorganisation eine» weiteren Ausbau und eine zeitgemäße Umgestaltung des Be stehenden unter Berücksichtigung der geschichtlichen Vergangenheit und der Grundgesetze de« Lande« bilde. Leider gelang e« ihnen bisher nicht, dieses sowohl im Interesse der 3 Provinzen, alS auch deS russischen Reiche- liegende Ziel zu erreichen. Seit Antritt seine» neuen Amtes ist nun Herr Manasseln mit aller Energie thätig, die Erfüllung dieser so berechtigten Bestrebungen z» hiiiterlreibcn. Am liebsten hätte er die russischen GerichtS- instiiutionen dort sofort eingeführt. Dieselben leiden ,edoch an so starke» Mängeln, daß selbst die eifrigsten Nationalrussen von ihnen nichts mehr wissen wollen und schon längst ihre durchgreifende Ver besserung verlangen. Ein« solche ist denn auch an maßgebender Stelle im Princiv beschlossen, stößt indeß bei der AuSsührung aus allerlei Schwierigkesten. Somit ist die Einsührung der rmsischea Gerichtsverfassung und Proceßotdnung in Liv- Esth- und Kurland zur Zeit unmöglich. AIS geschickter Agitator, welcher dabei zugleich niit den höchsten amtlichen Machtbefugnisse» ausgerüstet ist, versteht Manassein eS aber, derartige Hiuderuiffe zu bewältigen. Unter stützt von zwei russificirten Deutschen, von Klugen und Döpp, welche aus seine Veranlassung zu Procurenren (Oberstaatsanwälten) der Gouvernement- Liv- und Esthland ernannt worden sind, hat er sür die beiden letzteren und Kurland einen Entwurf ausgearbeitct, welcher am 3,/Ib. Juni d. I. zum Gesetz erhoben und seit dem 1./13. v. M. bereits in Kraft getreten ist. Diese sog. Justizrefarm, welche ei» Provisorium bildet, erstreckt sich hauptsächlich aus das Gerichtsverfahren. Sic läßt vorläufig die bisherigen baltischen Ge richtsbehörden noch sortbcstehen, stellt sie jedoch unter die Vormund schaft der GouvernementSprocureure und deren zahlreicher Gehilfe», so daß die Richter nicht mehr nach ihrem besten Wissen und Gewissen Recht zu sprechen vermögen, sondern zu aussührenden Organen der Piocuratur gemacht worden sind, welche deren in Form von Anträgen gekleidete Weisungen einfach zu erfüllen haben. Dabei sind die Ver handlungen, zumal in Lriminalsachen, auss Aeußerste complicirt und dermaßen erschwert worden, daß die nach ollen Seiten hin gelähmte Rechtspflege ins Stocke» zu gerathen droht. Schon beginnt eine allgemeine Rechtsunsicherheit sich geltend zu machen. Man steht eS: diese baltische.Hustizresorm" ist ein Meisterstück hin sichtlich der Zwecke, welche mit ihr verfolgt werden. Sie kann gar nicht verichlen, je länger sie besteht, die Gerichtsbehörden im Lande um so entschiedener in Mißkredit zu bringen, so daß die einheimische Bevölkerung schließlich genölhigt sein wird, auS eigenem Antriebe die kaiserliche StaatSregierung um Einsührung der russischen Proceß- ordnuiig und BerichlSversaffung anzugehen, um einem aus die Dauer geradezu unerträglichen Zustande ein Ende zn machen. Da mme Gesetz bringt die baltischen Gerichte, vor Allem in Crimioal- sachen, tu die äußerste Abhängigkeit von den Procureurea und deren Gehilfen — sämmtlich russische Panslawisten oder deutsche, lettische und ehstnische Renegaten, welche die Erstgenannten in ihrer Gegner schaft gegen alle- Deutsche weit zu übertreffeo pflegen. ES kann nicht auSbleibeu» daß die neue Einrichtung sich gegen Männer wendet, deren einzige« Verbrechen darin besteht, bei aller Loyalität gegen den russische» Kaiser und Staat mit UeberzengungStreue am ihnen angeborenen Deutschthum sestzuhalten. DaS dergleichen de- absichtigt ist, bestätigt wenigsten- ausdrücklich da» osficiöse Organ de« russischen Justizministers, die „Nowoje Wremja", in einem „Die Justizresorm in den Ostseeprovinzen" betitelten Leitartikel, in welchem es unter Anderem heißt: „Was die tröstliche Nachricht von der Ein führung der Justizresorm anlangt, so muß daran erinnert werden, daß die Einführung derselben in den baltischen Provinze» gerade gegenwärtig besonder» wichtig und wünschenswerth ist „als Mittel zur Paralqsirung der deutschen Cultur". Diese Aeußeruag läßt wenigstens au Deutlichkeit nicht- zu wünschen übrig! * Kaiser Alexander hat den bisherigen deutschen Militairbcvollmächtigten General Werder ausgesordert, ihn, bevor er seine neue Stellung al« Gouverneur von Berlin antritt, zu den großen Manövern in Polen zu begleiten. Da zu denselben andere fremdländische Ossiciere, selbst die Militairbevollmächtigtcn nicht zugelasten werden, so wird General Werver der einzige Ausländer bei jenen interessanten Truppenübungen sei». Diese liebenswürdige Einladung ist ein neuer Beweis, wie sehr der Kaiser Ven scheidenden General schätzt und weich bohen Werth er ans freundschaftliche Be ziehungen mit Deutschland legt. Man könnte in derselben sogar (meint der Petersburger Correspondent der „Kölnischen Zeitung") eine indirecte Äntivort aus die Spionenriecherei einiger russischen Blätter sehen. * Wie günstig die gegenwärtigen Verhältnisse überall für die Ausbreitung de- KatholiciSmuS sind, beweist eine Aeußeruug de« Proscstor Vogel, der aus einer (Gesellschaft--) Reise nach dem Nortcap auch Tromsoe besuchte und erzählt, daß sich dort eine protestantische und eine katbolische Kirche befinden, wie überhaupt der KatholiciSmuS in Folge der un ausgesetzten Agitation seiner Geistlichen mehr und mehr An hänger in dem sonst gut lutherischen Lande finde. „Wir möchten — meint di« „Post" — diese übrigens bekannte Thatsache nun allerdings weniger der Agitation der katholi schen Geistlichen, al« der von gewisser Seite geschürten Zer splitterung der protestantischen Kirche zuschreiben." * Der „Peuple" veröffentlicht die Adresse der belgischen Arbeiter, welche durch den Generalrath derselben und durch die Deleairten der Brovinzial-Bereinigungen beschlesten und an de« EablnetS-Ehes expedirt worden ist. Die Adresse lautet, w« folgt :
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