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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188609055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860905
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860905
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-09
- Tag1886-09-05
- Monat1886-09
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.09.1886
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? b'LL .'Li i«.- !- m2 ) '/IS.- «. Grfcheinr täglick früh «'/, Uhr. Ur-artion und Lkpr-itio:- IohanneSgasse 8. LprechstuiLru der KkdalUuui Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—S Uhr. NItr dl« NUckgad, ktn,«t»nd»«r vlanuicrt»!« m»qc flch t» N«d-cl>on nicht «<rd>»»llch. Annahme der für die »ächf»f»l>e«d« Nummer bestimmte« Inserate an W«chrnta«e» bi» S Udr Nachmittag«, an Tarn- und Festtage» früh dis V.S Uhr. 3n den Mialrn fiir Ins.-Ännahmr: Ltt« klemm, UniversiiätSstraße 1. LoniS Lösche, Katharinenstr. 23, p. nur bis /.S Uhr. TagMM 248. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Sonntag den 5. September 1886. Amtlicher Theil. «kkeatliche Sitzung »er StediimriNleteii Mttt»och,de«8. September 188«. Abe»d««'i,»hr tu» Saale der ll. Burgersepuie. Tage-orv nung: I. Bericht de- OekonomieauSschuffeS über: ». die Eingabe der Herren Witzleben und Gen., wegen A-phaltirung der Fahrbahn an der Westseite de« Markte«; d. Herstellung de- von der heiligen Brücke nach dem Kubthurme füh renden Fußwege«; o. Einfriedigung de« an der Eutritzscker Straße gelegenen Steinlagerplatze«; ä. Fußwegberstellung an der Westseite de« Augustu-platze«; o. ein Abkommen wegen Abführung der Wässer von der Zufahrtsstraße nach dem südlichen Friedhof; k. Herstellung eine« Theile« der Harkortstraße. II. Bericht de- Finanzausschüsse« über: a. die Vorlage, betr. den Abschluß de« Stammvermögen« pro 1883 bezw. die Buchung de« Inventar« de« neuen Theater«; d. Ankauf verschiedener Geräthschaften für die hier bestehenden beiden Faßaichstellen. Bekanntmachung. Unter Hinwei« auf die Vorschriften de« ReichS-Impfgesetze« vom 8. April 1874 und nach Maßgabe der hierzu erlassenen königl. sächsischen Ausführung«-Verordnung vom 20. März 1875 machen wir hierdurch Folgende- bekannt. 1) Die Stadt Leipzig bildet einen selbstständigen Impf bezirk. für welchen der Stadtwundarzt Herr vr. wsä. Wil helm Conrad Blaß. KönigSstraße 8, al« Impsarzt und Herr Or. weck. Schcllenberg, Bahnhosstraße 19, al« dessen Assistent verpflichtet sind. 2) DaS Jmpslocal befindet sich t» der tke»tral« Halle — Kaisersaal — iGingaaa Lentralstr. A). 3) Daselbst finden die öffentlichen Impfungen von hier aufbälllichen Kindern in der Zeit vo« I«. Mai btS einschließlich 14. J«lt »ad paar 18. Lmgast btS einschließlich L«. Septenrber diese« JahreS, und zwar bis aus Weitere« an jedem Mittwoch von */,S bi« 5 Uhr Nachmittags, unentgeltlich statt. Daselbst sind auch di« Impflinge an dem bei der Impfung näher zu bestimmenden Tage zur Revision vorzustelle». 4) Im Lause diese« Jahre« stad der Impfung zu unterziehen: I. diejenigen Kinder, a. welche im Jahre 1885 geboren worden, b. welche in den Jahren 1874 bi« 1884 geboren sind und bi« zum Jahre 1885 der Jmpfpflicht noch nicht voll ständig genügt haben (erfolglos geimpft oder wegen Krankheit nicht geimpft); II. diejenige»Zöglinge öffentlicher Lehranstalten und Privat schulen. n. welche im Jahre 1874 geboren sind, b. welche in den Jahren 1863 bi« 1873 geboren sind und bi« zum Jahre 1885 der Impspflicht noch nicht vollständig genügt haben (ersogloS wiedergeimpft oder wegen Krankbelt nicht wiedergeimpst). 5) Alle hiesigen Einwohner sind berechtigt, ihre, wie zu 4 unter I» und b bemerkt, impspflichtigen Kinder dort (Kaiser saal der Cenlralhalle) unentgeltlich impfen zu lassen. 6) Für jedes Kind, welche« zur Impfung gebracht wird, ist gleichzeitig ein Zettel zu übergeben, auf welchem Name, Geburtsjahr und Geburtstag de« Kinde«, sowie Name, Stand und Wohnung de« Vater«, Pflegevater« oder Vormunde«, beziehentlich der Mutter oder Pflegemutter deutlich ver zeichnet ist. 7) Die Eltern der im laufenden Jahre impspflichtigen Kinder werden daher hierdurch unter ausdrücklicher Verwar nung vor den im tz. 14 Abs. 2 de« Jmpsgesetze« angedrohten, bis zu 50 -öl in Geld oder 3 Tagen Hast ansteigenden Strafen ausgefordert, mit ihren Kindern in den anberaumten Imps- beziehentlich Revisionsterminen behus« der Impfung und ihrer Controlc zu erscheinen oder die Befreiung von der Jmpfpflicht durch ärztliche Zeugnisse hier nachzuweisen. 8) Wegen Anberaumung der Impf- »nd Revisionstermine zur Wiederimpfung, beziehentlich Controle der oben unter Ila »nd d gedachte» impspflichtige» Zöglinge wird an die Echulvorstehcr besondere Weisung ergehen. 9) Diejenigen Eltern. Pflegeeltern und Vormünder aber, welche ihre im Jahre 1886 impspflichtigen Kinder und Pflege befohlenen, wie ihnen sreigestellt ist, durch Privatärzte der Impfung unterziehen lassen wollen, werden hierdurch aus« gefordert, bi« längsten« zum 30. September 1886 die erforder lichen Impfungen auSführen zu lassen, sowie die vorgeschriebencn Bescheinigungen darüber, daß die Impfung beziehentlich Wiederimpfung erfolgt oder aus einem gesetzlichen Grunde unterblieben ist, in der Impferpevition im Stablhause. Obst markt 3, H. Stock, Zimmer Nr. 115. vorzulege», widrigen falls sie nach erfolgloser amtlicher Aufforderung zur Nach holung deS ImpsenlassenS bis Schluß de« JahreS Geldstrafe bis zu 50 ober Haft bi« zu 3 Tagen zu gewärtigen haben würden. 10) AuS Familien und Häusern, in denen ansteckende Krankheiten, wie Masern, Keuchhusten, Dtphtheritis, Scharlach, Rose u. s. w bestehen, darf ei» impspflichtige« Kind in keinem Falle in da» Impslocal gebracht werben. Leipzig, den 22. April 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Grorgi. Fröhlich. Königliche Akademie der bildenden Liln-e und Lun-gemerbelchnle zn Leipzig. Frequenz S32 Schüler. Die Studien im Wintersemester beginne« streit»,,, den 1. Letobrr a e., die laqe-eurse srnh 8 »hr. die Abendkurse »m - Nhr. Der Lehrplan umsaflt alle tlnterrichtSqrdieie der bilden den Künste und de» K«ns»qemerhrS «nd berückflchti>t fpretel die Ausdtt»n«Z i« de» graphische» Künste«. Anmeldungen znr Ausnahme sind in der geil v»m 13. bi» mit 25. September di«. IS. in der Expedition der Akademie, westlicher Flügel der Pleißraburg 2. Etage, Nachmittag» »wische» 4 and 5 Udr zu bewirken. Leipzig, de» 1. »ugnft 1896. Per T trertar: vr. -,d». Nieder. Bekanntmachung. Di« diesjährigen Zinsen der Fregc'jche» Stiftung zur Be lohnung treuer und völlig unbescholtener Dienstboten, welche mindesten« 20 Jahre hindurch bei ein oder zwei Herrschaften hiesiger Stadt gedient haben, sind am heutigen Tage mit « 43 50 an A«drraS Bartafch au« Haschel, Wilhe1«i«e Brinkmann au« Weißenfel«, Johanne Friederike Fuhr«»««« an» Püchau, Johanne Gmtlte Giiyre au« Wurzen, Emma Heinze aus Bitlerselv, Marie Friederike Pantine Leib«i< au» Taucha. Henriette Sophie Müller au» Stollberg, Johanne Louise Pfeifer aus Geithain und ««eilte Rackwitz au« Cur«dorf verliehen worden. Leipzig, der» SO. August 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. 1». 4972. vr. G eorgi. Kr. Bekanntmachung Da« für den am 17. August 1868 geborenen Arbeiter Theodor Hermann Friedrich Ftster von un« im Jahre 1883 unter 911 au-gestellte Arbeitsbuch ist angeblich 1885 in Quedlinburg verloren gegangen, wa» hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Leipzig, am Sl. August 1886. Der Rath der Stadt VI. 3894. vr. Georgi. Reichel. In Gemäßheit de« ß 1 der Instruction für die Aus führung von Wasserrohrleilungen und Wasseranlagen in Privatgrundstücken vom l. Juli 1880 machen wir hierdurch be kannt. daß der Klempner Herr Her«««« Kauitz, An der Pleiße Nr. 2 m, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un« sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vor richtungen nachgewicsen hat. Leipzig, den Sl. August 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. X. 4000. vr. Georgi. Wolfram. Poßbuch skr Leipzig. Die Handel»- «nd Gewerblreibeudea unsere« Bezirke« werden hierdurch ans da» im «nstrage der KasserNckstn Odeepastdirection hernusgegebene „Paftbnch zu« »rdranch für d«s Pudlicu« i« Leipzig n«p Pen Vororte« »an Leipzig" besonder« auf- merksam gemacht. Seiner Zeit um unsere Ansicht Wege» der Her- stelluug eine« solchen Buche« befragt, haben wir dieselbe aur befür worten können. Da« vor Kurzem erschienene Buch, welche« außer im Wege de- Buchhandels auch bei deu hiesigen Posta» stalten und dem Postbestellpersonal zum Preise von 1 ./i zu beziehen ist, enthält alle» Dasjenige, was dem Geschäftsmann« in Bezug auf deu Post verkehr sowohl im Jnlande wie mit dem Ausland« zu wissen wünscheuswerth ist, in gedrängter und übersichtlicher Fassung. Leipzig, den 3. September 1886. Die Handelskammer. vr. WachSmuth, Bors. vr. Genfel, S. Der dte»jühr1,e »Weite Rotz- und Biehrnarkt tu DolkmarSdorf - Leipzig findet Mittwoch, den 8. September oo. statt. Der «emeinderatb dafrlbst. Lehmann. Noack. Nichtamtlicher Theil. Jur Lage. Die gegenwärtige Lage ist in wenigen Worten au-gedrückt die folgende: Fürst Alexander von Bulgarien steht aus dem Punctr, abzudanken, nachdem der von ihm gemachte Versuch, sich mit dem Kaiser von Rußland auSzusöhnen, mißglückt ist. Sein Streben ist jetzt dahin gerichtet, Bulgarien in einen Zu stand zu versetzen, welcher die Ueberleilung in die neue» Ver hältnisse ohne Schaden für da« Land gestattet. Seine Politik wird deshalb nicht eine Politik der Rache, sondern der Ver söhnung sein. Deutschland und Oesterreich-Ungarn sind darüber einverstanden, daß die bevorstehenden Veränderungen auf der Balkanhalbinsel eine Gestalt «„nehmen müssen, daß sie zu keinem ZerwÜrsniß mit Rußland führen dürfen. Die nvthigen Verabredungen dazu sind lheils i» Kissingen zwische, dem Fürsten BiSmarck und dem Grasen Kalnokh, in Gasten, zwischen den Kaisern von Deutschland und Oesterreich und von den leitendenStaat-männern beider Länder, endlich in Franzens« bad zwischen dem Fürsten Bismarck und den, Minister o. Gier« geführt und mit Rücksicht aus die neueste Wendung der Dinge in Berlin zum Abschluß gebracht worden. Zum Zeichen de« vollkommenen Einverständnisse« wurde Herr v. Gier« vom Kaiser und vom Kronprinzen in Audienz em pfangen. Erleichtert wird der Gang der Entwickelung durch da« gute Einvernehmen, welche« zwischen Rußland „nd der Türkei herrscht, und welches der „Agence HavaS" zufolge neuerdings seinen Ausdruck darin gesunden hat, daß die türkische Regierung Gaddau Efsendi angewiesen hat. sich nach Philippopel zu begeben und dem Fürsten Gnade gegen die Urheber de« Staatsstreichs anzuempsehlrn. Dieser Rath wird schon au« dem Grunde befolgt werden, weil dadurch den Anhängern de« Fürsten, welche die revolutionaire Regierung gestürzt haben, Straflosigkeit im Falle einer russischen Besetzung de« Lande« gesichert wird. Diese Lage bedeutet eine» so vollständigen Umschwung der orientalischen Verhältnisse, wie er vor dem 21. August nicht erwartet werden konnte, und wie er erst wieder möglich geworden ist. nachdem der Entschluß de« Fürsten Alexander, abznbanken, bekannt geworden ist. Für Rußland ist da« Geschehene unzmeiselüasl ein bedeutender Erfolg. Die Beweg,,ng de« 18. September v. I, welche ursprünglich eine Einbuße an Einfluß Rußland« aus der Balkau- halbinsel herbeiaesührt batte, ist der AuSgangSpunct eine« großen Triumphe« für Rußland geworden, welcher dieser Macht auf friedlichem Wege DaS sichert, was unter anderen Umständen »ur durch einen blutigen Krieg zu erreichen ge wesen wäre. Noch vor Kurzem schien die Sache so zu sieben, daß Rußland gegenüber der mit Bulgarien verbündeten Türkei, unterstützt durch England, fland und daß Frankreich geneigt chien, ein Gegengewicht gegen die Mächte zu bilden, welche Rußland« Absichten zu vereiteln bereit wären. DaS Ab- chivenke» Frankreichs in der griechischen Frage zu Gunsten riese» BalkanstaaleS in der offenbaren Absicht, Rußland ge» ästig zu sein. Halle gezeigt, wohin die Entwickelung aus der Balkanhalbinsel ihre Richtung nahm. Jeder Mißgriff der deutschen und österreichische» Politik in der bulgarischen Frage mußte die russisch-französische Annäherung zum Büudniß ver dichten, und die Folgen, welche sich aus eine»» solche» ent wickeln konnten, waren unabsehbar. Mochte auch England im entscheidenden Augenblick aus die Seite treten, wo Deutsch land und Oesterreich standen, so ist eS doch noch nicht gewiß, ob das Bündniß zwischen Deutschland und Oesterreich diese Probe legreich überstanven hätte. Dem Vernehmen nach ist baS deutsch-österreichische Bündniß i» Kissingen und Gasten» aus eine weitere Reihe von Jahren verlängert worden. Es war dies also ein kritischer Zeitpnnct, an welchem Klarheit darüber walten wußte, daß die Interessengemeinschaft, welche zu den, Bündniß von 1879 geführt hatte, in vollem Unt ätige fort bestehe. Für Oesterreich kommt e« bei Lösung der bulgarischen Frage darauf an, daß Rußland eine bestimmte Grenze an erkennt und achtet, bis zu welcher sich der österreichische Ein fluß in Zukunft erstrecken kan». Bosnien und die Herzegowina iilden in dieser Beziehung „ur eine Etappe, welche weiter nach Südostcn auSdchnungöfähig ist. Das „Fremdenblatt' machte vor Kurzem eine Andeutung in bei» Sinne, daß die Abgrenzung der russischen und österreichischen Interessensphäre auf der Balkanhalbinsel bisher nickt erfolgt sei. Dieser Mangel kann in den letzten ercignißreicken Tagen beseitigt worden sein. Selbstverständlich muß zwischen Rußland und Oesterreich volle Klarheit über da» beiderseitige ZukunslS- programm auf der Balkanhalbinsel herrschen, wenn die bul garische Angelegenheit glatt und ohne Friedensstörung ge regelt werden soll, nur in diesem Falle gewinnt da- Wort der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" seine volle praktische Bedeutung, daß Deutschland« Interessen durch die Bewegungen in Bulgarien nicht berührt werden. Fürst BiSmarck, der an erkannte Meister auf dem Gebiete der auswärtigen Politik, hat sicherlich ein solche« Arrangement getroffen, daß Rußland und Oesterreich beide zufrieden sind. Die Beunruhigungen auf der Balkanhalbinsel sind dem europäischen Frieden von jeher höchst gefährlich gewesen, weil dort die verschiedensten Interesse» sich kreuzen. Der Krim krieg. wie der russisch-türkische Krieg von 1877 haben gezeigt, wie tief ein Krieg ans der Balkanhalbinsel in alle Verhält nisse Europa» eingreist, aber die Ausdehnung de« russischen Einflüsse« in der Richtung nach Konstantinopcl ist dadurch nur aufgehalten, aber nicht verhindert worden. Heute lieb äugelt Frankreich mit Rußland, und wenn e« auf diese beiden Mächte allein ankäme, dann würde Rußland überhaupt keinem ^indcrniß aus seinem Wege nach Konstantinopel begegnen, flücklichcrwcise giebt r« aber noch Kräfte in Europa, welche der Macht Frankreichs daS Gegengewicht halten, und deshalb kommt daS russisch-französische Bündniß, diese schlimmste Gefahr fiir den Weltfrieden, nicht zu Stande. Die Feinde deS Fürsten BiSmarck suchen die Sache so darzustellen, alS wen» Fürst Alexander von Bulgarien daS Opfer und der Preis de» deutsch-russischen Einvernehmen- wäre. Da» ist grunvfalsch; denn wenn da- so wäre, dann hätte ja Deutschland die moralische Pflicht gehabt» für den Fürsten von Bulgarien gegen Rußland das Schwert zu ziehen und alle die unberechenbaren Folgen in Kauf zu nehmen, welche sich au- einem deutsch-russischen Kriege ergeben können und mllssen. In Wahrheit liegt die Sache aber so, daß die öffentliche Meinung in Deutschland da« Spiel, welche« Ruß land mit dem Fürsten Alexander getrieben hat, in der schärfsten Weise vrrurtheilt, aber die Frage, ob Deutschland sich de«, wegen mit Rußland verfeinden soll, unbedingt dernrint. Wie oft kommt er im gesellschaftlichen Leben vor, daß man mit Leuten geschäftlich zu verkehren genvthigt ist. die man per sönlich meiden würde! Im staatlichen Leben kommen Gefühls regungen überhaupt nicht in Betracht, da entscheiden nur Interessen, und e« ist oft genug vorgekommen, daß Völker, die gegen einander wie Hund und Katze gesinnt waren, mit einander wegen ihrer gemeinschaftlichen Interessen Bündnisse geschlossen haben. Fürst BiSmarck hat e« von jeher al» seine Ausgabe be trachtet, Deutschland groß und mächtig zn machen und de» Wellsrieden zu erhalten. Beide« ist ihm in so hohem Maße gelungen, daß er sich dadurch unvergäng lichen Ruhm erworben hat. Wenn Fürst Bi«marck den anderen Mächten Zugeständnisse macht, so kann man mit voller Sicherheit annehmen. daß dadurch deutsche Interessen nicht gefährdet werden. Die erste Frage, welche sich Fürst Bismarck vorlegt, ist immer: Wiegen die Leiden und Gefahre» eine» großen Kriege« di« Bortheile auf, welche dadurch er reicht werden können? Lautet die Antwort „Reit»', dann unterbleibt der Krieg. * » * » * Wir lassen wiederum an dieser Stelle eine Reihe Rach richten folgen, welche den Gang der Ereignisse in Bulgarien weiter kennzeichnen: * Di« gestern telegraphisch skizzirte Lu«laffu»g der ..Nord deutsche» Allgemeinen Zeitung" lautet wie solgtr Aus die Autorität der „Höllische» Zeitung" hi» geht durch unser« Presse solgeud« Notiz; „Da- großberzoqliche Hau« war entschieden gege» die Rückkehr des Fürsten nach Bulgarien. Ein Telegramm an den deutschen Reichskanzler wnrd« dahin beantworte», man müsse dem Fürsten die vollkommene Freiheit lelner knt schlüffe lassen. Kr selber rath« weder ab. noch zn." Dies« Notiz ist unrichtig. Der Reichskanzler hat kein solche- Telegramm, wie die „Höllische Zeitung" behauptet, empfangen, und er hat auch uicht di« Antwort ertheilt. die die Presse ihm zu schreib». Boa dem ganzen Trpeschenwechiel ist lein Wort wahr. * In Petersburg werben zunächst, trotz der bekannten BrüSkirung de« Fürsten Alexander» gelindere Saiten ansgezogen. Den Revactionen wurde aus Verfügung de« Minister« des Inner» vorgeschriebe», ans Vie unumgängliche Nothwenkigkcit der größten Reserve bei den Erörterungen über die bulgarischen Ereignisse zu achten, worau« zu schließen ist. daß man eine abwarlenbe Haltung zu beobachten be schlossen hat. Nichtsdestoweniger gebt in unterrichtete» Kreisen da» Gerücht, die Okkupation Bulgariens werde im Geheimen fortgesetzt betrieben. Depeschen aus Bulgarien werden aus' gehalten. * lieber die Lage der Dinge in Bulgarien vor und nach der Entfernung de« Fürste» registrirm Wir uoch emig« Torrespoetdenz-Nachnchten: Auflage L8,«S<». ^boiliiemrnlsvreia viertelj. 4'/, Mil. incl. Brnigcrlohn 5 Mk„ durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Bklegexenivlar 10 Pf. Gebünren für Extrabeilagen li» Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörderuag bO Mt. Mlt Poslbesörderung 60 Mk. Inserate -gespaltene Petitzeile SO Ps. Gröbere Schrille» laut uus. PreiSverzeichinß Tabellarischer u.Zifsernsatz nach höheruiTaris Nkliämen unter dem Nedactionlstrich die «gespalt. Zeile 50Ps., vor den Familie »Nachrichten die 6gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind ÜelS an die Erprditt«« zu lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuuuieranäo oder durch Post nachnahme. 80. Jahrgang: Ueber die Cadettenschulc in Sofia, welch« bei dem StaalS- ireiche eine hervorragende Rolle spielte, berichtet der „HlaS Naroda" von unterrichteter Seile Folgendes: „Nach dem vorjährige» Kriege wurden etwa sünszig Studenten verschiedener Fächer, welche als Freiwillige den Feldzug niilgemacht hatten, »n die Ladettciischnlc in Sofia ausgenommen. Es hatte sich um die Bcsörderung dieser Freiwilligen zu LÜficiere» gehandelt. Fürst Alexander hat sich jedoch der sosortigen Beförderung widersetzt, indem er geltend machte, das) das Avancement erst erfolgen könne, wenn d>e Betreffenden die Militairichule ordentlich nbsolvirt haben, dann würde» sie allerdings als die Ersten an die Reihe kommen. Die Gegner des Fürsten benutzten diesen Umstand zu Agitationen gegen eine Person. Ter Dircctor führte den Schülern insgeheim vor Augen, das, sie sur Bulgarien geblutet und daß sie nach den Worten deS russiichcn Coniuls soiort zu Oificieren hätten befördert werden ollen. „Wer hindert Euch daran?" fragte er täglich, und die Ant wort lautete immer: „Fürst Alexander." So trat er auch zuletzt an sie heran und veriührle sie zur Revolte, um da« Haupthindernih ihrer EarriSre zu beseitigen. Diese Schüler waren auch, wenigstens der Mehrzahl nach, die Hauptverschwörer. * Sofia, 31. August. (Times.) „Die Lage in Sofia ist noch unruhig. Erst gestern (Montag) Morgen trafen zuverlässige Nachrichten ein. daß Fürst Alexander nach Bulgarien zurückgekehrt ist. Eine Woche lang haben wir hier keine reguläre Regierung gehabt und die Gefängnisse sind voll von Gesaagenen, welche sich sür den Fürsten oder für Rußland erklären, je nachdem sie den Beamten, welche mit ihnen reden, zu gesallen glauben. Die Haltung Karawelow's erregt starken Verdacht. Er hat einige Anhänger de« Fürsten, welche Zankoiv verhalten litß, noch immer nicht an« dem Gesängniß entlassen, und die Soldaten, welche sich an der Verschwörung betheiligten, nicht entwaffnet. Einige von ihnen thaten gestern Nacht dienst. Karawelow's Abdankung hat große Befriedigung hrrvor- gerusen, und die Nachricht von der Rückkehr de« Fürsten ist vou der Mehrzahl der Bevölkerung freudig begrüßt worden, weil sie der gegenwärtig herrschenden Anarchie ein Ende macht. Heute Morgeu wurde ein „Tedeum" sür den Fürsten in den Kirchen gesuage«. Karawelow Ist die letzte Nacht aus der Stadt fortgereist — Linige sagen, daß er sich nach seiner Villa in der Umgegend begebe» hat. Der Metropolit Element »ft aus geheimnißoolle Weise verschwunden. Der Geschäftsträger deS russischen LonsulatS in Sofia, Herr Bogdonow, erhielt heute Morgen Nachricht von seiner Abberufuug. Herr Neklindow, zweiter Sccretair der russischen Botschaft in Konstantinopel, wird sein Nachfolger. In amtlichen Kreisen wird dieser Wechsel günstig ausgenommen, deu» Herr Neklindow ist ein wirklicher Diplomat und feiuer Maua, währrud Herr Bogdanow ein wenig gebildeter und uuiuielligenter Com»« war, welcher niemals das Lonsulat hätte leiten solle». Sein Hau« wird seit Montag bewacht, um ihn gegen de» Pöbel zu schütze». Er war es. welcher die Demonstratio» der zwanzig Bauer» drrau- laßte, welche sich vor dem Lonsulat ans die Knie warseu »ad um den Schutz deS Zaren baten. Bier vou diele» Bauer» Ware» setue eigenen Diener. Herr Bogdanow hat sich surchjbar eompromitttrt, deau e« ist erwiesen, daß er zu Zankow zwei Tage vor der Revo lution sagte: „Ihre Lreuerklärungeo gegen Rußland sind gauz gut, aber eö sind nur Worte. Jetzt brauchen wir THateu." * Sofia, 2. September. („Neue Frei« Presse") Miutftr» Präsident RadoSlavow richtete au die SreiSvräseetr» und Militatr- Lonimandanten nachfolgender Lircular: „Se. Hoheit Fürst Alexander hat bulgarischen Boden in Rustschuk betreten, wo er von der Be völkerung und den verschiedenen Deputationen au« Bnlgarie» «tt unbeschreiblichem, bisher nicht gesehenen Enthusiasmus rmpsaugeu wurde. Am User legte die provisorisch« Regierung die Herrschaft und Verwaltung Bulgariens nieder. Sodann daukte unser ge liebter Fürst der Regentschaft für die Aofrechthaltnng de« Fried«»- und der Ruhe und sür die Leitung der Staatsangelegenheiten. Er hat vor Gott und dem Lolke da» feierlich« Versprechen ge- geben, auch fernerhin sür die Wohlsahrt und Würde Bulgarien« zu arbeite». Da« Volk weinle Thränea vor Freude uud Entzücke». Unter donnernden Hurrah« wurde der Fürst vom Lolke aus den Händen in das Palais getragen, der Weg war mit Blumen und Bouquets bestreut, die ganze Stadt festlich beflaggt. Beim Empfange waren alle Lonsuln, auch der russische, zugegen. Bei der Aukuuft in Bulgarien hat der Fürst folgende Proklamation erlassen, welch« Sie ebenso wie da» gegenwärtige Lircular verüffeatlichen wolle». Minister-Präsident RadoSlavow". Letzterer sowie der Minister des Aeußern, Natschewilsch. sind heute ringetrossen, um die Leitung der Geschäfte zu übernehme». Das Amtsblatt hat heute die erste Nummer seit dem 10. (22 ) August ausgeaebeu. Ja der Stadt wurden mehrere Trlunivbbogen zum Empfange de« Fürsten er richtet. Die Asfiche des Präsecten besagt lakonisch, daß der Fürst morgen um II Uhr Vormittags einiriffl, und wird die Bevölkerung ousgesordert, die Häuser festlich zu beflaggen. * Sofia, 2. September. („Kölnische Zeitung".) Folgende« ist der Hergang der hiesigen Ereignisse in den letzten Tagen: Al« Zankow und Genossen nach Empfang der Nachrichten au« der Provinz am 23. August erkannten, daß die Revolution angesichts der Hallung des Militairs und der Bevölkerung jede Aussicht aus Erfolg verloren habe, forderte Bogdanow wiederholt Herrn Karawelow aus, die Regierung zu übernehmen. Bogdanow betrachtete offenbar den Fürsten al- eiidgiltig beseitigt und hielt die spätere Beseitigung Karawelow's sür leicht. AlsKarowelow am 23.August die Regierung übernahm, besetzte gleichzeitig der früher von Zankow per- Pallete und später mittelst einer Ueberrumvelung der Wachen ent kommene Major Popow m>t dem Mexander-Regimeni da» Telegraphen- amt und die öffentlichen Gebäude Die Lage war indessen trotzdem äußerst bedenklich, da die aufrührerischen Truppen, nämlich das Sciiiiiresinieiit und ein Artillerie-Regiment mit 84 Kanonen, gleich falls einige Stadttbeile inne batten und Sofia sofort in Grund und Boden schießen konnten. Da anderseits Bogdanow gleichzeitig er klärte, baß Rnssiand, fall» in Sofia Kämpfe stattfiiiden sollten, militairisch einschreiten würde, so legten sich Karawelow, der von Slaiiibulow abgelandte Panow und Nikiforow aus» Verhandeln und verweigerten die von Popow gestellte Bitte, die Ausrührer „»greisen zu dürfen. AnaesichiS der von Bogdanow angedrohten russischen Besetzung betrachtete daS Ministerium es nämlich als feine Hauptaufgabe, blniige Kämpfe in Sofia zu vermeiden. DaS Schluß, ergebiiiß der Verhandlungen, welche unter diesem Gesichtspunkt eingeleitet wurden, bestand darin, daß die aufrührerischen Truppen, nachdem sic auch von dem Anrückrn der ostrumelischen Trupp-» unter Miilkurow gehärt halte», am Sonnabend ihre Stellung bei Sofia räumten und unbeläiiigl »ach BreSnik und Pernik abzogen, wo sie sich verschanzte». Am Sonntag zog sodann Mutkurow mit seinen Ostri,melier» in Sofia em und gegenwärtig stehen vor den ausrübrkrischen Truppen Streilkräfte, welche ausreichen würden, um sie jeden Augenblick zu zermalmen. Der Führer der Aufstän dischen, Slojanow, parlamentirt denn auch bereits, uud eine un blutige Waffenstreckung ist wohl in kürzester Frist zu erwarte«. Im übrigen Lande lierrichi vollständige Ruhe. AI- Mutkurow In Sofia einrückle, war Karawelow bereit« durch RadoSlavow ersetzt. Die erste Handlang Mutkurow'S war die Vornahme von über 100 Verhaftungen. Unter den Verkosteten befanden sich Zankow. Bur- mow, Balabanow, Banow. Nikiforow. Panow und Karawelow; letztere drei sind jetzt au» der Hast entlassen, wurden aber znnächst noch in Hausarrest gehalten. Die mit großer Promptheit ausge- sübrten Verhaftungen, namentlich diejenige Karawelow'«, erregten ungeheures Aussehen Liner Mitschuld an der Verschwör»»« graen den Fürsten scheint Karawelow nicht angeschnldiat zu lverde»; wnsrn man ihn eigentlich anklagt, ist noch nicht recht klar, und seta« Ver« Haftung wird hier Voder sehr verschieden beurthetll. Dagegen w»rde dar Borgeden gegen die Element, Zankow und Genossen allgemein gebilligt. Die höhere» Olficiere der bulgarischen Armee sind der Ansicht, daß an de» Rädel-sühreru de« Anschlag«, sete» sie nun Etvilisten oder Osficiere, ein Exempel statuirt werde» wüste. Wem, de»,och bt« jetzt ket»e Hinrtchtuugea ftattsaude», s, wstd
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