Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188609070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860907
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860907
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-09
- Tag1886-09-07
- Monat1886-09
- Jahr1886
-
-
-
5024
-
5025
-
5026
-
5027
-
5028
-
5029
-
5030
-
5031
-
5032
-
5033
-
5034
-
5035
-
5036
-
5037
-
5038
-
5039
-
5040
-
5041
-
5042
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.09.1886
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Redsrtisn und Lrprditisn IvhaxeSgasie 8. Sprecht»»»»« der Uedari,»«-. Bormittags 10—12 Uhr. Nachmiltags ü—6 Uhr. »» X «Xm»« «.mMrtw» «X dl« UM»«», »»ch« »erduwUch. TaMatt ««»»«e »er für Pie «ächstfnlgtt,»« N»««er befti««te» Inserate au Sochratageu bi« 2 Uhr Rackmitkag«, a« Gern- un» Fefttagr» früh bi«'/,» Uhr. I« de» Filialen für Ins.-^nnahmn vtt« Me»«. Universitätöstraße 1. Lüttis Lösche, Katharinenstr. 23, p. «»r bt» Uhr. Anzeiger. Auflage LSpSSo. ÄdonnnnenIvPrei» viertelj. 4'/, Mt. incl. Bringcrloda 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. vrlegttrmplar 10 Ps. Gebüvren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) «tz»r Postbesörderung 50 Mk. «it Pvftbesördttung SO Mk. 2»ser«te Saespaltme Petitzeile 20 ! Schriften 1 itzrile »0 Pf. Lreisver^ichniß ch Hs her« Tarif Größere Schriften laut aus. Pr Tabellarischer u.gifferusotz nach höher« ^ Reklamen unter dem Redactiouöstrich dl« ögespalt. Zeile SO Ps., vor den Familienaachrichte» die «gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate st»d stet« an die »rpebttlou ,, sende». — Rabatt »ttd nicht gegeben. Zahlung prneoawsrnoüo oder durch Post nachnahme. 2S0. Dienstag den 7. September 1886. 80. Jahrgang; Amtlicher Theil. VekmmlMchMg. Nachdem e« mit Rücksicht auf da« von der königlichen Sreiöhauptmannschast hier genehmigte OrtSsiatut vom 8. März laufenden Jahre«, betreffend de» Nachweis de« Bedürfnisse« bei Ertheiluug von Gast- und Schankwirthschast-concessionen, wünschen«werth erschienen ist, da« Regulativ für Gast- und Schäukwirthe, Eonditoren, «ein- und »affreschänkm z» er- gLnzen, beziehentlich in einigen Theilen abzuändern, so wird da- aufgestellte Regulativ in der neuen Fassung mit dem Bemerken veröffentlicht, daß von jetzt ab bei der lieber- wachuug der genannten Gewerbe, auch der bereit« couoessio- nirten, nach demselben verfahren werde» wird. Leipzig. am 27. August 1886. lv»r Rath der Gt«dt Setprtg. vr. Georgi. Froh »hlich Regulativ für Taft- ms» Schinkwirthe, Lonpttvrrte», Wett»» «p Kaffeeschinken. 1) Zum vetriebe von Aast- oder Schankwtrthschaft, einschließlich de« Weiuschank« »ud de« Louditorei- »nd Kasfteschankgewerbe«, sofern letztere« mit dem Lerkaufe von Spirituosen verknüpft sei» soll, ist Loucesstoa erforderlich. Dieselbe wird lediglich für di- Perso, de« Loncrsstonar« «ch nur für da- augemeldete Local erkheilt und »trd versagt: ») wenn gegen den Nachsuchrndeu Thatsache» vorlieg«», welch« die Annahme rechtfertige», daß er da« Gewerbe znr Für- de« verbotene» Spiel«» der Hehlerei deruug der Bolleret, de« verboten«» Spiel«» der Hehlerei oder der Unsittlichkeit mißbrauchen werdet b) wen» da« zum Betrieb« de« Gewerb«« bestimmt« Soral wegen seiner Beschaffenheit oder Lage de» potfteiltthe, »a- Wege» se forderungen nicht genügt; v) wegen mangelnden Bedürfnisse«. Sin Wechsel in der Person de« Coneesstoaar« oder ei» Wechsel de« Local« erfordert eine neue Eoneesflon. S> Der aus Grund der Loneessto» gestattet« Gewerbebetrieb darf erst noch Empfangnahme de» EoncesstoXscheiues «ud de« Gewerbe» Anmeldescheine« begonnen werde». 3) Gaftwirihe» Schänkwirth«, Weinschänke», Kaffeeschänke» und Eondttore» dürfe» tüderliche, dem Prostitutionsregnlativ nnter- worseae Fraunigiinmer weder in Dienst noch sonst ansnehmen oder beherberge»; «ich tst de,gleichen Franengimmer» und solchen Per- sonen, von de»«» r« bekannt ist, daß sie öffentlich« Unterstützung genieße» oder von denen ihrer sich äußerlich knndgebendea Persü». lichkeit nach sich vermathen läßt, daß und vom Bettelngehen oder anderem der Zutritt in Schanklorale nicht zu gestatten kundget ß sie dem Müßiggänge obliegen »»rechtmäßigen Gewerbe leben, gestatten; Kindern, Schulknabea o. we»a der Loaressiouöinhaber die ihm nachträglich vor- grschrirbmen baulichen Liurichtnngen nicht hergrstellt »nd darnach da« Lecal al« geeignet »icht «ehr betrachtet werden kan». Für erledigt ist dk Loucesstoa zu erachte», wen» Eoncesstonar nicht binnen Jahresfrist den Gewerbebetrieb in dem dafür bezeichneten Locale beginnt oder denselben während eine« dreijährigen Zeitraum« daselbst nicht ausgeübt hat. Leipzig, am 27. August 188S. Der Natt der Statt Leipzig. vr. Tröndlia. MMMtMlllhlM-. Schon seit mehreren Zabren sind die Entnehmer von Wasser au« der städtischen Wasserleitung unter Androhung von Strafe darauf hingewiesen worden, daß da« Offenstehen« lassen der Ndflußhähnc nicht geduldet werden könne, sowie daß nothweudige Reparaturen an den Rohrleitungen und Hähnen mit aller Beschleunigung dorgenommen werden müssen, endlich, daß da« Besprengen der Straßen, Gärte» und Rasenplätze, soweit hierfür Wasser der städtischen Wasser leitung verwendet wird, nicht ander« erfolgen dürfe, al» s«, daß der damit Beauftragte da« Schlauchrohr in der Hand hält und da« Wasser durch die Brause gehen läßt. Da dessen ungeachtet vielfach zur Anzeige kommt» daß diese Anordnungen nicht beachtet werden, so wird nochmal« be kannt gemacht: ») da« Offenlaffen der Hähne an Wasserleitung«rohren, beruhe e« auf Nachlässigkeit oder aus Unterlassung der Reparatur von Schadhaftigkeiten an den Leitungen, d) da« Besprengen der Straßen, Gärte» und Rasenplätze mit Wasser au« der Wasserleitung, ohne daß der die Bespreugung Bornehmend« dn« Schlauchrohr in der Hand halt und da« Wasser durch di. Braus« gehen läßt, ist verboten. auch verfügt werden. Leipzig, den 27. August 188«. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wolfram. L 3S5L. auf nich und Lehrlingen aber »nr dann, wenn sie sich in Begleitung Erwach sener. denen sie angehören, befinden. 4) Schulpflichtigen Kindern darf da« Haustreu mit Waaren jeder Art, sowie die Production von Künsten und Schaustellungen, sowohl allein al« in Begleitung Erwachsener, von den Wirthen in deren Localen nicht gestattet werden; nicht minder ist Schulkindern uud Lehrlingen die Anwesenhett bei öffentliche» Tanzvergnügnngen schlechterding« zu verweigern. b) Zu musikalischen Aufführuogkn jeder Art in «ffentllchen Localen, gleichviel ob dieselben vor oder noch 10 Uhr de« Abend« stattfinden, einschließlich der Musik bei Tanzstunde», bedarf der Localinhaber einer jedesmaligen obrigkeitlichen Erlaubniß. Dieselbe ist bis Abends 5 Uhr des der Ausführung vorangehende» Werk tages nachzusuchen, sie ist auch dann ersorderlich, wenn eine ge schlossene oder Privat-Gesellschast zur Abhaltung von Tanz-, Loncert- oder Ballmufik sich eines öffentlichen Local« bedient. Die unter Beschränkung aus eine bestimmte Zeit zur Abhaltung vo» Musik eribeilte Erlaubniß dars in keinem Falle überschritten «erden. Zur gewerbmäßigen Veranstaltung von Singspielen rc. bedarf e« nach g. 33 der ReichS-Gewerbe-Ordnung besonderer Loncesfioa. Während der Messen ist hiesigen und auswärtigen Musikanten dir Ausüdnag ihre« Gewerbes nur dann gestattet, Venn sie den Nach- weis festen Engagement- beibringen und daher da» Mnslciren solcher Personen, welche mit bezüglichen Erlaubnißscheineu nicht versehen sind, nicht zu dulden. 6) Die Inbaber der Gast- und Schanklorale habe» bei eigener Verantwortlichkeit daraus zu achten, daß vor ihren GeschästSIocaleu der Straße weder leere noch beladene Geschirre, sowett dieselbe» t zur augenblickliche» Benutzung dienen, stehen »leiden, oder daß dergleichen Gefährte unbeaufsichtigt gelaffen «erde». 7) An Sonn-, Fest- uud Bußtagen ist aller lärmend« Verkehr, sowie Karten-, Billard, und Kegelspiel in Gast- und Schankhäusern oder in den dazu gehörigen Vorplätzen und Gärte» vor beendigtem BormittagSgotieSdieaste ('/, 11 Uhr) verboten. 8) Bezüglich de« Verabreichen« vo» Spirituosen ist daranf zu sehen, daß solche nicht im Uebermaße genossen «erden, wie auch die wegen der geordneten Polizeistunde, wegen de- nächtlichen Läste- setzenS, de- HazardspielS, der Revision der Schankpäiieu uud die sonst in Bezog auf den betreffenden Gewerbebetrieb bestehenden oder noch zu erlassenden stcherheiiS-und wohlfahrtSpoli-eUicheu Vorschriften genau zu befolgen find. 5) Andere Gewerbe, namentlich der Materialwaarrn- »ud Viciualienhandel sowie die Destillation «ad der Verkauf von Spiri- tuosen in Flaschen dürfen in dru für die Ausübung der Schanl- wirthschast bestimmten iu der beigesügte, Zeichnung näher angegebene» Räumen nicht betrieben werden. 10) Die zu den Schonkwirlhschaft-rSumen gehörigen Pissoir« »nd Abork sind für dir ganze Zeit de« Wirthschaftsbeiricb« zugänglich lu erhalten »nd insofern nicht der Rath, wie ihm Vorbehalten bleib», bei Ertheilung der Loncession oder später dir Zeiten, für welche Beleuchtung »öthig erscheint, vorschreibt, bei ei«tre»e«der Dnnkelheii, jedenfalls aber, spätesten« von dem Beginne der Beleucht«», der Straße, an welcher die Schoukwirihschaft gelegen ist, ab,« belenchtea, vuch muß diese Beleucht»»- bi« »um Schluss« der Schankwtrthschaft erhalten werden, ingleichen find die für die Schaakräume vor- geschriebenen Beuiilalion-eiinlchtungc», sowie alle banlichrn Ein- richtungeu, welch« der Rath der Stadt Leipzig an« gesnadheit«- oder Verkehr«, de,, sttteupolizcilichen Rücksichten für Schankwirihschasikn im Allgemeine» »der in einzelnen Fällen vorschreibt, hrrzustrllen »nd jeder Zeit in antrm Zustand« zu erhalten. Derjenige, welcher den betreff« der Beleuchtung drr Pissoir» nab Abork erlassenen Vor schrift«,, oder sonst den Bestimmungen diese- RegalattX zuwider- handelt, wird, dasern nicht gesetzlich ein« höher« Strafe Platz z» dt» zu 60 >l oder mit Hast bi« zu Drr Inhaber de« von unserem lll. Kilial al» abhanden gekommen angezeigten Interimöscbeineö über da« Sparkassenbuch Serie U Nr. 1181 SV wird hierdurch aufgefordert, veaselheu innerhalb 3 Monaten und längsten« a« 7. Decrmder df«. I« an du Unterzeichnete Anstalt znrückzngeben oder fein Recht daran zu beweisen, widrigenfall« der Sparcassenordnuag gemäß dem angemelvetrn verlustträger nach erfolgter Beeidi gung seiner Anzeige da« Buch anSqehSndigt werven wirb. Leipzig, den 4. September 1886. Dte Ber»alt«ag de» Leihhaus,» «ud der Spareasse. Bekanntmachung« Die Leuchtkraft de« städtischen Leucvigase« betrug in der Zeit vom 80. August bi« 5. September 188» im Araand« brenner bei 2.5 Millimeter Druck und 140 Liter« stündliche« Eonsum da« 16.8 fache der Leuchtkraft der deutschen Normal- kerz« von »0 Millimeter Flammenhvhe. Da» specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0.44. Leipzig, am K. September 1886. De» Math» Depatattwa za de« SaSaastalte«. greifen Hot. mit Geldstra 14 Lagen bestraft. nicht trase 11) Alle rücksichtlich vorstehendea Regnlatlv« vo» Rath« der Stadt Leipzig beschlossen«, Abäadrrnageu gelten »»» Zeit ihrer Lerösseailichnug auch für die bereit« vorhandene» Gast- »ub Schäak- wirthe, Eonditoren, Wein- oad Koffeeschäuken. 12) Die »riheilt« Loncessio, kan»^»^^«»' «achw..^ ». weuu dir Unrichtigkeit brr der«» Gruub jene rrtheilt worbe» dargetha» wirb, aus h- wen» a»S de» Ha»dl»»ge» oder Unterlass»«^, de« g» Haber« der Mangel derjenigen Eigenichaftrn, welch» bei der Urtheil»»g der Genehmig»»- »ach brr gesetzliche, Borschrist vorausgesetzt werde» mußte», klar erhellt. Drr am 9. August 1S6S allbier -eboreue Handarbeikr Otto Herma»» Dttt«ar hat sich seit Anfaug vor. Mo», der über ih» verhängte» Polizeiaufsicht entzöge» »,d tretbt sich jede»soll« bo»dire,d »«her. wir bitte», deuselbe» im vrtret»»g«falle halte» «ud »»« »»gesäumt Rachricht z» gebe». Leipzig, am 4. September 188«. Da« Volireta«t »er Stadt Leipzig Bretschneider. Salteumacher. ^k^NlKI der am^19 Jaauar 1855 « Krisch« gebowue Ja« , . adarbeitcr Earl Wilhel« Mtetzschke, welcher zur Fürsorge für seine Familie auzuhalkn ist. k. September 1886. Der Ge»einde»«rfta»b. E»lenftein. Eoauewitz, de» Schlenßtnban iu Leutzsch. Die H«rstrllu»g einer Wvlbschleuße III. Llasse o»s der hiesige» Boh»hos«straße - 860 Meter lang — soll mit Vorbehalt der A»«wahl u»trr de» S»bmlttr»tr» au de» M»drstforder»de» ver geben werden. Die Bedingungen »» diesen Arbeiten liegen zur Einsichtnahme ans dem hiesige« Grmeiudeamte an«; Formnlarr zu Kostenanschläge» können gegen Erlegung der Schreibgebühren daselbst eutnomme» werden. Offerte» sind versiegelt mit der Aufschrift bi» ,»m 14. Le-tzsch. veschleußuug »er Bahnh»f«stratze September 1886 Nachmittag- 5 Uhr onh, am 6. September 1886. onher ««»»»reiche». Drr Seweinderattz. Uhiig. Nichtamtlicher Theil. Lin Rückschlag. * Man schreibt un« au« Berlin: In den letzten Tagen sind die ostentativen Shmpathie- brzeugunaen der „freisinnigen" und ultramontanen Presse für den Fürsten von Bulgarien ausfallend schwächer geworden, und in demselben Maße haben die daraus bergeleiteten Angriffe gegen die auswärtige Politik de« Fürsten DiSmarck nachgelassen. Die Haltung der mittelparteilichen Organe ist dagegen mit ganz ver» einzrlten Ausnahmen auch io dieser Frage eine unverändert» unv konsequente geblieben. Reben den fortdauernden persvn» lichen Sympathien für den tapferen deutschen Prinzen ans dem bulgarischen Fürstenthrone ist dock keinen Augenblick da« volle Vertrauen ans die kluge weitauSschauend« patriotische Politik de« deutschen Reichskanzler« schwankend geworden, obwohl diese Politik durch die Macht der europäischen Per- hältuiss« iu gewissem Widerspruch mit jenen persönlichen Neigungen staud und auch jetzt noch steht. Dies, beide» Wahrnehmungen baden keinem aufmerksamen Politiker entgehe« Vinnen Ihre Ursachen liegen in dem weil drr Reichskanzler ihren Leitern ein parlamentarisch«« Rededuell über Frage« der au-wärtigen Politik für die nächste Zeit ankündigen läßt. Bei dieser Aussicht wird den sonst fo redegewandten Herren nicht wohl. Sir fühlen, daß sie in einer regelrechten Debatte über diplomatische Frage« mit dem anerkannten Meister dieser Materie sicherlich den Kürzeren ziehen werden. Wir vermeinen schon den Ton der über- egenen Ironie zu hören, mit welcher Fürst Bismarck die diplomatische Wei-Heit der Herren Richter und Windthorst geißeln wird, und die Donnertüne gerechter Entrüstung über die Gefahren, wrlch« solch« politische Allotria unberufener Partripolikiker dem gesammtrn Vaterland« bringen können. Die Aussicht, in einer parlamentarischen Debatte über Fragen der au-wärtigen Politik gegen den ReichSkauzlrr zu unterliegen, rechtfertigt allein aber den überstürzten Rückzug der oppositionellen Presse nicht. E« ist kein Unrecht» anderer Ansicht zu sein al« ver Reichskanzler, und e« ist kein« Schande, sich von einer Autorität eine« Besseren belehren zu lasse». Eine derartige DiScufsion ist an und für sich gut, venu sie trägt »ur Klärung der Meinung«« bri; st« herbeizusühren ist auch ein gewisse« Verdienst. Voraussetzung ist dabei aber immer, daß auch di« verthridtger eiuer irrigen Meinung von der Richtigkeit derselben subjektiv fest überzeugt sind, daß nicht mit der gr» flissentlichen Ausstellung einer bewußt falschen Behauptung bestimmte Ziele erfolgt werde«. Wird «nr solch« macchia« velistische Taktik al« letzter Grund der stattgefundeaen Polemik durch di« klärende Debatte ausgrdeckt, dann ist es allerdings ür de» unterliegenden Theil schlimm, uud er hat all« Ur ach«, einem solchen Au«gang vorzubeugeu. In einer solche« Lage befinde« sich aber bi« maßgebenden Inspiratoren drr oppositionrllen Prrfle i» der bulgarischen Angelegenheit. Ihre «arm« Lieb« fstr den Fürsten Alexander war em« wenn auch nicht ganz erheuchelt«, f« dach künstlich gesteigert«, um mit derselbea desto «ergischer gege» den Fürsten Bismarck Front mache« «ud di« deutsch- russisch« Latent« für die oppositionelle innere Politik »er- werthen z» ttaneu. Dies« Bergnicknng »»«»Artiger verwickrluagra mit iuuerrr Parteipolitik — da« ist der schärfste Vorwurf, welcher gegen die ultramontau- freisinnige Presse iu der letzten Zeit erhoben »erd«» mußte Rußland wird von unserer Opposition nicht augesehea al« ein europäisch«« Machtfactor, al« ein Gegengewicht axeu di« aggressiven Gelüste Krankrrich«, soudern al« da« Smnbild der Reactioa. al« di« Propaganda der Kuut«. Rur Leute», welche die politischen Kinderschuh« »och uich» abgelegt haben, kann r« aber verborgen sein, daß i» mtrr- nationalen Eoncert nicht da« Recht» soudern die Macht entscheidet, daß die wichtigste Ausgabe auSwärliger Staat«- kuast nutzt in der Behandlung doetrmairer Rechts frage«, sondern in der geschickten Gruppirung der einzelnen Machtfactore« zu» vortheil de« eigene» Lande« besteht. Gefühlspolitik können wohl einzelne Personen »nd Parteien treiben, aber der praktische leitende Staatsmann darf sich ihr nicht hingeben. Ihm muß e« lieber sein» in »er Freundschaft mit dem autokratisch regierten Rußland eine Bürgschaft de» rieben«, al« in de« bündnißsälsigrn republikanischen rankrrich eine stete KrieaSgefahr für Deutschland zu haben, stelchr Eonstellation anzustreben oder zu befestigen, welche zu vermeiden und zu verhindern i» Interesse Deutschlands liegt, da» zu beurtheilen istFürst BiSmarck wahrlich viel com- peteuter al« die Herren Windthorst «nd Richter. Au« bloßer Zuneigung für Rußland opfert der Reichskanzler keine deutschen Interessen, ebensowenig wie eiue etwaige persönliche Antipathie gegen die Batteuberger feine Politik beeinflussen würde. Da« verständniß für dies« Thatsache» scheint nachgerade auch der oppositionellen Prrffe auszudämmern und sie vrrsucht die lächerlichsten Manöver» um ihre frühere unver- ständige Haltung zu bemäateln. Da ist beispielSweis«, um eine« au« den viele« Eprmpela herau«zugr»lfr«, ein Blatt, welche« am lautesten die „kurzsichtige Potitu" de« Fürsten Bi«marck in der bulgarischen Frage bälagt uud am heftigsten gegen die Freundschaft mit Rußland protestirt bat. E« möchte gern wieder BiSmarck'sch« Realpolitik treiben. Es nimmt deshalb eine pfiffige Miene au uu» giedt zwischen den Zeilen, aber für Jedermann verständlich» zu hörru, eigentlich habe es immer mit dem Fürsten BiSmarck zu Rußland auch in der bulgarischen Frage gestanden, und wenn eiue kurze Weile da« Gegentheil der Fall gewesen zu fei« scheine, dann sei da« nur eine klug berechnete Demarche gewesen, um die Position de« Fürsten BiSmarck Herrn v. Gier» gegenüber zu stärke«, damit der deutsche Kanzler auf der Folie einer drohenden U,'Popu larität leine Rußland geleisteten Dienste noch höher anfchlagen könne. Nach diesem Blatte war der ganze Bulgarenlärm der oppositionellen Presse nur eine Komödie, angeblich dem Reichs kanzler zu Lieb« in Scene gesetzt. Eine Komödie war e« allerdings; »ö zum Frommen Birmarcksscher Politik, da« möchten wir stark bezweifeln Unterstützt konnte dl« ofstciell« deutsche Politik »ur durch eine Haltung werden, wie sie die mittelparteilich« Presse zu unserer Befriedigung in dieser Frag« beobachtet hat: Reben der sreimüthigen Au«sprache persönlicher Sympathien für den Fürste« von Bulgarien und sein Schicksal die Kundgebung unerschütterlichen vertrauen« zu der meisterhaften Diplomatie de« Kanzler«, welche diesen Sympathien Schranke« ansrrlegtr, ihre Bethätigung verhinderte. Rußland gegenstber war damit constatirt elnersest« die Aufrichtigkeit der dentschen Freundschaft, welch« selbst populäre Neigungen de« auteuEinvernehmen mit dem östlichen Nachbar opferte, der fest« Will« der leitenden dentschen Kreise, dies« Freuadschast anch »ater schwierigen Verhältnissen aufrecht z» erhalt«», n»d dt« Macht, drr Ein fluß de« Fürsten Bi«marck. da« gegeben« Wort auch augen blicklichen nationalen Aufwallungen gegenstber halten zu könne«. Neben der selbstständigen freien Meinungsäußerung habe» damit di« Mittelparteien den schaldiaeu Respeet dar dem großen Staatsmann und da« Interesse Deutschland« nicht au« den Augen gelassen und zugleich nicht Fragen der au»wärtigen Diplomatie auf da« Gebiet iuuerrr Partripotitik hinübergespielt. Deshalb können unsere politischen Freunde mit Ruhe der bevorstehenden busgarische« Debatte t» deutschen Reich«tage entgegensehen. Ihr Standpunkt verträgt jede Krilik. sie haben nicht« zu verleugn«» und zu bemänteln, weil ihr« Haltung nx «hrlich« uub z patriotisch« war. Diese« Bewußtsein wappnet «ns auch gegen di« Angriffe, welche die Opvofltio» unzweiselhakt bei jener Debatte j die Mittrlparteien richten »wd. Mit diesen Ang wird «an de« Rückzug dem RerchStauzler gegenüber z» versuchen. Die bezügliche Parole dazu ist von den testenden Stellen bereit« «»«gegeben, und seitdem der Reichskanzler den krren Richter und Windthorst in der bulgarischen rage den parlamentarischen Fehdehandschuh hingeworsru hat, ' >h muthig — liegen lassen »icht« gleich den die Letzteren den Handschuh und versuche» am» in ihrer Presse dnrch verdoppelte und die Nationalliberalen Wir wollen ihnen nicht stören, aber die Antwort werdeu wir" zu geeigneter Stund« ihnen »icht schuldig bleibe«. ver Rücktritt -es Fürsten Äleran-er. * Der Entschluß de« Fürsten Alexander, sein Schmerzenskind Bulgarien aufiugeben und da« Land zu verlassen, scheint uuabäuderlich festzustehen, obwohl die end- giltig« letzte Entscheidung »och au«steht. Der Zar hat« gewollt, und, dies«« Drucke folgend, verläßt der ritterliche Fürst seine drei Millionen Bulgaren, um sie der russischen Staat«- und Reairrung«kunfi zu überantworten. Die vor liegenden Depeschen gewähren eine» tieferen Einblick in die Lage und sind so inhaltsreich, daß sie kau» eine« Eom- mentar« bedürfen. Es wird «ns gemeldet: * S»fl», 4. September. (Rem Freie Presse.) Ei» Augenzeuge de« Empfange« der diplomatischen Agenten und Osficiere i« fürstliche« Palais berichtet, sämmtllche Osficiere und diplomatische» Ugenk, mären amoesend grmesr», mit Ausnahme de« deutsche» uud russische» Agenten. Dt« »bmesrnhrtt de« Erste«, umrbe vielfach alosstrt. Der Fürst hielt eine länger« »»spräche, tu Melcher er de» Osstrtere» herzltchst bankte, daß st« tre» x ih« geholte». .Ihr habt dadurch die Ehrr vnlxrieu« gerettet, dir x» einigen irregeleiteten Sshuen, beueu ich übrigen« gerne verzeihe, besteck» «xrde»; Nh bi» ünl» daranf, baß «ein, Osficiere ei, solch«« Gerständniß mr bi« Waffrnehrr bewiesen; ich dank ench, daß ihr bkielbe ßeckenlX bemahrtrt, der Soldat tan» ftine« Eide« nx durch doa adarstm Kriegsherr» entbaadx merdea." Mit tiefer Be» m^mu^ sntzr „Loste» di» Umstünde »I ^aapk», dnß dkser unnerstandrn» Schlnß Anlaß x Gerüchten von Abschied ' — ' --- - , - ---- - bavftn l seiner mvll«. „Nnr mit Dir »vsen wir stehe» nnd sälle», lrben m,»,. sei», nnr Da bist t« Stande, »tu »«abhängiges, ft eie«, glückliche« Bvlgarien gn erhalt»»." Die ganze Versammln,« mnr von tiefster Rührnng ergrifft», als her Fürst Pvpnw um de» Hat« fiel «ud iha küßte. Kein «wg, blieb thrtaenker. Der Fürst begrüßk jede» einzelne» Diplamakn, desoader« de* rumänischen Lonsvl, welche« er für di« glänzend» Anfnahme in seiner Heimath dankte. Dem «strrreichische» BtcmLvnml Graß» TtarznaSkt er^thvr vo» seiner Reise durch Galtzien, de« «strrreichische» Seeretair Bo KrixStzeri Süttt sv> X der übr b nub Abdmckang grdvi» bade. Namen« der Offieirre der Mutze Pvpnw dem Fürst«, daß er zurückgekehrt sei W treuem Armee, die unter «einen Umständen vv» chm lasen Lage Deeaax dankt« er für die Lasmerksamdett seiner Gemahli«. In diplamattsche» Kreise» mird »ametst dt« Thatsache erörtert, daß der denksche Werttrier «tt de« russische» gemetnftäur Sache gemacht; da nicht ««-»nehmen sei, dnß die Ugenk» vH« Instruktion ihrer Regierungen gehandelt hätte», wird gefolgert, dnß Oesterreich in der bulgarische» Frage mit den beiden Kaisermächten nicht Lnooorck erschein«. — (Die „Kölnisch« Zeitung" meldet, daß anch der Wer tretrr Oesterreich« bet dem Empfang« frhlk. D. Red.) * Soft«, 4. September. DK gestrig« Rede de« Fürste», in welcher er seine Absicht» sich znrückzuziehea, vor de» versammelten Olfieterr, knndgab, tankt: Während 7 Jahren Hab« tt an der Unabhängigkeit »ud für die Interessen Bulgariens gearbeitet. Seine beständige Svrgr habe besonders der Armee nnd Osticine» gegvftrn; tt Hab« Letztere wie seine Familie, seine Kinder bettachttt »nd sei, was seine persönlich« anbelang«, beruhigt grwese», da tt sich van Osfieirren umgebe» ge sehen, »k seine Gefährte» in de» Kämpfen für den Ruhm Bulgarien« Marx. In jener tranrigen Rächt habe er, al» er da rrst« Geriasch vernamme», gefragt, »b Truppen da seien, »nd sei ans Bejahung dieser Frage bernhiqt gewesen, da er Vertrauen ttr seine Arm« gehabt Hab«. Diese« Vertrauen zu seinen Olficierru habe er auch trotz der jüngst« unglückseligen Ereignisse nicht verloren; dk- selbe« hätten sich, Dnnk Popow xd Mutkurow, bet den nach seiner Abreift »»«gekommenen Unruhen auf der Höhe der Situation befunden. (Hier »marmte btt Fürst die genannten Osficiere.) Die Ehre der bulgarischen Armee sei wiederhergestellt. Er sehe heute Osficiere um sich »«rsammelt, die ihm ihr« Ergebenheit bewiese» hätten. Er köune Bulgarien »erlassen, ohne daß die Ordnung gestört werde, welche« anch immer die Umstände sein möchten, in denen er selbst sich befind«. Er werde stet» zu Gott beten für diese- Land, sein Herz werde stet« mit seine» Offizieren sein uud er werde der Erste sei», der al« Freiwilliger zngelassen zu werdeu verlangte tn einem Frida»« für Makedonien. Er könne nicht tu Bulgarien dletbe», denn der Katsrr von Rußland «olle es »icht, »ril seine Anwesenheit in Bulgarien im Widerspruche stehe «tt den Interessen de« Lande«. Er sei also ge- zwangen, da» Laad z» veriasftu. Hier »«merkt« Popow: „Wir war«», stad unv werde» stets mit Ihne» sei». Math! Vorwärts!" Der Fürst erwiderte, dk Unabhängigkeit Bulgarien« verlange, daß er das Land verlass«, denn, wen» er die« »ich! ihäle, würde es zn einer Occupatio» durch Rußland kommen. Aber bevor er gehe, werde er dk höher«, Ojstrkr« befrage» and eine Regentschaft eiasetze», welch« versuchen salle, die Interessen der Osficiere sicher. ,»stelle». In allen Fülle» rrchae tt aus dk Armee. — Gegenüber dem russische» Generaltvnsnlvng da »vw, welcher sich gestern Abend in da» Lalaiö begab, soll der Fürst seine, Entschluß, binnen Kurzem die Gewalt »ikderzulegx, bestätigt habe». Heute wird großer Louseil attfinden, an welchem Stambulow, Karawelow und andere ersnar» thrtlnrhmea werden. Es gilt sür wahrscheinlich, daß die »sedung etuer Regentschaft »«schloffen werden wird. Der Fürst oll die Absicht anögesproche, haben, Sofia in zwei z» verlasse». Auch eine größere Versammlung von soll heut« a«gehalten «erden. Di« Stadt ist vollkommen I- T agra vssmerea ruhig. Erster» Abend begaben sich der deutsche Vertreter, sodann der russische Vertreter tu« Palais. Dem Letztere» ix' Fürst seinen Entschluß, binnen Kurzem x ablneireu. großer Miaisterrath statt, welchew Stambulow »nd niden. Man hält e« für wahrscheinlich, detwohneu werden. uennnng einer Regentschaft beschlossen werde» »nd der Fürst Absicht knndgebe» wird, in zwei Tag«, Sofia zu »erlass»». Hesse» knn» dk Situotiou sich noch ändern, den» die große -rrrgnng der Ofstcierr könnte eine nene Verwickelung tzrbeisühre», wen» btt Fürst »» der Abreik verhindert würde. Unter nlle» Umstände, machen dk Osficiere kein Hehl daraus, daß fl« eine» russisch«, Ab geordneten »urücktuwetse» beabstchttgr». Die Osficiere halt», henk uenerding« eine Versammlung ab »nd werde» ihre Beschlüsse de« Fürsten »Uthesle». Dk Stad« bewahrt ttötz alle», Halt», bestätigte drr -ruk findet Karawelow daß die Er werbe» nnd der Fürst seine In- Dk Stadt bewahrt ttntz allrde» eiue rnhtge *«?»lia. 4. Geptrmbtt. kW. T.-B^ (Verspätet ringettvffen.) In eiaer Ansprache a» PK Ofsteitt« erklärte gestern der Fürst sein« Absicht, Balgari», z» »erlasse»; der Kaiser vo, «nß- »icht^oß er bleibe^ weiltet,« An Anwesenheit in Bulgarien «SO». ia»d »olle »icht, daß er l «, «Lerft * Tafia, b September. (Tetegram» btt „»-eure Havas") siattgehebtt, Eonsttl erklärte btt Fürst Alexander DK Mktisttt and bk Be- risfSU ß.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht