Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188610014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-10
- Tag1886-10-01
- Monat1886-10
- Jahr1886
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1886
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-f Erscheint tL-lich früh 6'/, Uhr. Redaktion nnL Lrprditi«ll JohauneSgasse 8. Sprechstunde» der Krductu,»: Vormittag- 10—18 Uhr. Nachmittag- ö—6 Uhr. Die »I« mm,»dl ei»««i»»»ter ««Mcriot» macht Ich die Rrdocriov mcht «rtiadlich. «»»»»«« der für die nftchKsolgetttz« Nu«««r deftt»«te« Inter«»« «» Wacheutagen dt« S Udr Nachmitt«»«. «uSaru- »ad Ketttagen früh dis '/.S lltzr. 3« de» Filialen für Ins.-Annahme: Ott« klemm, UniversiiätSstraße 1. Lo»t« Lösche, Katharinenstr. 23, p. nur dt« '/,d Udr. rWMr.TaWblM Anzeiger. Lrga« für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschüstsverkehr. Meß-Anfla-e Ad»»»»«e»Npreis viertelt. <'/, Mk. iacl. Vriaaerlohu 5 ML, durch dir Most bezogen S Ak. Jede eiazelu« N»««»r 20 Ms. velrgeremplar 10 Vf. Grdüorru für Ertrabetlugru lt, Tageblatt-Format gefalzt) »tz«e Pastbesörderuug Ä Mk. «tt Postbesörderuug 8V Ml. Laterale Laespaltme Petrizeile 20 Pf. «rohere Schriften laut uns. Pretsverzeichnib Tabellarischer ». Zifferusatz nach höher« Tarts dirctame» »uter de« «edaettonskrich dle «chchmtl. geile 00 Ps., vordenFomtliennachrtchtea di, «gespaltene geile «0 Pf. Inserate sind siet« an die Etttedittn« ,« sende». — Nabatt wird nicht gegeben. - gahln»! pruauuwernoäc, oder durch Pop. Nachnahme. ^- 274. Krettag den 1. Oktober 1886. 80. Jahrgang. > Amtlicher Theil. dekinnlmichnnz, die Bezahl«»« der Jmmobtltar Brandeafse»- bettkäge betr. Für den diesjährigen zweiten, aus > de» I. Oktober fallaffden Hebctermin ist bei der Gebäudeversicherung«» Vivtbetlung Gin Pfennig u»d bet ber fretmtlltge» Versicherung Giaundrtnhalb Pfennig von der Beitragseinheil zu erbebe». ZS werden deshalb alle hiesigen Hausbesitzer resp. deren Stellvertreter aufgefordert, ihre Beiträge spätestens binnen 8 Lage», von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt- Steuereinnahme bei Vermeidung der sonst eintretenden ZwangSmaßregeln abzusllhren. Leipzig, am 28. September 1886. Der Ratb der Stadt Leipzig. » vr. Georgi. koch. Die Entschädigung für die am lü./l t. dieses Monat« in kiesiger Stavt eiuquartiert gewesenen Lrnnne» »»«» köuigl. I«. Infanterie-Regiment Rr. LSE ist ein- gegangen und kann in den nächsten Tagen bei unserem Quartier-Amte, Stadthaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 107 erhoben werden. Der den Quartierzettel Borweifende gilt als zur Empfang, nähme berechtigt. Leipzig, am 28. September 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. x/n. 7024. vr. Georgi. L. VekinitlMchLil-. Bei unserem Stadtorchester, welches oea Dienst in Kirche, Gewandhausconcert und Stadttheatrr zu versehen hat, soll spätesten« am 1. Januar 1887 die Stelle eine« ersten Violon cellisten mit dem Jahresgehalt von 186V ^ (ohne Pensionsberechtigung) besetzt werden. Geeignete Bewerber, welch« sich einem Probespiel zu unter ziehen haben, wollen ihr« Gesmhck'Fkdeur. mit Zeugnisi«,) di« spätesten- znnr LE Oktober d«. 2«. bei unS einreichen. Die Anstellung hat zunächst auf ein Probejahr zu erfolgen. Leipzig, den 28. September 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi, Wl«s«, Aff. Oberbürgermeister. l» .7'' VSrse M Leipitz. Vom i Oc : der ad finden die täglichen Versammlungen der Fondc-l ör-e .» r Neuen Bilrse statt und zwar zur gewshnlichen L>. '7. n ' zu denselben ist nach der nenen, mit genanntem r , .. ^ ' .luden Börsenordnung nur dknjenigen gestattet, - ei '>" ' l n.l-r aus ihren Namen lautenden Jahres- oder Und. Dem " > iiigie,! Publicum stehen brhuf» Lestchtigung des , B. , ährend der VSrsenzett nur die Galerien — - 'e!o>» I, K-.r>-! — offen. 7 . ember 1886. er D- ruvorfton». 1. »»theil«,, Edmund Becker, Vorsitzender. «tdelln«». Vleyl, BSrsenserretnir, r-,» r i » VI'd- ' ' ?,0r'e> >/ r^i ^ t!-ir>- i g ber Neuen HandelsmSkler -er Neuen Msen-Sr-uung. n I, aigliche» Ministerium des Jauern mittel» -t. bestätigte Neue HandelSmLNer-Ordnung für c Bürsen^Ordnung tresen mit dem 1. Oktober v. I. ' sandelsmäkler-Ordanug sind schon jetzt, Ad. rücke mng vom 2. Ortober ab au der vsrse, sowie ans .» Nene Börse. Treppe «. unrntgeltllch zu haben. <» 28. September 1886. Die Hauprlskammer. vr. Wachsmuth, vorfitzender. Vr. Gensel. S. Prodncten-Vörse za Leipzig. Die Produktenbörse wird «on Sounabeub, de, ». vctoder, ad in dea sür fle bestimmten Räumen des «ene, vörsettOkdiiude« abgebalten werden und zwar für Getreide und Oel — wie seither — Dienstag» und Sonnabend-; Spiritus wird fernerhin nicht mehr täglich, sondern nur noch Dien-zag-, Donnerstags und Sonnabends nottrt. Die VSrsenstunde bleibt die bisherige. Der Zutritt zn den Börsrnversammlungen ist nur gegen Ein» trittskartett gestattet, welch aus den Namen lautend, von der Handelskammer zum Preis von 7.K0 pro Halbjahr brzw. da« erste Mal für die Zeit vom 1. Oktober 1886 bis 30. Juni 188? zum Preis von 11.2o >ch rrtheiit werden und ans Verlangen beim Eintritt vorzuzeigen sind. Letzterer findet ou-schlleßllch durch da» Vestibül de» großen Börsensaales (Vromenadensrite) statt, woselbst auch Karlen zu ein. maligem Vesnch der Produktenbörse sür b0 E pro Stück zn habe» find. Leipzig, de« 80. September 1886. Der vörseGvarftau», ». «dttzellnn» (gez) F. Schmidt, Bors, vletzl. VSrse, secr. Sparcasse zu El-nae»l-. Mit Rücksicht «,s die erfolgte H«rabsetz,ng de« Zi»Ss,ße« fü, Spareiilagen haben wir beschlossen, anck dir Zinsen sür anSgelirhrnr Lapitalieu von Neujahr 1887 ob aus vier »,tz et» «irrtet pro -ent z» ermäßigen. Die dertraaSmSßtge» Verzugsziasea werden hierdurch ,icht berührt n»h bleibt eine etwaig? Sleder-Erhohnng der DarlehnS- zinse» jrdrrzett anSdrücklich vorbeholte». <o>««»itz, den 80. September »886. Dt« StmrnisteUperNmlt,«,. -ntenßri«, Dw. Nachllltz-Aucti-u. Nachlaffr de« Fleischnmeister» Krtetzrtch »tlHet« „«dors gehörige« Nie»dle«, Bette». Rlettzer. ^e, Grundstück« z« Pau- »mrf gegen sofort«,« .. »ich meistbietend »ersteig^,, werden. r»«ch», «, »p. September 188«. Kdntaltch«« A»t«,er«ch1. lll, 8ÜW88. , »««der», A^R. Petter«. »le BearzahtmM Nichtamtlicher Thetl. Jur Gesa«mt!a-e. Mit dem Beginn der Thätigkeit de- General« Kaulbars in Svsta ist die bulgarische Frage in «in neues Stadium der Entwickelung eingetreten und der Entscheidung nahe gerückt. Der General handelt nicht wie ein diplomatischer Agent, sondern wie ein mit unbeschränkter Vollmacht ausgerüsteter russischer Statthalter. Forderungen» verstärkt durch Drohungen, pflegen diplomatische Verhandlungen nicht rinzuleiten, sondern avzüschließen. Die bulgarische Regierung verfuhr deshalb ganz correcl, als sie di« Erfüllung der russischen Forderungen verweigerte und nur im Punct« der Aufhebung de» Be lagerungszustandes Nachgiebigkeit zeigte. Die gefangenen Meuterer und Verschwörer bleiben in Hast, und der Tag für di« Wahlen zur großen Sobranje bleibt unverändert. General v. Kaulbars ist nicht in der Lage, seine Forderungen mit Gewalt durchzusetzen, er muß sich darauf beschränken, seinem Zorn über die bulgarische Regierung, die Zügel schießen zu lasten, weil sie sich seinen Geboten nicht lügt. E« bleibt jetzt abzuwarten, was Rußland thun wird, ob e« den Rath Kalkow'S befolgen und dem Diktator Kaulbars die nöthigen Lictoren senden, oder wie es sein« Absichten sonst in« Werk setzen wird. Nach den Erörterungen, welche über da« gerichtliche Verfahren argen die Urheber de« Staats streichs vom 2l. August in der Presse stattgrfunden haben, ist Rußland in dieser Sache auf sich selbst angewiesen, Deutsch land unterstützt seine Maßregeln nur so weit, daß es die bulgarisch« Regierung vor der Vollstreckung von Todesurtheilen warnt. Soviel ist schon jetzt erkennbar, daß General von Kanlbars mehr gefordert hat. als er durchzusetzen vermag; er hatte wohl gehofft, daß di« bulgarische Regierung sich würde einschüchtSrn lassen, aber darin hat er sich getäuscht. Er hat nur die ohnehin schon gespannte Aufmerksamkeit aus die Entwickelung der bulgarischen Angelegenheiten durch sein schroffe- Auftreten verschärft, und Rußland wird desbalb um so vorsichtiger auftrrtrn müsse«, damit e« nicht den Ver dacht bestätigt, von den Bertragsmächte» verbürgte Recht« de« bulgarischen Volke« verletzen zu wollen. Zwar h»t General von Kaulbar« angeblich versichert» daß Rußland selbst in de« Kalle kein« Besetzuna vulgarieu« deadsichliger- daß seine Forderungen zurückgewiesen werde« sollten, damit ist aber sicherlich noch nicht va» letzte Wort i» dieser Sache gesprochen. Rußland hätte sich nicht so weit vorgewagt, wenn eS nicht entschlossen wäre, bi« an« Ende zu gehen. ES kann sich also nur um die Form handeln, in welcher e» sein Ziel weiter verfolgt. Für gestern war die Beantwortung der Interpellationen wegen der bulgarischen Angelegenheiten, welche die ungarischen ReichStagSqbgeordneken Horvath, Jranyi. Gras Apponyi unv Szilagyi an den Ministerpräsidenten v. Tisza gerichtet haben, angesetzt. Die Anfragen der beiden letztgenannten Abgeord neten sind so klar sormulirt, daß eine ausweichende Antwort sehr schwer zu geben sein dürfte. Graf Apponyi fragt an, ob e» der Ministerpräsident mit den österreichisch-ungarischen Interessen für vereinbar halte, daß der einseitige Widerstand Rußland« den Fürsten von Bulgarien gegen den Willen seine« Volke« zur Abdankung nötbigen konnte, unv daß Rußland einen besonderen Eommissar entsendete, der sich in die inneren Angelegenheiten Bulgarien«, sogar in seine Rechtspflege mischt Der Abgeordnete Szilagyi endlich will Aufschluß darüber haben, ob die Meinung, daß Bulgarien und Rumelien nicht in die Interessensphäre der österreichischen Monarchie falle, mit den Grundsätzen der Orientpolilik Oesterreich - Ungarn« Ubereinstimmt. Eine indirekte Antwort auf die Anfrage de« Grasen Apponyi hat bereit- die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung- ertbeilt, indem sie behauptete, daß Fürst Alexander weder durch Rußland, noch durch eine andere Großmacht zur Abdankung grnöthigt worden ist, daß e» sein freier Wille war. der ihn bewog, Sofia zu verlosten, obwohl ihm Volk und Armee zujauchzten. Es wäre möglich und sogar wahrscheinlich, daß Minister v. TiSza darüber anderer Meinung wäre, un zweifelhaft nehmen dl« Unterzeichner der Anfrage den entgegen gesetzten Standpunkt ein. Durch den Artikel der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" wird aber die Einmischung Rußland« in die inneren Angelegenheiten Bulgarien«, insbesondere in seine Rechtspflege, nicht gerechtfertigt, im Gegenthcil hat sich da» Regierungsblatt bemüht gezeigt, den moralischen Beistand, welchen die deutsche Regierung der russischen in der Angelegen heit de» BrocesteS gegen die Verschwörer de» 2l. August ge leistet har, aus seine thatsächliche Bedeutung zuriickzusiibren: Deutschland habe die bulgarisch« Regierung nur vor der Voll streckung von Hinrichtungen gewarnt, damit Rußland sich später nicht bewogen fühl«, Gegenhinrichtunaea vornehmen zu laste». Minister von TiSza wird also durch keine Rücksichten aus den deutschen Verbündeten abgehalien, zu erklären, ob er die Einmischung RußlalidS in die bulgarische Rechtspflege mit den Interessen Ocsterrrich-UngarnS sür vereinbar hält oder nicht. Bedenklich erscheint die Anfrage de- Abgeordneten Szilagy:, ob Bulgarien unv Rumelien in die österreichisch- ungarische Interessensphäre gehören oder nicht, weil sie ostenbar den Zweck hat, eine mittelbare Acußerung der ungarischen Ne gierung darüber herbeizusühren, ob Oesterreich-Ungarn sich auf den Standpunct der .Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" stellt, welch« die Bewegung in Bulgarien al« eine Angelegenheit be zeichnet, welche die Interessen Deutschland« nickt berührt. Diese Anfrage fällt offenbar unter diejenigen, von welchen die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" sagt, daß sie mit leidensck>ast> licker Hingebung unv mit wenig Rücksicht auf die Interessen de» eigene» Vaterlandes gestellt wurden. Die Interpellanten würden eigentlich nur dann zufrieden sein, wenn Ti-za erklärte: Wir sind empört über da« Vorgehen Rußland» «n Bulgarien, wir betrachten die Entthronung de» Fürstin Alexander und die Sendung de» Genera« von Kaulbars als nicht zu duldend« Eingriffe in die ösierrrichisch - ungarische Jnterestenspbäre. und wir werden nicht zögern, b,e ent sprechenden Maßregeln zu ergreife«, um unseren Interessen Geltung zu verschaffe». Nach Lage der Verhältnisse ist aber eine solche Antwort unmöglich, denn sie würde nur erfolgen können, wenn Oesterreich-Ungarn sich stark genug fühlte, «m den Kampf gegen Rußland allein »«szufechten, »der wenn di« Interessen Oesterreich-Ungarn« »nd Deutsch land« auf de, Balkanhalbinsel identisch wären. Die Antwort Tisza'« wird also einen Mittelweg einschlagen müssen, der vorsichtig Alles vermeiden muß, wä« da» russisch« National gefühl verletzen kvimte. Man ist in den letzten Tagen aus versch'-denen Seiten be müht aewesen. de» Schwerpunkt der auswärtigen Verwickelung von Bulgarien nach Egypten zu verlegen und die Sache so darzuftelle», daß es viel wichtiger sei. England au« Egypten hiurm-zttdr^ngen, al- Rußland in seinem Vordringen aus de« Balkanhalbinsel Grenzen zu ziehen. Eine solch« Verschiebung liegt im Interesse Frankreichs, welche« gute Beziehungen zu Rußland aufrecht erhalten will, aber an der wahren Sachlage, welche aus Bulgarien als aus den Mittelpunkt der bestehenden Verwickelung hmweist, wird dadurch nicht« geändert. Freycinet sagte in Toulouse: „In gewissen fragen muß Frankreichs Intervention eine reservirte sein, obald aber seine Interessen in« Spiel kommen, muß die Aktion Frankreichs sich energisch geltend machen, und wenn sein« Ehre unv Würde bedroht würden, muß es zu jedem Opssr bereit sein." Reservirt ist die Intervention Frankreich« in Bulgarien au- Rücksicht auf Rußland, aber energisch tritt Frankreich gegen England auf. weil es den Einfluß Frankreichs in Egypten zerstört hat. Vorläufig wird ihm da« wenig helfen, denn auf «ine europäische Intervention in Egypten ist nicht zu rechnen. Dir Hauptsache ist, daß Klarheit geschaffen wird Über den Punkt, wo die russisch« Interessensphäre auf der Balkanhalbinsel mit der österreichisch-ungarischen Intereffrn- whärr in Widerstreit geräth, denn davon häogt die Aufrecht- Haltung des Weltfrieden- ab. * widmete dem folgend« Be» Leipzig, 1. Oktober 1886. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeituog" gestrigen Geburtstage der Kaiserin die lrachtung: wir frier» heut« de» Geburtstag unserer erhabenen Kaiserin mit der vollen Hrrz-nStheilnahme, welche die Hingebung des preußische» Volkes an da» Herrscherhaus kennzeichnet, und der Bereoruug, wrlche die deutsche Nation dem Kaiserhause widmet. vir danke» heut« «oe Allem der göttlichen Vorsehung, daß sie da« theure Leben unserer Kaiserin vor neuen Erschütterungen bewahrt hat, und wenden getrosten Mathe« unsere Segenswünsche nach dem reizenden Fl ck deullchcu Boden-, wo die hohe Frau jetzt zu ihrer Erholung »eilt «uv, wie die Berichte versichern, sich de« besten MohljewS erfreut »ach der »ufrrguug »ud den «nstrraguugr, der „Kaiserin««". Die Kaiserin hat sich den Anstrengungen der Nrisr «ach dem G^ß» a» der Sette de« kaiserliche» Gemahl«, mit dsselbree Hia- unterzogen, wie sie jeder Pflicht de« fürstlichen veriffn». die » Ge Sphäre» fürstlicher Freue« gegeben ist, All rttleH Eifer obliegt, welcher bei jeder «em» Aeuprruug ihr »eu« Berohrung erwirbt. Da« hilfreiche Mitgefühl für die Leidende», welches zu den segensreichsten Tugenden unserer Kaiserin gehört, ermüdet nie »nd wendet seine Theilnahme immer von Neuem den Bestrebung« zu, welche hnmanitalriu Zwecken gewidmet find. Die großartigen Ber- anstaltungen, welche unter dem Symbol deS „Rothen Kreuze«" ihre Wirksamkeit üben, sind daher der Gegenstand ihrer sielen Aus merksamleit und haben dieselbe auch im vergangenen Jahre in besonderer Weile auf sich gelenkt. Aber der fürstliche Beruf erschöpft sich nicht in der Uebung der Wohlthütigkeit, und unserer Kaiserin wird man alle Zeit nachzu- rühmen haben, daß sie, den Impulsen ihre« Herzen« solgend, viele Lhränen getrocknet, große Schmerzen gelindert, daß sie ober auch in ihrem hohen Sinne den Antrieb gefunden Hai, sich da« Ber- ständniß der geistigen Bewegung ihrer Zeit zu sichern, wovon neuer lich ihre Kundgebung aus Anlaß der diesjährigen Versammlung der Naturforscher ein beredres Ze"-mb war. Und die mit so großer Anstrengung verbundene Reise noch den Reichslauten, aol welcher die Kaiserin den Kaiser, ihren Gemahl, begleitete, war sie nicht wiederum ein Beweis sür die Gewissen. Hastigkeit in der Erfüllung sürstliwer Pflicht? Eine Repräsentation-- Pflicht zwar, ober Jeder, welcher die Verhältnisse nicht blo« obenhin beurtheilt, weiß, daß ihre Ausübung tu diesem Falle von hoher nationaler Wichtigkett war. Unsere deutschen Brüder im Elsaß haben sich unter fremder Er> ziehung fremden Neigungen zugewandt und ihrem Geist eine fremde Richtung geben lassen. Aber wie die bewahrte deutsche Sitte be zeugt, sind ihre Herzen deulsch geblieben, nur ist ihr Schlag matter geworden. Der Anblick de« Kaiserpaare« aber hat diese Herzen wieder rrwärmt, und der brausende Jubel, mit welchem unser Kaiser, der nach so großen Anstrengungen und so glorreichen Er folgen in den Jahren keine Schranken unermüdlicher Reqentensorge findet, mit welchem unsere Kaiserin, welche alle Tugenden des FrauenherzenS mit dem hohen Berstäadniß und der treuen Ersül- lung de« fürstlichen Berus- verbindet, begrüßt wurde, bewies, daß unsere Stammesbrüder nicht länger zögern wollen, in die deutsche HerzenSgemelnschaft zurückzukehrea. Der heutige Tag wird diesem verlange« einen neuen Impuls geben, und überall, wo das schwarz-weiß rothe Bauuer sich erhebt, wird der gkmeinsame deulsche SegenSrus ertönen: Heil unserer Kaiserin Augnsta! * Zur Parteilage im Anschluß an die Weltlage be merkt die „Kölnische Zeitung": Gelegentlich der bulgarischen Frage Hai sich in Deutsch, land zum ersten Male eine Erscheinung drntlicher abgezeichaet, welche trotz der Bedeutung, die sie beanspruchen darf, bisher nur wenig Beachtung gesunden hat. LS ist nämlich bei dieser Gelegen heit zum ersten Mal« offenkundig zu Tage getreten, daß sich in unserem Parieileben anscheinend eine vollständige Umgruppirung vollzieht. Stauden nämlich die link-liberalen Parteien bisher abseits vom nationalen Leben schmollend oder spottend beiseite, Io haben sie jetzt umgekehrt die große Tragkraft de« nationalen LhauviniS- m u« erkannt und suchen gerade die Ausschreitungen und Verirrungen de« BolkSbewußtleinS als Hebel gegen die Regierung und die gemäßigten Parteien zu beuntzen. Daß ei» solcher Umschwung sich vorbereitete, mußt« Jedem klar sein, der die Wetterzeichrn der letzten Monat« zu deuten wußte. Mau könnte eine ganze Reihe von deuischra Blättern auszählea, welche bisher nebel- basten weltbürgerlichen Ansichten huldigten, dir schon vor fünfzig Jadrea einer verflossenen Mode angehörtea, und welch« jetzt dagegen wenigstens den ehrlichen Versuch machen, den nationalen Regungen de« deutschen Geiste«, die sie früher mit giftigem Hohn» verfolgten, gerecht zn ,verden. Auch di« stürmische Forderung der druisch-srei» sinnigen Presst. Deutschland solle aus den Tisch schlagen, al« hinten in Bulgarien eine Revolution nicht mit Rosenöl »nd Lavendelwasser gemacht wurde, war im Grunde nur ei» täppischer Versuch, den ver- lorenen nationalen Boden wiedrrzngewlnne» nnd dle nationalen Parteien zu übertrumpfen. Der ganz» Vorgang ^Igt einerseits, haß dir Leutichsreisinaiglett mit ihrem Latein nabetz» zu Ende ist »nd sich deshalb gezwungen fleht, br« dem geistigen Eopiial -nderrr Parteien Nein« Anleihen auszuaehmrn, und ist aitdeesell« ein sorrcheadrr Beweis dafür» daß dt« nationale Gesinnung ln Deutsch land sich »run doch allgemach zu einer Macht heranSgewachsea bat. der sich entgegenzustemmea die radikalen Parteien nicht mehr rathsam finden. ES dürfte stld also in Drnlschland allmälig jener Zustand heranSbilden. der in allen andern Ländern längst besteht, daß nämlich di» radikalen Vertreter brr politischen Halbbildung vorwiegend den Lbau- vinlSmu« in Pacht nehmen, während den politisch grretsteren Parteien vorwiegend die Ausgabe znsnllea würbe, mäßlgenb zu wirken und nur die berechtigte» Formen de« NationalgesühlS zu vertreten. Daß diese Gruppieuiig nicht längst eriolgte, ist lcdigttch der absontekliche» Schwäch« de« nationalen Geiste« zuzuschreibea, der den lieben ver- schlafen»» beuischea Michel keanzrichnete. Die neu« Erschein«! hätte «ff», »ou dieser Seite betrachte», tmmrrhtn »tue erfreulich« Seite. Sie bringt aber auch dl« Gefahr mit sich, daß ber NatioualtSum» sich überstürz« und aberkugele, sich hier in einen wirren und wüsten Au- tliemitt-muS verkräuiel», der vollständig verkennt, daß der jüdisch« Geist neben manche» Schwäche» viele und glünzende Vorzüge besitzt» dort wieder durch seine martialischen Geberden die Völker durcheinander zu Hetzen. Die Erfahrungen der letzten Woche» habe» z. B. wieder eiumal Var bewiese», wie Verlage» der beknanie demokratisch« Lehrsatz ist, daß »te Monarchen «nd Regierungen dir armen Völler zur Schlachtbaut drrkriege chleppen. Ju Rußland, in Oesterreich, tu Drulschloud war«» e« >ie Regierungen, welche sich zn eiuer Politik der Mäßigung und ve- onnenhett bekannten, und in veusrlbe» Ländern gingen -trade jene Parteien, die sich gern auf da« VokkSbewußtsein berufen, al« die rastlosen Fakkelläufer derKriegSsurie um. Wir habe» e« wieder einmal schätzen gelernt, wie werthdoll e< unter Um ständen werden kann, eine Regierung z« haben, dir stark genug ist, um nicht jeder vorübergehenden Wal- lung der öffentlichen Meinung folgen za müsse«. Grade eine Nation wie die deutsche, welche ihre großen Ziele im Weseut- lichen erreicht hat, sollte doch ihr Heim ruhig auSbauen «nd weuig Lust haben, ihren jungen Staat ohne Noch m unabsehbare Verwtck- langen hlnrinzudräugea. * Diejenigen nicht mehr militairdienstpflichtigen inaetiden Unterofficiere (Feldwebel rc. unv Sergeanten) von mindesten« achtjähriger aktiver Dienstzeit, wrlche zur Verwendung als Feldwebel-Lieutenant« im Mobilmachung«salle während der Zeit vom 1. April 1887 bi» dahin 1888 bereit sind, müssen sich jetzt bei dem betreffenden BezirkScommando oder BezirkSseldwrbel melden. Beamte von Staat-- und Communalbehörden haben da« Etuverständniß ihrer Vorgesetzten Behörde hierzu nachzusuchen. Die Feldwebel - Lieutenant- Werden verwendet zur Besetzung der Second - Lieutenants stellen bei den Ersatztruppen» den Landwehr-Fuß-Artillerie- Bataillonen, den Garuison-Bataillonen, Depot»EScadron« und Landsturmsormationen. Dieselben gehören zu den Landwehrosficieren, und zwar zur Hauplclasse der Sub- alternosficierr im Range der Decond-Lieutenant», hinter denen sie rangirea. Auf sie finden demgemäß alle aus die Officiere bezüglichen gesetzlichen nnd sonstigen Vorschriften Anwendung. Ausgenommen sind hiervon nur die Bestimmungen über die Ehrengerichte, und üb« die Wahl der Officiere «nd sollen Feldwebel-Lieutenants an den Ehrengerichte» und der Offieier» wähl weder thrilaehmen, «och ihnen unterworfen sei». An Stelle von Patenten erhalte« sie Bestallungen nach Art solcher sür die Feldwebel der Garde. Die Felvwebel-Lieuteaattt« erhalt« neben den bis dahin empfange»«» Gebühruiffr« auch noch den Wohouuasgeldzuschuß eine« Liellteuänt«. Sw Hckhg, skr ihre pchsönlick« BrNeidung und AusrAstuug selbst SMffb zu tragen und erhalle» daher auch das reglement-mäßige Equipirungsgeld. Die «ach den Etats ihnen etwa znstehenvrn Reitpferde werden ihnen vom Truppentheil, vollständig aus gerüstet. gestellt. * Wie es heißt, beabsichtigt die Marineverwaltung, an der Westküste von Schleswig eine Station für Tor pedoboote einzurichten. Ais passender Ort hierfür sollen Wyk auf Föhr, Husum oder Sylt in Aussicht genommen sein. Der Chef der Admiralität hat bei feiner neulich«« An wesenheit in dortigen Gewässern am Bord de« Aviso .Falke" Localbcsichtigungen vorgenommen. Dieser Tag« trafen da« Kanonenboot .Drache" und zwei Torpedoboote in Wyk auf Föhr ein, und man scheint diesen Hasen bei Anlage der Station bevorzugen zu wollen. * Ueber die Durchführung deS Ansiedelungs gesetze- für Posen und Westprrußen wird osficiö« berichtet: War die August-Sitzung der Lommisssvn zur Durchführung de« 100-MlllionengesetzeS neben der Erledigung der vorliegenden Güter- ankaufSsragen vor Allem der Erledigung der formalen Seite therr Geschäftsführung gewidmet und ist damit die Vorbedingung für rin regelmäßige« Wirken der Commission geschaffen, so dürste die für den 11. Oktober in Aussicht genommene weitere Sitzung dazu bestimmt sein, die allgemeinen Gesichtspunkte zu erweitern, von denen bei der Besiedelung der hierzu geeigneten Güter auszugehen sein wird. Bon einer schematischen Behandlung dieser Fragen wird dabei nicht die Rede sein können, dos. iva« an leitenden Gesichts punkten lm Voraus sich ausstellen läßt, wird vielmehr elastisch genug sein müssen, um tue konkreten Verhältnisse des einzelne» Falles zu ihrem vollen Rechte gelangen zu lassen. Mit dieser Maß gabe werden sich aber doch fruchtbare Direktiven für die Einleitung und Durchführung de- Ansiedelung-Werke- gewinnen lassen. ES gilt dies insbesondere von der Regelung der mit Besiedelnng zusamineu- hängenden öffentlich-rechtlichen Verhältnisse, vornehmlich also der Einrichtung der Gemeinde-, Schul- und Kirchenverhältnisie. Um nur Ein- zu erwähnen, so bietet die erforderliche Neugründong von Gemeinden die Gelegenheit, einen der ichwersten Mißstände unserer östlichen Landgemeinden, den Mangel jeglichen Gemeindebesitze-, für diese durch Zuiheilung von Bemeindeoreal zu vermeiden und damit dieselbe» von vornherein in eine verhältnißmäßig günstige Lage zu bringe». * Al« in Mainz die diesmalige Schwurgerichts session begann, hielt der Vorsitzende. Landgerichtsrath Forck, an die Geschworenen eine Ansprache, der wir folgende die Verhandlungen de» letzten IunslentageS streifende Stelle entnehmen: „Meine Herren Geschworenen! In letzter Zeit sind an anderer Stelle gewichtige Bedenken gegen die Schwur gerichte laut geworden.' Es steht mir nicht zu. von dieser Stelle Kritik zu üben; aber meine Herren, Verfahren Sie in der von mir angegebenen Weise, so können auch Sie in Ihrem kleinen Kreise ein Slcinchcn beitragen, welche- geeignet ist, die Schwurgerichte, die in den rheinischen Landen seit mehreren Menschenaltern eingebürgert sind, zu festigen." * Die Rede, mit welcher in Nürnberg Bürgermeister Freiherr von Strom er den Prinz-Regenten am Bahn hose begrüßte, batte folgenden Wortlaut: „Allerdurchlaiichligfter Prinz und Regent! Vllergnädigster Regent und Herr! In tiefster Ehriurcht hat sich die Vertretung der altehr- würdigen Stadl Nürnberg hier veriammelt, um Eure königl. Hoheit bei Allerhöch'librer feierlichen Ankunft auf« Herzlichste zn begrüßen. An diesem srohrn Ereignisse nimmt die gelammte Einwohnerschaft Aniheil, welche wie in Le b, io in Freud in gleichem Gefühl« wir die anderen Städte und lueile Bayern» sich Ein« weiß in der U». dänglichkeit z»m Herrscher,muse Wiitel»bach. wrlche den Aufschwung der Stadt nach langer B röduna dirser Regierung verdankt und die« affen, gern und willig bekundet. Air wallen heute nicht zurückerinnern an die Ereignisse de« Frühjahres, welche i« ihrem graulen Geschick die Herzen der Bürgerschaft tief erschüttert habe»; wir wollen bei Allerböchstihrer Anwesenheit unS der Gegenwart srruen, und ich dors offen aussprechen, daß Eurer Igl. Hoheit von der Bürgerschaft allseitig« und ttesr verehrnug rntgrgengebracht wird. Gehen wir doch in Eure« Igl. Hoheit den erhabenen Vertreter de« Hause« WittelSdach, drr sich schon seit Jahrzehnten mit Gruft und Eifer den Staats- und Militairgrschäiien gewidmet, der die siegreiche Armee mit nach Frankreich geleitet und sich in Frieden«- und Kriegs- läuft»» al« gerader, offener Lharakier unv al» Mann bewährt hat. Ihr neue« Hiersein in der jetzigen hohen und verantwortungsvollen Ttrllnng beweist nn«. wir ernst Eure kgl, Hoheit die Aufgabe nehmen
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