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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188610115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-10
- Tag1886-10-11
- Monat1886-10
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1886
- Autor
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Erscheint tL-lich früh 6'/, Uhr. Xeßaüio» und -rpkditis» JohanneSgasje 8. Sprechstunde« der Kedaklirv: vormittag« U>—IS Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. »r »«, »aa„», wa.olcrcht, «ach» «« tt, M»«Mi »>ch« »«»-»>>». Annayme »er für »te aächstsalie»»« Nnmmer bestimmte« I«ser«te a« Wachenlagen »i« S Uhr Nachmittag», a« Tann-un» Festtage, früh üi« '/,* Uhr. 3« de« Filialen für 3ks.-A»«ah«e-. Otto Klemm, UniversttäUstraß« 1. tauig Lösche, Katharineastr. SS, p. «,r »t» Uhr. KiMer. Tagcblait Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 284. Morrtag dm 11. October 1886. Meß-Auflage IS,7LO. ^donnrinrntsprns Viertels. 4^/, Mir. iacl. Vr iilierlvbn ä Mk., durch die Post hejozeil t> M?. Jede einzelne Nummer SO Ps. Belegexemplar 1V Pf. Lebüoreu inr Extrabeilage» tia Tageblatt-Format gefalzt) ahn« Poftbeiörderung äO Mk. Mit Postbesörderung 60 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Erößere Schrüten laut uni. Preisverzeichaih. Labeüarischer u.Zifferniotz nach HSHerm Tarif. Leclüme« < »ater dem Redactiou«ftrich die «gespalt. Zeile bOPs., vor den Familiennachrichteu die 6geipallene geile 40 Pf. Inserate sind üeir an die H?pe»ltia, zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneoawernoäo oder durch Post- uachuahme. 8V. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Nnstetzent«» mm ViitpW» in »er Ror-oor-itt. Folgende der Stadtgemeinde gehörig« Bauplcktz« der BaoblöSe H >«d IV -«» Skördltche» plane« und zwar nach den betr. Parcelliruug»plänen »»« Baublock II 1) Bauplatz Nr. 4 «« der Vorkstraßc mit 742.96 qm, 2) . .5». - - 742.98 . vo» BaaAlock IV S) Bauplatz Nr. 5 an der Gneisenaustraße mit 783.04 qm, 4) - - 6 - . - - 579.51 . 5) a -1». . yorkstraß« - »79.9t a 6) - .14. - . - 579.51 « Flächengehält sollen verkaufe »ersteigert werden nnd beraumen wir hierzu aus Freitag, »ea SS. October d. I., vormittag» LS Uhr t« Gaal« der Alte« Waage, Katharinenstrabe Nr. 1, 2. Etage, Bersteigerung«termin an. Derselbe wird piincilich zur angegebenen Stunde eröffnet und die Versteigerung bezüglich eine« jeden der etnzelu »ach etnauder t» obiger Reihenfolge «»«gebotenen Bauplätze geschloffen werden, wenn darauf nach dreimaligem Au«rnfe kein weitere« Gebot mehr erfolgt. Die Bersteigcrung-bedingungen nebst den Pareelliruna«- plänen liegen auf dem Rathhau-saale, 1. Etage, zur Einstcht- nähme au«, und e« sind davon Exemplare in der Sportel- raffe l ebendaselbst, Zimmer Nr. 2, für t 20 ver käuflich. Leipzig, den 28. September 1886. Der Skat- der Gtadt Leipzig. Eer« l.».512l. vr. Georgi. i-rutti. . Ausschreibung. Di« Glaserarbriten für den Neubau des Eonservatorium» sollen vergeben werden. Bedingungen und Unterlagen für diese Arbeite« können im Baubureau (Grassistraße) eingesehen resp. entnommen werden. Di« Gebote sind versiegelt und mit der Insschrift: „Vreaban Conservatoriuni-Glasrrarbeitr«" bi» zum 16. October » <z. Nachmittag » Uhr im Bauamt (Rathhau». 2. Obergeschoß. Zimmer 5) rinzureichen. Der Ralh behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, sowie die cvcnt. Theilung der Arbeiten oder Ablehnung sämmt- licher Angebote vor. Leipzig, Len 8. October 1886. De» Rath» »er Gtadt Leipzig Ba»bep»tattou. Ib. S656. ilffene StadtkSmmerrrstelle. Die hiesige, mit einem Ankang-gehalt von 3000 >l und Pttsiov«- berechtigung verbundene StadtkLmmecerstelle ist baldmöglichst zu besehen. Bewerber um dieselbe, welche dt« Qualistcation z«m höheren Justiz- oder ver«altun»«»tenfte besitze» müffen, wollen >hre Seiuche unter Beifügung der erforderlich«» geugnlffe u»d eine« Lete»«laufS bi« zum SO. October l. I«. «her rioreichen. Loburg, den 8. October 1886. Die Tt«»tl>er«r»»rtrn»ersa»»Umg. Justizrath L. Bahmau». Vorsitzen der. Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 11. October 1886. * Die Frage de« eisernen Präsenzstande« de« Heere» hat durch da» entschiedene Dementi der »Nord« dentschen Allgemeinen Zeitung" die praktische Bedeutung der- loren. Allein die Erörterung Über die Art. dieDauer und Höhe der Feststellung der Heere-stärke nach dem nahen Ablaus de» Septennat« ist damit keineSweg« gegen- sta»d-lo» geworden, vielmehr wird die Frage in allernächster Zeit sehr brennend werden. Wenn die Regierung eine dauernde Feststellung nicht in den Urei« ihrer Erwägungen gezogen hat, so kann doch daran »icht gezweiselt werden, daß sie mit dem Vorschlag eine» erneuerten Septennat« vor den Reichstag treten wird, und zur Beurtheilung der Aus sichten diese- Vorschlag« haben die Erörterungen über die eiserne Präsenz manchen Fingerzeig gegeben. Die Hoffnung ru einer Verständigung in der Militairfrage, auch nur in der Form eine» erneuerten Septennat« zu gelangen, könnte nur darauf beruhen, daß ein namhastcrTheilde-Centrum« sich bestimmen ließe, mit den Eonservativen und Nationalliberaleu zusammenzugehcn. In der Haltung der ultramontanen Presse aber hat diese Hoffnung durchaus keine Stütze gesunden. Die Blätter de» Centrum« unter voranlritt der »Germania", auch di« sonst für gemäßigter und konservativer geltenden, verhielten sich durchaus ablehnend gegen jede Form der Bindung de« Budgetrecht» aus eine längere Dauer. Wir wissen freilich, daß dir ultramontane Preffe wiederholt von einem Theil de» Eentrum« in Glich gelaffen worden ist. auch beim Socialistengesetz trat in der klerikalen Preffe nur sehr vereinzelt ein zustimmender Standpunkt hervor. Allein die entschiedene Sprache der ultramontanen Blätter muß die Hoffnung doch sehr erschüttern, daß da« Eentrum zur Ver ständigung die Hand bieten werde, zumal wenn auch noch eiue Erhöhung der Präsenzziffer gefordert wird. E» fehlt trotz de- „FriedenSgesetzeS" an allen Anzeichen, daß die Windthorst-Richter'sche Opposition-Mehrheit sich bei dieser Frage auslösen werde, und e» bedarf keiner weitere» Bemerkung, daß wir damit sehr kritischen Entscheidungen entgegengehen. * Feldmarschall Graf Moltke ist in Wilhelms haven emgetrofsen. — Die EinwrihungSseierlich- keiten de« aenen Haseu« zu Wilhelm-haven» welche ursprünglich am 27. oder 28. October stattfinden sollten, habe» vertagt werden muffen, weil bi» dah» di« Fertig stellung der noch rückständigen Arbeiten nicht zu bewerk- stelliaen ist. Ai« »euer Termin für die Feier ist jetzt der 10. November in Aussicht genommen, doch hängt die Ein« Haltung veffelbeu ebenfalls von Umständen ab und kann event »och n» einig« La« hinausgeschoben werden. Daß der Kronprinz die Einweihnng«fei«r durch sein» Gegenwatt beehren wird, gewinnt an Wahrscheinlichkeit. Wie au» Oldenburg gemeldet wird, ist der Kronprinz zum Besuch der qroßberzoqlichen Herrschaften bei Gelegenheit der Ein, weihung-seierlichkeiten der neuen Hasenanlageu in Olden bürg angemeldet. * Ueber Lord Ehurchill wird der „Kölnischen Zeitung' a«< Berlin vom 9 d. M. geschrieben: Der unglückselig« Lugläider. der hier unter dem Namen Spencer o« DienStoa Abend etngktroffen und am Donnerstag Mittag om IS Uhr »ach Dre«de> weitergereist ist, läßt unsere Zeilnnge» noch immer nicht zur Ruh« kommen. Besonder« sensationslüsterne Be- «ichterstatler melden sogar, daß er mehrere geheime Unterredungen mit dem Staattsecretair Grasen Herbert Bt«marck gehabt habe. Dem gegenüber kann ganz bestimmt versichert werden, daß wedrr dieser Mr. Spencer noch irgend ein anderer Engländer, der auch nur eiue eatfernte Aehnllchkeit mit Lord Raudolph Lhur- chtll besessen, mit dem Grafen Herbert Bismarck oder auch mil irgend eiue« Beamten de« >u«wirttqen Amte« eine Unterredung gehabt hat. Lbenso bündig wird von der diesigen englische» Bätschest wie Von dem britischen General - ikouiulat ver. sichert, daß Mr. Spencer sich während seine« hiesigen Aus. euthalte« dott nicht hat sehen kaffen. Einzelne Berichterstatter haben de» Anfrathalt de« Mr. Soencer Hierselbst mit so scbarser Lupe «utersucht, daß man mit einiger Bestimmtheit sagen kann, dost die einzigen preußischen und deutschen Beamten, mit denen dieser HSchst rhrenwerthe Gentleman und seine Begleitung i» Deutsch land in Berührung gekommen sind, nur kchallcrbeamte und Schaffner gewesen sind. Einem fleißigen Reporter verdanke» wir sogar die hochwichtige Auskunft, daß Mr. Spencer am Mittwoch Abend seine Zell und seinen Operngucker dem Ballet „Amor" im Bictoriatheater gewidmet, während er den „Johann von Lothringen im künigl. Opernhause und „Zopf und Schwert" im deutschen Theater verächtlich beiseite grlaffen ha,. Die Frage nun. ob Mr. Spencer der wirkliche Lord Raudolph Ll urchill war, oder nicht, mag hiernach dem NeuigkeitSkrümer überlassen bleiben. Für den Politiker ist sie gleichgiltig, da selbst bei Bejahung dieser Frage e« jetzt unzweisel- hast seststeht, daß politische Absichte« und Unterhaltungen mit diesem Aufenthalte in Berlin »icht verknüpft gewesen sind. Mau sollte zudem nicht vergessen, daß Lburchill kein windiger Franz»!«, sondern eia sehr ernst zu nehmender Engländer ist, der am aller wenigsten nothwendig hat, zur Erreichung politischer Zwecke sich und seine Reis« in ein nebelhafte« und doch durchsichtige« Inkognito zu hüllen. Wie im vorigen Jahre Lord Rosebery in »oller Offenheit z»m Grase» Herbert Bi«marck reiste, ohne daß e« ihm i« der «sfent- lichen Meinung Englands geschadet hat, so wird auch zweifellos die- selbe »ffeatlich« Meinung England« e« dem Lord R. Churchill nur hoch anrechnen kSoaeu, wen» er e« versuchen sollte, die knutsche Re- gierung über di« Ziele der eagliichen Politik aus dem kürzesten Wege aaszukläreu und für dieselbe zu gewinnen. * Die..Nationalliberale Eorrespondenz" schreibt: »Wir hatten neulich bei Besprechung der Ratzcburger Brief fälschung daran erinnert, daß auch ui anderen Partrilageru die Aufregung der Wahl» und Parteikämpse mitunter reckt bedauerliche und häßliche Dinge hcrvorbringe und hatten als Beispiel einen deulschsreisinnigen Richter, Landgericht»» rath Maaser in Meiningen, angeführt, verwegen Ver leumdung de» nationalliberalen ReichslagSabgcordnclen Zeitz zu Gesängniß verurtheilt wurde und daun aus de», Rickler- ftanve ausscheide» mußte. Wir hatte» die beiden Vorfälle keineswegs auf Eine Stufe gestellt, erkenne» vielmehr an, daß der Francke'sche Fall erheblich schwerer ist als der Maaser'sche. Die „Freisinnige 'Zeitung" Halle infolge diese» Artikel» einen heftigen Ausfall gegen die „Nationäiliberale Eorrespondenz" gemacht und mit der Bemerkung geschloffen: „Wie wenig der Vorgang dem LandgerichtSralh Maaser in der öffentlichen Meinung geschadet hat. gehl daraus hervor, daß derselbe noch jüngst zum Landtagsabgeordneten für Meiningen gewählt worden «st." Dieser Bemerkung gegenüber werden wir nun darauf aufmerksam gemacht, daß Herr Maaser im Sep tember 1885 mit knapper Majorität in den Landtag gewählt wurde. Die Brrurtheilung Maaser'» seiten» de» Meininger Landgericht» erfolgte aber erst im Decew.ber 1885 und die reich-gerichtliche Bestätigung de» Unheil» im Mai 1886. In Meiningen ist man allgemein der Ansicht, baß. fall» die Landtag«wahl nach der gerichtlichen Brrurtheilung statt- gesunden hätte, überhaupt dre Candidatur de« Herrn Maaser unmöglich gewesen wäre." * Zur politischen Lage in Bayern meldet die „Nationalzeituna" au- München, 8. October: „Die politisch« Bedeutung der Preßorocesse, die sich i» de» letzten Logen hier nnd in Straubing abgespielt haben, liegt i» derselbe» Richtung, wie diejenige der Besuche, welche der Priuzregeut unmittelbar vorher de» drei grüßten Städten der bayerischen Provinze» und nach seiner Rückkehr dem Oclobersest m München abgestattet hat. Alle diese Acte waren geeignet, der neuen Regierung oerftärkte Sympathien zu gewinnen und jener ver bissenen nltramonlanen Ovvosition die Wurzeln abzugraben, di« sich noch immer nicht scheut, an der Nothwcndigkeir der Ent mündigung König Ludwig« ll. »u nörgeln und die tbolsächliche und rechtliche Begründung der Regentschaft zu bestreiten. Die schroffste» Widersprüche genireu dabei jene Hetzer und Minirer« keineSweg«: einmal wird behauptet, der unglückliche König sei gar »icht geiste«kra»k gewesen und mau Hab« ihn nur mit Un recht von der Negierung verdrängt, dann wieder werden die Minister angegriffen, weil sie Jahre lang unter einem offenkundig irrsinnige» König die Negierung sortgrsühtt und Volk und Land betrogen hätten. Bor der Inn,-Katastrophe mochte e« berechtigt oder doch zu ent schuldigen sein, wenn über den Zustand de« känig» und die Aktion de« Ministerium« Zweifel bestanden, aber wenn die ultramontane Hetzpreffe »och »ach der authentischen und umfassenden klar- stellung der Thatlachen da« Ministerium und damit auch die Regent- schaft verdächtigte, kan» wohl von einem objektiven Standpuncte dir Berechtigung und Verpflichtung nicht verkannt werde», jener sortgesetzte» Verdächtigung mit den Waffen de» Geseke« entgegen- »«trete». Erfreulich ist, daß altbayrisch-katholischc Geschworene die Nechnnng der klerikalen Hetzer zu Nichte gemacht nnd sich den klare» Blick für Wahrheit und Recht bewahrt haben. Such bet der Reise de« Petnzergrnte« durch die schwäbischen und sränkischen Provinzen hat sich gezeigt, daß die sanaiische Agitation dkS„Mün. cheuer Fremdenblattr«" wie tde« „Fränkischen Volk«, blatte«" and ihrer Genossen bei der weil überwiegenden Mehr heit der kittholische» Bevölkerung da« wachsende vertrauen zu der neue» Regier»»- nicht zu hindern vermochte. Nicht allein in dem gnt national dt«cipltnirten Augsburg und in dem halb fortschrittlichen, halb socialdemokratischen Nürnberg, sonder, auch in dem überwiegend klerikalen Würzdurg nnd in den auf der Reise de« Prinzregenten berühr ten katholischen Gegenden war di, Begrüßung de» „Reichsverweser«" von Seiten der Bevölkerung ungemein warm und herzlich; und wenn die m den letzte. Tage» hier abgehaltene Lonsereaz der klenkal-patriotriche» Abgeordnete» für de» bevorftebendr» Wahlseldzug noch keine bester« Losnn, aulzogebe» wußte, al« da« Festhalten am bi«berigen Partei programm. lont welchem da« Ministerium Lutz priucipiell zu be kämpfen war. so dürfte die Partei damit ihre Anösichlen aus Erlolg nicht eben verbessert Hoden. Da« loyale Auüreteu de« Regenten aud seine all« aemüßigten Politiker besrltdigende« Regiernng«- progrnm» vom S. Jnli tan» nicht perfrhle», ein« mittlere Richtung unter d» katholisch», Wähler» »» verstärke», dir bet den Landtag- wählen ihren U»<dr»ck sinvr» mnß; und so dürfe» wir, wen» di. Regierung von dem vorgezrichaete» Wege nicht adirtt nnd «an liberalerseit« seine Pflicht thnt, einer Besserung der bisherige» ver fahrene, polilischea Zustände de« Laude« mit einiger Beruhigung eutgegeusehrn." * Zwei in Nancy erscheinende Blätter, de, „Eourier de Meurthe et Moselle" und ,Fa DSpSche" hatten eine recht Perflde Kritik an den Mitgliedern de« Metzer Ge meinderath« geübt, welche an der Deputation Theil ge nommen, die zur Begrüßung de« Kaiser« nach Straß burg ging. Einer dieser Herren. Stadtrath Frentz. ein Altmetzer, hat den genannten Blättern eine Abfertigung zu- gehcn lassen, di« verdient, in weiteren Kreisen bekannt zu werden. Wie der „Lorrain" berichtet, heißt e« nämlich »n der betreffenden Entgegnung: „Mau findet au den Küsten Afrika« BolkSftämm», welche ihre Brüder verkausca. ohne sich darum zu bekümmern, «a« nachher au« denselben wird; Ihrer Zeitung war e« Vorbehalte», ihre Spalten Leuten zu öffnen, welche, nachdem sie UN« dem Feinde überlasse», NM ihr Läsegeld zu bezahle», feig genug sind, un«, unter dem Schutze der Auouymität. Beleidigungen in« Gesicht zu schleudern, weil wir un« de- strebe», dieLage, in der wir ou« befinden, mil »«glichst geringem Nach- theil« zu ertragen. — Wenn e» so sortgeht, werde» un« jene Leute bald ein verbrechen darau« machen, daß wir Metzer Bürger »icht zu ihne» kommen, um ihnen die Schlüssel der Festungswerke zu bringen, welche da« Kaiserreich au Deutschland auSäcliescrt hat. — Man beschuldigt meine Tollegeu im Grmeiaderalhr, die Herren Neumau», Gäliuet «ud Tilleman», die Niederlage der sranMischen Pattei bei den letzte» Wahlen herbe,geführt zu Haber». Der wahre Grund war der Ueberdruß der Metzer BevSlkernng an der nihilistischen Politik, welcher sich einige Mitglieder de« alten Gemeinderath« beflissen haben. Jene Herren sind der Susicht. daß «au tt» Auge opsecn muß, um seine Nachbar» um beide Sugen zu bringe»; allein die Be völkerung will nicht in laichen Bahne» wandeln..." Für die Beurtheilung der Stimmung ist dies« Kuadgrbung jedenfalls von Interesse. » » v * Kurz vor Beginn der diesjährigen Reserve-Ossi- cierS-Prüfungen in Oasterreich hat der gemeinsame KriegSministrr Gras Bylandt angeordnet, nur diejenigen Ein- jäbrig-Freiwillige» al« besiihigt für die Osfieiercharge anzu erkennen, welche da« Deutsche vollkommen beherrschen. Nach einer von einem czechischen Blatte gegebenen Zusammenstellung hat der Erlaß verrit» seine Wirkung geäußert, denn der Prceentsatz der Tzochen, welch« die Prüfung bestanden haben, ist «in varschwindend geringer. Die ministerielle Weisung steht in einem bemerkenöwerthen Gegensatz zu dem Angriff, den der Iustizminister vr. Prazak jüngst gegen di« deutsche Sprache gemacht hat. * Der bulgarische Nachrichteuquell fließt in den letzten Tagen dünner und spärlicher und man kann den Aus gang de» unblutigen Waffengange« zwischen dem General KaulbarS und der bulgarischen Regierung noch immer nicht mit Bestimmtheit vorau«sagen. An den Unrechten Mann war Kaulbar» jcvensall« in Rustschuk bei dem Obersten Filow ge kommen. Filow war einer der Urheber de» Septembcrpulsche» und ein treuer Anhänger de» Fürsten. Der russische Eonsul erklärte ihm. er werde zum General befördert und nach der Ankunst Ver russischen Bcsrtzung«lruppen auch sonst belohnt werde», wenn er die Gefangenen befreie: der Oberst theilte viese Anerbietungen den Truppen mit, welche seiner Weigerung begeistert beistimmten. Minder zuverlässig ist offenbar die Besatzung von Schumla; die drei Hauptleute, welche der» bekannten Brief an Stambulow schrieben, krochen zwar aus die Drohung de» Kriegöwinister»» sie würden in« Gesängniß geworfen werden, alsbald zu Kreuze, aber die bulgarische Negierung traut dem Landfrieden doch nicht und läßt die Besatzung scharf überwachen. Die Bevölkerung von Schumla enthält viele mohamedanische Elemente und ist politisch gesinnung«lo«. Es ist nicht zu bezweifeln, daß General Kaulbar», der eine halbe Million Franken mit sich führen soll, sortsahren wird, aus seiner statistischen Rundreise an allen Thüren anzuklopfcn, und e« wird sich bald zeigen müffen, cb er in den Fallen seiner Toga nicht eine Dynamit- Patrone verbirgt. Neben der Sondirung de« Heere» handelt e» sich für beide Theile offenbar zunächst um die Beeinflussung der Wahlen. Die bulgarische Regierung soll beabsichtigen, ihr Amt in die Hände der großen Nationalversammlung niever- zuleaen, und möchte natürlich sicher sein, dasselbe wieder zurück- zuerhalten. Enlbalten sich die Zankowisten ihrem Plane gemäß der Abstimmung, so kann der Ausfall der Wahlen angesichl« der erhöhten DolkSstimmung nicht zweifellos sein. Zieht also da» KaulbarS'sche Unwetter ohne Donner und Blitz ab, so würde die Regierung zunächst eine glatt« Bahn vor sich sehen, aber später würde der landesübliche Parteihader jedenfalls genug Ritzen schaffen, durch welche der russische Einfluß wieder ein« dringen könnte, zumal da der Gedanke, Bulgarien unler eine europäische Schutzherrschaft zu stellen, keine Aussicht auf Erfolg hat. ES ist wahrscheinlich, daß man in Petersburg mit diesem Trostwort über Bulgarien zur Tagesordnung übergeheu wird. Da» Auftreten des russischen General« begegnet inzwischen in der Preffe einer sehr herben Kritik. Da« radikale bulgarische Blatt „Da« unabhängige Bulgarien" nennt Kaulbar« einen peripatetischen Lügner und der „Standard" spricht in wildem Grimme von „diesem Erzeugnisse der russischen Baracke, welche« zu gleicher Zeit bas Amt de» Diplomaten auuehmr und die Manieren de« Diplomaten, ja. de* Gentleman ver leugne". * Im französischen Marineministerium macht man bedeutende Anstrengungen, um die Flotte aus die Höhe ihrrrsAusgab« zu bringen und sie den größten Flotten der Jetztzeit ebenbürtig zu machen. Die Versuche mit den neu erbauten Torpedobooten haben zu einem endgiitigen Ergebniß zwar noch nicht geführt, die« hindert indrß nicht die Anstellung neuer Versuche im Torpedowesen. Da« neueste dieser Gat- tung ist der Torpedo Eoudray, welcher alle» bisherige weit in den Schatten stellen soll. Nach mehrjährigen Ver suchen ist dem Hasen-Eapitain Eoudray zu Oran die Erfin dung einer Torpeoogrcmate gelungen, welche den Whiteheobschen Torpedo übertrifft; der letztere kann nur aus verhältmßmäßig kurze Entsernnnge» geschleudert werden, während di« neue Torpedogranate schon aus weitere Entfernungen gegen da» feindliche Schiff abgeseurri werden kann Die zu den Ver suchen verwandten Geschosse hatten ein Kaliber von 65 bis herab zu 27 mm und wurden mit einer Mittlern Geschwindig keit von 150 m in der Sccunde abgeseuerl. Man stellte fest, daß der Rückprall der ungeladenen Geschosse von der Schiffswand höchsten- 20—50 Eentnneter betrug, i« nach dem Einfallwinkel, und daß in Wirklichkeit di« Hälft« der der» feuerten Geschosse da« größt« Panzerschiff zn Grnnd, gerichtet haben würde Nachdem vom Marineministerium die nöthigen Mittel bewilligt worden waren, haben zu Rockesort neue versuche statlgesundrn. bei welchen ein Abprallen der Geschosse nicht mehr vorkam. Die neuen Torpedogranaken waren mit 15 Kilogr. Schießivolle gefüllt, obwohl schon 1l Kilogr. z»m Durchschlagen von Panzern hinreichen; man ist in französischen Marinekreisen der Ansicht, daß durch die weitere Vervoll kommnung Vieser Eoubrcih'schen Torpedogrschosse die Torpedo boote überflüssig oder zum mindesten zu einer untergeordneteren Rolle herabgevrückt werden. Wir sind r» gewohnt, daß man in Frankreich jede neue Erfindung einer Kriegsmaschine in ziemlich lauter Weise kundgirbt und daran in jedem einzelnen Falle die denkbar größten Hoffnungen knüpft; sehr oft dat eS sich aber dabei gezeigt, daß sich diese Hoffnungen nicht erfüllt haben. Mit diesen Eoudray'schen Torpedogranaten wird e« wohl auch nicht so gefährlich auöfehen. * Die Unruhen in Bierzon scheinen beigelegt zu sein, da seit zwei Tagen wieder regelmäßig gearbeitet wird. Die französische Regierung hat bei Vieser Gelegenheit, wie mit Recht anerkannt wird, von Anfang an die ihr gebührende richtige Stellung eingenommen: sie ließ den Arbeitern volle Freiheit, die Arbeit einzusiellen, sie schützte aber auch diejenigen Arbeiter, welche fortarbeiten oder wieder ein treten wollten, in ihrer vollkommenen Freiheit gegen die Drohungen der ander« denkenden Arbeiter und gegen die Versuche der Partei führer, sie an der Arbeit zu verhindern. Arbeiter und Arbeit geber zu schützen ist, wie die „Räpudlique" anösührt, die einzig correcte Haltung ver Regierung, der Rest ist Sache der streitenden Mächte. Der eine oder der andere Theil wird zum Nachaeben genöthigt oder beideTheil« trennen sich. „Soleil"fordert die Regierung aus, nun auch streng durchzugehen in Sachen der Ver hasteten; wollte man sie dnrchschlüpsen lassen, so wäre die« rl» Verstoß gegen die Arbeiter wie gegen die Behörden, die da» Gesetz handhaben. Der Minister Sarnen hat durch diese strammen Haltungßbesehle in der öffentlichen Meinung sehr gewonnen; er hatte dem Präsect befohlen, genügende Truppen zur Hand zu nehmen, mild, aber fest durchzugreisen und die Arbetter davon zu überzeugen, daß die Regierung sich nicht in ihre Lohnstreiiigkeiten «nmische, ihnen volle Freiheit lasie, jedoch unter der Bedingung, daß weder Hano noch Fuß gerührt werde, sie in Vieser Freiheit durch Störung der öffentlichen Ruhe zu hindern. In Decazeville, wo die Re gierung Partei nahm, ohne damit etwa« au-richten zu können, bat man also doch etwa« gelernt; da« »st ersrenlich. — Drei« bundertsünszia rücksälligeSträsliuge sind au» den ver» schieden«» Gejängniffeu Frankreichs nach dem Depot in Gaint- Martin de RS befördert worden und sollen dort am 3t. d. M. nach Neu-Calevonien eiageschifft werden. Bei dieser Gelegenheit sollen auch etwa zwanzig junge Weiber, die in den Central - Gefängnissen erngesperrt sind und sich diese Gnade erbeten haben, nach Ncu-Caledonien befördert werden. * Die irische Frage, welche Mr. Gladstone bekannt lich mittelst weitestgehender Zugeständnisse an da« Homerule- Programm zu lösen unternahm, ist von dem jetzigen Eabinrt dem allgemeinen britischen ReichSgedanken nachgestellt worden und soll ihre Lösung nur nach Maßgabe im Rahmen diese« letzteren finden. Da den Grundsätzen der Torvpolitik ein Eapitulirea vor erklärten Reichsfeinden widerstreitet, so mußte gleich im Vorhinein Bedacht darauf genommen werden, sich bei den Mondscheinnttern und ähnlichen irischen Geheim bündlern in gehörigen Nespccl zu setzen, eine Aufgabe, mit welcher der als schneidige Soldat bewährte General Sir Redver« Buller betraut wnrde. Inwiefern die Be» niübungen diese« ManneS schon jetzt von Erfolgen begleitet find, läßt sich nicht ganz leicht beurtheilen; doch darf man au« den noch immer vorkommenden vereinzelten Unlhaten der Mondscheinler nicht ohne Weitere« folgern, daß die straffere Anziehung de» Zügel» durch General Buller ihre Wirkung überhaupt verfehlt habe. Im Gegenlheil fehlt eö nicht an Merkmalen, daß, wenn den loyalen und fried liebenden Bevölter»u>q«elei»c»tkn in Irland seiten» der Re gierung Schutz und Rückhalt in dem erforderlichen Umfange zu Theil wird, e» mit der Parnell'schen Herrlichkeit bald rück wärts gehen dürste. Denn der gegenwärtige, unerquickliche Zustand schreibt sich zum großen Theil mit davon her, daß die liberale Negierung dem Volke da» Schauspiel ihrer völligen Unfähigkeit zur Durchführung einer festen und kraftvollen irischen Action darbot. In den Kreisen der conservaliven Politiker schmeichelt man sich nun, daß im Verfolg de» strammen Regime», welche» mit General Buller seinen Einzug in Irland ge halten, dir irischen Pächter und Bauern allmälig denverhetzenden Einflüssen der Homerule-Propaganda entzogen und zn unita« rischen Grundsätzen bekehrt werden dürsten. Aber auch in liberalen Kreisen wendet sich die öffentliche Meinung mehr und mehr von dem unfruchtbaren und haltlose» Doktrinarismus Gladstone'» ab und verlangt Thaten anstatt Worte. Deshalb verfolgt man auch dort den Fortgang der Thätigkeit General Buller'« mit gespannter und sympathischer Aufmerksamkeit. Die strengsten Maßregeln, welche er zu ergreife» für gut be finden sollte, können von vornherein der Billigung in den Kreisen der übergroßen Mehrheit de» englischen Volke» sicher sein. Denn je unbehaglicher letztere» sich im Hinblick auf die allgemeine Lage fühlt, desto dringlicher wird sei» Streben nach innerer Eonsolidirung de« Reiche». * Zur Charakteristik de« brasilianischen Militair- wesen» lieferte im brasilianischen Senat BiSconVe de Pelota« die folgende Statistik. E» wurden bestraft: wegen Insub ordination 321 Soldaten, wegen Mord 12, wegen Verwun dung oder körperlicher Verletzung 118, wegen Desertion 298, wegen Verleumdung und Beleidigung von Vorgesetzten 33, wegen Verlaus» oder Verspielen» der Uniform 76. wegen Er» steiguna von Mauern (eecalar war«,) 32, wegen Schlafen» oder Äetrunkensein» beim Wachrstehen 134» wegen anderer verbrechen (orimoe) 5904. Mit Entlastung wurden 951 be straft, 25 wurden den Eivilgerichten überliefert, 201 vor da» Kriegsgericht gestellt, 27 wurden zum Tode verurtheilt und 164 zu anderen entehrenden Strafen. — Da- ist, schreibt die „Rio-Post". natürlich di« Statistik eine« Jahre», und e« ist beinahe jeder zweite Mann im Heer» wegen Vergehungen bestraft worden, aus welche in europäischen Ländern zuin Tyeil die Strafe de» standrechtlichen Erschoffenwerden« gesetzt ist. Wenn in Europa, wo die Heere sich au» den besten Bürgerelementen der Länder zusammensetzen. eine solche Strafe für nothwendig zur »ufrechterhaltung der Di«ciplin erachtet wird, um wie viel mehr sollte die« hier zu Lande der Fall ' sei», wo «an mit Vorliebe o»rx>ori»o, Bummler oud Land streicher, in di« Soldatenjackr steckt. Man zeige denselben nur «nigen Ernst und ersch»rß« nach krie^gerichtlichrm Urthril ' , 1 L» !> i 1> ' i 1 st ll * . <
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