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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188610124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-10
- Tag1886-10-12
- Monat1886-10
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1886
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Erscheint täglich . jrüh 6'/, Uhr. Redaktion und Lrprdition IohanneSgasj« 8. Sprechstunden der Rrdarko«: Vormittag« 10—12 Uhr. . Nachmittags 5—6 Udr. -Ir »le AUS^-d, «n^-ntier VI»nuIcr>»t» «ich» Ach tu dtedaclion nicht verbinelich. Annahme der für die nächstfolgend, Nummer bestimmtkM^Jnlerate an Äochentugeit bis I,sUyr Nachmittag», an Loi»- uns Festtagen früh bis '/,S lltzr. 2n den /iiialrn für Ins.-Ännahmn Ltt» Klemm, Universiiät«straß« 1. LoutS Vöschk. Karharmenstr. L3, p. nur bis '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeWftSverlehr. Meß-Anflage 1»,7SO. ^dollnemenlspreis viertelt. 4'/, Mit. incl. Brinqerlodn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 MI. Jede einzelne Nummer 20 P'. Belegexemplar 10 Bi. Gebüvren iür Extrabeilage»! iin Tageblatt-Format gesalzt) ohne Poslbesördcruug 50 Mk. «lt Postbrjvrderung W Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere schrillen laur uni. Prei-verzeichmß. Tabellarischer u.Zifierniatz nach högerm Tarif. Rrciainrn »vier dem Redaktion» strich die 4gespat!. Zeile 50 Ps.. vor den Familie nnachrichtc i die 6geipallene Zeile 40 Ps. Jnierate sind tteiS an die Erpedilion «n senden. — Rabatt wird nichl gegeve» Zahlung iiraeuuiuentnäo oder durch Pest- nachiiakine. ^ 285. Dienstag ven 12. Oktober 1886. 8V. Jahrgang. Amtlicher Thcil. Bekanntmachung. Die diesjährige Mtchaelis«effe endigt mit dem 16. October. An diesem Tage sind die Buden und Stände auf de» Plätze« der innere» Stadt bi» 4 Ubr Nachmittag» vollsiänbia zu räume,, und b»S spätesten» 8 Uhr Morgen» de» 17. October zu entfernen. Die auf dem Ariszusta-platze und auf den dffentltchen Wegen und Plätzen der Dorstadt befindlichen Buben und Stände find bi» Abend» 8 Uhr de» 16. October zu räumen und ln der Zeit vom 18. bi» 21. October, jedoch lediglich während der Tagesstunden, von 6 Uhr Morgen» bi» 7 Übr Abend» ab,»brechen und weg zuschafs en. Bor dem 18. October darf mit dem Abbruche der Buden und Stände aus den, AugustuSplatze nicht begonnen werden. Dagegen ist e» gestaltet, Buden und Stände auf dem Roßplatzr, welche vor Beendigung der Messe leer werken, früher. jedoch nicht am Sonntage, den 17. October, abzu- brechei, und weazufchaffen, Vasern nickt dadurch Störung de» Verkehr» oder Benachtheiligung de» Geschäfte» in den steheu- bleckenden Buken berbeigesübrt wird. Es bleibt auch diesmal nachgelassen, die Schaubuden auf dem Roßplatze und Könsszsplatze. sowie diejenigen Stände da selbst, an welchen nur LebenSmittel fetl-ebotea werden, noch am 17. Oktober geöffnet zu halten. Die Schaubuden, sofern sie aus Schwellen errichtet, in» gleichen die Carroussel« und Zelle sind bi» Abend» 10 Uhr de» 19. October, diejenige» Buden aber, rücksichilich deren da» Eingrabcn von Säulen und Streben gestattet und eine längere Frist zum Abbruch nicht ertbeilt worden ist, bi» längstens den 23. October Abend» 8 Uhr adzubrechea und von den Plätzen zu entfernen. Zuwiderbanvelnke gegen diese Borschriften» für deren Be folgung beziehentlich auch die betreffenden Bauhantwerker oder Bauunternehmer verantwortlich sind, werden mit Geld- strafe bi» zu 150 ^ oder entsprechender Haftstrase geahndet werden. Uebrigen» haben Säumig, auch die ObrigkeitSwegcu zu verfügende Beseitigung der Buden re. z» gewärtigen. Leipzig, den 4. October 1886. H 9770. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Heunig. Bekanntmachung. Sonntag, den 17. diese» Monats, von früh 7 bi» Abend» 10 Uhr wird eine Reinigung de» Hochreservoir» der Wasser leitung, hieraus den 18., IS. und 20. diese» Monat» de» Nacht» die Spülung der Hauptröhrcn und vom 22. desselben Monat» an die Spülung der Zweigröhren durch die Zwcig- poslen st.Ulsindcn. Leipzig, am 8. October 1886. Der Nath der Stadt Leipzig, lt». 5805. I)r. Georgi. Gringmuth, Assessor. Bekanntmachung. Die Leirchlkrast des städtiichen Leucvtgase» betrug in der Zeit vom 4. bi» zum 10. diese» Monats im Argandbrenner bei 2.5 Millimeter Druck und 140 Litern stündlichem Eousum da» l6.7 sacke der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenböbe. Da» spccisssche Gewicht stellt sich im Mittel aus 0.442. Leipzig, am tt. October >886. Des Rathü Deputation z» den Gasanstalten. "SirWtlls-Brkanntmachnng. Gestabten wurden hier erkalteter Anretge zufoiae: 1) eine dunkelblonde Haar - Uhrkette mit gold. Beschlag und Schieber, aus letzterem „8. Llsusr" eingravir», iunerbalb der letzten 10 Wochen, aus einer Wohnung in Nr. 1 der Brandvorwerkstraße; 2) ein schwarzledernes Geldtäschchen mit ca. 12 und einem LcilihanSschein 1^. v. Nr. 65.419. aus dem Köaigsplatze mittelst TaschendiebitUhlS am 3. ds». MiS. Nachmittag«; 3) ei» Paar Hosrn von schwarzem, mit grüneu und rothea Fäden durchzogenen Stoff, au» einer Werkstatt in Nr. 22 der Schlelterstraße, vom 24. bi» 26. vor. Mi«. Mittelst Einbruch»; 4) ein Handwagen, 2rädrig, dunkelblau gestrichen, vor Nr. 25 der Nordstraße. vom 5 bi» 6. ds». Mts. öl ei» Gelbkörbchen. 3soch getheilt, von grünem Draht, mit ca. 1l? Mark, aus einem Berkauftlade» ia Nr. 10 der Hohen Straße, am 5. Lss. Mts. Nachmittag-; 6) ein dunkler Souimerüberzteher mit einer Reibe über- sponneuer Kiiöpie, in den Taschen ein blaue» Heft mit 6 Exrmpl. der Exoort Zeitschrift „Union" in 6 verschiedenen Sprachen, und ein Notizbuch mit 3 AustragSscheinen für gedachte Zeilschrist und verschiedenen Notizzeiteln. auS einem Bastlokale in Nr. 1b de» König-Platzes, am v. ds». MlS. Abend»; 7) eine silberne EytinVerudr mit Sekunde ohne Zeiger, im Deckel „Scheibe" eingekritzelt. au« der Arbeiterbnde eine» Neubaue« an der Vorkstrnße, am 7. ds». Mt»-; 8) ein duiikelbraunlederne« lpsrtttttSttttgie, au» einem Stück gearbeitet, mit Toppelverichluß. enthaltend einen 80-Markschri», eink» ldaler, zwei ?-Markftück« und div. Kleingeld, eine Ltudeuienkartr aus ..6 smeo, ^eistivr" lautend und eia Abounr- utkutübillet sür da« Tiauabad, aus denselben Namen, au« einer eile des Diauobade» Nr. 8 der Laugen Straße, am 8. ds«. Ml«, bends; 5) ein goldener Siegelring mit hellgrauem ovalen Stein und ein breiter goldener BerlobungSring mit viereckigem rothea Stein ond der Nr. 14 im Innern, au« einer Wohnung in Rr. 28 der Molikislrußc, am 3. di«. Mt«. Abend«; 10) eine goldene Tamenuhrkette. kurz, schwach (Panzerkette), mit Knebel und Quaste, letztere von Talmi, ans einer Wohnung i» Nr. 33 der Rcichsslraße, innerhalb der letzten 8 Tag«; I I) eine Brieftasche, brauuledern. mit 400 in 4 Banknoten der Sächsische» Bank S 100 >», am S. dsS. Mts. mittelst lascheu- Liebstatils; 12) eine eiserne Wasser-Waage, ca. 18 Lenttmeter lang, an« einer Piece des N-nbaue« Nr. 11 der Pleißeastraße am S. ds«. Ml«. Nachmittag«; 13, ein getragene« Mauns-Iagurt von dunkelblauem, mit bunte» Fäden durltiwrklem Stoffe, Steiunnßknöpst, schwarz gefüttert, in den Laichen 7 Zebutrllaase der V. L>. König!. Sächi. Lander lotterie, sowie ein, Anzahl ver Hl. uad IV Cloffr, darunter di» Nummern 21,664 und St,667. auS rwer Wohnung i» Nr. SO de» Brühl« am 10. ds«. Mt». Abend«. Lttoaiqe Wadrnedmnngeu über de» Verblieb da gestohlene» Wege, stände »der »en Tuäler sind nugeiänu» bei unserer Lttminal- Abi Heilung znr Anzeige u» bnuara. Krtpztg. am 11. Oktober 188». Lao U«Itztt->»t »er Bl »St lotpzt» Brotlckailbor. vr. Sstne Ltadtkömmnerltelle. Die mit einem Anta»g«g»halt von 3000» und Pensionsberechtigung verbundene Stelle de« hiesigen Stidikämmerer«, der zugleich den Bürgermeister in Berhinderungtsällen zu vertreten hat, ist bald möglichst zu besetzen. Bewerber um dieselbe. welche die Quält» ieatioi» zu« höheren Justiz- «her vrr«aitung«»ienfte be» ihr« müssen, wollen ihre Gesuche unter Beoügung der erforder lichen Zeugnisse »ad eines Lebenslauf« bi« zum 20. October l. I». anher eiareiche». Coburg, den 8. October 1886. Die Liavtderordueteuversammluug. Justizrath E. Bahmana, Borsitze,ider. Nichtamtlicher Theil. Vir Lage in Bulgarien. Die Agitationsreise re» General» v. Kaulbars hat den ?auf der Dinge in Bulgarien beschleunigt, da« Unvermeid- licke, was längst vorauszusehe» war, der Bruch zwischen Bulgarien und Rußland ist «„getreten. und r» bleibt adzu- lvarlen. ob Rußland sich mit dem, wa» es bi» jetzt gethan. begnügen oder zu der vom General v. Kaulbar» angrküubigten Besetzung des Landes schreiten wird. Es ist kein Zweifel darüber möglich, wie die nächst belheiligleu Mächte über di« russische Beletzung denke». Oesterreich.Ungarn bat e» durch de» Mund de« ungarischen Ministerpräsidenten der Well verkündet, daß die ölterreichische Politik daraus gerichtet ist, die selbstständige Entwicklung der Valkansiaaten zu fördern, die Ausrichtung de» Piolectvrat» einer einzelnen Macht in denselben aber zu verhindern. England hat sich in der Person de» Scdatz- kanzler» Churchill in gleicher Weise geäußert und Deutschland hat eine russische Besetzung Bulgarien» in halbamtlicher Form al» unwa Krickeln lich bezeichnet. Der französische Minister präsident Freycincl hat zwar in Toulouse von der Nvlh- wendigkeit gesprochen, in gewissen auswärtigen Fragen Zu- rückbaitung zu bewahren, aber aus Beifall hat «ne russische Occupatio» Bulgarien» auch in Frankreich nicht zu rechne». Hiernach hat da» Auftreten de» General» voa staulbar» al» die Einleitung zur bauernden Einmischung Rußland» in die inneren Angelegenheiten Bulgarien» die öffentliche Meinung im ganzen übrigen Europa gegen sich: mau hat die beispiellose Aufführung de» russischen Abgesandten überall in der sickeren Lorau»sichk beobachtet, daß fie di« P,obe sei, ob Bulgarien noch Selbsiständigkntsvrang genug besitze, um sich gegen russische Gewalribat zu »ehren oder ob e» sich Rußland» Forderungen ergebungsvoll unter werfen werde. Die bulgarische Regierung hatte anfang versucht, einen Mittelweg einzuschlagen, sie ging aus die Wünsche Rußland», so unberechtigt sie ibr auch scheinen inrchte», ein und gestand die theilwelsc Befriedigung der- elben zu, aber im Puncte der Wablcn zur Großen Sv- branje zeigte sich unbeugsame Fettigkeit. E« kann zwciset- bast sein, ob daö richtig war, denn der Eingriff Rußland» in die Rechtspflege Bulgariens war die größere An maßung. für die Forderung, den Wahltermui sür die Große Sobranje zu verschiebe», konnte Rußland den allgemeine» Gesichlspuncl des Interesse» ver Bcrtragsmächte gellend macheu, baß eine Persönlichkeit zum neuen Fürsten gcwädlt werde, welche allen Berlragsmächten genehm ivar. aber die Bt» trasung der Verschwörer de» 2l. August ist eine Sache, welche weder Rußland noch die übrigen Unterzeichner de» Berliner Frieden» angeht. Mit dem Zugeständnis de» Recht» au Ruß land, in den Gang de» BersahrenS gegen die Berschwörer «inzugreife», hat die bulgarische Regierung mehr al» zur Hälfte cckgevankt, aber Rußland hat den Bulgare», gar nicht Zeit gelassen, über die Bedeutung dieses Zugeiiändnisse» nack- zubenken; Kauldar» batte entweder de» Auftrag oder er legte die ihm erkhcilten Weisungen wenigstens in dem Sinne au», daß er die vollständige Unterwerfung Bulgarien» herbeisühren müsse, um seinen Auftraggeber zusricdc» zu stellen. Da» Erscheinen de» russischen Abgesandten in der Volks versammlung vom 3. October und sein Auftreten in derselben al- ein Machthaber, dessen Befehlen die bulgarische Regierung einfach Folge zu leisten hat, verhinderte die Kritik der Zu geständnisse der Regentschaft au Rußland durch baS bulgarische Bolk. Da» letztere wurde dadurch genökhigt, alle etwaigen Bedenken gegen die Haltung der Regentschaft niederzukämpsen und alle Kräfte zum Widerstande gegen die russischen Ge- waltmaßregeln zusammenzufassen. Die immer weilergehenve Anmaßung de» russischen Abgesandten, welcher sich nicht scheute, die bulgarischen Osficiere zum Abfall von der Negierung zu verteilen, gab Vieser Zeit, sich zu sammeln und einen energischen Entschluß zu fassen, der ihr erspart geblieben wäre, wenn sie den aussichtslosen Versuch, eine Berstänbigung mit Rußland aus Kosten der PreiSgebung unveräußerlicher Rechte de» bu.garischea Volke« herbei- zusühren, unterlassen hätte. Der Beschluß, auswärtige Staatsangehörige, welche sich in die Wahlen mischen. au«zu- weisen, ist gewiß ganz in der Ordnung, aber mit demselven Rechte konnte dir Regentschaft diesen Beschluß mit Bezug au die Einmischung auswärtiger Staatsangehöriger in die bulga rische Rechtspflege sassen. Es ist derselbe Widerspruch, an welchem auch die Bemühungen de» Fürste» Alexander ge scheitert sind, Bulaarien von Rußland unabhängig zu mache». Da« bulgarische Volk hatte nicht die Kraft, ven russischen Lockungen so weil zu wtversiehen, daß der Staatsstreich vom 2l. August dadurch unmöglich geworden wäre, und die russische Partei ist heute noch so stark in Bulgarien, um die Sendung de« General- von Kaulbar» nun schon die dritte Woche dem bulgarischen Bolk erträglich erscheinen zu lassen. Der unbelheitigte Zuschauer eincs Drama» verfällt leicht in den Febler, an die handelnden Personen Ansprüche zu stellen, welche über da« Maß ibrer Kräfte hinousgehen. Man Vars auch bei Beurthellung ver Handlungsweise der bulgarischen Regierung nickt vergessen, daß sie nur wenig Hoffnung Halle, bei den Berlragsmächten Hilfe gegen russische Gewalllbat zu finden und daß sie sich aus den Fall vorbereilen mußke, mit Rußland allein fertig zu werten. Fürst Alexander ist gewif kein zaghafter und unentschlossener Mann, aber auch er hat sich durch die zwingende Macht der Verhältnisse genvthtgl gesehen, seinen Widerstand gegen Rußland auszugeben unk die seit sieben Jahren unter steten Kämpfen gesütirte Regierung niederzuleqen. Er bat daS freilich in der Hoffnung gethan, seinem Adoptivvalerlanb dadurch zu nütze», aber Rußland hat sogleich nach seiner Abdankung dir nvthiaen Schritte gethan, um in Bulgarien alle auskeimendeu Selbstständigkeit«» grdankea z» «uttcrdrücke». Tie bulgarische Regenlschasl batte ihre Hoffnungen aus Europa gesetzt und wohl daraus gerechnet, baß ihre Be mühungen. die bulgarische Selbstständigkeit ausrecht zu er ballen, Unterstiitzung finden würden. In dieser Erwartung bat sie sich zwar nicht getäulchl, aber die Kundgebungen zu ibren Gunsien traten nur langsam zu Tag« unv sie war. abgciebrn von der moralischen Unterstützung durch die öffent liche Meinung ansang» lediglich aus ihre eigene Widerstands kraft angewiesen. Das überaus sichere und diktatorische Auf treten de« Generals KaulbarS hat die schon halb erlahmte Widerstandskraft der Negierung wieder neu gekrästigt und ihr den Weg gezeigt, wie sie anS den gegenwärtigen Schwierigkeiten der Lage den AuSweg finden kann. Rußland ist beule vor die Alternative gestellt, sich Mtl Oesterreich-Ungarn Bulgariens wegen zu Überwerfen unv vielleicht England unerwünschte Sympaloie und diplo- nialische Unterstützung zuzusühre», oder seinen allzu stürmischen Bewerbungen uni die Unterwürfigkeit der Bulgaren Zügel anzulege». Ter Einmarsch der Russen in Bulgarien würde wahrscheinlich das Zeichen zum Kriege geben, unv deshalb ist e» sehr zweiselbasl, ob der Abbruch der diplomatischen Be ziehungen zwischen Rußland und Bulgarien diese Folge haben wird. Wen» Rußland seiner Sache sicher wäre, dann würde e» sich nicht aus da» von vornherein sehr bedenkliche Experi ment der Sendung dcS Generals v. KaulbarS beschränkt habe», sondern gleich zur Okkupation geschritten sein. Ruß land hat sich so weit in Bulgarien engagirt, daß die Unter lassung VeS Einmarsches nach der moralischen Niederlage deS General» v. KaulbarS einer schweren Einbuße Rußland» an Geltung in der öffentliche» Meinung Europas gleich kommt. * » ^ « Telegraphisch wird noch Folgende» gemeldet: * Sofia, S. Ociober. (W. I.-B.) Der russische Consul Ne kl ju- doss bat gegen dos an die hiesigen Vertreter der Mächte gerichtete Nnndschreil'en der bulgarischen Negierung betreffend die Verhinderung der Eniini'chiiiiq sremder Staaleaugedöriger in die Sobranieioahlcu, proteitikl und erklärt, daß tnS zum Enigaog von Instructionen des Brueral» von KaulbarS iraer Austausch von Schriftstücken zwischen der russische» diplomatische» Agentur und der bulgarischen Regie rung eingestellt sei. Die bulgarische Negierung hat diese Note de» Eviisuls Nekljudoff den hiesigen Bertretern der Mächt mit- getheilr. — General von Kaulbar» brgiebt sich heute von Rustschuk NLth Varna. * Wien, 10. October. (W. I.-v.) Der „Politische» Lorre- Ht«itzr»tz" wird auS Ra st schul gemeldet: Nachdem General lN>La»tbar« «in« Deputation von zwölf Anhängern l« Pattei Zank«»'« empfangen balle, erschie» bei demselb«» ein« Deputation vo» 250 Notaoetn; dieselbe überreicht« ein« vier Puncte ealhalteade schriftliche Erklärung des Inhalt«, daß sie nicht« Gemeinsames mit de» auf deu Ruin Bulgariens hinarbeitenden Anhängern Zankow'« hättrn. General KaulbaiS sei nicht gerecht gegen die Regierung, welch« Patriot,Ich gesinnt sei und die besten Absichten hege. Sie billigten vollständig die von der Negierung getroffene» Maß- nahmen, sowohl betresss der Boronbnie der Wahlen wie de- züglich der Beftrasung der Verbrecher, da diese Maßnahme» versassuugSmäßig und gesetzlich seien. Die Erklärung bringt ferner die Gefühle der Achtung und Dankbarkeit gegen Ruß land zum Ausdruck, gleichzeitig wird abrr auch bemerkt, daß das Volk Vertrauen zur Regentschaft und dem Ministerium hege. Al« Grurral KaulbarS darauf das Mort nahm und bei seine» gegen dl« Regierung gerichteten AuSsiihrungen aus d-u Widerspruch der Deputation stieß, entließ er dieselbe ohne weitere Erörterungen. * London, 9. Ociober. (National-Zeitung) In Folge des eualilchen RundschrelbenS ist ein Jdcenau-iaujch zwischen dea Mächieu eröffnet. * Sofia, 9. Ociober. (National.Zwtuug.) Der Krieg-minister verhängte Vrreststrosen über 25 Ossiciece. Leipzig, 12. October 1886. * Die Begründung einer physikalisch-technischen Reichsanstalt wird durch Anweisung der erforderliche» Mittel >m nächstjährigen ReichShaushaltSetal vorge sehen. Der Plan, der seit geraumer Zeit in der Absicht der Reichsregierung lag, ist durch die reiche Zuweudung deS Geh. Rath» vr. Werner Siemen» der Berwittttckung entgegenge- sührl worden. Es haben über die Ausgaben und Ziele der Anstalt nnl hervorragenden Männern ver Wissenschaft um- sassenve Beratbungcn siallgesunven, deren Ergebniß in einer Denkschrijk, welche den ReichShauSballSansatz begründen wird, näher erörtert werden soll. Die von dem Geb. Rath vr. Werner Siemens auSgesetzte Summe von 500,000 wird jedensallS einen erheblichen Theil der Anlagrkvsten be streiten können. * Der preußische Iustizminister thrilt den Gerichten ein Erkeantniß de« RerchsgerlchtS mit, wodurch die Unzu lässigkeit de» Rechtswege» gegenüber einem al» AuSsluß de« Besteuerung» recht« sich darstellenbenGemeindrbeschluß, durch welchen die Unterhaltung ver an einer Landstraße befindlichen Bäume den Anliegern auferlegt wirb, sest- steht. Der höchste Gerichtshof führt aus, daß dem staat liche» HoheilSrechke der Besteuerung alle Personen unter worfen sind, welche den Schutz de» Staate» genießen, und über die Verpflichtung solcher auS dem BesicuerungSrechle fließenden allgemeinen Anlagen, welchen siimmtliche Einwohner de« Staate- oder alle Mitglieder einer gewissen Classe des selben unterworfen sind, kein Proceß stattfindet, sofern nichl der davon Betroffene au« besonder» Gründen die Befreiung von der Abgabe oder in der Bestimmung seines AntheitS eine Ueberlastunq behauptet. Gleiche Grundsätze gelten au« Rück sicht de« öffentlichen Rechts sür daS seitens de« Staat» den Stadl» und Dorfgemeinden in Ansehung ihrer Mitglieder übertragene selbstständige Besteuerung-recht. Für den öffent lichen rechtliche» Zweck sind brc rnnern Verhältnisse der Ge meinde nach Bedurfniß, Zweckmäßigkeit uad Billigkeit maß gebend. Das Gesetz selbst giebl dasür keinerlei Anhalt und zeichnet für da» Besteuerung-recht nur in allgemeinen Um rissen die äußerste Grenze vor. Jene Boraussetzungen sür die Handhabung de- Besteuerungsrecht« sind daher von der be schließenden Gemeinde und der staatlichen Aussichtsbehörd« zu prüfen, welcher von dem Gesetz« die Bestätigung solcher Be schlüsse ausg,tragen ist. Durch diese Bestätigung erlangt der Beschluß bindende Kraft und ist nur aus dem Wege der durch das Berwallunqsrecht gegebenen Rechtsmittel anfechtbar. Dem ordentlichen Richter steht, wenn nicht besondere Individual rechte in Frage sind, eine Prüfung nach formeller «d« »ate- rirller Giltigkeit nicht zu. * Ueber die Aussichten de» Ansiedelung-Werke» in der Provinz Posen schreibt die .Posener Zeitung": E« ist der Anl iedel»ngS-<lom Mission da« Ankans-geschäft t, «»erwarteter Wesse dadurch erleichtert worden, daß polnische Grohgrundbesitzer, selbst solch«, welch« hervorroaeud« Stellungen ia der »olaüchea Nation,lpa«ei «lnnehmeu, kein Vedeoke» trage», ihre Gäter «»» lreibändige, >,ka»s anzubltt«». »» dadnrch der draheade» Gubhastation zu entgehen Hinsichtlich der Ankaufspreise hat sich die in den Motiven zu dem Ansiedelungsgesetz ausgesprochene Ve, ni»lliung, daß sich pro Hectar de- auzukausenden Areals ein Duichichniltepreis von 560 X ergeben werde, biSber al- annähernd ^»«ressend er wiesen. Wenn die Preise auch zur Zeit noch etwa« höher sind, so läßt sich bei dem starken Angebot doch mit Sicherheit erivarlen. daß b«eselben noch heruntergehen werden. Bei dem starke» Angebot zum freihändigen Ankaui und dea fortdauernde» ZwangSverstei. gerungen größerer Guter wird sich auch die fernere Vüraiisiepnng der Motive als zutreffend erweisen, daß es der Aiisiedelungsconiiittssio» gelingen werde, an- dem berrtlftehendeii Fonds von 100 Millionen Mark ein Areal von mindesten« 100,000 Hektaren zu erwerben und die Kosten der Heranziehung und Anwerbung von Lolonisten, der Errichtung der nordwenkigei, Baulichkeit«» aus dea Parccllen und der Regelung der Eoiii,»»»alverhältuisse zu bestreite». Wenn dann auS der Veräußerung der Eolonisation-grundstacke der Commission wieder Einnahmen z»fl>eßen, wird auch der Ankauf von Gütern weiter fortgesetzt werden können. Welche erhebliche Verschiebung in den nationale,> Verhältnisse» des großen und kleinen Grund- besitze- durch diesen ausgedehnten Besitzwechicl eintcetea muß, läßt sich au« den nachsolgeuden Zahle» ersehen, die einer im Jahre 1880 veröffentlichten statistischen Ausstellung entnommen sind. Danach um- saßie in der Provinz Posen der gelammte Großgrundbesitz 1,626 951, der Kleingruiidbesiy 1.400.625 Hektare. Vom Großgriiiidbi sip besanden ich damals 894.719 Hektare in deutsche» und 732.235 Hektare i» polnischen Händen. Eeildem Hot sich das Lerhältniß nicht un wesentlich zu Gunsten des Deuiichthums geäadert. so daß man gegen wärtig den in polnischen vündea befindlichen Großgrundbesitz nur »och ans höchsten« 700,000 Hektare schätzen kann. Wenn das Loloni- aliouSwerk ia dem Maße gelingt, wie eS die bisherigen Ergebnisse erwarten lassen, so wird innerhalb einer Frist von zehn Jahren schon ein groberlheil de- polnischen Großgrundbesitze« der Provinz in die Hände beuticher Ansiedler üdergcgangen sein, und dre Einwirkung dieser Verschiebung in den NattonalilätSverhältnisse» der Grund besitzer wird sich im öffentliche» Leben noch viel mehr geltend machen, wen» die Lommisston, wie cS jetzt der, Anschein hat, bei ihren An- käusen da- Princip befolgt, ihre IHLligkeit ganz besonder« deu über wiegend polnischen Kre,se» zuzuwendc». Es ist ein im Allgemeine» deutsch-freisinnige», aber den Verhältnissen, um welche e» sich handelt, nahe stehendes Blatt, welche« die Aussichten de« Ansiedelungs-Unternehmen» so günstig bcurtheilt. Welcher leckenschaslliche Widerstand dem Ansiedelungs-Gesetze im Abgeordnetenhaus« geleistet wurde, lst noch in frischer Erinnerung. * Die«.Bayerische nationalliberale Correspon- denr" schreibt: .Ueber die am L. October Vormittag» statt- aehavte vitzupg de« Landesauischusse», welche der Natur der Sach« nach eine vertrauliche war. darf hervor- gehobeu werden, daß trotz der weiten Entfernung München» von den fränkischen Kreisen, wo di« nationnlliberal« Partei hauptsächlich organisirt ist, die Beschickung der Ber- sammiuug «me sehr ansehnliche war und über 40 Delegirte an den Brratbungen theilnahmen. Nach den Berichten über den Gang der Dinge iin Neich-tag unv Landtag, welche bei der Geschlossenheit deS Auditoriums manches interessante Reue bringen konnten, sowie den Mittheilungen über die Thäligkcil deö geschästsführeube» Ausschusses wurden Frage» der inneren Oiganisalion und künsligen Taktik unter lebhafter Bctheilignng aus den verschiedene» LaickcStheilcn besprochen unv, waS die Ausfassung anbelangt, da e» sich um förmliche Beschlüsse über künftiges Verfahren iu diesem Bvrstadium nicht handeln konnte, allgemeine Uebereiusttmmuug erzielt. E« erübrigte dann »och, nachdem der bisherige geschäslssührende Ausschuß scureS Amtes zwei Jahre gewaltet und sein Mandat in die Hände der Versammlung niedergclegl, zur Neuwahl der Leitung zu schreiten. Auf Antrag deS Herrn CommerzienrathS Harnte von München wurden die bisherige» Inhaber dieses Ehren amts einstimmig wiedergewählt. Eö sind dies die Herren: Pros. I)r. Marquartsen von Erlangen, NechiSanirall Frhr. v. Kreß von Nürnberg, vr. v. Schaub in München. Eorn- merzienralh v Puscher von Nürnberg, BezirkSarzt Or. And von München, Metzgermeister Georg Forlmeicr nick prall Arzt I)r. Mayer von Fürtb, ReichStagSabgeoroncler I)r. Schreiner von TrieSdorf unv Rechtsanwalt 1)r. UnSlcber von Würz burg. Der letztgenannte Parteifreund Ksr im Lause der früheren Geschästsleitung au die Stelle de» den Scinigen und der guten Sacke deS Vaterlandes leider so früh entrissene» vr. Dörfler, BezirkSarzlcS in Wciseuburg. covptirl worden. Der Landesausschuß bat seinen Schmerz um den Verlust eines so wackere» Freundes und Mitkämpfers, wie eS Dörfler war, und seine Tbeilnahme für die Hintcr- lassenen des EbrenmanncS dadurch zum Ausdruck gebracht, daß er seinen Vorsitzcnvcii beauftragte, ein entsprechendes Schreiben an die Hinterbliebenen zu richten. Tie nächste Versammlung des nationalliberalen LanveSauSschusseS wird voraussichtlich erst dann abgebatlen werben, wenn der Zeit punkt, Ver in da» nächste Jahr fallenden Landtags- und Reichstagswahlen sich mit einer gewissen Sicherheit bestimmen läßt. Hoffentlich wird bei diesen Ausgaben in der bayerischen nationallckerale« Partei derselbe Geist verständigen Maß- 'haltenS und einer dem höchsten Ziele gewidmete» Opfer» Willigkeit vorwalten, welcher aus der neuüchen Ausschuß»»- sammlung so erfreulich zum Ausvruck gelangt ist." * * » * Zur Stimmung in Rußland wird der .Kölnischen Zeitung" aus St. Petersburg, 6. October. geschrieben: Als früher die Dinge iu Bulgarien eine russeiiieindliche Wendung nahmen, schob man die Schuld dem Fürsten Alexander in die Schuhe, später mußte dann die Regentschast die Rolle des Sünden- bock« spiele». Dos bulgarische Volk, so hieß eS, sei nur in den Händen von Versübrern und im Grunde seines Herzens Rußland glühend ergeben. Rach den Vorgängen in Sofia jedoch, welche Baron Kaulbar« veraaloßlen. der Hauvtftudt den Rücken zu kehren und sei» Heil ,n den anderen Hanvtpiätzen de» Fürftenihums zu suchen, sehen auch dir grüßten Optimisten ein, daß eben nicht nur einzelne Persön lichkeiten, sondern eme Medrheit des bulgarische» Volkes unabhängig von Rußland sein will. Mehr uud mehr gesteht man sich hier zu. daß man sich in der bulgarische» Freundschasl getäuscht hat. aber nur die Wenigsten bemühen sich, den wahren «rund für die Gegaerlchatt de« befreiten Volke« zu tuchen Allgemein heißt t«: ..Oefterreichische RLuke — euglische« Gold". Aber man vergißt, daß der Rassenhaß ln vulgariea gerade während de« Befreiungskriege« entstanden ist und uainiltelbar nach dem selben durch di« unerträgliche Willkürberrichajt, welche sich rus sische Beamte und auch Olficicre in Bulgarien rrlaudten. Statt in das junge Land auserwädlie Beamte und Osficiere zu schicken, entsandte man -asänglich dorthin die unlautersten Persönlich, keilen, von denen viele statt der bulgarischen Münden die sibl- rischen Bergwerke verdient Kälten. Diese russischen „Lulturträger" benutzten natürlich ihre Stellung nicht zum Nutzen des ihnen an- verlraute« Lande«, oder zu dem ihre« eigenen Vaterlande«, dem sie doch da« mit Strömen Blute« erkaufte neue slawisch« Reich zu ei»rm gehorsamen und liedende» Kinde erziehe« lallten. Sie arbeiteten »„zig und allem sür ihre laiche. Wer eine wahrheittgetreue Ge schichte Vulgariea« von 1878 dl« etwa 1881 schreibe» wollt», der würde gerade»» empöre,«»« veisotel« an« der damaligen Herrschaft russische» Ktnfiuffe« üder vulgarie» «usühre» könuen. Später wurde
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