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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188705048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870504
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-05
- Tag1887-05-04
- Monat1887-05
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1887
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nk-attion und Lrprdition JohaiincSgasse 9. Zprechkundrn der Nrdarlion: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag« S—6 Uhr. gur dir StUckiade «,n»rt<u>dtrr «-»ufcNpt« »acht ft- die Rcdacnon nichl verdindluj. Annirhme »er für »te nSchfts«>,e»»e Nummer »estimmte» Inserate a» Wochentagen »iS L Uhr Nachmittags. auLaiin- „«»Festtagen früh bis'/,SUhr. 2n den Filialen für 3ns.-Annahme: vtta Klemm, UniverfftätSstraße 1. . Laut» Lösche. Katharinenstr. 23 Part. u. König-Platz nur bis '/,S Uhr. 124. Mittwoch dm 4. Mai 1887. 'Auflage 1V,7SO. Alionlirilmitsprels viertelj. 4V, Mk incl. Lirinqerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 P!k. Jede einzelne 8>»n,mcr 20 Pf Belegexemplar 10 Ps. Gebühren nir Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesaljij ohne Postbcsörde'.mng M MH mit Postbesvrderung 70 Mk. Inserale »gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schrillen laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer n. Ziffcrnsatz nach höherm Tarif. Urclanirn unter dem Redactions strich die 4gespalt. Zeile 50 Ps., vor denFa milien Nachrichten die 6gcspaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung prseimmerawla oder durch Post- Nachnahme. 81. Jahrgang. Ä! Amtlicher Theil. Varnnug. Ungeachtet der von uns wiederholt erlassenen Bekannt machungen, daß in Gemäßheit tz. 35 de- Gesetze-, die Aus übung der Jagd betr.. vom 1. Dccrmber 1864 unsere Aus sich ISbeamten zur Anzeige Derjenigen, welche Huude in den städtischen Waldungen einschließl. deS SloseuthalS reviere» lasten, die Kvrstbeamten aber noch außerdem da zu angewiesen seien, uubeausstchttgte und im Aufsuchen oder Verfolgen von Wild begriffene Huude sofort zu tödteu, haben sich doch neuerdings wieder die Falle ge mehrt. wo von revierenden Huadea Rehe gehetzt und sogar zerrissen worden sind. , Wir werden daher die vorgedachtea gesetzlichen Bestim mungen unnachsichtlich handhaben, richten jedoch zu gleich an die Eigenlhümer von Hunden nochmal- die dringende Aufforderung, in ihrem eigenen und im allgemeinen Interesse ihre Hunde in den städtischen Waldungen gut zu beaussichlige» und daS Revieren derselben zu verhindern, damit der auch die Spaziergänger erfreuende Nehstand möglichst erhalten bleibt. Leipzig, den 23. April 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. ,i. C« De. Georgs. lerutti. ld. 1452. ES ist neuerdings abermals darüber Beschwerde erhoben worden, daß die Meldung zur Räumung der Abort- groben an die Abfuhranstalten häufig erst dann erfolgt, wenn die Grube ziemlich voll ist, bcz. bereit- llberläust. ES entstehen hierdurch verschiedene Ucbelständr und können die Absuhrinstitute leicht in die Lage kommen, in Folge bereit- vorliegender Aufträge den Anträgen aus sofortige Räumung solcher Überfüllter Gruben nicht schnell genug entsprechen zu können. Wir sehen un» deshalb veranlaßt, di« Hausbesitzer und Administratoren von HauSgrundstücken, ber. die HauSmänner hierdurch abermals auszufordern, den Stand der Grube öfters zu cvntroliren, sowie die Bestellung zur Räumung derselbe» wenigsten- 8 Tage vor Eintnlt der Neberjüllung an die Absuhranstalleu ergehen zu lassen. 2n Fällen be sonderer Dringlichkeit ist «S aber nvthig, diesen Umstand bei der Bestellung besonder» hfrvorzuhebe». da ja regelmäßig in jedem Bezirke nur einmal Wöchentlich geräumt zu werben pflegt. Leipzig, de» 25. April 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. l». 2236. vr. Gevrgi. Eichoriu». Peklttlntlllllchimg. Die Fahrstraße, welche an der neuen Börse vorüber von der Hallcschcn nach der Gerber-Straße führt, soll mit Schlackengußsteinen gepflastert und eS sollen die hierbei er forderlichen Arbeiten au einen Unternehmer in Accord ver geben werden. Die Bedingungen und Zeichnung Plan Nr. 2400a für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Berwaltung, Rath- hauS 2. Etage, Zimmer Nr. l4. auS und lönnen daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Fahrstraße au der neuen Börse" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 16. Mai lausenden OahreS Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Der Rath (behält sich da- Recht vor. sämmtlicbe Angebote abzulehnen. Leipzig, am 27. April >887. DeS RathS der Stadt Leipzig Id 1298. Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Die Arbeite» wegen Herstellung eines Fußweges ans Thonplättchen längs der vor dem Museum anzulegendcn Straße, ingleichen die Anlieserung und LerlegungSarbeiten von Granilplattcn und Granilschwellen am Museum sind vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Bewerber deshalb hiermit ihrer Offerten entbunden. Leipzig, den 28. April 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. 5t5 Or. Georgi. Eichoriu». ld Bekanntmachung. Wegen PflasterungSarbeike» wird die Kaiserin Augusta-Straße aus der Strecke vou der Süd- bis zur Bayerischen Straße vom Donnerstag, den S. d. M. ab aus etwa 3 Tage für den gesammtea Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 3. Mai 1887. IX 2959. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Trönblin. Hennig. Bekanntmachung. " Don dem Unterzeichneten Armenamle sollen im Stabt Haus« allhier (Eingang Miiblgaffe) Donnerstag, den S. Mat ». e., Vormittag« von 9 Uhr an. Möbel, HauS» und Küchengeräthe, getragene Kleidungsstücke, Beiten rc. meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 30. April >887. DaS Armeuamt. Ludwig-Wols. Iunghähnrl. Bekanntmachung. Ter von der Lagerhof-Lenvaltung am IS. April 1896 u« Nr. S2IS9 ausgestellte Lagerschein über von der Firma Miller Wachsmut» in Leipzig ausgelagerte 8 Fässer Wein, gezeich 1K 8 L6 ^ ^ ^ gewogen 2351 Silogr., ist abhoadea komme». Wir fordern den Inhabn de« Lagerschein« aus, sich demsrlbra biuaen 3 Mouaien uud spätesten« »iS zum 8. Inlt 1887 bei Verlust jeglich«» Anspruch« an die Logerhof-Verwaliong in Lagerhos-Expeditlon zu melden. Erfolgt kelue Meldung, so N der Lagerschein für erlolchen uud unwirksam erklärt und eia ne Logerscheia au«g«settigt werde». Leipzig de, 4. April 1887. L„«chsf »er ««,»1 Leipzig. Bekanntmachung. Nachdem dem hiesigen Eriininaloberwachmeister Karl Frau; Moritz Jrdel am 28. ». Mt). defle» vom Unter zeichneten Polizriamte auf seinen Namen ausgestellte LegitimattonSkarte und eine aus »einen Beamten der Criminalpolizei" lautende Fahrsrrikarte der hiesigen Pscrdebabubircclivii abhanden gekommen ist, wird die» zur Verhütung von Mißbrauch hierdurch mit dem Ersuchen öffentlich bekannt gemacht, diese Papiere im Auf- indungSsalle der Unterzeichneten Behörde abzulicscrn. Leipzig, am 30. April 1887. DaS Polizeiaint der Stadt Leipzig. Nr. 1664 O. k. Brelschneider. Or. S. Erledigt hat sich unsere Bekanulmachung vom 21. Juni 1883, den Friedrich Mar Ullrich von hier betreffend. Leipzig, am 30. April 1887. Las Polizeiaint der Stad» Leipzig. B r ets chne ider. B. Detttintttmlichllllg.^ Wir bringe» hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß die hiesige NathSkellervirthschast Sonnabend, den 4. Juni d. I.. Bormittags 11 Uhr unter den, im Termin bekannt zu machenden, auf Verlange» auch vorher hier einzusehenden, Bedingungen auf 6 Jahre an Gemeiude. vorstandsstelle hier onbeemrit öffentlich meistbietend veipachtet werden wird. Weido, den 2. Mai 1887. Der Eemrindcvo» stan». G. Francke. Nichtamtlicher Theil. Zur Gesammtliige. Der Streitfall zwischen Deutschland und Frankreich, welcher jetzt erledigt ist, hat bei aller Unerq «icklichkeit dock daS Gute gehabt, daß er den Franzosen über die wahre Sachlage die Augen geöffnet bat. Nicht rin Wort ist auch in den extremsten französischen Blätter» in tcm Sinne gefalle», da» Frankreich durch di« Nichtsreilassulig Schnäbcle's genölhigt werden könne, ru den Waffen zu greise», zu einer solchen Drohung hat sich selbst die .Lanterne" nicht verstiegen. Ein Glück war. daß die Kammern nicht tagten, sonst wäre in der Hitze oeS Meinungsaustausches doch vielleicht Manche» gesagt worden, waö bester nicht gesagt geblieben wäre. Die gcsrwmtc ge räuschvolle Erörterung deS Falle» Schnäbel«: in de» sran- zösischen Blättern war von dem Gruiidgetaiikc» beherrscht, daß Frankreich nicht in der Lage sei, e» zum Kriege mit Deutsch land kommen zu lasten und daß Alles erreicht sei, was man koste» könne, wen» die deutsche Regierung sich bewogen fühle, Schuäbcle a»S eigenem Anlricbe frei zu lasten. Auch die deutschfeindliche Haltung der panslawislifchc» russischen Presse bei diesem Anlas; bewegte sich innerhalb gewisser Grenze», und auch vvn dieser Seite ist nichts geschehen, was wie eine Drohung erschiene» wäre. Man hat auch in Rußland nicht verkannt, daß der Streitfall sich nicht zur Ausbeutung als Kriegsfall eigene und daß man seine Ausgleichung auf diplonialischcm Wege erwarte» müsse. Daö ist für die zukünftige Entwickelung der europäischen Verhältnisse sehr wichtig, denn die Franzose» haben daraus ersehen, waö sie beim Ausbruch eines Krieges mit Deutschland zu erwarten haben. Der „Figaro" hat die Sachlage richtig gekennzeichnet. ,»kem er sagte, daß beim AuSbruch des Krieges Oesterreich-Ungarn und Italien aus deutscher Seite erscheinen würden und daß ei» französisch- russischcs Bünkniß sehr zweifelhaft sei. Dieses Bllndniß ist der Angelpunkt. um welche» sich die Hoffnungen seil dem Beginn der bulgarischen Verwicklung drehen. Frankreich hat oft genug durchblicken lasten, daß rS bereit sei, sich niit Rußland über die Orienlsracze zu ver ständigen, um an ibm einen Bundesgenossen gegen Deutschland zu gewinnen; Rußland ist aber aus diese Winke nickt cing-gangen, weil e» einen Krieg scheut, in welchem cS außer Oesterreich und Deutschland auch Italien und England gegen sich haben würde. So groß auch die inilitairischen Hilfsmittel sind, über welche Frankreich gebietet, so würde» sie doch voraus sichtlich nicht auSreicke», um an der Seite Rußlands dem übrigen Europa die Spitze bieten zu können. Außerdem hat Rnßland Aussicht, aus friedlichem Wege einen Theil seiner Wünsche zu befriedigen, da Deutschland ausdrücklich erklärt hat. daß eS die Bewegungen in Bulgarien nicht» angehcn. Rußland hat eS durchgesetzt, daß Fürst Alexander entthront worden ist, und in diesem Augenblick hat eS erst wieder die Genugtbuung. daß die englischen Bankier», welche ver bulgarische» Regent schaft 25 Millionen Franc» vorstrecken wollten, durch die Note des .Journal de St. PvlerSbourg", in welchem der Nichtanerkennung der Regentschaft durch Rußland gedockt ist. stutzig geworden sind und Schwierigkeiten machen, ihr Wort emzulöscn. Der einzige Punkt, welchen Rußland zu berück« sichtigen bat. ist der Berliner FriedenSverlrag. an welchem Oester eeich-Ungarn soweit sestbäll, daß eS die russische Schutz herrschast über Bulgarien und die Einmischung in die inneren bulgarischen Verhältnisse nickt dulden zu wollen er- klärt. AuS diesem Grunde hak Rußland KaulbarS zurück- berufen und gleichzeitig die diploinatischcn Beziehungen zu Bulgarien vorläufig abgebrochen. Dieser Zustand ist sicher kein angenehmer, aber die Schwierigkelten der Lage treffen in der Hauptsache uur Bulgarien selbst, da» sich nicht rübren kann, ebne befürchten zu müssen, nach dieser oder jener Seile bin Anstoß zu erregen, und da» vor alle» Dingen Geld braucht. Jetzt ist es aus de» Au-wcg Versalien, die Regent schaft durch die von Rußland nicht beanstandete kleine Sobranje anerkenne» zu lasten, um dadurch beim Anstande crebitsähig zu werden. DaS sind Verhältnisse, deren Unholt- barleit einleucktet, und so bereiten sich denn auch jetzt aus der Balkoiibalbinsel weitere Ereignisse vor. Die Canvioten. welche längst der türkischen Herrschaft überdrüssig sind und den bulgarische» Ausstand als die Morgen- röthe der Freiheit begrüßten, haben endlich die Geduld ver loren und r» ist einstweilen zu Kämpfe» zwischen Ebristen und Muselmanen aus der Insel gekommen. Die Eonsuln der Mächte sollen, wie e» iu der letzten Meldung heißt, mit Er folg bemüht sein, einen Ausgleich herbeizusühren; aber wenn da» auch gelingt, so ist damit die eretensische Frag, nicht ge« löst, sondern jeder Flintenschuß, der in Bulgarien ertönt, kau» da» unter der Tische glimmende Feuer sofort wieder ent zünden. Die Griechen werde», durch ihren letzten Mißerfolg belehrt, keine besondere Lust verspüren, den Frieden ausS Neue zu brechen, aber in anderen Theilen der Balkanbalb- insel bereite» sich Ereignisse vor. welche nicht mehr lange aus sich warten lassen werden. Serbien bat eine Schwenkung nach Rußland hin vollzogen und hat dadurch die Lage Aul- aarien« nicht verbessert, wahrscheinlich aber da» eigene LooS sehr verschlechtert, denn bei einem Zusammenstoß zwischen Oesterreich und Rußland würde Serbien da» erste Opfer werden, wen» eS nicht zu Oesterreich hält. ES ist eine in der letzte» Zeit wiederholt beobachtete That- sache, daß die Lage aus der Balkanhalbiiisel sich sofort ver wickelt, sobald nach Westen hin verhältnißmäßige Ruhe cin- tritt. Für Bulgarien günstig ist eS, daß Rußland gegen wärtig mit der Ordnung seiner iiineren Angclcgenbcilen vollauf beschäftigt ist. Der Nihilislenprcceß, in welchem soeben daS Urlbeil gesprochen ist, liegt bleischwer aus der russischen Negierung und hemmt alle ihre Schritte. Der Streit zwischen Kalkow und GicrS kann deswegen auch nicht zum Auvtrage kommen. Vor der Abreise des Kaiser- Paare- nach dem Süden hat Katkow noch einen letzten Ver such gemacht, u»> eine Entscheidung herbeiziliührc», und sich zu dem Zwecke nach Sl. Petersburg begeben. In neuester Zeit ist eS vom Rücktritt de» Ministers GwrS, von welchem un längst vielfach die Rede war, wieder still geworden, im Gegeil theil lauteten die letzten Nachrichten dabi», daß Gierö im Amte bleiben werde; da» würde allerdings ein Sinken der Hoffnungen Katkow'S bedeute», aber cS ist nicht Wahlschein- scheinlich, baß eS Katkow gelingen wird, >» dieser Beziehung nochmals eine AeiiLcrung rn den kaiserlichen Entschließungen herbeizusühren. Wenn eS aber auch gelingt, die Ruhe aus der Balkan habinsel in dem koiiimenben Sommer auficcht zu erhalte», so scheinen doch die Dinge in Asien demnächst zur Entscheidung zu drängen. Um die Sache deS EmirS von Ar'gbaiiistan ist cS so bestellt, daß sein Thron sich in der höchste» Gefahr befindet, und Rußland kan» und wird diese Gelegenheit nicht unbenutzt laste», um seine Stellung in Afghanistan zu verbessern. Jüngst lras die Meldung ein. daß russisch-englische Abmachunge» besiehe», um den Ghilzai-Ausstaiid zu unterdrücken und an Stelle deS gestürzte» Abdurrhaman Kban eine» beiden Theilen ge nehmen Herrscher einziisctzen. Die Bestätigung dieser Nach richt vorausgesetzt, würde damit emc ganz neue Grund lage für die Entwickelung der centralasialischc» Verhältnisse .gewonnen, nicht nur der riifsisch - englische Grenzstrcit in ' ''iahanistcu Ware damit beseitigt, sondern au die Stelle der Eifersucht und Ncbcnbuhlerschast der beiden Machte wü>d, ein freuiibschafllicheS Einvernehmen treten, da« dann natürlich seine Rückwirkung auch auf die currpäischen Verhältnisse übe» würde. Vorläufig ist Abdurrhaman Khan »och der Beherrscher Afghanistan»; die Sacke bat also keine Eile, aber schon die Möglichkeit eines russisch-englischen Zusammengehen- in Afghanistan bedeutet einen so vollständigen Umschwung in den» Verhältniß beider Mächte zu einander, daß eS gestattet ist. die Nichtigkeit der Meldung zu bezweifeln. Bevor Rußland sich zu rracnd einem entscheidenden Schritte entschließt, muß erst der Nihilistcnprcceß erledigt sein und der Schrecken muß seine Wirkung gcthan haben. * * Leipzig, 4. Mai 1887. * In der am 30. v. M. abgchaltenen Plenarsitzung genehmigte der BundeSrath den Entwurf eines Gesetzes über die Besteuerung deö Branntweines mit den von de» Ausschüssen für Zoll- und Steuerwesen. für Handel und Berkchr, für Iustizwesen und für Rechnungswesen vor- geschlogencn Abänderungen. Der Gcsctzciilwurf wegen Fest stellung eines Nachtrag« zum NeichSbauSballö-Etat sür daö Etatsjahr 1887/88 wurden a» de» Ausschuß sür Rechnungs wesen zur Vorberalhung überwiese». Mit der bereit» er- jvlglcn Ueberweisuiig deS Antrag» Badens, betreffend die Acnderung der Statuten der badische» Bank, erklärte sich die Versammlung einverstanden. De» Vorsitz sührle in der Sitzung zunächst der Staatöministcr Ctaaissccrclair des Inner» vou B-etlicher. nach eiiigetretcncr Behinderung desselben der königlich bayerische Bevollmächtigte zu», BundeSrath, SlaatS- niii'.ister Or. von Riedel. * In Bezug aus die Branu twcinsteuervorlage wird officiöS mitgetbeilt, daß die Annahme ver Vorlage im Bundeörathe mit Einstiui inigkeit erfolgt ist. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" setzt ihre Enthüllungen über die diplomatischen Actione» der drei Kaisermächle bei dem letzten russisch-türkischer, Kriege fort. DaS halbamtliche Organ schreibt heute a» seiner Spitze: Die „Moskauer Zeitung" beschäftigt sich in ihrer Nummer vom 26. April mit der lnstorischcn Belehrung über die Bor- geschickte des letzten TürkenkrieqeS, welche wir kürzlich dein „Dnicwnik WarschawSki" hakten zu Theil werde» lasse». Die von der bekannten Gehässigkeit getrogenen Aclißerungen des Kotkow'sä.ca Blattes machen eS nothwendig. aus die 1876er Ber- Handlungen noch näher einzugeheo, um nackiznwcisen, daß de» Ber- dächtigungen und Entstellungen, mit denen dasselbe die öffent liche Meinung Rußlands zu fälschen bestrebt ist, thatsächlich der Boden fehlt. Zunächst woll-n wir feststellen, daß eS sich i» unsere» bisherigen Veröffenitichinigen über die vorliegende Frage um „Anspielungen" gar nicht gebandelt hat, sondern uni unwiderlegl'che Miltheilungen von Thatiachen an» der Zeitgeschichte, lieber die Frage, wer» die Unruhen aus der Balkandatbiusel im Sommer 187.', provoeirl und bi- zum Herbst 1876 gepflegt und unlerhaltcn hat, wird Herr Kalkow, da er schon damals an der Leitung seiner Partei bctdeiligt war, bester wie wir unterrichtet sein. Die Insinuation, als ob die Beun ruhigung der österreichischen Grenze durch ausständische Bosniakcn, Serben und Bocchejcn von Oesterreich selbst angestiitet worden wäre, ist eine ungewöhnlich nngeschickie und zeigt nur, was Herr Kalkow seinem Leiervublicum lnete» kann. Wer auch nur die Zeitungen im letzren Jahrzehnt gelesen bat, wird sich erinnern, daß der üie- sinnungSgenoste de- Herrn Kalkow, der Moskauer Emistair Aksakow, die Geldspenden der Slaweneom'köS nach Bosnien und Serbien und die russischen Freiwilligen di: Bewegung jo weil unter- hielten, daß deren Erlöschen vcrbulet wurde. Oesterreich hat jene Ausstände von Aiisang an mit Besorgniß versolgt und das Bedurs- niß gehabt, die Ruhe an seinen Grenzen wieder hergestellt zu sehen. E« war die Partei de» Herrn Katkow. weledc die bosnische» und serbischen Insurgenten so lange unterstützte, bis es ibr gelungen war, die an und sür sich srietliebende Regierung des Kaisers Alexander I I. in di« Bewcgung hincnlzuzichen und dazu zu bringen, daß sie in der Voraussicht der eventuellen Nothwendigkeit ihres Einschreiten« im Sommer 1876 den Weg directer Verhandlungen mit Oesterreich be trat. Diese Verhandlungen haben die ganze zwette Hälfte de« Jahres 1876 auSgesüllt, und bei ihrem Abschluß ist e» der General Obrn- tschew gewesen, der als Ueberbringcr kaiserlicher Briefe und mili- tairischcr Berather in den bezüglichen Punctationen an dem Zustande- kommen derselben einen hervorragenden Antheil hatte. Aus den ganzen damaligen Verhandlungen ergiebt sich zur Evi denz, daß Rußland zu jener Zeit über das Verhalten Oesterreichs nicht nur keine Klage hatte, sondern von der freundlichen Haltung des Wiener CabinetS in hohem Grade befriedigt war: man brauch: unter den vielen vor der Unterzeichnung des Abkommens zwisch n Wie» und Petersburg gewechselten Depeschen nur einen Erlaß des Fürste» Gortschakow vom 27., 15. December 1876 ins Auge zu lasse», in dein verschiedene Phasen der Unterhandlung bei dem Abschluß resumirt werden und die mit der Zusicherung der persönliche» Aiierkeiinung des russischen Kaisers schließt. Rußland hatte eben zu jener Zeit verschiedene Wünsche, deren Erfüllung von Seiten Oesterreichs für die eigenen Zwecke Rußlands im Orient als ein Bedürfnis; angesehen wurde. Den Preis sür die Ersüllung dieser Wünsche bildete die vertragsmäßige Zusage der Besetzung Bosniens durch Oesterreich. Diese vertragsmäßige Zusage ist älter als der Berliner Tractat und konnte aus dem Berliner Congreß nicht mehr auS der Wett geschasst werben Die Deziekungcu der beide» üabinete von Wien und Petersburg waren 1876 und 1877 vertrauensvolle und intime und weit entfernt von dem Uebel- wollen, welches Herr Kalkow ihnen jetzt imputiren will. * Der kaiserlich deutsche Botschafter bei der fran zösische» Republik. Gras Münster, welcher mit Urlaub einige Zeit in Berlin verweilte und während dieser Zeit wiederholt von dem Kaiser und auch vom Fürsten Reichs kanzler empsangcil wurde, hat Berlin wieder verkästen, »m aus seinen Posten nach Paris zurückzukebren. * Wir lesen in der „Kölnischen Zeitung": Gegen die „Kölnische Zeitung" erlaßt im „Mainzer Tage blatt" Herr R. Nötiger i» Mainz eine Erklärung, wonach er bestreitet, vom Reichsgericht wegen Spionage oder Landes verrat HS verurtheilt zn sein. Der höchste Gerichtsbos babe viel- niehr in Bezug aus ibn ein Wabngebilde in seine völlige Nichtigkeit zurückgeworsen. Herr Rüllger greift m dieser Erklärung die „Kölnische Zeitung" ohne Grund an. Die von uns veröffentlichte Lifte erwähnt nicht mit einer Silbe eine Bestrasuug Nötiger'-, sie erklärt sogar ausdrücklich i» der Einleitung, daß nur der grüßte Theil der Aus- gezählten von deuischen Gerichten mit erheblichen Strafen belegt worden ist; sie erwähnt nicht einmal die Berurlbeilung von Saranw oder Probt, sondern beschränkt siöi lediglich daraus, diese Gruppe als solche zu nennen, „die zu einer überzeugenden Klarheit über daS völkerrechtswidrige Verjähren der sranzösischen Regierung geführt hat." Aus die Art der Lheilnahme der einzelnen in die Untersuchung ver- wickelten Personen kam eS bei der Liste überhaupt nicht au, auch diejenige» innßlen darin aosgesührt werden, die sich lediglich objectiv, obne daS B.-wiißisein vo» der Tragweite ihrer Handlungen, also ohne subjeclive Verschuldung betheiligl batten. Es kam nicht daraus an, die Schuldige» vo» Neuem zu nennen und der Verachtung preiszugebc», sondern ausschließlich, die französische Regierung in ihrem s'«gesetzte» völkerrechtswidrigen Verjähre» blosiznstellen. Dazu gchör'e» also auch die Fälle, wo Dcuischc der ausländischen Negierung in diesem Verfahren grholsen batten, ohne daß sie ibrer- jeiis auch nur eine Kenuiiiiß davon besessen. Die sranzösijche Re gierung ha! auch in diesen Fällen sich einer Bötkcrrechisverletzung jäiuidig gemacht. Was die Person deS Herrn Rüttger betrifft, so stellen wir hier gern fest, daß das Reichsgericht in seinem Urthcil vom II. Februar 1896 i» der llni-rjuchuug wider Saranw und Nötiger zwar Saranw sür ubersuhrt erklärt hat. den Mitangeklagte» Rüttger als »lilitmriich.'ii Cociespoudcutc» sür Mainz nngeworben zu baden, und daß es ferner sür erwiesen erklärt hat, daß Röltger fortgesetzt Correipondeiijen des verlänedmariigsten »lilitairischcn Inhalt- für Saranw nach Kop-nliagc» enigesandl habe, daß eS aber ferner an- grnomimn hat, daß Das. was Röltger an Saranw und dieser nach Paris mitgeihclli hat, ausschließlich der französischen Regierung bereits bekannte Dinge enlballcn habe, deren Geheimhaltung nicht gebvicii war. Deiiigemäß hat das Reichsgericht Rüttger von der erhobenen Anklage der Beihilfe zum Landcsverralb sreigelprochen. In uusern Auszeichnungen ist aber nickn ein Wort davon zu finde», daß der Gerichishos, »in tue Rütlger'ichcn AuSdrückc zu gebrauchen, „ein Wahugcbildc ,n seine völlige Nichtigkeit zurückgeworsen babe". Sollte dieser Ausspruch sich m ciiiein geheimen Theile deS Erkennl- nisseS vorfiiidcn, so sind wir gern bereit, die bezügliche Stelle ab- zudrucken, sobald uns Herr Röltger das Unheil in diesem Tbeil« vorlegi. IedensallS würde cs dann aber schwer zn begreisen sein, wie das Reich-gerrchi dazu kommen konnle, den von dem Ver- Iheidigcr gestellten Antrag, daß die Reicbscaffc die dem Nötiger aus dieser ttiitcrsuctiung erwachsenen nolhwcndigin Auslagen übernehmen solle, abzulehncii. * Der Prinzregent vo» Bayern bat die Huldigung der Protest a »li sch e n LaiibcSilniversität Erlangen enlgegeiigeiioiiliiic» und erwiderte in seiner dankenden Antwort, er sei stolz darauf, der Rector der Universität zu sein. * Die „LaildeS-ZeitlMg" snr Elsaß-Lothringen ver öffentlicht eine kaiserliche Verordnung, nach welcher die vierte Abtücilllilg des Ministeriums (Verwaltung der Lant- wirthsckajt) ausgeboben und mit der dritten Abtbeilung (Finanzen und Domänen) verbunden wird. Ferner soll die Verwaltung von Gewerbe und öffentlichen Arbeiten niit der ersten Abtbeilung (Inneres) verbunden werden. — Dasselbe Blatt bezeichnet die beabsichtigte Verhängung deö Kriegs zustandes in den Reichslanden alö jeder Begründung ent behrend. « * » ^ Der dentschgesiiinte österreichische Abgeordnete ru mänischer Nntio» Or. TomaSzuk bat am Freitag im österreichische» ReichSratli den kürzlich von einem Fran zosen gemachten Vorschlag erwähnt, sür Oesterreich die Bezeichnung „Slawo-Hongric" vorzuschlagcn und — daS Französische als Staatssprache zu erklären. Sonderbar genug müsse» sich hiernach in nianchcm sranzösische» Kops die Bcr- bälinissc Oesterreich« spiegeln. Aber einige Logik hat der sonderbare Slawenschwäriiier auS Pari« denn dock bewiesen. Er erkannte die Nolbwcndigkeit einer Staatssprache und z»- alcick die Unniöglichkeit. die czeckische oder eine ankere der slawischen Sprachen at« Staatssprache zu erkläre». Man darf sich allerdings nicht wunder», baß bei den wenig unler- richlclcn Franzosen, welche vielleicht kaum ahnen, wie lies selbst bei den «lawcn Oesterreichs die tausendjährige deutsche Eiiltur scstsitzl, angcsichtS der gegenwärtigen Umwälzung in Oesterreich solche abentcuerlichei, Ideen großwacbscn lonnen. Der Erfinder VeS Begriffs Slawo-Hongrie würde sich viel leicht sehr wundern, wenn er die Dcnlschensrcffer Grcgcr. Zcit- baminer, Ricger, Hauöner u, A. im österreichischen Reichsrath die keiilsche Rede schier meisterlich behand-In hörte, und wie armselig die Herren stottern müßten, wollten sie französisch radebreche». Aber die fortgesetzte» LiedeSwcrbuiigeii der Slawen Oesterreichs konnei, einem sranzösische» Herrn Ehauvin sehr leicht den Kops verdrehen. In Ungarn bat man ja übrigens schon in Wirklichkeit die sranzösische Sprache in mancher Bestehung für die denlsche cingcsührt (bei AnSstellungen. I wiffenschastlichcn Zusammenstellungen u. tergl. m ). Der I Magyare neigt eben mit dem Verstände ru dem Deutschen, 'mit dem Herzen zum Franzosen; rrsrrulicherwrise übn«i«-1
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