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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188610140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-10
- Tag1886-10-14
- Monat1886-10
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1886
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584V 2^ ^ Schmidt (Bruhm L Schmidt) und DIrcctor Ad. Winkel mann (Leipziger Disconlo Gescllschasi) neu hinzuzuwählen. Dieser Borschlag findet einstimmige Genehmigung. Im Anschluß hieran ersolgt noch die Ausloosung derjenigen Mtglieder, »velche mit Ende 1887 auoscheidcn. DaS Loos trifft die Herren Gumpel, Hermann Schmidt, Becker und Winkelmann Van der l., Wappler und Schröder von der ll. Adihciluug. IV. In nicht-öffentlicher Sitzung wird hieraus noch über die am 29. September stattfindende Einweihung der Neue» Börse verhandelt. Aus Grund de- Protokolls mitgetheilt von dem Eeeretär vr. Geusel. Leipziger Lehrer-Verein. * Leipzig, 12. Ocioker. Bei Beginn der 23. Sitzung be- schließt der Verein zunächst, Herrn Pros. vr. Arendt, im Hinblick aus seine Bedeuiuug al- Lehrer, Gelehrter, pädagogischer Schrift- sieller und Begründer einer rationellen Methode des chemnchea unterricht-, sowie aus seine einstige Wirksamkeit al- Schulausschuß- mitglied de- StakitverorviielencollegiumS und in dankbarer Er innerung au die Reihe wissenschaftlicher Vorträge, durch welche er da- geistige Leben de» Verein» förderte, zum silbernen Amt-- jubiläum «in Glückwunschschreiben zu übersenden. Hieraus berichtete Herr Lehrer Häu «lerau- Berlin über: „Da» Gemetudeschul- und Lehrervereinswesen inverlin." I» dem Häusermeer von Berlin sind zur Zeit rund 203,000 schulpflichtige Kinder vorhanden. Davon entsallen aus die 16 Gymnasien, 8 Realgymnasien, 2 Oberrealschuleu, 2 höhere Bürger- schule», 7 höhere Mädchen chnlen, LS von Vereinen oder Kirche» gegründeten Anstalten »Nb 73 Privatlchulea 45.800 Kinder und aus die 1KL Gemeindejchulen 184,800. Die Gemeindeschulen Ber lin» habe» eine interessante Geschichte. Bis zum Jahre 1829 lag der Elementarunterricht in de» Händen von Privatschulen, die in freier Eoucurrenz zum Theil mit ungeorüften Lehrern in oft mangelbasten Localen arbeiteten. 1829 trat zur Reorganisation de« Schulwesen» »iue S chuldeputatic n in Tbätigkeit. Sie übernahm die Le» «altnug der 7 Armeuschulen von de» Armenbezirken und gab den Schulen die Lezirksnummer. 184b traten die Schulcommissionen tu» Lebe». 1L Bürger tu jedem Stadtbezirk vereinigten sich zu einer sviche». E» giebt deren zur Z-ü 234 Durch dieselben werde» die Gin- und Umschmelzungkn vorgenommea, neue Elasten eingerichtet, die Errichtung »euer Schule» beantragt; bei Vermummsten über- »ehmr» sie die nöthige» Untersuchungen, Ermahnungen, Straf anträge rc. 1870 würbe die Aushebung der Schulgelder be- schlossen. Hiermit begann die Zeit de- rapide» Aufschwungs der Gemeindeschulen. Außer dem ra chen Wachsen der neuen koijerstadt »ar e» vor Allem da- durch den unentgrltlichea Unterricht erhöhte »ud erweckte Jntereste. welche» die Frequenz der Schulen innerhalb 18 Jahren verdoppelte. Bei der Wahl de« SchulshlemS entschied man sich für 6 auf- steigende Llassen. Da aber jährlich zweimal Kinder ausgenommen werden, so »rgiebt die- 12 Elasten; hierzu komme» noch einige Barallelklasten. Für die Bei'epnng in die höhere Elaste ist die Prüfung maßgebend, welche der Rector am End« de» Schuljahre- voraimmt. Ts werden reichlich ' , der sechsten, V, der fünfte», *3, der vierten, '/, der dritten, der zweiten Elasten al- versetzunqs- reif befunden. Gründe dajür, daß nicht Alle versetzt werden, sind der fortwährende Wechsel der Bevölkerung, die Gleichgiltigkeit und Nachlässigkeit mancher Eltern, dir zuweilen jainmelvollen Familien- Verhältniffe, der Verkehr der Großstadt, welcher vieler Kinder Auf merksamkeit von der Schule abhält, zum Theil auch der Mangel genügender Stiasbefuginste. Man kann sagen, daß etwa 8'/, Pro test der Schüler nicht über die Mittelstufe hinauSkommrn. Die Lehrstoffe und Elassenpenlkn sind allen Schulen einheitlich vor geschriebe», der Unterricht wird nur Vormittag- ertheilt. In Betreff der Lehrbücher aber herrscht große Verschiedenheit, s» gievt e» ungefähr vier verichiedeu» Lesebücher, fünferlei Rechen hefte ». s. s. Um bet Umzügen diese Uebelstäiide etwa- abcuichwächen, bestehen au verschiedrurn Stellen der Stadt Umtauschdepots. Die Lehrmittel sind, besonder- in de» alten Schulen, nicht reich lich vorbandea, am besten ist noch sür physikalische Apparate gesorgt Da- städtische Schulmnieum dient zur Au-wahl bei Anschaffung neuer Lehrmittel. Da- Lurn wesen wird geleitet vom Oberturnratb vr. Angerstein. Alljährlich zeigen die Turuclasten eine- Scknilkreise« i» der städtische« Turnhalle im öffentliche» Schauturnen ihre Leistungen Außerdem giebt e» noch Wett rechnen, -singen, sowie dir halbjährlichen Schulpräsunge». In ei» m Vormittage werde» -a sämmtliche Elasten einer Schule vorgesührt, ans jede entfallen als» IS—20 MHinten. Jede Schule Hot etwa 17 Elasten, welche in städtischen Schul aebäudea (3iiöck>gen Rohbauten), im Falle de» Nothbehelfe« auch kn Miethhänser» nntergedrachl st-id. Der Rector bot Aintswobnung «ntweder im Tchulhanse oder in besonderen Gebäuden aus demselben Grnndstück Im letzteren Falle werden di« übrigen Räum« zu Bureau» sßr Stondetamt, Vaninspectlon, Stl'ßkiiieiniguna u. dergl. verwendet lieber Schulaugelege»Heiken brlchließt die Schuldeputatiou, eine Abtheilung bet Magistiat«, welch« olle 14 Tage eine Sitzung hält. In Geldsache» haben die Stadtverordneten da- Bewilligungsrecht Dir Schuldeputation besteht au- 6 Magistrat-Mitgliedern, 12 Stadt verordneten, 11 Bürgerdeputirik» uud den Superintendenten al- königl Eammistarien. Früher lag die Leitung und Beaufsichtigung der Schulen in den Hände» der Geistlichen. Jetzt sind di« Rectoren verantwortliche Leiter. I« 20 Schulen haben einen Cchultnspeclor. Der Riligion-uuterricht unterliegt derAussicht eine- Parochialgeistlichen. Ta in Preußen Pädagogik an den Universitäten nicht gelehrt wird, s» ist den Berliner Lehrern ei» UmversiiStsstudium unmöglich. Biel« aber bereite» sich sür da- Mittelschul- nnd Reetoratteramrn vor. Letzteres hoben 90, erster«» über 400 bestanden. Die Be setzung der Rcclorstellen geschieht genau nach der Reihenfolge der eingegang-neu Zeugnisse über die bestandene Rectoratsprüsung. Die 2732 Lehrkräfte sind 1892 Lehrer (darunter 22 iutrri mistische und 89 Hill-lehrer) und 840 Lehrerinnen. Für diese Lehrkräfte sind 3 Rectoren-, 7 Le- rer- und 8 Ledrer.nnengehalt-stuseu. Dir Lehrer beginnen mit 1860 ^ und steigen bi- 3240 ^>, die Rectoren vo» 3l80.4! b -3900Ll,icbst ireier Wohnung, Lehrerinnen steigen von l l70 4l bi- >980 H lsslehrer, welche gleich »och ihrem Abgänge vom Seminar angestrllt werden, erholten 1200 Da- Aus rücken geschieht durch Bertheilung neo gegründeter Stellen aus di« verschiedenen Stufen und injolge von Penstonirungen, TodeS sällen,c. Da» Maximum de» Geholte» wird in etwa 19 Jahren Berliner Dienstzeit erreicht. Der Gehalt wird vierteljährlich pränumerando au-gez»hlt. Je 2 College» an jeder Schule übernehme» da« Ab- bclen und Bertheilen der Gelder. Die Lehrer gebe» durchschuitt lich 26 Stunden Unterricht, die Lehrerinnen 82 -24. Die Brr tretung erkrankter Lehrkräfte wird theil» von einem dazu bestellten Bertrcter (80 Stunden), theil» vo» den College« in der Schule (die übrigen Stunde») besorgt. In Bezug aus Penstonirung sind dieselben Grundsätze geltend wie bei den königl. Staatsbeamten. Die Pension beträgt nach 10 jähriger Dienstzeit und steigt jährlich um '/c. Mit dem 68 Lebensjahre kann die Pensiouirung ohne Beibringung eine» Gesundheitszeugui je« gefordert werden. Die Wittwen Verpflegung ersolgt nach den Grundsätzen der königl. Wittwen- verpflegungscasse. B«i Tode-sällen erhält die Wittwe außer dem Gehalt sür den lausenden Monat noch '/« Jahr Gnaden gehakt. Bei Begräbnisse, stellen je 4 Schulen eia Trauer arschirr» so daß jeder Leich« deren 40 folgen. Die Berliner Lehrer schaft setzt sich aus Männern au» ollen Theijen der preußischen Monarchie, ja de« deutschen Reiche« zusammen. Trotzdem ist der Verkehr derselben untere »ander durchweg ein gemütblicher. Die Gemeindelchulkosten betragen laut Etat«nachwe>« tm Jahre 1886/87 7,144,260 ,4i. Aus rin Kind entfallen etwa davon 48 bi« 49 Ll. Au« dem Schuleiat werden auch jährlich bedeutende Sum men sür de» zoologischen Garten und sür da- Aquarium ausge «endet. Jede- dieser Institute ist von den Elasten jährlich einmal zu besuchen. Außerdem unterhält die Stadt 8 große Spiel Plätze und zahlt das Honorar sür die aulsichtiüdrenden Lehrer Ebenso wird von 4—6 im Sommer aus einige» Schulh-sen gespielt. Gegen Sckuliparcaste». Haiidserligkett-unterricht, Baden der Kinder ,c. hat sich die Behöide th-ilö passiv, theil« ablehnend verhalten. Da- gegen sind Plätistuben sür Mädchen eingerichtet. Gelegenheit zur Weiterbildung nach der Schuhelt gehen 18 Fort bildung-schulen, deren Besuch ein freiwilliger, aber »«ent geltlicher ist. D!« idealen Ziele de-Lehrerstand«- pflege« eisrigst die Lehrer- vereiar. So bilde« die Genossen der verschiedene» Seminare Bereinigungen. Daneben bestehen noch zwei kleinere pädagogische Verbände und eine historische Vereinigung. Al» mittelgroße Ler- einigungen sind anzusühren der ältere, der gesellige, der Rectoren- «nd der Lommunallehrerverein. Der gesellige besteht au- 264 Mit gliedern (Recloren. P, ivatlchnlvorsteher und Lehrer) nnd bä» monat lich je eine wistenlchaitliche Sitzung, sowie je einen Familienabend. Wittwen der Mitglieder echalien au» seiner Wohlthätigkril-caste je 40 ^ Die meist-» College«, einschließlich der Rectoren. abrr ver einigen sich >m Berliner Lehrerverein, welcher 1279 Mitglieder »äblt. Er hält e» unter Auderm iür eine Hanplanfg.'be, die Wünsche der Lehrerschast den Beh-rden kund zu geben, und steht dann einmüthig zusammen. Zur Erreichung der Zwecke de» Verein- bestehe« 13 Sektionen. Da« Kuratorium für die wiffeu- chastlichen Vorträge schafft Lehrkräfte und Locale, um Deujeuigen, die sich sür höhere Prüfungen vorbereite«, gegen geringe« Entgelt das Studium zu erleichtern. Die „Pädagogische Zeitung" erhält über die Fortschritte aus pädagogischem Gebiete im Lausenden. Das deuische Schulmuseum sammelt pädagogisch-literarische Erscheinungen, ähnlich wie die Comen ins-Stiftung in Leipzig, wird aber nicht in dem hohen Maße benutzt als diese. Die Rechtscommissiou uaterstützi die Mitglieder de« Verein» bei pädagogisch interessanten Processen und beantragt event auch die Tragung der Kosten beim Verein. Eine weitere Commission bearbeitet jährlich eine Schul- tatistik. So giebt e» noch Sektionen sür Schreiben. Schulgesundheit-pflege, ür Belang bei festlichen Gelegenheiten, für gesellige Vergnügen, ferner eine Spar- und Darlebascaste, eine Wittwen - Unterstützung-sectto», eine sür Feuerversicherung, eine Wirthschast-sectio«, welch« mit Kauf- leulen Beriräge abschließt, wonach dieieibea den bei ihnen kaufenden Lehrern Rabatt gewähren. Dieser betrug in l888 30,000 ^l Außer dem besteht in Berlin noch eine Lehrerkrankencaste. welche bei 80 Beitrag wöchentlich 6 ^l Unterstützung zahlt. Die Lutherstislung, die Agenturen de- Pestalozzististes, die Wilhelm-August» > Stiftung argen sür kranke Lehrer und Lehrerinnen, sowie sür Wittwen und Kaisen. So ist also die Thätigkeit aus dem Lerein-gebiete eine außerordentlich lebhalte «nd da» Princip der Selbstbülse überall an gewendet. — Der inhaltreiche Vortrag fand de» lebhaftesten Beifall der Anwesenden. Der Herr Vortragende beantwortet« noch hieraus eine Anzahl an ihn gerichtete Frage». L. LI. Aus Südafrika. ui. o. v. Beacon-sield, Diomond-field-, 10. September. Was nun dir gegenwärtigen Verhältnisse Südafrika- im Allgemeinen betrifft, so hat e- den Anschein, al- ob i» Bezug aus Handel und Wandel eine Wendung zu». Bessern eintreten wollte. Wolle und Diamanten, zwei Hauptsacloren in der Eolonie, sind im Preise gestiegen, und wenn erst die hiesigen Weinsarmer mehr Sorg falt auf die Bereitung de- so feurigen Lapwein- verwenden, wird ich derselbe berechtigten Rus und Eonsumentra in Eiiropa sicher schaffen. Die Farmer Hobe, aber i» Sommer oft diel durch Dürre, im Winter deren Vieh durch Kälte (e- bat diesen Winter in verichiedenen Distrikten stark geschneit, wodurch Tausende von Bieh zu Gruude ge gangen) zu leiden. Die Verhältnisse sür de» Handwerker sind noch krine günstigen zu nennen. In Eapstadt hat sich ein Somit« gebildet, welche« den Arbeit-losen Beschäftigung zu verjchassen sucht. In wenigen Tagen hatten sich mehr den» tausend Personen gemeldet, welche Arbeit suchten. In den Diamantenscldern sind die Arbeits löhne in de» letzten Jahren mindesten- um 40 Proc. gesunken, aber auch der Lebensunterhalt ist bedeutend billiger geworden. Da sehr viel Handwerker »c. von h'.-r nach den Goldfeldern gehe», werden sich die Diamant-Mir-a-Eompagnien in nicht zu langer Zeit bequemen muss.'», höhere Löhne zu zahlen, wen» dieselben anders Arbeiter erhallen wollen. Der Mangel an eingeborenen Arbeiter» hat sich den Eouipagiiien ich»» längere Zeit fühlbar gemacht. Da sich in de» Mine» sehr häufig Unglückssälle ereignen, nimmt die Abneigung der Kaisern, in den Minen zu arbeiten, zu. An einem Tage verließen 80 Zulus die Mine der Paöaix D. M. Eompanq und weigerten siL dieselben entschieden, die Arbeit wieder anszunehmen. Um dein Diamanten» diebftahl einen Riegel vorz»ichieden, iverden die Compagnien i» Zu kunst ihre schwarzen Arbeiter auf dem zu de» Mine» gehörigen Areal sür 2 Mo-ate intern, re», ehe man denseibe» erlaubt, in die Stadt zu gehe». Die Kaffer» werden von den Eon>kag»>e» ge kleidet uud beköstigt. Die Sdopteeper und Braiiniweiiiichenten sträuben sich gegen diese- System nalürlich ganz qewalttg; crstere werden ihre Ladenhüter, letztere Lire» Fnlel nicht los, der Kaffer säuji Alle-, wenn- nur recht kratzt. Die Compagnien s.ge», uns werden zu viel Diamanten gestohlen, wen» wir den Kaffer» zn viel Freiheit erlauben; die Kausleute und Cameenkecper vcl »iipic», durch da« Jaternirung«.System werden Kiniherley, Du Toiis Pa» rc. »um Range von bloßen Minendörsern herabgcdriickt. Beide Parteien haben nach ihrer Art Recht. In diese Sache näher einzugkhcn, will ich einer befähigteren Feder überlaste». Mittlerweile weiden die drakonischen Gesetz», weiche die Vergehe» de- Diamantendiebsiahls oder unbefugten K-us» ahnten, mit ganzer Strenge angewaiidi. Allwöchentlich hält man Fälle, wo „getrappte" (da- heißt in Versuchung geführte und in dic Fall, gegangenc Käufer gestohlener D amanten) D aiiiaiitenSiebc »de» Käufer zu 7, 8 oder 10 Jahren „karä ladour alias G,,ä»g»>ß bei schwere» Arbeit verdonnert werden. Jnterrssant wäre es, zu er- fahren, wie viel tausend Jadre Gesänguiß der Special Lourt in Kimbertey über dH Mitglieder der I. 0. L. Garde (Käufer voa gestohlenen Diamanten) bereit- »erhängt hat. Zum Schluß meine- Briese- werde noch in banter Reihenfolge kleinere Mittheilungea, von denen ich glaube, daß diese die geehrle» Leier de» .Leipziger Tageblatt-" iuteressiren, machen. Bor einigen Woche» wurde in Brownlee Station eine Kasser- sru« mit Zwillingen, Knnbeu, gesegnet. Die- ist nun nicht- Außergewöhnliche-. Jedoch der eine der jungen Weltbürger ist da- Ebenbild eine» Europäer«, weiße Haut, blonde Haare, während sei» Bruder nicht au« der Art geschlagen, d. h. eia echtes Kasserkiud voa dunkelbrauner Farbe mit wolligem Haar ist. Ob drr weiße Knabe zu den sogenannten Albmos zu zählen ist. vermag ich nicht z, sagen. Mr. Ferreira aus der Farm Zouue- bloem im Orange-Freiftaat berichtet, daß er im Besitz eine- l2jib- rigen Mntterschoses ist, welche» gegenwärtig da- zwölfte Lamm sängt. Ei» norwegischei Missionar wurde vom Magistrat zu Ärey- town (Natal) wegen tyrannischer Behandlung eine« 6tngebo- reve» zu 2 Lstrl. ---- 40 >tl Geldstrafe verurtkeilt. Die Landeevaler im Bolksraad haben 16Wochen lang das Wohl uud Webe der Repu blik beratden, wa« den Steuerzahlern aus 6000Lstrl. (l20,000^4) zu stehen kommt. DieTrau-vaalBoereu werden nun bald ihre eigene LandeS- münze in alten Strümplen ausbewahren könne». Da- neue Transvaal Geld, welche- wie da» englische in Lstrl., Stnllingen uns Pence de- stehe« wir», soll bald zur Ausgabe gelangen. — Die „Heils armee", welche ihre Avantgarde bereit« bis nach den Diamant- selber» vorgesckobe». wird hier gelegentlich mit saulcn Eiern »ns fleckigen Orangen bombaidirt. — Im Monat Juli wurde» von Pocl Nolloth, Namaqunland. 2220'/, Tonnen Kupsererz nach England verschifft. — Teteleukn, ein wohlbekannter Zwartkop-Häupiling, hat sich kürzlich die 14 Frau genommen. Dos geht bald nach über die Mormonen. Herr van Bnuren aus Annandale-Farm besitzt daselbst einen prächtigen Orougenbain. Einer der Bäuinr lrug dieses Jahr 8100 Früchte, welche 6 Lstrl --- 120 ^l einbrachten, v B soll in dieser Saison gegen 70.000 Orangen geerntet haben. Hiesige Blätter behaupte», daß die Boeren-Lolonie „Upinglonia" in Ovamvo- land vo» Deutschland annectirt werde» wird. Einundbreißig Boldcompagnien mit einem Capital von 1 834.400 Lstrl. hoben sich bi« dato gebildet. Ei» Lorrkipoudent de« „Kaffraria» Waichmai,' ist der Ansicht, daß Kassra ria vorläufig Landbauer nicht »öihig hätte, es würden bereits mehr Feldsrüchle produciri als co»s»»»rt werden könnten, die Preise den Bauer also nick» bezahlten. Nach Kaffraria hat Mr. Arnold White jüngst einig« hundert englische Eniigraulen geschickt. „Farmer- Ehrouicle" berichtet von einer Henne, welche über einen Wurf kürzlich geborener Hunde sitzt, al- ob e« ihre Küchlein wären; die Mutter der jungen Vierfüßler aber säugt eia zwei Tage alte- Lamm (echt afrikanisch!). Mr. Marten«, ein gewaltiger Nimrod vor dem Herrn, schoß kürzlich tm Tugela-River, in der Nähe der Gold felder im Zululand, 8 Krokodile. Dir Wolle eine- Rambouillet- Widder- im Somerset > East - Distrikt wog nicht weniger den, 24 Plnnd. — Am Katberg fiel am 23. August Schnee, i» Barkly East schneit« e» die letzte Woche im August drei Tage. Jur Stenographie. Wenn bereit- früher hier von an« die Behauptung »»sgestellt ward, daß die stenographische Idee tu der Gestalt, wie sie sich i» dea jetzt vorhaudene» Schnellschristshftemen Drntlchlaud- und de« Au-Ioude- verkörpert zeigt, »ur al- aus eiuer verdältniß- mäßig zwar hochstehenden Staffel der mögliche, Entwickelung, nicht aber auf dem Gipfel derselbe» angekommen zu erachten ist, so könnte die- maachem selbst tiefer i» de» Gegenstand Eingedrnngene» be- sremdltch sein, da doch unsere Stenographie allen an sie gestellte» Ansprüchen zn genüge» scheint; und i» der That fehlte e« »»« da mal« »cht an energischen und gewichtigen Gegnern. Gleichwohl be ginnt jene krkenatntß erfreulicherweise mehr »nd mehr an Verbrei tung zu gewinnen, und der Umstand, daß gerade aa« dea Kreise» jener sich ablehnend verhaltende» Richtung soeben eive höchst wichtig« Anregung i« Sinn« derselbe» gegebe» worden ist, »elche möglicher weise zu einer ungeahnten Förderung der Stenographie bettrage» kann, atebt die veranlass»,,, zu diesem Artikel, teste, allgemeine« Jntereste schon in Anbetracht drr Schulfrage erhelle» dürfte. Al- kürzlich im preußischen Abgeordnetenhaus« di« Frage der Einführung der Stenographie in die Schule erörtert ward«, neß im Laus der Debatte der Abgeordnete von Schenckendorss de» Rus an di« Stenographen ergehen, „sie möchte» sich etntge» und sich auch darin entgegenkonime», nach dem beste» System zu forschen". Dieser Ausruf hat mehrseitigen Anklang gesunden; ist e« doch Tbatsache, daß bei dea jetzt obwaltenden Verhältnisse» d> »tovogruüoio sich dt« Wvr» «iegeudste» Mißständ« breitmache» und muß e« daher al- eine uuabwei«. vare Pflicht, eine kulturgeschichtliche Ausgabe der stenographischen Gegen- wart betrachtet werden, für die zweifellos bereit« in der ersten Hälfte de« zwanzigste» Jahrhundert» zur allgemeine» Verstaatlichung kommen mästende Stcnographik die Wege in entlprecheader Weise zu ebnen! Diese Aeußerung ist nicht willkürlich, ihre Stichhaltigkeit ergiebt sich mit mathrmatischer Schärfe au» den logischen Folgerungen, zu denen die Verhältnisse der Gegenwart die Basis bilden. Mag auch die nächste Generation noch im Parlament der Stenographie ihr Ohr verschließen — sie wird die« nur mit ungleich größerer Mühe noch können, al- die jetzige — dir übernächste thnt es nicht mehr! Sollte sich al-dann noch dieselbe Zerrissenheit aus einem so außer- ordentlich angebautea und rastla« gepflegten Gebiet al« vorhanden erweisen, so vermag die Zukunst eine« Stücks Lnlturgeschichtr — wo llt wohl mehr Zeuge der Lultur, al- die Entwickelung der Schrift — in Frage gestellt werden. Nur der Hintergrund einer durch- greifenden, coniolidirenden Verstaatlichung kann die Stenographie zu einem plastisch hervortretenden Bildung-mittel und einem erschSpsend auszunutzenden Lulturinstrumeut erheben. In dem Bestreben, der Stenographie im augedeutetea Sinne die Wege zu ebnen, hat unlängst ein anerkannt tüchtiger Vertreter der Stenographie, der Gabel-bergerianer vr. Johnen ta Düre», sich folgendermaßen ausgesprochen: „Weder ist eiue Einigung über die Grnnvanschouungen in den deutschen Stenographiesystemen erzielt, noch ist io viel Erkenntniß uud Klarheit, so viel Duldung in steno graphischer Beziehung schon geschaffen, um aa die Auswahl oder Anf- slellung eine» einheitlichen deutschen SlenoaraphiesyftemS denken zn können. Diese Voraussetzungen müsse» geschaffen werden, da- ist keine utopische, sondern eine augenblicklich wohl zu erreichende Idee". Zur Vrrwirküchnng derselben schlägt vr. Johnen die Begründung eines B reinS von Stenographen vor, die möglichst in de» verschiedenen deuischeu Knrzichlisilystemeu au-gebildet sein müßten. Aus Gruud vor- zunehmender Frequenzuiiteksuchungen über Laut« uud LautverhLlt- niß ist das Material zu gewinnen, aus welchem sich eine deutsch« Kurzschrift der Zukunft erbauen ließe, auch soll da- historische Gebiet, welche» bekanntlich bisher so recht al- Aschenbrödel in der Stenographie vegitirt hat, i» bedeutsamer Weise gehoben werden, dergestalt, daß »»ler Miiwirkung von Vertretern sämmtlicher ftenoqraphischea Systeme eine aus dem Boden der Gegenwart stehende Geschichte der Stenographie zur Abfassung gelang». Wenn dieser Boi schlag die Ausnahme findet, welche er nur zu sehr verdient, so ist mit seiner Reatisirung eia Schritt vorwärl- gethan, von dessen Tragweite selbst der Richtftenograph sich eine Vorstellung machen kann, ein Schritt, welcher aus Grund der Ergebnisse unparteiischer Forschung Da- zu bringen vermag, was man bi« jetzt vergeben« in dea manaigsalttgften Umgestaltungen und verineinttichen Brrbefferunge« de» Be stehenden z» erreichen gesu-tn hat, und durch welchen der gordisch« Knoten der Syitemconciirrriiz, de- stenographische» Rivaleuthum-, aus die naiuigeiuäßeste und einfachste Weise gelöst wärel Han- Moser. vermischtes. U AuS Thüringen, l2. October. Ä» Eisenach versammeln sich von, 14 d. M. an die Abgeordneten der zu», Allg-nieiue» Deutschen Burscheobun de (A. D. B.) vereinigte» Bnrscheiischajlen zu den alljährlichen gemeinschaft liche» Berathniigen. Ten Verhandlungen, welche am Freitag, de» 15. Oktober, Bviiniltags beginnen, ivird am Donnerstag ein Begriigniig-abend iin „T voti" vorau-zehen. — AuS Suhl erlvnk die Klage, dag dieser Stadl wiederum ein Verlust drohe, indem es lin Plane sei, ,u,n nächsten Frühjahre eine ganze Anzahl meist verkeilatbeter Eisenbahnbeamte, welche im Fahrdienst beschäjligk sind, von ihrem Familien- wohnsitz Suhl »ach den Endstationen Dietendorf, resp. Ritschenhausen zu versetzen. Dein Vernehmen nach handclt cS sich bicrdei um die E sparung der sogenannten Neber- nachtu»gSgkid-r, welche sich aus eine mchl unbeträchiliche Höhe belaufen sollen. Für die Stadt Suhl, welche so schon genug bedrängt ist, bedeutet di« Versetzung der gedachten Beamten, welche circa 45 000 Gehali beziehe» und diesen zmneist in Suhl verzehren, einen großen Verlust und einen weseullicben Steuerausfall. — Im Scbiitzenhause zu Meiningen findet nächsten Sonntag die diesjährige General» Versammlung de« ReickSvereinS für den I Meininger Rrich-tagswahlkrei- statt. — Am gleichen Tage hält dort der Meininger Fischzüchterverein seine Aahre«- versammtuiig. wodei außer den Berein-angelegeuheiten auch ein Vortrag über die Naturgeschichte der Aale und ei« solcher über die Schonzeit der Hechte stallfindet. --- Berlin, 12. October. Der Lroceß gegen verudt uu» Ehristense» wegen Beleidigung de- Schutzmanns Jhriug stand heuie vor der sechsten Strafkammer de» Lanbgerichr« I an. Den Vorsitz führte Landgrricht- Direct», Humbert, die öffentliche Anklage war durch Staatsanwalt vr. Wagner, die Lertheidigung durch die Rechtsanwälte Munckel und vr Areudenthal vertreten. Die beiden Angeklagten, der Tuchler Franz Emil Heinrich Verudt und der Privatlehrer Ehristense», wurden von dem Schöffengericht, Abtheilung 87. der verleumderische» Beleidigung de- Lr minallchutz- inann- Jhring am 28. Juni d. I. sür schuldig befundrn und zu l« lech-Moiialen Geiängaiß verurtheilt. Sie habe» gegen diese» Urtheil die Berufung eingelegt, über welche beule verhandelt wurde. Shristen- sen befindet sich unter dem Verdacht, aufrührerüche Schriften an da- Militair »ertheilt zu haben, in Plauen, im Königreich Sachse», in Hast und ist zu dem heutige» Termine hierher tran-portirt worden. Der Sachverhalt ist i» Kürze folgender: Der Schutzmann Jhruig erhielt von seiner BehSrde den Auftrag, in möglichst unauffälliger Weise den Arbeiterverein de- Osten» von Berlin zu überwachen. Um diese» Auftrag au-zuführen, ließ er sich unter dem Romen Mahlow all Mitglied diese- Bcreia« ausneimrn und gab an, Mechaniker zu sei», da er bis zu seinem Eintritt in da« Miliiair dies gewesen. Al- Mahlow kam er mit dem Tischler Berndt öfter- zuiammen. Bon hier ab wichen die An gaben de« Berndl und des Zeugen Jhring von einander ab. In den Urtheil-grüiiden des ersten Richter» wird das Veibältniß der Beide» derart geschildert, daß Jhring sich des Tischler- Berndt al seine- Agenten bedient hat, denn e- ist sestgestellt, daß Berndt von ihm sür Lieferung von Berichte» über Bireinsversommlungeu und da- Verhallen einzelner Mitglieder derselben, sämmilich Socialdemo kraten. gegen Quittung Geld erhallen hat. Natürlich schöpften nach und noch die Mitglieder de- Verein» durch die gegen sie ergriffenen polizeilichen Maßregeln dea verdacht, daß unter ihnen Jemand sein müsse, der sie belausche und das Erfahrene der Behörde mittheile, und dieser Verdacht lenkte sich sowohl aus Berndt. wie auch aus den Mechaniker Mahlow. Dieser hotte sich dem Berndt als Polizei, beamter vorgestcllt uud ihn ausgejordert, sich gleichfalls der Polizeibehörde zur Verfügung zu stellen. Da die Lage Berndl'« seine» Gesinnungsgenosse» gegenüber immer schwieriger wurde, wollte derselbe da« Vertrauen der Arbeiter wieder gewinnen. Er schrieb au Mahlow einen Brief, durch welchen er ilm eiiilud, am Abend de« 8. Februar d. I. t» eiuer Versammlung de« Verein«, dem Mahlow al« Mitglied aagrh-rte, an einer bestimmten Stelle de« Saales zu erscheine», wo er Freunde finden werde. Der Vorsitzende. Drech-lermeister Tabert, beantragte bei Beginn der Ver sammlung die Ausschließung des Mahlow au» dem Verein, welcher nicht Mechaniker, sondern Lriminalschutzman» sei und Jhring heiße. Ueber diese» fielen jetzt eine Anzahl Personen her und mißhanoelten ihn. Berndt stand in der Mitte de« Saale- und sah zu und schil derte von jetzt ab Jhring al- einen a^eot provocateur, der sich be müht habe, die Arbeiter zu Attentaten zu veranlassen. Zu dem Ende soll er ihnen mitgetheilt haben, wie Dynamit bereitet werde, und zu dessen Anwendung ausgesordert baden. So soll er geäußert haben, man solle den Rcich-tag in die Lust sprengen, weil die Ver längerung de« Sorialistengesetze- bcschloffen worden sei. Der Reich«. «og«.Abgeordnete Singer hat auch von der Angelegenheit gehört und eine genaue Darstellung derselben erbeten, woraus ihm Ebriftenseu eine sslch« zukommra ließ, welche dann al- Unterlage sür die Red« diente, welche er im Reich-tag über dea Fall: „Jhring-Mahlaw" gehalten. Die Beweisaufnahme hat sür dt« Behauptung: Jhring lei ein »gnnt viovvcatanr, krine» Anhalt ergeben. Keine der Anschuldigungen. Jhring Hab« die Bereitung de« Dynamit« gelehrt, za dessen Anwen- dang ausgesordert uud eiue Geheimschrift gelehrt, sin» erwiesen worden, ebensowenig, daß Jhring sich dem Christ«»!«» gegenüber einer MajtstSi-beleidigung und Anderen gegenüber einer Beleidiaung de« Prinzen Wilhelm schuldig gemacht, we-bolb beide Angeklagte der verleumderischen Beleidigung schuldig erachtet uud z» der brreil« anqegebentn Strafe verurtheilt wurden. Bor Eintritt in die Beweis- oujnahmr brontragte Recht-anwalt Munckel, dea Angeklagten die Wahlthat de- ß 193 de- R.-Str.-G.-B. — Wahrnehmung berech- tigter Interessen — z» Theil werde» zu lassen. Sie wären unbe- dingt der Meinung gewesen, daß ihren Parteigenosten eine Unbill widerfahre» sei, »nd in diesem Fall sei e« ihr gule« Recht, de» von thae» gewühlten Volk-Vertreter» hier»»» Miltheilung zu machen, damit vi« Angelegenheit vor dem Lande besprochen und Aenderung geschafft «erde. Staat-auwalt vr. Wagner widersprach diesem voa dem anderen Bertheidiger, vr. Freudentlial, »»terstützie» Antrag, da die beide» Angeklagten nicht berechtigt seien, dem Reichstag-abqeordneten Singer Mittheilungcii zu machen, vo» deuc» ie wissen mußten, daß sie nicht erweislich wahr seien; sic hätten aber auch zugrgebea, daß sie anderen Personen gleiche Mittheilungea gemocht habe». Durch die aus Antrag der Beriheidigung ersolgle Verlesung de« von dem Criminal-Schutzmann Jhring gegen Berndt uud Ehristensen gestellten Strafantrags gebt hervor, daß »ur die jenigen Aeußerungea sür strassällig bezeichnet worden sind, welche der Reich-tag-obgeordnete Singer in seiner Rede vom 18. Februar d. I. aus Grund der ihm voa den Angeklagten unterbreiteten Dar- tellnng gethan hat. Berndt erklärt heute, es sei ihm von de» korstand-mitgliedern de« Arbetter-Berein- au- dem Osten der Auf trag ertheilt worden, den Jhring zu beobachte», da er sich durch sein Verhallen mehrfach verdächtig gemacht habe. Nur cm- diesem Anlaß Hab« er sich von Jhring trociiren lasten, Geld ge borgt «nd die bezügliche Quittung unterschrieben. Zur Ent larvung de- Jhring Hab« sich ta dem Arbeiter-Verein ein Club gebildet, in den er auch ausgenommen wurde, und hier habe er von drr Bereitung de- Dynamit- geivrochen und zu besten Berwen- dnag ausgesordert, da auch die Führer der Soeialdemokrate» Lapilalisten seien und et so nicht Wetter geh«, könne. In der Ber- ammlung am 8. Februar dsr. Jahre« in Keller'- Salo», in welcher Mahlow eatlarvt worden sei, Hab« sich auch der Reich-iag-abgeord- nete Singer befunden, welcher um Material gebeten habe, um di« Sugelegenheit an geeigneter Stelle vorzutrogen. Die» sei ihm vo» dea beiden Angeklagten geliefert worden. Edrifte äsen behauptet, trotz der gegentheiligeu Auesage de« Zeugen Jhring, daß dieser ihm gegenüber die MajestSisbeleibigung ausgestoßen habe. Im Uebrige» bestätigt er die Auslastungen Berndt'« und fügt denselben hinzu, daß dieser von den Borstondsmilgliedera de- Arbeiterverein« beauftragt worden sei. Alle- zu thun, um den Eharakter de- Mahlow zu ent larven, und „wenn er sein Tode-urthril unterschreiben müßte". Eriminal-Lommistar Gras Stillsried v. Alcaniora bekundet, daß dea Lriminalbeamten der strengste Auftrag ertheilt worden sei. in keiner Weise provoraiorisch auszulreleu. Dieser Auf trag sei auch speciell Jhring erthrilt worden, als er zur bessere» Durchführung seiner Thätigkeit, die Ueberwachung de« Arbeiter verein« durchzusühren, mit Genehmigung seiner Borgejetzie» Mitglied geworden war. Bei dem ruhigen Charakter Jhring'«» der sich auch in seinen durchaus objektiven Berichten keau- zeichnet läßt sich auch in keiner Weise anaebmen, daß er jemals zu ungesetzlichen Vergehen ausgefordert habe. Jhring hat sich um di« Aufdeckung der socialistischrn Bewegung, nanientlich der Polende» wegnng, zu welcher er deu Echttistel geliefert, große Berdieoste er worben. Lriminal Eoinmistar Schöne bestätigt die Angabe über das Verhalten Jhring'« uud bekundet, daß Berndt sehr provokatorisch ausgetreten sei und sich dazu im Aufträge Singer'« bergegeben habe, Siöcker'jch« Berfammlungen zu spren,ea. Zeuge hält es für glaub haft, baß Berndl al« Jhring'- Agent gedient Hobe. Ein Gleiche« mrint auch der Eriminal Wachtmeifter Weinert, der genau weiß^ daß Berndt ohne jede- Verdienst einige Monate hindurch von drr Unterstützung seiner Parieigenosten gelebt habe. Berndt bestreitet dies uud rechlsertigt sich. Jhring bezruqt, voa Dynamit sei nur i» einem Beisein die Rede gcivesen, als ihn ei» Verein-Mitglied Büchel unter Bezugnahme auf seinen Stand al- Mechaniker Mahlow fragte, ob er sich auch mit Chemie belchäsiige und Wiste, wie Dynamit hergestellt werde, wa- er verneint Hab«. Ir,ring versichert, daß Berndt von Anfang der B-k->n»ischast a» ncit >t,m gewußt habe, wer er sei. Zum Beweis dafür, daß er Jhring'« Ageni gewe-en, führt dieser an, daß Berndt ihm miigeiheilt habe, es werde demnächst eine Sendung verbotener Diuckichriftea bei Janiszewski emtrcsjen, was auch der Fall war; seruer habe Berndt ihn aus die «anze Polenbrweaung, deren Hauvt JaniSzewSki war, ousineik'am gen,acht. Zeuge bestreitet ganz entschieden, daß er bei irgend einer M leqenbeii unehrerbielige Aeußerungen über De. Majestät den Kaiser oder den Prinzen Wilbelm getbaa Hobe. Der artige, ähnlich längende Bemerkungen, wie sie ihm in deu Mund gelegt werden, haben Mitglieder des Verein«, unter andere« der Drechslermeister labert, gemacht. Nach der Red« de« Abgeordnete» Singer hotte der Minister dr« Innern eine Untersuchung augeordnet. RechiSaiiwalt vr. Freudeuthal hebk hervor, daß ta dem mit Jhiing ausgenommenen Protokoll Widersprüche gegen dir heutige Aussage sich ergeben, dieselben werde» jedoch dnrch Lriminal-Wacht- meister Weinen aufgeklärt. Drech-lermeister Tabert hat nicht ge hört, daß Jhring von Dynamit und besten Herstellung mit ty» geiprobrn habe, dagegen bekunde« er, Jhring habe gesagt, eine Aenderung der bestehenden Staatsordnung brauche dach nicht stel« von oben, sie könne auch einmal van nute» herbrigesührt werden, wie in Rußland, vo die Nihilisten herrschen. Auch die ua- erhrbietigea Aeußerungea gegen Se. Majestät dea Kaiser and de» Prinzen Wilbelm will Zeug« vo» Jhriug vrrnoanne» habe«. Dieser stellt die Behauptungen in Abrede. Der Tapezierer Büchel sagt au«, Jhriug habe ihn ganz au- dem Stegreif gefragt, ob er Wiste, wie Dynamit bereitet u»erd«, und ih» »ach der Beschreib»»- beauf tragt, laiche« anzusertigea. Jhring habe dann behauptet, tu seiner Wohnung befände sich eine Menge Dynamit; wenn da- die Polizei erführe, käme ec wohl zwei Jahre i» da- Zuchthaus. Zeuge ver dächtigt schließlich auch Berndt, daß dieser Jhring sür bezahlte Zeche andere Dienste geleistet bade. Die nichftea Zeugen, sämmtlich Mit glieder de« Arbeiterverein«, bestätige» dir An-sage de- Dcech-ler- meisterS Tabert bezüglich der ausrührerilche» Rede», wie der Moje- ftät-deleidigung; auch ihnen gegenüber behanpiet Jhring, daß ihr« Behauptungen au» der Lust gegriffen sind. Rach Schluß drr Äewei-ausnahmr trat «i»r Neiue Panse ria. Hieraus ergriff noch Recht-anwalt De. Freudeuthal da- Wort. Er schildert da- ganze Verhalte» de« Schntzmaua« Jhriug al» «in provokatorische«, obgleich diese« selbst es eat!ch>ed«» in Abrede stellt, vv» deautragte schließlich dt« Freisprechvug seiur» Llieuteu. Recht-avwalt M» lickel führt au«, daß es nach der Be- wr <,usnahme kau« avzunehmen sei, daß di» sämmtliche» Ent- lastung-zeugeu ei» schlau augelegte- Lügengewebe an de» Lag gelegt hätten. Man könne doch nicht dem einen höchst tateressirie, Zeuge» mehr Glauben schenken al- de» vielen Andere», und unter solche» Umständen beantrage auch er di« Freisprechung. Staatsanwalt vr. Wagner weift ans die Uebertreibungen hi», deren sich die Aa« geklagte» in ihre« Bericht aa de» Abg Singer schuldig gemacht, charakierisirt die Entlastungszeugen nnd deren Glaubwürdigkeit, vo» der er keine hohe Meinung hat, nnd beantragt die Verwerfung der Berufung. Der Gericht-Hos erkannte, er habe dir Uebrrzeugung ge wonnen. daß diejenige» Mittheilungea, die die Angeklagten de» Reich-tags-Abgeordneten Singer gemacht haben, aus Wahrheit be ruhen. Es ist daher da« erste Uribeil aufznbede» uud find die Angeklagten von Schuld uud Strafe sreigrsproche». — Da- reichste Gymnasium iu Preußen ist, einer Berliner Correspondenz zufolge, da» königlich Joachim«- thalsche Gymnasium in Berlin. Der Anstalt gehöre» zahlreiche Gitter, die sogenannten Ioachim-thalschen Schul ämter, in der Uckermark allein vier: Blankenburg. Joachim«» thal, Warendors und Sechausen mit zusammen 12,499 Morgen Land, darunter 9844 Acker nnd Gärten. Im Regierungs bezirk Magdrburg liegt ferner ein Schulamt Dambeck. zn welchem Vorwerke, Mühlen, Krüge und Förstereien, sowie die Rentenerhcbung au» 17 Dörfern gehören. — Die Stadt Darkehmen in Ostpreußen ist nicht, wie kürzlich berichtet, die einzige auf dem Continent. welche aus schließlich durch elektrische« Licht beleuchtet wird. Die Schwarzwald-Stadt Triberg, berühmt durch die in ihr und in ihrer Umgebung betriebene Uhrensabrikalion, wird schon seit 1885 durch elektrische» Licht beleuchtet. DaS Wasser de« Triberger Wasserfalle« wird zum Betriebe der Dynamo maschine benutzt und nicht allein die Stadt, sondern auch der hinter derselbe» in einer Schlucht liegend« Fall elektrisch be leuchtet. — In einer in Altona abgehaltenen Versammlung der streikenden Bäckergesellen, welche von 499 Theilnehmera besucht war. sprachen sich sämmtliche Redner dahin au«, daß der Streik gänzlich zu Unqunsteu der Arbeiter verlaufen sei und daß derselbe ansgebobea werden müsse. Schuld hieran sei die schlechte Organisation und die Abtrünnigkeit vieler Genoffen. Nach Angabe de« Streik-Comitt- sind >4,999 uck Unterstützung-gelder ei „gegangen und verausgabt. Nack de» üblichen Auseinaiideisrtziingen, wonach Einer den. Ankeren den Mißerfolg zuschob, wurde die Aushebung de« Streik- ein stimmig beschlossen. Zahlreiche Gesellen verließen, ohne da» Ende der Debatte abzuwarten, schleunigst den Saal, um sich nach Arbeit umzusehcn. — Nürnberg, tl. Oktober. DaS Schwurgericht verurtbeilte den Redakteur drr socialdemokratischen .Fränkischen Tagespost", Wvrlein, wegen zweier durch die Presie begangener Beleidigungen Von Militair« zu drei wöchigem Gcsängniß.
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