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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188610173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-10
- Tag1886-10-17
- Monat1886-10
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1886
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Trscheittt tätlich ftüh 6'/. Uhr. Kkdaction und Lrprditiou Johannetgasse 8. Sprküiüiindkil der Redartu»u vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag« ü—6 Uhr. tu »i« «ua,»d, n,,tt«i>d»n M-auicri»«, »ach« ft« tu Ntedattio» mcht »erdindllch. A»«aß«e »er für 9t« nichstsolgen», Rnuimrr bestimmte« Inserate an Wochrutaar» bi» S Uhr Rachmlttag», an Toi n» und Artttasru srüh dt» '/.v Uhr. Zn den Filialen fiir Tns.-Annahme'. Otto Klemm, Universilät-straße 1. Lonts Lösche. Katharineastr. 23. p. nur bis '/,S Uhr. Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage LS,«SO ^dounrmeulsprris Viertels. 4'/, ckN'.:. incl. Briogerlohu S Mk.. durch die Post bezogen 0 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Bclegexeurplar 10 Pf. Gebünren lür Eztrabeilagen liu Tageblatt-Format gesalzt) ohne PostbesSrdecung 30 Mk. Mit Poslbejörderunz 60 Mk. Znleratr 6gespaltene Petitzrile SO Pf. Lrüßcre Schriften laut uaf. Preisverzeichnis. Tabellarischer u. Zisscrnlatz nach hühermTarif. Kerlamen aatrr dem RedactionSstrtch die Sgefpall. Zeile bOPs, vor den Familienaachrichtea die Sgefpallene geile 40 Pf. Inserate sind stet« an die Expedition za senden. — Rabatt wird nichl gegeben. Zahlung praeanmernnilo oder durch Post- Nachnahme. 28«. Sonntag dm 17. Oktober 1888. 8«. Jahrgang. Amtlicher Theil. Deffrnttiche Sitzung des Stadtverordueten- -olleginms Mtttwpch, de« UV. Oktober L88« «ach der -e»etn» schaftliche« Titz««« de« Ltadtrathe» «»d der Stadtverordnete« t» Saale der I. Bürgersch»le. TngeSordnung: Bericht der Tommisston über den Entwurf einer Bau ordnung für di« Stadt Leipzig Vrliannlmaihmi. Da- lv. Stück de- diesjährigen Gesetz» und BerordnuagS- blatte« fUr da- Königreich Sachsen ist bei uns eingegangrn und wird dt» zum 1. -kovember d. I. auf dem Rath» hau-faale öffentlich au-hängen. Dasselbe enthält: Rr. SS. Verordnung, dt« DeSinsection der zu BiehtrauS- »orten auf Eisenbahnen benutzten Wagen. Gcräth- schäften, Rampen und dergleichen betreffend; vom 13. September 1888. Rr. SS. Bekanntmachung, ein« Anleihe der Dampsmühlen» Aclien»Gesellschaft zu Dresden betreffend; vom 18. September 1886. Rr. 87. Bekanntmachung, die Eröffnung d«S Betriebe» aus der Linie Potschappel« WilSdruff betreffend; vom 27. September 1886. Rr. S8. Bekanntmachung, eine Anleihe der „Wurzener Kunst. rnüblenwerke und BiScuitfabriken vormals F. Krietsch" zu Wurzen betreffend; vom 22. September 1888. Leipzig, am IS. Oktober 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. . vr. Georgi. Krumbiegel. ad Vckannlmachung, die staatliche GtnLommensteaer betre In Gemäßheit de» Finanzgesetzes vom 27. März d. I. in Verbindung mit tz. 5 der zum Einkommensteuergesetze vom 2. Juli 1878 gehörigen AuSfübrung-verordnung vom ll.October deffelben Jahre« ist der zweit« Termin der diesjährig« staat» licheu Eülkommensteuer am SV. September ». I. mit der HLIfte dp» Rormalsteuersatze» Di« hierort« Steuerpflichtigen werben deshalb aufgefordert. ,bk« Steuerbeträge ungesäumt und spätesten« bt««e« drei Woche«, von dem Termin« ab gerechnet, an unsere Stadt- Steuereinnahmr. Stadthaus. Ob,«markt Nr. 3 parterre, bei Bermeivuag der nach Ablaus dieser Frist gegen dl« Säumigen eintretenden gesetzlichen Maßnahmen abzusühren. Leipzig, den 27. September >886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Vekanntmachün^ die Beiträge z«r Handels- uud Gewerbekammer betreffend. Mit dem am 3V. September d. I. fällig« zweiten Termine der staatlichen Einkommensteuer ist zufolge ergangener Verordnung veS Königlichen Finanr- Ministerium- vom l9. April d. I. bebuss Deckung de« Auf wandes der hiesigen Handel», und Gewerbekammer von den betheiligten Handels- und Gewerbetreibenden ein Betrag skr die Handelskammer nach Höhe von vier Pfennige« und für die Gewerbekammer nach Höhe von zwei Pfennige» aus jede Mark desjenigen Steuersatzes, welcher nach der im Einkommensteuergesetze enthaltene» Scala aus daS in Spalte ck de- EinkommensteuerkatasterS eingestellte Einkommen der Bei» tragspflichtigen entfällt, zu erheben. Diese Bekanntmachung gilt al» legale Benachrichtigung der Beitragspflichtigen. Deu betheiligten Steuerpflichtigen wird bei Abführung der Einkommensteuer an der Einnahmestelle Eröffnung über den entfallenden Betrag gemocht werden. Der Betrag ist binnen drei Woche«, von dem Ter mine ab gerechnet, au unsere Stabt»Steuereinnahme bei Vermeidung der sonst eintretenden gesetzlichen Maßnahmen abfusühren. Leipzig, den 27. September 1886. Der Ratb der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Vekanntmachimg. Am 1. Januar 1887 ist bei dem Unterzeichneten Polizei amte die mit 2SS0 jährlichem Gchall dotirte Stelle de» dritten Kriminal« TommtssarS neu zu besetzen. Juristisch gebildete Bewerber wollen ihre Gesuche sammt Zeugnissen baldmöglichst anher einsenden. Leipzig, den >4. Oktober l886. DaS Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneidesi. Vekanntmachllug. und mit wir Spar kasse hier vom l. Januar 1887 an nur noch mit 3 vom Hundert oder S Pfennigen von der Mark jährlich zu ver» zinsen. Es tritt also vom nächsten Jahre an eine Herab- ietzung des Zinsfuß«» um Proeeut oder Pfennig von ver Mark rin. Allen Einlegern wird dies hierdurch nach ß. 6 der Spar- caflenordnung rechtzeitig zur Kenntniß gebracht. Leipzig, den IS. August 1886. k» <8S« Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Trvndlin. Wilisch, Aff. »30. Vekamltmachllng. Wegen GaSrohrlegunge» wirb daS Barfu-gä-che« während der etwa 2 Wochen in Aiii'pruch nehmenden Arbeit« von Montag, de« 18 d. M, ab für drn gesummten Aahrverkehr, und die Klostergaffe, sowie di« Kleine Aleischeraaffe »oa Donnerstag, de« Sk. d. M, ab für den burehgebendea Fährverkehr gesperrt. Ans die Dauer dieser Sperrungen wird da« Befahre« de» LH»maSqäh«he«S auch iu der Richtung «ewh de« Markt« gestaltet. Leipzig, am I« Oktober 1888 Der Rath der Stadt Leipzig. H lOlstZ vr Georgi. Herwig. Ziehkinder betreffend! Freitag, den 22. Oktober >88tt, RaehmittagS von 2 uhr an >m Kaisersaale der Teutralhalle. Die Vorstellung erstreckt sich aufalle.bei fremden — nicht verwandte« — Personen in der Stadt Leipzig gegen ein festgesetzte« Ziehgeld unlergebrachte:, noch nicht schulpflich tigen Kinder, und werden die Ziehmulker, welche aus Er- sorbern Auskunft über Namen. Stand, Geburtsort, Alter und sonstige Famitienverhältnisie der außerehelichen Eltern des be treffenden Kinde- zu gebe» in der Lage sei» wtiffc». hierdurch ausgesordert, die Kinder gedachter Art am obengenannten Tage im bezeichnet«» Loealc dem Herrn Ziebkinderarzte unter Vorzeigung deS Zieh- beziehentlich EontrolbucheS vorjustellen. Unentschuldigtr Dereibfäumung der Vorstellung beS Kindes verwirkt die Berechtigung rum Halten von Ziehkinder». Leipzig, am 18. Oktober 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) Ludwig-Wolf. Wendt. Vekanntmachung. Die Herstellung eine« Stackete« aus Waldlatten um den städtischen Lagerplatz an der Eukntzlcher Straße soll an einen Unternebmer in Akkord verdungen werken. Die Bedingungen und Zeichnungen Nr. 264S und Nr 2S72 für diese Herstellung liegen in unserer Tiesbau»verwaltung. RothhauS, ll. Etage, Zimmer Nr. l4, auS und können da selbst ri»gesehen. resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sink versteaell und mit dsr Aufschrift: „Waldlattenstacket" derschrn ebendaselbst und zwar b>S zum IS. dS. M«s. NKcömLttaLD k einLureicher». Der Sfttth behält sich da« Nccht vor, sämmlliche Offerten abzulehnen. Leipzig, am 11. Oktober 1886. DeS RathS der Stadt Leipzig Id. 37S8. Gtrastrnbau.Deputation. Vekaiiiltlllliihllllg. Der Ausschuß der Genossenschaft für Berichtigung der Parthe zwischen Leipzig und Schvuefeld lade! die Mitglieder der Genoueiiickast biertucai cm, Freitag, den 2t». Isd. MtS., Stach,nittagS I Uhr in Krebs' Salon ,» Letiöneseld zu einer GenoffcnschastS-Vcrsaiuialung sich cinzufindcu. Tagesordnung: 1. Geschäft-- ui>o Necheuiwajlübericht, 2. Wahl zweier AuSschußmitgliktcr und Ziveter Stell vertreter. Leipzig-Schvueseld. deu l5. Oktober 1886. Der GenoffenschasteauSschntz. vr. A. v Fr ege Erstatteter Anzeige zusolge hat die ledige Mar>e Lini Werma»» ihr von der unitrzeichneie» Behörde am 30. Mäez du c» JahrcS ausgestellte« Dienstbuch in hiesiger Stadt verlöre». Wir bitten, da- Buch im AulfinduiigSsalle an uns abznliefern. Leipzig, den 14. Oktober 1886. Das Poltzetamt der Stadt Leipzig. 1. 6877. Brelschneider. H. Vrkanntmachung. I» dem über da« Vermögen de« KausnianuS Richard Bost zu Halle o. 8. erüsfneten EoncurSversabren ist der Kauiniann Bern- hard Schmidt zu Halle a. S. »»in Eoiicurkvcrwallcr gewiblt. Die Gläubiger werden behus» Slbnai nie der von bei» bisherige» Berwalter zu legenden Rechnung zu der an AerichtSslelle hierselbst, Zimmer Nr. 31. auf de» rs. Oktober 1886, vormittag« II Uhr. aoberaomten Oläubigerversammlung hierdurch vorgeladen. Die Rechnung kann in den der Versammlung vorangehenden drei Tagen aus unserer OerichtSschreibcret von den veiheiliaten «in- gesehen werden. Hall« a. S., de» 11. Oktober 1888. RSniSiichr« Amtsgericht. Adthrtlung VII. Nichtamtlicher Theil. Die Lage in Lulgarien. DaS Ergkbnitz der Wahlen für die Große Sobranje ist jetzt in der Hauptsache bekannt und für die Regierung so überaus günstig, daß darüber in Rußland nalürtich die größte Be stürzung herrscht. Statt nun voraus den Schluß zu ziehen, daß die bisher angewendeten Mittel, um die Bulgaren für Rußland zu gewinnen, falsch und unzweckmäßig waren, beharrt die russische Regierung dabei, daß die Wahlen nicht als der wahre Ausdruck der Meinung deS bulgarische» Volke« anzusehen. daß sie vielmehr lediglich La» Werk deS TerroriSmuS seien, welchen di« Regierung aus da« Volk geübt habe. Rußlanv erkennt die Wahlen ve-halb nicht an und erklärt dir Beschlüsse der Sobranje von vornberein für nichtig. Di» bulgarische Reqi«rung Hai darauf erwiverl. daß über die Giltigkeit der Wahlen nur die Groß» Sobranje selbst da« Urlheil zu fällen habe, »nd da» ist auch unzweifelhaft richtig, aber andererseits ist der Hauptzweck der Einberusuug der Großen Sobranje di, Wahl d^ neuen Fürsten, und diese bedarf der Zustimmung der VertragSmächle. Wenn Rußland dieselbe verweigert, dann ist die ganze Arbeit vergeblich Di« bulgarische Regierung sieht da« auch sedr wcbl ein und bat deSoalb ein Rundschreiben an die Mächte gerichtet, in welchem sie um Nennung de« Eandidatrn für den bulgarischen Thron ersucht, damit die Große Sobranje ihre Tbäligkeit be ginnen könne. Bulgarien scheint also daraus zu rechnen, daß dl» übrigen BerlrogSmächte ihre Bemühungen vereinigen werden, um Rußland zu« lusgeden seine» Einspruch« -egen Sie Gesetzmäßigkeit de, Wahlen zu veranlasse«, und daß dann der Zweck der Einbenisuug der Großen Sobranje doch noch erreicht werden wird. Nach deu bis herigen Erfahrungen ist diese Hoffnung unbegründet. Die rnssilche Regierung hält an ihren Beschlüssen mit unabänder licher Starrheit fest, die Befehle de» Kaisers sind nach der Erklärung des General» KaulbarS unwiderrujlich, es wird der bulgarischen Regierung also kaum etwa« Andere» übrig bleibe», als die Wahlen noch einmal zu einem späteren, Rußland genehmen Termin auSzuschrribrn, wenn fl« aus dir Wohl eine- neuen Fürsten nicht Überhauvt Verzicht leisten will. Die Unterstützung der Wunsche Bulgarien» durch die übrigen VertragSmächle kan» dem Lande nicht» Helsen, weil zur Fiirstenwcihl vaS EiuvkrsiLndniß sämmllicher Vertrag-» mächle über die Person de» Eandidatea nothwendig ist, und dieses Eiuverstandniß bängt von Rußland ab. Die gegenwärtige Sachlage zeigt mit überzeugender Klar- heil, wie vollständig Bulgarien dem russischen Einfluß nnter- worscu ist; jede Weigerung dieser Macht, die RegierungS- hanblungen der bulgarischen Regentschaft zu bestätigen, ver setzt die ganze Staät-maschine in Stockung. Man erkennt darau» die ganze Bedeutung der Sendung de» GeueralS KaulbarS. Entweder Bulgarien erfüllte die drei Forderungen dcS Geiierals. hob also den Belagerungszustand aus, setzt« die Urheber b«S Staatsstreiche» vom 2l. August in Freiheit uud beräumte die Wahlen erst in zwei Monate» an, oder e» setzte sich der Berbinderung der Fürstenwahl durch Rußland au». Die Regentschaft hat da» Letztere gewählt und mutz deshalb die Folgen tragen. Da« ist für Bulgarien gewiß sehr be- k'.ageuSwerlh, aber die Bulgaren lönneu nicht erwarten, daß die anderen europäischen Mächte ihretwegen mit Rußland Krieg aujangcn sollen, und rai wäre doch der eiuziae Weg. um Rußland zur Anerkennung der Wahlen zur Großen So» branje zu zwingen, «cao r» sich dazu nicht au< eigeue« Au» triebe bewogen suhlt. Die „Norddeulsche Allgemeine Zeitung" geht in ihre» letzten an die Adresse de» Fürsten Alexander gerichteten Artikel wieder aus den Ursprung der ganzen Verwickelung zurück und sagt unbestreitbar richtig, daß Derjenige, welcher de» Berliner Vertrag gebrochen bot. sich nicht nachträglich aus denselben berufen taun. DaS Bulgarien, welche» jetzt zur Wahl de» neuen Fürsten schreiten will, ist da» Product eine» rcvolulionairrn Acte», de» Staatsstreiche« vom 18. Sep tember l885. Diesen Ursprung kan» t« nicht verleugnen »nd ^ -ß deshalb die sich daraus ergebenden Folgen trage». Ob dieler Staatsstreich da» Ergib»',ß einer nothwendigen E, bwickclung war, zu welcher Rußland selbst durch den Kr cg vo» 1877/78 die Keime gepflanzt hat. kommt dabei nicht iu Betracht, sondern die Thatsach« kann an und sÜr sich nicht unbeachtet gelassen werde». Eine ganz andere Frage ist e». ob Rußlands Handl weise vor den, Richlerstuhlr der öffentlichen Moral und Hlinioiiiläl bestehen kann, ob e» nicht eine Schmach ist. ein »ach Unabhängigkeit lechzende» Volk, daS seine Freiheit und Einheit mit seinem Blute erkämpft hat. trotz gegenIHeillaer Vlrsprechiliigen unter daS Joch der Sklaverei zu beugen. Die öffentliche Meinung der ganze» Welt hat über diese Art. Politik zu treibe», laugst den Stab gebrochen, aber cS gicbl kein anderes Mittel, um Rußland zu einer milderen Hand babniig seiner Macht z» bewege», als den Krieg, und den will selbst tcr eifrigste Fürsprecher Bulgarien». England, nicht. Es fragt sich, ob vielleicht ein Mittelweg offen ist, um Rußland mit Bulgarien z» versöhne». I» dieser Beziehung liegt eine vssiciöie Andeutung vor. welche Beachtung verdient. Die bulgarische Reqenlschaft ist aus dem beste» Wcze, den Fehler zu wiederholen, welchen Fürst Alexander beging, als er die VolkSverlrelung Bulgariens und Ostrunielie»« zu einem Parlamente vereinigte. Die Fürstcnwahl kann nickt von den Abgeordneten OstrumelienS vollzogen werden, weil Fürst Alexander nicht anerkannter Fürst diese» Lande», sondern nur Generalgouverneuer deffelben aus fünf Jahre war; die Bereinigung von Nord- und Südbulgarien ist nur thatsächlich, aber uicht gesetzlich geschehen. Wenn die 44 Abgeordneter», welche Osttumclien zur Großen Sobranje gewählt hat» in der Großen Sobranje erscheinen, dann wird «ine Umständen anfechtbare Lage geschaffen. Daran Tbatsache nichts, daß Fürst Alexander die Fürsten von Bulgarien mit Ver de» General- von Ostrumelien iu seiner Person vereinigle, denn der Letztere wird »rchl von der Volksvertretung gewählt, sondern von der Türkei ernannt und von den Vertrag» Mächten bestätigt. Wir da« in Zukunft gehaltea werden sollte, war freilich Gegenstand der Verhandlungen zwischen der Türkei und Bulgarien, und darüber brachen ja so schwere Meinungsverschiedenheiten auS, daß die Der bandlungen in Folge dessen abgebrochen wurden, ist gewiß kein Zufall, daß General KaulbarS den fehl erhallen hat. sein« Agitation-reise nicht aus rumclien auSzudcbnen. eS ist das wohl weniger Bestätigung deS Mißlingen» seiner Sendung al« von dem Hintergedanken eingegrbene Weisung, daß ruinelien tbeorelisch noch immer türÄscbe Provinz bulgarischen unter allen ändert die Würde de» gouverneurS S» Be Ost eine rin« Ost ist. Das Mildeste, wa» die bulgarische Regierung thun müßte, uni Rußlands Stellung nickt zu stärken, wäre die Getreualbaltiiiig der Abgeordneten Bulgarien» und Ost rumelienS. Die letzteren haben in der Großen Sobranje Bulgarien» nicht- zu suchen, die Fürstcnwahl ist eine au»- schließlich bulgarische Angelegenheit, und die VertragSmächle würden gar »ichl i» der Lage sein, eine Wahl zu bestätigen, an welcher die ostrumelische» Abgeordneten tbeilgenommc» haben. Die beliebenden Streitigkeiten können nur durch deu guten Willen Rußland« bcigelegl werden, die Bestimmungen de» Berliner FrievenSvertragr» lasten Rußland so weilen Spielraum zur Geltendmachung seiner Machtvollkommenheit in Bulgarien, daß die Bulgaren sich aus eine wirksame Unter stützung ihrer Wünsche durch die übrigen BerlragSmächte gar keine Rechnung machen können. » * M * Aul der Reihe der bulgarischen Officiere, dir sich an dem Attentat gegen den Fürsten Alexander be- tbriligten, liegt jetzt eine Erklärung über m« Lhat und ihre Motiv« vor. Sie geht von dem ehemaligen bul garischen Eapitain Rabko Dmitrijew au» und wird vrröfsenllicht in der .Moskowsktz Wjedomosti- und brr „Nowvje Wremja", beide Blätter drucken da« Aktenstück ohne jede Be merkung ab. Im Eingang beißt e«: Während meine« jetzigen ilusentbalteS l» Rußland batte ich Ge- lrgeiihrtt. z» bemerk«», daß ln der Press» und l» »er GAellschas» sehr »erlchiedenr Ansichten über drn Ansftan» »a« 9. «nl»ß »m> lausen, »er de» Zweck hotte, val^rle» om »am > der deutsche» Prinz«» zu befreien: ich bemerkte writer. daß die ans- wärttg» Presse ihre ganz« Kreft anfbiete», um die Tba», welche deu Jateresten de« theueren LatrrlandeS dienen sollte, anSschlieblick aus Rechnung von Pnvininleresten der Helfer and SluSsührer der Voc- e de» v. Anaust zu schieben. uf dies« veile mußte ,ch lese» und hören, daß Battenberg von u»S »Ur au» dem Gefühl persönklchen Haste« gestürzt worden sei. Ludere werse» u»S vor, au» «goistischen Beweggründen gehandelt j» habe», um höhere Stellungen zu erhalten. Endlich ist cs ein Theil der bulgarische» Presse, namentlich der Partei der Regcntschasi, dir «u» gemeinschaftlich mit anöwärtigea Zeitungen vorwirst, daß wir mit russische» Rubeln gekauft seien: ja daß bei der Verhaftung vo» veaderow uud Gruew sie tm Besitz von bOO.OOO Franc- ge- fundea worden seien. 1) Die Hauplsöbrer de« Aufstande» waren der Direktor der KriegSichulc Major Gruew, der Gehilfe de« Kriegsminister- Eapitain Beuderow, der Schreiber diesen Zeilen und di« Lapitaiue Wasow and Pakow. Wir alle genoste» bei dem Fürsten Battenberg den Ros der besten Osficier«, und er behandelte un» stet» mit besoiiderer L»«zeichnu,g. Dmitrijew führ« da« an der Hand einer Reihe von Ihaisache» an«, wvdri er aomentiich die alle» gewordenen OrveuS« anSzetchunnge« bervorhrbt und fragt, ob einem Fürsten gegenüber, der ihnen persönlich so viel Freundliche» erwiesen, Gesühle de« Hasses möglich waren. 2) Der Ausftand am S. August hatte neben Anderem de, Zweck, unser Heer zu vervallkommneu und ouSzubilden. DeSha'b glaubten wir, daß wir bet de, aliersahr»»«» russischen Oificirren lernen mußten. Wir wollten von Rußland einen Krieg-minister, Generale und Oberste« für di« Regimenter baden. Wir trüge» da» bereit» am Abend de« S. August dem rulsischen Agenten vor, al» mW für unser Unternehmen den russischen Schutz erbaten. Richtig ist, daß nach dem Aosstand Gruew Krieg«minister »nd ich Ehrs de» GeneralstabS mar; aber wir übernahmen diese Stellen aar au» den Händen un serer Genoffen bi« zum Erscheinen russischer Ossiciere. S) Unsere schlimmste» Femdc und die Gegner Rußland- streute» za agitatorischen Zwecken da« Gerücht von Bestechung oul. ES ist da» Äne frech« Berlrumdang. »ie sie nnr von Lenteu ohne olle ordentlichen Prineipien auSgedacht werden konnte. Man braucht ja russische Geschichte und Politik ganz oberflächlich zu kennen, »» z« Misten, daß der Kalter vo» Rußland sich nie zu Bestechungen ernledrigt bat. Rußland mit seiner Armee von fast vier Millionen braucht nicht wt« Albton zu Bestechungen z» greisen. Auch brauch« mn» in Bulgarien sehr wentg. Alle« ist billig und die Gagen der StaatSstreichler waren mehr alö ausreichend. Wie sollte» diese Offi- «trr« z» solcher Geldgier kommen? Dir Anhänger Battenberg'S hätten e« rein au» der Lust gegriffen, daß Gruew und Benderow öOO.OOO Franc« abgenomme» worden. Solch« Verleumdungen haben «ur de» Zweck, de» Rus guter rhrenwertber Otficiere in der Armee zu erschüttern. Vendervw nennt ganz Bulgarien »l« seinen Retter. Er hielt sich bet Sltvattz», mk »n>:r Hand voll Leute gegen die Uebermach», «e schlug, „während sich Battenberg nater gutem vor- wand von »er Position t» Slivnttza rettete", di« Armee Milan'« und brnchrr sie an den Rand de» Verderben«. Dir Erfi idung von der Bestechung und den üM.OOO Franc» sollte »ur die Autorität Bcndrrow'S »nd seiner Kameraden untergraben. Die wahre» Ursache» de» Staal-ftreicke- waren vielmehr folgende: Wir Bulgare» sahen immer in Rußland die Macht, der wir Alles dankten und welcht allein unsere uaiionale Unabhängigkeit oad Eini gung stcherstellen kan». Zeder bulgarische Patriot wünscht die bul- garische Armee stet» bereit zu sehen, sich ganz und gor zn opsern, wenn für unseren Befreier schwrec Jahre kämen. Unsere Ziele waren, eine slawische Föderation in der Form einer Vereinigung unserer bewaffneten Kräfte unter Führung de» großen Zaren zu erreiche». Wir erkannten, daß der Erreichung diese- Ideal» viele politische Hindernisse im Wege standen, und wir strebten danach, die Einigung, wenn auch nicht formell, so doch faktisch berzustellen. Anfang« ging Alle», wie eS sollle, und in der Person Battenbergs sahen wir nur einen Repräsentanten de- russischen Kaisers. Aber der deutsche Prinz, der nicht» mit un» gemein hatte, wollte nicht der großen Idee dienen, die »n« mit Rußland verbindet. Lange führte er in Vul- arirn eine geheime Jntrigne mit dem Zweck der LoSlösung von ltvßland, aber Anfang« war da» Berlrauen zu Battenberg so groß, daß sein Thron, wie r« schien» unerschütterlich war. In, vorigen September führte er plötzlich die rumelüche Revolution au», welche un« die Bereinigung beider Theile unseres Vaterlandes versprach. In der Meinung, daß der Fürst sich zu einem so verwegenen Schritt entschlossen hätte, nachdem er sich der Einwilligung unsere» Befreiers versichert, waren wir alle entzückt über unseren Fürsten, obgleich sich einige mißtrauischere Bulgaren auch skeptisch zu den stottgchablen Lreignisten verhielten. Jndeß nach einiger Zeit singen wir an zu begreifen, daß diese Revolution nicht nur gegen den Willen Ruß land» unternommen worden, sondern direct daraus tendirie, den russischen Einfluß auS Bulgarien herautzudraugen, die vereinigenden Baad« mit Rußland zu zerreißen und später unser Vaterland in eine englische Eitadelle ans der Balkan-Halbinsel gegen Rußland zu verwandeln. Anfang« wollten wir daS Alles nicht recht glauben, dann brach der serbische Krieg an, nnd wir gingen, empört über da» verräthersscke Gebühren de» Hauptes de» un» brüderlichen silbischen Volke«, mit Enthusiasmus in den Kamps. Glücklich schützten wie dir Unverletzlichkeit vnsire» Vaterlandes und die Ehr« uasirer Armee. Nach dem Kriege fingen wir wieder an, über »usire Beziehungen zn Rußland ta Auflegung zu gerochen. Wir erwarteten, Battenberg würde zur Bernunst kommen und un» aus die Bne oder andere Weise de» Schutz Rußland» zurückrrwerbea. Aber wie groß war unser Erstaunen, als wir statt der erwarteten Annäherung da» türkisch-bulgarische Einvernehmen lasen, laut welchem Battenberg bereit war. im Fall der Noch dos bulgarische Eontmqent dem Sultan zum Kam»s gegen äußere Feinde, folglich auch Rußland, darzubringen. Unsere Geduld war zu Ende, wir sahen, daß da» Vaterland sich am Reade de» Verderben» befinde, uud begannen nach Mitteln zu seiner Rettung zu suchen. ES retten konnte man nach unserem Berständniß nur. wenn man zuvor den Prinzen Baltenberg o«S dem Lande eutsernt hatte. DaS sind die wahren Ursachen de» Staatsstreich» vom S. August. Die Bertheiviqunq de« Herrn Dmitrijew erinnert zu lebbast an die Darstellungen, welche die Vorgänge in Sofia iw. August in russischen Bttittern snnden. um nicht den Verdacht zu unterstützen, c« liege ihm daran, sich zur rechten Zeit ai- braver Russe zu geberden. * Der Pariser „TrmpS" spricht von einer Note, welche die englisch« Regierung an die Eabinete gerichtet hätte, um den Vorschlag zu machen, Bulgarien vereint eine moralische Unterstützung zur Wahrung seiner Unabhängigkeit zu leihen. — BemerkenSwerth ist e». daß da» Herrn Frey« einet so nahestehende, eben citirte Blatt einen nicht-weniger al« russensrcundlich gefärbten Artikel über di» bulgarische Frage rnlhält. vielleicht hat derselbe den Zweck. nach,n- weisen, baß di« von England gewünschte Aktion überflüssig sei. da schon die Rücksicht auf Oesterreich und Deutschland die russisch« Regierung vom Aenßersten zuruckhalten müsse. Der Artikel lautet: Alle- vereinigt sich, »m bo» Attentat, welche» in Bulgarien begangen werden soll, für da» öffentliche Gewissen noch verletzender zu gestalten: der Riese erdrückt den Schwachen, und er erdrückt ihn, weil diesir nicht ans seine Menschenwürde verzichten oder Projecten dienen will, zn denen man sich nicht offen besinnen bars. Wir sprechen, ol« ob di, rnlflschen Streükrijte schon t, vnlgorien «in- arzogen wären, »nd In der Thai kann der Lonfliet nur aus diese Weile enden: den» »« ist »ich« aniuaehmen, dnß der Zar so direct eiulchrttt, »m im letzt» Ange»blicke »^ -nderrn Sinne« zu werden. Andererseits könnt, man auch wieder nicht begrrtsin, daß Rußland l« A»,»»bl«ck de, Freneltha, nicht »nnr hielt,. E« gteh» kfttz
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