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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188610191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861019
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861019
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-10
- Tag1886-10-19
- Monat1886-10
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1886
- Autor
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Erscheint täglich stütz 6'/, Uhr. Reaktion und LrPkditiia JohouaeSgasse 8. Sprechstunde« der Rrdarkmu vonnittagS 10—12 llhr. Nachmittags ä—6 llhr. t>»n »I« NtiUz.d, kw,«t»»d«er «-mNcript« »acht Ich du St«r»UtS« »>cht »«rdtadtich. tlWM Annahme »er für di« «Lchftfol,»«-, Nummer bestimmte« Inserate a» Wochentagen bis Z Nhr Nachmittag«, nn Tor«- uu» Festtagen stütz bis '/.s Utzr. Zn de« Filiale» für Zns.-Annatzmr: Ltts Klemm, UniversitStSstraße 1. Lonis Lösche, Kalhariiieustr. 83. tz. «ur bis ' ,2 Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- und EcMtSverW. Auflage LS6Z0. Adonnemtnlsptkis viertelj. 4'/. Mit. ü>ct. B, »gertob» ä Mt., durch die Post . b'wgeu 6 Mt. Jede rmzttue Nummer 20 Ps. Bttegexcmplar 10 Ps. Vebüoreu iür Extrabeilage» lin Tageblatt-Formal gesollt) »>>»e P»slb.,szsl>,r>>„g öl) Mk. M»t Poslbrsörderung 60 Mk. Inserate Kgeipaltene Petitzeile 20 Pf. Brößere Lchristen Inn» uuj Preicrerzeichniß, TadeUartscher u.Bifferutag nach höherm Tarif. ilrclamen omer dem Redacnou-ftrich die «yespalt. LeileöoPs. vor den Famitie »nachrichte» die kgtt'patiene steile 40 j-s. guterate sind kei« an die Expetttio« »» senden. — Nabutt wird uichl gegeben Zahiuug pr»euum.rn»<io oder durch Post» . Nachnahme. ^ 282. Dienstag dm 19. Oktober 1888. 8V. Jahrgang. Amtlicher Thetl. virli-ahls-Vekauntmachlllls. Di« revidirte bez. neuausgestellte Liste derjenigen hiesigen Einwohner, welche zu dein Amte eine« Schössen oder Ge schworenen gesetzlich befähigt sind, wird vom IS. di» mit 23 October d. I., jedoch mit Ausschluß de» aus den 17. lsv. Ml« sollenden Sonntags, in den Stunden von vormittag» 8—12 Uhr und Nachmittag« von 3—6 Uhr im Meldeamt«, Abteilung I de« Polizeiaml», Reich-straße 3, zu Jedermann« Einsicht ausliegen. Diejenigen, welche nach der unten abgrdruckten Beilage von dem Schössen- oder Geschworenenamte befreit zu werden wünschen, haben innerhalb der vorstehend angegebene» Frist entweder ihre Gesuche schriftlich bei un« einzureichen ober bei dem mit der Auslegung der Liste beauftragten Beamten zu Protokoll zu erklären. Ebenso kann innerhalb derselben Frist jeder über 30 Jahre alte OrtSeiuwohner wegen Ü bergehung seiner Person, daser» er zu dem Amte eine» Schöffen ober Geschworenen fähig zu sein glaubt, sowie wegen Nebergehung fähiger oder wegen er folgter Eintragung »»säinger Personen Einspruch erheben. Leipzig, am S. Oktober 1886. Der Skatb der Ttadt Leipzig. llr. Tröudlin. Wolf. Beilage Gertchtsherlaffuugsgesetz vom 27. Ignnar 1877. 8- 3l. Da« «ml eine« Schöffe» ist ein Ehrenamt, Dasselbe kann «ur von einem Deutschen vcrjchco werde». 8 32. Unfähig »u dem «inte eines Schöffen find: 1) Personen, welche die Beltkngung i» Folge strafgerlchilichcr Brrnrlhellung verlor«» haben; 2) Personen, gegen welche da- Hauptversahren wegen eine- Berbreche»« oder Bergehe»- eröffnet ist. da» die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte oder die Fähigkeit zur Bellet düng öffentlicher «emter zur Fvlge haben kann; 3) Personen, welche in Folge gerichtlicher Anordnung in der Beifügung über ihr Bermögeu beschränkt sind. 8 3S. Die Berufung znm Amte eine» Schöffen dürfen oblehneu: 1) Mitglieder einer deutschen gelesgebenden Versammlung, 2) Personen, welche im letzten «elchältejahre die Berpslichlung eine- Beschworene», oder an tvemgiien» süns SitzungStagcn die Beepflichluog elne« Schöffen erfüllt habe». 3) «erztr, 4) Apotheker, welche keine Gehilfen habe», d) Personen, welche da« fü nundsechzi»ste Lebensjahr znr Zell der Ausstellung der Urliste vollendet haben, oder dasselbe bl« zum Abläufe de« ».s-vöstSjadre« vollenden würden. 6) Personen, welche glaubhaft machen, bah sie den mit der Au«. Übung de» Amts verbundenen Aufwand zu tragen nicht ver- mögen. 8 »4. Da- Amt einer Geschworenen ist «in Ehrenamt. Dasselbe kanu nur von einem Deutschen verseden werden. 8 ?5. Die Urliste für die Auswahl der Schöffen dient zugleich all Urliste für die Auswahl der G> ichivorene». Die Vorschriften der 88 32-3» über die Berufung zum Schössen- amte finden auch aus das Aschwerenenaint Anwendung. Vekanntmachnng^ In Gemäßheit dcZ E>»kommentteaergcs,tzes vom 2. Juli 1878 und der dazu gehörigen Ausführungs-Verordnung vom 11. October desselben IahrcS werden, au« Anlaß der Aus stellung des Elnkoiiiniensteuer-jsataster« für da« Jahr 1887, die Hausbesitzer oder deren Stellvertreter hiermit ansgesordrrt: die ihnen behändigte» H.iuSlistensormulare, «ach» Mastgabe -er darauf abgedruckten Be stimmungen auSgefullt, binnen 8 Tagen, von deren Behändignng ab aereöhnet und bei Vermeidung einer Geldstrafe bis z» «0 Mark, die bei Versäumung de« Termin« uu- nachsichtlich beigetrieben werden wird, im Stadthause, Obstmarkt dtr. ri, HI. Etage, entweder persönlich ober dnrch Personen, welche zue Beseitigung etivaiger Mängel sichere Auskunft z« er- theile« vermöge», abzugeben. Hierbei wird aus K. 35 de« allegirtrn Gesetze«, »ach welchem sowobl der Besitzer eines HauSgrund- stück« für die Steuerdetrage, welche in Koi^e von ihm verschuldeter unrichtig» c oder unvoll- staudtger Angabe« dem Staate entgehe«, hastet, wie auch icdeS Familienhaupt für dte richtige Angabe aller zu seinem Hausstand« gehörigen» ein eigenes Einkommen habenden Persone»., einschlirstlich der Astermiether und Schlafstellen» mtether, verantwortlich ist und auch daraus besonder« dingewicsen, dag die aus der letzten Seite der Hau«listeu- sormulare befindliche Bescheinigung von dem Hausbesitzer, bezw. dessen Stellvertreter nnterschriftltch z» voll ziehe« ist. Falls Hausbesitzer oder dere« Stellvertreter keine Hau«» listensormuiare oder solche nur in unzureichender Zahl er halte» haben, können dergleichen aus Verlange» an oben genannter Expedi«ion«stelle in Empfang genommen werdeu. Leipzig, den 13. Oktober 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. l>r. Tröndlin. Göblih. Ziehkinder betreffend! Areitng, den 22. October 188«, Rachmittag» von 2 Uhr an >m Kaisersaale der Eeatralhalle. Die Vorstellung eriireckt sich auf alle, bei sremdea — nicht verwandten — Personen in der Stabt Leipzig gegen etil festgesetzte« Ziehgeld unlergebrachten noch nicht schnlpstich- ttge« Kinder, und werken die Ziehmütter, welche aus Er- sorver» AnSkunst über Namen, Stank, Geburtsort. Alter und sonstige Familtenverhältnissc der außerehelichen Eltern de« be treffenden ItinveS zu geben in der Lage sein müssen, hierdurch ansgesorkrrt, die Kinder gedachter Art am obenaenannten Tage im bezeichnet»» Lerale dem Herrn Ziebkinkerarzte unter Lorreignag de» Zieh- heziehentltch Loatrolbnche« Vorzustttlen. vneatschnldigte Dernbscknmnng der Borstellnng de» Kinde« verwirkt dte Berechtigung znm Hatten pon Ziehkindern. Leipzig, a» 1«. October >88«. Der Rath der Stadt Leipzig. <«r»»»nmt.H Lndwig-Soli. vendt. Oestobteu wurden hier erieattrrer «»»eiae xusoia«: 1) eine goldene Damen-Nemontoir-Utzr mtt Sprnngdecket und Nummer 26,836, daran eme goldcu« kurze rundgliedrig« Kette mit Quaste, in gclbpo irtkm Etui mit dem Namen „6. SUioker", »»« emer Wohnung in Nr. 34 der Rnterftraße, vom 3 bi« 10. dsS. Mi«.; L) ein Wasser-Eimer, blau emmllirt, ei» Iiuk-Asch, ühenklig, ein Waschtzret, von der Emgangsihür de« verkaus-iadeu« tu Nr. 23 »e« Ra»ftädt«r Sie>»w>gS, am S. dsS. BtrS.; dtz Mart i» Gold und Silber, aus einer wohmma in Nr. 3i der Listerftrahe am 10. dsS. MlS. Abend« mitlelft Nach- fchlüssris; 4) ein Paar hellgraue Etasstzasen» hellgesüttert, mit Metall» knöpse», woraus ,,8eklump», ürsaliru' einaestanzt ist, aut einer Piöce hiuter dem Kaisersaalt der Leutralhalle, am 10. dsS. Mt«. Abend«; ö) !> Flaschen tssattzwein, «ine Flasche Stzampagner, eine Vnchse e,ng!e >e A.pfelstiickchen. 2 Siiick Lutter und Kr>« knigrsttzie Prrißelbcerrn. aus einer Kcllrrai'ihrllung in Nr. 36 der Sidonienstrakl, vom II dit 12. dis. MtS. mittelst GintzrnchS; 6) eine alte silberne Ttzliotzrrntzr ohne Secvud«, mit spirol- s-rmcg seiogrriester Nuckieite, ei» alte« braunledei »es Parlemaunaie anl ca. 10 bst >1, einem goldenen tziiugr mü Katzenauge »nd einigen allen sr-iizö nche» Mauze«, au« eiuer Keller-Pitzee m> Neubau Nr. 27 der Gaeiieuoustratzc am 11. dss. MlS BormitiagS; 7) ein säst neues Drittelt mit weiß- und roth eiucarrinem Urber» zug u»d roth- und alaugestreiitem I'Irrt, ans einer Wohuuug io Nr. 41 »er Ulnch-qoffe, a>» 12. dss. Mi« AdeubS; 8) ca. 22 Meter Vrtt»eu«, roih-, blau- und wrihrarrirt, »S einer Berkaniedude in der Promenade am Leihhau«, am 18. tzs«. MtS. Nachmittags; 5) eiae klein« goldene Brache i, Rosettrufor« mit großem Brillante» >» der Mitte, 4 kleineren uni denselben und einer Reihe noch kleinerer um letztere, au- einer Wohnung in Nr. 26 der Pjasseudorser Straße innerhalb der letzten 4 Woche«; 10) 12 Paar braunmelirie baumwollene Untrrtzafe» nad 12 bunisarbig« Barchriithemden. von einem verdetkten «crkaussftgnd, aus dem Äü» gsplatze, vom 13. bi- 14 dis. MtS Nacht«; 1>) s Dutzend bunte Taschentücher, L Dntzeutz patSttzcher von buntem Barchent, eine Anzahl buntfarbige wolle»« «apslncher und eine Quantität Spitze, von einem «erkansSstaude ans de« Roßplatze, vom 13. b>- >4. dss. Mts.; 12) oeischiedeiie tzteltztäschche« mit Betrüge, von 2 U», > 87 2S 50 -H. 22 24 und »tz X, ans dem Rotz» und rköiiig-pla-e bezw aus dem Wege voa der Insel, nach der Grnnma schen Straße, vom 10. bi« 1k. ds«. Mtll. mittelst Tasche«» tztrtzstatzl». Etwaig« llSachrnechmnnqru über »r, verdOeb vor gchvchleae». »dtheüuatz »nr Anzeige »a brinae». Leipzig, am 18. October l»c3» Ta» Gaiizei-Amt »er Sta»t LetpztP Bretlchneider. K. Vtlranttlmachnng. Erstatteter Anzeige zuioiae ist da- tu> Clara Küttnrr au« Ekimvitz vom doitigc» Polizeüiml im Jahre 1384 ausgisielüe Die>>stl>uch Var Kuiz m in diesige!. Stadt vikloccu gegangen. Wir bitte», da- Buch >m AuifindungSjalle anher obzulieseru. Leipzig, am 15. Oktober I8«6 Das Polizetamt der Stützt Leipzig. Winter erledigen zu können. Eine kaiserliche Botschast an den Reichstag gab dieser Hoffnung bestimmten Aull' druck. Seitdem sind mehrere ParlamenlSfessiünen ver flossen. ohne daß eine derartige Vorlage seiten- der Regierung gemacht worden ist. Auch IN der bevorstehenden Session wird der Reich-lag kaum damit besaßt werden. E« seblen eben die sicheren statistischen Grundlagen über die Lasten, «eiche ein Gesetz über dir Alter«» und Invallden- versorgung der Arbeiter der Industrie ausbürden würde, und damit in engem Zusammenhang stebt dir offene Frage, in weicher W ise G»>ei»dr. Staat und Reich, sowie endlich die Arbeiter selbst an diesen Lasten Tbeii nebmen sollen. E« liegt aus der Hand, daß ein Le »such, ein Provi sorium, b i welchem man allerdings die Mängel eine« solchen ZwischcnziistandeS »nt >u ocn Kens nebmen muß. am schnellsten unk sicherste» die statistische» Grundlagen schassen würde, aus Vene» sich ein definitive« Gesetz ausbanen läßt. Herr Oechelhauser denkt sich nun da« Ucbergangüstatium etwa folgendermaßen: Aste A beiter beikeriei Geschlecht«, also la»d- wirtbschasll'.ch' und Fabrikarbeiter, Gesinde, Tagelöhner, Hankwerlsgeselten u. s. w werbe» in die Invaliden- und Ältersvertorcwiig einbegr ff^n An den Lasten de» Provi sorium« sollen die Arbeitgeber zu zwei und die Arb iter zu einem Theile Partie piren. Eine Beteiligung der Arbeiter hält ver natio»allibe>alr Soc atpvliliker für erforderlich, um aus diesen» Wege eine schars» Eontroie gegen die Gefahr der S Mutationen zu daben. Die eventuelle Betboitignng der Geinemden, des Einzelstaate« und de« Reiche« sestznstelle», soll der definitiven Gesetzgebung Vorbehalte» bleibe». Au« de» ausge brachte» Geldmittel,, sollen hils-bedürslig.' ArbcilSinvaliden »nd deren hitsebedürstige Nachgelassene unlerstiitzl werde». Die Hils-bedürstigkeit ist eme Voraussetzung der Bezüge, weil der Staat de» invaliden Arbeiter mir vor der Noth zu scknyen hak, die Selbsthilfe nicht ladni lege» und keineswegs die Locke rung d.-s Familie,iverbäitiiiss's dadurch fördern Vars, baß er die solventer, und u»terstiihn»qepsl ch',ge» Familienmitglieder grundsätzlich von der Vcrlor.ziliigSpsticht der invatiden und dilssbedürsljgen Verwandten befreit I» gleicher Weise ist die In Validität eine unerläßtupe Boran-setzung der Bezüge, ivenigstens während de« Proviso>iu»>«. Da« hohe Atter alle», qewäort eine solche Beiechiigiing nicht, ebenso wie eine «heilwei>e vorhandene Arbeittkrast bei Bemessung der Höhe der Bezüge in Anschlag zu bringen ist Der schmierigste Pnnrt ist jevensull« in diesen Vorschlägen Gegen stäub« »der de« Ihät« sind untzksttUM d«i «tz««r Teinrtäai» z>„ Greuzbestiniuiung der ansz>:bri»ge»dcn Mittel Nichtamtlicher Thetl. Die beste Widerlegung. * Di« so harmonisch und wirkungsvoll oerlaufcne» Par teitage der nationalliberalcn Partei in den west liche» Provinzen Preußen« haben in den Preß cgane» der verschieben«:. Parteien eine Kritik erfahren, >v «e nicht immer von der Gerechtigkeit dictirt war. Daß in ce» „frei sinnigen" Zeitungen die in Köln gehaltenen Neve» at« illiberal »nb reactwnär verdammt werben, nimmt n»S nicht Wunder. Wir sind an derlei Lieben-würdigkeite« schon gewöhnt. Viei- »uebr waren wir darüber erst-..nt, daß ein der Regierung jo nah« stehende« Blatt, wie d»e „Norddeutsche Allgemeine Z-iluug", daran Anstoß nimmt, wenn aus k.m rheinische» Parteitage hervor^eboben wurde, daß die Nativnallibe- raleuaucheine i i > era le Pa r te i sin v. Dieje unziveisel- haste, durch eine Jahrzehnte bewährte Thatsache so^Ie doch nachgerade auch der osficiösen Presse bekannt sein. Die best« Antwort aus dtrie unfruchtbare Polemik ist aber in diesen Tonen durch eine positiv« Arbeit, durch eine beach- ten-werthe Anregung zu einer uationaien gesetzgeberischen Ihat au» der Mitte der natioualttderalen Partei gegeben worden. Wir meinen die schon erwähnte Broschüre de« Abgeordnete» W. Oechelhäuser „Die Arbeiter frage, ein sociale« Problem", weiche soeben (,n Berlin bei Julius Springer) erschienen ist und durch ihre beachtenSwerthen Vorschläge bereit« die Aufmerksamkeit ver ernsten Politiker aller Parteien auf sich gelenkt bat. Wir behaupten nicht, daß die Oechelhauser'schen Vorschläge bereit» in allen Puncten die Reife eine« durchgearbeitet^n und zur parlamentarisch«! Sanktion fertigen Gesetzentwurf.« haben, aber sie zeigen doch den Weg. auf welchem die gesunde sociale Gesetzgebung sich fortrntwickeln kann, ohne aus der einen Seite durch Uederhastang falsche Schritte zu thun, gegen welche später wieder Remedur geschaffen werden mnß. und ohne aus der anderen Seite den berechtigten Ansprüchen der arbeitenden Elassea aus einen Zeitraum Besrievigung zu versagen, welcher zu einer sorgfältigen Vorbereitung tiesgreisenver socialpolitischer Gesetze nothwrndig, aber für di« Noth und da« Elend aller ding« sehr tangdauernd ist. Eine« ver hervorragendste» Mitglieder der nattonallideralen Part« giebt hier deutlich den Willen kund, an der Erfüllung der epochemachenden kaiserlichen Botschaft mitzuwirken, ohne den Standpunkt de« besonnenen, bedächtig vorgeheoben Gesetzgeber« zu verlassen. Es ist hier sicher ein ernster versuch gemacht, die Verpflichtung, welche dir reg,erung«sreundlichen Parteien bei dem Erlaß de» Socialisten gesetze« auf sich genommen daben, den berechttgten Forderungen der Arbeiter gesetzgeberisch Rrchnung zu tragen, auch fernerhin zu erfüllen. Die Orchelhäuser'sche Broschüre enthält die Grundgedanken, nach welchen provisorisch die Alter«-und Invalider- Versorgung der Arbeiter zu regeln und da« Material zu einer deslnitiven Gesetzgebung geschaffen w.iten kan». So verhältnißmäßig rasch tue Unfall- und Kranlriiv..nchelu»q der Arbeiter unter tbatkrästiger Unterstützung der nationol- liderolen Partei gesetzlich geregelt worden ist. so große Schwierigkeiten häufen sich »ei den Vorarbeiten zur Alier« n»d Indalidenversorgung. Selbst d« Regierung hat sich über die Größe dieser Schwierigkeiten Anfang« getäuscht. Ma» glaubte die lanöiatonscheu Vorarbeiten i» ei»«» ohne Rücksicht aus de» etwa eintrrtruden Bedarf. Es ist eiuc solche G>e»ze iioldwenvtg, um Ver Industrie keine un- erjchwii g iche Last auizncrlegen. Herr Oechelhäuser schlägt für die Aibetlgebcr ein Proceut. für die Arbeiter ein halbe« Prvcent de« Arbeitslohnes vor. Nur innerhalb Ver so vcr- sügdar werdende» Mittel sollen während de« Uebergang« stavtum« die Brcü.sniss. cer Arbeiter-Alter«« und Invaliven- v.isvrgniig befriedigt werden Daran« folgt, daß keuiem in validen Arbeiler während dieser Periode ein Recht aus eine bestimmte Höbe der Bezüge eiugeräumt werde« kann. Billigk-il >:> ß hier durch vertrauenswürdige Männer geübt weiden. Reichen bw Mittel nicht für da« eventuell hervor tiekenbc Bebürsniß au«, bann .3tervmg- involviren diese Vorschläge euic Hätte für die Arbeiter, welche aus der eine» eile gesetzlich zu Beiträge« gezwungen werben sollen, wüh rcnb sie ans der anderen Seite kein Recht, ja nicht einmal die sichere Anssichl aus B>znge siir den InvalibitätSauSfaU haben. H>er setzt die Kritik m,l Recht rin und Modisicationen sowie Garantien werden an vieler Stelle unerläßlich lein Die Verwaltung will Herr Oechelhäuser nach örtliche» Bezirken, denen je nach Bedursniß eine oder mehrere Gemeinde» zuziikbeile» sind, abgrenzen und damit Vorstände ver Inva iidencassen betraue», weiche znr Hälfte au« Arbeitgebern und zur Hälfte au« Arbeiter» zusammengesetzt sind. Delegirte »er Commune» sollen sich an ver Verwaltung belhciligen, Organe de« Staate« die Oberaufsicht snkre». Da« sind in großen Umrissen die Gedanken, welche Herr O chelhäuser in seiner leseiiSiv- rihen Broschüre auSsprickk, die auch in ihrer größeren Anssührlichkeit „vch immer etwa« Skizz-.ihasle« an sich traget,, aber doch al« dir Arbeit eine« patriotischen Politiker-, ki„e« de» Arbeiter» woblgesiiinle» M »»ne, ein>3! maßvolle», für die Bebnrsnisse ver Zeit ein» sichisuolle» Parlamentarier« ein werthvoller Beitrag zur Socialpolitik unserer Tage sind. Die kleine Schrift ist inechtnationalliberalrm Geiste geschrieben, sie ist getragen von dem nationale» S>n«, mebl negativ und >ein pvlemlsch, sondern positiv und sachlich mitzuarbeiteii an krr großen legi«latvr>schen Ausgabe der Gegenwart, und durchdrungen von echt liberalem Geiste >n dem Bestreben, durch eine humane und gelunde Arbeiter- qesetzaebung der untergrabrnden Tbäligkeit der Socialdemokratie den Boden unter de» Füßen wegzunchmen. Um solchen Preis können die Nationallideralen sich wohl die Anfeindungen von recht« und link« ruhig gefallen lassen, der deutschen Volke« läßt sich dadurch aus di« Da- hat sllr Bulgarien den u»ve> kennbaren Vorlbeil, daß seine Widerstandskraft gegen die russischen Unterjochung-- beslrebungen erhöht wird, und al« erste Frucht dwser ver änderten Lage erscheint die vo» der bnlgarischen Regierung au Rußland ertbeilte Antwort aus ih>eu Einspruch gegen dit Giltigkeit der Wahlen. Die bulgarische Negierung sagt: Ueber die Gesetzmäßigkeit der Wahlen hat die National, Versammlung selbst zu entscheiden. Aber auch Rußland ist die Rückäußerung aus dies« Erklärung nicht schuldig geblieben; da« Ivurnal de St. Pälersdvurg" sagt: Es gehl nicht an, daß da« Geschick Bulgarien«, welch?« mit der Rübe de- Orient« und mit dem allgemeinen Fueten im Zusammenhang sicht, solchen radikalen Lehren libertaffen werde. Dieser AuSspinch klingt verzweifelt kategorisch »nd enthält mittelbar die Er- össnung, daß Rußland, unbekümmert uni abweichende Auf fassungen anderer Mächte, in Bulgarien den Weg weiter ver folgen wird, den e« seit der Abdankung de« Fürste» Alexander betreten hat. Der Anösprnch Hai etwa» Orakelhafte» und erinnert an die Antwort, welche Kaiser Alexander aus va« Telegramm de« Fürsten Alexander vom 30 August erlassen hat: Er werde in Erwägung ziehe», wa« da« Andenken seine« Vater«, die Interessen Rußland» und der Friede im Orient ihm zu tbun gebieten. Da« Schicksal Bulgarien» sieht allerdings mit der Ruhe de« Orient« und dem allgemeinen Fried?,, in Zusammen, bang, aber durch die russischen Eingriffe in die bulgarische Entwickelung wird Ruhe und Frieden nicht befestigt, sondern schwer gefährdet. Da« ist c«. woran der sehr maßvoll ge haltene Aittkel de» osficiösen Wiener „FremdcndlatteS" die russische Regierung erinnern wollte, und um diese Absicht noch klarer auSliidriicken, hat da« .Fremdenblatt" dir Aufmerk samkeit de« „Journal de St. PvterSbvurg" aus den zweiten Tbeil jene« Artikel« gelenkt, in welchem Bulgarien der Rath crlheitt wird, die Spannung gegen Rußland zu milder» und d>e grundsätzliche Feindseligkeit abzustreisen. Danach ist der Slandpunct der österreichischen Regierung gegen Rußland weit enlsernt von Voreingenommenheit, sondern lediglich auf die Vermittelung zwischen den bestehende» Gegensätzen gerichtet. Wenn die russische Regierung jortsährt, der bulgarischen Steine in de» Weg zu rollen und Alle«, wa« diese thnt. ab fällig zu kritiüren, wen» sie a» der UugiltigkeitSerklärung der Wahl?» sestdält, dann ist ein Ende der bulgarischen Wirren nicht abznsrhen, dann ist auch an dem Willen Rußland« nicht zn zweifeln, vir Dinge in Bulgarien aus die Spitze zu treiben und dort eine» Zustand zu schassen, welcher den Eingriff eurer anderen Macht nolhwend'g macht. Aber auch für diesen Fall hat Oesterreich bereit« va« Mittel bezeichnet; e« besteht m der Geltendmachung der oberlehu-herrltchen Befug nisse der Türkei. Der Appell an die Türkei hat ein« bißhrr nicht hinläng lich gewürdigte Wichtigkeit, es ist damit ein BuSweg ange- teutet. welcher, ohne die Gefahr rine« Kriege« berausznbe- schwvren, über die Schwierigkeiten der Lage hmweghilst und der Türkei diejenige Rolle zuertheilt, welche ihr nach dem Wortlaut de» Berliner Frieden» zukommt, und welche sie nur energisch durchzusübren braucht, um der ganzen bul garischen Angelegenheit eine andere Wendung zu geben. Durch die Wahlen ist der Türkei ein sehr gute« Mittel »ar- geboten, um ohne alle« Aussehen die Hand in» Spiel zu bekommen; sie braucht dir bulgarische Regierung nur daran zu erinnern, daß Bulgarien und Ostrumelien zwei getrennt zu haltende Gebiete sind, welche zwar bi« zur Ernennung te» Nachfolger« de« Fürsten Alexander al« Generalgonverneur e,v» Ostrnmelie» vorläufig bcivc der Negicrungsgewalt der bulgarischen Regentschaft unterstehen, daß aber ostrumelische Abgeordnete an der Wahl de« neuen Fürsten von Bulgarien nicht theilnehmen dürfen. Wenn die Türkei diese wichtige Thatsache zur Sprache bringt, dann hat sie der russischen Regierung den gefährlichsten Vorwand, in ihrem Eingriff in die fernere Entwickelung Bulgarien« zu beharren, entzogen. Die Türkei ist feit geraumer Zeit gewöhnt, nickt« au» eigenem Antriebe zu thun, sondern stet« aus eine von den Berlragsmächle» oder einer derselben gegebene Anregung zu bandeln; da« einzige Mal, al« sie von dieser Uebung abwich, al« sie nämlich die Bereinigung Bulgarien« mit Ostruinelieu ohne vorberige« Einvernehmen mit den Mächte» zugestand, ist sie genvtiiigk worden, diese- Zugestänkniß zurückzunchmea and aus Ueberlragung de« Ge»era!gvnver»eurposte»S an den Fürsten Alexander aus süns Iabre zu beschränken. Jetzt ist der Augenblick da. um diesen Mißerfolg ausznglcichen, jetzt ist die Türkei in der Lage, Rußland eine sebr empfindliche .'.hcr zu ertdeile» und de» übrrqen BertragSmächlen einen Ver-inigung«puiict für ihren Widerstand gegen russische Willkür zu gewähren Selbst wen» die Türkei in Befolgung ihrer lethargischen Energielosigkeit nicht selbst de» ersten Schritt in dieser Sacke thn» wollte, dann wäre die Möglich keit gegeben, daß eine dritte Macht die Vermittelung üder- j iiäbme, und welcke Macht lönnte dazu geeigneter sein al» süi,.<n. Ob die Oechelliauser'schea Vorschläge ganz oder thetlwerz Gesetz werden, ist rine Frage, di« sich leichthin nicht beantworten läßt. Sollten sie aber auch ein greifbare« Re sultat nicht ergeben, so ist schon die Anregung, wetche sie geben, von hohem Werlhe. in maxist, volul»,« «st esi. ,esunde Sinn de« I England? Wenn die bulgarische Verwickelnng einen sried- Dauer nicht irre > licken Verlaus nehmen soll, so ist da» Auslrelen der Türkei Rußland und Oesterreich. Der Gegensatz zwischen der russischen unv österreichischen Auffassung der bulgarischen Frage tritt mehr und webr zu Tage. Nach Ansicht der russischen Regierung herrscht in Bul garien der Schrecken, welchen zur Ausübung der Regierungs gewalt nicht berechtigte Pertonen im Lande verbreiten, Bul- garie» befindet sich Uberhaiivl im Zustand« der Anarchie und Auflehnung gegen Gesetz, Rübe und Ordnung. In Oester reich ist man dagegen der Meinung, daß die vulgarische Re gierung ihre« Anite« mit Besonnenheit und Geschicklichkeit waltet und daß die Wahlen zur Nationalversammlung einen über alle Erwartung ruhigen und regelmäßigen Verlaus ge nommen haben Die österreichische Auslassung gewinnt dadurch bedeutend an Gewicki, daß sich keine Stimme in Europa zu Gunsten de« Generat« Kunlbar- erbeben bat, selbst die „Nord deutsch, Allgemeine Zeitung" schweigt Über d'ese« Capitel ver butaorischen Geschichte, und die „Pest" bat sestgestellt, daß die Welt in der Lerurlbeitung der Handlungsweise de« General« Kanldar« einig ist. Rußland hat also in den letzte» Wochen in der Verfolgung seiner Plane bezüglich Bulgarien» keine Fortschritt« armacht, sondern steht sogar aus dem Punkte, sich üb«, tz» entstandenen Meinungsverschiedenheiten mit Oesteratch «d de» übrig«» vrrtrai«mächlea auSznsprechrn. als OberlrhnSherriu über Bulgarien vielleicht da« einzige Mittet, nur dadurch ist die Möglichkeit geboten, tem immer weiteren Vordringen Rußland« al« Gebieter Bulgarien« eine Schranke zu ziehen und Rußland den Weg zum Rückzüge za bezeichnen. E« ist wiederholt die Uebcrzeugung ausgesprochen worden, tuß Rußland den Krieg nickt will; wenn dieser A»«spruch zutrifst, dann muß Rußland auch bereitwillig die Hand bieten, um eine friedliche Lösung der brückenden Streiisrage zu ermöglichen. Die bulgarische Regierung möge ibren Willen zu erkenne» geben, sei e« aus Anregung vr» linkischer oder von anderer Seite, daß sie nur die bulgarische» Abgeordneten zur Fürstenwabl nach Tirnowa berufe und daß sie ven voa den Mächten bezeichnet«» Candibate» für den bulgarischen Thron der Großei Sobranje Vorschlag?» werbe. Der Tag sür den Zusauimenttttt der bulgarischen Nationalversammlung ist bereit« bezeichnet, man hat de» 27. Oclob-r genannt, also tbu» Eile noth Die russische Negierung bat bi« in die nenrste Zeit binein so viel von ihrer Friedensliebe dectamirt, daß eö nicht zu viel verlangt ist. daß sie auch einen sichtbaren Bcwei« ibrrr F„edrn«liebe geben möge. Die Gelegenheit dazu iß vorbanven. * Leipzig, 19. October 1886. * Die Kais,» in wird, wir verlautet, nach der Abreise de« Kaiser« auch in diesem Jahr, noch einige Ae,t in Baden- Baden verbleiben »nd sich dann, wie alljährlich, noch aus einige Wochen nach Co bienz begeben. Daß Befind« d>ktz kaiserliche» Majestäten ist ein sehr günstiges.
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