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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188610269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Seiten doppelt vorhanden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-10
- Tag1886-10-26
- Monat1886-10
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1886
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nedarlion und Lrprditioa Jobannelgasje 8. Hprechkunirn der Kedaek«: Vormittag» 10—IS Udr. Nachmittag« d—6 Uhr. I M «tK«,»d n°,et»«»«kr «»»»tcrtvte dt» «ietLeri»» »>ch< »«dmkilch. >«»»>«» »er für »t« utchstkolgeud« N«««»r defttmmte« I,ferste a« Wachrntagen dis 3 Utzr Nachmittag», a» Tarn-un» Fetttagen stütz dt»'/.» Uhr. Zn den Filialen für Lns.-^nnahme: vtt« Ntrm«. Ualversitättftraße 1. Lssts Lisch», Kathorinenstr. S3, p. »ur dt« '/,» Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschLftSverkchk. Auflage LS 6S0. Ld«nnr«rnt,»rei» viertelj. 4'/, KV» inrl. Briagcrlvda ü Mk.. durch die Paß s«t»«»» K ««. Ir», rin,»lue Nummer tO W Velegezemotar 10 Pf. Gebaorrn ,ür Extrabeilage» ltn Taarblati-Format grialzt) »tz»r Poftdriörverung SO Mk. »tt Postdetürdernag SO Stk. Uerlame» unter he« Nrdaetion-ftrich dl» Zelle äOPs., »or dra Familirnnachrlchtt» dir sgespalkeue geile <0 Bs. gnieratt stad ftet» a, dte Kgpesttt«» Pt lende». — Nadntt wird mchi gegrde». Zahl»»» pe»«oum«r»uäo »der durch Post- aachaahme. ^- 299. Dienstag den 26. October 1886. 8V. Jahrgang. Amtlicher Theil. Di« Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgase» betrug in der Zeit vom 18. dt- mit 24. viese» Monal» im Argandbrenner bei 2 8 Millimeter Druck und 140 Litern stündlichem Consum da« 1«.« fache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von sv Millimeter Flammenhvhe. Da» specifische Gewicht stellt sich i« Mittel aus 0.432. Leipzig, am 2S. October 1880. Die» Rath» Deputation zu beu Gasanstalten. Da« mit 2080 IahreSgehalt und Amt«wohnuag au« aestatlete Pfarramt zu Connewitz ist wegen Emeritiruag de« mShrrigen Inhaber» neu zu besetzen. Bewerbung-gesuche sind unter Beifügung Vvn Zeugnissen bi« rum 10. kommenden Monat» bei un» einzureicheu. Leipzig, den 20. October 1886. Der Rkath »er Stadt Leipzig, l». 5972. vr. Georgi. Kretschmer. b«. zetoölbe -markte link« vom Burgkeller-Durchganae soll pom 1. April t887 an argen eiuhaldiädrltche Küudtguua Areitaa, dem Ui», d. M., Dormittag« LL Uhr, aus dem Ratbbaiisr, 1. Elage. Zimmer Nr. 16. an den Meistbietenden anderweit vernriethet werden Die Bermiethung»- und VersrcigerungSbediwgungen liegen ebendaselbst auf dem großen Saale schon vor dem Termine zur Einsichtnahme au«. Leipzig, den 8 Oktober 1888. I» 5653 Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Tröadlin. Krumviegel Alr--ahls-Vekanntmachll«s. Gestohlen wurde» vier erstaitrrer Anzeige »usotge: I) 3 leckbetten mit grauen Inlet» mit roihea Streifen, ohne Ueberzug, 3 weißletnene Betttücher. sämmtlich «UV. 8. 13" ge- zetchnet. eine wollene Decke, roth- und schwarzcarrirt mit blauen Streikn, au» einer Wohnung in Nr. S der Nicolaisdraße seit Ausang September ds». I.; ») 3 Stützt«, oou geschnitztem Nußbaum mit Mohrgeflecht l.i Sitz »ud Lehne, ziyet Griten- und «tu Etlrntcheil einer braun, polirtea Betistelle und 3 Tannenholz-Einlagen zu einer Svene- tasel. au« dem Haute Weiillraße l6 oder Dorothernstraße 10 oder aus dem Transporte zwischen denselben am 29. und 30. vor. MiS ; 3) ein Batzgrtgenüagen, rothe Stange mit schwarzem. mit Messing ausgelegtem Griff, au» dem Nastlocale in Nr. ? de« Neu- markt« am 4. ds«. M>«.; 4) ein ichwarzlederne« Portemonnaie mit gelbem Schlößchen enthaltend 9 und ein gehtttrllo«» IV. «lasse 110 König!. Säcki. Lotterie Nr. 33,769, aut dem AugustuSplatze mittelst Taschen- sirsstahl»; b) ein rothe« kinderkopskiffen mit weißem Ueberzug, vv." gez.. au« einem Kinderwagen in der Hausflur Nr. 5 der Humboldt straße, vom 10. bi« 17. ds«. Mi«.; 6) rtn Stück vrttlktnwand. 7S Ellen, roth. und weißkleln. carrirt, au« einer Bude der 25. Reihe aus dem AugustnSplatze, vom 16. bi« 17. dt«. Ml«.; 7) eine silberne Ltzltnderubr mit Messtngkeite, Rückseite mit rundein Planchen, darin „0. 8." eingravirt, Nr. 29,l80. au« dem Gastlocale Nr. 20 der Schletterstraße, am 17. ds». Ml«. Nach, mittag«; 8) 4 Trikot-Anzüge, weißbaumwollen, 0 weifte Ghirting- Shawl», t 4 Meter lang. 2 Paar weißwollene Handschutze und riu schmaler weißer Stoffgürtet, au« einer Wohnung in Nr. 42 der Psaffendorftr Straße, vom 17. bi« 19. ds«. Mt» ; 9) ei» taft neuer dunkelblouer Nock mit schwarzen Hornknöpsen, ein Paar ebensolche Hosen mit hellgestreiftem Bundsutter und rin Laar graue Gummi-Hosenträger, au« einer Wohnung tu Nr. 14 der Gr. Fleischergasse am 18. ds«. Ml«.; 10) eine graue Arldbörse mit 40 au« einer Wohnung in Nr. 23 des Brühl«, vom 18. bi» 19. di». Mt«.; II) ein Nbrnholz-Lpazterktock mit Elscnbeingrlff und Zwinge, au» einem Gastlokal ln Rr. 24 der Reichsstraße, am 18. ds». Ml», trüb gegen 3 Udr; 12) 3 Netzt- und 1 Ltatztzotzrl »nd L Ltechtzentel. an« der verschlossenen PiSce eine« Neubaue» an der Rordstraße mittelst Eindruck»; 13) eine rothlederne Brieftasche mit einem Losung»- uud WohtiiingSmeldeschern, ans „Lämanä 8atl>" lautend, au« der Arbeilerbude de« Lircu-neubaue« un der Seorgeustraße, am 19. ds«. Mt«.; 14) 30 Mart in Doppel, und einfacher Krone, an« der Tischler. Werkstatt im Parterre de« Neuen Theater«, am 20- ds«. Mt«. Nachmittag«; 18) ra. 150 Mark in Gold uud Silber, au» einem Lomptolr in Nr. 17 am Roßplatz, mittelst Einbruch» vom 21. bi» 22. ds«. Mt«.; 16) eine Niste mit 1'/, Trotz Bouqnet-Mauschetten. signirt „Franz Kurka, Kunst, und HaiidelSüärtnerrl Waldheim", von einen. Handwagen vor dem Postamte II am Dresdner Bahnhof, am 21. ds«. Mt«. Abend«; 17) ein Wiiiterüberttetzer von bräunlichem glatten Stoff, mit schwarzem Sammetkragen, 2 Reihen übersponnenen Knöpfe«, groß- corrirtem wolleneu Futter, schwarz, und weißqestretftem -lermelsuiter und Leberdenkel mit der Firma „Ernst Arncmann" au« dem Ponoramn-Nestaurant am Roßplatz am 24 di«. Mi«. Nachm.; 18) eine Anzahl in» und ausländische Briefmarken (Spanier und Rlimänier) «nd eine jtfterrrichische ä-lttulsrnnote. au« einem Beichäiislocale in Nr. 15 der Kurprrnjstrnße, mittelst Einbruch», vom S3. bi« 24. dis. Mt«. Nacht«; . 19) ein Opernglas mit schwarzem, mit Leder überzogenem Ge. stell, au« dem Aeuen Theater, am 17. ds». M>«.; 20) ein Fah, gez. ..8. ?. Vo. 761", enthaltend 20'/, Liter Pfrffcrmünze, au« einer KeN-rabiheilung in Nr.2 der Davidstrabe, vom 20. September dl« 23. ds«. Mi«.; 21) 3 kleine Nintzkibettrn mit roth- und weißgestreifteni Inlet. 2 mit weißem Piqu»-, ein« mit rotb- und weißqestreistem Ueberzug, au« der Hausflur i, Nr. 28 der Colonnadenstraße, vom 22. bi« 23. dl« Mt«. Nacht«: 22) ein Deckbett mit roth. und weißnestreifiem Inlet (Fete» leinwand), b'. 2' gezeichnet, eine Steppdecke, rot», mit lürki- scheni Muster und ca. 22 Stück weißen P'rlmu!trrknöp>>n. aus einer Aodnung in Ne 8 dcr Univ^rsikätSstrai!» vom 21. dis 23. dis. Mt«.; 23) ein türkiiche« Shololtuch, in w ißlein. Lrrviette ringe- schlanen, 0 neue Dcckdettüdrrzügt. 4 roll-- und weißkluncareirte und 2 brnun. und rotd-kleineorr rte. 0 neue Nvpskissrii-Urtzerzüge. glelchinrbiq, 6 neue weißleinene Betttücher, sämmilich ..8 8." mit den Niiinmern 1—6 gezeichnet, au» einer Wohnung in vir. 11 der Windinüdlengasse, in den letzten 14 Tagen. Etwaiae Wahrnehmungen über ven Berdlieb der gestohlenen Gegenstände »der den Thärer sind ungesäumt bei uuserer Lriminal- Adtbeilunq zur Anzeige zu briuae». delpztg, am SS. Octoder 1886. k«« P«lt»r«->»t »er Gtatzt Letpit». Bretlchnetder. vr. 8. Der Zutritt zur Galerie in der Aula am 31. diese» Monat» ist nur gegen Vorzeigung einer Eintrittskarte gestaltet. Da der nur für Damen bestimmte Raum riu überaus beschränkter ist, so kSnnen zunächst nur die Damen der Doceuten und zwar je mit einer Kart« nach der Reihe der Anmeldung Berücksichtigung finden. Leipzig, am 28. Oktober 1886 Der Ncctor der Nniderfitat. Vr. F Zirkel. Nichtamtlicher Thetl. Jur Gtsguimtlage. Daß es« Land von dem geringen Flächeninhalt und der Emwohnerzaht Bulgarien« uun schon seit länger al» einem Jahre ganz Europa in Aufregung erhält, ist bei den heutigen Machtverhältnissen iu unserem Erdtheil doppelt merkwürdig, erklärt sich aber darau», daß Rußland sich sehr wohl ler Bedeutung bewußt ist, den ein entscheidender Schritt seinerseil in Bulgarien haben muß. Aus der Balkanhalbinsel treffen alle die Fäden zusammen, welche die Beziehungen der euro päischen Mächte zu einander gestalten, die Ruhe Europa« hängt davon ah, baß der aus dieser Halbinsel bestehend« Zustand wenigstens äußerlich aufrecht erhallen wird. Die Verschiebung, welche eintritt, wenn Bulgarien auch äußerlich der Machlspbäre Rußland« einverleibt wird, ist so groß, daß sie von den nächst betbeiligten Mächten aus die Dauer nicht ohne Widerstand hingenommen werden kann, das weiß Rußland, und de-hald zvgert e«. den Befehl zum Einmarsch seiner Truppen in Bulgarien zu ertbeilen. Ta« ist auch die einzige Erklärung für die Fortsetzung de« Widerstande« der bulgarischen Re gierung gegen dir russische Einmischung in die inneren Verhältnisse Bulgarien«. Die bulgarische Regentschaft hat die Wandlungen beobachtet, welche die Politik der Bertrag«- mächte seit der Abdankung de« Fürsten Alexander durch gemacht hat, sie hat e« mit angesehen, wie der Widerstand England« gegen die russischen Piäne allmälig erlahmt ist, sie hat e« erfahren, daß die Türkei sich zum Werkzeug der russischen Herrschsucht gebrauchen ließ, und daß Oesterreich- lliigarn nichts Ernstliches unternimmt, um die Unterdrückung der bulgarische» Selbstständigkeit zu verhindern, und dennoch deharrl sie aus der Getlendmacbung ihrer versassungSmäßigen Rechte, sie bereitet in T'rnowa die Eröffnung der am lü. October gegen den Willen Rußland» gewählten und von dieser Macht mcht anerkannten Sobranje vor. Der Muth Stambulow's und Mutkurow'S ist bewunveruiigswürdig. aber das Spiel, welches sic mil Rußlands Uebermacht treiben, ist sehr gewagt und kann leicht einen Erfolg haben, der nicht nur für Bulgarien selbst verbängnißvoll werden, sondern auch dem Frieden Europas Gefahr bringen kann. Wenn dir „Nalbicblüge" deS General- Kaulbars nicht mehr ausreichen, kann liegt der Gedanke an die Anwendung wirlsamerer Maßregeln nahe. Die Türkei hat ihre Bemühungen mit denen Rußland- vereinigt, um de» Zusammentritt der Sobranje zu Verbindern, bisher jedoch vergeblich, eS fragt sich, in welchem Sinne die übrigen Mächte lhäkig sein werden, ob sie der Regenlschasl von der sofortigen Eröffnung dcr Sobranje abralhen, oder ob sie der Entwickelung dcr Dinge ihren Laus lassen werden. Entscheiden sie sich für das Letztere, dann ist darin gewiß kein Wohlwollen für Rußland zu erkennen, tbun sie da« Erstere, dann muß es im Interesse der Erkaltung des FrikdenS gedeutet werden. Rußland wird ofsr»bar alle Hebel in Bewegung setzen, um die Eröffnung der Sobranje zu Verbindern, aber ob e» schon zu diesem Zwecke das letzte Mittel, die militairiscbe Besetzung Bulgariens, ge brauchen wird, ist zu bezweifeln, ein solcher Schritt will sehr wobl überlegt sein, weil er sich nicht rückgängig machen läßt. Tie Heraussorderung, welche damit gegen Oeslcrreich- Ungarn geschehen würbe, ist augenscheinlich, und schon au- diesem Grunde ist die Besetzung nicht zu erwarten. Tbatsäch- lich verschlägt e» sehr wenig, ob sich die Sobranje in Tirnowa »m 27. October oder l November versammelt oder nicht. Durch vie Reden, welche dort gebasten werken, wird da- Schicksal Bulgarien- nicht entschieden, und eine Fürstenwahl kann »ich« eher vorgrnommen werden, al» bi- der Candival der Vcr- tragSmäcbte genannt ist. Die Bedeutung der Eröffnung liegt aus einem andern Gebiete, sic liegt in der Nichtachtung eines von Rußland ergangenen ausdrücklichen Verbot». Ein solche- Verbot ist ja in jeder Beziehung unstattbast, aber um Da«, wa- erlaubt oder nicht erlaubt ist, hat sich Rußland in Bulgarien seit acht Jahren Überhaupt nicht gekümmert, wie sollte eS dazu kommen, sich jetzt in dieser Beziehung Zwang anzuthun? Wenn Rußland sich aus kalte Berechnung beschränkte, statt den Eingebungen deS Zornes zu folgen, dann würde es jetzt aus jede eigene Thäligkeit in Bulgarien vorläufig Verzicht leisten, und KaulbarS würde Gabban Efsendi Vas Morl ab» treten. Gegen den von türkischer Seile anSgebenvrn Ein spruch gegen die Eröffnung der Sobranje hat Europa rechtlich nichts nnzuwenden, denn die Türkei ist lheoretisch die Ober» iebnSberrin Bulgarien- und zumal wenn die Türkei sich der Belheiligung der ostrumelischcn Abgeordneten an den Be- ralbungen der Sobranje wiversetzk. so ist sie dazu trotz der vorläufigen Abmachung vom 8. April unzweiselhast befugt. Die bulgarisch« Regierung hat dir Beralhungen über die Abänderung de» oslnimeiischen Statut» unmög lich gemacht, also kann sie sich auch nicht beklagen, wenn die Türkei selbstständig DaS verfügt, waS ihrer ^ Aber klellung alS Oberlebnsmacht entspricht. darauf bat sich die türkische Regierung bekanntlich nicht beschränkt, sondern sie bat sich aus den russischen Einspruch gegen die Gesetz mäßigkeit der bulgarische» Wahlen berufen und dadurch ihrer ganzen Aclion selbst die Spitze abgebrochen. Dir bulgarische Regierung bat erklärt, daß sich über die Belheiligung «dcr Nichkbelhriligung der Ostnimelier an de» Sitzungen der Sobranje reden laste, dir Wablbandlung ober »nd der Zu sammentritt der Sobranje lägen außcrbalb kr» Bereiche» der Verhandlungen mit ankeren Mächten. Gegen diese» Stand- punct ist theoretisch nicht«, um so mehr aber vraktisch einzu wenden. denn welchen Zweck kann e« haben, einen über mächtigen Gegner zu reizen, obne über die Mittel zu ver fügen. um diese Politik auch siegreich durchzusüdren? Die Spannung Europa« wegen der bulgarischen Angelegen heiten dauert jetzt schon so lange, daß der Wunsch nach ibrrr Beendigung sehr gerecbtserligt ist: e» wäre deSbalb daS beste Mittel, dem unerquicklichen Zustande ein Ende zu machen. wenn Rußland endlich den Candidaten bezeichnete, welcher ihm für den Thron Bulgarien» geeignet erscheint. Die ver- trag«mäckte würden voraussichtlich keine Einwendungen dagegen erhebe», wenn nur irgend welche Aussicht besteht, daß die Bulgaren selbst gegen bi« Person de» Candidaten sich nicht ablehnend verhielten. Wa« dir Verhältnisse in Bulgarien fo schwierig und verwickelt macht, ist der Ein spruch Rußland« gegen die Gesetzlichkeit der Wahle« vom 10. October. Wenn Rußland sich entschließen könnte, diese» Widerspruch auszugcbcn und lediglich die Vertagung deS Zusammentritt« der Sobranje bi« zur Namhattmachung de» Candidaten für den bulgarischen Thron zu verlange», dann wäre die Möglichkeit einer Berstänviguna geboten. Tie Türkei hat angeblich die Absicht, zwischen Rußland und Bul garien eine vermittelnde Stellung einzunehmen, und Europa könnte diese Absicht nur mit Dank begrüßen, wenn sie daraus gerichtet wäre, den Streit wegen der Gesetzlichkeit der Wahlen vom tO. October aus der Welt zu schaffen. Daß Rußland in Bulgarien seinen Willen und seine Herrschaft zur Geltung bringen will, ist in Europa hinlänglich bekannt, und aus die Dauer wird da» auch nicht zu hindern sein, aber Rußland kann da« wenigsten« in einer Form tbun. welche die Mög- lichkeit der Au-sÜhrnng ohne Friedensstörung in sich schließt. Soweit wird koch der russische Uebermulh zu zügeln sein, daß weuigstcn» die Form in erträglicher Weise gewahrt wird. * Leipzig, 26. October 1886. * Bei seinem Empfange durch den Kaiser drückte der französische Botschafter in Berlin, Hrrbette, in seiner Ansprache an den Kaiser den Wunsch au-, sich aus den Boden der beiden Ländern gemeinsamen Interessen zu stellen. Der Kaiser erwiderte, er hoffe, die große Gesckäsl-ersahrung de« Botschafter« werde diesem seine Aufgabe erleichtern; der Botschafter könne dabei ganz auf ihn rechnen. Nach der An- spräche fand vie Vorstellung dr- gesammten Botschaft-Personal« statt. Der Empfang, der einen Übrrau» freundlichen Eharakter trug, dauerte 28 Minuten. * E« ist die ausgesprochene Absicht, dem Reich«taa bei seinem Zusammentritt möglichst da» volle Material für seine Beschäftigung vorzulejzen, und e« wird sich die« bi« aus die Vortagen, welch« die Hcere«einrichtung betreffen, auch erreichen taffen. Diese sollen, wie bekannt, erst zu einem späteren Zeit- puncte der Session erscheinen. Lu unterrichteten Stellen bleibt man sts.Hzen« dabei, daß die Arbeit für den Reichstag nur knapp dr:»esse» sei, und daß die Scision uur von kurzer Dauer sein wird. Wenn in einzelnen Blättern davon die Red« ist, daß die Regierung daraus rechne, Angesicht» besonderer Schwierigkeiten gegenüber der beantragten Erneuerung de« Seplennats bei, Reichslag auszulösen u. dergl. mehr, so be gegnen in Regierungskreisen derartige Voraussetzungen ent schiedener Abweisung. Die Negierung, heißt es bort^ habe so gewichtige Gründe sür ihre Forderungen anzusühren, daß sie an eine Ablehnung tiefer Forderungen nicht denke und daher ihrerseits mit der Möglichkeit einer Auslösung nicht zu rechnen brauche. * Die Ausgaben der Commission zur Ausarbeitung de« Entwurfs eine« bürgerlichen Gesetzbuches sind, wie die „Kieiizzeiliing" meldet, nach dem Elat de« ReichS-Justiz- amte« sür 1887,88. welcher dem Bunde«ratbe zugegangen, um 25,000--?geringer veranschlagt als im laufende» Etaisjahie. Der Stand brr Arbeiten der Commission, welche spätesten« gegen Ende 1887 zum Abschluß gelangen werden, macht diese Summe entbehrlich. BiSber erforderten die Ausgaben brr au« einem Vorsitzende», 9 Mitgliedern und 6 Hilfsarbeitern bestehenden Commiision auf das Jabr 250.000 -ck Gegenwärtig beräth die Commission mit großem Eifer den Theilenlwurs über da» Erbrecht, den daS vor etwa zwei Monaten zum ObrrtankeS- gerichtS-Präsidenten in Nürnberg ernannte bayerische Mitglied, der frühere LandgericblS-Präsisent vr. v. Schmitt, rebigirl bat. Letzterer wird sein neue- Amt erst antreten, wenn dir Turchberathung de- Erbrecht» vollendet ist. Ein SenatS- präsident wird bis zu diesem Zeitpuncte sür ihn drr Präsidial- geschäfte deS Ober-LandeSgcrichtS führen. * Der württembergische Militairbevollmächtigte in Berlin, Oberst Gras v. Zeppelin. Fiügeladiutant de« König« von Württemberg, ist unter Belastung in seiner bi«, herigen Stellung bi« zum 20. k. M zum Commandeur drr 27. Cavallericbrigade (2. k. württembergische) ernannt worden. * Die Münchener „Allgemeine Zeitung" nimntt die letzten Preßprocesse in Bahren zum Anlaß, um sür die Beibehaltung ver Schwurgerichte einzuireten; Als ,» sich in den gesetzgebenden Körpern de» deutlche» Reich« um die Frage der Ausnahme der Schwurgerichte in die NeichSgerlchi». Verfassung handelte, sind die Vertreter der Bayerüchen Regierung im Bundesrotb und die Abgeordneten Bayern« >m Reichslag mit aller Kraft sür die Schaffung der Schwurgerichte namentlich deshalb ein getreten. well man die in Bayern seit dem Erlaß de» Edict« über die Freiheit der Presse (III. Beilage zur Bersassungsurkunde) vom 4. Juni 1848 eingebürgert« Aburlheiluiig drr Preßvelicte durch die Schwurgerichte -rhalt-n zu seden wünschte. Die Schwurgerichte sind in Bayern die 38 Jahre hindurch zu einer Instiiuiwn geworden, welche sich ihr Aniehen bei allen Slaatlbürqern ohne Unler'chird de» politischen Bekenntnisses erhalten Hot» weil sic in den Dreßproc ssen aller Art zwischen berechtigter und unberechiigter Kritik, zwischen öffentlicher Meinung und öffentlicher Beschimv'ung wodl zu unter- scheiden wußten. Preßproressr sind an da- wah'iprechende Bolk». geeicht periodisch herangetrrte»; man hat sogar von einer ganzen „Aera" »on solche» ln Bayern gesprachen. «,r erinnern an di« lange Nette von Anklagen wegen Beleidignnqrn oller! schlier «nd hoher Stellen, welche noch der Wiedererllehung de« deulschen Reiche« in, Interesse de« inneren Frieden» erhaben werden mußten. Die damals von den Schwurgerichten verurtheilten publicistischen Per« seckier de» klerikalen Fanati-mu» hatten sich durchweg mit der politischen Seite der Anklage zu vertheldlgea griuckt. dte Ge- Ickworenen hielten e« mit der ftrasgesetzlichen. Trotz der de- jadenten Verbiete aber blieben auch ln der klerikalen Presse Stimmen, welche sich für Aufhebung drr Schwurgerichte au«. sprachen. sehr vereinzelt. Nun lieg», eine vertagte v-rdandlnng ab» «rechnet, abermals eine Periode von dayrrlschen Preßprveeffen hinter uu«. Ion den Schwurgerichten in Straubing, München und Würzburg sind rin R dacieur wegen Beleidigung de» Prlnz-Negraten, vier Redakteure wegen Be eidigung de» GeiammlstiatSniinifterium». »nd von dem M Iiiair>vezirk«.(Schwur.)Grricht ist ein Redakteur wegen dcffeiben Dellcl» verurtbeilt worden. Sännntilche Berartbrilungen fußen in der maß vien Sprache der detdrü'gt-n Preß Organe, mit welcher, von -unkten Hintermönner» beeinfluß«, die Tröger der Regierungsgewalt überflutbe» wurden. E« war Nicht mehr eine Kritik von anfecktbareu Tbatiachrn, in der man sich in den iacrimirten Aeußerungen erging, sonder» eiue grob« Be« schimviung, Verüchtl chinachnng and Herabwürdigung. Deshalb haben die Jury« da» Vorhandensein einer Beleidigung bejaht, und damit haben sie de« Träger« der Negierung-gewalt jenen Schutz angedeihen laste», dr» die Justiz gewährt und gewähren muß. Die beiden Verdikte de» londgerichtlichen Würzburger Schwurgericht» babea übrige»« dt» Angeklagten mit aller Milde geahndet, indem sie je nur eine Beleidigung anuahmen, obwohl bei dem einen Redakteur wegen vier und bei dem andere» «egen ueun Ariikel Serasanlrag aesielll war. Drr Werth der Schwurgerichte, der ja vom jüngste» Iuriftentag in Zweifel gezogen worden ist. mag sich auch »ach dem Verlauft der jüngsten Periode der Preßproreffe für Bayern wratg- ft »« aus« Reur bewährt bahr». Schließt doch einer der verurlhetlto» Redakteure mit Bezug aus da» Verdi« der Geschworeneubank letue» Brrhanvlunglbericht mit de, Worte»: „Alle Ehre ihrem Votuml" * Man berichtet au» München: „In einigen hervor ragenden Stellen der inner» Verwaltung stehen dem nächst Veränderungen bevor, Weiche zunächst durch einen Wechsel im Reaierung»pr»s,dium sür den Kreis Schwabe» nav Neubnrg »himi Srnn» haben. Slaat«rath Winfr. v. Hörmann hat sich durch seine Gesundheitsverhältnisse ae- nvkhigt gesehen, «m hie Enthebung von dem wichtigen Posten nackzusuchen, dra er seit üder 1t Jahren bekleidet hat. v. Hör- mann zählt zn Ven tüchtigsten und energischsten Verwaltung«- beamten, vie Bayern hat. Ende der sechziger Jahre war «, Minister de« Innern; nach seinem Rücktritt kam er at» Re gierungspräsident nach Auglburg; «l» solcher gehört« er von 1870 v>« l888 al» einer de, Vertreter dr» Ligäu» der bayerischen Abgeordnetenkammer an, wo er eine der ersten und angesehensten Arbriwkräste der Linken war. Mit tiefe« Bebauern sahen ihn vor zwei Jahren seine Parteifreunde an» der parlamentarischen Arena scheiden, in der er einer ihrer schneidigsten Streiter im Kampfe mit den Ultramontane« ge wesen. Schon zn diesem Sckritt« hatten ihn Rücksichten aus seine Trsunrheit grnöthigt. Al» sein Nachfolger im Regie» rungspräsidium zu Augsburg wird mit großer Bestimmtheit ver vrrzrilige Polizeipräsident von München, Frhr. v. Pech mann» genannt, und al» de» Letzteren Nachfolger hinwiederum der zur Zeit im Ministerium de» Innern verwendet« Re» gieruugtralh Frhr. d. Welser." . * . * Nu« Sofi» gehen der „Politischen Eorresp»«d«»t* folgende Meldungen die zwei letzten In der ersten Antwort Kaulbars seine Absicht «ittheilt«, Bulgarien zu bereisen, ertheille die Regierung den Präsecten den Beseht, sich znr Verfügung de« General« zu halten «nd ihm seine A»fg«>ö« zu erleichtern. Da» Mmisterinm »nrde benachrichtigt. »*ß überall Deputationen de« General entgegengmgon »nd t» gryrn ver „Po»ii,c»en «orrriponoenz- ZN: „Die bulgarische Regierung hat russischen Rotrn heute beantwort«». Ntwon-Note heißt es: „Ms General seiner W-lmnng sich ^tsttürBt, RWNach srshon» Hinderniß für den «echhh, zwischen »er vrvslwrnnN M» «t» General. Luch ist es waht, »ak zahlreich« DepntaNonew z» Gunsten der Regierung sich vvrsteuten; allein die BehsrdrN waren verpflichtet, Neutralität zu teobachten «nd «nr im Falle von Ordnung«störu«gen zu interveniren, welcher Fall glücklicherweise nirgend« eintrat. Ungeachtet dessen ordnete dte Regierung eine Untersuchung über die in drr Note drr russischen Lgentie angegebenen speciellen Fälle an, und werden die Schuldigen, wen« sich solche Herausstellen, bestraft werden." — In der »weiten Antwort-Not« hält die Regierung die Richtigkeit ihrer Angaben über die Ereignisse bei d«n Wahlen aufrecht. Diese Angaben sind durch Augenzeugen erhärtet. Uebrigens spreche Herr Nekljudow in seinem Gerechtigkeitssinne in seiner neuen Note nicht von Grausamkeiten, sondern, nur von Acten der Gewalilbätigkeit. Da der Regierung keine Klagen über vie in der russischen Note signalisirten, von den Behörden verübten Gemattlhä>igkeiken zugekommen sind, so bittet sie Herrn Nekljnbow. die Fälle von Plackereien, Räubereien und Gewattlhättgkeiten neminativ an,»geben, damit sie eine Untersuchung anordnrn und die Schuldigen bestrafen könne. Obgleich die Regierung überzeugt ist, das; dir Erzählungen von diesen Missethaten au» Quellen stammen, welche ein Interesse haben, Verleumdungen ,u verbreiten, so bäll sie r» doch sür eine Ehrensache, die Tbaksachen ausznkiären und, wenn die Wahrheit der angeführten Facta sich bcsläligt. die Schuldigen ver Gerechtigkeit zu überliefern." * Nach Berichten aus A then beabsichtigt Ministerpräsident TrikupiS, drr Kammer einen Gesetzentwurf in Bclrcfs der Einsüdrung des Branntweinmonopols zu unterbreiten, und zwar will dieselbe einer zu errichtenden Gesellschaft gegen Bezahlung einer jährlichen Puuschaliumme von 2 bl» 2'/, Millionen Drachmen da» ausschließliche Recht überlassen, den Rvbipirilu« gegen eia gesetzlich zu fixirenbe« Entgelt an» znkausen und ebenso den Branntwein zu verlause», resp. au«- zuschänken. Bisher hat die SpiriluSsteuer jährlich nur die geringsüqige Summe von etwa 800,000 Drachmen getragen. * Wie man der »Politischen Corresponkenz" au« Pari« meldet, wird in dortigen wohlunterrichteten Kreise» die Nach richt. daß die Pforte in Gemeinschaft mit dem französi schen und russischen Eadinete von England einen be stimmten Termin für die Räumung Egypten« verlangen werde, als unbegründet bezeichnet. * Zur Lage in Portugal wird der .Politischen Corre- spondenz" au« Lissabon. 16 Oktober, geschrieben: König Dom Luiz ist nach nahezu zweimonatlicher Abwesenheit »>,.> leinein Lande am 26. September in Lissabon eingeti offen. Der König war wödrend seiner Reise seiten« aller Höie. w-lche er de- luchte, mit Zeichen der Sympathie und Achtung sür seine Person iowte für Portugal ausgenommen nwrden. Der pvrtugiesilch« Hos befindet sich noch tu Eaftar«, »o beut« der 39. Geburtstag »er KSit'gtn Donna Maria Pia gefeiert wird. Di» letzte Post on« Weftalrtka brachte ziemlich interessant« Nachrichten. Am 20. September wurden die Arbeiten zur Her stellung einer Brücke über den Fluß Eatumdella in Angriff ge nommen. »nd ln Cnzengo wnrbe eine Brücke über den Laringa» durch deren Vau der Gemeinde Ambaca bedeutende Boriyetl« er wachsen. dem öffentlichen Verkehre übergeben. Di» Arbeiten best» Bane der Eilenbohn zwilchen Loanda und Amdaca werden mit große« Eifer betrieben; bi« nun find bereit« 25 Kilometer «»«gebaut. Zwischen Venauella nutz Latumbella m»ed« eine Telegrophe»»«- bindunq hergestellt, wa« «llrrdtng» jene Eingeborene», die btSder al» Briefträger zwischen diesen beiden Pnneten verwendet worden war»», in Ailiregtinq versetzt. Am Eap Perde, wo seit einigen Jahre» Rege»« Mangel here>chie, »essen Folge eine emvfindliche Tdeuernvg d« Leben«miltel war, stellte sich henkt auggiebiger Regen ein, so daß man eine sehr günstige Ernte erwartet. Eine Anrobl von Reger», welche zu Beginn diese« Jabre« ta Jnbambaue (Mozambique) für den Dienst dr» «„abhängige,, Longvstoate« engagier worden «darr», haben diesen Dienst verlasse» und sich nach Angala geflüchtet. Dt« Kaufleute im Lougoftaate hatte, bet der Negierung ln Brüssel ,«,e, die bod-n Exporllorise lm Longofta,«,. sowie gegen die bedeutend«, «ebübren. welche für die Eintragung von «rnndetgentbum ,« leiste, sind. Vorstellungen erhoben; dieselben bliebe» jedoch erfolglos, wa« 1
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