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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188611116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-11
- Tag1886-11-11
- Monat1886-11
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1886
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V4S0 Aare», (-evrr-l Kaukbar» besürchtet offenbar. daß diese Tele gramme geeignet «örea, seine» kaiserliche» Herr» über die schmöhlich« Nolle aufzuNärr», «eiche dir russische Dip'oinatie t» valgarie» spielt. u»d er sucht diese höchst uavorsichtigeu Lügentelegramme de«hald mit all«, Müttla i» seine HL»dr zu bekommen.) Den Nachrichten an« Burga« zutolge trug Nabokow «idrend der Le Hebung nnd angedlich auch bei seiner Berhostuag die »oll« russische Uniform. Wen» die Russe», wie vorauszasehen ist. dt» >u«lieser»,g Nabokow'« verlaagrn, so bleibt den vulgaren »>chts übrig, alt diese Forderung, trotz ihrer Ungeheuerlichkeit, zu bewilligen. Lu» Kauft au tinopel treffen in Burga» sortgesetzi montenegrinische Vanden ein. Die Regierung trifft Maßregeln, um einer neueu von ihr besilrchlrteu Erhebung enlaegenzuttete». Di« Regenten und Minister erklärten heut», daß dir Fürfteuwahl schon morgen statt, finde» solle. Die Regentschas» hält an der Laiididalur Waldemar'« »oa Dänemark sest. Die Ansicht»» darüber, ob dieser, wenn er gewählt wird, auuimm», sind sehr getheilt. Ernste Nachrichten lassen die Lag« so erscheine», daß Waldemar ablehueu wird, »eil er der Ansicht ist. daß zwei Brüder aus den Thronen Bulgarien« und Griechenland« wegen der »wischen beiden Länder» herrschenden nationalen E-srrsucht »"möglich seien. Nachträglich wurde die nächste Sitzung der Sodranje aus Mittwoch festgesetzt. Die Regierung ist nach wie vor andauernd enlschlosse», an diesem Tage die Fürsten- wahl vornehme» »u lessen. * Die jüngsten Konstantioopeker Journale veröffent lichen einige Detail» über da» neue türkische Militnir» ge setz. Dasselbe tritt mit 13. März 1887 in Kraft und verpflichtet alle Mahoinedaner vom 20. di« zum <0. Lebens jahre zum Kriegsdienst. Jeder Jahrgang wird in zwei Kategorien getheilt. Don der ersten Kategorie wird die erste Claffe sactiscd activ bienen und die zweit« Elaste jährlich nur zu den Wussenübungen einbcrusen werden. Die zweite Kategorie enthält jene Wehrpflichtigen, welche gesetzlich vom acliven Dienst befreit sind, doch werden auch dies« Leute jeden Freitag nulitairische Hebungen zu machen haben. Die drei Gruppen, au- denen die Wehrmacht de» ottomanischen Reiche« bestehen wird, heißen zusammen Kuvei-Nizamie (reguläre Armee), und wird dieselbe bestehen au» der octiven Armee (Muvazasf), den Reserven (NedisS) und der Terri torial-Armee (Mustahastz). Bi« jetzt hat der Sultan nur die Dorschriste» für die erste Kategorie der Wehrpflichtigen (KiSmi-Eivel) unterzeichnet, da» Reglement für di« zweite Kategorie (KtSmi-Sa»i) ist ihm erst kürzlich unterbreitet worden. Die Bevölkerung von Aonstautinopel und Umgebung bleibt nach wie vor vom Kriegsdienste befreit. Die Bataillone werden im Frieden »00 und im Kriege 800 Mann zählen. Außer der regulären Cavallerie wird «me freiwillige Reiterei gebildet, deren Leute sich selbst uniformiren und be ritten machen. Der Sultan hat endlich die Errichtung je eine» Neger- und eine» Albanesen-Bataillon» der kaiserlichen Garde angeordnet, so daß e» nun zwei Neger- und zwei Albanesen-Bataillone geben wird. Der Präsident der Com mission, welche da» neue Wchrgesetz auSarbeitet, ist Ali-Saib Pascha. Zu den Mitgliedern derselben gehört der SouS- Chef de» GrneralstabS, von der Goltz Pascha. » Da» belgische Krieg-Ministerium beabsichtigt die BekleidungSmaste (ln mnsss ck'KMIIement), diesen Alpbrna aller Compagnie-, EScadron» und Balterie-Coinmandeure. zu unterdrücken. Bei dieser Maste muß mindesten» allwöchent lich der Werth der in dem Gebrauche der Mannschaften be findlichen Bekleidungsstücke berechnet werden, um diese» Werth bei der Au»gabe der Effecten berücksichtigen zu könne». Darau« entstehen verschiedene in der deutschen Armee un bekannte Gehaltsabzüge, welche zu höchst complicirten admini strativen Arbeiten Veranlassung geben, die ihrerseits die EapitainS und die Zahlmeister zurückschrecken und eine kost bar« Zeit beanspruchen, die anderweitig bester verwerthet werden könnte. General Pontu» hat die baldige Reform des BekleldunaSdienste» verheißen. Er hat außerdem bestimmt, daß dir Effecten der vor Kurzem entlassenen Milizclasse von 1876 nicht mehr in den Magazinen ausbewahrt, sondern ab- geschätzt und an die Elaste von 1886 Verausgabt werde« sollen. Bekanntlich wird die genannte entlasten« Elaste immatriculirt und ist von der Legislative ein Credit zu ihrer Neubekteldung bewilliat worden. * Die SonnabendSrede Raoul Duval'« läßt die Mo narchisten nicht schlafen; royalistische sowohl wie bonaparti- stische Blätter verketzern ihn al« .abscheulichen Renegaten"; sie sind um so erboster, al» thatsächlich eine Anzahl von Mit gliedern der Rechten für Duval'S Plan gewonnen sein und mit dem link-» Centrum und der gemäßigten Linken Ver handlungen aube.'uüpst haben sollen, damit dem Präsidenten der Republik die Möglichkeit geboten werde» im Falle einer Ministerkrisis da» Cabinet au» gemäßigteren Elementen zu- fammenzusetzen, und so endlich einmal die Tyrannei der äußersten Linken abgeschüttelt werden könne. Aus diese Weile hofft man «ine Auslösung der Kammer umgehen zu könnet». JuleS Ferry ist entzückt darüber, daß Duval seinen alten Plan, anscheinend mit mehr Glück als er, wieder ausgenom men hat. — Pari», welches unter der Republik aufgehört hat, der Tummelplatz junger Fürsten zu sein, fühlt sich sehr geschmeichelt, daß auch jetzt in der kaiserlofen. der schrecklichen Zeit vier russische Großfürsten eS mit ihrem Besuche beehren. Der jüngst angekoinmene ist Großfürst Alexander Michallowitsch, ein Sohn de» Großfürsten Michael und einer Prinzessin von Baden. Er ist in Tiflis geboren, wo sein Vater das Amt eine» Gcneralgouverncur» des Kaukasus be kleidete, und wird nächstens sein zwanzigste- Jabr erreichen. Außerdem hofft man, baß die Kaiserin nitt dem Cäsarcwitsch den Winter in Nizza zubringen werde. Auch der Herzog und die Herzogin von Cumberland werden nächsten Monat in Pari» erwartet. * Die französische Regierung hat die Errichtung eines Denkmals für die erste französische Revolution vor den Tuilerien bewilligt, die Einweihung soll jedoch 1889 vor der Eröffnung der allgemeinen Ausstellung stattfiudcn. * AuS einer in Rom veröffentlichten Denkschrift über die italienischen Besitzungen am Rothen Meere er hellt, daß Assab, Beilul. Gubbi Raheita und Aussa als nationale Gebiete «»verleibt sind, daß Emberemi, Archico, Maffauah, Arasali, Macallille und die Dahlac-Jnseln zwar besetzt sind, aber von Italien nur verwaltet werden, daß Hanakil, Mader und Ev oder Ayth unter italienischen Schutz gestellt sind. Emberimi ist ein große» Dorf unweit Maffauah, welche» gegen 1000 Einwohner zählt und '/« Stunden von der Küste entfernt aus einer Hochebene liegt. Archico ist die alte Residenz einer nachher von den Türken verjagten Fürsteu- samilie und zählt mehr Einwohner als Maffauah, von welchem eS 12 Kilometer entfernt liegt. Die Bewohner zeichnen sich durch schönen Körperbau und durch ihren Haß gegen die Abessinier auS, welche häufig Raubeinsälle in die Stadt und Umgegend machen. Die egyptische Regierung hat zum Schutz gegen diese Banden eine mit Kanonen bewehrte kleine Festung Herrichten lasten. Arasali ist ein kleine» Dorf an dem malerischen Golfe AduliS, in der Nähe finden sich fruchtbare Tbäler und reiche Jagkgründe, Macall lle ist Hauptort der Halbinsel Hartau-Buri. Unweit de» Dorfes hat di« Mäitairvermallung ein befestigte» Laaer errichtet, in welchem die irregulären BaschiboznkS untergebracht sind; auch sind dort ergiebige Salinen, deren Erzeuzniffe aus dem See wege über Guba und Abessinien auSgesührt werden. Die Dahlac-Jnselgruppe zählt gegen 2000 Einwohner, welche von Perlenfischerei leben. Mäilairische Behörden befinden sich in Emberemi. Maffauah und den umliegenden Festungen Tauluo. Gherrar, Abdelcader, Otumlo und Moncullo, in Arctuco, Arasali und Macallille. Hier suchen die Bewohner der Umgegend mit ihrem Lieb und ihren Habseligkeiten Schutz, wenn sie von abessinischen Räuberbanden bedroht werden. Die Denkschrift erwähnt auch die Beweggründe der Besetzung, welche Anfang- de» vorigen Jahre» erfolgte; da Egypten Maffauah habe verkästen »ollen und die Pforte nicht da» mindeste Interesse für diesen Hafenort gezeigt habe, so habe die italienische Regierung beschlosten, Maffauah zu besetzen, um Abessinien »der andern Mächten zuvorzukommen. Die Besetzung geschah ia eine» Augenblick, al« ganz Europa vom Eolonialfieber ergriffen schien. Italien aber, rvekche« schon «st einem Fuß am Rothen Meere, nämlich in Astab, stand, wäre vielleicht ge zwungen worden, sich wieder von dort zurückzuziehen, wenn e« nicht nach Maffauah vorgerückt wäre. Der egyptische Vicegouverneur Jzzet Bey habe sich mit einem Einspruch gegen die Besetzung be gnügt und nur erklärt, dieselbe nicht verhindern zn können. Nach der Denkschrift ist die oft al» so schrecklich geschilderte Sterblichkeit in den Colonien durchschnittlich nicht größer al» in Italien. Im Sommer stürben vcrhältnißmäßig mehr» im Winter aber weniger Leute al» im Königreiche. In Maffauah bat der Minister de» Aeußern Elementarschulen errichten lasten, welche von vielen eingeborenen Schülern besucht werden: schon nach 40 Lehrstunden schrieben und sprächen sie Italie nisch. Der Werth de» Handelsumsatz«» in Maffauah betrug in den ersten vier Monaten diese» Jahre» S.182.899 Lire. Die Einnabmr au» den Zöllen ist für da» laufende Rechnungs jahr aus 550,000 Lire veranschlagt. Der Inhalt dieser Denk- schrist macht r» eben nicht wahrscheinlich, daß Italien daran dächte, seine im Rolheu Meere begründete Machtstellung wieder auszugeben. * An Stell, de» beim Papste beglaubigten österreichisch- ungarischen Botschafter» Grasen Paar ist Herr von Ottensel«-Geschwind ernannt worden. Ja den letzten Tagen hat der deutsche Botschafter Herr von Keudell dem italienischen Minister de» Auswärtigen, Grasen Robilant, den zur Botschaft versetzten ersten Secretair, Grasen v. d. Goltz, prüfen tirt. * lieber die Weihe de» Bischof» vr. Klein finden wir in der .Kölnischen Zeitung" eine au» Rom. 4. November, datirte Cvrrespondenz, der wir Folgende» entnehmen: „Eia Stück Eulturkampf zog heute a» dem Auge de« Beschauer» vorüber, der ia trüber Morgenstunde i» der Kirche Santa Maria dell' Anima der Tonsecration de- vr. Klein zum Bischof «»wohnte. War e» ja der einstige Erzbischof Paul»» vo» Kal», gegenwärtig Lordiaal Melcher«, der de» ueuernanalen Bischof vo» Limburg weihte. Im Antlitze de» einstigen EullurkLinpfer« liegt heute «in fing voa Entsagung and Müdigkeit. Aber noch immer hält sich der Greis voa 73 Jahre» ausrecht, llmschaart von einem Heer von Admi- nistranteu, stand er da ia seinem erzbilihöslichem Oruat mit goldener Mitra, unter der mau aus grauem Haupte da- rotde Lardiaal»« kävpche, erbl ckte. weua ihm die Admimsirontea von Feit zu Zeit die goldene Bürde vom Hauote »ahme», vr. Klein wird e« wohl kaum mehr zu» Cardinal bringen, Heu» e» ist ei» recht bejahrter Prälat, der mit eiusachem, violettem Caaoaicurbarett diese Kirche heut« betrete» hat, um sie mit der Mitra zu verlas!«». Er scheint eine etwa« romaulisch angelegt« Natur zu sei». Er begnügte sich nicht damit, Mitra, Krummftab. Riag uad Pertorale im Dom zu Köln oder Freiburg i» Empfang zu aehmeu; er legte Werih daraus, in Italic» da« Recht, zu biudea und zu löien, zu erwerben. Zuerst wollte er im Dome zu Mailand iu der Nähe de« Grade- seine- Patrons» de- heiligen Carlo Borromeo, dir Insignien seiner Würde vom erzbischüslichen Nachfolger de- Heilige» eutgegen- i aehmeu. Nu» ober beguüqle er sich, am Tage de- lombardischen Heilige» iu der deutsche» Kirche zu Rom von dem Kölner Lardiaal am Grabe de- letzten deutschen Papste« Hadrian VI., der auch der letzte »ichtital-emiche Paps» gewesen, geweiht zu werde». Dem Cardinal aisistirten zwei Erzbischöfe ia partidus iuüäoliuw, der Erzbischof von TyruS uad der Erzbüchos von Eide. Die „8ouolu Orezorian»" saug da- „Veai Lreator Spiritus" und da- „De veuw". Der Nrugeweibte spendete, nachdem Messe und Do veuw vorüber war, der Versammlung seinen ober» hirtlichen Segen. Dann verneigte er sich dreimal vor der Eminenz, die ihn geweiht. Der Geweihte trat mit Zuversicht aus. der Weihende betete uad sang mit gedämpfter Mariyrerstimme und von Zeit zu Zeit ichoute der einstige Erzbischof Paulus voa Köla, eine wahre Ascetengestalt, nach dem Grabe de» deulschea Asceteupapste» auS. da- mil der Grablchrist geschinück« ist: krod äolorl tzuaatuw retert, io guss tewpora cuinsqus virlu, inckieat. (O Schmerz, wie viel ist doch daran gelegen, in welche Zeilen die Tugcnd eine» Menschen fällt.) Vielleicht hat sich der melancholische greise Cardinal selber diese Grablchrist für seiue Gruft auSerwählt." * Au» London, 6. November, wird der „Politischen Correspondeiiz" geschrieben: „Die vorgestern bekannt gewordene Entscheidung der englischen Negierung in Betreff drSZulu- gebiete» bat die Vertreter der Natal-Colonie theil- weise befriedigt. Zwar sollen die Boer» auch weiterhin den fruchtbarsten Theil de» streitigen Gebiete»« in Besitz behalten, doch werden sie von Natal und von der Sceküste durch einen ziemlich ausgedehnten Bezirk getrennt sein, welcher unter englische Scbiitzherrfchast gestellt und welchen England er forderlichen Falle» mit bewaffneter Hand gegen Angriffe der Boer» vertheidigen wird. Diese nickt überaus günstige Lösung der Frage ist noch eine Folge von Lord Granville'S zögernder Politik, durch welche England ebenso viel Gebiet an der Südostküste Afrikas ein- gebüßt hat, wie an der südwestlichen. Nach der Niederlage, welche die Engländer den Zulu« beigebracht hatte», befand sich daS Land dieser in voller Anarchie und die BocrS konnten, diesen Umstand auSnützend, den Zulus einen König — Tinizulu — ausdräiigen. welchen sie nachher ohne große Schwierigkeit dazu bewogen, ihnen den besten Theil seines Landes abzutreten. In dem fo erworbenen Gebiete gründeten die BoerS im Jahre 1885 eine neue Republik, welche sich bald ihrerseits zu regen begann und Miene machte, sich bis an da» Meer auszuvehne». Lord Granville war vergeblich beniüht, mil der jungen Republik ein Uebereinkommen zu treffen; nun ist Mr. Stanhope — der neue Eolcnicn- Minister — glücklicher gewesen. Freilich mußte er. um zum Ziele zu gelangen, manche Dortbeile preisgeben, die der Natal-Colonie bätten zusalleu müsse», wenn die Politik seine» Borgäiigrr» rascher und entschiedener gewesen wäre". * Der A r be i k e r p a r t ei in den Vereinigten Staaten ist in Folge ihrer bei der Bürgermeislerwahl in NeiwAork erzielten Resultate der Kamm geschwollen. Sie beabsichtigt jetzt eine Nativnalpartei zu bilde» und Henry George al» PräsibentschaslScandiVaten für die Wahlen von 1883 auszustellen. * Nachrichten au» Mexico zufolge ist dort eine Bewegung im Gange, um den gegenwärtigenPräsidenten mit größerer Machtvollkommenheit zu betrauen, d. h. denselben zum Dik tator aus einen längeren Zeitraum, 1V dis 20 Jahre, zu ernennen. Diese Meldung klingt für den nicht genau mit den inneren mexicauischcn Angelegenheiten Vertranten be fremdlich und etwa» abenteuerlich, doch beruht dieselbe, wie der .New-Horker Hanvel-'Zeitung" von bestunterrichtcter Seite mitgelbeilt wird, durchaus auf Wahrheit. Als Haupt grund für die von den hervorragendsten Bürgern Mexico» ohne Unterschied der politischen Parteislellunq inaugurirtr Agitation für eine Dictatur giebt unser Gewährsmann an: Die Negierungen der einzelnen Staaten der Republik besitzen der Bundesregierung gegenüber eine zu große Gewalt, indem sie z. B. da» Recht haben, ungeachtet der hohen BundeS- zölle, nicht nur Zölle aus die Einsubr von Maaren au» dem AuSlande. sonder» auch auf einheimische Artikel, welche au» einem Staate nach dem andern versandt werden, nach eigenem Gutdünken zu erheben. Außerdem »st die Staatengerichtsbar- kcit von der Ce»tralregierung vollständig unabhängig, wie zui» Beispiel die Euttingaffaire gezeigt und kehren sich die Gouverneure der Staaten ii» Allgemeine» nur wenig um die Natioiiaiexccntive. Der intelligente Theil der mexikanischen Bevölkerung sieht sehr wohl ein, daß die Wohlfahrt der Republik unter diesen Zuständen leidet» daß dadurch jede Entwickelung gehemmt wird und daß eS, um eine radikale Aenderung dieser Verhältnisse herbeizusühren, nothwendiq ist die Macht der Executive mehr zu centralisire». Zu diesem Zwecke befürwortet eine Gruppe patriotischer Männer die Diktatur und werken darin von den einflußreichsten Zeitungen des Lande- unterstützt. Die Befürworter dieser staatlichen Umwälzung müffen ein große« Vertrauen zu Diaz baden denn eine Dictalur für eine Republik ist. wie die Welt geschichte lehrt, immer «in sehr gefährliche» Experiment. Mitglieder des „Lekpzkger kechaikerverekn»" und de» „Vautechaikerverel»-" daiür Sorge trage», daß sich der Abend zu einem überau» humoristische» gestaltet, eine groß« Anzahl Techniker voa nah uud sera herbeigelockt. Auch diesmal wurde da- Fest des Humor», am S. uud 7. November» auler äußerst zahlreicher Be- «Heiligung begangen, uud da» Programm de« eigentlichen „Herren, abend»", der im ueue» Saale de» Sladtgarten- vor sich ging, bot wieder «iur auerschöosliche Menge voa humoristische» Aufführungen, launige», echt« Feststimmuug erzeugenden Lieder», und eine „Fest- zeitung", die mit ihren Illustrationen uud ihre» urkomische» Bei träge» tu Poesie uud Prosa zeigt», wie gut fituirt auch der W.tz «ad die frohe Laune unserer Techniker ist. Die College», welche au» DreSdeu, Chemnitz, Grimma, Halle a. s. w. erschiene, waren, werdeu gewiß noch lange oa die froh verlebte» Stuudea im Kreise ihrer hiesige» Kameraden zurückdenke». Die Boriräge waren sämmtlich al» gelungen zu bezeichnen. De» Ausang bildete die Aus führung voa Schiller'- „Bürgschaft" tu Schattenbildern, woran sich da- Auftreten de« Zwerg-- Mufti mit seinen unübertrefflichen Gesichtt- verrenkuugea und die Production«» einer Musterriege de- Sultan« »ou Zanzibar, deren Mitglieder sich al« „Verkehrte" prälentirte», sowie Verjährung eine-urkomischen RaritätencabinetS unter steigender Heiter keit schlöffe«. Einzelne Eouplet- und die „Schwedisch« Damencapelle" ernteten ebenfalls stürmischen Beifall. Daß e« a» dem Abende nicht a» der ernstere» Weihe durch Rede» uad Toaste aus Kaiser, König uud Reich, sus den Fürsten Bismarck, den deutjcheu Techniker- verband u. s. w. fehlte, bedarf wohl kaum einer Erwähnung. Unter den Sprechern excellirten besonder- die Herren Höhne, Heiake, Beil, Thienie, Schneider und Strobel. Ein vo» Herrn Ingenieur v. Gutdier» Dre-de» componirter „Tecknikermarsch", vom Lompouiste, selbst vor- elrage», erntete den reichsten Applau« und Dank der Versammelten. Ser ganze Verlaus de« Feste» zeigte, daß unter de» Leipziger Tech- »ikera eia schöner kollegialer Geist herrscht, der »amentlich seit dem Bestehe» de- Deutschen TechnikerverbandeS, aa welchem die Leipziger Techuikervereine ganz hervorragend beiheiligt waren» mehr und mehr erstarkt ist. Am Sonntag fand eia allgemeines Katerfrühstück im ktadtgartea, eia geineiuschastliche- MittagSessen im Restaurant Stephan, uud ein Au-flug iu de» „Helm" nach Eutritzsch statt, bei welchem rbeusall« eine heitere Stimmung vorherrschte. Der Herrenabend der Leipziger Techniker. O Leipzig, 10. November. Alljährlich habe» die ..Herreu abend«", welch« der hiesige VeiirkS-Berein de« „Allgemeinen Deuischru Techaikerverbaud«»" veraufialiet, uud bei welche» hauptsächlich die vermischtes. — Berlin, 9. November. Ihre königl. Hoheiten Prinz und Prinzessin Wilhelm siedeln morgen au» dem Marmor- Palai» nach dem Sladtschloß in Potsdam über. Dieser Um zug. der in jedem Jahre bei Beginn der winterliche» Jahres zeit stattzufinven pflegt, wurde in diesem Jahre früher ver ursacht durch die Beschädigungen, welche bei der neulicben FeuerSgesahr der Salon der Prinzessin durch da» Wasser der Löschmaschine erlitt. Die Ursache de» Brande» ward in der Centralleitung ausgefunden, welche, durch einen alten Schornstein geführt, das Mauerwelk und die bretterne Dach- chcilung, auch die Balken, aus denen da- Kupserbach ruht, derartig in Mitleibenschast gezogen batte, daß daS Holz viel leicht schon seit geraumer Zeit zu schwelen angesangen hatte. Ein Ausbruch der Flamme wurde nur durch de» hermetischen Verschluß beö MetalldachcS »icdergehalten. Im Palais ward man den Brandgeruch vorher zu verschiedenen Malen gewahr, eS wurde auch nach der Ursache geforscht, Prinz Wilhelm betheiligte sich selbst bei der Untersuchung, aber diese entzog ich jedem Eindlick. bi» dann am Sonnabend Morgen daS Kupserbach zu schiiielzen ansing. Aus dieses bedrohliche An zeichen begab sich Prinz Wilhelm mit einem Theil der Schloß bedienstung selbst nach dem Dache, ließ ein Loch einhaucn, woraus dann der Qualm allsogleich herauSbrang, ihm nach züngelte die Flamme, die dann durch den Hydranten de» Schlosses ersticht wurde. —Ate in in gen, 8. November. In dem zum Kreise Schmal kalben gehörigen Flecken Steiabach-Hallenberg kam vor wenig Tagen ein sogen. Cliorrocks-Proceb zur Verhandlung. Angeklagt war diesmal der Hilfsprediger der evangelisch-lutherischen Zion«, gemeinde, A. Schulz, weil er bei einem Leichenbegängnisse am 28. Aprij d. I. unbesugier Weise da- Amt-kleid eines evangelischen Geistlichen getragen (Vergehen gegen 8 868.8 de- ReichS-Str.-G. B) und aus dem unter Aussicht der Kirche stehende» Tobtenhoie eine Leicheurede gehalten habe (Vergehen gegen K. 1 der Regier.-Polizei- vrrordnung vom 7. August 1878). Der Angeklagte saßie in seiner Seldstvertheidiquug beide Puncte dahin zusammen, daß eS sich hier bla« um die Frage handle, ob er Geistlicher oder Laie sei. Durch Zeugnisse des Ober-Kirchencolleg- der evaagclisch-lulherischen Kirche in Preußen und des Superintendenten Rocholl in Breslau bekundete er, daß er vorschriüsinäßig exaiilinirt, ordinirt und vocirt, somit nach allgemeinem kirchlichen Rechle Geistlicher sei. Obwohl der Ver treter der königl. Staatsanwaltschaft dagegen unter Anderem beson der- gellend zu machen suchte, daß die evaug..IuIher.Z>onsgeineinde noch keine staatliche Anerkennung habe, weil die Generalconcejsioii noch nicht aus die sogen, neuen Provinzen ausgedehnt sei, so schloß sich der GerichlShos doch im Wesentlichen den Ausführungen des Angeklagten an. weil die Nichtanerkennung der Gemeinde von Seilen des Staate» für den geistlichen Charakter deS im Austrage einer staatlich anerkannten Kirchenbebördc ordinirle» Angeklagten von keiner Bedeutung sei. Der Angeklagte wurde sreigesprochen, weil er nicht Laie, sondern Geistlicher ist, die angczogenen Para- gravhen also aus ihn keine Anwendung finden. Somit hat die dortige evangelische Ziousgemeinde einen Geistlichen, der auch vom RechtSstandpuncle aus als solcher onzujehen ist, wenn nicht durch die eingelegte Berufung eine andere Entscheidung gegeben wird. — In dem benachbarie» Neustadt o. S. starb vorgestern der pen> sionirte Feldwedel Zwengauer, einer der letzten Soldaten der noch zu Anfang unseres Jahrhunderts bestehenden Jnvaliden- compagnie in Königshose» (Franken), welche die Besatzung der dortigen ehemaligen Festung bildete. — Die 22jährige Tochter eine» reichen Bauern aus der Gerolzhofener Gegend ist wegen KiadcS- niordeS in Untersuchungshaft gezogen. Ueber den Verbleib der Kindesleiche fehlt jede Spur, so daß man vermuthet, da» Mädchen habe das Kind aus Furcht verbrannt. G Gera. 10. November. Die drei Parteien, National liberale. Fortschrittler und Socialdemokraten, sind jetzt damit beschäftigt, um für die deniiiächst siattsinvende GemeinderathSwabl, bei welcher 14 Mitglieder zu wähle» sind, ihre Eanvidatenlistcn aujzustellen und für die selbe» Propaganda zu machen. Eine Versammlung de» allgemeinen Bürgerverein», in welcher unter Leitung de» ReichstagSabgcordncten H. Rüdiger über diese Angelegenheit verhandelt werden sollte, wurde polizeilich ausgelöst. — In de», BorturnerauSbildungScursuS der allgemeinen Turngenleinde wurde» durch den städtischen Turnlehrer F. Döhnel 28 junge Leute auS den verschiedensten Turn gemeinden herangebildet.nlid dieselben bestanden ihrePrüsung.— Die Einführung einer obligatorische» Fleischbeschau ist in beiden LandralhSamtsbezirken unsere» Fürstenthum» be ratheil worden und kommt nun zur definitiven Ausjührung. — Die Reorganisation de» Feuerlöschwesen» im unter- ländischen Bezirke schreitet rüstig vorwärt», und e» sind bereit» neun Bezirk»- und ungefähr vierzig OrlSbranVmeisler Von der hiesigen Feuerwehr in verschiedenen UebnngSstunden mit den Vorschriften der Normalübungsordnung vertraut gemacht worden. Es wird nun mit der Beschaffung der nöthigen Feuerlvschgeriithschasten, soweit solche nicht in genügender Wrise in den einzelnen Ortschaften vorhanden sind, vor gegangen und mit der Einübung der Mannschaften durch die Ortsbrandmeister begonnen. In anerkennenSwerther Weise hat die Magdeburger Landscucrsocietät Mittel für Beschaffung neuer Spritzen und Ausrüstuiigsgegenslänbe bewilligt und eS steht zu hoffen, daß auch a»vere FcuerversicherungSgesellschaslen diesem Beispiele folgen werden. — In Betreff der Fußbekleidung und der vielfachen Fehler, wrlche bei deren Anfertigung begangen werden, äußerte sich in einem Vorträge im Gewerbeverein zi Gotha der Sanilätsratb vr. Tboma» in folgender Weise Biele gingen von der Ansicht aus, der Fuß sei ein symmetrische- Gebilde, wo» aber grundsaljch sei, denn die Füße seien im Umriß und Durchschnitt verschieden, weshalb da» Tragen »an sogen, «in- bäll gen Schuhen entichieden zu verwerfen sei, da solche die große Zehe nach iuneu drücken, wodurch die anderen Zehen in Mitleiden- Ichost gezogen und verkrümmt, der ganze Fuß überhaupt ver unstaltet werde. Der Fuß würde i» den meisten Fällen schon mit den Kinderschuhen verdorben, was später nicht wieder gut zu macheu sei. Ein weiterer Uebelstand sei die seitliche Wölbung der Sohlen, welch« eine» festen Stand und Gang unmöglich mache uad ei» Schaukeln und Schwebe» herdeiiühre, »elchr- sür de» Körper, in«besoad«re für da» Rückgrat höchst schädlich sei uud k-Brlue, Platt- und Klumpfüße erzeuge. Aber auch dir so de- liebten spitzen und hohen Absätze werde« vom Redner geprtist, tzl, zu einem ängstlichen und trippelnden Gang, sowie zum Umkuickeu de» Fuße- Beraalasiuiig geben. Durch das bi-herige u»l»ak:ilche Schuüwerk würde» iveiterhia einqewachiene Nägel, Hühneraugen, die den Hübneraugenoperatrure» reichlich» Nahrung verschaffen, ivwie schweißige uud kalt» Füße uud Frostbeulen erzeugt. Aber auch in prakiischer Beziehung habe unnaiürklches Schuhw-rk böse Folgen, denn durch dasselbe geralhe eine Armee iu schlechte Verfassung, wie d!e« bei der Bourbaki'sche» Armee tm Jahre 1871 evident bewieset! worden sei; in Württemberg hätten 25 Pro«, der Militairpflichiige» zu rackgestellt werben müssen. Um nun allen dea vorgesührteu Uebelsläadea gründlich abzuhelfen, empfiehl! Redner nur zweibSNigr Schuhe zu trogen und damit schon in frühester Kindheit den An tang zu machen. DaS Anmesseu der Schuhe seitea der Schuhmacher dürfe nickt im Sitzen, sonder» im Steheu der Kunden vorgenommeu werden; auch müsse der Fuß vollständig unbekleidet sein, denn der Strümps ziel» den Fuß ebeusall- zu- sammea; auch brzw. der Strümpfe empfiehlt Rrbaer rechte uad linke, denn rationelle Strümps« sind die aolhiveudige Folge einer rationelle» Fußbekleidung. Alle diese Regeln seien nun nicht allein vom Schuhmacher zu befolgen, sondern auch beim Publicum müsse da« nötkige Berftändniß dafür vorhanden sein. Als ein Haupt- bedürsniß sür naturgemäße Fußbekleidung verlangt Redner eine rationelle Ausbildung der Schuhmacher in einer Fachschule, au welcher Aerzte mitzumirkea habe» uud die unter StaalSaussicht zu telleu ist. Ein daraus hervorgegangener Schuhmacher verdiene dann auch dea Titel eines wirklichen Meisters. ----Au» Baden wird uns vom S. November geschrieben: In Karlsruhe hat die Eiviltrauung des Grasen von Schön- urg-Glauchau mit Fräuleiu vo» Fabrice viel Staub aus. irwirbelt. Dem «landesbeamte» war von den Belheiligten das 8>rlangeo gestellt worden, die Eiviltrauung in der Privatwoh- uaag der Braut vorzunehmen; der Beamte hatte jedoch diesen An- trog zurückgewitsen, dann war ihm aber vom großh. Ministerium der Justiz, des LultuS und de» U-ilerricdtS besohlen, die standes- amiliche Trauung in der Privatwohnung zu vollziehe». Hier war ihm dann uur ein Zimmer dazu zur Berjügung gestellt, welche» mit Möbeln vollgepiropit war und kaum Raum bot sür die bei der Trauung unenibehrlicheu Personen, während nebenan die schönsten Säle hätten benutz! werden können. — Jetzt liegt nun die amtliche Darstellung der Angelegenheit seitens des Standesbeamten Bürger meister Krämer vor. AuS demselben ist, wie die ..Constanze,: Zeitung" meldet, zu ersehen, daß da» Verlange», die Trauung ia der Pr-vatwohnung vorzunehmen, von der Schwiegermutter, der Frau Rittmeister v. Fabrice, ausgegangen ist. Dieselbe begründete ihr Gesuch damit, daß eS in Norddeulichland so Sitte ei, und daß sie es so einzurichten wünsche, daß unmittelbar vor dem Kirchgang, wenn die Brauiloilelt« vollendet, die bürgerliche Trauung in ihrer Wohnung vorgenommen werde. Der Standesbeamte wie- aus die gesetzliche Unzuläisigkeit eine- solchen Verfahren- hin und be tonte. Laß ihm eine Sitte in Norddeuischland, wie geschildert, un- ->ßlich sei, da in ganz Deutschland dasselbe Gesetz gelte. Gras Schönburg selbst scheu» die Sache viel „bürgerlicher" angesehen zu haben als seine Schwiegermama. wenigstens versicherte er den Standesbeamten, so lange die Frage noch ia der Schwebe war. daß er auf die Sache keinen Werth lege, daß es ihm einerlei gewesen wäre, wie die Trauung vorgenommen würde, daß die- eben seine künftige Schwiegermutter veranlaßt habe. Die Darstellung de» Standesbeamten bestätigt u. A. auch die Miliheiiung, daß die Trauung in einem mit auS anderen Zimmern auSgeräumten Möbeln vollgepfropften Zimmer vorgenommeu wurde, das uur zur Noih Raum sür Brautpaar uud Zeugen batte, während iu einem nebenlikgendea Salon große Gesellschaft versammelt war. Diese äußeren Umstände beweisen, daß der Standesbeanile ein richtiges Befühl hatte, wenn ihm daS Nniuchen der Frau v. Fabrice voa Anfang an deshalb widerstrebte, weil eS groß« Mißachtung der Eiviltrauung bekunde. Aus dem Nachhause wären würdige, dem wichtigen Act der Eheschließung entsprechende Loca- liiätc» zur Verfügung gestanden. Was die rechtliche Seite der Sache betrifft, so hat Herr Bürgermeister Schnetzler hierüber ein Gutachten zu Händen der Stadtrachsmitgiicder auSgesertigt, welcher zu dein Schlüsse kommt, daß die Anordnung de- grobherzoglichen Ministeriums der Justiz, des LuliuS und Unterrichts, wrlche dem Standesbeamten die HauStrauuag befahl, in formeller und mate rieller Hinsicht ungesetzlich und daher sür den Standesbeamten nicht verbindlich gewesen sei. Die Sache ist principiell wichtig genug um eine Wiedergabe der Haupipuncte des Gutachten- zu recht lerlige»: Wenn das Rcichsgesetz auch nicht ausdrücklich bestimm: wo der Abichluß der Ehe, die „nur vor dem Standesbeamten rechte giltig geschlossen werden kann", zu erfolgen hat, so herrscht doch in der einschlägigen Literatur Einmüidigkeit darüber, daß nach dem Geiste des Gesetzes die Ehe im Amtslocal de» Standesbeamten abzuschlicßen sei, loser» eS nicht den Brautleuten infolge voa Krankheit oder anderer unüberwindlicher Hindernisse unmöglich ist, aus dem Standesamt zu erscheinen. Die badische Dienstweisung für Standes beamte stellt sich ausdrücklich aus diesen Standpunkt, indem sie vor» chrcibt: „Die Eheschließung ist in den Geickästsräumen de- Standes beamten vorzunehmen, eS wäre denn, daß Umstände, die nicht vermieden werden können, den Vollzug in einem Privathause nothweudig machten." Gesetz und Verordnung ftanden also dem Gesuch der Frau von Fabrice entgegen. Nun haben allerdings diejenigen Jactoren der Geietzgebung, welche zuständig sind, eine Verordnung zu erlaffen, auch das Recht, eine solche im Allgemeinen oder sür einen einzelnen Fall aufzuheben »der abzuändern. Wie sieht eS aber damit im vorliegenden Fall? Die Dienstweisung für Standesbeamte ist voa den Ministerien der Justiz und des Innern gemeinsam erlaffen und sie hat mit allerhöchster StaalSministerialentlchließung vom 16. December 1875 die Genehmigung Sr. k. H. deS Großherzogs gesunden. Hieraus er- giebt sich, daß zu Abänderungen der Dicustweljung, auch wenn solche nur für einen einzelnen Fall erfolgen, ein Zusammenwirken des Justizministeriums mit dem Ministerium de- Innern und die Staalsuiinisterialgencdmignng erforderlich ist. Diesen Erjordernisseu geuügl jedoch dir vom grh. Ministerium der Justiz getroffene An- orduung nicht, weil weder das grh. Ministerium deS Innern dabei beiheiligt war, noch auch die Genehmigung des grh. Staats- Ministeriums eingeholt wurde. Wenn aber auch die Anordnung formal richtig erlassen wäre, fährt das Gutachten fort, so müßte noch weiter geprüft werden, ob e- überhaupt mit unserer Geietzgebung Vereinbar ist. daß aus dem Wege der Verordnung eine Un gleichheit deS Recht» herbeigeiühct wird, die offenbar aus gar keiaer andereu Erwägung beruht, als daß der Begünstigte dem adelige» Stande augehört. Eine solche Verordnung widerspricht dem 8. 7 der badischen Staatsverfassung, welcher besagt: Die staatsbürgerlichen Rechte der Badener sind gleich in jeder Hinsicht, wo die Verfassung nicht namentlich und ausdrücklich eine Ausnahme begründet." Schließlich erinnert da- Gutachten noch aa folgende Bestimmung des ReichscivilehegesetzeS: „Lehnt der Standes beamte die Bornahme einer Amtshandlung ab, so kann er dazu aus Antrag der Bethetliglen durch daS Gericht angewiesen werden." Nach dieser Bestimmung sei eS gar »ich« Sache des großherzoglicheu JustizniinisteriiimS gewesen, darüber zu befinden, ob die Weigerung des Standesbeamten eine gerechtfertigte war oder nicht, sondern ledig, lich Sache der Gerichte. Den letzteren gegenüber bleibe auch der Standes beamte sür sein Verhalten verantwortlich, und dieselben wären for mal berechtigt, gegen ihn Strafe zu erkennen, weil er der An ordnung de- grvßberzogl. Ministerium- Folge leistend, den Vor- ichrijten seiner Dienstweisung nicht nachkam. — Am Schluffe deS Gutachtens findet sich uoch folgender Appell: „Zuletzt muß ich noch einer Rücksicht gedenken, welche von der Presse in die Erörterung der vorwürfigen Angelegenheiten hineingezogen worden ist, ohne daß sie, wie mir scheint, irgendwie hierher gehört: ich meine die Be- rusung aus einen an-ieblichea Wunsch de» Landesherr». Meine» Erschiene handelt eS sich hier lediglich um eine Rechtsfrage, deren unbefangene Prüfung um so eher geboten war, als e» für einen Staatsbürger und insbesondere sür de» Inhaber eines öffentlichen Amte- keinen anderen Weg giebt, seinem LandeSherrn in Treue und Wahrheit zu dienen, außer dem der strengsten Gesetzlichkeit!" ---R e g en» b u r g, 8. November. Bei den Canal arbeiten am EmmeranSplatze kam in entsprechender Tiese der Rumps einer Nachbildung der medicäischen VenuS zum Vorschein. Leider fehlt der Kops, dagegen ist der übrige Körper, au» carrarischem Marmor gemeißelt, gut erhalten. Interessant ist die Sculplur zwar weiiiger durch die Art der Bebandluna de» Vorwurfs al- vielmehr dadurch, daß sie Rückschlüsse aus die Kunsllhäligkeit in den Provinzen gestattet. Links von der Statue ist »och Kops uud Brust einer männlichen Figur sichtbar. Die Zeitbestimmung wenig sten» der Zerstörung dürste eine dabei gelegene Münze de» Antoninu» ergeben. Wie da» hiesige Tageblatt, dem die vor stehende Nachricht entnommen ist. hört, sollen noch einige römische Gegenstände gesunden, aber leider nicht in den Be sitz de» hiesigen Museum» gelangt sei». — Pari«, 8. November. Seit 48 Stunden regnet «» im südlichen Frankreich so stark, daß die Durance. Js-re uud andere Flüsse «»«getreten, die Verbindungen unterhktzchr« und Häuser eingestürzt find.
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