Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.11.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188611171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-11
- Tag1886-11-17
- Monat1886-11
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.11.1886
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Leimiger SL1. Mittwoch dm 17. November 1886. 86. Jahrgang. Die Einverleibung -er Vororte. Orgamsatto«. vm. * Habe ich i» Vorstehendem die Anschlußsrage zunächst unter allgrmcinci, Ciesichlspuncten und sodann nach der finanziellen Seilc crörlert, so erachte ich cS weiter für ntfthig, noch etwa- „Lhcr aus eine Prüfung der Fragen und Ausgaben ein zugehen, welche in Verfassung und Verwaltung mit dem Anschlüsse der Vororte verknüpft sind. Es kann dabei nicht die Absicht sein, eine bestimmte Lösung derselben bereit- jetzt vorzuschlagrn, ebensowenig, dieselben erschöpfend zu behandeln; cS wird aber von Nutzen sein, dieselben doch schon insoweit zu berühren, dag man sich die zur Entscheidung zu bringende» Fragen einigermaßen klar macht, dadurch eine Art von Programm für die ru bewältigenden Arbeiten und zugleich einigermaßen eine Grundlage sür die Beantwortung der wichtigen Frage gewinnt, in welchem Umsange und z« welchem Zeikpnncle di« Einverleibung erfolgen soll. Waö zunächst die Fragen t) die Bersassung anlangt, s- mag Folgende- Er wähnung finden. u. In erster Linie wird eS sich um die Frage handeln, in welcher Form und unter welchen rechtlichen Voraus setzungen der Anschluß erfolgen kann. Die Beantwortung ist gegeben durch tz. 6 der Rev. Slädte-O. und tztz. 7 und 8 der Rev. Landgem -O. Hiernach hat die Ein verleibung im Wege des Ortrstatut- zu erfolgen, sie kann nur mit Zustimmung der bclheiligle» Gemeinden und, sofern eS sich uni Einbezirknng einzelner Grundstücke handeln sollte, auch deren Besitzer, sowie mit Genehmigung deS Ministerium- deS Iimcrn erfolgen. Bon dem letzteren könnte, fall- ein dringende- öffentliches Bedürfnis ane-kannt werben sollte, auch ohne Zu stimmung der Betheiligten die Vereinigung nach Gehör de- KrcisauSschusscS verfügt werden. Nach tz 8 der Rev. Landgem.- Ordnung würden aus Antrag der Betheiligteu di« gegensei tigen besonderen Interesse» zu erörtern und soweit thunlich auSzugleichc» sein; käme eine Bereinigung nicht zu Stande, so würde da- Ministerium de- Innern darüber zu entscheiden haben. Es würde also hiernach mit denjenigen Gemeinden, deren Anschluß von der Stadt in Au-sicht genommen wird, in Vernehmen zn trete», und da- in den citirten Gesetze-- fiellcn vvrgeschnebeiie Verfahren einzuleiten sein. Hierbei wird auch in Frage zu kommen haben, wie e- mit den Namen der betreffenden Ortschastc» gehalten werden soll, ob dieselbe» ganz in dem Name» der Stadl Leipzig ausgehen, oder beibehallen werde» solle»? Das praktische Bebinsniß und die Gewohnheit werten sicher razu sühic», baß die R >men der Vororte »och sort- lebe». und ein besonders wicbliger Umstand dabei ist, daß dieselben Straßennamen in de» einzelne» Vororten vielfach wieder obren (ei» Berzeichniß gftbl Kunze ans Seite 30 seiner Sckrist: jur Statistik und Kritik von L>ap,ig >c ). Würden die Namen oer Vororte beseitigt, so würde auch eine sofortige Beseitigung der gleichen Straßenname» nolhweiidig sein, anvernsallS nicht. Auch in andere» Großstärien, wo ein Anschluß von Vorstädten stattgeslinden hat, leben die Name» derselben jort. und es wird sich daher cnipsehle», die- auch hier zu thun, und der Praxis ju folge», die sich bereits jetzt, so zu sagen vvrwegnehinend, ausgebilvct hat. nämlich den Ortschaften den Namen Leipzig vorzusetzen: Leipzig Reudnitz. Leipzig-Connewitz w. In welcher Form dies rechtlich zu geschahen habe, ob in Form des Orts statutS oder durch eine bloße Verivaltnngsvorschrist, ist eine Frage von secnndärer Bedeuliuig, jevensalls aber wird die Bestimmung sormell gekrvssen werde» miisse», und e» wird deshalb auch eine gewisse Jorterbaltuiig der einzelnen Gemeinde- dezirke nvthwenbig sein. Wahrscheinlich dürsle die Regelung m zweckmäßigsten im Anschluß an tz. 125 der Revldirte» ^tädleordnuiig ersolgen. Von besonderer Wichtigkeit wird weiter d. die Gestaltung der Beziehungen sein, in welchen sich die Stadt und die Vororte zum Reich und zum Staate be finden. Waö zunächst das Reich anlangt, so kommt vor Allem die Zugehörigkeit der betreffenden OrtStheile zum Reich-Wahl» bezirke in Betracht. Nach Anlage 6 de- Reichr-Wahlreglement- vom 28. Mai 1870 bildet die Stadt Leipzig den t2 sächsischen Wahlkreis, während die Vororte zu dem 13. Wahlkr-'se gehören, und eS fragt sich nun, ob die letzteren, soweit sie an die Stadt Leipzig angeschlosfen würden, zum 12. Wahlkreise zu schlagen Wären, oder beim 13. Wahlkreise zu verbleibe» hätlen. Eine Veränderung der Reich-Wahlkreise ist nur durch Reichsgesetz möglich (Reichstag-Wahlgesetz vom 3l. Mai I8KS, tz 0). und eS muß daher an sich al» zweifelhaft erscheinen, ob diese Wahlkreise durch ort-statutarische Regelung verschoben werden könne». ES handelt sich eventuell um eine Bevölkerung Von 139,000 Seelen, welche an die Stadt Leipzig anzu- schließen sein würde, und welche also ihr Wahlrecht mit der obnedieS auf 170.000 Seelen gestiegenen Bevölkerung der letzteren zu theilen hätte, die Frage ist also von größerer praktischer wie principieller Bedeutung. Geht mau von der Ansicht au-, daß die thalsächliche Grundlage, aus welcher daS Wahlreglement beruht, durch innerstaatliche oder vrt« siche Ordnungen nicht geändert werden kann, so würde e» sich fragen, ob der Anschluß überhaupt ohne Thätigwerden der Reichsgesctzgebung möglich sei. Diese Frage würde wohl nur dann zu verneinen sein, wenn anzunehmen wäre, daß die Reichsgesetzgebnng eine Bereinigung von verschiedenen Wahl kreisen in der Stadt Leipzig nicht zuliebe, oder daß anderer seits die sächsische Gesetzgebung einen Anschluß ohne Erstreckung aus die Zugehörigkeit der Vororte bez. der Wahlen nicht thunlich erscheinen ließe. Weder da» Eine noch da« Andere dürste aber der Fall sein. Die ReichSgesehgedung schließt »icht au-, daß eine Gemeinde zu verschiedenen Wahlbezirken gehört, und wenn eS in dem Wahlreglement Anlage 6 heißt: .die Stadt Leipzig", so kann man eben nicht nur, sondern muß man bei obigem Ausgangspunkte dies im historischen Sinne nehmen, d. h. die Ätadt Leipzig in dem Uinsange, Welchen sie z. Z. de- Erlasse- deS Reglements hatte. Ob der Ausgangspunkt richtig ist, mag z. Z. „och unentschieden bleiben, immerhin würbe eS sich, auch wen» die Reichsgesetzgebung die Veränderung der Wahlkreise durch örtliche Regelung zuließe, doch noch fragen, ob die letztere sich »othwendig auch aus die die Wahlkreise zu erstrecke»; schon die Worte in tz. 7 der Rev. Landgem.-Ordnung, wonach die Vereinigung von Ge meinden. .fei eS ganz oder wenigsten- in Bezug auf Polizeipfl?gr", Verfügt werden kann, lasten die Annahme zu, daß zwischen »ganz" und nur „Polizeipflege" noch Ab stufungen möglich seien; die Vereinigung von Gemeinde- dezirke» kann sich ja eben an sich nur auf die Gemeinde al- Grundlage der örtliche» Verwaltung beziehen, und hat von Vornherein zu dem Verhällniß, in welchem die Gemeinde zu eine», Wahlkreise steht, keine Beziehung. Die Folgen, welche der Anschluß der Vororte sür Übriste Bestehungen mm Reiche habe» würde, namentlich für die Post, für die ServiSberechnung. sür die Wohnung der Reichs- ßrrichtSmitgliedrr re. bedürfen hier z. Z. wohl noch keiner näheren Erörterung. Wa- da- Wahlrecht zum Landtage aulaagt, so werdeu durch da- Gesetz, die Wahlen sür den Landtag betreffend, vo« December 1868 tz. 15 dornige» Orte bezeichuet. welche an der Wahl der städtischen Abgeordneten theilzunehmcn habe», von der Stadt Leipzig werden drei Abgeordnete ernannt, au- sämmtlichen Grundstücken de- Platten Lande- werden 45 Wahl kreise gebildet, in deren jedem ein Abgeordneter zu wählen ist. Auch hier wird eS sich darum handeln» ob diese Be stimmungen derartig präceptiv sind, daß daS Au-scheiden der Bororte au- der Zahl der Landgemeinden uolhiveudig auch deren Ausscheiden au- ihrem ländlichen Wahlkreise zur Folge haben müßte, oder ob dieselben in dieser Beziehung in ihrem alten Verbände belasten werden können. Man kann sür da« Elftere vielleicht anführen, daß die Scheidung >» städtische und ländliche Wahlkreise sich aufbaut aus dem wirthschasllichen Charakter der betr. Kreise und der Vertretung der dadurch be dingten Interesten. Andererseits muß man sich aber auch sogen, daß die Gesetzgebung die wirthschastliche Entwickelung, welche ein Wahlkreis nimmt, nicht in der Hand hat, und daß man daher bei verändertem wirthschastliche» Charakter eine- Wahl kreise- vor drei Möglichkeiten gestellt wird, entweder dem Wahl kreise trotz de- städtischen Charakter», welchen er annimint, seine Zugehörigkeit beim ländlichen Wahlkreis« zu belasten, oder die Zahl der städtischen Wahlkreise zu vermehren, oder endlich die betreffende Bevölkerung einfach in den städtischen Wahlkreisen ausgehen m lasten. Da» Letztere würde doch eine sehr wesentliche politische Benachtheiligung und Verkürzung der betroffenen Bevölkerung enthalten; bei der Stadt Leipzig würde sie namentlich auch im Verhältnisse zu Dre-den sehr schroff hervortreten, welche- dann mit einer geringeren Be völkerung sUnf Abgeordnete gegen drei in Leipzig zu wählen haben würde. Der zweite Weg würde eine Aenderung unsere« Wahlgesetzes »othwendig machen, die ja wohl aus die Dauer nicht zu vermeide» sein wird, zu der sich aber wahrscheinlich Regierung und Slände nicht leicht entschließen werden. E« bleibt also wohl nur der erste Weg, bei welchem im Rahmen der bestehenden Gesetzgebung die wirthschastliche Entwickelung de- Landes ihren Laus nehme», und in der Vertretung de« Lande- zum Ausdruck gelangen kann, ohne durch künstliche Schranken daran behindert zu werden. Verein für Er-kun-e. Ja der am 13. d. M. im groß-» Saale de- Kaufmännische» BereinshauseS unter Vorsitz des He rn Pros. vr. Zirkel abgehaltenrn Hauptversammlung des Vereins sür Erdkunde wurden die Herren Keilberg und Aßmann zu R-chnungsrev soren. Herr vr. Sieglin a» Stelle deS Herrn vr. Schmidt zum ersten S-brisliükrer erwählt. Zwei interessanie Briese des Afrikareisenden vr. Junker, vom 11. Februar und 16. August d I., kamen durch den Bo,sitzenden zur Verlesung; et ist zu hoffen, daß der genannte Reisende im December d. I I» Zanzibar einirifft. Sodann sprach der in weilen Kresten bekannte Alpeaforscher und Bergsteiger erste» Ranges, Herr Pros. vr. Schulz, über den Monte Rosa. Redner wie- im Eingang seines Vortrages auf den Nutzen der Besteigungen hoher Alpengipsel nls einer Vorbereitung zum Reisen und Forschen tn weit höhere» außereuropäische» Gebirgen hin. Sodann sühne er u. B. vier Perioden der Entdeckungsgeschichte der Alpen an. Die erste reicht vo» Hannibal's Zeiten bis tnS t6 Jahr- hundert; es handelt sich während dieser Zeit lediglich um Kenntniß möglichst gangbarer Pässe. D>e zweite Periode, vom l6. bis ins 18. Jahrhundert, zeigt schon lebendigen S»>» sür die wunderbaren Natiirschöiiheiten des Gebirges; ihr gehören Geh »er. Scheuchzer, v. Haller an. Die dritte Periode ist die der Eroberung und Lc- sorschung der Hochglpsel; sie beginnt mit Saussure. Die vierte endlich, erst wenig« Jahrzehnte alt, kann als Touristenzeit bezeichnet werden. Zum Monte Rosa im Besondere» übergehend, bemerkte Herr Prosesior vr. Schulz, daß die wtfsenlchaftliche Erforschung desselben sich in den Jahre» 1789—1651 vollzogen habe. Die höchste Spitze des Berges Mißt 4636 Meter; in größerer oder geringerer Ent- sernuiig liegen um sie herum 12 über 4200 Meter hohe Spitzen. Der Name „Monte Rosa" findet sich zuerst bei Scheuchzer; aus früherer Zeit wissen wir nur, daß der Berg Mops Silo »s hieß und daß daselbst ein Paß ans dem Wallis zu den Salassern sührte. Die Besteigung-Versuche wurden durch siebe» junge Leute all dem Dorse Bressonay eröffnet, welche durch die Sage, hinter dem Berge liege ein vergessenes, grünes Thal, zu ihrer Unternehmung veranlaßt wurden, das Lysioch erreichten und daS gesuchte Thal (das Bisper) zwar erdichten, aber nicht hinunterzusteige» vermochten. Diese ersten Versuche sollen in die Jahre >779 und j?80. Im Jahre 1789 begann Saussurr se'ne Reisen im Monte Rosa- Stocke; er bestieg den P'zzo Bianca (3106 Meter) im Osten des Monte Rosa, sowie das Roihhorn (2935 Meter). 1792 verweilt er aus dein Lheodulpaste, mißt das Matterhorn und ersteigt das kleine Matterhorn. Im 19 Jahrhundert erfolgten wiederholte Versuche, die höchste Spitze des Berge» zu erreichen. Schlugen diese auch lange Zeit fehl, so führten sie doch zur E fteigung mancher Nebeng'plel; so der Vincemvyramidr (42l1 Meier) I8IS, der Zunifteinspitz, (4573 Meter) 1820» 1821, 1822; bei der ersten E> fteigung über- »achteten Zumftem und seine Gefährten ln einer Eis'palte bet — 10 Grad kt., mehr als 4300 Meter über dem Meere I Die Ludwigs- Höhe (4344 Meter) »»rde 1822, die Signaltuppc 1843 (von zwrt italienischen Pfarrern) bezwungen. Bislang waren alle Versuche, die Spitze des Monte Rosa zu er reichen, von Süden her ausgegangrn. An der Nordseite de« Berg stockes, von Zermatt brr, hatte man seit den dreißiger Jahren nnr Messungen angeftellt (u. a. Agassij, Studer). 1847 aber wurde der erste, sreilich vergebliche, Versuch gemacht» von der Zermatt» Sette her den Monte Roia zu bewältigen. 1848 gelangten von ebendaher die Führer de« Pros. Ulrich auf die Oftspitze (4631 Meter), wie auch 1851 die Gebrüder Schlagiiitweit Sie fanden, daß die West- spitze noch d-her war. Diese, die Dusourlpitzr (4638 Meter), wurde 1855 von dem Engländer Smith erstiegen, endlich — eben falls von Engländern — 1861 die letzte noch unbesiegte Spitze, das Nordend (4612 Meter). Später erkletterte ein Ungar die Dusonr- spitze auch von Süden her. Der schwierigste, für die Llpeulvortlenk« d-her anziehendtt» Weg doch sükrt von Osten her, vo» dem Orte Morngnaga ovS. Der seweiS. daß von hier ans dir Ersteigung überhaupt «S ilich sei, Wurde erst 1872 geliefert »nd zwar durch Engländer. De» ge- geben«» Beispiele folgten seitdem andere Herren, aber immer „r Wenige, darunter auch im August 18Ä der Redner, welcher seiner Schilderung nach unter besonder- günstigen Umständen den Ausstieg bewerkstelligte. Er übernacht-te in einer Höhe von 290t Meter aus dein sogenannten Jägerrücken, brach am nächsten Tage früh 2 Uhr 55 Minuten aus und erreichte noch mehrmaligem Raste» 11 Uhr 30 Minuten das ersehnte Ziel, die Dusourspitze. Die Aussicht von ihr reicht vom Monte Biso bis zur Adamello« gruppe; bei recht guten Lustverhällnissen sind angeblich auch Turin, Mailand, Pavia sichtbar. Doch glaub« Hrrr Prof. vr. Schulz nnr Mailand al- einen kleinen, weißgetblichea Fleck vahrgeaomme» zu haben. Bis jetzt ist trotz der vielen Besteigungen de- Monte Rosa nur ein Unglückssall zu beklagen, und dieser beiras eine Gesellschaft, welche 1881 von Macugnaga aus ausgebroche» war und sich, trotzdem daß zwei erfahrene Führer dabei waren, doch eine Unvorsichtigkeit zu Schulden kommen ließ. Herabsallende Eisstücke — eine Gefahr, deren Möglichkeit man nicht hinreichend t» Betracht gezogen hatte — tödteten Führer und Reisende»; der vierte an der Besteigung theilnehmendr Mann, «tn Träger, welcher etwas zurückgeblieben war, hatte, als er daS unheilverkündende Donnern über sich vernah«» noch Zelt, sich unter Felsen za sicher», »ub wurde so gerettet. Zwei Freunde des Redners legten »ach ihm denselben Weg zurück, den er «ingeschlageu hatte, batten jedoch mit widrige» Um ständen zu kämpfen, so daß sie bet Weitem nicht so entzückt von der Reise gewesen find al« Herr Professor vr. Schulz. Üebrtgens ist die Ersteigung von Maragnaga aas »ach seiner Meinung unter «n- «endung der nöthiqen Vorsichtsmaßregeln »lcht »nbedtagl gefährlich, aber „immerhin nicht unbedenklich". Daher sprach sich Redner den» auch mißbilligend gegen dir Errichtung einer Uuterkuaftsdüttr (durch die ,. «. S. Mailand) aus dem Jägerrückr» ans. weil durch dies« Erleichterung »ater Umstände» Personen, dir de» Schwierigkeit»» der Aufgabe nicht gewachsen find, sich dach z» et«» Ausstieg »O» Macugaoga ,»« verlest», lasse» können. Reichste, Brlsall ward« de» Biese,,»»» W »Hs». R. L Leipziger Lehrer-Verein. Leipzig, 14. Novrmber. Ja der Sitzung am II. November hielt Hrrr Richard Hauptvogrl einen Bortrag über „Blinden- unterrichtunddenGebrauchvouUuterrichtShilssmitteln". Bo» vielen Seiten werden die Blindgeborenen sür unglücklicher ge- halien. weil sie die edle Gabe deS Augenlichte- niemals besaßen; von anderen Setten dagegen hält man die später Erblindete» für bedancrnswerther, weil sie die Rückerinaerung an die besseren Tage ihres Lebens in eine trübe Stimmung versetze. Der Vortragende unterscheidet vier Elasse» der Bünden. Ls girdt 1. solche, die schonen» voiichulvstichtige» Alter blind waren; 2. solche, die wahrend der Schulzeit das Augenlicht verloren; 3. >m späteren Leben und 4 im höhere» Alter Erblindete. Auf die 2. Elaste macht daS Un glück der Erblindung keine» allzu tiefen Eindruck. Solche Kinder können sich vo» trübere» Erlebnissen immer noch deutliche Vorstellungen machen; dazu kämmt eine nachsichtige Behandlung leiten» ihrer Erzieher. Am bedaueruswerihesten dürste die 3. Elaste sein. Hierher gehörige Leute zeigen sich wohl gctaldig, niemals aber heiter. Die Personen, welche im Hohen Alter erblinden, sehen ihr Leiden als eins der vielen Gebrechen an, von denen da« Leeisanaller heim- gesucht wird. Während der Schulunierrtcht bei der 2. Elaste fortgesetzt werden kann, ist er bei Kindern der 1. Elaste neu zu beginnen. Letztere haben wegen der mangelhaften häuslichen Er ziel nng meist allerlei Unarten an sich. Es ist die erste Ausgabe des BlindeninftitutS die Lücken dieser mangelhafte» Borerziehung aus- zulüllen. Ein lnsfliches Mittel dazu sind Arbeiten nach der Art Fröbel's, von denen Herr Hauptvogrl eine Anzahl coursjreu läßt. Gleichzeitig mit dieser äußerliche» Beschäftigung lernen die Kinder lesen. Der blinde Schüler macht Aniangs schnellere Fortschritte als «in sehender; er Hai sich nur die großen lateinischen Druckbuchstaben eiu- zuprägen. Später erst wird daS Schreiben geübt. Während aber die sehende» Kinder vom Satze durch da- Wort zuni Laute übergehen, beginnen die Blinden sogleich mit den Lauten bez. Buchstaben. Diese sind in vereinsachier Forni aus Holz gefertigt »nd unten mit einem Punct versehen, damit der Schüler weiß, wa« oben und unten ist. Man übt zuerst die Vokale ein, setzt dann die Eonsonauten hinzu und bildet schüeßüch Silben und Wörter. Schon nach acht bi- zehn Togen kann man zu den Lesebücher» übergehen. Nun schreiten die Kinder allerdings langsamcr sort; wirklich geläufig lesen lernen nur wenige. Die Buchstaben tn den Lesebüchern bilden nicht glatte Striche, sondern rrdab ne punctirte Linien von größerer Ausdehnung. Daher sind die biblischen Bücher, welch« Redner vorzeigt, von beden- tendem Umsange. Die ganze Bibel, von der englischen Bibelgesell schaft herousgegeben. umsußt 64 Bände uud kostet 125 ^tz Außer- dem sind noch rin Lesebuch für Erwachsene, ei» Band Schtller'scher Gedichte rc. vorhanden. Man hat in. Lause der Zelt an der Schrift für Blinde allerlei Veränderungen uud Berbesseruugen vorgenommen. Dir Bestrebungen eines Engländer-, durch Anwendung von nur zehn Schriftzeichen und Rückwürlslesen Erleichterungen zu schaffen, sind ohne dauernden Eisolg geblieben. Wichiiger ist die Erfindung, den Blinden mit Hilft eines chisfrirten Systems schreiben und das Ge schriebene wieder lese» zu lasten. Man bedient sich dabet einer mit Riesen versehenen Metalliasel uud ein«» reihenweise durchlöcherte» Lineal». Die Puncte (Buchstaben) werden in untergekegteS Papier verkehrt eingestochen, um aus der andern Seift de- Blatte- richtig zum Vorschein zu kommen. Redner erläotrri dir« von einem Fron- zosen erfundene, aus 40 Schriftzeichen bestehende System an einer im vergrößerten Maßstabe gehaltenen Karte. Dem Uebelftande, daß der Blind« leicht anS der Zeile gerathen kann, hat man dadurch ab- geholfen, daß man Zwischenräume sreigelassen, dieselben aber für die andere Seite benutzt hat. Inspektor Hebold in Barby erfand eine Buchstabenschrift, welche der Blinde darftellen, der Sehende aber lesen kann. Man bedient sich beim Schreiben einer glatten Holztasel und eines durchlächerten Lineals. Aus der Tasei liegt ein Blatt Schreibpapier, darüber eine mit Indigo getränkte Lage Löschpapier und über diesem noch rin Blatt Schreib papier. Indem man nun die allerdings etwa« eckig geformten V»chsiob-n aus dem oberen Blatte einritzi, wird die sür Jedermann leserliche Schrift aus dem untern Papier abgedruckt. Da aber auch ihr nianche Mängel a»haften, wird sie nur noch zur Eorrespondenz mit Sehende» benutzt. Der Unterricht in Geschichte uud Geographie in Blinde», schulen ist von dem sür sehende Kinder nicht wesentlich verschieden. Lehrbücher in pnnctirter Schrift sind nicht vorbanden. Man be nutzt auS Papier grpreßle Reliefkarten; Flüsse und Gebirge find aus besonderen Blättern dargestcllt. Hinsichilich des Tafel- rechnen« ist man bis jetzt über Versuche nicht hinaus- gekommen; der Schüler geräth z. B. bei der Division gar zu lricht aus brr vorqeschriebenen Lage. In der Naturgeschichte bedient man sich plastischer Figuren; desgleichen in der Geometrie. I» der letzteren wird die Lehre von de» Winkeln und gradlinigen Flächen auch mit Hilft einer kreisrunden Scheibe, an? der im Len- irnm ela Stift nebst Bindfaden zum Zweck der Eonstiuctionen be festigt ist, verständlich gemacht. Auch zum geometrischen Zeichnen, bei dem al« Unterlage Filzdeckel und zur Aussühruug Siecknadeln und Fäden benutzt werde», ist der Blinde wohl brjäbigt; selbst Landkartrn können aus diesem Wege dargeslellt wrrdeu. Das eben falls «uS Punkten zusammengestellie Notenstzstem soll eS dem Blinden ermöglichen, den Lehrer zu entbehren oder ein Stück zu wiederholen. Im Arbeilsuntrrrlcht werden die Kinder mit Bürstendiiiden, Korbmacherei, Seilerei u. dergl. beschäftigt. Würde man dem Blinde» hinsichtlich seiner Leistungsfähigkeit mehr Zu trauen entargrubringr» und ihn mit Sehenden Hand in Hand arbeite» loffni, so würde er wohl erwerbsfähiger gemacht werden könne». Der Vortragende ließ daraus et» Damenspftk, Mühleuspiel, Schachfiguren. Karte» für Blinde und andere- circullren und gab schließlich nach einige ausgezeichnete Proben seiner Fertigkeit im Schreiben, sowie im Lesen der vorhandenen deutschen und sran»üsischkn biblischen Bäche«, Proben, durch welche dargrlegt wurde, daß sich auch eine de« Augenlichtes entbehrend« Person durch Fleiß uud «n- ermüdliche Ausdauer einen hohen Bildungsgrad ananekgnea vermag. — Herr Hauptvogrl erutrte de» auhaltrad«. Bestall der Ber- sammluug. 8. Schreberverein der Lödvorstadt. * Der 12. November versammelte die Mitglieder de» Sübdor- ßädtlsche» Echrebrrverrius zum erste» Male wieder tu ihrem Winterquartiere. Der Vorsitzende de« Vereins Herr Miitenzwey eröffnet« dir Sitzung mii dem Wunsche, daß dir Thäligkeii de- Ber- eia« auch in diesem Amterkalbjohre eine recht ersprießliche sein möge, iusbesondere, daß das Wort einen guten Ort. der ausgeftreule Same einen fruchtbaren Boden finden möge, daß so mancher gute Gedanke hier aus dem HouS mit hinein wandern möge daheim in da« Hau«, in die Kinderstube und dort zum Segen gereichen mö«e Hieraus gab er einen kurzen Rückblick ans die seil der letzten Sitzung statt- gesunden«» Vorkommnisse im Lereinslebra. Za diese» gehört vor ollen die Reuerpachiung des Berrinspsatzt- sür die nächsten zehn Jahre, und zwar infolge de- Wohlwollen» von Seiten de« hochgeehrten Raihrs unserer Stadt uutrr wesentlich günstigere» Bedingungen als seither. Die Benutzung des Spielplatzes ist eine fortgesetzt ou-giebige und die Theilnahme an den Kinder- srst.'n eine sich anhaltend steigernde; so wurden beispielsweise zum diesjährigen Sominerseste über 3200 KinderbilletS entnommen. Die Mitgliederzahl Hai sich ln der genannten Zeit um 43 vermehrt, aus» getreten sind 4, eingetreten 47 Mitglieder. Hinsichtlich der großen Gefahr, welche dem Schreberplatze der Südvorftadt infolge der ge plante» Pleißenregulirung droht, bemerkte aus geschehene Jnlerpclla tton der Herr Vo>sitzende. daß von competrnler Seite eine Ent scheidung über dies« Augelegrnhelt noch nicht erfolgt sei; hoffentlich würde oieselbe auch diesmal wieder aus längere Zeit hinaus ver schoben. zumal man über Zweck uud Erfolg derselben noch aeiheilier Meinung zu sein scheine; onch sei die Ausführung deS Proj cteS recht wohl möglich, ohne den elugesrftdigten Raum des Schreker- Platze- zu berühren. Ans keinen Fall aber dürfe man das Ver traue» zu« Rothe der Stadt verlieren, welcher gewiß Alles ihun werde, um den Verein vor dieser exisftnzerschütftrndrn Schädigung zu bewahren. Roch dirseu geschäftlichen Mittheilungen nahm Herr Lebrrr M. Müller do- Wort zu setuem iuleressanlen und mit viel«, Beispiele» aus dem Leben des Hauses reich illustrirftn Vor träge: „Glu guter Hausgeist, die beste Quelle rechten Grlühlslrh«»« sür „srrr Kiuder". «rbur, giu, »0» Auer Lrläuteruug de« Begriffes Hausgeist aus. er »i« herrsche,de Stimm»»» tu der Familie zu »er. sei uud wie ei» guter Hausgeist ftr de, «iutreieubeu leicht bar sei bmch das »»ziehrud« »ud Auheimelad», das »0» ihm Wir rr «> dar Famttft alle« Trennende zu entferne», in Lust und Lud Zuiicigung mit Wohlihui, zu verbinden weiß. Der Herr Vortragende beleuchtete nun seine Ausgabe »ach einer drei fache» Seile: l) Wie äußert sich ein guter Hausgeist? 2) Wie wird derselbe gefördert ? 3) Welcher Segen begleitet ihn? — Ein guter Hausgeist zeigt sich im sinnigen, ftinsahligen Enigegenkommen. im innigen Verstehe» und engen Aneinanderschließen aller Familienglieder, ferner im Sinn für Fleiß »nd Sparsamkeit, in der Pflege deS Froh sinns. in der Art der Erholung, in, Friede» zwischen Ehegatten uud in der Milde »nd dem Wohlwollen gegen AndelSdenkendr. — Ge fördert wird rin guter Hausgeist durch die rechte Pflege deS Ge» inüthS, indem man Verstandes- und Gefühlsleben in rechte Wechsel wirkung bringt, durch Hebung im freiwilligen Gehorsam und i» der Besolguug der HauSgcsetze; vor Allen« aber durch Selbstzucht in Ord nung, Arbeit und Genuß. „Was du thu» willst, thue bald; wa- du «hu» willst, thue ganz." Wie schnell ist'S doch gesagt: Hebe doch deine Sachen aus, du liederliches Kindl und wir oft mag es gesagt wrrdeu. Wie aber dau», wenn die Tochter er» widert: Aber Mama, dein Tuch ist ja auch dabei. Lruchte deinem Linde mit gutem Beispiele vor. Gewöhne eS auch daran, für die geringste ihm geleistete Gefälligkeit sei» „Dauke schönt" zu sagen; unser Geschlecht krankt überhaupt daran, daß eS wähnt, sich Niemandem verpflichtet z» suhi n. — Welchen Segen ober hat die Pflege eines guten Hausgeistes nn Gefolge? Sie verschafft zunächst eine glückliche Jugend, uichi eine Jugend, die schnell fertig ist uud übersatt de» Blick in die Zukunft richtet; sie bewahrt vor Ver flachung. Die Gefühle sind unsere geistigen Lungen. „In deiner Brust sind deines Schicksals Sternes" Ein guter Hausgeist macht de» Menschen hilfreich, edel und gut; er führt zur Mitsreude und zum Mitleid, rr ist der Talisman, welcher gegen gleichgiliiqe-Nebeneiuanderhingehen uud ermattende Langeweile schützt, endlich trägt er bei zur Befestigung des Lharakiert; nicht Selbst unter schätzung, »ich» Selbst über schätzung; der Lbarakterlose ist vergleichbar einrm Schwamm der Befühle. Redner schloß mit den Worten: „Das Schönste ist, geboren zu sei« und Liebe zu finden, welch« Liebe entwickelt, da- Traurigste, geboren zu sein und kein Vaterhaus zu finden, um die Liebkosungen treuer Elternlieben z» empfangen. Reicher Beifall lohnte den Redner. In der Debatte wurde vornehmlich daraus hinyewiesen, daß Bater und Mutter ja recht vorsichllg sein möchten tu ihren Worten und in ihrem Handeln im Beisein der Kinder» auch wenn letztere scheinbar «och kein Verständniß sür da- Vernommene besitze»; nur zu häufig ist da« VerstSudniß, wrlcheS man ihnen abspricht, vorhanden. Zum Beweise wurde unter anderen daraus hiu- gewiesen, wie ost sechs« und siebenjährige Schüler ihren Lehrer», oh»e daß diese dergleichen Dinge erfahre» wollen und auch oft di« Kinder abiveisea, so mancherlei aus dem Familieulebeu erzählen, waS nicht selten bedenklich klingt. Darum Vorsicht uud Selbstzucht t Zu», Schluffe fanden noch einige einpsehlensioerihe Bücher Er wähnung. so besonders auch ein vom Vorsitzenden de- Vereins ver faßtes, 160 Spiele enthaltendes Spielbuch: „DaS Spiel im Zimmer" zum Gebrauche für Jung und Alt, für den Einzelnen, wie sür kleinere und größere Kreise (Leipzig, bet Merseburger, Preis carto». 1 >l). Nur zu »st sind iu der rauhen Jahreszeit die Eltern in Verlegenheit» ihre Kinder zu unterhalten und zu beschäftigen; da ist nun dieses Buch ein vortrefflicher Berather. Auch zu Geburtstags und Weihnachtsgeschenken eignet sich dasselbe recht gut. Der gesellige Theil wurde neben einigen Declamationc» durch Vorträge vom Männergesangverein „Röunion" gebildet. Der wohl- geschulte Verein, welcher über recht ausgiebige Stimmmittel ver fügt, trug verschiedene Gesänge und Volkslieder ernsten und heitere» Inhalt» mit guter Wirkung vor. so „Heimkehr" von Gelbke, „Ritter- Abschied" von Kinkel, „Mein Herz ist im Hochland", „Drei Gläser" 0. a., und gab so dem Ganzen einen fröhlichen, doch dabei würdigen Abschluß. Die nächste Sitzung soll am 3. December ab- gehalien werden. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) * Wegen Urk»«d«»sL1schong hat da» Landgericht drn Gast- »irth N. zu V aus Grund folgenden Tholbeftandes verortheilt. Der Vorläuser B. kaufte im Januar 1882 für Rechnung de- Dompf- mühlenbesitzerS M. zu L. vo» dem Angeklagten einen Wispel Roggen za dem verabredeten Preise von 59 Lhalrrn uud ertheitte dem Angeklagten hierüber eine Bescheinigung. Dieser Veriraa wurde hinfällig, weil der Angeklagte der betreffenden Geichästsusance gemäß den Roggen nicht bis zum Schluffe der Woche, t» welcher das Kaufgeschäft abgeschlossen war, grliesert hatte. Im Februar 1882 bot brr Angeklagte in der Mühle zu L. einen Wispel Roggen zum Verkauf an und wurde von dem Buchdalter V. bedeutet, daß er. wenn er eine von einem Bor- käiiftr der Mühle ausgestellte Beicheinigung über den Verkauf deS Wispels Roggen an die Mühle habe, er dafür 56 Thaler, andern falls nur 55 Thaler bekomm-, da der Preis inzwischen aus 55 Thaler gesunken war. Der Angeklagte bejahte nun dem Buchhalter gegen über, daß er rlaen Lftserlingsichein über 56 Thaler habe, und er hielt — unter der ausdrücklichen Bedingung, diesen Lieferuiiqsscheiu nachzub, Ingen — gegen Uebergabe des Roggens sofort 56 Thaler baar auSgezahlt. Er überbrachte daraus den ihm von dem Borkänser B. erthrilten Lieferungsschein, in welchem er aber „vorher" das Wort Januar tu „Februar" uud den früheren Kaufvreis: „59 Thaler" in „56 Thnler" geändert hatte, dem Buchhalter B. Die Fälschung wurde von Letzterem sosort entdeckt uud von dem Angeklagten zuerst bestritten, dann aber und auch vor Gericht zugestanden. Die von dem Angeklagten gegen seine verurthetlung wegen Urkundensälschnng eingelegte Revision, in welcher er eiawrndek» daß sich sein« Handlungsweise als Brlrna qualificire, hat daS R -G.. H. Strafsenat, am 16. April b. I. unter folgender Be gründung verworfen: Da« Landgericht stellt srst, daß der Angeklagte ans seine Vorspiegelung, daß er einen Lieseruugsschein eine- Bor- känserS über 56 Thaler habe, von B. unter der ausdrücklichen Be dingung der Nochbringung diese« Scheine« sofort 56 Thalrr gezahlt erhalten, und daß der AngeNagte daraus den „vor dem Uebcrbringen de« Scheins" vrrsilschten Schein dem B. zweck« Täuschung übrrbracht habe, um sich in dem Besitz des einen Thaler« Differenz »u erhalle». H>e> »ach liegen allerdings zwei Acte vor, indem «S dem Angeklagten zunächst durch seine mündliche Vorspiegelung gelang, die durch die Beibringung de- L>rsrru»gsscheines bedingte Abnahme des Roggens sür 56 Thlr. und die vorläufige Zahlung diese» Betrages zu erwirken, und indem er dann dnrch demnächfttae Verfälschung und Ueberbrtagung deS Scheines die fragliche Mühlen-Berwal- tnng abermals z» täuschen versuchte, um de» Rückgang des neuen Geschäft- zu verhindern und sich im Besitz des einen Thalers Differenz zu erhalten. Ohne Rechlsirrihum konnte das Landgericht in diesem zweiten Akte die gesetzlichen Merkmale der Urkunden fälschung im Sinne der tztz 267, 2i»6' de« Strafgesetzbuchs finden. Es gereicht dem Ang>klagten nur zun, Bortheil, wen» daS Landgericht beide Acte als eine einzige Handlung deS Angeklagten ausgesnßi und sie als Urkundensälschnng charaktrrifirt uud nicht etwa den ersten Act als einen selbst ständigen Betrugsfall neben der späteren Urkunden fälschung angrseheu hat. Daß der Angeklagte schon vor dem Bringen des Roggen» zur Mühle den Schein gefälscht Hab«, ist nicht sestaeftellt, würde aber auch unerheblich sei», da der Angeklagte offenbar dann ebruiallS in der Absicht, sich eine» BermögenSvorihril zu verschossen, nämlich in der Ab sicht, de» Thaler zu erhalten, den Schein verfälscht und in eben solcher Absicht, nämlich in der Ablicht, sich imBesitz des Thalers zu erhalten, von den, Schein Gebrauch gemach» hätte. Daß die bezweckte Täuschung mii dem Schein nicht gelang, ist einflußlos, durch den Gebrauch deS Scheines zum Zwecke der Täuschung war die Urkundensälschung vollendet. * Leipzig, 15. November. Ein Sociallstenproceß üun dieser T»ge in der RevisionSinsianz vor dem I. Strafsenate des RcichSgerichtS zur Verhandlung. Zu Grunde lag dieser Verhau»!»»-, ein Uriheil deS Landgerichtes Düsseldorf vom 28. Juni, '.r-vnnch sieben Schlosser ans Grund des g 17. 1 des Socmlistengeietzes »„t 30 bez 20 >ll Geldstrafe belegt waren. Die einschlägige «efttzes- sftlle lautet: „Wer an einem verbotenen Vereine als Mitglied sich betbeiltg» oder eine Thäiiakeit im Interesse eine« solchen Vereins ausübi, wird mit Geldstrafe bis zu 500 oder mil Gesängniß bis zu 3 Monate» bestraft " Von der badischen Polizeibehörde war am 19. August 188, di» „Vereinigung der Metallarbeiter Deutschlands" mit dem Sitze in Mannheim aus Grund des Socialtften-GcsetzrS ver boten worden, und damit hatten gleichzeitig die Localvrreine, welch« der „Vereinigung" anqehörien, ihr End« erreich». Der Düsteldoiftr lweigvrrein hatte schon vor Begründung der ,,B«'einignng" selbst ändig bestand ». nnttr dem Namen „Fach»««»", und seine eigene»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder