Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188611183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-11
- Tag1886-11-18
- Monat1886-11
- Jahr1886
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1886
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M^uttl. rr ü'lei c. wst von )i»nviri", Cuinird- Wilion- io" vo:, »esperia" m" vso. lcw York ickt van sy» »oer idampser Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. tlrdarlion nnd Erprditisn Johannesgasse 8. AorMundttl der Nedactivn. Ijormittag- tü—12 Uhr. Nachmttta,» 5—6 Uhr. »Ir dl, MS««»« «o»6»»d»n «»»ultrW, »cht >» »,»die»»cn»a »odl ««dmdlich. «««ad«» »e* für »te «»chftf«l6ea»e «nmmer deftiiiimtrn A«>rrat« a» v«chtuta«r» bi« t Utzr Nach«itt«ßs, an -«>'»- «>>V Srfttaaeu früh bi«'/,» U<r. 2» den /Miürn für Zns..2lnaahme: vtta ltlemm, Unlvtrsiiättstrab« U Lösche, Katharinenftr. 23, p. nur bi« '/,» vdr. Wgtr.TllgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschüftSverkehr. Auflage 18,680. ^ Adonnementspreis Viertels. 4V, Mit. tncl. Brinqcrlodn b Mk., durch die Post bttvgeu <! Mk. Jede einzelne Nummer NOM. Belegexemplar 10 Pf. Vebübren für Extrabeilage» <in lageblatt-Format gefalzt) ahne Postbefürderung 50 Mk. «lt Postbesörderuug 60 Mk. Znseralk 6gespaltene Petitzeile tD PK chrSgere Schriften laut uuf. Preirverzeichai». labellarifcher u. Ziffcrnsatz nach Höhen» Larif. tlrrlamen »»Irr dem Redactionsstrich die «aefpaN. geile50Pf.,vor den Familiennachrtchte» die Sgefpalieae Zeile 40 Pf. Inserate sind steig an die brpeditt«» z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praroumeraoiio oder durch Post« Nachnahme. ^ir 322. Donner-tag den 18. November 1886. 8V. Jahrgang. ZU gefälligen Achtling. Unsere Expedition ist morgen Freitag, den 1v. November, Bormittags nur bis !,S Uhr geöffnet. LxpsäMon äv« I^elpLlxvr 'raxedlattes. Amtlicher Theil. Äm Monat Oktober d». I». erlangten da» hiesige Bürgerrecht! Nike »man». Friedrich Lmil, Na»h«sp.T,a»r»le»r; Baum, Ernst Albert, Bäckeretbesitzer; V-bme, Adolf Louis, Bäcker und Londitor; Eartbartu«, Earl Friedrich Walther, Kaufmann; Canrad, Friedrich Christian, Buchhändler; Gruthe, Earl Louis, Nuntius b. d. jnr. Farulttt b. U»iverstlät Lechztg: Btrgler. Paul Arthur, Buchhändler; . Hapbearsth, Earl August Ferdinand, Beamter a. b. NeichSiauk; AI»»», Earl Friedrich «utau, Loromattosahrer; Aiäbr, Heinrich Lusta», Heizer a. d. UutversttätS.Arrenkltnik hier; Lömenber». Max, Kaufmau»; Mauckisch. Moritz Alfred. Lotlerle-Eolleetear; Möbius, Gustav Erdmauu Adolf, Kousmaaa: vsmuitz. Carl Wilhelm Rudolf, Sarschnermetfter: Büschel, Johanne« Beruhard Martin Rudolf, Schristsctzer; Bursche, Christian Bottlieb, Obertelegraphrn-Assistent; Salamau, Paul Jmauuel, Kaufmann; Schneider, Robert Hermann, Obsthändler; Schrrü, Andrea«, Lanzlrhrer; Schwalm, Wilhelm O-rar, Tonkünstler; Streubel, Arthur Felix, Tischler. Vekanntmachung. dle Ao»loos««g Leipxtger Gtadtfchuldscheine betr. Die Au«loosuag von 1S.S0V Capital der Anleihe vom 1. Juli 1856. von 38,100 ^>k Capital der Anleihe vom S. April 1864, von 11,700 Capital der Anleihe dom 2. Januar 1865 (Theateranleihc) und von 34,700 ^ Capital der Anleihe vom 4. September 1876 soll dea S«. dieses Monat« BornttttagS «m 10 Uhr im Stadthaus«, Obstmarkt Nr. 3. Zimmer Nr. 11 l. öffentlich erfolgen. Leipzig, am 15. November 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgs. Schulze. dkkMlllMchms.' Der BorberettuaaSgotteSdieast für den zweiten di^jährigen Bu-taa findet Donnerstag, de» 18 la«fe»de» Mo»at«, Ade»d« S Uhr in der Mattheit» ktre»e statt. Leipzig, de» t«. November 1886 Die Lirchenlilsprclioi, für Lripziz. Der G«pert»te»deat. Der Rath der Stadt Letpzig. v. Paut. vr. Georgi. Kretschmer. 8m Einverständnisse mit dem Gcmelnvcrathe zu Schöne feld und mit Zustimmung der Stadtverordneten zu Leipzig haben wir beschlossen, die Ausübung der Polizeipflege über daS im Besitze oe- StaatSfiScuS befindliche, daS sogenannte Händel'sche Bad enthaltende Grundstück aus die Stadtgemeinde zu übernehmen und ist hierzu vom Könial. Ministerium de» Innern aus Grund von tz. 8 Abs. 1 der Nev. Städteordnung Genehmigung ertheilt worden. Diese Einrichtung soll mit dem 18. l. Mon. ins Leben treten, wa» wir hierdurch zur öffentlichen Keoataib bringen. Leipzig, den 18. November 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. DaS Poltzeiamt. I 6431. vr. Georgi. Bretschneiber. »20g. Hentschel. Vekaimllnachnilg. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgase- betrug in der Zeit vom 8. bis mit 14. dieses Monat« im Argandbrenner bei 2.5 Millimeter Druck und 140 Litern stündlichem Consum daS 16.7 fache der Leuchtkrast der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhvhe. DaS specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0.4S7. Leipzig, am 16. November 1886. De« Rath« Deputatio« zu de» G»«a»st»lteu. Bon einer ungenannten hiesigen Dame, welche sich altz „dio hinterlassene Tochter eine« langjährigen Freundes des Theater«" bezeichnet hat, ist dem Theaterpensionsfond« eia Geschenk von ^ M«f Laafend Mark zu Thetl geworden. Für diese überaus reiche Gabe bringen wir der edlen Schenkgeberin hiermit unfern aufrichtigste» Dank dar. Leipzig, den 1« November 1886. Der BerwaltuugS-RuSsch«» für de» rheaterpenfiouS.Aond«. «V1. vr. Georgi, Vorsitzender. Wilisch.Ass. VetiiMtmachun«. Nachdem Herr Friedrich Richard GottWetG, Kauf» mann, Proeurist der Firma: Hüffer L Co., Kaiser Wilhelm« straße 29 Part., die auf ihn gefallene Wahl zum Armenpflege» im 26. Districle angenommen hat, ist derselbe am 28. Oc- tober d. I. durch Herr» DistrirtSvorsteber Kaufmann Gustav Güttner in diese« Amt eingewiesen worden. Leipzig, dea 12. November l886 Da« «rmendtrectartu«. N. 884. Ludwig»Dolf. U Lorbweidrn-Vcrkans. Montag, den KS. Rovember «. sollen i» gorst» revirr« Eonuewitz vo» Borwitkag« 9 Ulir an ea. 8»o Bunv «tujährige KorbWetde» «nd . 700 Bund zwei,ädrig« » - unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen und gegen sofortige B«zahl»«g noch dem Zuschlag, «eistbietead an Ort und Stelle verkauft werden. Z»sa««e»k»nft am Stretttetche bei So»»eWitz. Leipzig, am 18. November tvvtl. De« Rath« S»rftdep»tatt»«. Nichtamtlicher Theil. 6»ßla»r and Veßerrelch. Wa« längst befürchtet wurde, ist geschehen: die bulgarische Frage ist der AusgangSpunct einer Verstimmung zwischen Oesterreich und Rußland geworden, und die Scbwierigkeil, diese Verstimmung zu beseitigen, ist groß. Gras Anvrassy ist mit dem Leiter der auswärtigen Politik Oesterreicb-UngarnS nur theilweise einverstanden, und dieHauptnieinungtversckieve»- heit besteht über da- Bcihältniß Bulgariens zu Ostruniclie» und über die Sendung de« General Kaulbars. Nach der Auffassung de« Gräfin Anvrassy mußte Oesterreich-Ungarn für die Bereinigung von Bulgarien und Ostrumelien «inlrete» und mußte sofort gegen die Mission de« Generals KaulbarS Einspruch erheben. Beide Unterlassungen sind Fehler der Vergangenheit, und Graf Andrassy stellt sich deshalb heule aus den Standpunkt, daß man zu geschehenen Dingen da« Beste sagen müsse. Er thut da- aber nur deshalb, weil er hofft, daß die Zukunst die Hehler der Vergangenheit gut machen werde. Kalnoky hat seinen festesten Rückhalt an TiSza, beide stehen und fallen mit einander, wie TiSza erklärt hat. AuS den MrinungSverschiebenheilen zwischen Anvrassy und Kalnoky crgiebt sich, baß die russenseindliche Strömung in Orsterrrich-Uugarn, besonder» in Ungarn in der Ausbreitung begriffen ist. Rußland hat da« Bestreben, seine Befugnisse in Bulgarien zu erweitern. während Oesterreich.Unaarn daraus bedacht ist, sie einruschränken. Andrassy sagt: Rußland hat keinerlei Vorrechte Bulgarien gegenüber. Kalnoky giedt diesrm Gedanken eine diplomalische Fassung, indem er erklärt, baß daS Berbältniß Rußland- zu Bulgarien vo» der Autonomie diese« Staate« unabbangig sei, uni» daß die Gestaltung diese« Verhältnisses groß» Wichtigkeit für die Zukuust Bulgarien«, wir Oesterreich-Ungarn» habe. Da» sind subtile Unterscheidungen, welche nur die Gespanntheit der Beziehungen Rußland« zu Oesterreich beweise». Wie Gras Kalnoky am t3 November sehr richtig betont hat, kan» der Zustand Bulgarien« so, wie er ist, nicht bleibe», Bulgarien muß sich selbst wicdcrgegeben werden und seine inneren Angelegenheile» unabhängig von Rußland besorgen. Verschwörungen anrrtteln und dann SlraslostgkeU für die Urheber fordern, die Bulgaren durch russische Untcr- lhanen reizen und beleidigen und dann, wen» daraus die ge bührende Antwort erfolgt, die Absetzung vom Präsccten und Militaircommandanten verlangen, das heißt Ruhe und Orb- nung systematisch untergraben und da» Bvlk demvratisiren. Wenn Bulgarien heute in Hellem Ausstande wäre, wen» alle staatliche Ordnung vollständig aufgelöst wäre, so könnte sich Niemand darüber wundern, und wen» diese Wirkung der russischen Umtriebe demnach auSgebliebei, ist. so ist daS ein glänzende- Zeugniß für die Regierung»,ahlgkeit der an der Spitze stehenden Personen und der politischen Reise der Bulgaren. Regierung und Volk haben während der Krisi« eine Standhaftigkeit und einen Heroismus bewiesen, für welchen in der Geschickte kau», ein Seilenstück zu finden ist Endlich ist der allzu straff angespannte russische Bogen gerissen. Oesterreich-Ungarn hat lebhafte Zeichen von Ungeduld und Unbehagen gegeben und ist darin vo» England unter stützt worben, oder so stark ist der Eindruck dieses Ein- vernehmen« aus Rußland doch nicht gewesen, daß, wie die „Time»" meint, diese Macht nun ans Auosllhruiig ihrer Pläne verzichtet hätte. Eine kleine Paus« ist einget'reten in der Erfüllung de» Programm«, die Krieg-schjfse im Hasen vor. Varna beschränken sich vorläufig aus eine vecoralivc Atolle, und die bereit stehende» LandungSIruppc» habe» noch keinen Bescbl zur Ausschiffung erhalten. Da« ist aber auch Alle-, Rußland hat auch noch nicht den kleinsten Theil seines politischen Programm« in Bulgarien ausgegeben, es will nicht nur den Einfluß wiedrrherstellen, welchen es vor der Thron, besteiguna des Fürsten Alexander in Bulgarien besaß, sondern Bürgschaften dasür schassen, daß di« Entwickelung Bulgarien« sich in Zukunst nicht wieder selbstständig und unabhängig von Rußland gestaltet. Der Fehler in der Politik des Grasen Kalnoky liegt darin, daß er hoffte, Bulaarien und Rußland mit einander auSsvhnen zu können. Bon Autsöhnung dieser diametralen Gegensätze kann, wie Gras Andrassy ganz richüg herauSsühlt. nicht die Rede sein, e« giebt nur zwei Möglichkeiten: entweder Unter werfung der Bulgaren unter Rußland« Willkür, oder Fort entwickelung eine« unabhängigen staatlichen Dasein«. Weil Rußland dieser Unabhängigkeit widerstrebt, de-halb hat eS die Entthronung de- Fürsten Alexander veranlaßt. Fürst Alexander gilt Rußland als Feind, weil er der vornchinste Vertreter und Vorkämpfer der bulgarischen Unabhängigkeit ist, und weil Rußland keinen ebenbürtigen Nachfolger in Bulga rien zur Regierung kommen lassen will, deshalb hat e« die Wahlen zur Sobranje für null und nichtig erklärt. E« ist klar, daß e« zwischen solchen Gegensätzen keine Vermittelung giebt, und deshalb sind alle Bemühungen nach dieser Richtung hin von vornherein auSsichlSloS. Rußland nimmt, al« Be freier Bulgarien» von der Türkenherrschast. für sich besondere Recht« in Anspruch, und gerade diese will ihm Graf Andrassy nicht zugesleben, während Gras Kalnoky in dem Streben, den Frieden ausrecht zu erhalten, di« Möglichkeit eine« Sonder recht» Rußland« »n Bulgarien nicht unbedingt von der Hand weist. In dieser schweren Derleaenheilt hält Gras Andrassy krampfhaft an dem deutschen Bünvniß fest, diese» Bündniß gilt ihm als die höchst« Friedenrbüiaschaft, weit die Interessen der beiden Verbündeten nirgend» lick kreuzen. Diest« Ver trauen ist für Deutschland sehr schmeicheihast. aber e« setzt voraus, daß die Interessen Deutschland« und Oesterreich- Ungarns im Orient sich decke». In dieser Beziehung hat Gras Kalnoky ungleich größeren Scharfblick bewiesen als sein Vorgänger in der Leitung der auswärtigen Politik des Doppelreiches, denn er Hot sehr richtig erkannt, daß der Nachbar der Türkei and«« Interesse» aus der Balkanhalbinsel hat als Deutschland in feiner Eigenschaft als Unterzeichner de« Berliner Friedens. Der europäische Gesichtspunkt bei Beurtheiluag der bulgarischen Frage ist ein anderer und wesentlich verschiedener al» der österreichisch-ungarische und der englische. Oesterrrich»Uagan> hat ein festländisches unmittel bares Interesse an der Gestaltung der Zustände aus der Balkanhalbinsel, England kann es nicht gleichgiltig sein, wenn ttutzlaud seine Hand «ach Konstantinopel auSstreckt, und Italien als Mittelmeermacht ist alrichsall» in seinen Interessen bedroht, wen» di« Türkei «lcht mehr im Besitz von Konstantinopel ist. ^ .... Graf Andrassy würde also die thatsächlichrn Verhältnisse besser berücksichtigen, wenn er sich bei Bethätigung der Orientpolitik Oesterreich-Ungarn« weniger aus daS Bündniß mit Deutschland al« aus die^leicharligen Interessen EnglandS und Italien« verlassen wollte, wie da« Gras Kalnoky aus drücklich hervorgehoben hat. Deutschland kann in dem Streit zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn nicht die Rolle de- Lerbündelen der letztgenannten Macht, sondern nur die Rolle des Vermittlers «»nehmen, und diese wird es mit der Ce» schicklickkeit und Kraft durchsübre», welche ihm seit einem Bierteljabrhundert den Beifall der ganzen Welt er» worben hat. Aber Gras Andrassy verlangt zu viel von Deutschland, wenn er ihm die Regelung der Differenzen zwischen Rußland und Ocsterreich-Ungarn wegen Bulgarien« überweist. Er verfällt damit in denselben Fehler, den Eng land» Premierminister beging, indem er den Fürsten Bismarck als den Hauplbürgen des Berliner Frieden-Verträge» hin- stellte. Deutschland w«rd allezeit daS ganze Gewicht seine» Einflusses in die Waagschale werfen, wenn e« gilt, den euro päischen Frieden zu erhalten, aber e» wirb sich niemals dazu bergeben, al» Verirrter österreichischer und englischer Inter essen auf der Balkauhalbinsel seine friedlichen Beziehungen zu Nußland aus» Spiel zu setzen. WaS Oesterreich-Ungarn als Interessent der Valkanhalbmsel von Rußland fordert, ist feine Sache. Deutschland« Ausgabe reicht nur soweit, um «ine all gemeine Machtverschiebung zu verhindern, welche den Frieden Europas gefährde» könnt«. * Leipzig, 18. November 1886. * Wir erwähnten s. Z. die Adresse, welche in Berlin der nationalliberal« Bezirk-Verein S und SO, Luisenstadt, an Professor Gneist zu dessen siebzigste» Geburtstag gerichtet hatte. Es ist daraus rin Antwortschreiben eingegangen, welches iu-Wer am letzten Freitag stallgehabten MonatS- versamniiung des Vorstandes verlesen wurde. E« lautet dasselbe: „Zu meinem siebenziglten Geburtstage. sowie zu meinem kurz daraus folgenden AmlSjubiläum sind mir von volit scheu Freunden und befreundeten Vereinen so zahlreiche Glückwünsche zu Iheil geworden, daß ich mich mit einer allgemeinen Danksagung habe begnügen müssen. Ich kann eS mir aber nicht versagen, dem Nattonallibcralc» Wnhlverein meiner Baierstndi noch einen beson deren Tank anSzuiprcchen nicht nur für die mir gewidmete so ehrenvolle Anerkennung, sondern auch für die unter so schwierigen Verhältnissen enttvickelte Thätrgkeit des Vereins selber. „Tie Zeilen sind vorüber, in welchen radikale Parteien i» unseren, Vaterlande ihre Ausgabe z» ersüllen batte». An die Stelle der Zerrissenheit und Rleinsiaatcrei ist da» bundesstaatliche Deutsche Neich getreten. Die weientlichen Rechte der LandeSvertretuirg »nd die Grundrechte der Gcirllschast sind gesichert. Die StaatSversassung ist heute gegen keine Verletzung niehr zu vertheidigen. Es handelt sich heule vielmehr uni den inneren Ausbau unseres Staate» unter der Führung der preußischen Monarchie, die ihren glänzenden hislo- rüchen Berus von Neuem bewahrt »nd die höchste Ausgabe der Nation in einer lebenssühige» Verfassung gelöst Hot. „Die Volksverireiunq ist damit in ihre normale Stellung als ein höchster Rath der Krone und der von ihr ernannten Raihgebcr «„getreten, in welchem wir die den Ansorderungen der Reichseinheit entsprechenden „nationalen", die der heutigen Gestalt der Gesell schaft entsprechenden „liberalen" Slandpuncte zu vertrete» haben. Folgeweise halte» wir c» für Recht, die königliche SlaatSregierung in ihrem schweren Berus zu unterstützen und die Beraniwortltchkeit für ihre Maßregeln mit zu übernehmen, soweit solche jenem Stand- punct entsprechen; dagegen abzuralhen von Maßregeln und solche abzulehaen, soweit sie unseren Ueberzeugniigen und Erfahrungen nicht entsprechen. „Wenn dieser Standpunkt gerade in Berlin Gegenstand uu- ermüdlicher Anfeindungen und Verdächtigungen ist, so scheint dies aus einem Zusammentreffen vorübergehender, sehr verschiedenartiger Momente zu beruhe». Es ist wohl zum Theil dir dem Oste» Deutschlands eigenthümliche Entfremdung zwischen Stadt und Land, welche sich in der Großstadt eiuerieilS, der ländlichen Zwerg- gemeinde andererseits immer noch in besonderer Starke geltend macht E» ist zum anderen Theil der zuletzt stark angestachelte Gegensatz der gesellschaftliche» Llassen, welcher zu radikalen Theorien hinnergi, w» so viele Gegensätze und so viele Intelligenzen sich zusammen- dränge». Zum guten Theil sind e« aber auch wohl alte Partei- namea, Parteiresoluiione» und Schlagwone, die aus liebgewordener Brtvohnhelt in völlig veränderten Lagen sortgesührt werden. „Eie erwerben sich ein Verdienst, welches seine Anerkennung finde» «ied, wen» Sie unbekümmert um persönliche Anseindungen und »»bekümmert »m den augenblicklichen Srsolg, eine Fühlung zwischen dem intelligenten Bürgerthum der Hauptstadt und der Mehr heit d«S Landes ausrecht erhalten, wenn Sie von Berlin drn Schein abwehre», als ob in unserer Bevölkerung nur die extremen Parteien vertreten wären, »nd wenn Tie damit da» Vertrauen aus eine nor- male Entwicklung unseres parlamenlarischen Leben» erhalten. Auch schon als Minorität wird daS ernste Auftreten einer geschlossenen, dtScipltntrte» Partei nicht ohne Einfluß ans die Auswahl der Lande». Vertreter bleiben, ,hne daß e« eine-immer bedenklichen Eompromisse» mit entgegengesetzten Extremen bedarf." * lieber die Ausführung des Gesetzes vom 26. April 1886. betreffend di» Beförderung deutscher Ansiedelungen in de« Provinzen Westpreußen und Posen, wird der .Bosstschrn Zeitung" au» Flatow in Westpreußen berichtet: „Bekanntlich hat der FiScu» auch im hiesigen Kreise da- unweit Krojanke belegene Rittergut Dollnick mit Parusche, etwa lvOO Hektar groß, für ColonisationSzwecke angekaust. Vvrbesitzer war ein Pole, von Lrrbienski. Nachdem der Regierungspräsident von Massenbach-Marienwerder da« Gut vor einiger Zeit in Augenschein genommen und die Anlegung eine» geschlossenen Dorfes bestimmt worden, sind die Vermessungen und Ab grenzungen erfolgt. Zunächst wurden kleinere Landstriche für die neu einzuricktenbe Schule, für den künfliaen OrlSsckulzen. Dorf- schmied rc. abgezwrigt, da« Hauptgut, 12 bäuerliche Besitzungen mit je 50 Hektar und einige kleinere Kalbenstrllen angelegt Tag« hielt nun ein Mitglied der AnsietrlungS-Eo»'< Million hierorts im Hotel »Kaiserhos- eine Versammlung mit denjenigen Personen ab. di« sich um Landbesitz beworben. ES wurde ihnen mitgetheilt, daß sowohl rin fester Verkauf des Landes an die Interessenten, als auch eine Erbpacht gestattet sei. Ebenso sei es jedem Käufer oder Erbpächter Überlassen, sich die näthigrn Gebäude selbst zu bauen event. ist der Staat auch bereit, die Baute» ausführeu zu lassen. Jeder Reflek tant hat eine der von ihm begehrten Besitzung entsprechende Summe Geldes als sein Eigenthum nachzuweisen." * An dem Spruche, welchen der DiSciplinargericht«,'- hof in Sacken des AmtSgerichtSrath« Francke, der bei der Ersatzwahl im H-rzoathum Lauenburg durch ein wenig loyales Manöver die focialdeniokratischen Stimmen dem Candidaten der Conse,Votiven und der Freiconservativen zu zuwenden suchte, gefällt haben soll. Übt die „Sreuzzeitung" scharfe Kritik. „Wenn" — so bemerkt sie — „eS wahr ist. daß die vom DiSciplinargerichtShos über drn Amtsrichter Francke verhängte Strafe in Versetzung mit geringer Herabkiirzung des Gehalt» besteht, würde unS da» eine sehr müßige Genugthuung berritcn, weil damit dargethan wäre, daß die Mschung einer fremden Unterschrift nicht alS etwa« mit der Würde de« Richleramte» schlechthin Unver einbare» angesehen wird, und weil mit der bloßen Versetzung überdies ein unseres Erachten» ganz unzulässiger Unterschied zwischen Gerichtsbezirken erste» und zweiten Ranges anerkannt wäre. Soll etwa- irgendwo in Ostpreußen oder Posen gut genug sein, was in Natzcbnrg unmöglich geworden st? Wir glauben, daß jeder Bezirk, der mit Herrn Francke eben beglückt werden soll. daS Recht Kälte, sich hierüber al» Über eine cnpili» ckewinutio zu beschweren. Wenn es that- ächlich gewisse Gegenden in Deutschland giebt, die al« Ver» »annungSorle gelten, so hängt da» mit klimatischen oder ocialen Verhältnissen zusammen; mit sittlichen Zuständen änn eS ohne die tiefste Kränkung für die Nächstbetheiligten nicht in Berbindung gebracht werden." » * » * Die DiScussionen über militai rische Einrichtungen Oesterreich-Ungarn«, wie sie jetzt in den Delegationen zepflogen worden sind, haben eine ihrer Bedeutung e»t- prechende Beachtung gefunden, denn man darf nicht über sehen, daß gegenwärtig Oesterreich-Ungarn der Staat ist. aus welchen ln der Orientfrage Aller Augen gerichtet sind und daß wiederum das einzige Organ, welche» den Reich-Hälsten zemeinschastlich ist. die Delegationen sind. In den letzten Tagen ist nun auch die nationale Frage in den Delegationen erörtert worden und es ist befriedigend zu sehen. daß die Ungarn noch so viel Einsicht besitzen, daß sie mit AuSnahine einiger Heißsporne an der gemeinsamen Armee nicht rütteln wollen. Eine solche principielle Auseinandersetzung erfolgte gelegentlich de» Antrag« tes ungarischen Chauvinisten Bein Grünwald, betreffend die Errichtung einer Militairakademie in Ungarn aus gemeinsame Kosten E« ist erfreulich zu eonstatiren, daß man mit Ausnahme des Antragssteller« allgemein der Meinung war, daß. unbeschadet des ungarischen Patriotismus, die Armee eine gemeinsame mit deutscher Eviiimandvsprache sein müsse. Indessen etwas blieb von dem Anträge doch hängen, denn eö wurde folgende Resolution angenommen: „Der gemeinsame Kriegsminister wird ausgefordert, den Unter- richlsplan i» den auf ungarischem Territorium befindlichen Militai» Unter-Realschulen nach Möglichkeit dem bestehenden ungarischen Uiiterrichtsjystem anzuschmiegen, dann aus de» Unterricht der ungarischen Sprache in diesen Anstalten größere Sorgfalt als bis- der zu verwenden, ferner dahin zu wirken, daß der Inhalt der in alle» Mililair-BildiingSniistalten verwendete» Lehrbücher revidirt und insbesondere die Darstellung in de» Lehrbüchern der Geschichte mit historischen Thatjache» und mit den bestehenden stoalsrechlliche» Ler- hüllnissei, in Eniklmig gebracht werde." Diese Resolution ist nun gar nicht nach dem Geschmack de» Wiener Ossiciösen und daS „Wiener Freindenblatt- begleitet sie mit folgenden Bemerknngen: „Wenn unser bisherige» Militair BilduiigSwesen erhalten inerden soll, wenn überhaupt die vier bestehenden Militair-Unter-Nealichiilen erhalten werden solle», da»» kann jene Resolution nie zur praktische» Geltung gelangen: eS bars in der Armee nicht drei Unter-Recilschulen mit ungarischem Lehrplan und „ungarischer" Weltaeschichle, eine mit österreichischem Lehrplan und „österreichiicher" W ltgcschichte geben. Wir sind überzeugt, daß eine volle Gemeinsnnikeil auch in dieser Hin sicht Uiid speciell existiren kan», und sie muß erznlt »»d behauptet werden, wenn nicht daS ganze Princip der gemeinsamen Armee er schüttert, wenn diese ehrwürdige Institution nicht zersetzenden Lin- jlussen preisgegeben werden soll zum Schaden unseres großen Vater landes Oesterreich-Ungarn l" Eigiebt sich aber immerhin aus dieser DiScussion einer der wichtigsten Positionen de« HcercSbutgetS zwar für den uiibesaiigencn Beurtheilcr der Elndrnck. Laß der Gegensatz zwischen den beide» einander entgcgr»wirke»bc» Eiiöuiungen noch nicht völlig gehoben, so laßt eine objective Betrachtung der Verhältnisse doch andererseits der Hoffnung Raum, wie der Gedanke, daß mit der Erhaltung der Einheit und Cchlag- fertigkcit de« gemeinsame» Heere« dem Bestände und der Festigkeit eine« der gewichtigsten Faktoren der Machtstellung de« Kaiserstaates eine solide Bürgschaft gegeben wird, auch in den Reihen der ungarische» Poliuker mehr und mehr ge würdigt, und daß ein Boden gesunden werde» wird, auf dem eine gegenseitige Verständigung über die wichtigsten HeereS- sragen unschwer erreicht werden kann. * E« war vielleicht eine Warnung, al« die.Norddeutsche Allegemeine Zeitung" neulich darauf aufmerksam machte, daß eine Besetzung Bulgarien« durch Rußland leicht ein zweite« Polen für dieses Reich schaffen könne. Nun fehlt den Bulgaren vieles, wa« das nationale Bewußtsein der Polen aufrecht hält, insbesondere eine große Vergangenheit, alt« Cultur, lange genossene Freiheit. Dennoch hat man bemerken könne», daß die flüchtige Berührung der Bulgare» mit dem russischen Regiment, welche brr Krieg im Jahre >877 brachte und welche in schwächerer Weise nachher durch russische Ossiciere und Beamten fortgesetzt wurde, bereit» genügt hat, um den maßgebenden bulgarischen GesellschastSclassen eine lebhafte Scheu vor russischer Herrschaft eiiizuflößen. Wen» in Dubnitza die Bauern zu Rußlands Ehre ihren Pcäsecten und andere Standes- persvnen abschlachleten, so wirv kein Vernünsl'ger in diesen Leuten demerkentwerthe politische Gewalten sehen wollen. WaS und wer die Triebfeder dieser Greuel gewesen, macht sich leicht kenntlich schon durch die Erklärung der Mord» banden, daß die Gegner Rußlands vo» ihnen Steuern er beben. Rußland aber al- Heirm de« Lande» keine Steuern fordern werde. Da ist nun wieder einmal die alte russisch« Waffe klar in Thätigkeit, die schon seit lang« von der russischen Politik gelmnthabt wird, so in Bulgarien, in Asien, so in Polen, LiUhauen, den Ottseeprcvinzen, di« Auf wiegelung der Massen gegen die Classen durch Geld und leere Versprechungen. Rußland bat e« so fertig aeörach», im Westen von einem Halbkreise ihm als Staat feind- seliger Provinzen begrenzt zu sein. In Finnland ist der Russe de» Schweden wie Finnen verhaßt, in Livland — d. h. drn drei Provinzen diese» alten Namens — ist alles, Vas staat-
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