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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188612024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-12
- Tag1886-12-02
- Monat1886-12
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1886
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Erste Leilage M Leipziger Tageblatt and Anzeiger. 338. Donnerstag den 2. December 1886. 8V. Jahrgang Aus dem Reichstage. * Wir theile» auS der Sitzung de» Reichstag- vom D,e»»tag noch die Rede de» Abgeordneten von BendaauS- jährlicher mil. Terseibe sprach: Sie werde» eS vielleicht veisteben, wenn ich Sie jetzt bitte, in «in etwa» ruhigere» Fahrwasser riiizulenlen, und mögen Sie «ir aeslallen, daß ich Mich elwaS mehr mit unserem Reichsbudget br- schältiq«. wie e» vorliegt, ul» die letzten Erörterungen, dir hier statt» gesunden haben. Mein College Rickert hat mir keine besondere Veranlassung gegeben, mich mit ihm au-einanderzusetzen Er Hot etuen Punkt selbst berichtigt, und ich bin ja im Stande, Manchem von dem, wo» er gesagt hat, für mein Theil zuzustimmen. Ja, daß die Verhält nisse von Einnahme und Ausgabe in unserem Reichsbudget überall» ungünstig sind, das hat ja nicht blos der Herr Slaatssecretair au». ! geiührt. sondern den, hat auch Abg. Rickert zug>stimmt. Tab diese Ungunst der Verhältnisse zum Tdeil in alten Fehlern der Finanz. Verwaltung liege» mag, ja, ich wage eS nicht zu bestreiten, und in Bezug aus die Rübensteuer. der hier aussührlich gedacht worden ist, haben da» ja in dem Vorjahre meine politischen Freunde schon iinSaesührt. Indessen, vergessen Sie nicht, meine Herren, der Versal! der Rüdensteuer. wie er eingetreten ist, kam auch selbst der Regierung überraschend; das hat man nickt voraus gesetzt. daß eS so rapid damit zu Ende, abwärts grhen würde. Bergeisen Eie nicht, daß doch die Wodlsohrt sehr erheblicher Land« striche bei dieser Frage betheiligt war, und ich sage nicht, die Land- wirthschast gerade dieser Landestheile. sondern auch ganz vorzugs weise das Interesse der arbeitenden Classen. Darin stimme ich mit College» Rickert vollkommen überein, wenn er sagt: die Stärke de« Laude» beruht nicht allein in der Wehrkraft, sondern in gleichein Maße auch in der gesunden Finanzlage. Ja, sür ihn wie sür mich und sür meiue Freunde ist dieses Ueberb eten, dieses Stariea aller Rationen ia Massen eine ungemein unersreuliche Erscheinung; aber wir find überzeugt, daß dieser Uebelftand sich nicht dadurch beseitigen laßt, indem man erklärt, sür die nothwendigen Mehrausgaben wollen wir künftig keine Mittel bewilligen, oder indem man Freundlich- keile» uuserea Nachbarn sagt, von denen mau »icht weiß, wie sie dieselben aufnekme» werden. Wo» da« Budget betrifft, muß ich sagen, daß da» ziemlich trübe Bild, welcher ich nur über die Loge unserer Finanzen und über da» Berhältuiß Ullserer Einnahmen und Ausgaben beim Studium de» Budget» gemacht habe, durch den heutigen Bortrag vom Minister- tische doch noch außerordentlich verstärkt ist. Rach dem Etat besanden wir un« vor einer Mehrausgabe von 8,100000 im Ordinarium und einer Mebrou-gabe von 48 Millioaen Mark im Extraordinarium. Die Einnahmen dagegen wiesen — und ich glaube, wir erwarteten das Alle nicht in dem Maß« — nicht nur keine Steigerung aus, sondera ei» Zurückbleiben um nahezu 3 Millionen Mark. Die Mehrausgaben in dem Ordinarium beruhen unzweiselhast zum großen Tdeil aus der Geietzgebung, welche Sie mitbeichloffen haben. Ich trinnere an die Lolonialpolitik, an die Reichsschuld, ich erinnere an da» Bensionswejcn. Ich spreche nicht von einzelnen Parteien, welche vielleicht nein gesagt haben, sondern von der Mehrheit des Reichstage», welche die Eoloniolpolitik und ihre finanziellen Folgen gebilligt hat. Die Mehrsorderung, abgesehen von den Folgen der Gesetzgebung, beruht dann aus den Mehrleistungen, die gefordert werden sür daS Heer und die Marine, sür die Eompletirung der Waffen und Mannschaften, sür den Werftbetrieb und die Torpedo». Da» Nähere darüber wird der Prüfung der Budgetcommiifion zu überlaffen sein; aus mich macht eS den Eindruck, als ob diese Mehr sorderung schon hindeulete aus die neue Vorlage, welche die Präsenziffer der Armee ander« seststelll und im Extraordinarium so bedeuteode Mehrsorderungen verlangt. Ter Rückgang der Eiunahmeu — daraus möchte ich hier besonders ausmerkwm macken — beruht nicht allein aut dem ganz unerwarteten Zurückbleiben der Slempelerträge und der Zuckersteuer, sondern auch aus dem Zurück bleiben der Eisenbadoelnnahnien und anderer VerwaltuiigSzweige. Ich wiederhole, e» wird Ausgabe der Budgetcommission sei», diese Dinge in Einnahme und Ausgabe zu prüsen, insbesondere aber die Ausgaben nach allen Richtungen hin; und wir se*«n da» ja von der Budgetcommission voraus, die sich dieser Au>gabe ja in den Borjahren mit Elser und Erfolg unterzogen hat. Aber ich glaube, m. H., eine sehr wesentliche Aenberung de» Gelammt- resultate» der diesjährigen Budgciauislellung werden Sie schwerlich erreichen. Es wird sich da im Extraordinarium vielleicht um eine Reihe alter Bekannter handeln, die Sie wieder abiepen; vielleicht auch um den einen oder andern kleinen Abstrich im Ordinarium, aber ich erwarte nicht, daß die Bi>dgeicon>i»iision an dem Grsanimt- resultat eine wesentliche Aexderung herbeisühren wird. Diese» Ha»ptresultat beziffert sich in der Erhöhung der Matricularbeiträge um 28,000000 und in der Erhöhung um 60,000,000 ,m Cxtra- ordinarium. Wenn wir dieses Hauptresultat, was sich au» der Erhöhung de» Exlraordinar>ums aus der einen Seite, aus der aader» Seite au« dem Lerbällniß der Motricularbeitiäge zu den Ueberweisungen a» die Einzelfi. aten rrgiebt, ins Auge sasjen, so stellt fick zunächst an uns die Frage: Welche Ruckwirkung wird dieje» Resultat aus di« einzelnen Staaten üben? DaS Reich ist immer rn der Lage, sür seine Finanzbedürsnisse zu sorgen; der leidende Tbeil, der schließlich Alles bewilligen muß, sind doch die E'nzelstaaten und die Steuerzahler in denselben ebenso gut als EiiizelslaatSbürger, wie al» Reichsbürger. Welche Wirkung wird dies auf den preußische» Staat übe»? Bon den andern will ich schweigen, die Verhältnisse dort find mir nicht so genau bekannt. Im Jahre 1886.87 empfingen wir vom Reich 10,000.000 und batten dabei eia Deficit von 18.000.000. Im Eiat 1887t88 überstiegen die Matricularbeiträge Ueberweisungen um 20.000,000 Preußen wird daher 12,000.000 a» da» Reich zu zahlen und bei Annahme der neuen Vorlage voraus- sichtlich noch 13,000,000 mehr zu tragen haben, also 25 000.000. Da» Deficit wird sich demnächst in Preußen — ich gebe die Genauigkeit der Ziffern preis— da mag vielleicht eine oder 2Millionen nickt richtig sein — die unveränderten Verhältnisse vorausgesetzt, aus 30—40,000,000 steigern. Die Frage entsteht jetzt: Ist diese Wirkung eine vorüber« geheade, haben wir eS hier wirklich nur mit einer Last eines oder zweier Jahre zu thun, die man allenfalls aus die weitere Verschul dung legen kann, oder mit voraussichtlich dauernden De ficit»? Was die Frage des BorübergehenS anlangt, so hatte ich ursprünglich gedacht, eS sei nicht nothwendig, von dem Fehlbeträge von 17 Millionen vorauSzusetzen, daß er in den folgenden Jahren wiederkomme. Nach den uns heute gewordenen Mttlheilungen haben wir im nächsten Jahre unzweiselhast aus einen weiteren Fehlbetrag zu rechnen, und ich habe, wenn nicht neue Einnahmequellen geschaffen werden, kaum einen Zweifel, daß sich bei der Schwierigkeit, die richtigen Einnabme» aus der Zuckersteuer zu erlangen, dieser Fehlbetrag melleicht uoch Wetter sortsetzt. WaS steh» dem gegenüber? Die Hoffnung ver- mehrtrr Einnahmen aus den Zöllen und aus dem Zucker. Buch diese Hoffnung ist in de» Erörterungen, die wir heute gehört habe», iu uoch höherem Maße geschwunden, wir sie denn über. Haupt bei mir nie sehr groß war. Dagegen können wir un» nicht Verbehlen, daß die Ausgaben der vorangehenden Jahre sowohl sür di« Zinsen, als auch sür die Bedürfnisse des inneren wie de» äußeren Dienste» im Reiche noch nachhaltig und sortwährend steigen werden, daß wir also im Reiche aus den jetzt uuS zu Gebote stehenden Eiunahmequcllen im Stande sein werben, daS Berhältniß sür Preußen so zu gestalten, daß nicht aus den preußischen Staat noch wie vor ohne neue Einnahmequellen ein sehr erheb- lichrr und die Vorjahre bedeulend überschreitender Betrag an über- schießenden Matricularbeiträgen gegen die Ueberweisungen sich herauSftellt. Da- glaube ich vorausietzen zu können. Der Herr Staatssecretair hat vorher meine Ziffer von 30.000,000 aagezweiselt. E» möge» vielleicht einige Millionen weniger sein. In der Haupt- sach« aber dürste e» sich doch >o stellen, daß, wenn wir nicht im Reich neue Einnahmequellen schassen, wir in Preußen zu einer ganz unerträglichen Belastung mit überschießcnden Matricular» belträgen über die Ueberweisungen kommen, zu einer Ueberloftung. die wir nur brauchen zur Ausgleichung, die wir nicht verwenden köaur» etwa für productive Zwecke, die wir nnr decken können, da mir im Lause der Zeit — ich will hier die Gründe nicht näher er örtern — den Weg der direkten Steuern vollständig ungangbar gemocht haben durch die Anleihen. Wir gehen olio, wenn „n Reiche nicht Rath geichafft wird — von den übrigen Einzrlländeru kann ich nicht sprechen — in Preußen Zustände» entgegen, in denen wir nicht allein die Batancirnng de» Aotgabe- etat» mit dem Einnostmeeta» von Jahr za Jahr mit Anleihen, mit Schulden decken müssen, sondern in welchem wir auch verzickten müssen ans die Befriedigung all der noldwendigen Bedurin'sse, über dtt wir null schau seit eioer langen Reihe von Jahre» iu Preußen vnhaudela. Ich nenne darunter die Frage der Erleichterung dir Lommuuen, der Schule und vor Allem — wa« ich nicht zu ver- qeffeu bitte, va«. wie mir lcheint, mitunter auch vou den Herren, die in der Mitte der Finanzorrwaltung stehen, nicht genügend beachtet wird, wir müssen verzichten guch aus die Amortisation der Eisenbahnlchnld, während wir dieselbe, welche geaenwärng 4 Mil liarden beträgt, nur unter der ausgesprochenen Voraussetzung g». nedmigt haben, daß ein bestimmter Procenlsatz jährlich zur Amon», laiion verwendet werben würde. Bisher ist das in keiner Weise gr- tchrde». und da« ist eine Verpflichtung, welche meinrr Ansicht nach im Interesse nicht blo» der Zusagen, welche damal» gemacht morde» sind, sondern im Interesse der Sicherheit der Zukunst erfüllt werden muß. Ich und meine politischen Freunde sind der Meinung, daß diese Wirthschast de» Schuldenmacheii« eia Urbel »ft. da» aus die Dauer kein Staat zu ertragen im Stande ist. Wir bieten die Hand, sobald sie un» a»drrers«itS geboten wird, am an« diesen Zustände» heiauSzukommeu. Al» die Frage der Branuiweinbefteuerung hier im Reichstage zur Berathung kam. haben meine politiichen Freund« sich zu Struerbeträgen pro Liter de» Branniweln» verstanden, milche »ach meiner Berechnung, die sich aus de» vorauSsichiliche» Ertrag der Stelle»'ätze, wrlide die Regierung damals vorgeschlage» hatte, stützte, etwa 120—130 Millionen jährlich betrage» HSite. Da» war nach meiner und meiner politischen Freunde Meinung genügend, um die Bedürfnisse de» Reiches und der Einzelstaaten. auch Preußen», in ausgiebiger Weise zu befriedigen, wenn man davon Abstand »ahm, phoulasiereiche and ideale Sleuerprojecte weiter zu verfolge» o,d sich an das Nothwendig«, Unmittelbare, Reale hielt. Meine politischen Freunde sind niemals Freund« jener Sleuerprojecte gewesen, welche, wa» auch den Beamlenstand betrifft, viele Versprechungen sür die Intimst machen, nie etwa» erfüllen, während ei» mäßige» Fortschrriien, eine Bewilligung von Jahr zu Jahr, wenn auch in mäßigem Betrage, den Leuten un- zweifelhaft viel besser bekommen würden, wie die Versprechungen aus die große Relorm der Zukunft. Das ist der Siaiidpunck, den meine politischen Freunde ein genommen habe», und wir sind der Ueberzeugung. wenn unsere vor- »ährigen Vorschläge angenommen wären, daß der Sorge sür daS Reich und die Einzelstaaten möglicherweise selbst bi- an die Grenze der Beftiedigung der ueuen Vedürfnifie sür die Erhödung der Präsenzziffer dann vorgebeugl wäre. Daß die neue Prälinzziffer, adgeledeu vou der Frage der Dauer, aus die sie bewilligt werden soll, bewilligt werden wird von der Mehrheit dieses HaoseS, darüber bin ich nach den Erklärungen, die ich heute ge hört, gar nicht zweiselbast; ich sage, vorbehaltlich der Dauer. Meine volitiichen F eunde »nd ich scheuen selbst aus die Gesahr bin, daß viis zum Borwurs gemacht würde, als trügen wir der Regierung Steuern entgegen, dteien Vorwurf nicht, w-nn wir e» für nothwendig halten, um den Nolhstäade» ia Zukunft vor» zubeugen. Wir können e» nur bedauern, daß eS b»e Regierung »ich» sür angezeigt gehalten hat, in Verbindung mit dem Etat ,»„ auch Vorschläge zu neuen Deckungsmitteln zu machen. Im vorigen Jahre ia der Lommiision — ich Hobe den Bericht genau studirt — war die überwiegende Mehrdeit mit dem Satz einverstanden, daß neue Deckungsmiltel zu schaffen wären. Die überwiegende Mehrheit war der Meinung, daß der Branntweinconsum das einzige Object sei. Das war damal». Allerdings, wir ja schon erklärt, ist da» zuletzt, ied glaub« durch eine einstimmige Abstimmung gefallen. Ader die Verhältnisse sind doch ganz andere seit der Zeit geworden. Ich vermuthe nicht bloS in ansern äußeren Verhältnissen, in unserer Finanzlage, ich möchte beinahe vermuthen, ia den «emüther» der damals Betbeiligte». ES waren i» der Commission de» vorige» Jahre» vier Gruppe» zu unterscheiden. Dir eine lehnte ab. indem sie daraus hinwir», daß ja die Zölle und die Zuckersteuer sich iu aus steigen der Be wegung befinde«, daß wir ja da» Bedüesniß au« der Höhe der lleber- weisung würden decken können. Diele Gründe können sür die Herreu heute nicht mehr maßgebend sein. Die Illusion ist vorüber, daß die Zuckersteuer und die Ueberweisung au- deu Zölle» genüglc. Die zweite Gruppe beging den Fehler, daß sie ihre Berelt- schast, durch den Branntwein die nüthiqen Mittel zu schaffen, ia BiitrSae brachte, welche den Verdacht und vielleicht auch den un. zweiselbast begründeten Verdacht Hervorriesen, daß ma» sich doch bei dieser Gelegenheit iur die Brennereibesitzer nnd d..i großen Grunbbesitz eine gewisse Lomvenwtion ouSdillen müsse und au», bitten wolle. Die Verhältnisse haben sich verändert nach allen Richtungen, und was mir persönlich zugekommen ist — ich habe mitunter auch Unterredungen mit Herren von dieser Seite (rechts) — daS gebt dahin, daß ich die best mmte Bermuihuna habe, daß sie den Psad, welchen sie in der Commission voriges Jahr betreten haben, diese» Jahr nicht wieder betrete» werden. Die dritte und vierte Gruppe, davon war eine bereit. 25 die andere war bereit, 60 pro Liter zu bewilligen. Die Regierung erklärte damals, wir haben hier Zahlen; sowie wir Zahlen haben, da läßt sich handeln, da läßt es sich möglicher Wege er reichen, und man war ja sehr bereu, in weilere Verhandlungen einzutreten, bis eben diese unglückselige Abstimmung kam Nun. ich würde e- doch für richtig gehalten haben, wen» die Regierung Angesicht» dieser Ddotlacheu und in Erwägung der vollkommen ver änderten Verhältnisse an den Reichstag und die Commiision heron- geireten wäre und sich entschlossen hätte, eine solche Vorlage wieder einzubringen. Da» ha« sie nicht gethan und will e» nichi thun, und ich setze voraus, daß sie e» auch beim Nack tragSetat nicht thun will, und da sage ich. ia einer solchen Angelegenheit, bei einer solchen Reform, bei einer solchen Steuer- Vorlage halte ich die Initiative des Reichstags, der Parteien de» Reichstags säst sür ausgeschlossen. Das kann nur von Seilen der R gieruna au-gehen; wenigstens meine Partei — ich glaube, in deren Sinne zu spreche» — würde eS ablehueu. der Regierung eine solche Sleuervorlage entgegenzutragen. Wir werden ob warten, ob and wa» di« Regierung möglicherweise im Nachtrag», etat noch thun wird. Ich bin am Schluffe mrlurr AuSführonqeu tm Wesentlichen angelangt. Ich habe mich sehr enthalten, etwa aus die politische» Fragen einzugehea, ans diese »ene große Vorlage mit der Erhöhung der Präsenzziffer, ich bin auch nicht gemein». Alles daS zu unter« schreiben, was in de» Motive» steht, ich meine die Frage, welche Abg. Rickert schon angeführt hat. Es ist mit einem gewissen Be denken verbunden, wen» man so rinsache Ziffer,>veruältn>sse anderer Staaten, die unter ganz anderen Bedingungen de« EiwerbS und der Gewohnheit stehen, vergleichen soll. Aber ich leime das auch nicht ab, daS wird auch Gegenstand sorgfältiger Unteriuchung in der Budgetcommission sein, ob die Gründe, welche die Regierung in ihren Motiven in Bezug aus die internationalen ver- hältinsse anführt, stichhaltig sind oder nicht. Aber die eine Hoff- nung bade ich, und diese Hoffnung spreche ich Namen« meiner ganzen Partei aus, daß, wenn die Noihwendiqkeit, wie ich nicht zweifle, anerkannt wird, unser deutsche» Volk in der Opseesreudigkeit und Opserbereitschalt zu Allem, wa< nothwendig ist zur Sicherung und zur Ehre unsere» Landes, gegen keine audere Nation zuruck- stehen wird. (Lebhafter Beifall.) Landesculturrath für das Königreich Sachsen. u. f Dresden, SO. November. Au» dem weiteren verlaus der hrutigen Sitzung de» Lande-cultorralheS ist Folgendes hervor- zudkbea: Im Bereich der köaigk. sächs. StaatSbahnea werde» sür olle unsere Getreidearle», auch Mai», Hirse, Buchweizen und Hülsen, srüchte, im Verkehr mit sächsischen Stationen keinerlei Fracht, ermäßigung gewährt, vielmedr wird im Einvernehmen mit iämmt- lichen übrigen deutschen Eisenbahnen bei der Dariibildung über diesseitige Strecken der normale LinheitSiatz de- SpecialiarisS I von 0 45 per 100 Kilogramm und Kilometer etugerrchun. Infolge einer ungünstige» Kartoffelernte in Schlesien nab de« daran« ent sprungenen Mangel- an Rohmaterial sür di« dorti-ea großen SpirituSbrennereien pe»it>onirien die Interessenten bei der käniql. Eiscnbahndireclion BreSlau um Frachtermäßigung sür Mo, -, der van Rumänien auch schlesische» Stationen «ingesührt »erde» mußte, und erreichten dadurch auch ei»«» „NotdstandStarif". Diesem Beispiele sind nu» aber auch eia« große Anzahl Interessenten in den östlichen preußischen Provinzen ge folgt und der NoldftandStoris ist nicht nur sonbestehen geblieben, sondern hat sich aus da» ganze osipreußische Gebiet — einschließlich Berlin — im Verkehr mit Rumänien, auch weiter aus de» Verkehr mit Ungarn ausgedehnt. E« ist nun hinlänglich bekannt, wie die billige Einfuhr aller «neblige» Hilf»- und Futterstoffe geradezu ver- »ichtend aus den Markt »»irrer Erzeugnisse ähnlicher Art gewirkt hat und noch zurückwirk» und daß die Einsuhrung der aus der anqe- . gebenen Grundlage gebildeten Aii»nohme»ariis sür Mai» im ostpreußssch- ungorischeu verband« ledr bedeutende Ua:erdietung d » sür diesseitige Stationen normal gebildeten MalStortf» im sächsisch-ungarische» verbände zur Folge gehabt, dergestalt, daß eS >. B. zur Zelt möglich ist. uuoarische, Mai« über Berlin und Cottbu» billiger nach Sachten zu versrachten ol« auf dem direkten Wege. Au- alledem ergiebt sich, daß «,» dieser ei»se>lige» Frachtermäßigung auch eme wkseatlicke Schädigung unierer StaotSrmnahme» verbunden ist. In Berück- sicktigung dieser Thailachen hatte die 2. Lonimissioa, sür welche Rittergutsbesitzer Mühl man». Thanhof resrrirte, bra»tragt: „Der Landescalturrath wolle 1) «» den deutsche» LoadwirihschastSrath, da» preußisch» Laude-, tkonomiecollegium, sowie alle übrige» landwirtdichastlichen Lentralstelle» Mittheiluag von dem bestehenden Au-nadme- tarrs für Mai» mache» und dieselbe» ersuchen, sich einem aus Aufheb»,g desselben gerichtete» Anträge anschlirßr» zu «ollen, » b»« känlgllche Mtulftrrtu« de« Inner» ersuchen, daß hoch, dasselbe sich mit dem königlich preußische» Ministerium sür L»»owirihschast, Dvmaine» und Forsten über Schritte zur Auibednng der für de» Transport von MaiS aus den deutsche» Bahnen bestehend«» AuSuahmetarise ia Vernehme» zu letzen." Da» Collegium trat diesem Anträge bei. Heber die Anstellung eine» Wanderlehrers für Riad- Viehzuchten erstattete die 4. Commission Bericht. (Referent Oekonomierath v. LangSdorss-DreSden.) Die Commission de- zieh« sich daraus, daß durch da» Gesetz vom l9. Mai ds. IS. über Körung vom Zuchtbullen re. eine erwünichte Grundlage sür einiger- maßen ersolqreiche Tdätigkeit eine- Wanderlehrer« für Tdierzucht, dessen Anstellung bereit» i» früheren Jahren angeregt worden, ge- geben sei. daß lerner durch die Erfahrungen anderer Länder (Bayern und Baden) dargethan werde, welche große Erfolge durch die Thälig- keil sachverständiger Wanderlehrer in Bezug aus Viehzucht erzielt werde» könnten, und gelangte z« dem Antrag«: „Der LaabeSculiurrath wolle a» da» königliche Ministerium da» Ansuchen stellen, 1) dem Docente« sür Thlerzucht an der königliche» Thier, arzneischule den Auftrag zu ertheilen. zugleich als Wauder- lehrer sür Rindviehzucht im Königreich Sachsen zu wirken und 2) zur Ermöglichung umfassender Wanderlehrthäiigkelt dessen Stellung an der Thieraezneischule t» geeignet scheinender Weise anderweit zu regeln." Der Commission» Antrag fand einstimmige Annahme. lieber die Errichtung einer laadwirthschastlich-gärt- oerische» Bersnchsftation reserirten Namen» der 5. Commiision Hanbelsgärtner Lehmann.Striesen und Professor vr. Nobbe- Tharaadl. Dir Commissi»» stellte hierzu den Antrag: „Der Landesculturrath wolle, unter dem AuSdrock de» Danke» für die stattgehablr Erweiterung der pstanzen.phdsioloqtjchea Versuchsstation za Tharandt i« Kinne der dom Lande», coiturraid gestellten Anträge, bei der köaigl. StaatSregierung befürworten, daß 1) eine Commission, welch« gleichmäßig a>» praktische» Gärtner» und Landwirihen u,d a»» Autoritäten der Wissenschaft zu- saminenjusetzea ist. ernanut werden möge, am darüber zu entscheiden, welches von den iur Anlage eine» botanischen Garten» bei Dretde» iu Vorschlag gebrachten oder dazu etwa »och ia Aussicht zu nehmenden Grundstücken da» sür diesen Zweck geetqnetfte sein würde; 8) die in der 21. Plenarsitzung beantragte colturrlle Adthei- lung der lanbwtrtbschasllich-gärtnerischea Lersuchsftalioa im Anschluß au deu botanische» Garten errichtet werde, deren Einrichtung »nd Verwaltung durch ein gleichmäßig au» Gärtnern. Loudwtnhea und aus vertreleru der Wissenschaft zusammengesetztes Curatorium besorg» werde» möge; 8) im Auftrag» der käaigl. StaatSregierung zur Erlangung thualichst durchdachter «nd zweckmäßiger Pläae str die An- leguog des botamschea Gartens und Eiarichtuag der ver. suchsstalio» eiuschließlich der Entwürfe sür du Gewächs- Häuser und anderer Banlichkeitea eine Toncurrenz »ater Aussetzung angemessener Staat-Preise ausgeichriebeu werde uud die Beurlheiluag der eiugclieftrtea Arbeiten seiner Zeit . «ui«, Hiuzuziehiuig uud Brirattz vo» Fach - Autoritäte» geschehe." In dem vom Torresereuten Prof. vr. Robbe erstatteten Berichte wurde an der Hand einer Anzahl von Beispielen nachgewiese», daß die Begründung der in Frage stehenden Versuchsstation eine weient- liche Lücke auszusüllen berufen sein würde, indem »ine Reihe hoch- wichtiger Fragen deS Feld- und Gartendaue» nur aus diesem Wege eine zuverlässige und besriedigeade Lösung erwarten dürsten. — DaS Collegium beschloß nach den gestellten Anträge». lieber eine« den erweiterten Gebrauch der Milch als BvlkSnabrungSmittel betreffenden Antrag de» londwirthschaft lichen KreiSverein« zu Leipzig batte die 2. Commission (Referent Gutsbesitzer Adolf Cu litz-Pulsitz) berichtet. Die Lommissioa ist der Ansicht, daß für die Erreichung des angestrrbten Ziele« dem Key« 3) al» Belehrung durch di« Pr>ffe, hält aber die versuchsweise Lerab« reichling vou Milch und Milchiuvpen in Anstalten, welche dem königl. Ministerium de« Inner« oder der Militairverwaltung unterstehen, für empseklenSwerth and beaatraqte endlich, angesichts de» Umstande«, daß der Näbrwerth der Magermilch noch vielfach verkannt wird und man mehrfach der — durch die Erfahrung widerlegten — Ansicht begegnet, daß die Eatseltuog der Milch dieselbe weniger verdaulich mache: „Der Landesculturrath wolle beschli-ßeu: 1) hoh-S Ministerium de» Innern zu ersuch«», dasselbe wolle das LandeS-Medicinal-Collegium veranlassen, ein Urtheil über den Ribrwertd der Vollmilch und Magermilch al» Volks, nadrunqsm'ttel abzugeben. L) Durch die Presse dauin zu wirken, daß der hohe Nährwerth der Milch -l« BolkSnahrungSmittel mehr und mehr erkannt und geschätzt werde, und zur Geltung zu bringen, daß die» auch für die Militairverwaltung beachilich sei. Hobe» Ministerium de« Iunern zu ersuchen, bei den beim selben unteistellien Landesanstalten. den Waisenhausera. Cor reclionSanstaltc», Arbeit-, und Zuchthäuser», deu vermehrten Genuß von Milch uud Milchjuppeu — vorerst versuch» wrise — einzuiübceu." Die landwirtdichastlichen Kreisvereiue zu Bautzen und DreSde» haben vo» Neuem die Aushebung der Schlachtsteuer bez. derNothschlachtfteuer angeregt. Die 3. Commission de» Landes culturrathes (Reserent: Ritierguisvachter Steiger-Sahlis) war der Ansicht, daß die Anträge aus Beseitigung der Schlachisteuer, welch« eine indirecte Abgabe sei und deskalb sür am wenigsten drückend angeieben werde, dem jetzigen allgemeinen Streben noch indirekter Beneuklung gerade zuwiderlause», der Wegfall der Steuer auch aus den Preis de» Viehes einen Einfluß nicht üben, dagegen eine Er höhung der Einkommensteuer, welche von den Landwirthen vielfach al» brückend empfunden werde, zur Folge haben würde. Die Aui> Hebung der Nordschlachtsteuer würbe zur Umgehung der Schlacht, steuer Veranlassung geben und sei daher nicht zu empfehlen. Da. gegen verweiidet sich die Commission, unter Siellima eine» dieSbe züalichen AiurogeS, für die Aliidebung der Hrusschlachliteuer. weiche thaiiächlich von der Londwirlhichasi und dein kleinen Manne getragen werde und sich als eine direcie Abgabe lür den Besitzer de« zu schlachtenden Stückes darstelle. Sie bezieh! sich dabei insbesondere auch darauf, daß beinahe 50 Jahre laug, von 18l8 bi» zum Erlaß de« Ges-yeS oom 15. Mai 1867, für bat hausschlachten uledugere Steuersätze bestanden hätten als sür daS Baakjchlachlra. — Nach lauger Debatte wurde beschlossen „Die Hobe StaatSregierung zu ersuchen, den Siändekammern den Entwurf eines Gesetze« vorlegea zu wollen, durch welche» dir Steuer auf da« Huutschlachten uud bei Nolhschlachtea ausgehobea wird." Hiermit wurde die Sitzung geschlossru, die mit >mr kurzer Mittagspause von vormittag» 10 Uhr bi» Abend« 6 Uhr au gedauer» hatte. Nächste Sitzung «ergro Vormittag 10 Uhr. Literatur. Kür'« F,a»e«her^ Lieder deutscher Dichter, illustrlrt vou Richard Gulschmidt. Mit biographischen Miitheilungen. Eiuqelrttet vou Frida kchouz. (Die AniangS- und Schluß, viauette» sind gezeichnet vou H. Sträbl in Wien, Bbologrovüreu von F. Hausftäugl in München, Holzschnitte von F. Tegeimeyer in Lcipziq, Druck de» Texte» und der Phologravüren von Gieftcke und Dedrient in Leipzig, Papier von der Neuen Papier mauusoctur iu Stroßborg t.iC Einband von Hübel uud Deack iu Leipzig.) Leipzig. Verlag vou F. Cavoek. — Diese» wahrhaft prächtige Album wird sich rasch die Gunst unserer Fravrnwelt erwerben, weht doch eia Hauch echter Poesie daran» hervor, und hat e» doch die Künstlerhand meisterlich verstanden, die Lichiergebttd« teben«voll sür da» Auge zu gestalten. Die Sammlung enthält neu» Gedichte, wahre Perle, najerer modernen Lyrik: ,.D»e juage Mutter" von Julius Sturm, „Wie mei» kiud sich freue» kann" von Hoffman» von Fallersleben, „Da« Märchen vom Glück" von Ernst Eckstein, ,.O iüße Mutter" von Friedrich Rücker», „Die Waise" von Adalbert von Tyamiffo. „Tonsirmattou" von kan Gerok. „Erste Liebe" von Julias Grosse, „Abschied" vo» Httartch v. Mühler und „Wiedersehen" von Ferdinand Frriligrath. — Poetisch eingeleitet ist dieser Liederstrauß durch eine Widmung vou Frida Schau», die i» schwungvollen Rhythme» sich a» da» Fraarahrrz wendet, um ihm dcese Lieder zu weihen: „Für dich und für dein stille» Wese» Hab ich ia Dust und Morgentha» Di« schlichte» Blüthen auserlesen. Die ich dir bringe, deutsche Frau . . . ." So beschränkt diele Auswahl auch ist, so ist deuuoch der Gnmd- tou getroffen, der die Frouenseele rührt und erheb», uud dieser edle rein menschliche Zug. welcher durch da« Ganze geht, ist durch Meister Gu »sckmidt in genialer Weise wiedergegebeu worden, dea» die uns vorgesührte» Gestalten uud krrue» trage» r»n wahr- hast ideales Gepräge, ohne auch nur im Entferntesten >»« Süßliche und Weichliche zu verfalle,. Jede- dieser neun Blättrr ist lebens wahr und dabei schänhettSvoll: gewiß eia glänzende« Zeuguiß für die Kunst de< Malers, der dem Dichter gerecht werden wollte, ohne vou dem Rechte freier Erfindung etwa« auszugrbea. Bit» «nd Lied schließca sich denn auch in schöner Harmonie rag aneinander und üben Io einen Reiz auS, der Aug' und Herz erfreut. Wir empsrhlrn daS schöne Werk aus da« Wärmste. L 8-»-». . * . In den laugea Winterabenden» wenn der Wind draußeu die Schneeflocken umderwirbelt oder de, kalten Regen gegen die Fenster peiischl, sitzt es sich gar so traulich daheim in der Sophoecke vor der hellbeen,icnden Lampe bei irgend einer Handarbeit, während man mit Spannung dem verlaus einer seffelnden Novelle lauscht, welch« der Galle, der Soda oder die Tochter vorliest — ein Genuß, den alle glänzenden geselligen Vergnügungen nicht ouswiegen. Ost versammelt sich auch ein größerer keeiö, dem solch eine Lektüre willkommene Unterbaltunq und Anregung gewäbrt, namentlich wenn man interessante kürzere Erzählungen hierzu auswähl», die sich sreilich nicht allzu häufig finden. Dir glauben daher uns vielseitigen Dank zu verdienen, wenn wir auf die soeben erschienene „Napellri»-' Vtdliuttzek Der Alluftrtrten Zeitung" ansmelklam machen, tu welchkr die Berlogöhandlang von I. I. Weber in Leipzig eine reiche Auswahl der vorzüglichflea im belletristische» Thril obiger Zeitung bisher veröffentlichten Erzählungen bietet. Die in dem reizend »»«gestatteten Band enthaltenen 86 Novelle» führen ua» in die verschiedensten Kreise uud zaubern gleich einem Kaleidoskop mannigfaltig wechselnde Bilder vor unsere Augen, theil» ergrrisende Seelengemälde, theil» heitere Genrebilder au» dem täglichen Lebe» oder pikante Skizzen au» der Gesellschaft. Eben so baut ist die Scenerie — bald ein glänzender Ballsaal. bald da« schlichte Familieazimmer, hier die grünen Berge und Wälder brr Hrimath, dort die farbenreiche Glnth de« Orient» mit ihrem bestrickend ae- heimnißvollen Reiz. Unter de» Brrsassern trete» un» viel« glänzeuve, längst rühmlich oaerkanutr Nomen entgegen, wie Carl v. Biucrnti, Max Nordau, Alexander Borou v. Robert», Wilhelm Jens««, konrad Delmanu, Wilhelm Raobe, Wilhelm Berger. Amely völte, Sophie Verena, B. v. Suttner, Marc, voyen, F. v. Kopff-Sssenther, Id« Boy-Ld, Emil Marriot u. a„ aber auch die Beiträge der weniger bekauutea Autor«» erscheine« wrrthvoll genug, um de» Leser» zur Freude zu gereiche», Da die Sammlung mit großer -argsalt za« samweugestellt ist. — - Kost» «rrd Telegrapheuwesea. *— Iaternatio,alrTelegraph«». Da-KabelTrtaidad. Demarar» ist anterbiochen. In Folge dessen erleide»Telegramme nach Demarara nnd Berbice Verzögerungen vou 8—4 Tagen. (Stugesaudt.) St» De» ksrcheupurkauD-weetle». Die Anmeldung zu deu ktrchenvorstand«»atzle» i» der Thoma«. und Nicolai'Parochir bat stattgesundru uud wir schreite» jetzt dem Tage entgegen, an welchem jene VertretuagSkörper vollkommen ergänzt werden sollen. Da dürft« es am Platze sein, aus dte Be deutung d»eser Wahlen hinzuweijea »ad einig« der heruoeraaendste» Ausgaben namhaft zu macken, welche vo» dea kircheavorst仫» der genannten Parochieu iu» Auge zu soffen sein werde». Wir haben erst neulich in diesem Blatte di« Klage gehört, daß da» kirchlich-religiöse Leben in unserer Stadt »och viel zu wünschen übrig läßt. Dem gegenüber muß aber auch daraus hlugewiese» werden, baß e» in Leipzig auch Leute giebt, welche die Mängel »ad U »Vollkommenheiten tu ualrru kirchlichen Verhältnissen »icht »ur erkenne», sondern ihaeu mit ebensoviel Einsicht and Energie at» gegentreteu. Wir weisen an erster Stelle aus die Tbätigkett de« Kircheaban- verein« hin, dem wir die neurrbaate Lutherkieche verdanken. Wir gedenken andererseits der Petition, welche wegen llmwandinag der Jokanniskirche in eine Porochialkirche von einer beachtr^werthen Mitgliederzahl der N colaigrmeindr an den Sirchenpatroa der Stadt erst neuerdings gerichtet worden ist. Gleichwohl dürste e« sür Jedermann aus der Hand lirgeu. daß, um zu der so driagead ge« botknen Bermebruug der Pa rächten zn gelangen, uoch manche» Hinderniß weaznräumrn sein wird welche« die Verhältnisse ent- gegenstellen werde». Diese Hemmnisse zu beseitigen, wird ober vor- zugsweise Sach« der kirchenvorftände sein, und da» um so wehr, da von ihaeu erwartet werde, kann, daß wir die Bedürfnisse ihrer Gemeinden kennen nnd demnach auch wissen, in welchen Bedräng nissen sich dieselben befinden. E« ist auch zu erwarte«, daß wenn die Behörden dermaleinst zur AuSsührung verschreit«», eS die Kirchenvorftände sei» werben, welch« die detaillirtea Vorschläge über die Einrichtung der neuen Parochieu zu machen haben; Grund genug, bei der jetzt bevorftrhrudea Neuwahl auf dies« Ersorderaiffe za achten. Wenn ober auch di» Abzweigung der Johanni»- und Lother- parochie glücklich ins Werk gesetzt worden sein wird, so bleibe» di« Mutterparochien doch immer noch so groß, daß bei dea jetzt bestehenoen Einrichtunge» au eine ersprießliche Seelsorge, aus die doch mit ollen Kräften hingearbeitet werden muß, nicht zu denken ist. Es wird daher näthig sein, daß jede Parochie, wie in DreSde», in eine Anzahl Seelsorger-Bezirke eingelheilt und daß an dea Peripherien derselben Betsäle riogerichtet werden. R-icht hierbei die Zahl der Geistlichen nicht auS, so mag es getrost versucht werden, einen Appell an da» Latenelement zu erlassen- Wir sind überzeugt, e» wird hier, wie bei dem Kindergottesdieuste, »icht an Solche» mangeln, welche gern mit Helsen, Trost und Hilft in die Häuser der Verlassenen zu trogen oder den Frrnwohnenden da» Evangelium aus halbem Wege entgegenzubringen. Einem jeden dieser in Aussicht zu nehmenden Seeljorgerbezirke müßte ein Geistlicher der Parochie vorstehen und er allein Kälte auch hier die Tollten und Trauungen vorzunehmen, die Confirmaaden zu unterrichten und den Begräbnissen be'juwohnen. WaS die I-tzierea anbelangk. so wissen wir rech» wohl, daß einem solchen Borschlage die neue Brarökiiißoedaung entgegen» steht. Aber wir haben die Hoffnung, daß unsere kirideiivorsländ« daraus dinardeitra irerden. diese Ordnung, welche den Ansorderunge» einer ersprießlichen Seelsorge io keiner Weise entspruht, selbst wieder, uud zwar möqlichst bald, zu Grabe zu tragen. Ein anderer Schritt zur Beiciiigung unserer kirchliche» Miß stände und zur Heouig drt kirchum-religiösen Sinne» innerhalb der evangelüchen Bevölkerung Leipzig» dürfte in der Sinrichtnag von Diöcelanverlommlungeo liegen, wie solche auch in der Kirche »Vorstand»- und Kynooalordnung vom 30. März 1888 vor geschrieben sind. Unsere» Wissen» ist seit Bestellen diese« Gesetze« in Leipzig erst «in« rinziae dieser Versammlungen abgehaltru worden, und doch dürfte «» für Jede« aus der Haad liege», daß durch solch« Versammlungen, »»mal wenn ilme» der »arch da» Gesetz gebotene Charakter der Orffentlichkelt gegeben wird, eine Be lebung de» religiösen Sinne» in deivorragendem Maße hrrvoraerusen werben würde. Auch hierzu können die kircheiivorstände viel bei- tragen, wie e» deua auch wohl nur an ihnen liegt, daß über ihre Sitzungen van Zeit zu Zeit in öffentliche» Blätter» berichtet »erde. Ls ließe sich noch mancher Wunsch ausspreche», aber »ft »allen uns heute mit dem Gesagten bkinügeo. Wir sind vorjetzt zosrftde», wenn von Denen, welche sich zu deu bevorstehende» Wahle» an- gemeldel haben, recht viele an der Dablnrae erscheinen und damit zu erkennen geben, daß ihne» da» durch da« Gesetz gewordene Recht, an ihren Kirchengemeiude» thättg Mitwirken z» lönue», brilta uud theuer ist. —D.
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