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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188706025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-06
- Tag1887-06-02
- Monat1887-06
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1887
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Erscheint täglich stütz 6'/, Uhr. Rrdalttoa »ad LrpMi«, JahanneSgassr 8. Aprrchliimtru der Nrdactio«: vormittag! 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. a« d «lick,-»« n»»kt-»dt«r «acht sich r , «ktac»»» nicht v-rdintll». ««„»Mt »er ftr die nSchstf«l,en»e Kn««er drstt»«tr» Inserate an vachrutitgr» hi» S Utzr Nach«ttt«a». anSoan- »udFestta,»» srktz »io'/.SUHr. Z„ den Filialen sur Ins.-3Znnahm: Ltta Kle««, Universität-str-ße 1. Lant» Lösche, Üotharincnstr. 23 part. a. König-Platz 7» m,r bi«'/.» Uhr. tlii'.igcr.Tngcblait Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage LS7S« -lionnrmriitspreiv viertel,, -j'ä Mk incl. Brinaerlohn 5 Mk, durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Pf Belegexemplar 10 Pf. Gebühren tür Extradeilagen <in Tagedlatt-Format gesalzt) ohne PostdesSrdetiing M Mk. »Nit Postbesördening 70 Mk. Inserate 6qespaltenr Pctitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Preisverzeichnis!. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach Höhen« Tarif. Ueclamen aater dem Redactionssirich die sgespalt. geile SO Pf., vor denFamilicnnachrichien die Ogelvaltcne Zeile 10 Pf. Inserate sind stets an die tv>,pcSitioi» zu sendrn. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenunwramlo oder durch Post nachnahme. irr. Amtlicher Theil. v>t««litz-vtrsikisrriini. Der an der südöstliche» Ecke der von der klügeren Hospital- siraßc durch di« dem hiesigen Johanni-Hospitale gehörige Parzelle Nr. 283 des Flurbuch« für Reudnitz nach der Eilen« burger Straße herzustellenbeo verbindung-straßr gelegene Baaplatz von ca. 7S8 Quadratmeter Flächengebalt soll Freitag, de« 8. J««t d. I. Vormittag» TL Uhr ,a> Saale der Alten Waage hier Katharinenstraße Nr. I, u Etage, za« Verkaufe versteigert werden. Der Lersteigrrung-termin wird pünctlich zur angegebenen Stunde eröffnet, dl« Versteigerung selbst aber geschlossen werden, wenn nach dreimaligem AuSrufe kein weitere» Gebot mebr erfolgt. Die Versteigrruna-bedingungen nebst Situation-plan liegen aus dem RathhauSsaalr hier, I. Etage, zur Einsichtnahme aus und e- sind Exemplare der erstcrrn in dcr Sportrlcasse I ebendaselbst, Zimmer Nr. 2» für 1 ^tl verkäuflich. Leipzig, den 10. Mai 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. I» 2507 vr Georgi. Eerutti. Donnerstag den 2. Juni 1887. 8k. Jahrgang. Vrkankilmilchung. Die Pflasterung der Quer-StraHe und der Fahrbahn IN der Reue« Börse ist vergeben und werden die unberück« sichtigt gebliebenen Herren Bewerber deshalb hierdurch ihrer Offerten entbunden. Leipzig, den 28. Mai 1887. lb. 1688. Der Rath der Stadt Leipzig. 645.vr. Georgi. 'Lichoriu-. Städtische Sparkasse beleiht Werthpaptere unter günstige» Bedingungen. Leipzig, den 20. Januar 1887. Die Svarcasten-Deputatio». Vekanntmachung. Der von der Lagerhos-venvaliung am 30. August 1881 unter Kr. 78260 ausgestellte, auf Vk. Bachmaua tu Leipzig lautende Lager- schri» über ausgelagertr s Kisten und Hou-gcräih, gezetchuet 0. v. s. Ar. 101 bt-IW, gewogen 23t leg, Ist -ei »n« et- abhaedetl gekommen aagezeiat worden. vir fordern de» Inhaber de- Lagerschems hiermit auf, sich mit demselben binnen L Monaten und späiesten- di- zum 5. Tcptrmber 1887, bei Verlust jeglichen Anspruch- an die Lagerhos-vrrwaltung in der Ligerbos-Expebilw» zu melden. Erfolgt keine Meldung, so wird der Lagerschein für erloschen »eb unwirksam erklärt und ein neuer Lagerschein au-gefertigt werden. Leipzig, den 1. Juni 1887. La,erbos »er Statt Leipzig Gethrr. Vermitlljung der alten Vilchhjtndler-VSrse. Die alte v»chhä»»lrr-B-rst, Ritterstraße Rr. 12 hier, wird »mn>u«siu»lich spätesten- zu Johanni 1888 in dr» Besitz der luiurriität übergehen. Dieselbe enthält sm Parterre die Geschäkt-räume de- Borstande del BSrienverein» der deutschen Buchhändler und eine» kleinen kial. tu der Ltoge, einen dieselbe vollständig umsasseudeu, Saal mü Galerien. Vereine »ud andere Reflektanten, welche diese Räumlichkeiten pilammea oder getrennt ohne wesentliche Umgestaltung ermiethen möchten, wolle, sich gesälligft mit dem unterzeichnet«» Rentamt ta- tztrnehmen setzen. Leipzig, am 27. Mai 1887. llni»erfi1it«-Nr»ta«t. Gebhardt. Gesucht wird für sofort ela GaSmeister »nächst aus S Monate, jedoch mit der Au-sicht aus pändlgr An- slelung, dafera selbiger sich bewährt. Bewerbungen find unter Angabe der Gehalt-ansprüch« au den eiteezelchueten Stadtrath zu richten. Bevorzugt werden solche Bewerber, welche befähigt sind, die I-flicht über die städtische Wasserleitung und über die Central Heizung ln dem neuen Schulgebäude hiermit zu übernehmen. Zschopau, dr» 31. Rai 1887. Der Gtadtrath. Kretzschmar, vrgrmstr. Nichtamtlicher Theil. Vas Ministerium Nouvier. Da- neue französische Ministerium, welche« sich am »l. Mai den Sommern vorgestellt hat. besitzt zwei Vorzüge: eö behält den Minister dr- Au-wärtiqen auS dem vorigen Eabinet und entbehrt de» Krieg-minister» Boulangcr» alle» llebrige wird sich erst im Laufe der Zeit erkennen lassen, denn da» Ministerium scheint selbst noch nicht volle Klarheit über seine Ausgaben gewonnen zu habe». Das Programm de» neuen Labinet- »st ein getreue» Spiegelbild der Lage, weder weiß, noch schwarz, weder warm, noch kalt, sondern grau und lau. widerspr»ch«voll und ohne bestimmte Ziele. Der Hanpt- widerspruch besteht darin, daß die höchste Sparsamkeit i» der Verwaltung mit der reichlichsten Au«staltung kei Heere» und aller militairlschen Einrichtungen zr Anblschnnr gewählt ist. Rouvier ist wenigsten« si. selbst treu geblieben; wa» er in der Sitzung der Kammer »om 17. Mai al« Mittel bezeichnet», um zu besseren ßinanzverhältnissen zu kommen, daran hält er anch heut« noch fest. Sr ist entschlossen, dahin zu wirke«, daß die bestehenden Steuern den erreichbaren Ertrag geben und zu diesem Zweck die Autorität der Struerbeamten zu stärken. I«m e llnterschleife thalkriistig zu unterdrücken. Also kein» »enen Steuern, keine Anleihe, sondern Herstellung de» Ele chaewicht» im Staatshaushalt, allein durch Sparsamkeit mid scharfe Steurreintreibung. Dagegen bleibt du« Militair- bubget unangetastet, und die von Boulanger begonnene Reorganisation der Arme« wird fortgesetzt. Da- Programm de» EabmetS drückt sich darüber sehr vorsichtig au», die Rc- j>>ern»g erklärt sich bereit, sich an der Erörterung der orga- »ischen Vorlagen über die Militairverfassung zu betheiligru. Der neu« Krieg-minister hat sich in seinem Antritts-Tage-- ü.i V.N.N n weniae Sll.nmen den «u-schlag I zertrümmert. Fünf «tutenlen sind verhaftet. Spater I'.ellen brfehl deutlicher au-g«drückt: er V-SVE- >alb Slehenbleiben für gleichbedeutend mit Zurückweichen und geben werden. Die gegenwärtige Sespon hat allerding» sehr I die ^ludeitten eine L crs^ - Ür eine schwere Schädigung der Interessen de» Vaterlandes, bedeutende Ansprüche an da« Pflichlge,Uhl und die Arbeit--1 gcbungbeS MPlraue,,» gegend.e^ Gleich seinem Vorgänger will er unermüdlich an der Reform krast der Abgeordneten gestellt, allein man wird sur de» I BerrrauenS iur t.e; ge,eck ische» .l geordneten unt^r Irreal .. , _ hoffentlich nur noch kurzen Rest der Session doch erwarten ruscn aus Nicgcr, Blanc. Marluutz »nd Ze„I'..,»m-r be dürfen, daß noch einmal ein wohlbesetzte« Hau» zu Stande > schlossen wurde, well der czechische Eiub den Anlrag Gregr'S de- MilitairwcsenS arvcilen, und jeden seiner Tage will rr der Vermehrung der Slreilkräfle zur Vcrtheivigung Frank reichs und der Republik widmen. General Ferron giebt sich durch diesen Tagesbefehl als Freund de- Resormgedanken- zu erkennen, nur läßt er darüber noch Zweifel bestehen, ob er die Armee nach Boulanger'schcm Muster resormiren oder eine eigenen Wege gehen will. Wenn man erwägt, daß General Ferron von Eaussier für den Posten de- Kriegs- minister- empfohlen worden ist. und daß Saussier rin ent- Wiedener Gegner der Boulangrr'schen Reformen ist, so ist ei wahrscheinlich, daß Ferron mit eigenen EnlwUrsen kür die Reform hervorlrele» wird. Bon brr Nolhwenvigkeit, zu rrsormiren. ist auch er überzeugt, nur fragt e« sich, wie die Neugestaltung beschaffen sein wird. Sicher ist, daß auch Herren keine Ersparnisse im Heerc-wcscn machen wird, da auch sein ganze- Dichten und Trachten auf die Vermehrung der Streitkräfle gerichtet ist. Vollständig im Widerspruch mit der von dem neuen KrieyS- minister so bestimmt auLgesprochenen kriegerischen Politik legt da» Programm ve» Ministerium» den Rachdruck daraus, daß die auswärtige Politik wie bisher würdig, vorsichtig und est sein werde, und daß die Regierung mit verdcppcltem Eifer die Vorbereitungen für die Weltau-stelluna sortsetzen werde. Für diese wahrhaft praktische Politik, wie sie da- Programm nennt, bittet da» Ministerium alle Republikaner und Patrioten um ihren Beistand, um da- Werk der Arbeit und Ruhe durchführen zn können, dasselbe könne nur gelingen kommt. * Da- Befinden de» Kronprinzen macht, wie uns au» Berlin geschrieben wird, erfreulicherweise zwar lang- same, aber stetige Fortschritte zur Besserung. Zn den Fest tagen ist dcr Prinz nicht nach Berlin gekommen, doch hat er, zum ersten Male wieder seit längerer Zeit, an einer vssiciellen Festlichkeit Theil genommen. Der Kronprinz wohnte nämlich am Psingstmonlage dem StislungSsest de- Lehr-Znsanterie-BalaillonS in Potsdam, dem sogenannten „Schüppensrst", bei. Wenn man schon darau- entnehmen kan», daß die Mitlheilungen der auswärtigen Blätter in hohem Grade Übertrieben waren und daß ernstliche Besorg niste nicht mehr vorliegrn, so bestätigte der hohe Herr auch die Thatsachr der Besserung ve« Zustande- in persönlicher Unter- Haltung mit den Ossicieren des Regiment«. Ja der Kronprinz auf Aushebung der deutschen Prüfungen an der böhmisch » Universität nicht unterstützte. — Die jungczcchischen Abge ordneten, welche bei ibrer Ankunft in Prag stiirmisch begrüßt wurden, belhciligten sich an einer jungczechiscben Berernc- Versammlung, wo Gregr neue Enthüllungen, über Nicger'S .kopflose Politik" machte. Alle anbei geh ittenc» Reden waren dem Deuischihnm im höchsten Grade scinviciig und stellten den Grundsatz dcr Errichtung eine« czech scheu Staate« auf. Die Studenten wollen auch den allez chischeu Abgeordneten Zucker und Kaizl nach Wiederaufnahme der Vorlesungen ihr Mißtrauen kundgcben. * Einer der eifrigsten Verfechter eine« russisch-französischen KriegSbüntniste«, General Bogdanowilsch, ist irr U». gnade gefallen. Wie au« Petersburg gcmcldcl wurde, ist General Bogdanowilsch, atlachirt dri» Ministerium de« Innern und ä In Luito dcr Armee, seine« Amte« enthoben worden. je.gt,g°"zd,eselbe,eutsel,g- undhitereStNunung E'mm» Gründe, welche diesen überraschende» Stur, herbei- und sprach v-rsch.cbcnll,ch Solva'-nan. um sich nackl -hr-n I r,j.,e Mittheilung vor. doch kü. sie» ^erde,. ^enel.! s>- schwerlich in der politisch«. Haltung de« General« zu prinz noch immer in der Cur. die Beizungen werde» reget müßig fortgesetzt, und da» Beste erhofsen di« Acrzle »och immer von dem Eintritt der wärmeren Witterung, welcke in diesem Jahre länger al- je aus sich warten läßt. Thal suche» sein. — lieber einen neuen Nihilistenproces; meldet man der .Kölnischen Zeitung": .In dem Proccß Sabatnikow Wcrbr» nicht, wie ursprünglich gemeldet, drei, sondern sieben verschiedene nihilistische Verbrechen zur vcr- sächlich ist aber a.h. jetzt di- Geschwulst im Halse m dauernder » den schm, g^ ldcl" Rückbildung bestnsten.^ und e« wird ..ich- .nehr^ I ^. ^ '^brikation von Sprenastossen und die Thä'.akeit durch die Unterstützung Aller. Die radicalr Linke hat ihre Röe OpeÄchn wird"vo7 sür^-rs°rd7rttch Unznsriedenhett mit dem RegierungSprozramin m sehr eut«^ ^ — - "> - ^ chiedener Weise durch zahlreiche Unterbrechungen drr Verlesung de- Programm- und durch da» Bcrlangen bekundet, daß die Mi nister ihr Programm näher varlegen mögen, und dazu hat sich Rouvier bereit erklärt. Die Radikalen hatten nicht» Geriligere- im Sinne, als da» neue Cabinet noch i» derselben Sitzung zu kürze». Da» ist ihnen zwar nicht gelungen, aber Rouvier wird rinen sehr schweren Stand haben, da- ist schon jetzt klar, vorläufig scheint ihn, die Mehrheit dadurch gesichert, daß die gemäßigten Republikaner und die Monarchisten aus seiner Seite stehen. Diese» Verhältnis, hat sich schon an dem Tage herauSqebildet, al- Barvoux. Ferry und Baron Mackau sich zu« Präsidenten Grevh begaben, um »hm wegen Berufung Hloquel'S zur CabinelSbildung Vorstellungen zu machen; auch da« Einverstänvniß der drei rrpublikanischrn Gruppen de« Senat- über die Nolhwenvigkeit, Boulanger zu beseitigen, ist dem neuen Ministerium günstig, seine Gegner sitzen ausschließ lich auf der linken Seile de- Parlament-. So reich an Wider sprüche» auch da» Programm de- neue» Cabiuet« ist. so scheinen die Gegner desselben doch noch viel weniger zu wisirn, wa- sie wollen. Sie wissen nicht« Bessere- zu lhn», al- da« Cabinet mit Fragen über seine wahren Absichten zu bestür men, statt die weitere Entwickelung ruhig abzuwarten. Ob da« neue Cabinet seiner Ausgabe gewachsen ist, kann sich doch unmöglich schon am Tage der Ücbernahme der Regierung zeigen, und cS wäre interessant, zu erfahren, evie denn eigent, lich da« Programm beschaffe» sein müßle. dem die Radikale» hre Zustimmung geben würden. Unzweifelhaft jedoch so. daß die Opportunen. Lcntrum und Rechte nicht damit einver standen sein würden. Da« hervorstechende Merkmal der gegenwärtigen Lage ist. daß die Rechte zur Au-schlag gebenden Partei geworden ist. Die Opportunisten und da« Centn,m sind nicht stark genug, um den Radikalen und der äußersten Linke» da« Gegengewicht halten z» können, sie können c- nur, wenn die Rechte sich neutral verhält oder ihre Stimmen mit den ihrigen vereinigt. Da- ist ein bedenklicher Zustand für ein republikanische« Mi nisterium, und deshalb hal auch Rouvier bereit« erklärt, baß er Hurllckkreten werde, wenn er nicht die Mehrzahl der republi kanischen Stimmen für sich habe. Daß nicht alle Radikale,, auf dem Standplinct Flcquel'- und Clöineiiccau's stehe», be weist der Eintritt von HörLdia und Barbe in da« Cabinct. Jener gehört der äußersten Linken an. dieser der rädicale» Linken, und noch am Tage ihre« Eintritt- verbreiteten die radikalen Organe die Nachricht, daß Barbe den Eintritt in da- Cabinet mit Entrüstung znrückgcwicsen habe; eS wäre also nicht unmöglich, daß die Schreier verstumme», sobald sie sehe», daß sie nicht die Mehrheit haben. Noch nie zuvor hat über die Personen, welche da« Cabinet bilden werden, eine so große Unsicherheit bestanden wie in diesem Falle. Eine wahre Flntb von Namen wurde genannt, deren Inhaber in dem Cabinet Platz sinken sollten; noch a» dem Tage, an welchem da- Ministerium zu Stande kam, hieß e», daß Sausfier da« Krieg-niinistcriuin übernehmen und daß d'Autre-me die Ministerien de« Handel- und der öffent lichen Arbeiten in seiner Hand vereinigen werde, auch für da» Marineministerium wurde noch kurz vor der Veröffentlichung der Dekrete Zaurö» genannt. Rouvier scheint »n letzten Augenblick den ersten Besten genommen zu haben, der sich ihm darvot, um nur endlich mit brr Cabinet-bildung fettig zu werben, und da- ist ihm denn auch gelungen Eine sehr dringende Frage, nämlich die, wa- Boulanger und sein Anhang thnn würden, wenn ein Cabinct ohne ihn gebildet würde, ist auch zur Zusrirdenheit erledigt worden Au» dem Abschied-tageSbesehl de- volkSlhüiiilichen General geht hervor, daß er sich in da» Unvermtidliche fügen und seinen Platz ohne Widerstand räumen werde. Ausfallen mutz an diesem Schriftstück nur die Hervorhebung seiner mili- tairischen und staatsbürgerlichen Pflichttreue, welche er anch in diesrm kritischen Augenblick bewahren werde. Er schrint damit sagen zu wollen, daß rr der Versuchung, sich mit Gewalt aus seinem Posten zu behaupten, au» Vaterland-liebe wider standen habe. An Drohungen, daß die- geschehen werde, hat es in der Boulanger ergebene» Presse nicht gefehlt, und e» bleibt abjuwarten. ob die Partei Boulanger mit drr Selbst Verleugnung ihre» Haupte» e>avcrsta»den sein wird. * Leipzig, L. Juni 1887. * Der Reichstag hat seine letzte Sitzung vor Pfingsten wegen Belchlußiinsähigkeit abbrrchen müssen, er war überhaupt I in ve» letzten Wochen vor Vr» Ferien andauernd notorisch I beschlußunfähig, auch wenn es nicht constatirt wurde. Bei > dem herannahenden Wiederbeginn der Sitzungen dürste e» gehalten. — Di, „Hamburger Nachrichten" erhalten über da- Befinden de« hohen Herrn nachträglich folgenden Bericht: Bekannt ist, daß der Kronprinz seit dem Januar an starker Heiserkeit leidet und daß auch die Cur in Ein- dieselbe nicht zu Hede» vermochte. Nach seiner Rückkehr von CniS wurde» hervor- ragende sachverständige Aerzle, unter Anderem die Geheimen Räthe Gerhardt und Bergmann zu Raihe gezogen, welche aus dem eine» Sliminbande eine geringe linicnsörmige Wucherung rnideckten, die al- di« Ursache der Heiserkeit erkannt wurde. Der eine Arzt glaubte »er Wucherung elee» d»«arttg«n Charakter znschrriden zu sollen «nd öar von der Ralhw-ndigkeit eines operativen Eingriffs überzeugt. Bei der immerhin großen Gefährlichkeit einer derartigen Operation wurden weitere Untersuchungen über die Natur der Wucherung als rathsam erachtet und deshalb der englische Spccialarzt Mackenzie telegraphisch nach Berlin berufen. Derselbe erklärte die Wucherung chon am Dienstag, den 17. Mai, nicht für bösartig und löste eia ganz kleines Stuck derselben — kaum so groß wie rin Stccknadelknops — ob. um sie zur weitrren Untrrsuchung perrn Vrosessor Birchvw zu geben. Mackenzie war mit de» chirurgischen Jnstrumenlen, die er hier vorsaiid und die er auch gebrauchte, unzusrieden uud ließ sich telegraphisch seine In trumenie, die viel seiner waren, nach Berlin komme» und liest auch nach seine» Angaben hier ein Instrument neu anfertigcn. Inzwischen wurde von Birchow constatirt, dast ras von ihm untersuchte Stück keinerlei bösartige Ehnipionie erkennen lasse. Am Sonnabend, de» 21. Mai, wurde abermals mit den inzwischen eingetroffencn Jnstru menten von Mackenzie der Versuch gemacht, noch ein anderes Stückchen de- Auswuchses loszulösen; indcst blieb dieser Versuch, der mit de» deutsche» Instrumente» geglückt war, diesmal erfolglos. Von wcüeren sehr beschwerliche» Untersuchungen wurde Abstand genommen und aus Grund der bisherigen Eegebnisse wurde dcr Ansicht Mackenzie'- beiqepslichtet, daß die Wucherung keinen bösaiIlgen Charakter trage und ei» operativer Eingriff nicht geboten sei. Auch Bergmann unter- wars sich der Autorität des englischen Specialisten, forderte aber, dast von Zeit zu Zeit von Neuen, unicrsucht wurde, ob die Diagnose Mack nzie's begründet sei oder nicht. Man hofft — wenn sich die Richtig keit derselbe» bestätigen sollte — durch Beizungen destlebel-Herr werden zu können. Mackenzie, der inzwischen nach London gereist ist, wird bei den ferner beabsichtigten Untersuchungen wieder persönlich thätig und zugegen sein. Da« Befinden de- Kronprinzen an sich ist ein durchaus normales, >dm macht nur das Sprechen, nanienilich da- längere Sprechen, eine gewisse Beschwerde. Zn wünschen ist nur, dast der englische Arzt mit seiner Meinung Recht behält und dast e« den localen Beizungen gelingt, nicht nur dem weiteren Fvrt- schreite» der Wucherung vorzubeugr», sondern auch den. wir gesagt, sehr kleinen und geringen Auswuchs allmälig zu beseitigen. Sollte ludest auch der kleine Auswuchs in seinem gegenwärtigen Umsange bestehen bleiben, ohne weiter um sich zu greisen, so würde das keinerlei Veranlassung zu einer Operation geben könne». Ta- Uebel einer dauernde» Heiserkeit würde ein verschwindend geringe- sein gegen die Ungewisthcii des Ausgange» einer Operation. Die grobe Unruhe, welche sich begreiflicherweise der Umgebung de- Kron prinzen «»länglich bemächtigt hatte, ist jetzt einer gewissen ruhigen Zuversicht gewichen, datz da» Leiden alsbald gehoben sein wird. * Ueber ein Einschreiten gegen die politische Agi tation der Geistlichen enihäit die „Kölnische Boiks Zeitung" folgende Mittheilung Schon seit Wochen wwd erzählt, dast verschiedene Geistliche de- rheinischen Anthcüs der Diücese Münster von der bischöf lichen Behörde ein Schreiben erhalle» haben, in welchem sie über eine von der königlichen Negierung z» Düsseldorf gegen sie erhobene Beschuldigung wegen ungeiiöeiger Agitation bei den lktzten Reichs- tagswahle» zum Bericht ausgesordcrt werden. Ma» nennt aus vcr- ichied.-nen Kreisen ein halbe« Dutzend Geistliche, theil- Pfarrer, thcils Copläne. denen da» Schreibe» zugegangen sei. Da» Schreiben der bischöflichen Bebörde geht davon aus, dast sie von dcr königlichen Regierung in Düsseldorf daraus antmerflani gemacht worden, dast das gute Verhält,»st zwischen der Regierung und der Geistlichkeit des Bezirk- in Folge de- Berhalten- einiger Mitglieder der letzter» bei den jüngsten Reichstag-wablen ernstlich bedroht sei. Nach der Regierung vorliegenden Benchie» hätten diele Geistlichen theil« ausdrücklich, theil- in nicht mistzuveestehender Weise die Wähler von der Kanzel herab zur Wahl der Cenirumscandldalen ausqesorderi. Da- Auftreten dieser Geistlichen, weiche den an»I,chen Einsliist ihrer Stellung zu einer gegen die Negierung ger-chiele» Agitation bei einer Wahl von ganz besonderem Charaiier gebrauch» hätte», habe hie königliche Regierung der Frage näher treten lassen, ob sie den- selben da- Amt der Local-Schulinspection einräumen und die Eriheilung und Leitung de« Religion«.Unterricht« in den Elementarschulen anvertrauen dürse. Iedensall« sehe d,e Regierung sich veranlaßt, die betreffenden Geistlichen dem Herrn Cultu-mmiftkr zur Kenntnist zu bringe» und vorzulchlagen, denlelb:,, alle Ihätm- teit tu den Schule» zu »nteri'agrn, wen» nicht Gewihheit verschaff» werde, dast sie sich in Znknnst anders verhalten würden. Hieraus »erlangt die bischöfliche Behörde Bericht darüber, ob die Beschul- digung namentlich bezüglich der Kanzel ans Wahrheit beruhe, und wenn dir« der Fall, in welchen Worten die veeinflnffnng drr Wähler stattgesunden habe. auch die Fabrikation von Spreiigstosseil und die Thättcikeit einer geheimen Druckerei in Dorpat. Obwohl die sieben Ver gehen »i keinerlei Zusammenhang stehen, ist Sabalkinow dock an allen bctheiligt. In ihm steht einer der Führer de« Nihilismus vor Gericht. Abermals ist da- polnische Element stark vertreten; auch niedrere Frauen befinden sich unter den 2l Angeklagten. Die Aburlheilung erfolgt diesmal durch ein Kriegsgericht, welche« vor dem 2. Juni seine Sitzungen kaum wird beginnen könne». Die Verlesung der 575 Druck seiten starken Anklageschrift wird allein zwei Tage dauern." * Augenzeugen, welche während der Ankunst der serbischen Königin in Odessa waren, versichern, daß alle Berichte russischer Blätter Über den glänzenden und begeisterten Empfang der schöne» Frau unwahr sind. Außer vssiciellen Persönlichkeiten hat«« sich Niemand zuni Empfang eingesunden. Die Menge verhielt sich bei der Ankunft der Königin voll kommen gleickgiltig und e« waren nicht mehr Leute aus dcr Straße al« gewöhnlich. * Nach einem Athener Telegramm des „Renter'schen Bureau«" verlautet c»i« verläßlicher Quelle, daß die gesetz gebende Versammlung von Kreta eine Coiiimissicn erwählt hat, welche sich nach Konstanlmopel begeben wird, um direct mit der Pforte über die Forderungen dcr Inseln zu unler- bandcln. Die Commission werde wahrscheinlich über Athen reisen. Inzwischen macht sich die Psortc daran, neue Truppenverstärkungen nach der unsicheren Insel zu schicken. Eine zweite Reuter'sche Depesche an« Konstantinopel, vom 28. Mai datirend, spricht von einem amtlichen Demcnli dcr bekannten Gerüchte über eine Palastrevolution. Eine freiwillige Reise de« Scheits Selmane Esfcndi nach Bagdad soll Anlaß zu dcr salsche» Meldung gegeben haben, daß mehrere bisherige Vertrauen-personei» aus dcr Umgebung de« Sultans verbannt worden seien. Diese« Dementi lautet kaum bestimmter als da« angeblich salsche Gerücht. * Weder die französische» Chauvinisten, noch die russischen Panslawisten sind von dem Inhalte der englisch-türkischen Convention bezüglich Egypten« sonderlich erbaut. Um den Begriff »och näher zu präcisircn, so könnte man sagen, da« bloße Factum, daß eine Eonvcnlion wegen Egypten« zwischen den beiten »ächstinteressirlen Parteien übcrbanpl zn Stande gekommen ist, genügt, um da« Mißfallen dcr Anhänger der eingangs erwähnten polilischenTendenzen zu erregen. Den., c« liegt ja aus der Hand, das; kein englische« Cabinct jemals eine Convcnlion wegen Egyplcnü cingchcii könnte und wurde, deren Inhalt mit den am Nil cngagirte» Interessen dcr britischen Weltmacht unverträglich wäre. Ter Effect jeder solchen Eonvention kann mithin nur darin bestehen, die Situation Egypten«, unbeschadet der dort obwaltenden realen Macht- Verhältnisse, formell dabin uiuzngcstalten, daß Einspruchs- crh'.'bungen von dritter Seile ein diplomatischer R egel vor, geschoben wird. Internationale Vereinbarungen bleiben durch etwaige Sonderabmachungen zwischen London und Konsia»- tinopel selbstverständlich unberührt. Die europäischen Gläubiger der egyplischen StaalScasse. die Interessen de« Handel vvrlelnö durch den Suezcanal beruhen ans vollwichtige» Garantie». Wa« England mit der Pforte wegen Egypten verhandeln möge, kan» immer nur aus d,e allmälige Nvrmalisirung der durch England« militairische Actio» s. Z. am 'Nil geschaffenen Pcr- bällniffe Bezug haben. Nnn erachtet bekanntlich die englische Politik die Etablirnng de« Uebergeuwchte« de« englischen Ein flusses dort, wohin dcr tireclcstc Weg nach Indien durch den Tnezcane.l führt, als ein LebenSintereffe der britischen W ll- machlstellung. Zn welcher Form dieser Einfluß gewabrl wird, ist den Londoner Slaalsmänncrn mehr nebensächlich; hierüber sich mit der Psorlc zu verständigen, mar die Ausgabe Sir Drnmmvnd Wolfs'», und daß ibn» die Lösung der selben gelungen, zeigt eben dcr Abschluß mehrgedachtcr Cvuvciition. Au« derselben Quelle nun enlstießt auch da« Mißvergnügen der sranzösischen und russischen Gegner Eng land«. Frankreich specnlirt selbst aus Egypten und noch aus verschiedene andere bisher türkische Millclmcerländcr. Ruß land endlich betreibt seine maritime Politik im Stille» Ocean, sowie im Schwarzen Meere nach einer Richtung, welche ihm jede Befestigung der Oricnlstellung Englands in hohem Grave unsympathisch macht. Cbanvinistcn und Panslawisten plaudern daher, von ihrem hitzigen Tempcrameitt verleitet, Dinge au«, die. wenn sie anch dcr ossiciellen Beglaubigung enlbehre», doch eine recht reelle Unterlage haben und von symptomatischer Bedeutung sind. Die sociaIMche Üewegung in Leltzien. * E« ist leider nicht zu verkennen, daß die im Laufe der « ^ ..I ^ I Tage au» Belgien eingetrossenen Nachrichten immer ve» Coiislicl- zwischen Zungrzeche» und I brsoranißerregender lauten. Nach den neuesten Meldungen ^ Pfingslseiertaae in Prag I aus Brüssel scheinen sogar die Versuche der belgischen Social- sin eni, che Demonstrationen statt. Herrn Rieger wurde > temokralcn die Sympathie ihrer Genossen in den sranzösischen
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