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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.12.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188612304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861230
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861230
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-12
- Tag1886-12-30
- Monat1886-12
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.12.1886
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Aevactloi» uv- Lrprtüis» Iohannesgasse 8. Aprechssundru der LedarUoa: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag« 6—6 Uhr. Nt» tl« »Uäz-d, einattandter M-nuicrivt« «acht kch . t«, «etaaioa nicht »krbuällch. Annahme »er für »ir nichftselgen»« Nummer bestimmte« Jnferatr «» Wochrnta-en dt« 3 Uhr Nachmttia,«. au Sann- und Fetttane» srutz di« '/,0 Utzr. Zn den /Malen für Ins.-Ännahme: ktt« klemm, Universilätsstrati 1. L-»i» Lösche. Katharineastr. 23 pari. u. -Snlg-plotz 7. nur dis '<.3 Uhr. tlMlger Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage IS7S0. Zlbonnrmriilsprris vienelj. 4'/, KkN. tncl. Br ngeriodn 6 Mk.. durch die Pest bezogen 6 Mk. Iev« einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pst Etebllvren für Extrabeilagen lin Tageblatt-Görmar gefalzt) »h»e Posibesördcrung ä) Mk. Mit Poslbetörderung 60 Mk. Inserate 6gespaltene Pctitzeile 20 Pf. Größere Schrtilen laut uui. Prei-verzeichniß. Tabellarischer n.Ziffcrnlatz nach HSHerm Tarif. Kerlämen »nker dem Redaktion« strich die «gespait. ZetleäOPf.,vor deu Famiiiennachrtchlea die Kqeipailear Zeile 40 Pf. Inserate fiuo siel« an die Hrpröttioi» za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praoonmeranäo oder durch Post- Nachnahme. 364. Donnerstag den 30. December 1886. 8V. Jahrgang. Zur gtWgkli Vellchkung. Um bei Ausgabe der Legitimationskarten zum Abholcn des Tageblattes beim Quartalwcchsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Rechnung bereits von heute an in Empfang genommen werden können. LxpeiUtlvn <Ie8 l-elprlser TnFOdlnttes. Amtlicher Theil. StSeiilllllie Sitzung tzrr Stidt»rr»rl»lrtr» Montag, am 2. Januar I8K7. Abend« S Uhr, tm Laote der t. Bürgerschule. Tage»orv nung: 4. Wabl de- BoisteberS und brr beiden Dicevorsteher. H. Wahl der Mitglieder dcS WablauSschuffcS. Hl. Bcstimniung eines neugewählten Mitgliedes au« der Elaste der Ansässige» und eines solchen au» der Classe der Uiiaiisäsnzen durch da« Leo-, welche Beide Euve 1887 auszuscheivcn haben. Für da» Unterlassen der Zusendung vou Neujahrskarten zahlte,. ferner an da- Armcnamt: Herr Sladtrath Nagel . . » 6 » » Wagner 6« — » » » Sckarf 6» — - » » Dürr 6 » — » - Arckidiakonn« I)r. Grase . . z . . . 6 « — » » Gustav Plaut 6 , — « - Sieskind-Sieskind 6 . — , , Spediteur Moritz Merfeld 6 « — » » Architekt Moritz Münch 6 « — « » Kaujm. Friedrich Honchet 6 » — -> « » Joses Fiulelsteia 6 « — - » » Nobert Lene » Fa.: » 6 » — - » - Carl Schilling / Leue L Weise / 6 - — . » Cousnl B.ckmann K « — - - Carl August B-ckcr 6 » — - » lliechl-aiiwalt Carl Schrcy .....8» — » « Frau; Eduard Sleinbach 0 » — » worüber wir hiermit dankend quitliren. Leipzig, den 29 December 1886. Der Natk der Ltadt Leipzig. (Arincnamt.) Ludwig. Wolf. Seidel. Dekanntmchnng. Die aus den 8L. diese« Monat« an der scanne Witzer Linie unweit der weißen Brücke anberaumte Hoij- Haufen-Auclion wird mit Rücklicht aus die Witterung»- vcrvätloissc hiermit ausgehoben. Leipzig, am 27. December 1888 De« Rath« Forstdeputatlon. Einladung. Nach einer am 1. Dnemder d. I. von den zunächst Betbelllgten getrossencu Bereinbarung jollcn monatlich zweimal, and zwar jrheS- «al am I. und 3. Mittwoch -e« Monat«. Vörseu-Ta-r sür Mole «na Walengar« in der Neuen BSrse zu Leipzig abgehaltea werden. Der 1. dieser Börseu-Tage findet Mittwoch, de« 3. Januar 1887 statt. Demselben wird eine Vormittag« 11 Uhr im kleinen Saale der Neue» Börse abzuhalteude Besprechung voranSgehen, zu welcher alle Inter, sjkiiten de« Wolle, gewerbe» hierdurch eiugeladen werden; den außerhalb de« Handelstauimerbezirl« Leipzig wohnend«» Ldeil. nedmern werden aus Anmeldung »arten zum Besuch der Börse kostenfrei ansgescrtigt. Bi« irtzi haben über dreißig auswärtige Firmen ihre Theilnahme an den Lörsen-Tagen zugeiagt, und zwar aus solgenden Orten: Apolda, Lhemnitz, Dessous Sera, Harlhou. Mildenau, Ljchatz, Pösnrck. Rowlitz, Ronneburg, S«ö»on. Teich woliramsdors, Teisin. Werdau, Wilkau und Zwickau«Schedewitz Le pzig, deu 28. December 1886. Der Vorsitzende der Ha«»el»ka«»er. vr. Wach « muth. vr. «ensel, S. Holz-Anction. von den aus dem Zweukaner Aorftrediere im tkichholz, io dr« Abiheilungen 41 und 43 aufbereitetrn Hölzern sollru Monta«, den 10. Januar 1887, von vormittags '/,10 Uhr an 73 eichene Klötzer, 10—112 cm stark» 2 6—3 w laug, 24Ü Weißbuch. » 8—69 « . 2—7 » » 63 rüsterue « 8—76 » » 2^—8 » » 199 escheue » 9—31 » »1 „ ^ « 29 odorae » 8—2? » » I » » 30 erieue « 8—16 « » 3—4 » » 33 eicheae I 692 eichene r Slangenklötzer 7—12 ew park, 26—4 w lang. 11 rüfterne f S üm eicheae Nutzscheite «nd Dtensta«. den II. deffelde« Monat«, edeusaas von vormttia,« '/.Iv Uhr t» 68 Lw harte Brenuicheite. 19 » « Brenukuüppel, 43 « » Zacke». 2 » barte« Bruchholz, 376 « « vreuare s,q. 32 » hart« Louahausr», 69 » . Stöcke meistbietend gegr» soiortige vezahlnug „d «ntrr den bekannt »a gebenden Bediugungeu versteigert werde». versammln»! aus dem Schlag« au der soaeuauntr» Hakbiasel GrlSetunahwe im Vasthosr „Zum Kronprtnz" i» Zwenkau, komgl Korstrevierverwnltn«, Zwrnka» NN» tbntgl. Karftr re»t«»1 Lnrte». de, 37. December 188«. S«»I«r. v«ch»«»>. Nichtamtlicher Theil. Vle öffrnMche Kundgebung für Annahme der Militairvorlage. * Schon gestern ward an anderer Stelle ans die Wichtigkeit der Kundgebung für die Militairvorlage hin» gewiesen, welche eine Anzahl von Männern hiesiger Stadt, au» verschiedenen BerusSkreisen und von verschiedener politischer Richtung, in einer sllr heute. Donnerstag. Abend 8 Uhr, im Kcysiallpalast anberaumten öffentlichen Versammlung beabsichtigen. Da- Bediirfniß einer solchen Kundgebung, der Wunsch, daß die von den verbündeten Regierungen dem Rcich-lag unterbreitete Gesetzesvorlage wegen Steigerung unserer nationalen Wehrkraft von Setten vr» Lctzlern unverzögerte »nd unbeanstandete Annahme finde, dieser Wunsch ist, wir glauben un« darin nicht zu täuschen, in unser» Stadt und im ganzen Baterlaude ein weitverbreiteter. Haben doch sogar mehrere nambaste Mitglieder derselben Partei, deren Wortführer im Reichstage die N,gieru»g-vor» läge bekämpfte», einem solchen Wunsche bereit« öffentliche» Ausdruck gegeben. I» der That sollte hier, wo r- da« höchste Interesse der ganzen Nation, die Sicherheit de- Reiche«, gilt» jede Partei» sttinnie schweigen und jeder Einzelne sür sein Tsteil dazu Helsen, daß Alle- geschehe, wa« jene« höchste Inter sie gebiete risch erheischt. WaS diese- sei, darüber steht aber doch gewiß de» vielbewährte», von ganz Europa angestauntei, Ralhgedern unsere- glorreichen Kaiser- im Eabinel und im Felde, emem Bi-marck und einem Moltke. ein so sichere- Nribcil zu, daß ie nicht- fordern werden, wa- nicht unumgänglich nothwendig ist, aber auch aus nicht» verzichten, was sie nach ihrer gewisiertt haften Ueberzeugung sür unentbehrlich halten. Wenn wir im wodtderechtigten Vertrauen zu solchen Männern, vor Allem zu unserem ollverehrten Kaiser selb», der sicherlich nicht leichte» Herzen- und nur im vollen Bewußt sein der dringende» Sachlage und seiner veraittworttxtikett vor Gott sür re- Reiche- Wohl und Wehe von de» kenlschen Völkern neue Opfer verlangt, unseren Vertretern >m Reichs tag« au- Herz legen, sie möchten diesen Antvritälen sich an» schließen, so erfüllen wir nur eme patriotische Pflicht. Möge denn dieser Pflichterfüllung sich keiner unserer Mitbürger entziehen! Möge keiner denken: „Aus Dick kommt e» nicht an. eS werden ohne Dick schon genug zur Stelle fein!" Wohl kommt e- aus jeden Mann und jede Stimme an! Nicht blo- den, Reich-tag gegenüber, damit dieser den wahre» Ausdruck der Bolküstimmung keniien lerne, den er kan» gewiß nicht unbeachtet lasten wird, sondern auch gegenüber dem AuSlande, damit diese- sich überzeuge, daß dinier der deutschen Regierung allzeit die deutsche Nation stedt, so oft rS gilt, die zwar friedliebende, aber auch gegen jeren Angriff zur Abwehr bereite Politik derselben auj da- Kräftigste zu unterstützen. Rückblicke aus das Fahr Mb. n. Deutschland- auswärtige Politik war auch im vergangenen Jahre wie seit der Nenbegrünvung de- Deutschen Reiches in erster Linie aus Erhaltung de- europäischen Frieden- gerichtet. Noch nie znvor seit Beendigung de- veutsch- sranzösischcn Kriege- war die Gefahr einer Frieven-störung so groß wie während der Krisis des ÄabreS 1888. die leider »och sorlvauert und deren Ende noch nicht abzusehen ist. ES liegt in der Natur der diplomatischen Beziehungen, daß sie während kritischer Lagen nicht offen zu Tage liegen, sonder» daß der Schleier de- Geheimnisse-, welcher sie verhüllt, erst gehoben wird, wenn die tAesahr vorüber ist. Wir sind deshalb aus die Beobachtung derjenigen Vorgänge beschränkt, welche durch die Presse bekannt geworden sind. Beim Beginn de- Jahre« war die öffentliche Aufmerk samkeit aus Vre griechischen Rüstungen gerichtet, und Deutsch land war mit den übrigen Großmächten bemültt, Griechen land zur Abrüstung zu veranlassen. Diesem Zwecke diente die Gesammtnote der Mächte vom 25. Januar, welche kate gorisch erklärte, daß Europa einen griechischen Angriff zur See gegen die Türkei nicht dulden werde. Da diese Note nicht die gehoffte Wirkung halte, so erhielt Griechenland am K. Mai ein Ultimatum mit der Ankündigung, baß die Gesandten abreisrn und über die griechische Küste die Blockade verhängt werben würde. Den Worten folgte die That. am 7. Mai verließen die Gesandten Deutschland». Oesterreich-Ungarn-, England« und Italiens Athen, und England führte im Ein versländniß mit den übrigen Mächten die Blockade auS. Be kannllich blieb der französische Gesandte in Alben zurück. Erst Ende Mai fügte sich Griechenland den Weisungen der Mächte, und die Blockade wurde wieder ausgeboben. nicht ohne dem Lande empfindlichen materiellen Schaden gebracht zu haben. Weit größere Gefahren als der griechisch«türkische Streit brachte die bulgarische Frage dem europäischen Frieden. Bon entscheidender Bedeutung für die Entwickelung dieser Kroge war die Annahme de« russischen Vorschläge», den Fürsten Alexander nur aus die Dauer von fünf Jahren zum General- gouverneur von Ostrumelien zu eruennen. durch die in Kon- nanlinopel am 5. April zulammengetretenea Botschafter der Großmächte; denn dieser Beschluß erregte in Bulgarien tiefe Unzufriedenheit und führte in seinen Folgen zu der Abdankung de« Fürsten und Le» daraus hervorgehenden Wirren. Die Gefahr, welche täglich drohender wurde, war dir Möglichkeit «ue- Bruches zwischen Rußland und Oesterreich - Ungarn wegen verBerschiedenheit der beiderseitigen Interessen aus eer Balkonhalbinsel. Gras Anvrasiy machte zuerst im ungarischen Abgeordnetenhaus? daraus ausmerksam. daß die Ernennung de- Fürsten Alexander zum Generalgouverneur von Ostrumelien aus die Dauer von fünf Jabren nicht als vi» Lösung der be stehenden Schwierigkeiten, sondern al« der Keim neuer schwerer Verwickelungen zu vetracktten sei. Die deutsche Politik erkannte ihre Ausgabe von Anfang an darin, einem drohenden Zer- würsniß zwischen Rußland und Oesterreich vorzubeugeu. Diesem Streben waren die Zusammenkünfte der Minister Kalnoky und Gier« mit dem Fürsten Bismarck in Kisfingen und in Fran;rn»bad gewidmet, und diese Frage war e« auch, welche de» Hauptinbalt der Besprechungen der Kaiser von Deutsch land und Oesterreich in Tasteiu bildete. In Ungarn herrschte ossrnbar die unrichtige Anffafsung vor. daß Deutschland die Pflicht habe, Oesterreich-Ungarn im Falle eine« Kriege- mit Rußland al- Bundesgenosse zur Teile zu stehen, aber Gras Kalnoky und Gras Taaffe ließen darüber keinen Zweifel be gehen. daß der Zweck de» Bündnisse» zwischen Drulscbland und Oesterreich-llnqarn so weit nickt reiche. In dieser Be ziehung bestand offenbar sckon zur Zeit de- Staat-streick« vom 2l. August, durch welchen Für» Alexander von Bul garien entthront wurde, volle Klarheit zwischen de» Souveränen und den leitenden Staatsmännern. und de-hald konnte auch die Zurückhaltung Dentscklanvs in der bul garischen Krage in Wien und Pest nicht überraschen. Der deutsche Slanvpnnct wurde unmittelbar nach dem Staatsstreich vom 2l. August in der „Nordv. Allg. Zkg." kurz und bündig dabm kargelegt, daß diese und anvere Be wegungen in Bulgarien die deutschen Interessen nicht be rühren, und eine ausführlichere Ailseinanders-tziing der Sach lage folgte aiSdald, nachdem vle öffentliche Meinung Zweifel an der Nichtigkeit dieser Politik geäußert hatte, durch dasselbe Organ. Die „Nord». Allg. Zkg." lehnt« in der Nummer vom 2. September die Znmittbnnq. daß Teutlcblanv gegen Vle dem Fürsten Alexander durch Rußland widersabrene Be handlung in einer Note Widerspruch erbebe» solle, mir dem Bemerken ab, daß eine solche Note von Rußland eine energische Zurückweisung erfahren und den Krieg zur Folgr bade» werde Da» Kanzlerbiatt erinnerte an die Carolinen« sragr und warnte vor der künstlichen Erregung und Irre führung de- Volke- durch Artikel, wie sie die ultramonlanen und freisinnigen Blätter brächten. Die Herren Richter und Windihorst würden bald Gelegenheit finden. ihre Batteiiberg'ichc Politik von der Tribüne de- Reich-tageS herab zu verkünden. Der Reichstag trat bann bald daraus zur Bestätigung de» Handelsvertrags mit Spanien zusammen, aber die Besprechung der bulgarischen Frage unterblieb. Die österreichische Auffassung von der Natur Ve» Bünd nisse- zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn wurde vom Grasen Kalnoky in der Sitzung de- ungarischen Dele- gatwn-auSschusse» vom t3. November in folgender Weise au-gedrückt: .Er ist selbstverslänvlich. daß zwei Großstaaten von sotcvec AuSdebnung, die vom Baltische» Meere biS zur Aorta reicht, auch Sonderinteressen haben, welche vollkommen außerhalb der Interessensphäre de- anderen liegen können D>« deutsch« Regierung bat nie ein Hebl barau» gemacht, daß sie Bulgarien nur insoweit iittereisirt, al- damit der F ieve im Orient und in Europa in BerbinvNng steht. Der Reich»kanzier bat diese» Slanopunct sestgehgtten. und dem gemäß dal er auch nicht sür Bulgarien und nick» für Wünsche einer oder der anderen Macht, sonvern sür den Friede» seine Ratbschläge geaeden und seine vermittelnde Tväligkeit ent faltet." Gras Moltke bat dann im deutsche» Reichstage drei Wochen später diese Erklärung dahin ergänzt, daß trotz des Weclhe« deS österreichischen Bündnisse- für Deutschland doch ein großer Staat nur durch seine eigene Krast bestehe, und damit die llederzeugung ausgesprochen, welche in der Brust jede- Deutschen, ter sein Vaterland liebt, lebendig ist, unbe schadet der Sympathie sür den österreichischen Verbündeten. Deutschiailvs Beziebungeu zu Frankreich haben im ver gangenen Jabrc sich nickt nach der Richtung weiter entfaltet, welche sie unter dem Miiiisierinm Fern» eingeschlaqrn batten, und die Schuld daran trägt die bulgarische Verwickelung. Die Panslawisten unter Führung Kalkow'S sind sür das russisch-sranrösische Bündniß begeistert, und unter dem Ein fluß blefer EmvNndnng bat die russische Presse in der zweiten Häiste ves Jabres 1886 einen Ton gegen Deutschland an- geicklagen, welcher schließ.ick den Einspruch de- deutschen Bot schafters in St Petersburg nötbig machte. Daraufhin ist dann im ..Russischen RegierungSanzeiger" ein Artikel er schienen, weicher in sehr gewundener Form zu dem Wunsche gelangt, baß die guten Beziebunaen der beiden Reiche, welche sckon manche Probe bestände» hätten, noch lange Jahre sorl- bestcben möchten. I» ähnlicher Weise hat sich der Personen Wechsel in der französische» Botschaft in Berlin vollzogen. Der neue Botschafter J»l a Herbette äußerte bei der Aniritts aubienz: „Deutschlanv und Frankreich habe» zahlreiche gemein, same Interesse», und ich bin überzeugt, daß beide Länder mehr und mehr den Boden sür ein- vorlkeilhaite Verstän digung finde» werden" Und der Kaiser erwiderte: „Seien Sie überzeugt, daß Meine Mitwirkung Ihnen niemals seblen wird, um jede Maßregel z» uitterüützen. welche das von Ihm» bezeichnete versöhnliche und friedliche Ziel zu erreichen be zweckt." Mil diesen Erklärungen stimmt freilich die Haltung der sranzdsischcn Volksvertretung und die Verständnißvollen Blicke, welche oiesc mit der Regierung tauschl, ebensowenig überein, wie die Kundgebungen der französischen Presse. Da- Verbältniß DentschlandS zu England bat sich im Lause de- Jadre« 1886 wesentlich gebessert. Es ist ein Ver trag über die Grenzen der beidcrsciligen Gebiete aus Neu gninea abgeschlossen worden, und ein solcher über die ostasri kanischen Besitzungen der beiden Mächte ist dem Abschluß nahe. Tie deutsche Colonisation in Afrika und Australien bat überhaupt im Laufe deS Jahre- an Ausbreitung und Festigkeit gewonnen, wie da« die Einsübrung von Thcilen der Reich-gesetzqebung in Westafrika und aus Neuguinea bewiesen bat. Aus Neuguinea ist durch den Landeshauptmann Frei herrn von Schleinitz eine geregelte Verwaltung eingerichtet worden, welche die besten Früchte verbeißt. Leider sind dir Verhältnisse in Ostasrika noch nicht so geregelt, wie e» wünschen-werth wäre, aber die Zwistigkeiten, welche den Tod de» vr. Jühlke herbeigesührt haben, scheinen doch nur vor übergehender Natur zu sein. Werfen wir schließlich noch einen Blick auf Italien, so bkrzzt die Erklärung, welche Gras Robilant in der Sitzung der italienischen Kammer vom 28 November abgeg-bcn hat, dafür, daß die Beziehungen Deutschland- zu dieser Macht den sreundschasllichen Charakter behalten werden, welchen sie seit 20 Jahre» gehabt baden. Gras Robilant nannte die Be ziehungen zu Deutschland wie die zu Oesterreich-Ungarn herzlich unv aus gegenseitigem Vertraue» beruhend und iüqte hinzu, daß die Regierung sich dem Programm der Central mächte ongeschlossen habe und e» sich angelegen sein lasse, va gegenseitige gute Einvernehmen immer inniger zu gestatten Au» den vorstehenden Andeutungen erhellt unzweiselhast, daß Deutschland seine Friedenspolitik auch im vergangenen Jahre mit Erfolg durchgesübrl unv zur Geltung gebracht hat, und eS bleibt un- nur übrig, dem Wunsche Worte zu leihen, daß die- auch in Zukunft gelingen möge, wenn wir un- auch darüber keiner Täuschung hingeden, daß die Schwie rigkeiten. welche sich der Erfüllung diese» Wunsche- entgegen« stellen, größer sind al» je. ? Leipzig, 30. December 4886. * Die Aussichten deS deutschen bürgerlichen Gesetzbuches betreffend wird zu einem dieses Thema be handelnden Artikel, den verschiedene Blätter gebracht haben, berichtigend mitgetheilt, baß die Annahme irrig sei. dem Reichstage würden sckon in der nächstjährigen Herbst- Session die bezüglichen Vorlagen zugeben können. Wenn vom Bunde-ratbe für vaS nächste Jabr die Veröffentlichung de- Entwurf- de» ReickScokex in Aussicht genommen sei, 'o solle damit der öffentlichen Meinung, insbesondere ver deutschen Recht-wisseuschast unv dem HVberen Richker- stand. Gelegenheit gegeben werben, sich über da« Werk in wissensckasllichen Schriften zu äußern. Hierfür dürfte eine einjährige Periode eher als zu kurz denn als zu lang iznlebe» sein. Während dieser Zeit unv nachher werde die Commission nochmals zusaniinenlreten müssen» um diese wissensckastlickc Kritik zu verwcrthen. Dann werde zunächst der BniideSrath da» Wort baden, und eS sei nickt anzu- nebmeu. baß die Sache im Bnnkesrathe glatt durchgeht, viel mehr werde eine jede der verbündeten Regierungen sich Re- vis>onSdemei lange» Vorbehalten und deingemäß Anträge stelle». Tazwsckcii wird immcrsort die Commissi»» tagen müssen. Erst tiack D»rcklausu»g dieses Stadiums könne der Entwurf an den Reich-lag kommen. * Der Vorstand des nationalliberalen Wah>l- vereinS zu Kassel hat an den Reichstag folgende Petition gerichtet: Hoher Reichstag! Nachdem der erste Theil der gegenwärtigen Session zn Ende ge gangen ist. ohne daß die belttniiiit ausgesprochene Hoflnunq der ver- biiiidelen Regierungen aus Annahme der Müiiaiivarlage vor den Weihiiachissenen sich erfüllt halte, wollen wir, als die Mitglieder de» Vorstandes des hiesigen uationailiberolen WahIvereinS, nicht unterlassen, auch unsererseits, und zwar in Ucbereiiistimmung mit den in der Bersanimlunz uasereS Vereins vom 13. d M. einniüikig kundgeged-nen Anschauungen auszuforcche», daß wir dieses Ergebnis» aus daS Liesste beklagen. Wir müssen bezeugen, daß ma» in den weitesten Kreisen unseres Volks den Nutze» der von der Reichstags. Kommission geübten Behandlung elncr Vorlage nicht versteht, bereu unbeviiWe NotUociibiakeit von der Reichsregierung in erostcc Stunde mit ernsten Worte» wiederholt ilargelrgt worden ist. — n> teste» Vertrauen, daß die deutsche Heeresleitung dem deutschen alle nur solche Opfer zumulhrt, welch« unerläßlich sind, um der Ration da« kostbare Gut de- Frieden» zu erholten oder, wenn e» sei» muß, bas noch lostborerr Gut der Ehre nad Unabhängigkeit der selbe» siegreich im Kampfe zu schützen, müssen wir e» vorliegend als Oie den Jutzr-sse» der Wühler allein «ntlprrchtnd« Aal gäbe da Volk-Vertreter '.dachten, die wohlerwogen«» Forderung» der «et»-, regierung ohnü Verzögerung durch ihre Zustlmmvvg znm Sqe- zu erbeben. In dieser Ueberzeugung wissen wir »»« «in» «st dem weiland überwicgenven Theil der diesigen Wähler, und wir glaube» und hoffen, daß gerade der Hinweis aus äiese Thalsoche. in Ver» vindung mit ähnlichen Kundgebungen au- dem gelammten deutschen Vaterland, der Bitte Nachdruck verleihe,, wird» ine wir hiermit ans« sprechen. Hoher Reich-tag wolle dcr ihm zugegangenen Mililalrvorlagr in thunlichstcr Bejchleuaignug die versassuagsmäßige Zustimmung erlheilen. Kassel, deu 23. Derember 1886. W. Veiuhauer. E. Beuthcr. F. Breitbarth. PH. DSU. L. Elt). Or. Eudrinanit. K. Äoseivilch. F. Hacklaender. vr. Ed. Harnier. A. L. Pseiffer. vr. Renner. H. Rubeusoha. A. Schmidt. H. Schmibtman». vr. Witlich. * Die von dcr deutschen Partei in Tübingen be schlossene Adresse an den Reichstag lautet: A» den deutschen Reichstag. Der B-ichliiß de» Heere-. ausschusseS hat wie in weiten ttreisea. so auch bei u»S Erstaunen und Unwillen bervorgerusen. DaS deutsche Heer soll demnach nicht diejenige Starke erlangen, welche die bewährtesten Sachverständigen, an ihrer Spitze unser siegreicher Kaiser und sein ruhinbedeckier Feld- marscholl, sür nnbebingt noibwendig erachten, uud der Bestand deS HcereS soll nur aus drei Jahre dem Streite der Parteien enliückt iem. Und dies zu einer Zeit, in welcher das Heer die wichtigste Grundlage unserer Woblsaizrt bildet; zu einer Zeit, in der sich Rachsucht, Haß unb Neid gegen daS neuerslaadcne drutichk Reich erheben; zu einer Zeit, wo der Tag vielleicht nicht mehr fern ist. da es gilt, in erneutem Ringen die Lebenskraft unsere« Volke- zu erproben. Möge der Reichstag, wögen die Gewählten de- deutschen Volkes sich ihrer Ausgabe bewußt sein und durch uuoer- äiidertc Annahme der Vorlage ihre bessere Einsicht unv vater- iäudische Gesinnung bewähren. Die Unterzeichneten wenigstens wollen keine Verantwortung dalür tragen, daß die LebenSinteressen de» Volkes zum Gegenstand politischen Markten- und Haudeiii« gemacht werden, daß das Porten»!«resse höher gestellt werde als da- Vater land, und daß da» Bessciwisst »wollen Einzelner das Dasein der Ge- sammlhcit gefährde. Ernste Bilder ziehe» am Horizont heran,; nicht nur die Zeiten des letzlcn Kriege-, der schwere Ooier genug ge- koitei bot. können sich erneuern, sondern unsägliches Elend tau« aus lange Zeit über Deutichlana kommen. Möge» diejenigen, in deren Hände nunmehr die Entscheidung gelegt ist, sich besinnen, ob sie schuld sein wollen, wenn das Ausland zum Angriff gegen »nS er- muihigt wird, und wen» durch die hereinbrcchende Kriegsfluih mit dem Hader »nd der Selbstzufriedenheit der Parteien mich der Friede» und da» Glück der deutichen Volkes hiiuvcggeschwemmt werden. * Wie e» heißt, arbeiten die Herren Richter und Nickert gegenwärtig an dem Entwurf eines Gesetze-, betreffend die Eiiisührung einer Re ickseinkom m cn st« u er. welcher als bald nach dem Wiederzusauimcittritt teS Reichstags ein gedrückt werden soll. Ob wohl Grundzüge diese- Etttwurs» Herrn Windthorst bereit- Vorgelegen haben? * Ueber die letzten Stunden de« Fürstbischofs vr. Robert Herzog berichtet die »Schlesische Zeitung" da» Folgende: „Da- schwere Leiden de- Fütstdischojs balle schon am Donner-lag, den 23. d.. eine sehr üble Wendung genom men, so daß man bereits in der Nacht zu Freitag, den 24. v.. bas Schlimmste besürckten mußte. Im Lause deü Freitag trat eine kleine Erleichterung ein, die jedoch in der Nacht zu Sonnabend, den 25. d., wieder völlig verschwand. I» den srüketten Morgenstunden des Sonnabend- lähmte ein Schlag» ansall die reckte Seite teS Kraulen; etwa 24 Stunde» später trat die Auslösung ein." * Die polnische parlamentarische Fraction hat einen sehr schweren Verlust erlitte», ein- ihrer bekanntesten Mit glieder. ver Partirntler Kasimir Kantak in Posen, ist. wie bereit« telegraphisch erw.'ilntt. an einem Lungenleiden im 63. Jahre gestorben. Kantak war Milglied des constiluiren- ven und des ersten norddeutschen Reichstag--. Seil 1802 gekörte er dem Adgeerdnetenbause an, wo er zuletzt den Wahlkreis Mogilno^ G»esen-Wongrowitz vertrat. Große rhetorische Fädigkeiten besaß der Verstorbene zwar nickt, aber VaS binderte ib» nicht, bei jeder Gelegenheit sür seine Fraction al- Redner auszutreten. Die Quintessenz oller seiner Reden war «atürllch die. daß die polnische Sprache unterdrückt werde und die Rechte der Polen ans allen Gebieten geschmälert
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