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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188706231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-06
- Tag1887-06-23
- Monat1887-06
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1887
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Ersehet«- täglich ft», SV, «hr. Ir-ültt» ,»t LkPk-iti«u J»ha»ne«g,sf« ». SPrecht»»te> -er VormiUng« 10—Isi Ühr. RachmiUns« b-6 phr. WvWK. Z, dkll FiUiUr, str ctt« u , Sichan-mstr. SS Part. ^ 7, «r «»'/.» M» eiWger TaMM Anzeiger. vrgan für Politik, LocalgeMte, Handels - und Geschäftsverkehr. Auflage IV.7S«. ^boiiiirmrnlspreis vicrtelj. 4", Mk incl. Bringerlvhn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne 'Nummer 20 Ps Belegeremplar 10 Ps. Gebühre» sür Extrabeilagen sin Tageblatt-Format gefalzt) ohne Poslbeiörveramg 60 Mk. «tt Poslbesörderung 70 Mk. Inserate siqespaltene Pcritzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut nnl. Preisverzeichnis,. Tabellarischer u Zifferniatz nach hühcrm Taris. tlrrlamrn unter dem Redaetionsstrich die sgespalt. Zeile bOPs., vor denFamiliennackrichteu die Ogespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an d,e tSrpcöition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung l>raennm«>ran4a oder durch Post nachnahme. H 174. Donnerstag den 23. Juni 1887. 81. ZahMW Amtlicher Theil. VeliUMtUSchOA. DaS 18. Stück de» diesjährige» Reich«g»setzblatte« ist bei mi« eingegangen rmd wird bi« »»» Ist. J«lt dfS. Js. aus dem RathhauSfaal« zur Einsichtnahme vssentlich auShängea. Dasselbe enthält: Rr. 1720. Gesetz, betressead di« Rechtverhältnisse der Kaiserlichen Beamten in dru Schutzgebieten, vom 31. Mai 1887. str. 1721. Gesetz, betreffend di« Feststellung eine« Nachtrag« zum ReichdauShalt«»Etat für daS EtalSjahr 1887/88. vom 1. Juni 1887. str. 1722. NachtragSconvrntion zur deutsch. rnmSnischen Handelsconvention vom 14. November 1877. vom 1. März 1887. Leipzig, de» 18. Juni 1887. Der Rat- der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Srumdiegel. Vrlla«»l»ach«ng, Kohlealteferaag betreffead. Die Lieferung des Bedarf« an Stein- und Bramikoblen für da» hiesige Johannisdospital aus die Zeit vom 1. August 1887 bi- 3l. Juli 1888. und zwar von 115.000 Silo beste Rußstückkobl«. frei von Staub. 1900 Hektoliter beste böhmische Braunkohle au« Duxer oder Mariascheiner Werken. 400 Hektoliter beste böhmische Knörpelkohle in Stücken von mittler Faustgröße soll an ven Mindestsorderndeu, jedoch vorbehältlich der In«. «akl. vergeben werden. Die LleseruugSbedingungeu liegen an RathSstrlle zur Ein- sicblnabme an» und sind Angebote bi- zum 29. lsb. Mt«., Mittag« 12 Uhr. bei unserer Nuntiatur mit der Aufschrift: „Kohienliefernng für daS JohaaaiShoSpital" derilearlt einzureichen. Spüler eingehende Angebote können nicht berücksichtigt werden. Leipzig, den 20. Juni HSL7. Der Rath der Stadt Leipzig. k» Z523. Vr. Georgi. Kretzschmer. Mimchmchmg. Die i» den SlaiibesamtSlocalitäten befindliche Aried- hoföexpedition und «kaffe ist wegen Reinigung der Räume Donnerstag, den 23. und Freitag, den 24 kl«. Mt« uur Vormittag« von 8—11 Uhr geöffnet. Leipzig. den 21. Juni 1887. Der Rath der Stadt Leipzig, vr. Tröndlin. Mligl. 5Schs. Standesamt. Donnerstag den 23. und Freitag den 24. diese- Monat» wird wegen Reinigung der Lokalitäten nur DormittagS Von 8 btS II Uhr expedirt. Leipzig, de» 2t. Juni 1887. Der Standesbeamte. Trinckler. Der im diesigen Georgenbause uutergebrackte stark Juli«« Ernst Aust vou hier ist von dem ihm am 9. vorigen Monat« gestatteten KiiSaange in da« Georgeuhau« uicht zurückgekehrt uod zieht ver- uiuthlich als Landstreicher umher. An olle Polizeibehörde» richten wir daS ergebene Ersuchen, auf Juli'» zn sahnden und denselben im BelrelungSfalle mittelst Zwang«, -asies anher zu weisen. Leipzig, dcn 20. Juni 1837. Da» Polizei««» Srr Ltadt Leipzig. I. 2557. Bretschneider. H. Die Liesernng von 44«v sttr. ca. alertester, volftintig schlackensreter Pcch- ftück-Lteiiikohle; htzd » ca. vorzüglichster, trockener »ad staubfreier VShmticher Braunkohle und HO » Petroleum ans das Winterhalbjahr 1887/88 sür da« IkSnigl. Landgericht und die König!. Stoatsanwallschas« Leipzig soll unter den bei der Gerichts« »sie des Laudgerichl» — Hochparterre, Zimmer Nr. 76 — einzu- sehenden Bedingungen und mit Vorbehalt der Auswahl unter den Likitaaten vergeben werden. Angebote sind bi« zum «. Aull h. I. schriftlich elnzurrschen. Leipzig, den 22. Juni 1887. Da« R-ntgltchr Landgericht. Vermielhnng -er alten Buchhändler Börse. Die alte Buchhäudler-Börse, Ritterftraße Nr. 12, vier, wird voraussichtlich spätesten» zu Johanni« 1888 ta den Besitz der Universltät übergehen. Dieselbe enthilt im Parterre die Gelchöstsröume de« Borstande« des Börsenverein« der deutschen Buchhändler und einen kleinen Saal, i» der Etage eine», dieselbe vollständig omfasseade» Saal mit Valerien. Vereine und andere Reslectante», welche diese Räumlichkeiten zu« sammen oder getrennt odne wesentlich« Umgestalt»»! ermirthen mtäiien. wolle» Sich gesälligst mit dem Unterzeichnete» Reitamt in Vernehmen sehen. Leipzig, am 18. Inni 1887. Uot»ersitcht«Re»tamt. Äedhartzt. Verkaufs-Iocale. Durch beabsichtigte» Umbau de« Parterre« vom Universität«» «rnutftäck Goethestratze Nr. < werde» sür Ne»jahr und kster» 1888 größere und kleiner« B«rka»f«locale mit groben trecke»«« La,erri««e» im Eoaterrat» »»d Gatresol »er mieibbar. Die Berka»f«locale werden de» Aalorderungea der Neuzeit ent- sprechend -utgeslattet; etwaige besondere Wünsch« der Mielher »äide«, daser» solch« rechtzeitig aagebracht werden, Berücksichtigung sind««. Reflektanten wollen, da der Umba» demnächst beginnt, alsbald nnl dem Unterzeichnete» Rentamt«. wo o»ch die Zeichnnnge, sür den stm^a» einznselie» sind, in« Vernehme» trete». Leipzig, am 17. Juni 1387. U,tversitit«.»eata»t. Gebhardt. Städtische Sparcaffe -«leiht Werthpapiere unter günstige» Bedingungen. Leipzig, den 20. Januar 1837. Die Sparcnffen-Depntatlo». ^errtlieker Lvrüks-Verein l46ip2!K-8ta6t. S1«»»»ss vonnornt»«, ckon S». cknnl, Iw 8»»I« ck«r ll. ÜUrxornvdul». Dnxerorckvunz;: IVabl ster volexircen rum Lsrrto-Voreivetos Leriedt cke» KUtmleoonwoduwe«, vokallreniederune- detrekkonck ketil-travilo.Vr. LI»»», II. Vorsikrerxier. Nach»tis«ng der gesetzlich geschiitzle« Waerenreichen. Laut einer Mitthriluug de« Königlichen Ministerium« de- Innern ist die Herausgabe einer Nachweijnng der gksrtzlich arschützten Woarea, »eichen nunmehr gesichert. Herr Robert Fickert, Inhaber der Firma „P. Stankrcwicz, Buchdrucker«" in B.rlm, welcher die Herstellung de« Werk« übernommen hat, gedenkt sich demnächst au die Zeichen. Inhaber mit dem Gesuche zu wenden, ihm die Original-TlichS- der bereit« veröffentlichten Zeichen aus seine Koste» und Lesahr sür kurze Zeit zur Verfügung »u stellen. Mit Rücksicht ans die Bedeutung de» Werke« für de» Handel und die Industrie richten wir an alle Beiheiligten hierdurch die dringende Snssorderuug, dem erwähnten Gesuche de« Unternehmer« rasch und bereitwillig entgegenzuksmmen. Leipzig, den 22. Juni 1887. Tie vandelskawwer. A. Thieme, vr. Geisel» E. stell». Bo > sitzender. Vttza»»liiiaitzii«g. volkmarstzorf. LKL?« ein 12 jähriges Mädchen (Halbwaise) anderweit i» Pflege »» geben, und werden Rcflectonteu ersucht, ihre Meldungen »m Rathhanse, Zimmer Nr. 1. niederzulegeu. Boikmarsdorf, am 13. Juni 1887. Ter Semeindrvorftouh. Lehmann. vgl. Nichtamtlicher Theil. Die Stimmung in Frankreich. wiederum ist ein Streitfall gefunden, au welchem sich die feindselige Stimmung der Franzose,, gegen Dcnlschiand erhitzt, wiederum morden Forderungen an Deutschland gestellt, deren Unerfüllbarkeit aus der Hand liegt. Als Schnübele in Frei heit gesetzt war, begnügte sich die französische Presse damit noch nicht, sondern verlangte, daß Vorsorge gegen die Wieder- Verhaftung Schnäbele'S getroffen würde, wen» er sich wieder aus dentschei» Gebiet blicken lasse. Die fkaiizösiscbe Negierung schcnkle diesen Aufreizungen keine Beachtung, sondern FlourenS, der Minister dcS AuSwarligen, und ver deutsche Botschafter Gras Munster tauschten Höflichkeiten auS, nur der Mimster- prüsideul Goblet glaubte den Leideuschaslen seiner Lanbtzleute ein Zugeständiiiß machen zu müssen, indem er bei Eröffnung der maritimen Ausstellung in Havre erklärte, daß Frankreich jederzeit bereit sei. ungerechten Angriffen die Stirn zu biete». Obwohl diese Worte in Frankreich, wie in Deutschland so verstände» worden sind, wie sie gemeint waren, so baden sie doch ibre Wirkung verfehlt, denn Goblet war am 30. Mai zum Rücktritt genöthigt. Goblet hatte nur etwas gesagt, waS man in ganz Frankreich als selbstverständlich betrachtet, und dock hatte er bannt die Rücksicht verletzt, welche man im AuSlande von dem teilenden Staatsmann Frankreichs unter allen Uinständen voranösetze., muß. Jetzt ist der srcmzösische Reserveossicier Söcbliii wegen seiner Mitgliedschaft bei der Palriolenliga als Bewohner deutschen Gebietes zu einjähriger Festungshaft verurthcilt worden, und sofort schreit die ganze französische Presse über Ungerechtigkeit und Gewalt, und da« Coinitö Ver Palriolenliga wendet sich an den Präsidenten der Republik mit ter Aufforderung, die Freilassung Kvchlm'S durch seine Verwendung bei ter denlschen Regierung zu veranlasse». Es ist da- ein ganz ungewönlicheS Ansinnen, denn dem Präsidenten der Republik wird damit eine Zuiiinlhung gestellt, welcher er kau», entsvrechen kann. Der amtliche Verkehr zwischen Deutschland und Frankreich findet in der Weise statt, daß die beiderseitigen Botschafter die Absichten und Wünsche ihrer Negierungen aus Betreiben des Ministers de» AuSmürligen der einen Macht zur Kenntiiiß desselben Minister- der anderen Macht bringen; ein Verkehr ter Staatsoberhäupter ohne Verinitteluiig der Botschafter pflegt nur ganz ausnahmsweise bei Angelegenheiten rein peisönlicher Natur einzulreteu. wie etwa bei glücklicher Ge nesung ven schwerer Krankheit, oder bei einem so außer gewöhnlichen Ereigniß. wie eS der neunzigjährige Geburtstag Kaiser Wilbelm'S war, oder bei der Wiederwahl des Präsidenten Grevy. Nun liegt ja freilich auch ein nüllrlbarcS Zn- gesländniß i» dem Vergeben der Patriotenliga in dem Sinne, daß aus dem ordentlichen Wege üeS anillichen DerkebrS i» der Sacht Köchlin'S nickt- zu erreiche» ist. sonder» daß höchstens durch enien Gnadenact deS Kaiser- die Freilassung Köchlin'S erfolgen kann. Leider steht der Schluß de» Schreckens der Patrictenliga an Grevy mit dem Anfang in »„lösbarem Widerspruch, kenn am Schluß ist die ehrsurchtSvollc Bille ausgesprochen, nicht länger die Sicherheit und Freiheit der in Elaß-Lothringen reisenden oder wohnenden Franzosen antasten zu lassen. Einer solchen Bitte zu willfahren, ist Grevy gar nicht in der Lage, er würde damit seiner Eompctenz alS Präsident der Republik Frankreich gegenüber überschreiten und er würde sich von deulscher Seile notbwcndig dem Be scheide auSsctzen, daß darüber di« Behörden nach Maßgabe der LankeSgesetze zu befinden haben. Die Palriolenliga erwartet denn auch von ihrem Vorgehen gar keinen unmittelbare» Erfolg, sondern sie hat daS Schreiben an den Präsidenten lediglich zu Agilalio»«zwecken erlassen, sie will vor ganz Frankreich und vor Europa die Tbatsache seflstellen, daß dw Gesellschaft sich der vollsten Anerkennung und Zustimmung der sraiizösischen Negierung zu erfreue» bat, und daß ihre Statuten dem Völkerrecht nicht zuwideriousen. Nun ist da« ein eigene« Ding mit den Statute» rer Patrioken- liga, und die Berufung aus daS Völkerrecht dürfte Niemandem weniger anstehe» al« ihr, da sie *>e Zurückerwerbniig eine« I dnrck den FriedenSverlrag vom 10. Mai von Frankreich an I Deutschland abgetretenen Gebiet« oöthigensal!- mil Waffe» »gewillt alS teu ausdrücklichen Zweck ihrer Bestrebungen yin kellt. Ob eine derartige Gesellschaft den Gesetzen de« Völker recht- entsvricbt. dars mit Recht bezweifelt werden; wenn man diesen Maßslab an sie legen wollte, so würde sie vor dem Unheil der berufene» Vertreter de- Völkerrechts so wenig besteben könne» wie vor dem Nicblerstuhl der vssenrliche» Meinung. Der private Charakter, den die Gesellschaft sür sich geltend macht, ist vielleicht dir einzige Entschuldigung, welche die Aussicht aus Duldung «rössnel. Denn eigentlich ist e» ein hoher Grab vo > Friedensliebe, welche sich darin zeigt, daß die deutsche Regierung von der Patriotenliga bisher amtlich keine Se»i,tniß"genommen bat. E» ist dies zum ersten Mat bei Gelegenheit deS Processc» gegen Köchliu und Genossen geschehen, und auch hier sind die eng gezogenen Grenzen de- vorliegenden Falle- genau innc- grhallen worden. Die deutsche Reichsregierung als solche hat daS Bestehen der Patriotenliga noch nicht zum Gegenstände amtlicher Verhandlungen gemacht. Auf diese Unqestvrtheit dcS Dasein» beruft sich die Patriotenliga jetzt sehr zur Unzeit, denn Deutschland hat nach Vieser Kundgebung der Palriolenliga jetzt mebr renn je Ver anlassung, von einer so fricdenSseindliche» Gesellschaft auch amtlich Kenntniß zu nehmen und die französische Negierung aus die Folgen aufmerksam zu machen, welche sich aus kein Bestehen dieser Gesellschaft für d>« Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland ergeben. Die Palriolenliga hat sich mit dem Schritt nicht begnügt, welchen sie beim Präsidenten Grevy gethaa hat, sondern sür Freitag eine Versammlung angekünvigt, in welcher gegen daS in Leipzig ergangene Urtheil Einspruch erhoben und die Re^ gierung zum Einschreiten veranlaßt werden soll. Damit ist der Stantplinct verlassen, welchen daS Coniitü der Patrioten» liga in dem Schreiben an Grevy einnahm, und die etwaige persönliche Dazwischcnkunst de» Präsidenten von vornherein unmöglich gemacht. ES ist charakteristisch, daß gerade die Partei, welche aus ihre politischen Rechte so eifersüchtig ist, wie die radikale, aus welche sich die Patriolenliga in erster Linie stützt, zu einem so undemokratischcn Schrille ibre Zuflucht nahm, wie der Bries an Grevy unzweifelhaft ist. Der Präsident der französischen Republik ist nach dem Willen der Republikaner von ecklem Schrot und Korn nur der Vollstrecker de- LolklwillenS, er hat sich streng .nnerlxllb der Grenzen zu halten, welche ihm die französische Volksvertretung zieht, und jetzt kommt plötzlich eine Privatgesellschaft, welche auf die Harmlosigkeit ihrer Be strebungen de» größte» Werth legt, mit dem Ansuchen an den Präsidenten ver Republik, daß er aus Grund seiner hohen Stellung, also doch auf daS Gewicht seiner amtlichen Würde pochend, die Freilassung eine- ihrer Mitglieder aus außer gewöhnlichem Wege veranlassen soll. Diese Schwäche anwandlung war aber nur von kurzer Dauer. 24 Stunde» später werden sich die Vertreter der Palriotentiga ihre« An- theilS an der VolkSsouverainetät bewußt, und mit Rücklicht darauf appelliren sie an da- Volk als den bestberusenen Ver treter der öffentlichen Meinung, um Widerspruch gegen da- Urlhcil deS deuischen Reichsgerichts zu erheben. Wir sind ge spannt aus den Ausspruch dieses Parilcr VolkSgerichlS, glaube» aber »ickt, daß cS aus die Entschließungen der deutsche» NeichSrcgieruug irgend welchen Einfluß auSüben wird.. * Leipzig, 23. Juni 1887. * Die Beratbungen der NeichScommissio» sür die Untersuchung der Verhältnisse deS NheinstronitS habe» durch die Erkrankung und dadurch veranlaßte mehr- inonal'.iche Beurlaubung deS Vorsitzenden NeichSconiinissarS, UiilerstaatösccrclairS in« Ministerium sür Landwirlhschafl, Toniainen und Forsten, Marcard, eine unliebsame Unter brccdung erfahren. Inzwischen wird der Abschluß der der Ecmmissioi» obliegenden umfassenden Ausgabe dadurch vor aussichtlich nickt erheblich verzögert werden, weil die von dem großherzoglich badischen Centralbureau für Meteorologie und Hydrog.aphie übernommenen Untersuchungen der Hoch. wasserverhältnisse im deutschen Rheingebiete und die von demselben herzustellende bydrograpbische Beschreibung deS Rheins nebst Darstellung der einschlagenden Gesetze-- und VcrwaltungSvorschristen, welche bis zu einem gewissen Grade die Voraussetzung sür den Abschluß der CoinmissioiiSarbeite,, bilden, zwar kräftig gefördert werden, aber in näckster Zeit noch nicht zu Ende geführt sein dürsten. In dem Personal der Beamten sind inzwischen mehrfache Veränderungen eiii- getrcten. An Stelle de« elsaß-lothringischen MiiiisterialialhS Freiberrn v. Bibra ist der dortige NegierungSrath Menz. an Stelle dcS mit der technischen Bearbeitung der Angelegen heiten de) Norv-Oslseecanal- betrauten preußischen Geh. Ober- BaurcllhS Bcinsch der Geh. Ober-Baurath Hagen getreten. Für Len in Folge von Pensionirung auSgeschiedene» preu ßischen Geb. Ober-Baurath Grund ist ein neue- Mitglied noch nicht ernannt. * Tie .Lanziger Zeitung" hat eine neue sehr wohlklingende Bezeichnung für die veutscbsreisinnige Partei erfunden. Sie sei da« .Gewissen dcS Reich-tagS". Während die andern Parteien in ihren Reactio»ssünden dahinleben, soll also dem Neichslcig in dcm kleinen Häuflein auf ver äußerste» Linken noch manchmal da- Gewisse» schlagen. Wir sind gerade der entgegengesetzten Ansicht; dem deutschen Volk bat endlich da« Gewissen geschlagen, als e» die Majoriläl Windlhorst-Nicbler verabschiedete, und diejenigen, die an der militairischcn und finanziellen Befestigung de- Reich- und manchen andern tüchtigen gesetzgeberischen Leistungen mit gewirkt haben, werde» durchau« nicht mit bösem Gewissen in die Heimath gezogen sein, sondern mit dem erbebenden Gefühl mackerer palriolischer Pflichterfüllung. Wenn Jemand Ursache hat. mitunter sein Gewissen zu befragen, so sind eS die nächsten politischen Freunde der .Danziger Zeitung", welche in fortschreitender Verirrung mit der Zeit alle Grundsätze unv Ziele preisgegeben haben, sür die ft« früher jahrelang in besseren Zeilen gekämpft haben. * Die .Germania" versucht nachznweisen, daß zwischen denjenigen CentrumS-Mitgliedern, welche sür da- Brannlweinsteuergesetz, und denjenigen, welche dagegen stimmten, keinerlei prineipielle Meinungsverschiedenheit be- bestanden habe; eS sei mehr «in Temperament«, al- ein An schauungs-Unterschied gewesen. E» war eben die schon von Herrn Vamberger gepriesene „höhere Einheit". * Da- überaus nmlangreiche Material, welche» durch die Untersuchung über die SonntagSarbeik zu Tage gcsört rl und dem Reichstag vorgelegl worden ist. konnte nicht »»ehr zur Erörterung gebracht werden und wenige Abgeordnete werde» Muße gesunden haben, sich in da- weitschichtige Werk zu vertiefe». Um zu einem Gesammlurtheil über die Ergebnisse dieser Enquete zn gelangen, wird man wobl den zusammen- sassenten Generalberickl äbwarten müssen. Ein flnchliger lieber- blick über daS vorliegende Material macht nickt den Eindruck, als ob aus diesem Gebiete arge Uebelstäude vorlägen, wc'.che das Eingreifen der Gesetzgebung erforderten. Ji» Allgemeinen wirb die Sonntagsruhe in Deutschland beachtet, und wo wirklich Sonnlagrorbelt vorkoininr, ist eS durch Umsiände veranlaßt, gegen tue auch die Gesetzgebung nicht viel würde anSricklen können Für eine Reihe von GeiverbSzweigeii. wo SoiinIagSarbeit Brauch ist, wird da- Verbot als praktisch liiitilrchjühlbar bezeichnet oder eS wäre mit den erheblichsten R-ichkbeilen, Arbecksverlnst von zwei Tagen, Verschlechterung der Maschinen ober d^S Rohmaterials re. verbunden und würde de» Arbeitern eine sehr unerwünschte Schmälerung de» Verdienste- bereiten. Wiekerbolt kebrt die Bemerkung wieder, daß bei der gegenwärtigen Geschäftslage die Arbeiter eher die Neigung hätten, den Betrieb zu beschränken. alS ihn aus den Sonnlag ouSzudelme», und daß die Arbeiter froh seien, wenn sie überhaupt Ecwerb hätten. * Das königliche Handschreiben, welche» dem württembergischen Finanzininisler v. Renner au» An laß seines 50jährigen DienstjubiläumS mit dem Portrait Sr. k. Majestät zngegangen ist, tanket nach dem „Staat-- Anzeiger": „Sckiltgurt, dcn 18. Juni 1887. Mein lieber Staat-minister der Finanzen vr. v. Renner! Die Frier Ihre« 50jährigen Dienst, judüäilms, welche Eie oni 20 d. M. begehr», giebt Mir einen will- koiiimenea Anlaß, Ihnen sür die auSgezeichneien Dienste, welche Sir während eine« so lange» Zeüranm- zum Theil unter den schwierigsten Verhältnissen Meinem Königlichen Hause und dem Lande geleistel haben, Meinen gnädigsten Dank und Meine volle Anerkennung au-zu- sprechen. Als ein besondere« Zeichen dieser Meiner Gesinnungen übersende ich Ich Ihnen beifolgend Mein B>!d. Erkennen Sie darin den Ausdruck der Hochschätzung und de« dankbaren Gefühl«, in welchem Ich nicht minder die Mir von Idnrn stet» bewieiene persön- liche Anhänglichkeit und Ergebenheit ehren möchte. Mit Meine» «heilnehmenden Glückwünschen zu der bevorstehenden Feier verbinde Ich den ausrichlige» Wunsch, dasi Sie noch viele Jahre ungestörter Kraft und Gesundheit sich erfreuen niöae», und verbleibe im Uebrige» unter der Versicherung MeiueS fortdauernden Wohlwollens und Ver trauen». Mein lieber Staatsminister vr. v. Renner, Ihr gnädiger König Karl." * lieber da- gegenwärtige Befinden de» geisteskranken Königs Otto von Bayern wird — offenbar von amk- licher Stelle — den Münchener Blättern „Allgemeine Zei tung" und .Neneskc Nachrichten" Folgendes mitgelheilt: Der König ist die me'ste Zeit von SinneS.'änschuugen beeinflußt und im Banne von Zwongsvorstellungen, mitunter ganze Tage oder vorübergehend während de« Tages erregt, sonst verwirrt und in. differenter Stimmung. Der Schlaf dauert in 24 Stunden durch- chnittlich säst neun Stunden; hinsichtlich der Zeit dcS Schlafe» de- steht die größt- Unregelmäßigkeit, namentlich sind es in unverhältuiß. mäßiger W>ile die Tagesstunden, in welchen der Kranke zn Bett liegt »nd schläft. An einzelnen Tagen verharrt der König lange (selbst über 20 Stunden), ohne z» Belte z» kommen, in erschövsenden Stellungen. Die Nahrungsaufnahme ist unregelmäßig, im Lanzen nicht >ehr reichlich, jedoch genügend. Da« sonstige körperliche Be- iinde» bleibt fortgesetzt ohne wejeutliche Aenderung; auch da« Aus» sehen bessert sich nicht. Bei derartig traurigen Verhältnissen ist eS kein Wunder, wen» Gerüchte wieder austauchen, nach denen man an maß gebender Stelle Erörterungen darüber pflege, aus welchem Wege eö sich ermöglichen ließe, die Regentschaft de» Prinzen Luitpold in eine selbstständige Regierung umzuwandeln. » » » * Der neue serbische KriegSministerGruic», über dessen Ernennung in Petersburg und Moskau große Freude herrscht, hat. wie dem »Pester Lloyd" geschrieben wird, vor 20 Jahren seine militairischc Lausbabn mit einer Unbolmäßigkeit und deutschseindlichen Demon stration begonnen. Gruics wurd: im Jahre 1861 aus der Belgrader Krieg-- Akademie al« Olsieier ou-iemustert. Im nächsten Jahre schickte man ihn «nd neunzehn andere Kameraden nach Preußen, damit sie Alle in einer große» Armee die prakniche militairilche Schulung durch, machen. Diese junge» serbischen Lssieiere verlangte» jedoch, zu diesem Zwecke nach Rußland geschickt zu werden. Nachdem e« aber dennoch bei der uilprüiigckchen Bestimmung geblieben war. gingen sie zwar nach Preuße», ledoch nur, um dnriselbst sämmtlich — de» Dienst zu quiltiren. Bei vieler Musterleistuiig damaliger serbischer Oifi- eiersdtseipli» stand Genies als Oberlientenant mit an der Spitze der Zwanzig, deren jloivisches Bewußtsein sich dagegen auft'äumte, bei den verhaßten „Schwaben", was in Serbien so viel heißt, als Deutsche im Allgemeinen, »ur Lehre z» aehen. Mit mehreren der auf diese Art qinttirte» Kameraden wußte Gruie« im Jahre 1863 an die russische Nikolaj.Akademie nach Petersburg zu gelangen. Als Houptmann der Artillerie kehrte er 186? nach Serbien zurück »nd wurde Abtheiluiigs-Ekei der Geschütz.,nßerei »» Arsenal zu Kragiije- vae, als welcher er säst el» Deeenniuin landiirch siingirte. Im erste» Kriege Serbiens gegen die Türkei im Jahre 187«! war er unter dem ruisiichen General Tichernajew der Ches der Artillerie der Morava-Armee, ohne übrigens in die Gelegenheit z» kommen, sich iinlftairisch irgendwie dervorzuilnin. Jo, eS fehlte sogar nicht an Stimmen aus artillerist.scten Kreisen, welche ihm die Beiähi- gung zur Leitung und richtige» Disvouirung größerer Artillerie masse» >»»dweg absprachen. Nichtsdestoweniger beries ihn Rislies im Frühjahre 1877 als Kriegsnckiiister in« Labinet, in welcher Stellung er etwa« über ei» Jahr, nämlich über de» Abschluß deS Berliner Vertrages im Jahre 1878 hinaus verblieb. Daraus wurde er Präses des Artillerie - ComitoS, womit seine eigent- liche »lilitairiiche Laufbahn abjchloß. M>tie 1870, »old unter der Regierung Riscke'«, wurde er nämlich als serbischer Generaleoniul nach Sofia entsendet. Ju dieser Stellung machte rr sich im Jahre 1882 dadurch sehr unliebsam bemerkbar, daß er rusii- ichen, montenegrinischen und sonstigen Freiwilligen, welche nach Bosnien eilten, „m dortielbst an der Jniurreetion gegen Oesterreich. Ungarn thellzuiielmen. mit größter Bereitwillig keit Pässe ausstellte, bis ihm in Folge Reelamationen der üsterreich'ich.ungarischen Regierung von hier aus das Handwerk gelegt wurde. Kurz daraus wurde er zwar auch von Sofia ab- berufen, allein nur. um 1883 a>s Gesandter nach Athen versetzt zu werden. Bon da kam er Ende 18.8.',, nach Berufung de» General« Horvatovic« zur llebernalnne des Commando« der serbischen Armee vor Biro«, nn dessen Stelle al» Gesandter »ach Petersburg, woselbst er schon von früherer Zeit der al« enraqtrter Russophile sebr beliebt war. Selbstve»stündlich icheidet er nun alskpereun» rrrntia-im» von Petersburg, um in einer sur Serbien büchst krliischen Zeitperiod« den lo wichtigen Posten de« Krieq-iuniistecr wieder zu üderuchmen, w>« bei den Anieeedenlien von Gruie« möglicherweise mehr al« eia bloßer Zufall lein dürse. * An» Maeedonien kommt die Nachricht, daß unter den Griechen in Kostnr eine weilverzweistte Verschwörung unter der Leitung eine» Metropoliten an» Athen entdeckt wurde. Zahlreiche Verhaftungen seien vorgeuommen und nach Kostur zwei Schwadronen Cavalierir entsendet.
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