Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188707079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-07
- Tag1887-07-07
- Monat1887-07
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1887
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Grfchelnt täglich früh 6'/, Uhr. Uktaction und Lrpedltion Johannesgaffe 8. ZprrMun-en der Uedactiou: Bormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—0 Uhr. gül t stlil^a», «-miscrivt» «acht sich d>, chedac»»» »lcht »«rdmdiich. Annahme »er für die nüchstf«»»»»»« 4,'nmiiier brstimmteu Inserat» a» Uochciitaqen bi« 3 Uhr Nach»ittcha», anLo«»- und Arsttaar« früh bi-'/,ü>*r. 3» drn Filialr» für Lns.-Atnuchmr. Lito Klemm, NnlverfftälSstraße 1. Louis Lösche, Kalharineiistr. 83 pari. u. König-Platz 7, „,,r bis '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage IV.7S0. ^bonilkinentüprrls viertelj. 4V, Md iucl. Bnngerlohn 5 Mk., durch die Post bedien 6 Mk. Jede einzelne Vtummer 20 Pf Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt Format gcsalzt) ohne Poslbesörderung 60 Mk. mit Poslbesörderung 70 Mk. Znserate 6gespaltc„c Petitzeile 20 Pf. Größere Schrillen laut uns. Preisverzeichnis Dabellarischcr u. Ziffcrnsatz nach höherm Tarif. Uecllnnen unter dem Redaction-strich die sgespalt. Zeile bOPf., vor denFamiliennachrichten die 6gespalle»e Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Vppedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praermnieran'lo oder durch P-ist- nachnahme. Donnerstag den 7. Juli 1887 81. Jahrgang Amtlicher Theil. SMlische Spartlisse beleiht Werthpaviere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 20. Januar 1887. Die Tvarcaffen-Deputatio». VekalllltinllöM. Am 30. Juni dieses JahrcS verstarb unser Armenpfleger Herr DecoratioiiSnialer KvurnV Will». Theodor Beckmann. Unser Armcnwesc» vertiert in ihm einen Mann, welcher treu seines Amteö gewartet hat. Wir verfehlen nicht, dem nun Verewigte» unteren Dank i» da« Jenseits „ackzurufcn für seine treue Mithilfe an dem unS gemeinsamen Werke. Leipzig, de» 2. Juli 1887. DaS Armcndlrectorium. ^ kt 428. Ludwig-Wols. A. Vtlillmllmlichung» " Nachdem Herr Friedrich August Junker. Bevoll mächtigter deü Erbläud. Riilcischastl. CredilvereinS. Prome- nabensiraße Nr. t9. 11., die aus ihn gefallene Wahl zm» Armcupflcger im 15. Districle angenommen hat. ist Derselbe am l. Juli d. I. durch Herrn DistriclSvorsteher Karl Fritschmann in diese! Amt cingewiesen worden. Leipzig, den 4. Juli 1887.. Daö Armrndlrrctortu«. ^ 8.438. Ludwig-Wolf. A. VrkallntlillchüngT" Nachdem HerrManicrmeistcr Moritz Gustav Mterfch, Tauchacr Straße Nr. 13, III.. die aus ihn gefallene Wadi zum Armcnpfleger im 43. Dist'.icte angenommen hat, ist Derselbe am t. Juli a. o. durch Herrn TistrictSvorsteher Georg August Engelhard i» dieses Amt eiugcwicscn worben. Leipzig, den 4. Juli lS87. DaS Armendtrectorium. ^ l! 435. Ludwig-Wolf. A. Erstatteter Anzeige zufolge ist daS der Emm, Ida Elisabeth Wollcsky an- Schkeuditz vom Unterzeichneten Polizeiamt« unterm 26. Juni 1880 auSges'ellte Titiiltbnch vo» ca. 3 Wochen von der Inbaberin in hiesiger Stadl verloren morde» uud bitten wir, dasselbe im Aussintuug-sulle an »nS abzugeben. Leipzig, am 4. Juli 1867. Las Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Saiienniacher. LtadlbiblWUH Die alljährlich zu veranstaltend: Musterung und Reinigung der Stadlbibliothek findet dies Jahr in der Woche vom 10. bis zum 16. Juli stalt. Hierzu sind alle ausgelieheiien Niicher ohne Ausnahme in ver Woche vom S. ütü zum v. Juli znriick- ziigebc». Geöffnet ist die Bibliothek wieder vom 18. Juli an. Leipzig, den 1. Juli 1887. Pr. G. Wust mann. Scffentliche Sitzung der Handclsklinnner Freitag, de» 8. Juli 1887. Nachmittags 6 Uhr t» deren Lihuiigssaalr, Neue Börse. I. Tagesordnung: 1) Registrande. 2) Bericht über die jüngsten Sitzungen deS Kgl. SSchs. Elsen- bahnralhs uud des Kgl. Prcuß. Bezirks-EiscubahnrathS zu (irsurt. 3) Bericht deS Verfassung;.Ausschusses über einen Antrag aus Einsübrung dirceter Wahlcn für die Handels- uud <Lc- Ivcrbekauimeru. 4) Berichte deS Handelögesetzgebungr. und JabreSberichtS-AuS. schnsscS über a. die Berordming des Kgl. Ministerium- des Jiinkr». UkbergaiigSSestiiiiiiinnge» zu dem Weseke über den Feingehalt der Wold- und Silbcnvaare» tu A»- sehnug der Uhrgeliänse betr.; b den I. Tbeil und die Ein- leiiung zum II. Tiieile des Jahresbericht» für 1886. 5) Beichte deS Bank-, Münz, und Börseu-AusschusseS über a. die Verordnung deS Kgl. Ministeriums deS Innern, die RcichS- eaffrnscheine betr.; b. die Ordnung kür Umlegung der Jahres beiträge »ach 8 7 der Bölscii-Lrduniig. 6) Bericht des LerkehrS Ansschusses über die Zuschrift deS Kaiser!. Oöcr.Postdirectors, die Fernsprechverbindung mit Mrcraur u. i. w. betr. 7) Bericht deS Börienba».Ausschusses über ErUtUekNUg dt» Fußbodens im groffe» Bürseusaale. (Huimis uielU'ösfcntliche Sitzung.) Submission für de« Neubau der Bürgerschule in vitterfeld. Die Lieferung von Schnllascln mit Bänken sür die neue Bürger, schule hier, veranschlagt aus 6217 >1 50 soll im Wege der Sub» Mission vergeben werden. Angebote sind bis z»m 18. Jul, d. I.. Bormittag» 11 lldr» an NathsHrUe hier (Zimmer Nr. 4) versiegelt einzurci.lic», in welche», Termine die Eröffnung erfolgt. Bedingungen, Zeichnung und Kostenanschlag liege» im Stadl» secretariate hier zur Einsicht aus. Vittcrscld, den 5. Juli 1887. Ler Magistrat. Sommer. Aufgebot. Der Oekonom Joseph von Holltz-Pouieiicziecz zu Leipzig hat das Aiisgebot der angeblich verloren gegangenen Police der „Germanii", LebkiiS-Bersicherungs-Actien-Besellschast zu Stettin, Nr. 177,054 über 1000 Tbaler, zahlbar nach dem Tode des Antrag- stellerS, beantragt. Ter Inhaber der Urkunde wird aasgesordert, spätestens in dem auf den 16. Januar 1888. Mittags IS Uhr. vor dem uittcrzrichneieli Gerichte. Zimmer Nr 48, anderaumtea Auf. gebo'Slcriiiiiie seine Rechte anzumeldea und die Urkunde vor,„legen, w,b igenfullS die KrastloSerklärung der Urkunde ersolge» wird. Steril», de» 7. Jum 1887. königliches AmtSnericht. Abtheilung 111. Nichtamtlicher Theil. Vas Ministerium Nouvier. Mehr al» fünf Wochen ist jetzt da» Ministerium Rouvier im Amte, welche« bereit« am Tage seine« Amtsantritts mit der Lämmer um seine Existenz zu kämpfen grnvthigt war. Der Hauptvorwurf gegen da« neue Ministerium wurde von den Radikalen unter Führung ClemenceauS' erhoben, man nannte eS einen Schützling der Rechten uud wollte eS bei den Republikanern verdächtigen, aber Nouvier parirtc Viesen Angriff sehr geschickt dadurch, daß er feinen Entschluß, zurückzntreten, erklärte, sobald er nicht die Mehrheit der Republikaner sür sich habe. Ans dieser Grund lage hat er bisher die Negierung geführt und alle Versuche, daS Ministerium zu stürzen, glücklich abgeschlagen. Und man kann wahrlich nicht sagen, daß die neue Regierung die Geschäfte unter besonders günstige» Verhältnissen führe. Der HvchverrathSproceß gegenKöchlin und Genosse», die Berathungen über da- Militairgesetz, die Fremvensrage sind Angelegen- heilen, welche die Ansregung noch keinen Augenblick haben zur Ruhe kommen lasten; eS haben nur wenige Kammer« sitzunge» siattgcfunden, in denen das Cabinet nicht genölbigt war, Allgrisfe abzuwehren und den Berathungen eine Wendung zu geben, damit sie incht in nutzlose Streitereien auSarleten. Wenn eS bei der Wandelbarkeit der französische» Zustände überhaupt möglich wäre, Wahrscheinlichkeitsrechnungen auszu- stcllen, dann konnte man sich nach den bisherigen E»sahru»gcn bewogen finden, dem Ministerium Nouvier eine längere Lebens dauer in Aussicht zu stellen. Da» Einzige, wa- Bedenken erregen könnte, ist daS Berhältniß, in welchem daS Mini- sterium zu de» Monarchisten steht. Wenn solche Dinge möglich sind, wie der Aerger der Intransigenten über die Anwesenheit deS päpstlichen NuntinS bei einer Äbendgesellschast de» Führer« der Rechten, Baron Mackau. und die Zuninthnug an die Regierung, die Deranlwortung dafür zu übernehmen, dann ist überhaupt eine dauernde Negierung in Frankreich unmöglich. Der Munster de» Auswärtigen FlourenS wurde binnen wenigen Tagen zwei Mal genölhigt, dem Kreuzfeuer der Nabicalen und Jntransigcnlcu Widerstand zu leisten: DaS erste Mal, al» er die Fremden gegen eine AnsenlhallSsteucr vcrlheidigte, und jetzt um die Freiheit deS päpstlichen NuntinS, nach Belieben Einladungen anzuliehmen, vor unberechtigten Eingriffen zu schützen. DaS Unheil der Jnlranstzcnle» in dieser „wichtigen- Angelegenheit svlltc am 5. Juli gesprochen werden, an diesem Tage wollte die äußerste Linke darüber Beschluß fasten, ob da» Cabinct über die allgemeine Politik zu interpelliren sei. Die Mittheilungen deS „Figaro" über den Empfang vo» Abordnungen der Monarchisten, welchen der Gras von Paris aus der Insel Jersey gehalten hat, sind j.densallS g-eigneter, den Zorn der Intransigenten zu entstammen, als der harm lose Besuch deS päpstlichen NuntinS beim Baron Macka», Venn bei diese» Empsängen hat der Gras von Paris die Haltung seiner Anhänger in der Kammer gelobt, er hat seine Anerkennung darüber ausgesprochen, daß sie bei ihre» Ab stimmungen die Lebcuöinlercssen b,S Landes berücksichtigt habe» und hat sie ermuntert, in der bisherigen Weise sortznsahren. DaS Ministerium Nouvier wird von diese,» Lobe LeS Grasen von Paris nicht besonders erbaut sein, denn dadurch wird das Wort deS Abgeordneten Millerauv, welcher das Cabinct den Schützling der Rechten nannte, wieder in Erinnerung ge bracht, und kiese Erinnerung kann dem Ministerium in der Meinung der Republikaner nur schaden. Emen bedeutenden moralischen Erfolg hat daS Cab',net deS 30. Mai in der Sitzung der Kammer vom 5. Juli errungen. In dieser wurde das neue Budget vorgelcgt, welches cas Gleichgewicht im Staatshaushalt lediglich durch Ersparungen hcrslelll, und diese übcrtrcsfc» alle Erwartungen: 89 Millionen Franc» werden am ordentlichen Budget und 60 Millionen am außerordentlichen erspart, eine Summe, welche daS Ministerium Goblet aus diesen, Wege für völlig un erschwinglich erklärte. Hier hätten wir also einmal die noch nicht dagewesene Thalsache, daß ein neue» Mini sterium, beste» Führer das abgetretene gestürzt hat, DaS. waS dieser an seinem Vorgänger tadelte. wirklich bester gemacht hat. Tenn der Fmanzniinister Dauphin erklärte bekanntlich, daß Ersparniste überhaupt nicht möglich feie» und daß zur Herstellung deS Gleichgewichts im Budget eine Einkommensteuer und eine ZnschlagStaxe auf Alkohol »öthig sei. Nouvier, der damalige Vorsitzende der Bndgctcvmmission, lehnte eS ab, mit Goblet und Dauvhi» über die Mittel, welche er für geeignet hielt, um da» Gleichgewicht im Budget herzustellcn, in Bercithiing zu treten, und die Folge war die Abstimmung, durch welche Goblet z»>» Rücktritt genöthigt wurde. Rouvicr nahm den ibm vom Präsidenten Grcvy er- tkeiltcn Auftrag, das neue Ministerium zu bilden, nachdem Freycinet damit nicht zu Stande gekommen war, an und hat, nachdem er den Auftrag erfüllt halte, auch sein Versprechen eingelöst, da» Gleichgewicht im Staatshaushalt ohne Anleihe und ohne neue Steuern herzuslellen. DaS ist ein Vorgang, welcher verdient, ganz besonder- bervorgehobcn zu werden, weil er in Frankreich bisher ohne Beispiel ist. Diese Thalsache kan» auch von den Gegnern deS Mini steriums nicht ohne Weitere- ignorirt werden; sie werden sich darüber Rechenschaft geben müssen, daß die Forderung der Einkoinmensieuer dem Ministerium Goblet de» Hals brach und daß der neue Finanzminister sein Wort eingelöst hat, daS Gleichgewicht im Budget ohne diese oder eine andere Steuer herzustelle». Sonderbarer Weise bat man aber über riese Sache in der Kammer seit dem 3l.Mai noch kein Wort gehört; eS handelt« sich immer nur darum, ob daö Ministerin», Nouvier mit Hilfe der Rechten regiere oder ob eS sich lediglich aus eine republikanische Mehrheit stütze. Wenn die Linke den Vorwurf zurückwrist. daß ihr Lob und Tadel nur der Person, aber niemals der Sache gelte, welche ein Ministcriuni vertritt, dann muß sie auch der Eonsequenz Ronvicr'S Gerechtigkeit widerfahren lasten, daß er seine Hauptbemühung daraus richtet. Ersparniste zu machen, welche sein Vorgänger für unmöglich erklärte. DaS Ministerium Nouvier hat sür den Schluß der Session einen doppelten Knalleffect zu Wege gebracht; eS legt ein Budget vor, welches der Gegenstand berechtigten Erstaunens der Kammer sein muß und zeigt sei» Jntercste am Zustande kommen der HeereSresorm durch den Rui nach Beschleunigung der Arbeiten der Kammer, damit der erste Titel deS Gesetzes dem Senat noch vor Beginn der Ferien zngehen könne. Rouvier hat jetzt den Spieß umgekehrt. Zuerst wurde ihm von den Radikalen und Intransigenten in der allerscdlimmuen Weise zugesetzt. weil er angeblich mit den Monarchisten gegen die Republikaner gemeinschaftliche Sache mache; jetzt sieht sich Rouvier veranlaßt, die eifrigen Republikaner an ihre Pflicht zu erinnern unter Hinweis darauf, daß er selbst mehr »u Stand« gebracht Hab«, al« er versprochen hatte. Ein solcher ErfoH hat »och kaum «inrm Ministe rium der dritten französischen Republik zur Seite gestanden, und «4 scheint sich allmälig zu bewahrheiten, daß die Mini sterien in Frankreich am »leisten leisten, welchen die Kammer daS Wenigste zutraut. Auch daS abgetretene Ministerium Gvblct ist weit länger im Amte geblieben, als in Frankreich bei seinem AmISantrilt angenommen wurde. Nouvier hat aber durch seine bisherige AmtSsührung seine» Borgänger lies in den Schatten gestellt. Kenntniß von Mensche» und Verhältnissen kann den Franzose» überhaupt nicht nachgcrühmt werde», sic pflegen immer von Dem am wenigsten zu er warte», der da» Höchste leistet und umgekehrt. Den Spazier gang nach Belli», den sie im Jahre l870 beabsichtigten, stellten sie sich cnißerordeiittich leicht vor. und daß die Expe dition nach Tonkin jemals so große Ausdehnung gewinnen konnte, wie eS in der That geschehen, hätten sie nie sür möglich gehalten. DaS Ministerium Gambclla, aus da» sic die größte» Erwartungen setzten, hat nichts geleistet, und das Ministerium Nouvier, da» schon am ersten Tage todtgesagt wurde, lebt vielleicht am längsten. * Leipzig. 7. Jnli 1887. * OfficiöS wird auS Berlin geschrieben: In der Presse, und zwar in Organen verschiedenster Richtung, wird an die Nachricht, daß die preußischen Stimmen im Bundesrathe sür die Annahme deS sogen. Kunslbutter. gesetzes in der vom Reichstage beschlossenen Fassung abgcben werden sollen, die Behauptung gctnüpst, daß diese Allst mmung eine DeSavouirung deS Minister» v. BoctOcher, welcher bekanntlich sich eutichieden gegen die Ausnahme der Bestimmung des K. 2 ausgesprochen halte, enthalte. Dabei ist offenbar die Möglich keit unbeachtet geblieben, daß gerade Derjenige, welcher durch den Beschluß der preußischen StaatSregierung angeblich bloßgestellt sein soll, mil Rücksicht aus die Dringlichkeit des Schutzes des Publikums vor Täuschung und in der Erwartung, daß die Praxis die fehler- hasle» Zusätze deS Reichstages corrigiren werde, trotz der sich er- gebenden Bedenken die Zustimmung Preußens zu dem Beschlüsse deS Reichstags nicht blas befürwortet, sondern selbst an- geregt haben könnte. Waren jene Prcßstimmen über den Vor gang informirt, so wurden sic sich in Bezug aus ihre Urlhcile und Behauptungen jedenfalls größerer Zurückhaltung befleißigen. * Der k. k. österreichisch-ungarische Botschafter Gras Szcchenyi wird, wie regelmäßig seil Jahren, jetzt nach Heringkdors llbersiedel», um kort die beiße Zeit bis zum Antritt seines an diesem Jahre wie in frühere», An fang Rugi.j,, öeginneuden und bis zum Oktober wahrend n Urlaubes zu verleben. In allen Kreisen, mit welche.. Gras Sz-chenyi in Berührung gekommen ist, wird die Nicht- beslätigung deS Gerüchts, daß der Botschafter an seine» Rück tritt denke, mil großer Befriedigung ausgenommen worden sein. Den» Gras Szcchenyi hat in den acht Jahren, in welchen er Oesterreich-Ungar» i» Berlin vertritt, in amtlichen wie in anßeramllichen Beziehungen, in dein Verkehr mit den höchsten Stellen, wie in der Gesellschaft sich daS Vertraue» und die Zuneigung aller Kreise zu erwerben und eine Stellung zu schass.» gewußt, wie sie nicht besser gedacht werden kann. * Aus dem Bankette der zum dcuischen Bunde-- und Jubiläums schießen in Frankfurt a. M. Bcrsammelten lai» eS zu einem schöne» Gedankenaustausch zwischen dem Ober-Schntzenmeifler und stellvertretenden Bürgermeister von Wien ttr. Harze »grub er und Herrn Ober-Bürgcrnicister Miquel über daS deutsch-österreichische Vünvniß.— Herr Vr. Harzeugruber Äußerte: „Als wir uns vor sechs Jahren in München die Bruderhand reichten, da war eS ein königlicher Prinz, der die Worte aassprach: Man kann ein guter Bayer und doch ein guter Denlscher sein. Mir, nicinc Herren, dürfen diese Worte aus unS anwenden, man kann ei» guter Ocsterrcicher und guter Deutscher sein. (Beifall.) Wir könne» von unS sagen, wir waren treu iinlercm Kaiser, treu unserem Oester- reich, daS wir lieben von ganzem Heize». W>r habe» treu geschützl deulsche Sitte, deutsche Art und dculschc Eultur (Bravo!). Sie könne» nnS das Zcngniß nicht versage», daß mir treu gehütet die Wacht an der deuischcn Donau. Der greise deutsche Hcldenkaiser Hai unserem Kaiser Franz Joses die Bruderhand gereicht »nd wir hoffen, daß diele- Bündniß fest und dauernd bleiben werde. (Bravo!) Nimmer, mehr soll ei» deutsche-; Schwert gegen eine deulsche Brust gezück! werden. (Beifall.) Nimmermehr soll eine deutsche Kugel ein deiiisches Herz durchbohren. (Bravo!) Aus daß dicieS Band sich immer jesler schließe um die Staaten, um die Herzen und aus daß dieses Bliiidiiiß gedeihe fest und kiäslig aus alle Zeit, aus die ewig währende treue Woffenbrüderschast zwischen Oesterreich und Deutschland trinke ich: Oesterreich und Deutschland leben hoch! (Begeisterter Beifall; die Musik spielt die österreichische Nationalhymne.) Herr Oberbürgermeister vr. Miquel nahm daS Wort: Die herzlichen Worte, die wir soeben gehört, sind von Herzen gekommen und sind zu Herze» gegangen. Sie werden Widerhall finden in dem Herzen der ganzen deulsche» Nation. Ein Band der Vergangenheit ist zerrissen. An besten Stelle ist die herzliche Ver- einigung der Völker getreten (BravoI): Die Bemeilisamkell der Aus. gaben in der menschlichen Entw ckelung, die Gemeinsamkeit der Ideen, die Waffenbrüderschaft des Volke- nicht blos glücklicherweise auch die BundeSgenossenschast, die Treue der Herrscherhäuser. (Bravo!) Bei dieser Gelegenheit losten Sie uns deS mächiigen Bruders an der Dona» gedenken! Und wenn ich an Kaiser Franz Joies denke, so denke ich an ganz Oesterreich, so gedenke ich der Wasfenbrüderschasl dieser beiden großen Kaiserstaaten, die den Frieden der Welt de. Haupte» und wenn der Frieden doch nicht erhalten werde» kann, gemeinsam gegen eine Weit in Waffen kämpfen, den Siurm a»S Ost und West Niederschlagen werde». Ich gedenke auch der Haupt- stadt Wien, der Hochburg des DeutschthumS in Oesterreich, Se. Maj. der Kaiser Franz Joses von Oesterreich, der treue Bruder unseres grellen Kaller-, lrbe hoch! Nack diese» mit vieler Begeisterung ausgenommenen Worten verlas Herr vr. Valentin folgendes von Herrn Vr. Miquel vorgeschiagene Telegramm: „Seiner Majestät dem erhobene» Kaiser Franz Joses, dem treuen Bundesgenoffen, dem Freunde unsere» greisen Kaisers, dem hochherzigen Freund und Beschützer der Schützen und ihrer edle» Bestrebungen, sendet die Festversanimlung des IX Deutsch-» Bundes- und JubiläumSschjeße»- z» Frankiurt ain Main ehrlurchis- vollen, hoch begeisterten Gruß. Ter Eentral-AuSschuß. Miquel." * Die amtliche .Landeszeitung für Elsaß- Lothringen" spricht sich in Sachen de- vom Reichstage angenommenen sogenannten BürgermeistergeseheS dahin auS: „DaS vom Reichstage und nunmehr auch endgiltig vom BundeS- ratbe angenommene Gesetz über die Ernennung und Besoldung der Bürgermeister und Beigeordneten in Elsaß-Lothringen unterliegt noch der Allerhöchsten Sanktion, wird aber voraussichtlich alsbald in Wirksamkeit treten. Schon bei den Verkiandlunge» des Reichs tage- über diese Vorlage war seitens der Vertreter der Regierung mit Lnischiedenheit der Behauptung entgeacngetreten worden, als jei beabsichtigt, das Gesetz als Handhabe sür ein« maffenbosle Be- seitiguug der »orhaudrur» Bürgermeister und für bereu Ersatz durch altdeutsche Beamte zu benutzen. Demgegenüber können wir erklären, daß eS keineswegs im Plane der Landesregierung liegt, daS Gesetz in solcher Weise anzuw.-nden. Es ist vielmehr anzmiehme», daß die Regierung vo» trn ihr durch daS in Aussicht stehende Gesetz zuzniveiseiidcii Brsugnissl» einen vorsichtige» Gebrauch machen und »amenllich diejenige» Bürgermeister und Beigeordneten in ihren bisherige» Stellungen belassen wird, welche ihres Amtes unter be sonnener Wahrung der wolilveistaiitencu Interessen der ihnen an- vertraute» Geiurinden gewaltet und zugleich, unbeirrt durch deulsch- feindliche Einflüsse, durch ihre Halinng da- Wodl de- Laude» gc- jördert haben. Diele Haltung ferner zu bewahre», wird dcu Bürgermeistern und Beigeordneten fortan um so leichter werd:n, ta sie durch da- neue G.jrtz unabhängiger von den bezeichneten Eiuslüffen gestellt werden, alS die» während der Herrschaft de- Gesetzes vom 22. Juli 1870 der Fall jei i konnte. Beherzigt» d e Männer, weiche au der Sp tze der Gemeinteveitvaltiillg stehen, die in mehreren stieben de» Herrn Statihalt-rS a» daS Land wiederholt gerichtete Aufforderung zu vertrauensvoller Mitarbeit, dann wird die Landesregierung i» den Stand gesetzt sein, daS neue Gesetz nur in wenigen Ausuahniesälle» zur Anwendung zu bringen." » » >» * AuS Brünn, 2. Juli, wird gemeldet: Bor einiger Zeit kam es bekanntlich vor dem diesigen Schwur gerichte zu einem Conslicte zwischen dem Vorsitzenden und dem Vertheidiger, weil dieser letztere nav czechisrh durchgesührtem Be- weiSversahre» i» deutscher Sprache zu plaidiren begann. Der Varjitzende forderte ihn auf, czechisch zu plaidiren, der Vertheidiger erklärte, er sei des llzcchischen i» nicht genügendem Maße mächtig, uud da er den Vorsitzende» ersuchte, die G-ichworenen zu fragen, ob sie daS deutsch: Plaidvyer anhören wollten, wurde dies vom Präsidenten verweigert. Nun richtete sich der Vertheidiger direct an di: Geichwor:nen, und :rst als di:s: erklärte», daß sie deutsch verstünden, konnte er seine Rede sortsetzen. Der Präsident Dworak richlete hernach an die mährische Advokalenkammer die Aufforderung, künstig zu ex okkicio-Bcrtheidigera nur solche Anwälle zu enlsendcn, welche deS Czechischen mächtig sind. Der Ausschuß der mährischen Ndvokaienkum.ner hat nun beschlossen, dieses Begehren zurückunvciscn, weil der Ausschuß gar nicht be rechtigt sei, die Sprach,nkrniilniffe der Vertheidiger einer Prüfung zu unterziehe». Uebcrhanpt aber sei eS staatsgrundgesetzlich nnzn- l issig. den Vrrthcidig r zur Wahl der Umgangssprache deS Auge- llaglcn z» zwingen, da sie Vorträge deS Vertheidiger» doch zur Kcuuliiißiiahme des Gerichts bestimmt sind. Wenn aber die RathS- lainmcr künftig dennoch aus solchem Grunde einen Vertheidiger verhorrcSciren sollte, so werde der Ausschuß dies respectireu, aber den neuen Vcrtheidigcr wiederum nur »ach dem Turnus und ohne Rücksicht aus seine Sprachcukeuntniffe no nmireu. Man rechnet »u» daraus, daß der Jnstizminisier de» Der» tragS-Text in czcchischer Sprache zurückweiscn, Herr Prazak aber dem Präsidenten Lwerak Recht geben wird. * Die .sebcii geschloffene Session der schweizerischen Bundesversammlung war sür de» Nationalrath die letzte in ver verflossenen dreijährigen AmlSperiode. Seine Neuwahl findet bekanntlich nächsten Öclober statt, jedoch kann auch dieses Mal schon jetzt vorausgesagt werden, daß. wenn auch die Winlcrsession einige neue Gesichter nach der Bande«- sladt bringe» Lnisl:, daö Part-iverhaltniß auch in der nächsten AmlSperivte so ziemlich daü gleiche wie seither bleiben wird. Wahrend ihres letzte» Zusammenseins wurden von National- und Ständeratk un Ganzen von 54 Tractanden 36 voll ständig bereinigt und 9 ans die nächst: Session verschoben; dir übrigen sielen von vornherein weg. Noch ist zu erwähne», daß von 117 Mitglieder» der Bundesversammlung rin Aus ruf an daS Schwcizervolk erlasse» wurde, welcher demselben die Annahme der den Eff'iudungsschutz betreffenden Vorlage empfiehlt, welcher Mahnung wohl entsprochen werden wird. * I» der französischen Deputirtenkammer hat ein Abgeordneter cö sür zeitgemäß gehallen, ..sestzustellen", daß die Behauptung, die Stadt Nancy sei im Jahre 1870 von sü»s deutsche» Rritern in Besitz ge nommen worden, aus Erfind»,ig beruhe. ES ist nicht recht ersichtlich, wclche praktische Guinde den betreffende» Herrn eigentlich veranlaßt habe», diese augenscheinlich zur Ehre deS srauzösischen Patriotismus und der gute» Stadt Nancy unternommene Rettung gerade in der Depntirtcn- kammer loSznlasie». Erste»; sinve» wir jene samosc Ge schichte von Len fünf Ulanen nirgends ln den ossicicllcn deutsche» Berichten — eS heißt im GencralslabSwerk über den dcnlsch-sranzösischcn Krieg: „Am folgenden Tage erreichte die 4 Lavalleriedivisio» Nancy, besetzte die Stadl und schob daS Dragviicr-Ncgimcnt Nr. 5 westlich über dieselbe binans vor." Dieser „folgende Tag" war der 14. Anglist. Allerdings Halle aber schon am 13. August eine Eecadron bcö 1. Leibhiisarcn-Reginientö der Stadt Nancy einen Besuch abgestattct und sic unbesetzt gesunden. Am t4. rückte dann daü GroS der 4. E rvalleriedivision und am t6 da» II. baye rische EorpS dort ei». Unlcr alle» Umständen bleibt demnach aber doch die Thalsache bestehen. Laß am >3. eine ganz schwache Reilerablhcilnng i» Nancy ringcrnckk ist, und ferner ist eS völlig unrichtig, wenn der französische Ehrcnrcltcr Nancys dehanptcl, dieser kleine» Neiterablheilung seien unmillelbar 50.000 Mann gefolgt, da ja das II. bayerische EorpS erst am 16. — also drei Tage später — in Nancy eingerückl ist. Worauf cS aber in dieser ganzen Angelegenheit sür »nS ankoinint, daS ist Loch die Thalsache, daß in der französischen Tcpnlirtcn» kamincr und damit vor dein ganzen Lande es eigentlich als selbst verständlich dargestclll wird, daß im Kriegsfälle auch offene französische Städte — denn eine solche offene Statt war Nancy — durch die Einwohner verlheidigl werden müßle». Diese Auffassung ist völkerrechtlich durchaus »»- gerechtfertigt und kann nur dazu beitrage», die Auf fassungen der Franzosen über Krieg-recht und KriegSgcbranch griintlich zu verwirren. Durch solche nutzlose oralorische Leistungen an hervorragender Stelle, wie die hier besprochene, muß aber doch bei der sraiijösischcn Bevölkerung der Glaube geweckt werten, cS sei schimpflich, wen» eine offene Stadl sich feindlichen Truppen übergebe. Ta» hat aber in Deutschland noch Niemand behauptet und deshalb ist cS auch in Deutsch land Niemand eingefallen, ans der Besitznahme einer offenen Stadl durch deutsche Truppen eine Helkentbat mache» zu wollen. Und jedenfalls war seinerzeit daS Verbalten der Stadt Nancy, gegenüber den deutschen Truppen, aus jeden Wider stand zu verzichten, ein durchaus verständiges, welche» gar keiner Entschuldigung bedarf, wie sic der betreffende Abgeordnete versucht hat. Oder glaubt man allcnsallS in Frankreich, es sei sraiijösischen offenen Städte» gegenüber den denlschcn Truppen erlaubt gewesen, gegen daS Kriegs- und Völker recht bewaffneten Widerstand zu leisten, ohne auch die Folgen solcher Handlungsweise tragen zu müssen? Und daS ist denn doch ein kindliche» Gebühren, aus der einen Seite e« al» Pflicht jeder französischen Stadt hinzustellen, den Partei gängerkrieg zu organisiren und gleichzeitig eine scheinheilige Entrüstung über di« deutschen Barbaren zur Schau zu trage»,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite