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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188707087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-07
- Tag1887-07-08
- Monat1887-07
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1887
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Erscheint täglich stütz 6»/, Uhr. * Ktdaklioa und Expedition , <! Johaane-gasse 8. Aprechltuuden der Kedactiou. 2 vormittag« 10—18 Uhr. 3. Nachmittag« 5-0 Uhr. Ha»,» »»««.»« ei»,ü<>»"t, ««», I »„ Rk»»rl>,» licht «Nd «,m«tz»r »er skr »te »ichftsol,ende N>««er »estt««te» Jäter «te an v«che»ta«eu »t« 3 vtzr Nachmittags. «US»»»- uadK«stt«,eafrü» dt«'/.» Uhr. Zn den ^itiolen fSr 3ns.-Annahme : vtta Alk««. Unlversität-straße 1. t!,ni« Lösche. tkathariaeastr. 83 Part. a. König-Platz 7, »,r bi«'/.» Uhr. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage LS,7S». Ziboiinrmentsprels viertelt. 4'/, Klk iacl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 P? Bclegeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbesördernng 60 Mk. mit Postbcsörderung 70 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeilr 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisvcrzeichniß. Tabellarischer u. Zisscrnsatz nach HSHcrm Tarif. Urrlamen uutrr dem RedactionSstrich dir «grspalt. geile 50 Pf., vor denFamiliennachrichtea die Ogespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praonuiusnmäa oder durch Post. Nachnahme. 18S. Freitag den 8. Juli 1887. 81. Jahrgang Amtlicher The». MmMlichmg. Da« 22. Stück de« diesjährigen Rcich-gesctzblatle- ist bei un» einaegangen und wird bi« zum 2V. dsS. MtS. auf dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich aus- hiiagen. Dasselbe enthält: Nr. 1728. Gesetz, betreffend den Verkehr mit blei« und zink- haltigen Gegenständen. Vom 25. Juni 1837. Nr. 1729. Gesetz zur Ergänzung de- Gesetze-, betreffend PostdampfschifsSvervindungen mit überseeischen Ländern, vom S. April 1885. Vom 27. Juni 1887. Nr. 1730. Gesetz, betreffend die Abänderung deS Gesetze- über den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genuß, mittel» und Gebrauch-gegenständen vom 14. Mai 1879 (Reichs-Gesetzblatt S. 145). Vom 29. Juni 1887. Leipzig, den 4. Juli 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumdtcgel. Vekanutmaililliir. Frau Johaun« Friederike »er». RechtSaawalt »«7. Hochmuth geb. Biehl, am 22. April lsv. I. zu DreSten verstorben, hat einem Wunsche ihre- bereilS vorher verschiedenen Ehemannes, deS früheren hiesigen RechtSan- waltS »r. Carl August Hochmuth, entsprechend, rhre» WohlthäligkeilSsinn dadurch u. A. bewährt, daß sie un- zwei Vermächtnisse zu je 8VVV Mark mit den nach» erwähnten Zweckbestimmungen zugewendet hat. 1) 3000 -ck dienen zur Begründung eine- Stipendium- für einen aus der hiesigen Universität Studirenden der Rechte. Die Zinsen davon sollen jährlich an einen fleißigen, sittlichen »nd befähigten Bewerber ». au« der Familie „Hochmuth" d. fall» einer au» dieser Familie sich nicht meldet, au einen Studirenden von gleicher Beschaffenheit, der den Name« „Hochmuth" führt, o. falls sich auch ein solcher nicht gemeldet hat, an einen anderen dergleichen Ttudtreudea a«S der Stadt Leipzig längsten- aus vier Jahre gewährt werden. 2) Die Zinsen der anderen 3000 sowie de» Zuwachse-, sind zu Weihnachten jede» Jahre- von Weihnachten 1897 ab an ein beim hiesige» Stadttheater ongcstellteS, durch» Loo-zu ermittelnde- Mitglied deS Theater singechoreS auszuzahlen. Gern haben wir die Verwaltung dieser Stiftungen und oeziehentlich die Collatur übernommen und bringen die Er richtung derselben, indem wir den gen. Entschlafenen unsere» Dank für diese Beweise ihre- WohtthätigkeitSsinneS Nachrufen, hiermit zur öffentlichen Kenntuiß. Leipzig, den 1. Juli 1837. 3578 Der Rath der Stadt Lei I» 852 vr. Georgi. rclschmcr. DekaimlmchiM Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntnlg, b«ß wir der aus dem Areale der ehemaligen Bayerischen Verbindung-- bahn angelegten, von der äußeren Ho-pitalstraß- nach dem Windmühlenweg führenden Straße den Namen „JohanniS aller" beigelegt haben. Leipzig, du» 4. Juli 1887. ru 2027- Der Rath der Stadt Leipzig. 854.vr. Georgi. Cicboriu». vermiest, i»ig in der NelsWIle »« Zohannksxlatz. I» obiaer Flcischhalle ist die Abteilung Nr. 21 vom II. dS. Mt«, oder aus Wunsch von einem späteren Zeitpunkte an anderweit gegen eiumonatliche Kün dignag zu »ermiethen und werden Mielbgesuche au dem Ralhhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 17, entgegcngenommcn auch können ebendaselbst die VermiethungSbedingnngen ein gesehen werden. Leipzig, den 5. Juli 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. In. 3220. vr. Georgi. Krumdiegel m In Gemäßbeit de- tz. 1 der Instruction für die An führung von Wasserrohrleitungen unv Waffcranlagen Privatgrundstücken vom 1. Juli 1880 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr LouiS Kayser, Nork straße Nr. 8. zur Uebernahme solcher Arbeilen bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu ersorverlichen Vorrich tungen nachgewiesen hat. Leipzig, den 5. Juli 1887. Der Rath der Stadt Leiprig Wo» Vekanntmachimg. Die Regulirung der Fußwege am Barsußberge durch Be» legen derselben mit Granitplatten soll an einen Unter nehmer in Accorb verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Nathhau-, H. Etage, Zimmer Nr. 14, au- und können daselbst eingesehen resp. daselbst gegen Bezahlung der Copial'en entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Fußwege am Barfußberge" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 10. Juli lausenden Jahre-, Nachmittag» 5 Uhr, einzurcichen. Der Rath behält sich da- Recht vor, sämmtliche Offerten abzulehnen. Leipzig, am 6. Juli 1887. DeS RathS der Stadt Leipzig Id. 25Sl. Straßenbaudeputation. X. 3323. vr. Georgi. Zoisram In Gemäßheit de« tz. 1 der Instruction für die An führung von Wasserrohrleitunaen und Wasseranlagen in Privatgrundstücken vom 1. Juli 1880 und der ßß. 2 und 7 de- Regulativ- für Ga-rohrleitungen und Ga-beleuchtungs- anlagcn in Privatgrundstücken vom 2. März 1803 machen wir hierdurch bekannt, daß der Schlosser Herr Alfre > Schulze, Lutherstraße Nr. 4 in Reudnitz, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un» sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewiesen hat. Leipzig, den S. Juli >887. Der Rath der Stadt Leipzig. X. 3329. vr. Georgi. Wolfram. Die Lieferung und Beilegung von ro. 160 Itrilsuzpltrjrlv« Quadratmeter Granilschwelleu »c. soll zur Submission unter Vorbehalt der Auswahl unter den Submittenten Vergeben werde». Formulare zu -osieaaaschlägeu sind ia hiesiger -emeiudeexpeditiou zu rutuehmeo und bi« . ««nt««, deu 18. dlese» «<»at« ausgesullt »uter der «usschrist „Kirchweg" betr. wieder daseldft eia «»reichen. «cuschönefeld. de, 7. Juli 1887. Der Ge«et«derath Vtrißback Ge».-Vor! Stadtbibliottjck. Die alljährlich zu veranstaltende Musterung und Reinigung der Stadibibliothcl findet die« Jahr in der Woche vom 10. bi« »um 16. Juli statt. Hierzu sind alle aySgrltebriikN Bücher ohne Ausnahme tu der Woche vom S. bis zum 9. Juli zurück» zngeben. Geöffnet ist die Bibliothek wieder vom 18. Juli au. Leipzig, dcu 1. Juli 1987. vr. G. Wustmaua. VrelMlnatkrialien - Ausschreibung. Die Brennmaterialien-Liefernng für die Universitäts-Jnstitut« auf da- Jahr vom 1. Juli 1887 bis dahin 1888 ist vergeben. Den wehrten Submittenten, welche nicht berücksichtigt werde» kouvtea, )ie- dankend zur Nachricht. Leipzig, am 6. Juli 1887. tSt»-Reut««t. ebbardt. Nichtamtlicher Theil. Frankreich und Deutschland. * Noch ist zur Stunde da- Urlhcil in dem LandcS- verrath-proceß, welcher seit Anbeginn der Woche den obersten deutschen Gerichtshof beschäftigt hat. nicht gesprochen, aber so viel läßt sich vorauSscbeu. daß er zuni Mindesten mit der exemplarischen Bestrafung de- Hauptangeklagten Klein endigen wird. Und au« dem Gange der Verhandlungen lassen sich bereit-recht lehrreiche und ernste Schlüsse «ber 'daS Vcr hällniß zwischen Frankreich und Denlfchiand ziehe». Aus die Bc> Ziehungen der beiten Länder und Völker zu einander sind durch die Enthüllungen, welche der Proceß zu Tage gefördert hat, so grelle Schlaglichter geworfen worden, daß. wenn nicht alle Voraussicht täuscht, die Folgen davon sich in nächster Zeit an verschiedenen Stellen bcmcrklicb machen dürsten und Deutsch land jedenfalls auS seiner bi- znm Aeußerflen gehenden Zurückhaltung etwa- herauSzutrelc» gcnöthigt sei» wird. Al- die Schnäbcle-Afsaire die Gcmüther in Frankreich zu erhitzen begann und namcnilich in der Pariser Presse einen wahren Cancantanz z» cnlsesseln begann, wa- ist nicht da von dieser Seite zufanunengelogcu worden'? Ter arme Schnäbele war der unschuldigste Mensch, de» die Sonne be schielt. die bösen Dcnlschcn hatten den harmlosen Mann aus deutsches Gebiet gelockt und ihn gegen alles Völkerrecht ge fangen genommen, lieber die deutsche Negierung und ihre Polizei ergoß sich eine wahre Eünrflulh von Anklagen und Beschimpfungen, und ein Pariser Blatt übertrumpfte immer da» andere in dem Verlangen, daß die französische Negierung Genugthuuiig für die der Ehre Frankreich- ziigefüglc Beleidigung fordern müsse. AuS diesem journalistischen Hexenkessel konnte man schon deutlich wieder den Nus „ü verliu" hcrauShören. Um der Welt den Beweis zu liefern, wie ernst ihnen dir Erhaltung deS Friedens am Herzen liegt, und weil in der Thal bei der Verhaftung Schnäbele'- ei» geringfügiger formaler Verließ vorgckcmmcn war, beschlossen Kaiser Wilhelm und sein oberster Nathgeber die Freilassung de- den deutsche» Behörden in die Hände gefallenen französischen GrenzpolizcicommissarS. Heute wissen wir. welche- Opfer im Interesse deS allgemeine» VölkersriedcnS die deutsche Neich-rcgierung damit gebracht bat. Wir glauben wohl sagen zu dürfen, jede andere Negierung würde sich geweigert haben, eine» Mann, der sich so schwer gegeu da- Interesse unv die Sicherheit ibreS Lande« vcrgangen, mit freiem Geleit wieder über die Grenze ziehen zu taffen, lieber der materiellen Wnckt de» begangenen Ver brechen- würde man eine vielleicht bei der Verhaftung de- ThälerS stattgesundene formelle Unvollkommenheit weit haben zurücklretcn lasse». Aus Grund der Ergebnisse der Beweisaufnahme de- LandeSvcrrathSprocesseS gegen Klein und Genossen haben die Vertreter der OberrcichSanwaltschasl. ohne daß ihnen im Ge ringsten hat widersprochen werden können, zu constatire» ver- niccht, daß e- nunmehr völlig erwiesen ist, wie höhere französische Regierung-beamte in Elsaß-Lothringen nicht allein den LandcSverrath begünstigen, sondern ihn direct dadurch ansliftc», daß sie geeignete Werkzeuge in Gestalt solcher Bewohner der deutschen Neich-lande, welche sich gegen gute Bezahlung zu diesem traurigen Handwerk hergeben, an werben und aus diese Weise im Frieden einen gegen Deutsch land gerichteten Epionendienst organisiren, der keinen anderen Zweck hat, alS die Niederlage de» deutschen Heere« in einem künftigen Kriege zwischen Frankreich »nd Deutschland vor bereiten zu Helsen. Es ist ausdrücklich constatirt, daß die französischen Grenzpolizeicomnnflare Fleuriel und Gerber, vor Allen aber der famose Schnäbele. anstatt sich um da» zu bekümmern, waS eigentlich ihre» Amte» ist deutsche NeichSangehvrige im Elsaß zum Treubruch gegen ihr Vaterland verleitet unv dadurch da» deutsche Reich »itensiv geschädigt haben. Nun wissen wir zwar recht gut. daß leider in den Beziebungen der einzelnen Staaten zu «inanver die militairische Spionage wohl allerwärtS vorkommt, aber e- ist doch ei» ander Ding, wenn osficielle Organe einer Regierung, denen ihre Vertrauensstellung an der Grenze zu Gute kommt, dir Spionage in so umfassender »nd rücksichtsloser Weise treiben, wie eS Schnäbele unv Genossen gethan hoben. Man möge un- nicht mit dem Linwand kommen, daß die Anstifter de- Landröverrathe». über den jetzt da» deutsche NeichSgericht zu urlheilrn hat, da» verbrecherische Unternehmen von sich au» und in ihre» Interesse betriebe» haben — nein, der gesunde Menschenverstand sagt sich, daß Herr Schnäbele und eine HelserShelser wiederum nur die Werkzeuge der srauzö- ischcn Negierung, insonderheit de- französischen KriegS- ministcriumS waren, und Vas ist eS, wa» den Enthüllungen de» LandeSverratbS-Processe- gegen Klein und Genossen einen z besonderen Ernst verleiht. Um wa» bandelt eS sich eigentlich aber bei der ganzen lngclcgenheit? Um weiter nicht- alS den von Frankreich ,rwünschten und geplanten Revanchekrieg gegen Deutschland md die Zurückeroberung von Elsaß-Lotbnnaen. Frankreich ann in seinem durch die ihm besonder- günstigen Umstände, welche in Europa während mehrerer Jahrhunderte andauertcn, genährten Größenwahn die gewaltige Niederlage, welche eS 1870—1871 erlitten, nicht verwinden und nicht begreife», daß außer ihm auch noch andere Nationen vorhanden sind, welche aus eine Grobmachtstellung Anspruch erheben und nicht »ewillt sind, Frankreich allein die führende Rolle im europäischen övlkerconccrt zu überlassen. Die französische Eitelkeit und Ucber- >ebnng sind eS. welche daS französische Volk gar nicht zur ruhigen Ucberlcguiig und zum Nespect gegen andere Staaten, »«besondere gegen da- deutsche Reich, kommen lasse». Den Verlust von Elsaß-Lothringen bat Frankreich, darüber kann doch gar kein Streit sein, nur sich selbst zuzuschreiben. Ware wohl Deulschland, ohne von Frankreich mit Krieg überzogen u werken, jemals in die Lage gekommen, sich die ihm vor Zahrhuaderten entrissenen Grenzprovinzen wieder einzuver» leiben? Wohl hat eS immer deutsche Gcmüther schmerzlich »erührt, da» alte deutsche Straßburg in französischen Händen jU wissen, aber Niemand in Deulschland ist eS eingefallen, dasselbe im Wege eine- Angriffskrieges wieder zu holen, und nur der wunderbaren Fügung der göttlichen Vorsehung war eS Vorbehalten, daß das veulsche Reich nach glücklicher Ab wehr eine- gegen seine Existenz gerichteten, von ihm in keinerlei Weise vcranlaßten Krieges sein ehemaliges Hab und Gut wieder verlangte. Kein Geschichtsschreiber, mag er ein, wer er wolle, wird diese vor aller Welt feststehenden Lhatsachen in Abrede stellen können. Wenn nun auch das osficielle Frankreich. daS ist die fran zösische Negierung, im amtlichen Verkehr genöthigt ist, Frieden-- Versicherungen auf den Lippen zu führen und allzu schroffes Auftreten gegen daS durch den Frankfurter Friedensvertrag geschaffene Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschland zu verleugnen, so lassen doch solche Dinge, wie sie durch den gegenwärtigen LandeSverrathSproceß zu Tage getreten sind, keinen Zweifel übrig, wessen sich da» deutsche Reich seiten» ffcankreichS zu versehen hat und wie eS ihm gegenüber aus eer Hut sein muß. Wir können, Gott sei Dank, ruhig sein, daß die Mäuner. welche an der Spitze unsere- Reiches siehe», ken Zustand völlig zu überschauen und die nölhigen Eonse- qneiizcii darau» zu ziehen vermögen. Unser Kaiser, unser Reichskanzler werden eS an der nölhigen Festigkeit und Entschiedenheit, gepaart mit Besonnenheit und dem Gefühl der Stärke, welche» das Vertrauen aus die eigene Kraft giebt, nicht fehlen lassen, und daraus beruht die Hvfsnung, daß da- wie Quecksilber aus und ab sibrirenve Volk der Franzose» doch endlich noch zur Vernuust gebracht und in seine Schranken zurnckgewiesen wird, so daß der Friede er halten bl ibt. Dazu gehört freilich vor allen Dingen, daß die Franzosen begreifen lernen, daß sie auf Elsaß Lothringen definitiv verzicblc» müssen, wenn sie nicht die Greuel eine» Kriege» heransbeschwörcn wollen, der, wie die Dinge jetzt liegen, den Krieg von 1870—1871 in seinen verheerenden Folgen noch weit übcrtrcsfen und vorauSsichllich Frankreich viel größeren Nacblhcil bringen würde. Eine andere Lehre ist a»S dem LandeSvcrralhSprocesse für die deutschen politischen Parteien noch zu entnehmen: Wer heute noch nicht cin- sehen gelernt, wie dringend notliwendig die Verstälkung der deutschen Hecreökrast uns ihre Befestigung durch die Bewik ligung de- Scptennatö war, dessen politisches Denkvermögen ist unheilbarer Krankheit verfallen. Leipzig. 8. Juli 1887. * Nach einer in Gastein cingetrossenen Meldung soll Kaiser Wilhelm, der nur 14 Tage in EmS zu bleiben gedenkt, schon am lS. Juli in Gastein eintreffen. * In den ultramontanen Blattern wird viel Lärm davon gemacht, daß einige preußische katholische Geistliche welche ösfenttich gegen die Regierung gewüthet haben oder in der Schule, statt Religionsunterricht zu ertheilen, den Kindern Wahlbclehruiigen zur Milthcilung an die Eltern niilgczebcn haben, ihrer Stellung atS Schuliiispectoren ent hoben oder von der Ertheiiung deS schulplaiiniäßigen Religion» Unterrichts entbunden worden sind. Wen» man sich über etwas wundern muß. so ist eS diese gespielte Verwunderung der ultramontanen Zeitungen. Welcher Schulaufsichtsbeamte konnte eS ungeriigt lassen, daß in der NeligionSstunde den Kindern eingcschärsl werke, die Ettern varan zu erinnern, daß jeder 25 Jahre alte Mann wabibercchtigt seil E» versieht sich ganz von selbst, daß der Staat dergleichen „ReligionSlehre" >n seiner Schule nicht dulden kann, und kein Bischof wird es übrigen» unternehmen, Beschwerde über die Entlassung von ReligionSlehrern zu erheben, die ihre Ausgabe mit derjenigen von Wahleinpeilschern verwechseln. Der Versuch, an diesen Vorkommnisse» einen Cuiturkamps anzusacden, wirk» den ultra montanen Blättern nicht glücken, den» sie werden von der. kirchlichen Obern im Stiche gelassen werden. * Die letzte im Jahre 1885 in AnSbach abgehaltene protestantische Generalsynode für das recht- rheinische Bayern ist aus ihre Beschlüsse erst jetzt vom Prinz-Regenten beschicken worden. In dem Bescheide, welcher von Herrn v. Lutz gegengezeichnet ist, heißt eS: Dem unter Berücksichtigung der von der Generalsynode gesoßten Beschlüsse auSgearbeiteten Entwürfe einer Verordnung, die Abhaltung liturgischer Reüengotte-dienste betreffend, wird die Allerhöchste Ge nehmigung mit dem veisügeu «rtheilk, daß ei übrigen- hinsichllich der Abhaltung regelmäßiger Gotte-dieaste an Tagen, wo solche bisher nicht stattsonden, bei den bestehenden Borlchristeu verbleibt und gegebene» Falle« die Einholung der Allerhöchsten Genehmigung Vorbehalten ist. Dem von der Generalsynode bezüglich der Beerdi- gung von Selbstmördern gefaßten Beschlüsse vermag die Bestätigung nicht rrtheilt zu werden. Dem von der Generalsynode bezüglich der Lmtügung einer Fürbitte für die Mission in da« sonn tägige Ktrchengebc« gesüßten Beschlüsse wird die Allerhöchste Be ftätigung nicht ertheilt. Segen di« Scstattuug liturgischer Gotleö- dienste mit Ansprache beim Beginn und Schluß jede» Schuljahrrö si.r die protestantische» Schüler der Volk-- und Mutelschulen besteht keine Erinnerung. Die Generaliynode ha» bezüglich der Wieder- Herstellung der äußeren Feier der Sonn- und Festtage, Heilighaltung der Eonutagr »,d Abschaffung d-r Souutogömärkt« mehrere Anträge unterbreitet. Auch für die Folge wird diese» Wünsche» gegenüber daö gleiche Entgegenkommen wie bisher gezeigt werden, e» muß aber neuerdings daraus aufnierksai» gemacht werden, daß polizeiliche Vorschriften allein nicht genüg«», sondern eine thätige Mitwirkung der Bevölkerung selbst geboten erscheint. Die Schlußworte versichern, „daß Wir den Interessen der wotrstantischcn Landeskirche deS Königreich» stet- Unser« Illerhöchste Fürsorge allergnädigst zuwenden werden." * AuS Riga, 28. Juni, wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: Der eben geschlossene Landtag von Livland hat beschlossen, die livländischen Volksschullehrer-Seminare aufzulösen und die Re gierung um Enthebung von der Leitung der Volksschulen zu bitten. ES ist ein sehr bedeutungsvoller Beschluß, den» er bezeichnet den ersten großen Rückschritt, daS erste Zurückwclchen vor dem Ansturm der Regierung gegen die uralte Selbstverwaltung des Landes. Die Ritter- und Landschaft har in langer und opferreicher Mühe das BolkSschulwesea gepflanzt, gepflegt und zu einer Blülhe ge- bracht, welche die livländische Volksschule gleich derjenigen der beiden Schwesterprovinzen ebenbürtig »eben jede« Bolksjchulwesen Europas stellt. Unter Leitung des Gutsherrn wurde» überall die Schulen gegründet, vielfach ganz aus seine Kosten, iu jedem hall gab der Gutsherr daS Land zum Bau, einige Morgen Acker, Garten, Wiese dazu, ferner das Baumaterial umsonst her; noch heute werden viele Schulen ganz oder znm Theil vom Guts- kcrra unterbauen, und die Kirche, die Pfarrer im Verein mit dem Kirchcnvorsteher und dem Kirchen- und Schulconveut, ia dem Guts herren, Pastoren und Bauern gleichmäßig vertrete» sind, habe» di» unmittelbare Leitung und Conlrole. Die Lreitlandschulbehördea, di« Oberlandschulvehürden sind die Verwallungsinstanje». die voo der Ritter- und Landschaft erwählt und unterhalten werden, ebenso wie diese die Lehrerseminare aus ihre Loste» gegründet hat und outer hält. Die Unterrichtssprache ist iu der Elementarschule diejenige deS Landvolks, lettisch und esthnssch. E» ist dieses ein so gesunde« und blühende- Institut wie vielleicht kein andere« im rulsiicheu Reich. Nun kam ein UkaS, welcher die Einführung der russische» Unterrichtssprache iu alle» Mittelschulen und auch deu Volksschule» von den zwciclassigen auswärts fordert. Die Ritterschaft hat die hierzu «öthigcn Lehrkräfte nicht. Außerdem wurde von der Re- ierung die gesammte Verwaltung der Volksschule der Aussicht vm» tegierungsinspcctoren unterworseo, die daS Recht haben sollen» im Schulconvent zu sitze», und deren Forderung ohae Weitere- erfüllt werden maß, unter Vorbehalt de- Appell«. Wie die Dinge liege», wird jeder Inspektor im Eoudent al« Agitator gegen du« Dentscbthum und gegen die deutschen Classeu aoftreten. Ein achiicheS, für daS Schulwesen förderliches Zusammenwirken tft ortau sür die Ritterschaft nicht mehr möglich, und so hat sie dem» obigen Beschluß gefaßt. Es ist ihr hart genug angekommen. Weua man durch viele Jahrzchnle einen Carlen angelegt uad gepflegt bat, überläßt man ihn nicht leicht einer Horde von ovwisseuoe», lieblosen Fremden, die gar nicht die Absicht haben, ihn zu pslegru, andern nur ihn gegen die bisherigen Gärtner aoözunutzea. Daß die Bildung sinken wird, daß Nihilismus uad Verwilderung tu die Volksschulen einziehen werden, läßt sich leicht Voraussagen. DaS aber ist ja eben der Zweck so vieler Maßregeln dieser Zrit, der sich mit dem ankern Zweck der Ausrottung deS Deulschthums vrrbuudeu hat. Wir haben hier zu kämpsen gegen eine Verbrüderung vo» russischen» Chauvinismus und von Nihilismus oder doclrinir-radi- calcm Liberalismus, kurz, gegeu eia modernes Mongolenthum. * Die Wahl Stojanow's zum Bicepräsidenteu der Sobranje ist der stärkste Beweis sür die russenfeind liche Gesinnung der bulgarischen VolkSvertretnna. Wenn ein Telegramm auS Tirnowa von einstimmiger Wahl spricht, so ist dabei selbstverständlich die Opposition mit 74 Stimmeir ausgeschlossen, weil sie nach ihrer Niederlage bei der Wahl dcö ersten Präsidenten nicht mehr milsttnimte. Stojancw war der bulgarische Journalist, der dem General Kaulbar- am entschiedensten entgcgcntrat, und nach der Unter drückung des Nusischukcr Aufruhrs war wieder er cS, der den Ausruf zur Bildung einer Palriotciiliqa zur Verthcivigung der Unabhängigkeit Bulgariens erließ. Welchen guten Klang sein Name im Lanke hat, zeigte der Erfolg; binnen wenigen Wochen waren die Patriolenvereiue über ganz Bulgarien verbreitet. Wenn die Sobranje gleich im Beginn ihrer Thätigkeit ihre Ge sinnung an den Tag legen wollte, so konnte sie keine bezeich nendere Wahl treffen, und Slojanow hat die Erwartungen nicht getäuscht, denn als er für da- Vertrauen dankte, fügte er die Versicherung Hinz», so lange er Vicepräsident sei, werde er Katkow unv den Mingrelicr von Bulgarien scrnhalten. Keine Gelegenheit läßt er vorübergehen, ohne seinem Haß gegen Rußland freien Lauf zu lassen. Eine solche bol rhm schon die Dieu-tagSsitzuiig der Sobranje wieder, über deren Verlaus folgendes Pnvallelegramm der „Vossischcn Zeitung" berichtet: Tirnowa, 6. Juli. Die gestrige Sitzung verlies stürmisch und brachte der Opposition neue Niederlagen. Der eheinalige Delcgirte Kaltjchcw constalirie in seinem Berichte über die Rundreise der Deputation, daß trotz des Scheitern- der Misst»» Bul garien in Mittel- und West-Europa große Sympathien be säße, welche cs der Regierung ermöglichte», sogleich zur Fürsten- Wahl zu schreiten. Der alle Slave,low versuchte tue Be- miihuugen der Deputation, die nicht einmal ossiciell empfangen sei, lächerlich zu machen, wurde aber fast einstimmig heruntcrgerusen und beinahe hinauSgeworsen. Justizininister Stoilow aiitworiete iu langer, nielsterhastrc Rede dem Abg. Slaveikow und bestäligte, waS der Bericht enthält. Kallschew fügt hinzu, die Deputation sei sür eine souzeräne Macht überall glänzend empfangen worden; od ossiciell oder ojsiciös, sei egal. Die ganze civilisirte Welt sympathi- sire mit Bulgarien. Sttirmisches Beifallklatschen und Bravo ruse begleiteten seine Worte. Slojanow» der als Vice präsident nicht am Prästdententische, sondern unter den Depu »rtcn saß, erwiderte unter schallendem Gelächter der Ver sammlung Slaveikow: „Du hast Recht, Europa hat Polen nicht geholfen, aber hat Rußland cs vielleicht gethan? Wünschst Du sür un- auch solch- Hilfe?" Hieraus greisen einzelne Dcputirte ebeusall- Slaveikow a» »nd erklären, daß sie nicht zusammenge- kommeu seien. um große Politik zu »reibeu. sondern um einen Fürsten z» wählen, ohne den sie nickt nach Hause zurückkchre» dürseo. Aus den Vorschlag de- Ministerpräsidenten Nadoslawow fällt heute (Mittwoch) wegen driiigeiidcr RegierungsgejchLjte die Sitzung auS und soll Donnerstag die Fürsteuwahl staitsiiiden. * Ter bereit» telegraphisch siAnalisirteArtikel der,.Nord deutsche nAllgemeinenZettung", unser gegenwärtiges Verhältniß zu Frankreich betreffend, hat folgenden Wortlaut: Es ist allgemein anerkannter Grundsatz im Völkerrecht, daß die Ausländer, welche sich im diesseitigen Staatsgebiet aushalten uad voa ollen Einrichtungen desselben in Handel und Verkehr Borthcil genießen, auch den Lasten unterworsen werden, welche die Inländer dem Staate gegenüber zu tragen verpflichtet sind. Es ist dabei selbstverständlich, daß ein Ausländer im Jnlaude >m Allgemeinen zu den Steuern beraugezogcn werde, wie sie unter den gleiche» Ver hältnissen vo» deu Inländern zu tragen sind. — Ja Frankreich, wo das System der indirekten Steuern das vorherrschend« > ist, hat der Ausländer, selbstredend bei Bestieiiung seiner »Bedürfnisse, indirect das Gleich« an den Staat abzusjihrea, wa« I jeder Inländer abzusührrn hat. Auch die Feufterfteuer, eine de» 'wealgea direkte» Steuern» welche Frankreich besitzt, die E»
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