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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188707161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870716
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-07
- Tag1887-07-16
- Monat1887-07
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1887
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Vllr b Grfchelnt täglich früh 6'/, Uhr. Xedaclion und Lrpkditiou JohanneSgasse 8. Splkchstun-r» drr Nrdactioiu Vormittags 10—1L Uhr. lstachmittagS b—K Uhr. s»i<k.,te einaef.iitter Manofcrtpte m»cht ftch Sledaction nicht »krdcntlich. d>« > Annahme »er für Vte nSchftsal-entze Rnmmer beftiulinten Inserat« an Wochentage» bt» L Uhr «achmtttag», an Tonn- »nd Festtagen früh biS'/,9Uhr. 3» drn Filialrn für 3us.-^nn»tz»r: Ltt« klemm. UniversitätSstraße 1. LoniS Lösche, Kathariuenstr. 23 pari. u. Küaig-platz 7, nur bi» '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtr, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage I»,730. ^vonnemriltspreia viertelj. 4'/, Mit incl. Vringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Ml. Jede einzelne Stummer 20 Ps Belegexemplar 10 Pf. Gebühren >ür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gcsalztt ohne Postbeiärderung 60 Mk. mit Poslbejürdcrung 70 Mk. Inserate 6gespaltcne Petitzeile 20 Pf. Gräßere Schristen laut uns. Preisverzelchniß. labellarischer u. Zissernsatz nach höhcrm Tarif. Krctamru unter dem RedactionSstrich die 4gespakt. Zeile 50Pf., vordcnFamiliennachrrchten die Kgespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die Expedition zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasnnmvraiulo oder durch Past- uachnahme. ^ 187. Zur gefälligen Hklllhtllllg. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 17. Inli, Bormittags nur bis Nhr geöffnet. Lxpoüitlon ävs I-vipr:1xtzr Vuxeklatte«. Amtlicher Theil. Leliliimtmllfung. Die Stücke 23, 21 dcS diesjährigen NeichSgeseüblatleS sind bei unS eingegangcn und werden bis zum v. August d. I. aus dein NalhhauSsaale zur El»sichtnah»ie öfseutiich au-bängen. Dieselben enthalten: Nr. 173l. Gesetz, betreffend die Verwendung gesnndheitS- fchädiicher Farben bei der Herstellung von Nah rungsmitteln, Genußmiltrln und Gebrauch»- gegenständen. Dom 5. Juli 1887. Nr. 1732. Gesetz, betreffend Abänderung der Gewerbeordnung. Bom 6. Juli 1887. Nr. 1733. Verordnung, betreffend die Aufhebung des Verbot» der Ausfuhr von Pferden. Lein 8. Juli 1887. Nr. 1734. Bekanntmachung, betreffend den Aufruf unv die Einziehung der Einhundert-Marl-Noten der Kölnische» Privatbank in Köln, vom 7. Juli 1887. Leipzig, den 12. Juli 1887. Der Rath der Ttadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Vekaimlimchiiiig. Montag, den 13. Juli dö. I». soll mit dem Schleußenbau ln der UlrichSgasse begonnen werden. ES wird daher dw UlrichSgafse zwischen dem Rast platz und der Kreuzung der nürnberger Strafte von dem genannten Tage ab ans die Tauer dieser Schleußen- bauten für allen »nbcfuaten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 12. Juli 1837. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 4058. vr Georgi. Hennig. VelilliiillMllMg. Degen Vorzunchmcubcr Asphallirung wird die Albcrtstraße Von der östlichen Bordkante der den Scbletterplatz westlich begrenzende» Fahrstraße bis zu der westlichen Fluchtlinie der Emilicnstraß- von Montag, den 18. dsS. MtS. ab aus die Dauer der Arbeiten für allen unbefugten Fähr verkehr gesperrt. Leipzig, am 13. Juli 1887. Der Rnth der Stadt Leipzig. IX. 4807. vr. Georgi. Hennig. Maimtiiiiichml-. Die nunmehr sertiggestellke. am Museum vorbei Über de» AugustuSplatz führende ASphaltfakrbahtt darf »ur mit leichtem Fuhrwerk bcsabren werden. Zuwiderhandelnde werden nach §. 368. 10 de» Reichs- stra^esetzbuchS um Geld biS zu ttv Mark oder mit Hast hi» r» Lst Lagen bestraft. Leipzig, am 15. Juli 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Hennig. Mluiiilmlilhinig. Die Herstcllnng der Dampf- und WarmwasterleitungS arbeiten für den hiesigen Echlachthvs soll vergeben werde». Bedingungen und Unterlagen für diese Arbeiten könne» im Baubüreau dcS Schlachlhofes gegen Entrichtung der Schrclbgebühren im Betrage von 1 entnommen werden. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Dampf, und Marmwafserleitungsarbeiten für dcn SchlachthofSbau" versehen bis zum 2. Anglist lausende» Jahre-, Vormittags 1t Uhr, bei der Nuntiatur de- hiesigen NalhhauseS abzugebeu. Leipzig, de» 15. Juli 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. In. 4009. Vr. Tröndlin. EichonuS. Die bei Erbauung einer steinernen Brücke über die Multi« bei Kiffern, welche bei 147 m Länge 6 mit Korbbögen überspannte Oeffaunaen erhalten und auö Bruchstein in Eementmörtel bergestellt werden soll, anSjiisilhrende» 8rV-, Arlü», Maurer-und Zinliner- arbrttkU, rinschltcßlich Beschaffung der meisten Materialien, sollen in Gemäßheit der Verordnung deS Königlichen Finanz-MinisteriuniS vom 27. Juni 1887, Nr. 863 Sirßb.-Rea.. im Wege der Kub- Mission unter Vorbehalt der Au-wahl unter den Lewerbera vergebea werden. Die bezüglichen Bauzeichnungen liegen im Bureau drr mitunter- zeichneten königlichen Straßen- und Wasterbau-Inlpection. Franea- straße Nr. 221, zur Einsichtnahme auS. BlankettS zu Preislisten, sowie die Äu-sührungSbedingungcn können gegen Erstattung der Ab- schreibegebührrn daselbst entnommen werden Die Wiedereinreichung der gehörig auSzusüllendea Anschlag», blaukett- und der unterschriebenen Bedingungen hat spätestens ^ Sen 28. Anlt 1887, Rachmittag» » Nhr, verschlossen und postgebührensrei mit der Ausschrtst: „kifferner Mnldcnbrücke" im Bureau der mttunterzeichneten Königliche» Lau- verwaiterei stattzufinden. Den Beiheiligien steht srel, zur ongegebcuea Zelt der Erösfnun- der eingegangeuea Angebote beizuwohuen. Die Bewerber bleidea bi» zum 2. August o. an ihre Angebote gebunden und haben dieselben als abgelehnt zu betrachten, wen» bi- zum genavntea Zeitpunkt eine Antwort nicht erfolgt ist. Grimma. den hts Juli 1887. EMM,» und Königlich« Waffe» «nn-An sperrt* ». vanverlnnlteret. »ch«tdt^ Tonna5end den 16. Juli 1887. 81. Iahrgan-g Bekanntmachung In Nachstehendem veröffentlichen wir die seit unsere» Bekanntmachung vom 15. Januar dieses Jahre» eingcgaugencn Anmeldungen vcn Preise» de- DrodcS und der weiften Daekwnaren. Brod «rwicht de» rretpsenuigstnckeS '/, Kilogramm Dresdner Scmmel 2 L P Dreiling I D? a m e Straye HauS- Nr. (1 I. Pfund) Sorte II. ! HI. 8 8 0) s r?) § Q ^ ! -r G ramm Vüvl-vrr Taupe. OScar Vlücherstraße 22 20 — — 50 50 40 — 60 60 55 Schlippe, Eduard Gustav Adolphstraße 53 11 — — 65 50 50 60 70 75 55 Simon, Louis Ncukirchhoi 33 10 — — liO 55 50 — 65 70 60 KouraV, Gustav Blumengaste 9 10 — — 6ä 65 57 — — 65 57 Haupt. Richard Frankfurter Straß- 27 20 10 — 60 — 55 — 65 60 55 MiidlSer», Richard ThoniaLgäßchea 8 20 — — 50 45 40 60 60 45 Senffert, Ed. Hetzler, Reinhold Kleine Fleischergasse GrinimaNche Straße 19 13 20 20 50 60 45 55 40 55 60 60 60 60 45 55 Aptlieli», Karl Elst-rstraße 16 lO — — 60 — 50 — — 65 50 Krclzschmar, Louise veiw. Weststraße 28 20 20 20 50 40 60 — 60 60 45 Karstens, Hermann Otto TrcSdner Straße 18 20 — — 50 50 45 66 60 50 vodttvIelitliKNvrr vnhligen, «dols ThomasiuSstraße 16 — 10 — 70 — 65 — — — — Biiigrl, Ernestine «teruwartenstraße 77 — 12 11 60 — 55 — — — «öl,Irr. F. I. Nürnberger Siroße McndelSlohnstraßc Z2 13 — Mäiincl, E. August ' 1 — — 10 80 — —- — — — Frilzsche, Earl lurnerstraße .8 10 — — — — — Vttlizner, I. G. Wlststcaße 46 12 11 10 50 65 Zclirscld, Julius Georg Zchcnkcndorsstraße 45 10 — — 60 — — — Hansel, Sophie Marie verw. Dorlstraße 22 10 — — 46 — 34 — — — Frilzsche, Marie verw. Ranstädler Steinweg 39 10'/. — — — — — 80 — — LluSner. Agnes verw. Blüchcrstraße 12 13 11 — 60 — 50 — it'.iihre. F W. Preußergri gehen 7 20 10 — 70 60 60 — — 70 60 ViauScS, L. Friedrich Ranstädler Steinweg 13 10 — — —- — — — — Zkitnrr, Bertha verehel. Paiat, Carl , Ranstädler Steinweg 12 10 9 — — — — — —- — R-udnitzer Straße 12 10 — -- 60 60 50 — — 70 60 Birgigt. Th. O. Lverhardstraße 6 10 9 8 65 65 60 — — 65 65 Hühner, Arno Wücherstraße 33 12 — — 60 — 55 — 60 Wrazivlo. Marie vcrehcl. Parkplatz 7 10 —- 75 — «5 — 70 LtcnScl, Gustav Töftner Weg 9 11 -- — 60 — 60 — 70 — »iinze. Gustav Lange Elraße 35 10 — 60 — 50 — 60 — Iah» L Bichweg Richter, Fr. «ippiiia. Marie vcrw. Lüsenstraße 4L 12 10 9 60 50 50 — —- 70 60 Aorkstraße Jacobstraße 33 1 10 — 11 — — — Hecht, August Ranstädler Steinweg 39 10'/. — — — — — — — -E lüciigraseWSky, Lina verw. «iltlcr. Wilhelinine vcrw. Färtccstraste 10 10'/. 10 40 55 55 45 Carolin-Nstraße 14 12 — 50 45 — Jürsf, Johannes Reudnitzer Strastc 2 16'/. 10 55 7b Rosenkranz, G. Sch-nkendorsstroßc Pi'.fscntorscr Straße Mrüner Straße 2? 10 — — 60 60 — T. tch, Marie vcrehcl. 38 10 — — /><> — 40 -- 50 A.'.Nowükh, Franz 3 10 — — 50 30 40 — — Krihlcr, Eomuttd Blucherstraßc 33 20 — — 70 — 60 — — 80 Hnnitcr, Neinbold Tnruerstraße 29 10 — — — — — — — Kürovt. Fr. Karl Elstccstraße 57 10'/, — — 50 — 40 — 60 — Attilcr. Karl Brandvorwcrkstraßc 20 13 — — 60 — 50 — — Schneider, Julius Nicolaüiraße 28 13'/. 12 10 — — — — — Lchöiidrodt, Joh. Gottsr G-rberstraße 25 10 — — — — — — — Henke, Marie Mmizgasle Kvchst raste 14 10 — — 60 50 50 — — 70 60 Tnnil», Ernestine verchcl. 3 10 — — 75 70 70 — 80 — 'Werner. Bruno Blncherstraße 12 10'/. 10 — 6» 50 60 — — 70 Schmidt, Friede. Herr». Antottstraßi 8 12 11 10 50 — 40 — 60 Scholz, A. vcrchel. Garlenstroße 28 11 — — 80 — 80 — 80 Liiling, Carl Tauchaer Straße 18 20 — 60 — 50 — 70 Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig Städtische Sparcaffe beleiht LÜerthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 20. Januar 1837. Die Sparcafsen-Depntation. Btlniniiiimihnnr. Ans sein Ansuchen ist Herr Kaufmann Albert Len; oon., HvSpitalstraße 32, I.. au« dem von ihm bisher bekleideten Amte eines ArnienpflegerS im 38. Distrikte entlasten worden. Wir sprechen ihm hiermit unseren Dank für die unserem Armcnwescn gewährte Mitwirkung au». Leipzig, den 12. Juli >887. DaS Armendirectorium. N. 435. Ludwig-Wolf. A. Gesucht Handarbeiter Ernst Gustav Schatz, geboren am 12. Juli 1842 zu ArreS, welcher zur Fürsorge für die Seinen anzuhalten ist. L"ft':>z, den 12. Juli 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. tArmenamt.) /I. ü. III. 2122. Ludwig-Wolf. M». Der am 3. Februar 1849 in Klein-Eorbetha geborene Hand- arbeiter Johann Gottlob W-llenbnrger hat sich seit einigen Wochen der über ihn verhängten Polizeiaufsicht entzogen und treibt sich jeden falls vagireud umher. wir bitten, denselben tm Belrrtung-salle anzuhaltea und uns sofort von seiner Lerhastnna zu benachrichttgen. Leipzig, de, 14. Juli 1887. Las Polizei-«,» der Stadt Leipzig. I. 8213. vretschneider. Saitenmachrr. Sb-verpachtung. Die an den fiskalische« Stratzen und zwar au der Ellen- burger Straße von Sellerhausen bi» „Heilerer Blick", on der Neiden- hainer Straße von Thonberg bi» Gruna, an der Leipzii-Ariminaer Straße von Lieberlwolkwitz bit GroßvüSua, an der Landsberger, Delitzsch» und «a der Loburger Straße von Zöbigker bis Zwenkau, an der Fraaksurter Straße von Liadenau biS hinter Schönau, an der Lindenan-Knanthainer Straße und an der Straße von Zwenkau bi» Markranstädt in diesem Jahre anstehenden Acpfrl, Birnen und Pflaume» solle, Mtttwach. »eu S7. Juli d. g vormittag« S Uhr. t« Saale der Gnr«dats»r, PörlentzaKe zu Leipzig, katharinenftratze I». 2 Treppen gegen sofortige baore Bezahlung und unter de» sonllgen im Termine bekannt zu »lachenden Bedinzungea meistbietend vcrpachlct werden. Lejpzia. am 11. Juli 1887. KSntgl. Strabe«. und «affer»a,.Iuspert1«» >»i ßöaigl. va«»»r»,ltrrri. g' In unserer Verwahrung befindet sich ein Lederetui mit violettem SamiN't nuSgeschlagen, welches einen kleinen silberplattirten Kelch, eine ebensolche Oblaicndose und ein vergoldetes Tellerche», lnSgesamnlt niit dem Zeichen des Kreuzes versehen, enthält und von einem Geistlichen znni Spenden der heiligen Abendmahls außerhalb der Kirche bcnutzl worden sei» dürste. DaS Elm, welches Po» einem Diebstahl hcrzurühren scheint, ist vor etwa einem halben Jahre Jemandem hier zur Aufbewahrung übergebe», nachmals aber nicht wieder abgeholt worden. Zur Ermittelung des Eigcnthümers machen wir dieZ hiermit össenllich bekannt. Leipzig, am 27. Juni 1887. La» Polizeien»» der Stadt Leipzig. Vretschneider. K. Das für Telmi» Klara Rosa Puschmann aus Jüdewein am 14. Juli 1879 vom dortigen Gcmeindevorstand ausgestellte Dienst buch ist in hiesiger Stadt abhanden g-kommen und im AusfmdungS falle anher abzuliesern. Leipzig, am 11. Juli 1887. TaS Poltzri'Amt der Stadt Leipzig. II. 4212. Bretschneider. Faldix. Nichtamtlicher Theil. Dur bulgarischen Frage. J,l der Nummer vom 9. Juli schriebe» wir in einem Artikel über die Füistemvahl in Tirnowa an dieser Stelle „Ergreift Rußland die Initiative, um diese Wahl zu bestätige» dann werden die übrigen verlragSmächte unzweifelhaft zu stimmen; beharrl Rußland aus seinem Widerstande, bann ist ein Ende überhaupt nicht abzusehen, besonders kein fried sicher." Heute steht fest, daß Rußland die Wahl nicht be stätigen wird und daß r» den Wahloct überhaupt als rin vergebliches Unternehmen drr ihrem Ende rotgrgengebendcn Negentschast betrachtet. DaS ist eine schwere Enttäuschung der bulgarischen Regierung unv Volksvertretung, denn beide hatten sich mit der Hoffnung geschmeichelt, daß Rußland der vollendeten Thatsache der Wabl Rechnung tragen und mit sich reden lasten werde. Di« Voraussetzung dazu war die Entschlossenheit dcS Prinzen von Koburg, der Wahl unter alle» Umständen Folge zu leisten unv die Zügel der Regierung auch ohne die Zustimmung Rußland« zu ergreifen. Diese Annabm« der Bulgaren war un begründet, Prinz Ferdinand hat die Wahl nur bedingungS weise angenommen und denkt nicht daran, sich in Wider spruch mit den Vertrag-Mächten und den, Berliner Friede» zu setzen. Er wollte die Negierung antrelen, sobald die »Türkei und die übrigen Vertrag-Mächte die Wahl bestätigt I Hütten, dazu ist beute keine A»»sicht mehr vorhanden und deshalb hat der Berliner Correspondent der „Nowoje Wrcmja" gewiß die Wahrheit gesagt, wenn er feiner» Blatte meldete, daß Dculschland in Nebereinstimmung mit Rußland die Eandidalur deS KobnrgerS für abgelhan ansiec.t. Nicht als ob sich Deutschland und Rußland Uber die Nickilbestätigung der Wahl des KobnrgerS verständigt hätten, sondere, Deutsch land betrachtet die Eandidalur de« KobnrgerS für abgethan. nachdem eS zu der (Überzeugung gelangt ist. daß Rußland sie nicht bestätigen wird. In demselben Falle befinde.» sich auch die übrige» Vertragöinächte, denn ein Eandidat, welcher Rußland nicht gcnebm ist, kann überhaupt nickt Fürst von Bulgarien werde». Prinz Ferdinand befand sich bei Annahme der Wahl in den, Jrrlhum, daß die vollendete Thalsache der- elben eine Umstimmung Rußland« herbcisührcn könne und daß Rußland dem Druck der öffentlichen Meinung im übrigen Europa »ackgebe» würde, sonst wäre die Bereitwilligkeit, aus die Wünsche Bulgariens einzugehen, nickt zu verstehen. Daß Rußland die Sobranje nicht als die gesetzliche Vertretung deS bulgarischen Volke- ansieht. wußte der Prinz von Koburg, also war die Bestätigung einer von dieser Sobranje Vorgenom» mcncu 'Wabl durch Rußland mindesten- sehr unwahrscheinlich. Die bereitwillige Annahme der Wahl durch den Prinzen machte deshalb den Eindruck, daß Unterhandlungen zwischen Rußland und den anderen Mächte» über seine Candivatur laltgesunden hatten, welche einen Umschwung in den russischen llnschanniigc» hinsichllich der bulgarischen Verhältnisse zur Zolgc hatten; ohne solchen Vorgang stellt sich Alles, wo« feit der Eröffnung der Sobranje geschehen ist, als ein verfehlte» Versuch dar. die bulgarische Frage ohne Mitwirkung Ruß lands zu lösen. Das „Journal de St. PöterSbourg" sagt: Wenn da» Unternehmen auch eine Lösung der Schwierigkeiten de» bul« garischen Frage nicht herbeisiihren kann, so ist doch zu hoffe«, daß weitere Verwicklungen zwischen den Mächten dadurch nicht enlsiohen werden. Darin dürfte da» russische SkegierungS» blatt Recht behalten, denn rS zeigt sich auf keiner Seite dt« Neigung, ans der Nichtbestätigung de« Prinzen Ferdinand als Zürst von Bulgarien durch Rußland einen Kriegsfall t* machen. Di« Folgen drr russischen Hartnäckigkeit fall« aus Bulgarien allein, von den Mächten hat keine a» der Lösung der bulgarischen Frage «in so dringendes Interesse, um sich deswegen mit Rußland z« Über werfen. Rußland bleibt feiner seit der Mreis« de« Generals KaulbarS auS Sofia befolgten Rolle getreu, es liegt auf der Lauer, um da» von ihm al» Beute auserkore»« Bulgarien im entscheidenden Augenblicke zu erfassen und mit ihm nach Wittkürzu verfahren. Dazu muß der Berliner Friedens vertrag al» Vorwand bienen, obwohl doch die Haltung Ruß lands Bulgarien gegenüber eine fortwährende Nichtachtung dieses Vertrages darstellt. Alle», wa» feit dem 2l. August 1886 in Bulgarien geschehen ist, erscheint als daS Eraebniß russische» Einmischung m die inneren Verhältnisse Bulgariens, wenn auch verursacht durch eine revolulionaire Handlung Bulgariens. Die Vereinigung Bulgarien» mit Ostrumelien ohne Mit wirkung Rußlands ist die Ursache aller Leiden, welche feit zwei Jahren über Bulgarien gekommen sind, der EinhcilSdrang der Bulgaren war eine natürliche Regung, aber sie dürft« nicht zur Thal werden ohne daß die Unternehmer sich vorder die Gewißheit verschafft hatten, daß Rußland ihnen keine Hindernisse in de» Weg legen würde. Der große Fehler in dem Staatsstreich vom'>8. September 1885 lag darin, daß er von einem Fürsten geleitet wurde, welcher sich die Un gnade deS Kaisers Alexander zugezogen hatte, und doch War gerade die Unabhängigkeit von Rußland die Bedingung des EinheilöwerkcS. Welchen Werth konnte die Vereinigung der Bulgaren deS Nordens mit denen de» Süden» für die Bul garen selbst habe», wenn die Frucht ihrer EinheitSbestre- bungen nur Rußland in den Echooß geworfen werden sollte? Rußland hat eS nicht verstanden, sich die Sympathien der Bulgaren zu erwerben, sic sind sich besten bewußt, daß dies« Macht den Krieg von 1877 »ur zu drm Zweck unternahm, die Balkanbalbinsel dem russischen Reiche einzuvcrleiben, aber nicht, um die christlichen Balkanvölker von dem türkischen Joch« zu hcsrcic». Lord Salisbury hat das Vcrhältniß einst im englischen Parlament ganz richtig bezeichnet, als er sagte, daß Rußland Bulgarien »ur von der türkischen Herrschast loSge- risten babe, um cs der russischen Knute zu unterwerfen. Für diesen Tausch babcn sich die Bulgaren bedankt und versucht, ihre Geschicke selbst zu bestimmen. Der Augenblick, als da» »och mit einer gewissen Aussicht aus Erfolg geschehen konnte, ist nicht benutz! worden. Fürst Alexander durfte daS unselige Telegramm an dcn Kniser Alexander auS Nustschuk am 30. August nicht absendcn, sondern mußte der eigenen Kraft vertrauen, als er von Lemberg auS nach Bulgarien znriickkehrte. Nur unlcr einem von Rußland unabhängige» Fürsten konnte Bulgarien seine Selbstständigkeit zu bewahren hoffen. Damals waren Ruß land die Hände gebunden, wenn cS nicht offen mit den Meuchelmördern dcS 2l. August gemeinschaftliche Sache macken wollte. die Sympalhien von ganz Europa waren aui Seite de« Fürsten Alexander. Aber er verzweifelte an der Möglich keit, gegen die rnisiscbc Partei in seinem Lande sich zn be haupten, weil er eS erlebt halte, daß die von ihm selbst ein gerichtete und besonders sorgfältig gepflegte Pflanzschnle für da« OsficiercorpS dcS bulgarische» Heere« sich balle bereit finden lasten, sich zum Werkzeug seiner Entthronung zu er niedrigen. Don einem solchen Volle erwartete Fürst Alexander nichts Großes und EdleS mehr. Er hat sich doch wohl ge täuscht; die Entwickelung der letzten zehn Monate hat gezeigt, daß dock ein tüchtiger, lebensfähiger Kern im bulgarischen Volke sitzt, aber jetzt kann er nicht mehr zur Entfaltung kommen. Rußland hat den Fuß daraus gesetzt und ist bereit, ihn zu zertreten, wenn sich da« bulgarisch« Rri» nicht aus den russischen Stamm pfropfen läßt oder daS bulgarische Samcn- korn nicht in russischem Boden fortkommt. » * * * * In Ergänzung früherer Meldungen verzeichnen wir nach stehend einige weitere Nachrichten, die mit dem Gange der Ereignisse im Zusammenhang sichen: - Sofia, 13. Juli. (VilDK.) Der Ministerpräsident S toi low bat versügt, daß alle unter seinem Aaiicvorgänger lniernirte Per. sonen l» Freiheit qesctzt werden. Der Prinz von Koburq bat aus die Glückwunschlelcgrainme der Bcvolkcrung geantwortet, daß die Snnipalhien Europa- und die verständige Haltung Bulgariens allein im Stande seien, den bulgarischen Wünschen Erfolg zu verschaffen, „nd daß er aus die Einsicht und die Ergebenheit des bulgarischen Volles rechne. * Wien, 13. Juli. (Bost. Zlg.) Prinz von Ko borg wünscht leb haft die aus ihn gefallene Wahl anzunehmen; diesen Wunsch theilt auch seine Mutter, Prinzessin Llemeaiine, während alle anderen Familien, glteder sich mit der Wahl nicht recht besrrundra wollen. Dir Ant,
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