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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188707154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870715
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870715
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-07
- Tag1887-07-15
- Monat1887-07
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.07.1887
- Autor
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Grfchelyt täglich früh 6^/, Uhr. Nedaction und Lrprditiou Johannesgaste 8. Sprechstunde» der Nedartion: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. d RUckqade em>, 8 andrer Manuicrivlc «ach« jich »>e Siedaclio» „,cht vrrdiudU«. «»»ahme der sür die nächftsolgende Nninmcr bestimmten Inserate an Wochentage» bis 3 Uhr Nachmittags, anLonn- und Arsttageu früh bta'/,t»Uhr. In den Filialen für 2ns.-Annahme: Ltto klemm, Universitätsstraße 1. Loni« Lösche, Katharinenstr. 23 part. u. König-Platz 7, nur bis '/»? Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L»,780. Aliomieineiilsprriö Viertels. 4'/, Mk iacl. Ariiiaerlohii 5i Mk., durch die Post bezog..» 6 Lik. Jede einzelne Nummer 20 Pf Belegexemplar 10 Pf. Gebühren sür Extrabeilagen sin Tageblatt Format gesalzt) ohne Postbe,ördeulng 60 Mk. mit PoslbesvrSerung 70 Mk. Inserate Ogespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Preisverzeichnis). Tabellarischer u. Zissernsatz nach höhcrm Tarif. lleelainen unter dem Redactionsstrich die 4gespalt. Zeile 50 Ps., vor denFaiiiiliennachrlchte» die Ogespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praonumorsinto oder durch Post- Nachnahme. 188. Freitag den 15. Juli 1887. 81. Zahrgang Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die Rückzahlung, beziehentlich Convertirnng Leipziger Ltadtanleihen betr. Mit Genebmigun.cz der Köuiglicbc» Ministerien deS Innern und der Finanzen und unter Zustimmung der Stadt verordneten kündigen wir hiermit die noch nicht getilgten und noch nicht zur Rückzahlung auSgelooste» Betrüge der von der Stadt Leipzig in den Jahren 1850, 1856 und 1864 aufgenoinmencn 4*/o Anleihen sür 3L. December L887, und fordern die Inhaber der betreffende» Schuldscheine auf, den Betrag derselben am gedachten Tage — »nt welchem auch die Verzinsung aushort — bei unserer Stadlcasse (NathhanS, l. Etage Nr. 3) gegen Rückgabe der Schuldscheine, der dazu gehörigen Zinsleisten und der nock nicht fülligen Zinsscheine in Empfang zu nehmen. Zugleich aber bieten wir, in Folge Vereinbarung mit hiesige» Bankhäusern, den Inhabern der Schuldscheine Ge legenheit, dieselben gegen Schuldscheine der neuen 3>/2"/o Leipziger Stadtaulcihc vom 12. Januar 1887 uinzutanschen, in welchem Falle ihnen — unbeschadet deS ZiusengcnnsseS zu 4"/o x. a. bis 3t. Deccuiber a. c. — eine Convcrtirungsprämie gewährt wird. Wegen der näheren Bedingungen der Eonverlirung verweisen wir auf die sub (D nachstehende Veröffentlichung. Leipzig, den II. Juni 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Heutschel. D Die in vorstehender Bekanntmachung bezeichnet«! Bankhäuser, nämlich: die De utnvl»« Creeilt-^untalt, die Ikuiik, die I-vIpLiz-o Di«, onto-tHonellntliatt, die hiesige G ilirrlv «1«> 8iiel»8lnvl»vi» irunK L»i D»e»«1v»i, die Firma L Oo., die Firma «L 4Co., die Firma I>i»inn»v» L 8« I»«»1«It, die Firma H O. L*Iaut, dielen den Inhabern Von Schuldscheinen der gekündigten 4°/o Leipziger Stadtanleihen vom Jahre 1850, 1856 und t»64, soweit dieselben nicht anSgeloost oder im AufgebolSversahrcn begriffe» sind, den Umtausch dieser Schuldscheine gegen solche der 3>/r°/o Leipziger Stadtanleihe vom 12. Januar 1887 unter solgendcn Bedingungen an: 1) Diejenigen Sch»ldscheini»haber, welche aus die Eonverlirung eingehe», haben ihre Schuldscheine nebst dazugehörige» Zinsleiste» und den Zinsscheinen per 30. Juni 1888 slgde. bis zum 23. Jnli L887 t» Uhr Nachmittags bei einem der obengenannten Bankhäuser oder bei einer der nachbenanntcn Stellen» nämlich: bei der krL«I»»1*kI»kii ILaiile 1 bei der WIILrrlv «Irr ^ll^« molnvi» Doulselrenf . bei der Llllalv «Iv» Daiilr 1 mit doppelte», nach den Jahren der Verausgabung der einzelnen gekündigten Anleihen und arithmcUiw geordneten Ver zeichnissen, deren Formulare bei den Annahinestellcn i» Empfang zu nehmen sind, cinzureicbcn. 2) Den betreffenden Schul-ftheininliaber» wird — unbeschadet deö ZinsengennsseS rn 4°/o i». r». bis 31. Dcceinbcr u. — eine CvnvertirnngSprämie von L"/o gewährt und sofort bei Einreichung der gekündigte» Schuldscheine baar ausgezahlt. 3) Tie eingcreichten Zinsleiste» und ZinSscheine bleiben in Verwahrung der Umtauschstclle. Dagegen werden die cingercicbtcn Schuldscheine sogleich durch Ausdruck eines Stempels convcrlirt und den Einreichern einstweilen wieder auS- gehändigt. 4) Die im Umtanschwcge zu gewährenden 3>/2°/o Leipziger Stadtschuldscheine v. I. 1887 nebst dazu gehörigen ZinS- lcisten und den ZinSscheine» per 30. Juni 1838 slgde. werden — jedoch nur bei de» Nmlauschstcllen in Leipzig — spätestens im Lause deS Monalö Oclobcr 1887 an die Präsentanten der abgestcmpelten 4"/« Stadlschuldschcine gegen deren Rückgabe verabfolgt. Zu dem Umtausch wird durch besondere Bekanntmachung aufgcsordert werden. VekaulltMäiimg. Die Lieferung und Ausstellung der Oefen sür den neuen Schlacht- und Biehhof soll vergeben werden. Bedingungen und Unterlagen für diese Lieferung und Arbeit liegen im Bauburcan deS ScblachlhoscS auS und können daselbst eingesehen bez. gegen Entrichtung der Schrcib- gebührcn entnommen werden. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Oefenliesernng für den Schlachlkrosban" versehen bis znni 30. laufenden Mouakö, Vormittags 11 Uhr, bei der Nunlialur deS hiesigen NalhhauscS abzngcbe». Leipzig, den 12. Juli 1887. - Der Nath der Stadt Leipzig. _ ... . tz,- In. 3743. vr. Georgi. fichorinS. Maimlumihinig: Montag, den l8. Juli ds. Js. soll unl dem Schlcußenbau in der UlrichSgasse begonnen werden. ES wird daher di- UlrichSgasse zwischen dem Roß platz und der Kreuzung der Nürnberger Straße von dem genannten Tage av aus die Dauer dieser Schteußcn- bautcii sür allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 12. Juli 1887. Der Nath der Stadt Leipzig. IX. 4056. vr Georgi. Hennig. Bekanntmachung. Wege» vorzunehmender Asphallirnng wird die Albertstraße von der östlichen Bordkante der de» Sehletterplatz westlich begrenzenden Fahrstraße bis zu der westlichen Fluchtlinie der Emilienstraße von Montag, den 18. dsS. MtS. ab aus di- Dauer der Arbeiten für alle» unbefugten Fähr verkehr gesperrt. Leipzig, am 13 Juli 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 4807. vr Georgi. Hennig. Verdingung. Die Rnsuhrc beziehentlich Anlieferung des zur Unterhaltung der fiScalischen Straßen im Bezirke der mitunlerzeichnetea Bau« d-cwalterei sür die Jahre 1888, 188S und 1800 erforderlichen klein-, Kies- und Sanduiatertal« soll Freitag, den S2. Juli ds». I« vormittags S Uhr, im Saale »er «ur-pätsche« vörsenballe zu Leipzig, kkaihartneuktratze LS. S Treppen, unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen an die Mindcst- sord-rndeii öffentlich verdangen werden. An-knnst darüber, von welchen Gewinnung-stellen ab und nach welche» Straßenabthetlungen die Materialien zu fahren, beziehentlich zu liefern sind, ertbeilen sowohl die Unterzeichneten Behörden, vir »uch die Stroßenaussicht-beamlen. Leipzig, am 11. Juki 1887. Rilttigl. Straßen- und Wafierdau-Iuspkrtiau »»* A-ntpl. vanpervaUerrt. Bekanntmachung. Am heuligcn Tage sind Frau Bertha Platzer, Körnerstraße 3. I, Frau Emilie Büchner, Braustraße 0. II.. und Fräulein Marie Damm, Thomaskirtbbos 2, III, als Hebammen vervflichtet worden. Leipzig, den 8. Juli 1887. Der Nath der Stadt Leipzig. vm. 1077. vr. Georgi. G. Erstatteter Anzeige zufolge ist da» der Emilie Emma Bauer aus Serben b. Halle a/S. von der Polizeiverwallung Halle a/2, am 2. October 1883 unter Nr. 58 ausgestellle Dienstbuch in hiesiger Stadt abhanden gekommen und bitten wir, dasselbe im AufstndungS- falle an uns abzuliefcrn. Leipzig, am 0. Juli 1887. Las Polizelamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Saitenmacher. Vor einigen Wochen wurde beim »nterzcichneten Polizeiamle ei» 5V-Mnrlschci» als gesunde» cingeliesert, bis heute aber vom Eigcnthümer noch nicht reclamirt. Derselbe wird dazu hierdurch ausgefordert, da nach Verlaus der gesetzliche» Frist andcrw.it Verfügung getroffen werden wird. Leipzig, am 20. Juni 1887. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. M. Bibliothek der Htindelsklimmcr. Wegen vorzmiehnieuder Musterung und Reinigung der Bibliolhek sind alle ausgcliehcne» Bücher bis spätestens Lo»»al>c»S. Ve» 23. Juli an die Bibliothek zurnckcngeben oder behufs Erneuerung des Ent- leibscheineS vocznzeigen. Vom 24. Juli bis 7. August werden keine Bücher ausgeliehen. Leipzig, den 9. Jnli 1887. Kanzlei -er Haiidelskainmer. Bekliim!inlichllilg, die katholische Kirchen- und Schulanlnge betr. Zur Deckung dcö Bedarfs sür die römisch-katholischen Kirchen der Erblande und sür die katholische Schulgemeinde liier ist sür vaS laufende Jahr nach Maßgabe der vom Königlichen Ministerium des CultuS und öffentlichen Unter richts erlassene» Bekanntmachung vom 3. vor. MlS. eine Parochialaiilagc in Höhe von Sechzehn Pfennigen von jeder Mark des nvitunlmähigen Staats - Einkommen steuersatzeS als Kirchensteuer und Zehn Pfennige» von jeder Mark des nornialniäßiqen EinkonnnensteuersaycS als Echulstcuer am 13. Jnli d. IS. zu erheben. Die hierzu beitragspflichtige» katholischen Glaubensgenossen werden hierdurch aufgcsordert. ihre diessallstgc Zahlnngspslicht binnen drei 2Lochen vom 15. d. MiZ. ab gerechnet bei unserer Sladt-Slcucr-Ei»»ahi»e. Stadthaus, Obslmarkt Nr. 3, Erdgeschoß, zu erfüllen, widrigenfalls nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen das vorgeschriebe»« Beitreibung-verfahren eingeleitet werden wird. Leipzig, am 14. Jnli 1887. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Bo» der Unterzeichneten Realschulcvmnnssio» sind 6 ganze Frei stellen für Schüler der hiesigen Realschule aus das Schuljahr 1887/88 zu vergebe«. Vorbedingung zur Erlangung einer solchen Freistelle ist gute Führung und Bedürftigkeit des Schüler-. Schriftliche Gesuche um eine dieser Freistellen mit Angabe der Höheren Verhältnisse sind längsten« bis zum 88. Piese« w««at» hier elozurelchen. Reudnitz, «m LL Jnli 1887. Lte >ealsch«lk«m»u„iio». I» Vertretung: llnhlmana. Bich. Nichtamtlicher Theil. Die Feier des 14. Juli in Paris. Der 03. Jahrestag der Erstürmung der Bastille ist ein Tag. welchem man mit Besorgniß entgegengesehcn hat. Den in Paris lebende» Teulschen ist angerathen worden, sich an diesem Tage nicht öffentlich zu zeige» und ihre der Wnth deS PvbclS bezeichnet«» VersanimlungSlocale geschlossen zu Hallen. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hat diese Warnung mit Rücksicht aus die in Frankreich herrschende» Zustände als gerechtfertigt anerkannt und ihr dadurch Nachdruck verliehen. Auch eine halbamtliche Stimme auS Berlin in der „Politischen Eorrejpondc»;" beschäftigt sich mit der un würdigen Behandlnng. welcher Deutsche in Frankreich auS- gesetzt sind, und stellt fest, daß cS eine Grenze giebt, wo oie Frage der Wahrung des Friedens mit der der Ansrecht- hallung der Würde Deutschlands in Eonflict gerathen könne. ES ist sicherlich kein Znsall. daß Fürst Bismarck sich gerade jetzt in der heißesten Jahreszeit i» Berlin anshält und dort angestrengt arbeitet. Die bulgarische Frage mag an dieser Anwesenheit auch theil haben, aber wichtiger erscheinen die Vorgänge in Frankreich für die augenblickliche Lage; der Boulangcr - Skandal ans dein Lyoner Bahnhof und die Kaunncrsitznng vom 11. Jnli sind trotz deS vcrhällniß- niäßig annsoge:: Verlaufes der letzteren Anzeichen einer tiefen Gähruug in der französischen Bevölkerung, und in solcher Lage können systcmalische Aufreizungen, wie sic iür die Feier des 11. Juli stattgesundcn haben, un berechenbare Folgen haben. Die ganze änßerste Linke rieht die Lictalur einem Zustande vor, in welche,» die Negierung mit den Monarchisten Hand in Hand geht, ob wohl Nonvier ausdrücklich erklärt hat, daß er znrück- lreten wird, sobald er nicht mehr die Mehrheit der republikanische» Abgeordneten ans seiner Seite hat. Die Kluft, welche Nonvier von Männern wie Clemcuceau, Tony Revision, Pcllctan und Lacroix trennt, ist unüberbrückbar, gleichviel welchen Vorwand sie gebrauchen, um die Absichten der Negierung zu verdächtige». Und mit diesen Männern sympathisiren Dürouledo unv Nochesorl, welche Alles ans- gcboten habe», »»» sür den 14. Jnli einen Skandal hervor- zurusen. Töronlcde hat als Hauplpunct seines Programms die Schmückung Vcö Standbildes der Stadt Straßburg mit russischen Fahnen angekündigt, während Nochesorl sich auf Verhöhnung der Negierung beschränken zu wollen schien, da er seine» Ä»hä,'gern aiicmpsohlen hat, sich sür den 11. Juli mit Wasserpfeifen zu versehen. Es ist gut, taß weuigstcnS Boulangcr nicht mehr in der sranzösischcn Hauptstadt anwesend war, seine Verclncr winden sonst sicher Gelegenheit gesunden haben, seine Person in die Feier dcö Andenkens an die große Revolution von 1780 zu verflechte», so ist wenigstens diese Verschärfung der bestehenden Auslegung veriniedc» worden. Dle Negierung hatte sür den 14. Juli nmsassende Vor bereitungen getroffen, um jede Ruhestörung kräftig zu unter drücken. Die ganze Poüzeimanuschast war ausgebolcii und die Zugänge zur deutschen Botschaft stark besetzt. Diese Vor sicht-Maßregeln sür den Schutz der Botschaft eineö Landes, mit welchem Frankreich friedliche Beziehungen unterhält, die Warnungen an die Angehörigen jenes Landes, sich in Paris öffentlich zu zeigen, sind die Kennzeichen eines un- valtbare» ZustandeS; Frankreich muß entweder seinem Hav gegen die Deutsche» Zügel anlegen und Schweigen ge biete», ober der Friede ist ans die Dauer nicht mehr aufrecht z» erhalte». Eine Minderheit von 120 Abgeordneten reicht vollkommen auS, um der srauzösischen Negierung die Be folgung einer friedlichen Politik nuniöglich z» mache». Für die Vorsichtsmaßregeln zum l4. Juli war rS vvrlheilhast, daß eine Probcleistung des Pariser Pöbels vom 8. Juli Ver lag, ans welche sich die Negierung berufen kann, denn die Loheugrin-Anssnhrnng ist schon zu lange her, als Laß die Gegner der Negierung den Hinweis aus die dabei gcniachlcn Erfahrungen noch gelten ließen. Polizei ist nach der Auf fassung von Leuten wie Nochesorl überhaupt von Hebet, daS Beste wäre ihres Erachte»-, wenn der Pöbel mit Paris nach Belieben verfahren könnte, dann wäre cö wenigstens sicher, daß VaS Oberste zu unterst gekehrt würde. Als Ziel schwebt dieser Rotte etwa eine neue verschärfte Auslacze der Eommune vor, Plünderung der Besitzenden durch die Besitzlosen und planmäßige Zerstö rung des EigenthnmS, Ermordung der Deutschen und zuletzt der Nachekrirg gegen Deutschland unter Führung von Bon- langer Daß darüber die vielversprechenden Anfänge von Anarchie unv CommnniSmuS unter einer wüsten Säkelberr- schast kläglich zu Grunde geben müßten und ein weit schärferes Regiment an die Stelle des bculigen treten würde, scheinen die Herren vom Schlage NvchesortS nicht zu bedenken, obwohl doch die schlimmen Erfahrungen, welche sich auS der Reum lution von 1789 ergeben haben, der Geschichte angebören Zügellosester De»iokrallSmuS oder Dictatur gilt de» Leute» gieich, die Hauptsache ist eine durchgreifende Veränderung de« bestehenden ZustandeS, ob der Nachfolgende schlechter oder bester ist, danach wird nicht gefragt. Floguet hat sich bereit erklärt, aus seinem Posten als Vor sitzender der Kammer zu verbleiben und damit ein gewisses Vertrauen aus die nächste Zukunft an den Tag gelegt, zu gleich aber der BersLhnungöpolilik deS Ministeriums em Zu- geständniß gemacht; die Strömung ist überhaupt augenblicklich den Umsturzbestrebiingen der Intransigenten nicht günstig. Aber Las ändert sicb >»i Hantninbrehen. wenn eS dein Pöbel gelingt, über die Polizeimannschaslen die Oberhand zu ge winnen, dann schlägt die Stimmung erfahrungsgemäß um. Und man hat in Frankreich eine entschiedene Abneigung, die Truppen bei Nulicstörniigen in Action treten zn lasten, weil man ihrer nicht sicher ist. DaS Wort Boulanger'S, daß die nach Decazeville ausgebotenen Truppen ihr Brod mit den feiern de» und lningcrndc» Arbeitern thcilen würden, hat damals o durchgeschlagen, daß eS noch heute fortwirkt. Tie Armee wird in dem heutigen Frankreich als eine so vollkommen demokratische Einrichtung ausgefaßt, daß sie als Werkzeug zur Unterdrückung eines Ansrnhrs kaum gedacht werden kann. Die Zeiten der Pariser Eommune sind langst vorüber, und ei» Feldzug gegen die Ausrührer nach Art deS damaligen wäre heute viel schwerer in Ausführung zu bringen. In Nocheiort kocht noch der Grimm wegen seiner damalige» Verbannung, die Deportirten sind auS Neu-Caledonicn längst znrückgekebrt und würden sich herzlich freuen, wenn eS ihnen gelänge, eine Wiederholung deS Aufruhrs von 1871 durch- znsetzen. Durch die Aufreizungen eines Rochesort klingt eine Derartige Absicht immer leise hindurch, wenn er sich auch wohl weislich hütet, die Sache beim rechten Namen zu nennen. Beim Boulanger-Skandal wurde der Nus laut: „Nach dem Elysöe, nieder mit Grevy!" AIS nächstes Ziel ist also die Vernichtung deS Trägers der staatlichen Autorität in Ans icht gcnommen. DaS Ministerium folgt nach und die Geist lichkeit nebst der Beamtenhierarchie, soweit sie nicht mit Aus rührern geineinschastliche Sache macht; bas Uebrige entwickelt sich dann ganz von selbst. Der Drang nach Umstuin rot- pringt nicht dem zielbewußten Streben, an die Stelle deS Bestehenden etwa- Besseres zu setzen, sondern die Zerstörung deS Vorhandene» ist der Zweck. DaS ist bisher noch nicht hinreichend klargestellt, weder in der Presse »och in der Kammer, und doch wäre cS sür die Zukunst von höchster Wichtigkeit, Daß die- geschähe, dann würde der Einfluß der Derouled« und Nochesorl aushören, eine Rolle zu spielen, dann würden sich aste vcrnünstigen Franzosen die Hände reichen, um ihr Vaterland vor den Segnungen zu beschützen, welche ihn« diese Herren zugedacht haben. * Leipzig. 15. Juli 1887. * Zn der kürzlich von der „Post" besprochenen Noth- Wendigkeit der Abschaffung der Matricularbeiträge wird der „Kölnischen Zeitung" noch nachträglich von unter richteter Seile initgetheilt, daß der StaatSsecretair im Reichs chatzamt, l)r. Iacobi, unmittelbar nachdem er sein Amt über nommen hatte, dahingehende Aeußerungcn that, die in Bundes- rathSkreiscn lebhafte Zustimmung finden. Eine andere Frage ist cö, ob man an maßgebender Stelle inzwiscken den Zcit- piiiict sür gekommen erachtet, um der Ausführung dieses wichtigen, aber auck, schwierigen und manchen Bedenken unler- wvlseiieil Planes näher zu treten. Man hat alle Ursache anzuiiehmen, baß dies noch nicht der Fall ist. * Der Pariser Vertreter der „Times" hat bekanntlich hcranSgesunden, was dem deutschen Kronprinzen zu seiner vollständigen Heilung noch fehlt: eS ist eine längere Eur in Eauterets. dem bekannten französischen Badeorte in dem Departement der Oberpyrcnäcn. Er will dies von einem hervorragenden Diplomaten gehört haben, der seiner seits seine Keinitniß a»S bester Quelle schöpfte. Alle Aerzte ollen an CauterctS denken; keiner aber wage cS, den Ort vorzuschlage» angesichts der dculsch-fcindlichcn Kundgebungen, die in Frankreich gegen die Person deS Kronprinzen entsteben würden. Der Pariser Vertreter der „TimcS" hält eS nun sür seine Ausgabe, den Friedensapostel zu spielen und der Um gebung deS Kronprinzen sowohl wie den Franzosen die Meinung beizubringcn, daß nichts daS gute Einvernehmen zwischen den beiden Ländern so vortrefflich wicderherzuslellen im Stande sei, als ein Besuch dcö Kronprinzen, nur müsse diesem Besuche ein Umschwung der deutschen Politik in Elsaß-Loth ringen vorauSgehcn; der aller Gewallthätigkeit abgeneiale Fürst Hohenlohe aber werde gern den Anlaß ergreifen, die Bahn der Milde cmznschlagen. Ganz gewiß aber werde daS erste An zeichen einer friedlichen, beruhigenden Politik in Elsaß-Loth ringen seinen Einfluß auf die öffentliche Meinung Frankreichs übe», und der Kronprinz würde aus seiner Badereise die ersten Fiüchte dieser Aenderung ernten. „Der Mann, der daS schreibt (heißt eS in einer ossiciösen Correspondenz), muß — vorausgesetzt, daß er eS selbst glaubt — weder Len Kron prinzen »och die Franzose» kennen. AlS ob der deutsche Kron prinz ans einem solchen Grunde, wie cS der Besuch eines BadeS ist, destengleichen cs doch auch in der nichtfra»;ös>schcn Welt giebt, die deutsche Politik in Elsaß-Lothringen aus den Kopf stelle» würde, und alS ob die französischen Chauvinisten ihre Haltung gegen Deutschland irgendwie ändern würden, wen» die deutschen Behörden so lhöricht wären, LandeS- verrath und ähnliche Verbrechen ungeahndet im RcichSlande verüben zu laste». Die deutsche Politik in Elsaß-Lothringen aber kcnnt der Berichterstatter ebenso wenig — oder will sie nicht kennen —; sonst würde er Wiste» oder aussprechen, daß dieselbe keinem Menschen ein Haar krümmt, der sich den Gesetzen des Landes unterwirft. Wer solche Vorschläge, wie der oben erwähnte, ernst behandelt, begiebt sich selbst dcS Ansprüche?, ernst genommen zu werden." * AuS Hannover schreibt man unS: Wenngleich die Wahlen zu der hannoverschen Landes synode wegen des sehr mangelhaften Wahlverfahrens sowohl, als auch wegen Des ungenügenden Einflusses der Laien nur geringe Thcilnahnie an der Provinz gesunden baden, io scheint uns doch der Aussall derselben ei» beachtcnswerihcs Zeichen zu sein, um daraus hlnzuweisen. Wir haben schon bei anderer Gelegenheit daraus auf merksam gemacht, dass der welfischc Adel in seinen politisch-kirch- lichcn Bestrebungen erheblich durch die lulherilche Geistlichkeit ge stützt wird, deren Richtung durch ihre» langjährigen Führer, de» Abgeordneten vr. Brüel, Mitglied des katholische» Cenlrums, gekeniizeichnet wird. Brüel war bi« jetzt Vorsitzender des ständige» Svnodalausschusses und durchkreuzt mit seinem Ein flüsse jede Bewegung des Kirchenregiments, sosern dasselbe eine national-prolestaniischc Richtung clnzuschlagen versuchen »iSchlc. Ec >>» dennoch zweimal gewählt und »nl ihn» die welfijchen Adeligen, wie Gras von Bernstorff (Reichstag-abgeordneter), von Klaenck, v. d.
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