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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188707184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870718
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870718
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-07
- Tag1887-07-18
- Monat1887-07
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.07.1887
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Erste Beilage M Leimiger Tageblatt und Anzeiger. ^ 189. Montag den 18. Juli 1887. 81. Jahrgang. Oberstlieutenant Emil Küstner f. Am 15. Juli früh gegen 1 Uhr erlöste ein sanfter, sriedlicher Tod den seit Frühjahr diese- JabreS zur Disposition gestellten srüheren Commandeur de- 1. Bataillon- des 8. Infanterie-Regiment- „Prinz Johann Georg" Nr. 107. Oberstlieutenant Karl Eduard Emil Küstner, Ritter de- königl. sächs. Militair-St. Heinrich-. Orden- und de- königl. preuß. Eisernen Kreuze- I. Elasse, Inhaber de- künigl. sächs. Dienstauszeichnung-kreuze- und de- sürstl. Lippeschen EyreukreuzeS mit Schwertern. Die tiestrauernde Wittwc Herniine geb. Edle von FreieSleben zeigt den Todesfall, der erst »ach langen Leiden erfolgt sei, Namen- der übrigen Hinterlassenen. auch der überseeischen, an. Der Verstorbene, ein ganz ausgezeichneter Ossicler, war ein Neffe de- Generalintendanten vr. zur. Theodor von Küstner, aber nicht wie dieser, in Leipzig, sondern im Altenburgischen (aus dem Ritter- gut seine- Vater-, Pöschwitz bet Altenburg) geboren (1839). Seine erste Jugenderziehung erhielt er in Grimma, wohin seine Mutter nach dem Tode de- Vater- übergesiedelt und wo sie die Gattin de- Arzte- vr. meä. Riemschneider geworden war. Emil Küstner wurde zuerst im elterlichen Hause, dann aus dem Pro- g^mnasium jn Grimma, später im Privatinstitut de- Lieutenant a. D. Neumann zu Dresden und zuletzt in der köaigl. sächsischen Artillerie schule gebildet. Am 1. November 1858 tritt er als Portepöefähurich in die Arniee rin, und zwar in Wurzen beim 12. Jnsanterie-Bataillon (dritte Jnfanterie-Brigad« „Prinz Georg"). Schon nach fünf Monaten erhält er die Osficiers-Epauletten als Leutnant, wie es damals statt Secondelieutenant hieß, und kommt zum 11. Bataillon derselben Brigade (Dresden), später zum 7. und 5. Bataillon (Marienberg und Chemnitz), der zweiten Brigade „vac. Prinz Maximilian". Ein Jahr sungirt er als WirthschastS osstcier des Bataillons, gleichzeitig als Bataillonsadjutant. Sieben Jahre vergehen so. Dann bringt ihm der 14. April 1866 da? Oberleutnants-Patent und versetzt ihn zu einem Bataillone de- nachmaligen fünften Infanterie-Regiment- „Prinz Friedrich August" Nr. 104 in Zwickau. Küstner wird später Brigadeadjutant des Generalmajors von Hake (1866—67). Was den Feldzug von 1866 anlangt, so nahm Küstner als Ober lieutenant Thcil an der Schlacht bei Königgrätz und dem Ucberfall bei Zwittau. Am 1. Februar 1870 tritt Küstner als Hauptmann an die Spitze der vierten Compagnie des b.Jnfanteric-Negiment- „Prinz Friedrich August" Nr. 104. Es war ihm beschicken, diese Compagnie glorreich zn führen in der Schlacht bei St. Privat la Montagne, bei der Beschießung und dem Gefecht von Verdun, dem Gefecht bei Nouart, in den Schlachten bei Vcaumont und bei Sedan. Die große Feldzugsgeschichte „Der deutsch, französische Krieg 1870/71, redigirt von der krieg-geschichtlichen Abtheilung des Großen Geueralstabs" nennt Küstaer's Namen. Wir lesen III, 1178: „An dieses erfolgreiche Vorbrechen beider Flügel (der Sachsen gegen Daigny schloß sich unmittelbar eine Angriffsbewegung aus der Mitte der sächsischen Gesechtslinie, indem das 1. Bataillon des Regiments Nr. 105 und das unter Führung des Brigade-Comma» d u s Oberst v. Ellerlein aus dem Kampfplatz eingelroffcnc Regiment Sir. 104 gerade» Weges in der Richtung aus die Südostseite von Daigny vorrückten.... Unter heftiger Gegenwehr des Feindes drang Premierlieutenant v. Treitschke mit der 2. Compagnie Iägerbataillons Nr. 13 von Osten her in Daigny ein und bemächtigte sich der Brücke über die Givonne, sowie auch der an derselben liegenden Mühle. Von Süden her erreichte die Brücke Hauptmann Küstner II mit der 4. Compagnie Regiments Nr. 104, nachdem er sich gemein, schasllich mit den im Givonne-Thale vorgegangencn bayerischen Ab. theilunge» den Weg durch die Gehöfte an der Thalstraße gebahnt hatte und aus dieser Seite zuerst in daS Dorf gelangt war. Die TurcoS leisteten »och erbitterten Widerstand, welcher erst nach heißem Kampfe gebrochen wurde; ihre Fahne entriß der Soldat Küster der 4. Compagnie Regiments Nr. 104 dem fallenden Träger. . . ." Die Belagerung von Paris machte Hauptmann Küstner gleichfalls mit, war beim Vorpostcngefecht von St. Ville-Evrart, dann bei der ersten Schlacht bei VillierS, bei der »weiten Schlacht und beim Sturm aus Bric-sur-Marne, beim Ausfall gegen Ville-Evrart und Mniion-Blanche und beim Nachtgefecht in Ville-Evrart, sowie beim Ausfall gegen Maison-Blanche. Ec führte das 1. Bataillon vom 30. November 1870 bi- 11. Fe bruar 1871 in je zwei Schlachten und Gefechten. I» der ersten Schlacht bei VillierS wurde er durch einen Streif, schuß am linken Oberarm verwundet. Der Heinrichsorden, daS Eiserne Kreuz ll. und dann I. Classe (für Metz und Sedan) waren vor dem Feinde ruhmvoll erworbene Auszeichnungen. Das Regiment Nr. 104 blieb auch nach dem Frieden In Frank reich als mobil und Theil der deutschen Occupationsarmee. Vom Herbst 1872 bi- zum Sommer 1881 war Hauptmann Küstner II Mitglied der Prüfungscommission für Einjährig-Freiwillige im Bezirke der Zwickauer Brigade. Vom Februar bis Mai 1873 war er zur Dienstleistung beim königlich preußischen Gardecorps nach Berlin commandirt. Dann hat er auch einmal vier Wochen das Commaudo de- Pcst-Cordons a» der sächsisch-böhmischen Grenze geführt. Im Frühjahr 1880 wird Küstner Major in seinem Regimenlc und bleibt bei letzterem noch über zwei Jahre. Am I. November 1882 kommt er als Commandeur deS ersten Ba taillon- der I07er nach Leipzig und führt dies Commando bis zum 31. März d. I. Er hinterläßt daS sympathische Andenken eines trefflichen Menschen und eines schneidigen OisicierS von kaltblütigster Geistes« gegenwart und von einem in den schwierigsten Gesechtsmomenlen die Truppe mit sich sortreißenden, elektrisirenden, legendarischen Mulhc, eines nur anscheinend rauhen ganzen Soldaten, Feind jeder Rcclame, auch der bestgemeinten. Ihm, dem allzu früh Verstorbenen, dem eS nicht beschicken ge wesen, auf der Wahlstatt draußen zu bleiben, sei nun in friedlichem Gottesacker der Heimath leicht die Erde! vr. Whistltng. Se. Majestät den Kaiser einen vorzüglich au-gesührten Salamander reiben. Im weiteren Verlause des Abends führte Herr Link au-, daß die Studienzeit die Vorbereitungszeit für da- praktische Leben ist, der Student bedarf der treue» Leiter aus dem weiten Meere der Wissenschaft und da- sind die P osessoren, welche, um mit Geheim- rath Windscheid zu reden, ein Geschlecht nicht von Wissenden, sondern von Denkern zu erziehe» berufen sind. Heule sind cbensalls einzelne akademische Lehrer erschienen. Biele indessen hab-n >hre Theilnahme an dem Feste und am Vereine brieflich bekundet, heute haben wir den Dank für unsere Professoren auszusprechen, die allezeit dein Verein ihr warmes Interesse bekundet haben und in- iouderheit aus die Professoren der juristischen Facultät unserer Universität ließ der Redner einen donnernden Salamander reiben. Gehcinirath Prof. vr. Bülow dankte hieraus in seinem und seiner College« Namen für die freundliche Begrüßung. Wenn die Pro- essoren bei diesem Feste nicht vollzählig erschienen sind, dann ragen daran die letzte Zeiten de- juristischen Examen- mit ihren An- irengungen auch für die Professoren schuld. Der Verein, besten Zehnjähriges Stiftungsfest wir deute feiern, ist mit Freuden von )en akademischen Lehrern begrüßt worden, denn hier kommt der lebendige Kern froher Geselligkeit zum schönsten Ausdruck. Der Redner schloß mit dem Wunsche, daß der juristisch-staat-- wistenschastliche Verein sich auch ferner so glücklich weiter entwickeln möge. Aus daS Wohl de- Verein- leerte der Redner unter dem herzlichen Beifall der Anwesenden sein GlaS. Herr »t»6. zur. Hos- mann hieß die Erschienenen herzlich willkommen und sagte insonder, heit den Leipziger Gästen, den Vertretern des Cartellverein- Heidel- berg und den Leipziger Berbandsbrüdern für ihren Besuch den herzlichsten Dank. Redner forderte die Verein-Mitglieder aus, einen Salamander auf die Anwesenden zu reiben, welcher Aus- orderung freudigst entsprochen wurde. Herr Brix, Vorsitzender >eS Leipziger Verbände- wissenschaftlicher Vereine, sprach in einer Eigenschaft als Vertreter den Dank für die vorher- egangene freundliche Begrüßung aus. Der juristisch - staatswisten- chastliche Verein hat sich um den Verband außerordentlich, ja am meisten verdient gemacht, wofür der Redner de» vollen Dank aus« sprach und aus das ewige vival, «rennt, tioront desselben einen Salamander reiben ließ Herr Stad. Genä überbrachte die Grüße de- Leipziger studentischen Gesangvereins. Herr Rechtsanwalt vr. Lehmann übermittelte von den Dresdner allen Häusern de- Vereins die herzlichsten Grüße. Vor 30 Semestern wurde der Dresdner juristische Verein, der Vorgänger des Leipziger, begründet. Damals waren eS noch die Nachklänge großer Zeiten, welche die Stndenlen beseelten, und so haben als Andenken an diese die Dresdner Genosten zum 10jährigen Feste des Leipziger Vereins diesem die Büste BiSmarck's verehrt, die von Herrn vr. Lehmann gestern überreicht wurde. Redner gedachte in warmen Worten des Fürsten Bismarck, be grüßten Staatslenkers der Gegenwart, er forderte die Vereinsmit glieder aus, sich jederzeit den Fürsten als Vorbild eine- Deutschen zu nehmen und brachte in diesem Sinne den activen Vereinsmit- glicdern einen donnernden Salamander. Grüße und Bewillkomm nungen ihrer Vereine überbrachten die Vertreter de- akademisch- volkswirthschastlichen Vereins, des Heidelberger Cartellverein- rc. Das active Vereinsmitglied, Herr Stud. Schmidt, weihte den alten Herren einen Salamander, woraus die Verlesung der zahlreich eingegangenen Telegramme erfolgte. Assessor Vr. Kaltschmidt aus Grimma dankte in längerer gediegener Rede für die freund lichen Begrüßungen der alten Herren und er ließ von diesen einen Salamander daraus reiben, daß niemals die Liebe zum Verein er kalte. DaS Präsidium der „Fidulität" übernahmen unter lauten Jubelrusen die Begründer de- Vereins, Herr Rechtsanwalt vr. Liebe aus Leipzig, Rechtsanwalt vr. Lehmann aus Dresden und Astestor Brendel aus Chemnitz — dasselbe Präsidium, welche« der Verein vor 10 Jahren gehabt hatte. Erst in vorgeschrittener Stunde endete die in allen Theilen so wohlgelungcne Festlichkeit. * Leipzig, 17. Juli. Die Beerdigung de- verstorbenen Herrn Oberstiieuteuant a. D. Küstner findet Montag, den 18 Juli, Vormittag- V,9 Uhr von der Capelle de- neuen JohanniSfriedhofcs aus statt. Se. Maj. der König hat Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß dem Verstorbenen in Anerkennung der im Feldzüge 1870/71 vor dem Feinde ge> leisteten großen Tapferkeit und sonstigen hervorragenden uiili lairischen Eigenschaften bei der Beerdigung diejenige! militairischen Ehrenbezeigungen erwiesen werden welche einem activen, bei der Fahne verstorbener Osficiere zustehen. Die Traucrparave in der Stärke von 2 Compagnien L 100 Mann, commandirt von einem Stab» ossicier, wird vom 107. Infanterie-Regiment und zwar von demjenigen Bataillon befehligt werden, welche» der Ver storbene al» BataillonS-Commandeur commandirt hat. Zehnjähriges Stiftungsfest des juristisch- staatswistenschasttichen Vereins. * Leipzig, 17. Juli. In dem festlich geschmückten Saale vou Trietzschlcr'S Etablissement beging gestern Abend der an unserer Universität bestehende juristisch-staatswisseuschastliche Ver- ein die Feier seine- zehnjährigen Bestehens. Diese Feier hatte einen großen Kreis alter Herren teS Verein- sowohl, als auch die jungen gegenwärtig sich noch sür ihrcu späteren Berus wissen schaftlich vorbereitenden Juristen vereint. Die Präsenzliste der „Alten Herren" wies Theilnebmer au- Berlin, Halle, Dresden, Stettin. Verden, Flensburg u. s. w. auf. Von Professoren unserer Universität waren u. A. erschienen Herr Prof. vr. Bülow. Gegen V,9 Uhr wurde der CommerS durch den Vorsitzenden deS Vereins, Herrn stuä. jur. Link, eröffnet, woraus der Gesang des ersten FcstliedeS erfolgte. In seiner Begrüßungsrede betonte der Vorsitze,ide den nationalen Charakter der deutschen Universitäten und der auf ihnen Studirenden. Die jetzige Generation wird ihren Vor gängern folgen und allezeit eintrelcn für den Kaiser und das herrlich erstandene deutsche Reich. In diesem Sinne ließ der Redner auf Einheimischen und Lurgäste sür die Leistungen mit Blumen und Kränzen überschüttete. Als erste Nummer de- Programms brachte sie uns die Ane der Elisabeth aus Tannhauser, ferner u. A. Jsolvens L,ebe-tod von Wagner zu Gehör. Bezüglich der Klangschö iheit und Fülle des Tons verbunden mit dem dramatischen Accent ermuerte sie un- lebhaft an die unvergeßliche Fran Reicher-Kindermann. Auch das Duett au- „Dem fliegenden Holländer" mit Herrn Greve fand außerordentlich günstige Ausnahme. Letzterer, welcher sich ebenfalls eines ausgezeichneten Rates erfreut, ist entschieden einer nnserec ersten Barytouisten; derselbe gewann sofort im Sturm die Sympathien der Anwesenden. Zu Gehör brachte er u. A. Lieder von Gluth und Rubinstein, sowie Wotan- Abschied au- der Walküre und aus vielfachen Hervorruf al- Zugabe „Ich grolle nicht" von Schumann. Nennen wir al- Dritten im Bunde den Leipziger Pianisten Herrn Carl Wendling, so müssen wir denselben von vornherein al- einen sehr tüchtigen und unermüdlichen Künstler be zeichnen, welcher sich nicht allein al- scinsinniger Begleiter sämmt- licher Stücke auszeichnete, sondern auch als Solist in Compositionen von Ruthardt, Jenscn und Moskow-ky einen großen Eriotg erzielte. Unterstützt wurde er noch durch einen wundervollen Eoncerlslügel au- der königl. sächsischen Hospianoforte-Fabrik von Jul. Biüthner aus Leipzig. Mustk. Concert in der Albert-Halle. Leipzig, 17. Juli. DaS Programm des gestrigen Con certeö zeigte in bunter Reihe Klassisches und Modernes, Lieder und Opernbruchstücke nebeneinander, und der alte Spruch: Wer Vieles bringt, wird Jedem Etwas bringen" bewahr heitcte sich, denn daS Publicum wurde nicht müde, Anerkennung und Dank sür daS Gebotene in lautester Weise zu spenden. Vor Allein wurde Frl. Denis mit Freuden begrüßt, die al» Solistin mit der Cavatine der Agatbe (Freischütz) und dem „Ave Maria", außerdem durch ihre Mitwirkung in verschie denen Enscmblesätzen sich viele neue Freunde und Verehrer erwarb. WaS die Vorträge der Dame so sympathisch macht, sind in der heutigen Sängcrwelt seltene Eigenschaslcn: Frl. DcniS singt durchaus musikalisch, dabei hält sie sich frei von allem falschen Pathos, ihr schlichter und doch dabei so inniger Vortrag kommt aus warmem Gemüth und nimmt vom ersten Tone an gefangen. Frl. Focke zeigte sich diesmal namentlich als Liedcrsängerin und war in dieser Be ziehung weniger glücklich als sonst. Allerdings hatte sich die Künstlerin zwei der schwierigsten Ausgaben der Lied litcratur gewählt, von denen die eine „Die Bekehrte" Von Volkmann vollendete Coloraturfertigkeit, die andere „Murmelndes Lüftchen" von Jcnsen vollendete Grazie deS Vortrageö verlangt. Frl. Focke wird i» der Folge sicher die Lieder wiederholen und dann ist ihr sür daS erste größere Reinheit deS Ansatzes, sür daS letztere ein besseres Tempo anzurathen, Jenseu'S Lied war viel zu langsam. Frl. Jordan war weniger wählerisch gewesen, denn daS „GeburtStagSlied" von Sachs eignet sich wegen seine« allzu populären Inhaltes wenig zum Concertvortrag. Bei aller Tüchtigkeit fehlt e» Frl. Jordan an der nölhigen humoristischen AVer, um schalkhaft wirken zu können. Herr Weber ist ein Sänger, auf dessen Zukunft man erwartungsvoll blicken darf, sowohl in Wolframs Lied aus demTannhäuscr, al» in Baumgarten'S„Noch sind die Tage der Rosen" trat seine außergewöhnliche stimmliche Begabung hervor. Bei den nöthigen strengen Studien wird Herr Weber sicher ein ausgezeichneter Sänger werde». In den Ensemblesätzcn glänzten Herrn Kellerer'» schöne Stimme und Herrn Hcnnig's mächtiger Baß, beide Sänger fanden namentlich nach dem Duett auS „Martha" rauschende An erkennung. Herr Grützmacher fand in Gouuod-Äack's „Ave Maria" Gelegenheit, seinen prächtigen, warmen Celloton zu zeigen, während Herrn Pester's tüchtige Harfenbcgleitung ge lobt werden darf. Der Begleiter am Clavier hielt sich vis auf das Jensen'sche Lied ganz brav, keinen glücklichen Tag hatte aber das Orchester, dessen Kräfte allerdings in außer gewöhnlicher Weise in Anspruch genommen werden. M. Krause. ---- Die Direction de- Krystall-Palaste» hat in dem heutigen Programm der Concert-Oper einige erwähnen» werthe Aenderungen angebracht. Demzufolge wird Herr Arthur Friedheim vorerst da» Lsckur-Concert von F. LiSzt auf dem Concertslügel zum Vortrag bringen und zwar mit Orchesterbegleituug unter Direction deS Herrn A. Siloth. Bei der Nenommirthcit beider Künstler können wir aus vorzügliche Leistungen gefaßt sein. Ebenso liegt die Begleitung der Lieder in den bewährten Händen des Herrn Henri Schmitt. * Bad Elster, 16. Juli. Unter Leitung deS Frl. Adelheid Bernhardt au- Dresden hatten wir hier gestern da- erste Concert der von ihr in den böhmischen Badeorten veranstalteten Tournöe und zwar mit der berühmten Primadonna des Hamburger Stadttheater-, Frau Klassky, unter freundlicher Mitwirkung de» Opernsängers Herrn Franz Greve und de- Pianisten Herrn Carl Wendling, Lehrers am königlichen Conservatorium der Musik zu Leipzig. Der Ruf, welcher der hochgeschätzten Künstlerin Frau Klassky vorausging, bestätigte sich im höchsten Grade, sie übertraf die größten Erwartungen. Kein Wunder, wenn das Publicum förmlich in Extase gerielh und den Liebling aller Sachsen. Leipzig, 17 Juli. Am heutigen Tage hat Herr Polizeidirector Bretschneider «neu vierwöchigen Urlaub behufs einer Erholungsreise in den Tiroler Alpen angetreten; die DirectionSgcschäfle beim Polizeiamte führt unterdessen Herr Polizeirath Junck. * Leipzig, 17. Juli. Im Publicum wird jetzt viel über die neue Form des Thurms der ThomaSkirchc gesprochen und eS werden darüber die verschiedensten Mei nungen laut. Auf der einen Seite glaubt man, daß der Thurm in seiner bisherigen Gestalt mit der Haube vollständig erhalten bleibe, aus der anderen Seile meint man, daß der Thurm vollständig in Einklang mit dem bei den Erneuerung»- bauten angewandten Styl gebracht werden müsse. Da» letztere mit dem ersteren zu verbinden war Aufgabe der Bau lcitung. Wie die letztere dieser Aufgabe gerecht geworden ist, zeht auS einem Gutachten deS Herrn Baurath Prof. Otzen in Berlin hervor, in welchem der Genannte seine lebhafteste Freude über daS Tburmbau-Projcct äußert. Die Lösung, so agt der Herr Sachverständige, trägt m seiner Kuppel der Tradition Rechnung, ist malerisch und schön und durchaus im Geiste der ganzen RestaurationSarbeit gehalten. — In Bicrbaum'S prächtigem WaldcafL in Connewitz indet heute Montag ein Garten-Concert statt, aus welche» wir unter Hinweis aus da» Inserat in vorliegender Nummer an dieser Stelle noch ganz beso »der» aufmerksam machen. H Leipzig, 17. Juli. I» einer Restauration in der Mittelstraße machten gestern Abend vier Handarbeiter und ein Schieferdecker Scandal, geriethcn mit dem Wirth in Differenzen und schlugen schließlich auf denselben loS. At em herzugeholtcr Schutzmann erschien, um die Excedenten wegzuweisen, drangen sie aus denselben ein und nöthig War es, baß noch weitere Schutzleute requirirt werden mußten, welche die Excedenten nach dem Naschmarkte brachten, wo sie in Hast gencmmen wurden. — Gestern Nachmittag fuhr ein Geschirrführer an der Cenlralhalle an eine Leiter an, aus welcher ein bei dem Abputz der Centralhalle beschäftigter Maurer stand. In Folge de» Stoße» stürzte letzterer von der Leiter herab und brach den linken Ober schenkel, so daß man ihn nach dem Krankenbaufe bringen mußte. — Gestern Nachmittag stießen am Königöplatze zwei Pserdcbahnwagen der Plagwitz -Neuschöneseldcr Linie, von denen der eine auS dem Gleise sprang, zusammen und wurde dem einen Wagen eine Glasscheibe und eine Laterne lertrümmert- ei» aus dem Perron stehender Passagier wurde beim Anprall an der Nase verletzt. — Ein Handarbeiter wurde gestern Abend von einem Gaste, dessen Person noch nicht festgestellt ist, mit einem Stuhle Uber den Kopf geschlagen und erlitt eine blutige Verletzung, die ärzb liche Hülse nöthig machte. — Der heute früh 5 Uhr 10 Min auf der Magdeburger Bah» »ach Thale abaelassene Extrazug war von hier auS mit 180 Personen besetzt. — Aus der Dresdner Bahn ging früh 5 Uhr 40 Min. ein Extra- zug nach Dresden und Schandau ab; derselbe war mit 1313 P.rsonen beseht. * Pegau, 16. Juli. In der beutigen 8. Morgenstunde gerieth in der amerikanischen Mühle zu Greitschlltz Stunden vou hier, der dortige Werksührer Heinrich RaSpe aus bisher unausgeklärtc Weise in die Transmission und erlitt dabei einen Schädclbruch und einen linken Beinbruch, so daß der Tod deS Unglückliche» sofort eintrat. --- Die BUrger-Schützen-Gesellschast zu Döbeln begeht in der Zeit vom 24. bi» mit 24. Juli n. c. die Feier eines mehrfachen höchst seltenen Festes. Am Sonntag, den 24. Juli, Nachmittags 2 Uhr, wird die der Gesellschaft von Sr. Majestät dem König Albert Allergnädigst verliehene Fahne auf dem Obcrmarkte feierlichst übergeben und geweiht ---- Von allen Festen, die Roß wein gefeiert hat, waren immer die Schulseste, welche seit nun 50 Jahren in Perioden von 4 bis 5 Jahren aufeinander folgten, die schönsten, weil die Herzen aller Einwohner stet» mit ihnen waren. Man kann vorauSsetzen, daß daS zum Sonntag, den ' — ' - - - - - Sch«' Crimmitschau, 16. Juli. Die DiScussion beschäftigt ich in unserer Stadl jetzt vielfach mit dem Verschwinden eines hiesigen Einwohner». Derselbe hat einige zwanzig Jahre lang mit Treue und Gewissenhaftigkeit der Erfüllung seiner Be» russpflichten abgelegen, sich aber ohne irgend welche Ver anlassung und ohne Mittheilung über Zweck und Ziel seiner Reife vor mehreren Tagen sammt Frau und Tochter voa hier entfernt und ist bi» zur Stunde nicht zurückgekehrt. Zu gleich hat auch dessen in Schiedel wohnhafter Schwager ncdst samilie seine Behausung verlassen und ist über dessen Ausent« alt ebenfalls nirgend» ein Anhalt zu finden. Den umlau- enden Gerüchten zufolge sollen beide Familien zu den Anhängen» de» Spiritismus gehören, und bringt man da» Verschwinden derselben hiermit in Zusammenhang, wenigsten» kann man ür die» mysteriöse Vorkommniß keine andere Erklärung finden, da die vermißten Personen in geordneten Verhältnissen lebten, in ihren Wohnungen auch nicht» auf eine vorgenommene Ver änderung der zurückaelassenen HauShaltung-gegenstLnde schließen läßt und sogar die Schlüssel zu den Wohnräumen zurückgelasse» worden sind. (Cr. Anzeiger.) Gesau, IS. Juli. Bei dem heute früh in der?. Stunde hier austreffcnden Gewitter schlug der Blitz in da» Ge bäude deS Weber» Eger hier, beschädigte da» Dach und de» Giebel und tödtete im Stalle 2 Kühe und I Kalb. Glück licherweise zündete der Blitz nicht. — Im niederen Erzgebirge und im vogtlande sind, wie wir den Zeitungen daselbst entnehmen, am Sonnabend früh zahlreiche Gewitter niedergegangen. — Am 13 d. M. ist der 54 Jahre alte Weber Franz Scheuster zu Ober-Neukirch im Teiche de» Fabrikbesitzer» Eckold beim Baden ertrunken. Er hinterläßt eine Fra» und 6 Kinder. —Am 14. d. M , Abend» >/,9 Uhr, ertrank ebenfalls beim Baden der 40 Jahre alte Ziegclstrcichcr Peter Herzog in Canitz-Cbristi na. Herzog hinterläßt eine Frau und 3 Kinder. — Am 14. d. M. stürzte da- 3jährige Söhnchen de» Tagearbeiters Carl August Kreische in Reichen bach bei Kamen, in einem unbewachten Augenblick in den PulSnitzbach und fand dabei seinen Tod. — Ein überau» frecher Einbruchsdiebstahl wurde am Mittwoch früh gegen 3 Uhr in dem A. Wagner'scken Scbnittgeschäfl in NeugehrSdorf auSgesührt. In fast Heller Sommernacht haben die Diebe wahrscheinlich vorerst den mit dem Laden in Verbindung stehenden Schaukasten erbrochen, nach Beseitigung desselben die Fenster geöffnet und ind so in den Laden eingedrungen. Der Einbruch war ein um so kühnere» Wagniß, als der erbrochene Schaukasten un mittelbar an der Chaussee und an einer auch zur Nachtzeit von einzelnen Passanten oft berührten Wegkreuzung liegt; eS erscheint fast unglaublich, daß die Eindringlinge bei ihrer Geräusch verursachenden Arbeit nicht gestört wurden. Im Laden hat die Diebesbande die theuersten und wcrthvollsien Sachen, insbesondere gute Kleiderstoffe, seidene Tücher, Tricot-Taille», Jägerhemden rc. mit förmlicher Sachkenntnis ausgesucht und mit sortgehen heißen. Der Werth dieser Gegenstände beläuft sich nach Angabe sdeS Bestohlenen auf über 3000 «ck Bon dem Gestohlenen, wie von den Dieben ist bi» jetzt auch nicht die geringste Spur entdeckt worden. In den letzten Monaten sind in dem nahen WarnSdors in Böhmen ähnliche Ladendicbstähle vorgekommen. — Finanzminister v. Könneritz empfing am Freitag ein« Deputation de» gegen 500 Mitglieder zählenden sächsischen Ingenieur« und ArcbitektenvcreinS, welche dabei die bekannten Wünsche nach Aenderung der Titel und Standes verhältnisse der wissenschaftlich gebildeten Techniker Sachsen» im Weiteren darlegte. 24. und Montag, den 25. Juli angesctztc diesjährige Schul fest nicht nur hinter keinem srüheren Zurückbleiben, sondern wohl auch das früher Dargebotene übertreffen wird. Seit Monaten arbeitet bereits der au» Mitgliedern deS SchulauS- schufsc» und andern Bürgern gebildete Festausschuß an den Vorbereitungen und eS läßt sich erwarte», daß ihn zur Feste» zeit alle Einwohner mit Eifer unterstützen werden. Fördernd wirkt diesmal aus den Fcstalanz ein, daß sich die Feier de» fünfzigsten JahrcS seit Einführung der Schulfeste in Roß- wein mit dem diesjährigen verbindet. Etwa 2000 Kinder, jede Classe in ihren Farben und mit ihrer Fahne, werden de» Fcstzug bilden, werden auf dem großen Festplatze, der eigen» dafür hergerichtet wird, unter Aussicht ihrer Lehrer und dem Schutze der Feuerwehr ihre Spiele treiben. Aus diesem Fest Platz werden zahlreiche Buden, wie zu einem Volksfeste großen Styl», ausgestellt werden und eine frobbewegte Volksmenge zu Tausenden wird ihn durchfluthcn. Die ganze Stadt aber wird wie ein Festgarten mit Flaggen, Guirlanden, Kränzen und Festbäumen geschmückt sein. Da» Roßweiner Schul fest, da- in ganz Sachsen einen Ruf genießt, wird daher auch wieder Schaaren von Fremden in da» schöne Mulden, thal führen. s Plauen, 16. Juli. Die hiesigen Beamten und Unter beamten der kaiserlichen ReicbSpost haben dem Reichstag» abgeordneten des 23. sächsischen Wahlkreise», Herrn Ober Staatsanwalt vr. Hartmann hier, ihre Dankbarkeit sür die Verdienste, welche sich derselbe um die Versetzung der Stadt Plauen au- der II. in die I Servisclasse erworben hat, durch ein grcßeS photographisches Tableau, eine Ge- samint- und Einzelansichten der Stadt enthaltend — ein Meisterwerk der pbotographisch-artistischen Anstalt von H. Axt mann hier — zum Ausdruck gebracht und diese- Bild dem also Geehrten durch eine Deputation gestern Vormittag in dessen Wohnung Überreicht, wo eS von dem böchlicbsi über raschten Herrn Ober-StaalSanwalt hocherfreut tankend ent- gegengcnommen wurde. Telegraphische Depeschen. * Mainau, 16 Juli. Se. Majestät der Kaiser wird heute Nachmittag gegen 3 Ukr den Besuch de« Königs voa Württemberg empfangen. Heute Abend findet im hiesigen Schlosse eine Theatervorstellung durch daS Personal dcö Karls ruher Hoslheaters statt. Der Prinz Ludwig von Baden ist gestern Abend hier eingetrofsen. * Berlin, 16. Juli. Der Dampfer „Preußen", mit dem AblösungScommando sür S. M. Kanonenboot „Wolj" ist am 16. Juli cr. in Sbaughai eingetrofsen. * Pari», 16. Juli. General Boulanger hat ein Dank schreiben an den Deputirte» Laur gerichtet, in welchem cr sagt, e- genüge ihm, mit denjenigen vereint zu bleiben, welche Frankreich geachtet wissen wollten und welche daS Vaterland über Parteiintriguen und über Einzelintercssen stellten. Er habe nur daS eine Ziel, den Franzosen zuzurusen, daß si« den Kopf Hochhalten könnten und müßten, daS sei die einzige Haltung, die einem Volke, wie dem französischen, zukomme. — Präsident Grcvy wird sich, wie die Abendblätter melden, noch vor Ende de» Monats nach seiner Besitzung in Mout-souS« Vaudrey begeben. — Die Deputirte nkammcr beschäf tigte sich heute mit der Vorlage Uber die direkten Steuern: schließlich wurde die Bcratbung aus Montag vertagt. (Wdh.) * Rom, 16. Juli. Die am 7. und 9. d. M. angeord neten sanitären Maßregeln sind aus alle auS den Hasen zwischen Messina und Cap Passaro auSlausenden Schiss« ausgedehnt worden, auch wenn dieselbe keine Reisenden an Bord führen. * Konstantinopel, 16. Juli. Drummond Wolfs ist in der vergangenen Nacht von Therapia abgereist und wird sich in Tencdo» an Bord de» englischen Kriegsschiffe» „Dreadnought" einschiffen. * Sofia, >6. Juli. Die Mitglieder der Regentschaft und die Minister werden am Mittwoch von Tirnowa hier zurückerwartet. Die Sobranje hat sich aus unbestimmte Zeit vertagt. Meteorologische Keobachtunge» »uk6er 8t«rnrr»rt« ln I-elprlis. Hübe: 119 Dieter über item Illeer. 2eit 6er Levbacbtiiuz. karom. rdermo- red. uuk m»ter. cruiium/c) 4«.->!r. 16. doli »d. 8 751 7 s -f-17.0 17. - tlorr.8 - I 753.8 i-j-16.0 Dlnrimum ösr Temperatur U-tativs riolituux a. !>«;«. I VUii it». Ilimmel»- 80 lIV 4bereüllct 72 sXIV 3^oIIci>r -s- 24'.0. lliuimuw — -t- 14'.4. rlvni HVttt«ru»irnI»vrlet»t r«o 6er Seenarte m llnmdur» am 16. 3u1> 1887, Dlorcceu» 8 vbr. -- Station?-b'ams. d r r > s - L -> r A kicdturir uuä StLrlce 6s» IViuäe«. Wetter. L ' -- l S 1 DluIIa^bioore. . Obriaciausuuä . Dloslcau . . . 770 764 753 >'1V leiekt IV lei-bt bi XIV leiser rrolliis irv»ci>- beiter 1« 1» -4- 1» keutabrrraMr . 762 XIV leiser 2u<-!ir»lliix -b 2, liarlsruke. . . IVieska'Ieu . . Lrealau . . . Kirra .... 763 762 763 762 8VV mtiasik X leiser 2uir XO leiser »till «rollcie') beäeebt*) «-olliealo» nollceulo» -s- 20 1» « -I- 2» ') ^bvnäe Oerrittsr. ') äbemls IVettorleuebteo. vcranlworiiickcr HcinriO, Ubsc i» ketkzi». gur tc» m>"i.'N>!4c» Ib.li '«rclcbcr tu. L>ec»r Paul I» keipUi.
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