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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188708155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870815
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-08
- Tag1887-08-15
- Monat1887-08
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.08.1887
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Uedartion na- Lkpe-itiou Johannesgaffe 8. Sprechstunde» -er sir-artion vormittag« 10—12 llhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. Atir v »ück,«»« «u>,ei»-dlei »Z„»Icri»t, »i N«»»«k»» MN« verdindilch. »«««»«« tze« für dt» nichftfalgentz« Nummer »eftimmte« Inserate a« Wachentnge« »t« > Uhr Nachmittag», an Sonn- und Festtagen früh dt»'/,OUtzr. In den Filialen siir 2ns.-^nnah«r: ktts Klemm. U»iversttät«ftraße 1. Loni» Lösche. Katharinenstr. 23 part. >. Kö,ig«platz 7, »»r b>»'/.» vtzr. rwmrr TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Gefchästsverkehr. Auflage LV/7S0. Alionnemenlsprets viertelj. 4'/, Mit -all. Bring»!»!» 5 Ntt., darch dir Post bezogen 6 Mt. Jede ein»«!»« Nummer 30 Ps Beiegeremplar 10 Pi. Gebühren !ür Ertrabetlage» tin Tageblatt-Format geialzi, ohne Postbesürderung 60 Mt. mit Postbesürdrrung 70 Mt. Inserate 6gefpaltene Petitzeile SO M. Größere Schriften laut »ns. Preisverzeichnis. Tabellarischer >. gifferusatz »ach hoher« Lar». Ueelamen not» dem Redactionsstrich die «gespalt. geile 50 Pf., vor denFamilt,n»achr»cht«N die «gespaltene geile 40 Pf. Inserate sind sie,, an die Expevittan », senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praooumaraacko od» durch Post. Nachnahme. ^- 227. Montag den 15. August 1887. 81. Jahrgang Amtlicher Theil. Königliche Vangewerkenschule zu Leipzig. Der Unterricht im Semester 1887/88 beginnt Montag, den 3. vetoder» früh 8 Uhr. Zar Ausnahme sind ersorderlich: 1. da« erfüllte Id. Lebensjahr, 2. eine mindesten« aus zwei Halbjahr« a»«grd«hute praktische Beschäftigung im Baugewerbe, S. »iu geuguiß über gute« verhalte», 4. rin Jmpsichem, H. zum Eintritt io den »uterste, L»r< eine Borblldaag» »1t sie al< Ziel der Bolkrschnle festgesetzt ist. Di« diesbezügliche Prüfung ist ans Kreit». de» 3». LrptrmKer, früh 8 Uhr sestgesetzt. Eine Dispensation von der «ltersdeffimmn»«. welch« jetzt durch Hohe Entschließung ans da« erfüllte 1b. Lebensjahr herab- gesetzt wurde, findet nicht statt» wohl aber kann die Bedingung der praktische» Beschäftigung bei denen, welche eine bessere Borbilduug Nachweisen, ermäßigt werden. Nachprüfungen und Aufnatzmeprü fangen solcher Schüler, welch« in Höhere Lurs« eintretr« wollen, sind auf Sonnabend, de» 1. vetoder. früh 8 Ußr festgesetzt. Für da« UutrrrichtSlocal de« IV. Lurseö ist eiue Vergrößerung vorgesehen, uud für später eiue Erweiterung de« Unterrichte« ia der LonftructioaSlehre t» Aussicht geaommr». Anmeldungen sind schriftlich oder mündlich bet dem Unterzeich neten bi« 80 Eeptemder, solche früherer Schüler Sonnadmd, den I. vctader bi« spätesten« vormittag« 11 Uhr anzubriageu. Leipzig, de» 37. Juni 1887. Die Direktion: Will,. Hey, Davidstraße 11. Auction. NSchstkowmenden Dienstag, den IS. dieses Monat«, sollen von vormittag« 10 Uhr an im Auctioutlocal« de« Königlichen Amtsgericht« hi« 3 vierwagrn, 1 Biersüllapparat, 1 FUtrirhahu. 3 eiserne Geld- schränke, 1 großer Wälcheichrauk, 1 großer Sarderobeschrank, 3 Pfeilersviegel, 1 taselsörmige« Pianino, 2 Büffet« mit Aussatz, mehrere Veriicorv«. Kleiderschrüuke, Schreiblecretaire. Regulator. Uhren, verschiedene Rester Kleiderstoffe, 3 Kiffer Rheinwein »nd 1 Kak Weißwein gegen ivsortige Boarzahlnug versteigert «erde». Leipzig, de,» 1». August 1887. Drau er, Eer.-Vollz. Nichtamtlicher Theil. Leipzig. 15. August 1887 * Die Nachrichten, welche Se. Majestät dem Kaiser über da« Befinden de« Kronprinzen zugegangen sind, ebenso die Mittheilungen von Familienniiigtievern der königlichen Familie, wie von Personen der Umgebung stimmen, wie die .Post" hört, darin überein, daß der Gesundheitszustand des Kronprinzen ein vortrefflicher, die Heilung eine voll ständig« sei. Die« zu vernehmen, wird für Unzählige im Vaterland« tröstlich sein, da die aus Verehrung und Liebe »zeugte Besorgniß ihr Ohr entgegengesetzten dunklen Gerüchte zu leihen oft nur zu sehr geneigt ist. * In Baden ist da« Branntwrinsteuergesrtz be kanntlich angenommen. Die Landtage von Württem berg und Bayern werden sich nächste»« mit der An gelegenheit zu beschäftigen haben. Der Beitritt zu dem Gesetz ist auch hier vollkommen gesichert. Wenn sich eine kleine Minderheit gestatten wird, gegen da- Gesetz zu stimmen, so thut sie eS nur, weil sie weiß, baß diese Opposition ganz unschädlicher Natur ist. Es wird auch aller Voraussicht nach gelingen, den Beitritt der süddeutschen Staaten schon bis zum l. October d. I. zu ermöglichen. Wer die Stimmung ,n Süddeutschland auch nur oberflächlich kennt, wirb zu- gcben, daß sich da« Branntweinsteuergesetz dort einer Popu larität zu erfreuen beginnt, wie niemals ein Steueraesetz. Die Ueberzevgung, daß e- keinen bessern Weg gegeben haben würde, au» den Finanznölhen de- Reichs und der Bundes staate» herauszukomnie». ist dort nachgerade allgemein ge worden, und ;ever Versuch, au« dieser Frage Capital gegen die RcichStagS»,rhrheit zu schlagen, würde auf gänzlich un empfänglichen Boden fallen. Viel ander- ist e» freilich auch i» Norddeutschland nicht mehr. Auch hier ist zu co»- statiren, daß die Agitation gegen da- Gesetz bereit« bedeutend nachgelassen hat und nirgends einen kräftigen Widerhall findet. ES war eben eine künstlich gemachte Agitation, die in den breiten Mafien de« Bürgcrthums keinen Boden hatte. Selbst die „Freisinnige Zeitung" scheint nachgerade daran zu verzweifeln, mit dieser Angelegenheit noch gute Geschäfte für ihre Partriinterrfien machen zu können. * In parlamentarischen Kreisen ist man der Ansicht, daß die Einberufung einer außerordentlichen Reichstags» sessio» wegen der JdentitätSfragr bei den Getreide- zvllen nichl in Aussicht genommen ist. Inwieweit sich die nächste ordentliche ReichStagssession mit dieser Frage bezw. mit der Erhöhung der Getreidczvlle zu beschäftigen haben wird, darüber scheinen in den Regierungskreisrn die Er wägungen noch nicht zum Abschluß gekommen zu sein. In dessen ist wohl kaum daran zu zweifeln, daß diese Fragen in der bevorstehenden Reich«tag«sessiou einen bedeutenden Raum «iiinehmen werden. * Bei der bevorstehenden Katholikenversammlung in Trier hat auch der Abg. WinbtHorst wieder feine Anwesenheit zugesagt und wird nach dem Vorgang früherer derartiger Versammlungen ohne Zweifel wieder die leitende Rolle spiele». Man wirb den Verhandlungen die«mal mit de- sonderem Interesse «ntgegensehen dürfen. Ist doch seit der letzten große» Katholikenversommlung über die ultramontane Partei in Deutschland eine Krisi« hinwegqegangen, wie niemals zuvor, eine Krisi-, die noch keineswegs uberwunderr ist» sondern undermeiolich noch fernerhin ihre Wirkungen aus die Haltung und den Bestand der Partei äußern wird. Es gehört wenig» Muth dazu, die klaffenden Gegensätze, die sich heute im nllramontanen Lager entgegenstehen, im gegenwärtigen Augen blick aus einer großen Versammlung zu vereinigen. * Di« Nachricht süddeutscher Blätter, daß der Kron prinz auch in diesem Jahre die Herbst.wasfenübungen der bayerischen Armee besichtigen werde, kann noch in kein» Weise als feststehend angesehen werden. — Prinz Ludwig von Bayern, zukünftig» Thronfolger, degiebl sich bereit« in den nächsten Tagen iu Begleitung de« cilS Ordonnanzofsicier commandirten Capitaiu-Lieulenant- Frei herr» von Plefien, de- bayerischen Artillerie-HauptmannS Friedrich Ritt» von Mann-Tirchler und des Prrmierlieute- nant« Freiherrn Ludwig von Rotenhan vom kvnigl. bayerischen 2. Cbevauxlegrr-Regiment zur Einschiffung aus dem deutschen KriegsübungS-Geschwader nach Norden. Vorerst wird derselbe aber noch dem Kaiser Wilhelm einen Besuch auf Schloß Babelsberg. bezw. in Berlin, abstatte«. * » » * In Odessa sind ernste Studenten-Unruhen auS- gebrochen. an denen auch die Gymnasiasten belhciligt sind. Den Anlaß boten die neuen UniversilälSgesctze, durch welche da- Eollegiengeld von fünf aus fünfundzwanzig Rubel halb jährig erhöht und di« Aufnahme der Studenten von er schwerenden Bedingungen abhängig gemacht wurde. Di« Studenten schlugen dem Rector die Fensterscheibe« ein und bedrohten mehrere Professoren mit Schlägen. Vierzig Excedenten wurden bereits von der Universität ausgeschlossen, eine große Anzahl derselben befindet sich in Haft. * Der „Politischen Corrrspondenz" zufolge richtete der Prinz von Koburg seit seiner Wahl an die Botschafter der Großmächte in Wien zwei Noten. In der ersten, welche nach dem Empfang der bulgarischen Deputation ver sendet wurde, theilte der Prinz den Botschaftern die An nahme der Wahl unter den bekannten Vorbehalten mit. Die zweite erfolgte anläßlich der Abreise nach Bulgarien. — Die Rede, welche der Metropolit Clement anläßlich deS TedeumS in Sofia hielt und in welcher er die Erwartung auSsprach, der neue Fürst werde die sofortige Versöhnung mit Ruß- land herbeisühren, erregt Aussehen. Die „Swobova" be zeichnet Clement al« Ketzer und warnt ihn vor dem bulga rischen Volke. * Wie auS Pari- verlautet, sollen die fremdländi schen Offi eiere in diesem Jahre bei den Herbstmanövern nicht wie bisher vertheilt, sondern alle dem 9. Arineecorps zugewiescn werden. Am 8. September sollen dieselben von dem Krieg-minister in Pari» empfangen werden und nach der Rückkehr am 20. September wirb ihnen zu Ehren im Krieg«- ministerium ein Gala-Empfang veranstaltet. Die totale Sonnenfinsterniß am 19. August d.I. Bon Richard Schurig. H. * Wenden wir u»S nun speciell dem großen Errigniß der nächsten Tage zu: deramMorgen des 19. August stattfinden den totalen Sonnenfinsterniß und den mit derselben verbundenen außergewöhnlichen Erscheinungen. Diese Finsterniß beginnt am 19. August früh 3 llhr 55 Min. inittle Leipziger Zeit in Kleinasten und endigt Vor mittags 8 Uhr 49 Min. Leipziger Zeit nahezu in der Mitte deS großen OceanS. In der Nähe von BalaganSk (westlich vom Baikals», nordwestlich von Irkutsk) findet die totale Verfinsterung Mittag» 12 Ubr (Ortszeit von BalaganSk) statt. Die Finsterniß ist in Asien (mit Ausschluß von Hinter- und Vorderindien und dem südlichen Arabien) und im östliche» Europa sichtbar, und zwar östlich von der durch folgende Orte gezogenen Linie: westliche« Island, Belfast, Bristol, Cherbourg, Aurillac, Iesrcu (Tunis); nördlich von folgender Linie: Dongola (Nil). Mekka, Küste von Beludschistan, Kalkutta, Nordküste von Neuguinea; westlich von folgender Linie: Salomoii-Inseln. GilberlS-Insel», Fort Selkirk (im von Nordamerika) Cap U°rk (westliche« Grönland). Die Centrallinie, d. i. die Linie, die durch die Orte geht, für welche die Mittelpunkte von Sonne und Mond zusammen fallen und die totale Verfinsterung »lithin ai» längsten dauert, beginnt in Deutschland wenig westlich von Nordhausen. geht durch Roßlau. Leb»«. Bischöfswerder. Wilna, nördlich von Perm, durch die südliche Hälfte des Baikalsees, durch daS nördliche Korea, lv geographische Meilen nordöstlich von Tokio und endigt in der Milte der Linie, welche die Sandwich inseln mit Tokio verbindet. Die Dauer der totalen Ver finsterung in dieser Linie beträgt a» beiden Cuden derselben etwa 2 Minuten, sin AO Deutschlands 2>/»o Minuten, bei BalaganSk 3»/io Minuten (größte Dauer), in Japan 3>/» Minuten. Total verfinstert erscheint die Sonne jedoch nicht bloS in dieser Linie, sondern auch zu beiden Seiten der selben in einer Zone (Totalitätszone), die bei Leipzig 24. im biO Deutschland- 24*/» und bei BalaganSk 28 geographische Meilen breit ist. Die südliche Grenze dieser Zone gebt etwa durch Blankenhain, Borna, Riesa, Ecklawa. Sckrinim, die nördliche Grenze etwa durch Hilde-Heim, Zehvcnick, Star gard, Kalisch. Goldbach. In der Totalitätszone liegen sol gende größeren Orte Deutschlands: Nordhause», Braun schweig, Halberstadt. Magdeburg, Halle, Leipzig, Ratbcnow, Berlin. Frankfurt a. O., Posen. Bromberg, Thor», Elbing, Gumbinnen; wenig nördlich von derselben; Hannover, Stet tin, Danzig, Königsberg; wenig südlich: Rudolstadt, Gera, Altenbura, Lei-nig, Großenhain. Sagan. In Bezug aus die beiden Grenzen der Totalitätszone ist zu bemerken, daß si, nicht absolut genau bestimmt werden können. Die Ursachen dieser Unsicherbeit sind in de» vor handenen Mängeln der Theorie der Mondbewegung, i» den Unregelmäßigkeiten de« gebirgigen Mondrande«, in den localen Unregelmäßigkeiten der Crdgestaltuug und in den besonders erhebliche» Schwierigkeiten der genauen Berücksichtigung der atmosphärischen Strahlenbrechung zu suchen. ES ist daher zweifelhaft, ob in einem an den bier angegebenen Grenzen liegenden Orte (z. B. Riesa) die Sonne wirklich eine kurz« Zeit (wenige Sccmive») total verfinstert erscheint, oder ob a» diesem Orte zur Zeit der größte» Verfinsterung von der Sonne noch immer eine sehr seine Lichllinie sichtbar bleibt. Je größer die Entfernung eines Orte» dieser Zone von der Eentrallinie ist, desto geringer ist die Dauer der Totalität. Jedoch nimmt sie erst nach den beiden Grenzen hin rascher ab, so daß z. B. in Delitzsch, welcher Ort in der Mitte zwischen der Centrallinie und der südlichen Grenze der Zone liegt, die Totalität immer noch N/,o Minute beträgt, während sie in dem zunächst liegende» Punct« der Centraltiuie, in dem Orte Roßlau, nicht viel länger, nämlich 2 Minuten, währt. Für außerhalb der TotalitatSzone liegenden Orte Deutsch lands ist die Sonne zur Zeit der größte» Verfinsterung zum größten Thcile verfinstert, ia Dresden und Chemnitz *"/ioo«, in Elster (Bad) »"/»»«o. in Passau *Hioo. in Kiel »»/»«, de« Sonnendurchmefiers. Die südlich von der Totalität-zone liegende» Orte Mitteldeutschland« sehen zur Zeit der größte» Verfinsterung die schmale Lichtsichel, aus welche sich die Sonne reducirt, am unteren Rand« der Sonne» die nördlich von jener Zone liegenden Orte dagegen am oberen Rande. Die« gilt auch für die noch sichtbar« Lichtsichel kurz vor uud nach der totalen Verfinsterung an den Orten der Totaliltät-zone, welche südlich oder nördlich von de, Eentrallinie liegen. Für alle Orte, welche westlich von der durch Bremen. Erfurt und Neuhau« (bei Passau) gezogenen Linie liegen, z. B. Güttingen. Kassel, Gotha. Köln, München, Stuttgart, ist di« größte Verfinsterung mit Sonnenaufgang schon vorüber und mithin sieht man an diesen Orten mit Sonnenaufgang nur einen großen Theil der Sonne versiiistert, der fortwährend in Abnahme begriffen ist. Wenig westlich von dieser Linie und in der Linie selbst läßt sich jedoch die totale Verfinsterung vollständig beobachten, wenn man daselbst einen sehr hoch- aelegenen Punct ersteigt, der nach MO einen vollkommen freien Horizont hat. Für alle Orte, welche östlich von der durch Labiau und Lyck (im biO Deutschland«) gezogenen Linie liegen, beginnt die Finsterniß (bas Eintreten der schwarzen Mondscheibe in die Sonnenscheibe) nach dem Ausgange de« Sonnrnmittel- puncle». In allen westlich von dieser Linie gelegenen Orten Verfinsterung steht noch bevor. Im mittleren Deutschland, z. B. Leipzig, beginnt die astronomische Dämmerung früh bald «ach 2V, Uhr, von da an nimmt die Helligkeit nach und nach zu und 4'/» Uhr kann man in, Freien ohne Licht lesen. Da aber die Finster niß für diese Gegenden bald nach 4 Uhr, etwa k Stunde vor Sonnenaufgang, ihre» Anfang nimmt, so wird von dieser Zeit an die Dunkelheit auch auf« Neue wieder zu- nebine» und mit Sonnenaufgang, kurz vor der größten Ver finsterung, eine schon sehr beträchliche sein. Um l» Leipzig die Sonnenfinsterniß genügend beobachten zu können, hat man in frühester Morgenstunde «inen hoch gelegenen Punct auszusuche» (hinter Probsthaida, hinter Gohlis u. s. w.), der nach 0X0, der Gegend de« Sonnen aufganges, einen vollstänvig freien Horizont, bi« zu *>er durch da» Auge gelegten Horizontalen herunter, gewähren muß. Denn beim Aufgange der Sonne (4 Uhr 53 Min.), welcher in dieser Horizontalen erfolgt, sicht man nur noch einen sehr schmalen Lichtstrcifen am untern Rande derselbe», schon 5 bis 8 Min. später verschwindet auch dieser, und die Sonne ist aus etwa 1>/r Minuten vollständig vom Monde bedeckt. Aehnlickes gilt für alle in der südlichen Hälfte der Totalitätszone liegenden Orte Mitteldeutschland». Will man die Finsterniß noch bequemer und vollständiger beobachten, so hätte man einen der Centrallinie näheren und zugleich möglichst östlich liegenden BeobachtungSort auszu suchen. Denn in Wittenberg, Frankfurt a. O. und Brom- dera beträgt die Dauer der Totalität schon gegen 2 und über 2 Minute», in Leipzig nur t^/io Minuten, zugleich findet die Totalität in Leipzig schon 5. m Wittenberg erst 8, in Frank furt a. O. l9. in Bromberg aber erst 35 Minuten nach Sonnenaufgang statt. An den zuletzt genannten Orten steht ferner die verfinsterte Sonne höher am Himmelsgewölbe ols in Leipzig, und die größere Zeit zwischen Sonnenaufgang und Totalität gewährt zugleich Gelegenheit, dir der Totalität vorausgehenken Veränderungen iu der Natur in größerem Umfange und in einer mehr successiven Entwickelung beob achte» zu können. Die Erscheinungen, welche bei einer totalen Verfinsterung auftretcn, sind selbstverständlich ganz anderer Art al« die bei einer nur zum große» Theile verfinsterte» Sonne, und man glaube ja nicht, schon etwas Aehnliche« gesehen zu haben, wen» man die am Nachmittag deS 28. Juli >85t stattgesun- dcne Sonnenfinsterniß beobachtet bat. bei der in Leipzig ^/r»o. also ein schon großer Theil der Sonne verfinstert war. Viel mehr ist der Eindruck, den die letzte» Augenblicke vor der totalen Bersinslerung und die totale Verflilltcrung selbst aus de» Menschen auSüben, ein so gewaltiger, ein so unbeschreib licher, daß selbst die aus ein solche» Ercigaiß vorbereiteten Astronomen so vollständig ergriffen waren, baß sie ihren Zweck, Beobachtungen anzustellen, oft gänzlich vergaßen. Himmel und Erde bekommen während dieser Zeit ein so ver ändertes Aussehen, daß alle» Lebende ein Schrecken über kommt. Offenbar ist es daS Unvorbereitete dieser Erscheinung, welche» aus die Thierwelt, die hier nicht wie bei Witterungs- Veränderungen von Lorempfiudungen geleitet wird, eine» so verwirrenden Eindruck ausübt. Mau sieht die Vögel scheu umherflattern und ängstlich ihre Nester suchen. Ameisen in ihrer Arbeit stillhalten. Pferd« sich ängstlich aneinanderdrücke», Hunde heulend in verborgene Schlupfwinkel stieben. Man sieht selbst Pflanreu während der Finsterniß ihre Blätter und Blüthenköpsc senken, Nachtblumen ,hre Kronen össae». Diese augenscheinliche Theilnahme der ganzen unbewußten und empfindungslosen Natur an diesen, Ereiamß de« Himmel« trägt jedensall« dazu bei, auch da« Herz de« Menschen empfäng licher für seine Großartigkeit zu stimmen. Wir dürfen un» nicht wundern, wenn die Völker einer . l», . Häuser verschlossen und händeringend aus di« Kni, stürzten oder beulend umherliesen und di« Brunnen zudeckteu, damit nicht da« vom Himmel herabträuselnd« G>st si« verderbe. Ward doch »och i» der Mitte de« vorigen Jahrhunderts von einer königlichen Kriegs, und Domainrnkamiiier in Königs- berg >n Preußen besoblen. am Tage der bevorstehende» Soniicnsinstermß kein Vieh auszutreibci, und die Brunnen zu verdecke»! Ward doch »och bei der großen Sonnenfinsterniß vom 28 Juli 185t In Wie» zu einer Procesfio» ausgrsordert. um durch dies« bi« Folgen de« unglücklichen Natnrereignifie« abzuwenden! Goldenes Zubilanm -er „Glocke". i. * Leipzig. 14. August. Eine der Sltesten unserer bürger liche» Gcsellschastc», die .Glocke", blickt brüte aus ' »sch für die Geschichte derselben wichtigen Zeitabschnitt, aus ihr fünfzigjähriges Bestehen zurück und es galt daher dem einen Vorstand der Gesellschaft al« etwa« Selbstverständliche-, diese« goldene Jubiläum auch in würdiger und festlicher Weise zu begehen. In dem ebenso sinnig wie prächtig geschmückten blauen Saale de- Krystallpalaste» fand gestern Abend ein die Fest lichkeiten einleitender, zahlreich besuchter Cammers statt, welcher vom Vorsitzenden der Gesellschaft, Herrn Miethc een., mit einer herzlichen Begrüßung der Versammlung eröffnet wurde. Daraus übernahm Vas Vorstandsmitglied Herr Mucker da- Präsidium des CcmnierseS und waltete seines Amt- mit Umsicht. Seine kurze Ansprache gipfelte in einem Hoch auf die gute Laune und den Humor. Verträge deS „Gesangvereins Glocke", welcher unter der Direktion des Herrn Cantor Zehrseld Vorzügliches leistete, wechselten mit Orchestervorträgen ab und trugen wesentlich zur Hebung der Feststimniung bei. Ein vom Vor standsmitglied Herrn Iänichei, aus die anwesende» Ehren gäste ausgebrachter Trinkspruch wurde vom Standesbeamten Herrn Trinckler erwidert und vom Redner die schöne Harmonie zwischen dem Gesangverein Glocke und der Gesell schaft Glocke gefeiert. War zwar gestern die Theilnahme den Frauen der Mitglieder vrrschlossen, so wurde doch derselben in einem vom Vorstandsmitglied Herr« Ackermann au«» gebrachten Toast gedacht. Einige geist- und humorvolle EommerSlieder fanden all gemeinen Anklang; nicht unerwähnt aber dürfen wir die vo« dramatisch begabten Mitglieder» der Gesellschaft vorgetragenen Scenen auS „Stradrlla", sowie die reizenden Couplets eine« talentvollen „Abonnenten" lasse», wclchc stürmischen Beifall fanden, ebenfo wie ciae gelungene drastische Erzählung de« Herrn Hofs mann, welche ungemeine Heiterkeit erregte. ES wurde noch so manche- Wort gesprochen, doch können wir aus alle die Reden uud Gegenreden bei dem beschränkten Raum nicht eingehen und nur noch die Glückwünsche registriren, welche Herr Rot her im Namen de, G« ellfchast „Thalia" überbrachte. Der Commrr« aber darf, diefen Ein« ... » Internationale Auskeilung v»aVr,e«g»tff««»«» Bedars«artikel» tz^rVäeke»*^ Lottvttorei »»d »erWa»dter Ge»«rbe. I. f Dreidez,, 13. «»«»ff. g« »„iallchei, «r»ße, aus demselben Platze, den da» käaiglich« Aiaanzmintstertum s. gt. der Internationalen Varteabau-Au-stelluna eingeräumt hatte, »trtz gegenwärtig, in Verbindung mit dem 7. Berbandstage de- Eeutral- Verbandes deutscher Bäcker-Jnnunge» „Germania", die unter de« Protectorate Ihrer Majestät der Königin van der Dresdner Bäckeo« Innung veranstaltete Internationale AaSst«0nng von Erzengniffe» und Bedarfsartikeln der Bäckerei, Londitorei und verwandter Gewerbe abgehallen. Was der Bäcker-Jnnuagäverband „Germania" seit seiner Grün dung im Jahre 1874 in steter Berücksichtigung der Förderung de« Volkswohlstände« gewollt und erreicht hat, wie er, seiner Hobe» Ausgabe e»lsprechend, Bewährte- mit Treue gepflegt uud vertheidtgt, Neue« erprobt und sorieutwickelt hat. wir» in dieser Fachausstellung vorgesührt und der sachkundigen Prüfung übergeben. Die Dre-dnre Ausstellung hat rin internationales Gepräge; in ihren Einzelheiten ist sie scharf charaklertsirt und so gestaltet, daß die in der Anschaunng gewonnenen Begriffe und Urtheile in leichtester Weise fest« Forme» annehmen und dem rastlos Vorwärtsschreilenden Geistesleben die Bahnen sür weitere Vervollkommnung eröffnen können. So ist anch die Dresdner Au-stellung. wie jede voran gegangene in Berlin» Nürnberg, Leipzig, Hamburg und Stuttgart sowohl die Repräsen tation des augenblicklich Erreichte» wie der llebergangspenode »d daher wohl geeignet, auch in weiteren Kreise» Interesse zu errege». Die feierliche Eröffnung der Ausstellung erfolgte heute Mittag durch Se. Majestät den König. Line sehr zahlreiche und gewählte Bersammlung hatte sich zu dem festlichen Acte eingefunde». Unter den Erschienenen bemerkten wir den Slaatsmiuister General der Lavallerie Grasen von Fabrice, die Geheime» Räth« Btr, von Lharpentirr, Hape. Gütz, Böttcher, Meusel, von Ehreaftein, de» Kreishauplinann von Koppensel«, die Amishauplleuie von Metzsch und vr. Schmidt, den Dirrcior der sächsischen Staattbahnen Ge! Finanzralh Hoffman». die Geh. Regierung-räih« Badet uud Ko> de» Slodicoiiimandanlei» Beiierallieulenant ü'Vhrn und den Platz- major Haupt, den Polizeipräsidenten Echivaiiß. den Gcnerallieute- nant a. D. von Funcke, Senerallieutenant von Rudorff, Oberst» lieutenont Müller von Berneck und andere hohe Osficiere, den Bor- stand der Militair-B-ckerei Hanvimana a. D. Hacker, den Bürger meister Bänisch, die Eiadträlhe Deucher, Hendel, Grabowsky. vr. Nake, Schicker» und zahlreiche Stabiverordnete, den Handels- kammerpräsideiilen Hultzsch. den Reichslagsobgeordneten Ober^ avpellationsralh Klemm, die Lonsuln verschiedener auswärtiger Staaten rc. Kurz nach 12 Uhr »rselsti« die Ausfahrt Ihrer Majestäten de« Königs und der Königin in einem vierspännigen offene» Galawagen, dem zwei Vorreiier vorausritten. In zwei weiteren Wagen befand sich da« Allerhöchste Gefolge, bestehend aus dem General-Adjutonien Generollieuienant von Earlowitz, dem Oberhosmeister von Lüttichau, dem Oberstollineister vo» Ehreustein, den Kammerherren von Minckwitz und von der Planitz, sowie der Hofdame Gräfin von E>u- stebel uud der zu Besuch lmr weilenden früheren Hofdame der Königin, Frau von Silvansly aeb. Frciin von Lübcrode. Beim Erscheinen Ihrer Majestäten brachte Herr Bäcker-Obermeister Haus wald ein dreifaches Hoch aus Allerhöchstdieselbe» aut, in da« die Festverlammlung jubelnd rinstimmie, woraus die Lopeve de« 1. Leib-Greuodier-Regimeni« Nr. 100 die Sochsenhhme „Den König segne Gott" ausspieite. Nachdem di» königlichen Majestät»» »an dem Ehrenvorsitzenden de« Ausstellungs-Eomitt« Herrn Geh. Hafraih Ackermann nach dem Vestibüle der Hauptholle geleitet worden waren und dort Platz geoonime» holten, hielt der Genannte die Eröffnungsrede, weiche da« Wese» der Ausstellung treffend charakterisirte. Nachdem da« vom Festredner aus di« Majestäten au-g,bracht« Hoch stürmisch begrüßt worden war. unternahmen Ihre Majestäten unter Führung de« Au-ftellungs-Lomiiö« einen Rnndgang durch sämmlliche Ausstellungsräume und verweilte» »amenMch längere Zeit in der Backosenhall«. waselbst di« Leipziger, Berliner und Wiener Bäcker da« Bocken ihrer heimische» Backwaaren praktisch vorsührten. linier dem Ausdruck der Allerhöchste, Zusriedeohett über die gesammien Einrichiunge» der AuSstelluug verl'eßeu Ihre Majestäten erst nach 1 Uhr Nachmittag« den Aurftellunglpiatz. Bei der Abiahrt der königlichen Majestäten erlSnten abermals begeisterte Hochrufe. Musik. * Wernigerode, 12. August. Die Pauliner in Wer nigerode. III. Der Montag brachte unseren Gästen ernste Arbeit, dem kunstsinnigen Publicum unserer Stadt unvergleichlichen Genuß. Am Nachmittag 5 Uhr fand in der Syloestri-Kirche da« geistlich« Tone ert de« Pauliner-Gejaog-Bereios stMt, nachdem dir am Morgen »och eine letzte anstrengend« - - - - Sssen. « stehen nm tllle Umstände wirkten zusammen alt, nachdem die sauaer General-Probe hatten dr- amme», de» Eoneert g»
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