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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188708198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-08
- Tag1887-08-19
- Monat1887-08
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1887
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Nielei ULllll, Vbick» t'»dr. keuilii Idrlx) etc) msek.) rsicd cd^rt 2Lll/ rlpin 100L0 Wl— 108.- ^0 70 SS 10 62- 63.00 40.- «8.25 148.- 72- 8. 7b 73 00 100 — 0000 ,28^ 1247b ,0ii- 240- 82.00 188- I.S.- 132 — Äi- 2<>'— 203.— Ibl.- 101- 7S.- liitie» buk-8'. illsrsi a. >LII V. 3 loco 150 er - October loco 114 — - Xovemder li«unx: —. r lVuciiist- iiiUliPuiix: , per 8ep- 43.90 keptember- ir — Hin. >8eptember !Lutervreis, 5'/.. ao.. Kr 10 Ui», ilen, eluvon <IlII. aineri- t-8> ptemlior sr b°/„ <le>., emder 5'/«, rr 5'/,, elo., Läuterprels. 'kt. (Erstes Ltimwull!/: m.) llm«ot7. 600 öulleu 1. -1- 0.02. Aoyd -Post« meric. Line« !) derDomi- Pser „Lok- ntok>a»"; in ew Uork; in Postvamvser ipser „Mich« de Coninck" lar-Dampser iaSpian", in :gian", alle imb.-amerik. !» Hamburg; der AuSreiie. Lloyd-Post' Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Kedaclion und Lkprditiou JohanneSgasse 8. Sprechstunden der Urdaetiou. Bormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—ü Uhr. ftUr d «UN»,», «e»ü»ndier Manulcrlvt« »acht sich du Stidaeiloa nicht »crdmtiich. S«n«tz«e der sür die nLchftfelgende N«««er deftimmten Inserate an Vochenta-en di« » Uhr Nachmittag», an kenn- nnd-esttagrn srüh bi»'/,»Ntzr. In den Filialen für 3ns.-)ln»ahme: Ott« Unlversitättstrabe 1. Louis Lüsche, Katharineastr. 23 part. u. KSuigSplatz 7, nur bi« '/,r Uhr. eiDlger und Tagchlaii Auflage ^lioniirmrutspieis vicrtelj. 4'Mk 'ncl. Aringcrlohn ö Mk., durch die Post bezogen 6 M. Icdc einzelne Nummer 20 Pf Pelegezemrilar 10 Pf. Äebudren s»r Ezlrabeilagen lm rogeblatl Format ge falz i> ohne Pvslbeidrdcnuig 80 Mk. mit Postbeförderung 70 Mk. Inserate 6qespaUlne Petitzeile 20 Pf« Größere Schriften laut uui. Preisvcrzeichni». Tabellarischer u. Zisserinav „ach hüherm Tarif. Ueclamrii unter dem RcdactivnSstrich die Igespalt. Zeile 50Pi., vor denH-aiinlicnNachrichten die Ogesvallene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die t-rvrvition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruen»inl,ri»»io oder durch Post nachnahme. ^-231. Freitag den 19. August 1887. 81. Jahrgang Amtlicher Theil. Ausschreibung. Für den Schlacht- und Biehhof Hierselbst wird die An fertigung «vd Anlieferung verzinkter Eisen- gegenstände hierdurch öffentlich ausgeschrieben. Die Unterlagen sind gegen Zahlung bezw. Einsendung don 1 20 ^ von dem Schlachthosbauvureau an der Kaiserin-Augusta-Straße zu beziehen. Die nach Maßgabe der vei den Unterlagen befindlichen Vorschriften zu behandelnden Angebote sind bis zum K. Sep tember lfvn. Js. Vormittag« it Uhr bei der Nuntiatur des hiesigen Rathhauser abzugeoen. Wir behalten un« die Auswahl unter den Bewerbern bez. auch die Theitung der Arbeiten, sowie die Ablehnung siimmt- licher Angebote vor. Leipzig, am 15. August 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. l». 4632. vr. Georgi. CicboriuS. vkmikthiing in -er raud-cischechalle am Plaiienschcil Platze. 2» obiger Landfleiscderhalie ist die Abtheilung Nr. 32 vom 3. October dss. JA. an anderweit gegen etn- »onatliche Kündigung z» vernitethen und werben Mielhgrsuche aus dem Ralhhause, 1. Eloge, Zimmer Nr. 17. entgcgengenvmmeii, auch können ebendaselbst die BermiethungS- bedingungen eingesehen werden. Leipzig, den 15. August 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 4565. vr. Georgs. Krumbiegel. Erledigte Referendar-Stelle. Am 1. October d. I. kommt bei dem Unterzeichneten Polizeiamte eine, jedoch nickt etatmäßige und nicht mit Pensionsberechtigung verbundene Rcserrndar-Strlle, deren 2»haber eine jährliche fixe Remuneration von 1200 bezieht, zur Erledigung. Bewerber um diese Stelle werden ersucht, sich unter Ein reichung ihrer Zeugnisse baldthunlichst bei Unterzeichnetem Polizeiamte zu melden. Leipzig, am 18. August 1887. DgS Poltzetamt der Stadt Leipzig. 3225 v. L. Bretschneider. Rank. AuS Anlaß des 50 jährigen Bestehens seiner Firma bat Herr Gutta» Srust Hetzdciireich — in Firma Lg. Ernst Heydrnrrich — dem von der Handelskammer verwalteten UnterstützungSsondS sitr Angehörige deS HandelstaudeS und deren Wittwen und Waisen den Betrag von zweitausend Mark in 3 Procent, sächsischer Rente zu- fließe» lassen. Namen« der Handelskammer spreche ich dem doch- herzigen Geber sür dieses Geschenk hierdurch den wärmsten Dank aus. Leipzig, den 1l. August 1887. Der Vorsitzende der Handelskammer, llr. WachSmuth. I. B.: Bleyl, Börseusecr. Bekanntmachung. Der Handarbeiter Gottlieb Louis Lieder aus Pörmitz bei Schleiz soll in einer hier anhängigen UntcrjuchungSsache als Zeuge vernommen werden, sei» BusenlhallSort ist jedoch nicht bekannt. Es wird deshalb gebeten, aus da« Vorkommen de- Lieder zu achten und umgehende Nachricht hierher gelangen zu lassen. Gera, den 13. August 1887. Der UntersiichimaSrichter de« gemeinschaftliche» Landgerichts. Seisarth. Behr Nichtamtlicher Theil. Zur Lage in Sulgarieu. * Die officivsen Kundgebungen der „Norddeutschen Allge meinen Zeitung" und de« „Journal de St. Pätersbourg' lasten keinen Zweifel darüber, daß die leitenden Mächte da« Unternehmen de« Prinzen vvn Kvburg als einen flagranten Bruck de« Berliner Vertrages erachten. Freilich hat Deutsch land kc nen Grund, sich für daS Abenteuer des Koburgers zu begeistern, e« hat aber auch keinen Anlaß, die Geschäfte Rußlands im Orient zu besorgen. Vvm allgemein mensch lichen Standpunct nur muß man wünschen, daß daS scbwcr- geprüsle Land endlich Ruhe vor seinem russischen Peiniger- Besreicr erhalten und sich selbst überlasten werten möge. Hilst ihm Niemand, so muß schließlich daS Land in der Bcr zweiflnng sich selbst zu Helsen suchen. Auch die Meldungen, Oesterreich, England und Italien hätten die Wahl de» Koburgers anerkannt, ist unrichtig. Die drei genannten Mächte denken, nach einer Wiener Depesche der „Frankfurter Zeitung", nicht daran; dagegen werden die Berlrelcr der betreffenden Staaten, die dem Fürsten Ferdinand freundlich gesinnt sind, in Sofia bleiben und mit der neuen Regierung wie bisher Verkehren. lieber die Vorgänge in Tirnowa bringt da« „Neue Wiener Tageblatt" folgenden Bericht: - Tirnowa, 14. August. Prinz Ferdinand von Koburg ist nestein Abends gegen 9 Uhr hier eingetroffen. Beim Eingänge zur Stadt wir eine Triumphvsorte errichtet, wo der Prinz von einer großen Menschenmenge erwartet wurde. Der Bürgermeister reichte ihm Brod und Salz und hielt hierbei eine Begrüßungsrede, welche der Prinz in bulgarischer Sprache erwiderte. Unter Hurrahrusen d«r Volksmenge erfolgte der Einzug de« Prinzen in die Stadt, wobei derselbe durch mehrere Minuten auf den Schultern getragen wurde. Der Feierlichkeit der EdeSleistung ging ein Ds vsum in der Kathedrale voran, zu welchem sich Regenten Minister und eine große Volksmenge einqesundeii hatten. Beim Erscheinen de» Fürsten, der von einer zahlreichen Suite begleitet war, brach daS Volk in stürmische Hurra ufe au-, d>e vor der Kirche aufgestellte Ehren- eompagnic leistete die milllairischen Ehrende»,gun >en, und während drinnen die mächtigen Ehorale erklangen, erfchallte draußen da« bul> garijche Schlachtculied „8ekumi Ilanluu". Unter nicht enden wollenden Ovationen schritt der Fürst enlbläßlen Haupte«, nach »Neu Seiten hin grüßend und sich tief verneigend bis in die Näh« des HauplalturS, wo für ihn eia Throusessel ausgestellt war, vor welchem «uf einem Tische die heiligen Bücher lagen. Aus diesem Sessel nahm der Fürst Platz. Es dauerte einige Zeit, bevor wieder Ruhe cintrat, und nun folgte der seierliche Gottesdienst. Nach Beendigung desselben bestieg der Prinz einen Wagen und begab sich, umgeben von der von Sofia eingelroffenen EScorte und von einem glänzenden Gefolge begleitet, in die Sobranje. Der Sobranjrsaal hatte sich inzwischen gefüllt. Stundenlang vorher schon hatte sich vor dem Hause der bulgarischen volkSver« tretung eine mächtige Menschenmenge angesammelt. Der Saal war zwei Stunden vor der Ankunft deS Fürsten geöffnet worden. Die Galerie» waren im Nu überfüllt, läng« der Brüstung auf den vordersten Plätzen saßen lauter Damen in großer Toilette, eine Kette von blendender Schönheit. Bon dem diplomatischen und Co»- sularcorpS war Niemand erschienen. Trotz der erdrückenden Hitze rührte sich Niemand vom Platze. Im äuß-rsten Hintergründe deS Saale- hängt an der Wand Alexander Battenberg'- Bildniß — eS ist tief verschleiert; genau unter dem Bilde steht der Thronsessel, aus welchen sich bald Fürst Ferdinand niederlassen wird. Bor dem Throne ist die Hufeisen« förmige Bank sür das Präsidium der Sobranje ausgestellt, link- davon die Ministerbank, rechts die Rednertribüne. Ein schmaler Zwischenraum trennt diese Plätze von den 46 Deputirtenbänken, welche sich mälig füllen. Man sieht da« schwarze europäische Gala« gewand nur schwach vertreten. Der Orient liebt die leuchtenden Farben. Unter den Abgeordneten sind viele Türken zu sehen, meist würdige Erscheinungen mit wallenden Bärten, prächtige TurbanS aus den Häuptern, und unter ihnen auch Popen in langen Talaren — kurz Vertreter aller Elasten und Lonfessionen de« bulgarischen Volkes. Um 11 Uhr erscheint das Präsidium. Den Präsidentensitz nimmt Herr Tontlchew ein. derselbe, der genau vor Monatsfrist au der spitze der Abgesandtschast der Sobranje in Ebenthal erschien, um dem Heuligen Fürsten seine Erwählung zu notificiren. Zu beiden Seiten nehmen neben ihm die Bicepräsiventen Platz, Zacharias Sto- janow, der hervorragendste politische Schriftsteller der Bulgare«, und der Advocat Boutlchew, derselbe, der in der BolkSversammlung, in welcher Baro» Kaulbars erschien, demselben die Worte zurief: „Wir sind keine russi'chen Knechte." Fortwährend läutet die Glocke, die die säumige» Deputirten in den Saal ruft. Die Tbüre steht weit offen. Man blickt auS dem Saal ungehindert i«S Freie hin aus auf die zahllose Menge, welche den Platz vor der Sobranje de« deck,, aus die alichrwürdige Kathedrale, die stumme Zeugin einer großen Vergangenheit. Plötzlich geht eine tiefe Bewegung durch da« Bolk. Gestützt aus zwei Pope», tritt der Bladika Anthim in den Saal, früherer bulgarischer Exarch und nun Metropolit von Widdin; auf seiner Brust glänzen Ketten und Kreuze. Er hat dem neuen Fürsten den Eid abjiiiicl'mc»; mühiam erklimmt er die Estrade und nimmt in einer Loge recht« vom Throne Platz. Präsident Tontjchew giebl da« Glockenzeichen und erklärt die Sitzung der Sobranje für eröffnet. Der Schrisifuhrer Gradinada besteigt die Tribüne. Er verlieft die Namen, die Anfgerufenen mit. ^ warten: „Tulea!" (Hier!), die MoSlimS antworten: „öur'eln!" Die Deputirten schenke» dem formalen Geschäft nicht viel Ausmerk« iamkeit; eine ncrvöic Unruhe herrscht im Saale; in dichten Gruppen erörtert man die Bedeutung de« TageS; im Saale unten, wie aus den Galerien sragt man sich, was der neue Fürst sagen wird. Plötzlich wird eS im Saale todtenstill: Kanonendonner wird gehört, dann folge» neue Arnlleriesalve» und dann schlägt fernes Stinimgewirr nn das Ohr, Kirchenglocken erklingen dazwischen und wie Meeresbransen ki schalle» immer näher und näher von der Straße her Hnrrahrnse, die kein Ende nehmen wolle». Eine unbeschreibliche Stimmung bemächligi sich nun der im Saale Anwesenden. Rasch wird im ictzten Momente noch von den Dienern ein scharlachener Lausleppich vom E.ngang bi« zum Throne gespannt. Aus daS erste Schweigen ist unler de» Abgeordnete» tiefe Erregung gcsolgt. Alles erhebt sich vo» den Sitze» und sieht nach der Thüre hi», durch welche der neue Fürst erscheine. Hurralirufe niid srenetisches Händeklalschen der Depiitiiicn begrüßten feinen Eintritt, vo» der Galerie brauste endloser Jubel hernieder, da« ganze Haus hatte sich erhoben, die Dame» winkten mit den Tüchern. Der Fürst durchschreitet, nach allen Seiten hin sich tief neigend, den Saal, aus dem Haupt den weißen Kalvak mit dem Reiherbusch, aus der Brust da« blaue Band des kobnrgischen Hansordens und zwei russische Ordenssterne. Sc», Antlitz ist blaß, kaum vermag er die innere Erregung zu bcmeislern. Er begiebt sich aus die Estrade, aus welcher der Thron aus gestellt ist und wo Monsignore Aitthim bereits wartet. Er nimmt vor dem Throne Ausstellung, daS Gesicht dem Bladika zugekehn. Um ihn gruvpiren sich die Männer, die das bulgarische SiaaiSichiff bisher gelenkt: zu seiner Rechten die Regenten Stambulow. Mul- knrow und Zivkow, ihnen zunächst Stoilow an der Spitze der Minister, zu seiner Linke» die ttivferen bulgarischen Oisiciere, die unter Battenberg gedient, Alle überragend die ritterliche Gestalt deS Lcibgardc-Commaiidantt» Markow, der mit seinen Lollegen Popow und Winarow dem Fürsten bereit« in Ebenthal ge huldigt hatte. Nu» richtet der Metropolit eine feierliche Ansprache an de» Fürsten. Er beglückwünscht ihn dazu, daß er den Wünschen der Sobranje entsprochen habe, und mit bewegter Stimme fordert er ihn aus. den Eid auf die Verfassung zu leisten. Ein Geistlicher per- richiet sodann ein kurzes Gebet und verliest die auf die Eidesleistung bezüglichen Paragraphen der Verfassung. Der Prinz hat sein Haupt entblößt und den Handschuh vo» der rechte» Hand gestreift; auS einer Rolle, die er in der linken Hand hält, verliest er in bulgarischer Sprache die Antworten aus die Frage» deS Metropoliten und spricht Wort für Wort — mit elwnS leiser Stimme — die Eidesformel nach, wie der Metropolit sie ihm vorsagt. Hieraus küßt er, sich tief verneigend, die ihm dargereichte silberincrustirte Bibel, das Kreuz und zuletzt den Hirteuring des Metropoliten; dann begiebt er sich zum roihbehangcnen Tische, wo er den Eid unterzeichnet, während Stambulow contrasignirt. Nun stimmt Monsignore Anthim mit großer Assistenz einen Kirchengesang an, gleichzeitig umstellen kerzentragende Diakonen den Fürsten und führe» ihn zum Throne zurück, aus den er sich nu», da« Haupt mit dem Kalpak bedeckend, niederläßi. Ec winkt und Minister-Präsideiit Stoilow tritt svor, um Ferdinand's de« Ersten Proclaiiiaiio» an sein Bolk zu verlesen. Der Wortlaut ist bekannt. Die Verlesung der Proclamation wurde wiederholt vo» enlbu« kiasiische» Zurusen unterbrochen, besonders nach den Stellen, welche von der Unabhängigkeit Bulgariens sprechen; Niemand erwartete, daß das bedeutungsschwere Wort sich in der Proclamation so oft wiederholen werde, und um so größer war darum die Begeiste rung Ucbermächtig war auch die Ueberraschung und der tosende Beifall dort, wo die Proclamation an den Thron der bulgarischen Zaren ermnerl; da« erregte Gefühl der begeisterten Zuhörer deutele diele« Wart gleich als politisches Programm. Nun kam aber nach der Verlesung deS Manifestes noch eine neue Steigerung. Kaum daß Stoilow geendet, erhob sich der Fürst, und sprach mit sonorer Stimme folgende bedeutungsvolle Worte: sludock» i oern7j,4imo Lolir»ri»!" (ES lebe da- freie und unabhängige Bulgarien!) Wa« nun solgte. entzielit sich der Beschreibung. Männer und Frauen weinten Alle Horen die Schwurfinger cidbereit empor. slnboä» i no-mvissimn Kolcearm!" brauste es von tausend Stimmen durch de» Saal und der stürmische Ruf verpflanzte sich aus die Straße hinaus, wo sich der Menge ein wahrer Freuden taumel bemichiigte. Der Fürst halte die Estrade verlassen, um sich zu seinem Wagen zu begeben, aber die Deputirten hoben ihn aut die Schultern und trugen ihn bis zun, Wagen dmau«, da« Volk umdrängte ihn, um ihm den Kleiderjaum zu küssen, und wmf sich de» Plerdchuic» entgegen vor ihm aus > die Knie. Am Nachmittag fand aus dem Marino Poljc eine I Truppenrevu« vor dem Fürste» patt, bet velcher der Fürst mit dem- I selben Enthusiasmus wie in der Sobranje begrüßt wurde. Morgen Abend« in Philippopel sein. m-n-nilchaft und Cabinet !^w°de7^ 2 heit deS Prinzen Koburg m Frankreich — un Ape. ' Jahre« — hatte allerdings «inen politischen Zweck, dock bestand dieser nicht darin. mitOrleanisten und Groksursten eineAnerk nnng vorzubereiten. Sn Cannes wo Pr.nz S"°>nand sich d.S gegen Ende April aushielt, dürste crall-rdmgS "UtM gliedern seiner Familie lusamme.tg-ttoffeu s-'n und auch n» de» ihm persönlich bekannten Angehörigen deSrussischcn Kaiserhauses. ES ist i» bohem Grad» wahrscheinlich, daß er auch mit letzteren Über seine Candldatur gesprochen hat und natürlicherweise wird er nicht darauf °'^^an»en s"n. Großfürsten ungünstig zu stimmen; den Charakter P° E" Unterhandlungen haben solche Unterredungen — wenn sie stattgHunden haben — aber nicht getragen und der Aufent halt in Cannes hat in dieser Beziehung zu gar keinem Er- aebniß gesührt. Wenn man allen Unterredungen mit russischen Großfürsten gleich politisch- Bedeutung beilegen wollte, so würde man zu ganz eigenartigen Schluffen gesührt werde». Wichtiger für die Verhandlungen gestalteten fick die darauf folgenden süns Wochen, in denen thatsächlich die Entscheidung gefallen ist. soweit sie nämlich vom Pnnzen Koburg allein abhängig war. Daß ihm die Cabinete nicht günstig gesinnt sind, hat er nun erfahren müssen. Leipzig. IS. August 1887. * AIS Zeitpunkt der Einberufung de« Reichstags ist, wie man in unterrichteten parlamentarischen Kreisen an- nimmt, Anfang November in Aussicht genommen, während der preußische Landtag erst Mitte Januar 1888 zu- sammcntretcn dürste. Die parlamentarische Zeiteintheilung, wie sie sich in de» letzten Jahre» festgesetzt hat, würde also beibchallcn werden. Eine Vorlage über die AltcrS- und Iiivallvenversorgung der Arbeiter soll mit Sicherheit in der bevorstehenden Reichstagssession zu erwarten sein. Von größeren Vorlagen sür den Landtag verlautet noch nichts. Von einer neue» kirchenpolitischen Vorlage soll nicht die Rebe sein. * Die deutsche Politik der preußischen Re gierung in den östlichen Grenzmarken bewährt sich zusehends, wohingegen daS Poleuthum von einem FiaSco zum andern taumelt. In dem vcrhällnißmäßig doch nur äußerst kurzen Zeitraum, wo de» Bestrebungen der deutschen Nationalität in jenen Provinzen diejenige Pflege zu Theil wird, welche mit Rücksicht aus das Interesse der staatlichen Sicherheit sür erforderlich zu erachten ist, hat sich eine sehr beachteuSwerthe Klärung der Zustände vollzogen. Es hat sich herausgestellt, daß die Macht deS PolenthumS in den öst lichen Grenzprovinzen der Monarchie weit mehr eine scheinbare als eine wirkliche, aus solider Grundlage be ruhende ist, daß die Führer der nalionalpolniscken Pro paganda e« meisterlich verstanden, selbst die unscheinbarsten Posten in ihrer Rechnung unvcrhältnißmäßig auszubauscheu, indem sie zugleich aus die Gutmüthigkeit und stellenweise In dolenz des deulschen Bevölkerunczselemenl» spcculirtcn. Ter auS wahltaktischen Rücksichten mit dem PolonismuS eng ver bündete Fortschritt bezw. Deutschsreifinn arbeitete seinem Gönner treulich in die Hände; in weiten Schichten der deutschen Bevölkerung war da- Gefühl der Liebe zu König n»d Vaterland unter dem constante» Eindrücke polnisch-sorl- schrittlicher Verhetzungen stark abgcblaßt, man ließ die Dinge gehen, wie sie eben gehe» wollten und sah den äußerliche» Fon- schritten der »atioiial-pvliiischcnPropaganda mit derEmpfiudung zu, daß sich hier ein Act von vw mujor vollzöge, gegen dci, deutscherseits auzukäiiipse», ein im vorhinein hosfuungSloseü Mühen sei. DaS änderte sich erst, daun aber auch gleichsam über Nacht, als die Negierung sich mit frischer Initialive an die Spitze der deutschen Bestrebungen stellte und, gegen den fanatischen Widerstand der zu den Polen haltenden Oppo sition Windthorst-Nichter. von der patriotisch gesinnten Mehr- heit de« Preußischen Abgeordnetenhauses die Peilte! bewilligt erhielt, aus der bisherigen nothgc-rittigeue» Defensive zu einer entschlossenen Wiederherstellung de« deutschen Ansehen- in de:, Ostprovinzen überzugehcn. Man hielt sich auf einen zähe», schneidigen WiderNanv der nationalpolnischenPropa^andu qesaüt Wir wollen auch jetzt kein vorzeitige- Triumph,ied anstimmc» oder die Schwierigkeiten irgendwie unterschätzen, deren da» Gcrnianlstrungswerk im Osten Herr werden »inß, aber daö darf schon jetzl gesagt werden, daß der moralische Eindruck zu Gunsten der deulschen Sache ein sieghafter, sowie daß in de» Kreisen der pol,»scheu Führer eine Eniinulhiguug eingerisse» Anzeichen da» Auge de« kundigen BeobachlerS i'ttfchwer entdeckt wenngleich man sich i,„ polnischen Lager ü.chtbeare'flrchcr We.se v.e äußerste Mübe aiebt. seinen wahren GcmüthSzustand vor den Augen der Oefsentlichkeit zu vcr- demnach di- beste Hoffnung zu de», geschrieben: .Da« Unternehmen hatte seit langer Zeit schon ^wierigkeitt" zu kämpfen, b>e zu beseilme» "'^gelungen zu sein scheinen. Für die politischen Partei- verhäl m„e unserer Stadt ist es jedenfalls kein gute» Zeichen daß ei» durchaus freisinnige« Blatt, wie e« di. Kasseler LL.» »-ln i°q«n„»«- m * Die vor circa drei Woche» >» Mainz verbafleleu elsaß-lothringischen Soldaten, welche angeblich einer geheime» Verbindung" angehört haben sollen, sind »ach der UFrauksurter Zeitung" wieder m Freiheit gesetzt und a»S dem Mllitairgesäiigniß entlassen worden. » * » * Im Lager bei Krassnoje Sselo sanden dieser Tage interessante Versuche mit dem Magazingewehr, System Mossin, statt im Vergleich »iit dem in der russischen Armee eingeführten Berdangewehr. Die Vei-- juche wurden nach der „Schlesischen Zeitung" durchaus nicht geheim gehalten, und die russische» Zeitungen brachten anS- sührliche Berichte über dieselbe». Man ist i» russischen Militairkreise» im Allgemeinen sehr gegen das Magazingewehr eingenommen, und die jetzigen Versuche haben dieser Ansicht einen gewissen Schein des Rechts gegeben. Man gab mit dem Magazingewehr in der Minute 14 Schuß ab, mit dem Dienst- gewehr in der gleiche» Zeit 13 Sckuß. Hierbei kam allerdings eine von General von WaSmund erfundene, außerordentlich sinn reiche Patrontasche zur Anwendung, durch welche allein ei» so schnelles Laden möglich war. Bei viermaligen Schießver- suchen gab das Magazingewehr nur einmal eine größere Proccntzahl von Treffern als da« Dienstgewehr. Es ist sehr leicht möglich, daß jene Patrontasche, oder bester gesagt jener Palroncnbebälter, in der russischen Armee eingejührt wird, bevor die Magaffngewehrsrage endgiltig entschieden sein wird. In leitenden Militacrkreisen ist man der Ansicht, daß sich die Einführung von Magazingewehren nur dann empfehlen würde, wenn es gelänge, ei» Gewehr äußerst kleinen Kaliber« zu er finden, besten Pulver keinen Rauch giebt und bei welchem die durch die Entladung deS Pulvers erzeugte Kraft dazu benutzt werden könnte, die alte Patronenhülse heraulzuwrrfen unv die neue Patron« an deren Stelle zu legen. - , * AuS Moskau wird telegraphisch gemeldet, daß Gene ral Tschernajcff, früher Gouverneur von Turkestan, die Redaction der Katkow'schen „Moskauer Zeitung" Über nehme. Tschernajcff iff ein eifriger Gesinnungsgenosse Kal ks w'S. In seinem panflawiskschen Eifer stellte er sich 187E Serbien bei seinem Angriff auf die Türkei zur Verfügung, wo aber seine Lorbeeren höchst bescheiden blieben. BekannS wurde er namentlich durch eine Broschüre mit dem Leit^ motiv: „Der Weg nach Konstantinopel führt Über Krcckmr und Wien." ) * Der dänische Capital» a. D. Sarauw ist nach sei»» Freilassung in Deutschland gegen da» dänische Finanz» Ministerium klagbar geworden, weil dasselbe sich weigert,, die ihm früher bewilligte Pension auszuzahlen. Die Regierung« stützte sich u. A. darauf, daß Sarauw wegen eine- Vergehen- vcrurtheilt wurde, welches, wenn er noch im Amte aewese» wäre, besten Verlust mit sich geführt hätte. Da- Kopenhaaeucr Hof- und Stadtgericht entschied, daß Sarauw zur Fort- crhebuug der Pension berechtigt fei. da e» nicht alS feststehend anzusehen sei, daß daS Verbrechen, besten Sarauw in Deutsch land schuldig befunden wurde, nach dänischem Recht als Ber- rätherci auszusassen oder mit Amtsverlust zu bestrafen wäre. * ES scheint, als wmn der gegenwärtige französisch«' Mari ne minister die Erbschaft des Admiral» Aube nur mit einigen Vorbehalten annehmen will. AlS Aube die Geschäfte übernahm, wurde ernsthaft in Erwägung gezogen, ob eS sich serncr noch lohne, schwere Schlachtschiffe zu bauen und ob es nickt vorzuziehen sei, sür Angriff und Vertheidigung Flotten von Kreuzern und Torpedobooten zu schaffen. Man hat unter der Aube'schen Verwaltung den Bau der Schlacht schiffe allerdings fortgesetzt, aber besonders eifrig den Bau von Torpedobooten betrieben. Die praktischen Ucbungen mit diesen haben sehr ungünstige Resultate ergeben. Man aiebt in Frankreich, wie die „Vossiscbe Zeitung" au-sührt, dem Bau der Boote Schuld, insbesondere ersreuen sich die 33 und 35Mtr. langen Boote keiner besonderen Gunst der französischen See- Mciere, aber auch der 4l Mir. lange Torpevolyp soll nicht ganz den Erwartungen entsprochen haben, da er eine zu ge ringe Stabilität besitzt. Der schwere Dienst aus den kleinen schwanken Blitzbooten scheint dem sranzosische» Seemann überhaupt öfters unbehaglich ;u sein, die Klagen über Mangel an Comfort und Ncbermüdung der Mannschaften lehren immer wieder, und doch üben die Franzosen nur verhällnißmäßig kurze Zeit, während die deutsche Torpcdofivttilik säst ein halbes Jahr hindurch alltäglich und gar nicht selten Nachts in Bewegung ist; die dentscken Boote, sehr sorgfällig in allen Theilcn uilterhaltc», bleiben lange seeklar, und die kräslige und thatcnlustige Jugend »»serer Marine erträgt die Strapazen de- anhaltenden Tvrpeto- bootdiensteS mit srilchcm Mulbe und auch mit guier Laune. Sie erringt dabei auch größere Erfolge, während die Franzosen ciaenllich nur Mißerfolge auszuweisen haben. Wer erinncrt sich nicht der große» Flottenmanöver im Mai dieses Ialncs, bei denen eS sich sür die Toipevostoltille darum handelte, eine» durch schwere Panzer gedeckten Transport von Toulon nach Algier zu verhindern, wobei 50 Proc. der Torpedoboote havarirt wurden, ohne baß daS Panzcrgescbwadcr einen Schuß abgcthan hätte. Daö Ergcbniß war so jürchkerlnb, daß die sür Juni und Juli beabsichtigten Seemanöver ringestellc werden mußte». Bei dem Maimanövcr erlitt auch in ter Nähe von Ajaccio das eigenste Werk des Admiral- Aube, daö Eingescbützboot „Gabriel CharmcS", einen llnsall; in Folge von schwerem Seegang brachen ihm drei Spanien. Die erste Tbeit des neuen MarineministerS bat darin bestanden, de» wiliiderbaren Typ „Gabriel Charmes" au- bcr sranzösischcn Marine zu entferne». Nicht der Unfall von Ajaccio, sondern die vollständige Treffnnsähigkeit seines >4 Cti».-Geschützes ist daran Schuld. Die Schießversuchc wurden in der großen Durchfahrt der Hyüres-Iiiscln mit elwaS Hobler See vor» genommen. DaS Ziel war die kleine Insel Seraignet von 200 Mir. Länge und 15 Mlr. größter Höbe. Aus 1000 Meter wurde dieses Ziet nicht eiu einziges Mal getroffen. * Die Affaire zwi'che» de», spanischen Colonialininister Balaguer und dem General Salanianca ist in ei» neues Stadium getreten. Ein aus sechs Officiere» zusammen- gesetzter Ehrenrath unter dem Vorsitze von Martine; Campo« hat erklärt, daß General Salanianca „wegen seiner hoben Stellung" sich nicht zu duelliren brauche! Ter General hat daher die Herausforderung deS Herausgebers des „Rcsumen" abgelehnt. Man hält jetzt in Madrid die Erneiinung des General- Salanianca zum General - Gouverneur vo» Cuba sür einen argen Mißgriff. * DaS Unheil der Schiedsrichter bei den kürzlich ab gehaltenen englischen Flottenmanövern ist nunmehr
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