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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188708287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-08
- Tag1887-08-28
- Monat1887-08
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.08.1887
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4798 dem Kebur-zei« den Rath «kthe'ltt; Dlikgärie'n so schnell Wie möglich zu verlassen. Pnnz Ferdinand und seine Regierung bezeigen dagegen gar keine Lust, Rußland den Willen zu thun, sondern werden die Sache Bulgariens weiter führen im Sinne des Ausrufs vom 14. August. Man wird HeranSsorderungen vernieiden und sich daraus beschränken, Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhallen, aber Bulgarien aus- Neue führerlos dem Ungefähr prciSzugebcn, ist man nickt gewillt. Prinz Ferdinand läßt es also ruhig daraus ankommen, was die Türkei und die übrigen VerlragSmächte weiter beschließe» und thun werden. Der Thatcnvrang der Türkei ist fürs Erste erschöpft, sie wird die Wirkung ihrer telegraphische» Erklärung aus den Prinzen Ferdinand abwartcn, und wenn er sick in Schweigen hüllt, dann wird die türkische Regierung das als die passendste Antwort aus ihre Erklärung anseben Findet die Türkei doch selbst, daß Sckweigen und Unthätigkeil der beste Theil der auswärtigen Politik ist. also wird sie eine gleicht Handlungs weise ihre- sogenannten Vasallenstaates nicht tadeln. Ob Rußland darüber in Helle Wuth geräth und sich vielleicht zu unüberlegten Schritten binreißen läßt, wird die Türkei wenig kümmern, sie hat jetzt Bulgarien ihre Meinung kund grthan, da» Weitere bleibt der Zukunst anheimgesiellt. Sehr bemerkcnSwerth ist die Haltung der österreichischen Regierung, welche sich aus einem Artikel dcS halbamtlichen Wiener „Fremdenblatte»" ergicbt. Das Blatt hat mit Be friedigung von den Bemühungen d«S KoburgerS Kenntniß ge nommen, die durch seine Proklamation erzeugte Aufregung in Konstantinopel zu beruhigen. Der Fürst kehre auf den Boden deS internationalen Recht» und der Verträge zurück. DaS Ungesetzliche und Unrichtige in der gegenwärtigen Stellung dcS Prinzen sei damit zwar nicht aufgehoben, seine neuere Haltung entspreche aber den Geboten der einfachsten Klugheit und dem NcchtSstandpuncte weit bester als die rüdere. Auch mit der abwartenden Haltung der türkischen Negierung erklärt sich das „Frcmdenblatt" einverstanden, Ein griffe nach russischer Austastung würden bei einzelnen Mächten Bedenken Hervorrufen. Oesterreich stellt sich damit aus den Standpunct der Duldung des KoburgerS und läßt die Frage, ob eine spätere Anerkennung der Mächte eintretcn könne, offen. Da» ist ein vollständiger Gegensatz zu der russischen Auf fassung, welche die Möglichkeit einer späteren Verstän digung mit dem Koburger ohne Weiteres von der Hand weist. Oesterreich zeigt dadurch das Bestreben, eine Lösung der bulgarischen Frage auf der Grundlage des gegenwärtige» Zustandes zu versuchen, und das ist gewiß eine weit menschlichere und der wahren Sachlage bester entsprechende Politik als die Politik der unbedingten Verneinung und Ablehnung, welche Rußland befolgt. Oester reich sucht die Versöhnung, Rußland die Verewigung dcS Streite», um als letzten AuSweg die russische Schutzherrschast anpreisen zu können, während Oesterreich an der Aufrecht- Haltung der Selbstständigkeit Bulgariens gelegen ist. Daß Prinz Ferdinand Fehler gemacht hat, ist nicht zu leugnen und wird selbst von seinen Freunden nicht in Abrede gestellt, aber darum braucht man das Kind noch nicht mit dem Bade auS- zuschütten. Fehler hat auch sein berühmter Vorgänger Fürst Alexander gemacht, und doch wird man darum seine Verdienste nicht geringer schätzen. Ein junger unerfahrener Mann, der vor so große Schwierigkeiten gestellt wird wie Prinz Ferdi nand von Koburg, verdient die Unterstützung der Wohl wollenden, wenn er nur daS Streben zeigt, daS Gute und Richtige zu finden. Wenn ihm das besonders im Anfang nicht gleich gelingt, so braucht man deshalb noch nicht den Stein der unbedingten Vcrurtheilung seines ThunS auf ihn zu werfen. Prinz Ferdinand kann nicht als ein gewöhnlicher Abenteurer beurtheilt werden, der seine Sache auf Nichts ge stellt hat; er konnte ein sorgenfreies Dasein führen, aber sein Ehrgeiz bat es ihm als ein erstrebenSwertheS Ziel vorge zeichnet, die Bulgaren in ihrem Drang nach Unabhängigkeit zu unterstützen. Vor die Wahl gestellt, ob man die Politik Rußlands als maßgebend betrachten soll, oder dem Koburger seine Sympathie zuwcnden, ist ein Zweifel nicht möglich, aber die höhere Rück sicht, welche jede persönliche Sympathie zurückdrängt, ist die auf die Bewahrung der Verträge. Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, kann nur der russische Standpunkt als der richtige anerkannt werden, so verwerflich er auch in moralischer Beziehung ist. Die Notwendigkeit, den Berliner Frieden aufrecht zu erhalten, schließt aber noch nicht die Unterdrückung deS bul garischen Volkes durch Rußland in sick, und weil dem so ist, deshalb ist eS unerläßlich, die Grenze sestzm'etzcn zwischen den eigennützigen Absichten Rußlands und der Treue für den von den europäischen Mächten am 13. Juli 1878 geschlossenen Friedensvertrag. Dieser Vertrag verwirft die Einmischung in die inneren Verhältnisse des, abgesehen von seinem Vafallen- verhältniß zur Türkei, selbstständigen Bulgarien. Rußland hat diese Einmischung in der unerhörtesten Weise versucht, al» eS den General KaulbarS nach Bulgarien sandte und ihm zwei Kriegsschiffe zur Beihilfe gewährte. Diese Form der Einmischung haben die Vertragsmächte zurück- gcwiesen, aber sie haben eS stillschweigend geduldet, daß Rußland die Regentschaft und die Sobranje für ungesetz lich erklärte, obwohl dadurch die Lösung der bulgari schen Frage aus friedlichem Wege unmöglich gemacht wurde. Rußland hat den Anfang mit gcwaltthätigen Ein griffen in die bulgarischen Verhältnisse gemacht und ist des halb am wenigsten berufen, Unregelmäßigkeiten, welche von anderer Seite begangen werden, zu tadeln und daraus Folgerungen zu seinen Gunsten zu ziehen. Bulgarien ist aus eine Form der Selbsthilfe angewiesen, welche sich mit dem Wortlaut deS Berliner Friedens zwar nicht deckt, aber mit seinem Geiste weit mehr im Einklang steht als alle hoch tönenden Einsprüche Rußlands gegen die Thronbesteigung des KoburgerS. Glücklicherweise richtet sich der Einspruch Ruß lands auck gegen die Wahl des Prinzen Ferdinand, und damit ist eine Handhabe gegeben, um die treulose und hinter listige Aktion Rußlands in der bulgarischen Frage lahmzu- legen. Rußland hat durch seine Haltung während deS letzten Jahres bewiesen, daß eS die Besetzung des bulgarischen TbroneS in jedem Falle Hintertreiben kann. DaS ist eine Thatsache. welche nickt mit dem Geiste des Berliner Friedens zu vereinbaren ist. Bulgarien hat gerechten und unbestreit baren Anspruch daraus, eine Erledigung deS bulgarischen Throne» durch Neubesetzung desselben auüzugleichen. Wäre daS nicht der Fall, dann hörte Bulgarien aus, ein selbst ständiges staatliche» Dasein zu führen. Mil dieser Thatsache lallen alle Ränke Rußlands in Nicht» zusammen. ' * Leipzig, 28. Anglist 1887. * Eine kaiserliche Ordre, betreffend die Stellung veS Prinzen Ludwig von Bayern L 1a snito deS Ser- Bataillon ö. steht demnächst bevor. * Außer den bereits genannten preußischen Provinzial landtagen wird in dem laufenden Herbst auch derjenige cker Provinz Hannover und zwar zum IS. Oktober berufen werden. Diese Körperschaften haben neben ihrer Thätigkeit auf kommunalem Gebiete auch für die Gesetzgebung de» Staates in den letzten Jahren eine nicht unerbebliche Bedeutung gewonnen. Ihrer Begutachtung sind wichtige Gesetzentwürfe principiellen Charakter» unterbreitet worden. Kreis« und Provinzialordnung, ConsolidationS« und ähnliche Gesetze sind ihnen regelmäßig zugegangcn und ihre Mitwirkung hat dazu gedient, daß die mit dem allgemeinen Interesse vereinbarten provinziellen Besonderheiten die gebührende Berücksichtigung gefunden haben und daß eine übertriebene und schavlonenhaste Gleichmacherei vermieden wurde. Aber auch zu manchem Acte der Gesetzgebung haben die ProviaziaUandtage selbst dev Anstoß gegeben. So ist i» der letzten Session deS Landtages ein Gesetz, betreffend die Heran ziehung der Fabriken u. s. w. zu Präcipualleistungen für den Wegebau in der Provinz Sachsen, zu Stande gekommen, welches aus Antrag des Provinziallandtages der Provinz ein gebracht und wesentlich »ach einem von diesem vorgeleqten Gesetzcntwurs bearbeitet ist. Inzwischen hat auch der Pro- vinziallandtag der Provinz Westfalen in der ersten Session nach Einführung der Kreiö- »,,d Provinzialordnung die Ein führung dieser Bestimmung für Westfalen beantragt, und auch der Provinziallandrag von Hessen-Nassau hat die Ausdehnung der bezüglichen im Regierungsbezirk Kassel bestehenden EesetzcS- vorschrislen aus den Regierungsbezirk Wiesbaden angeregt. Beide Anträge unterliegen zur Zeit noch staatlicher Prüfung. * AuS Posen, 2V. August, wird unS gemeldet: „Eine Ministerial-Vcrsügung ver b iete t den Sch ü le r n deS hiesigen Realgymnasiums, in der Schule und aus der Straße in der Nähe der Lehrer polnisch zu sprechen." « * » * In de», Verhalten der österreichischen Klerikalen dem UnterrichlSminisler von Gautsch gegenüber bat sich ein bemcrkciiSwerlhcr Umschwung vollzogen. DaS Organ der beiden Prinzen Liechtenstein. LaS .Grazer VolkSblatt" bemerkt in einer Besprechung deö Verhältnisse- zwischen dem Minister und der Majorität: „Sehr gleichgiltig ist e» auch den Katholiken nicht, wenn sie bei solchen Gelegenheiten, wie bei der Verleihung von Ehrenzeichen, fast immer daran erinnert werden, daß katholische Belehrte weiiiger Beachtung -u finden scheinen, als ein Kremer, Unger, Ticket u. bergt. Die Katholisch-Eonscrvativen werden sich wegen einer solchen SaLe allerdings nicht ausregen lassen und der Regierung darob nicht die geringste Opposition machen, allein wir müssen uns doch fragen, ob die Ezechcn Grund haben, sich über Hintansetzung von Seiten eine« einzelnen Ministers des Cabinet» zu beklagen, und sollten wir die Frage auch anr theilweise bejahen können, dann würde sich uns die Erwägung ausdrängen, ob dir Dinge bereit- dahin gelangt find, daß es sich um die Erhaltung der gegenwärtigen Rcichsratbs-Majorität oder um die Erhaltung einer einzelnen Mmistcrmappe handelt, und sobald die Frage bejaht würde, dann müßte die Antwort heute noch also lauten: E» ist viel besser, es fällt Einer, al» das Ganze; denn sällt dieses, so werden wir unfehlbar in die Opposition wider ein deutsch-liberale» Ministerium Gautsch gedrängt werden." Noch bis vor Kurzem unterstützten die klerikalen Organe die Maßregel bezüglich der Mittelschulen, und eines derselben nannte sogar die czcchischen WuthauSbrüche ein Uebermaß der Arroganz. Welche Erwägungen und vielleicht Hoffnungen jetzt den Frontwechsel herbeigesührt haben, wird sich wohl bald zeigen. — Im Gegensatz zu der Bekehrung der Klerikalen, lesen die Polen übrigens den Ezecken gehörig den Text. DaS Organ der einflußreichsten Polensraction, der .Czas", bezeichnet die Bewegung, welche unter den Ezechcn platzgegriffen hat, als eine unerfreuliche und bedauerliche, und von dieser den Czechen gewiß symvathisch gesinnten Seite wird hervor gehoben, daß die Ezechen in der Aera Taasse mehr nationale Vortheile errungen haben, a!S irgend ein anderer Volks- stamm, so daß ihnen eigentlich kaum mehr NenncnSwertheS zu fordern übrig bleibe. ES scheint sonach nicht, als ob die Polen gewillt wären, den für den ReichSrath vorbereiteten czcchischen Generalsturm zu unterstützen. * Daß daS czechische» überhaupt slawische Element in Wien immer festeren Boden gewinnt, geht auS der Frequenz der gewerblichen Vorbcreitungöschulen, der gewerblichen Fort bildungsschulen und der Fachschulen, die die Hauptstadt Oester reichs unterhält, zur Genüge hervor. Im Schuljahre 1835/86 zählten die Fachschulen 3166 Schüler, von denen 579 czechischer oder slowenischer Abkunft waren. An den 1V gewerbliche» Fortbildungsschulen wurden neben 2332 deutschen 253 slawische Schüler unterrichtet; an den 35 gewerblichen VordereitungS- schulen aber waren von 7457 Schülern 33lS Czeche», 85 Polen und 29 Slowenen. In allen FachvorbereilungSschulen Nieder- LsterreichS gab eS aber neben 6706 deutschen Handwerks- lchrlingen bereits über 6666 czechische Lehrlinge. Geht da» Einströmen von czcchischen Arbeitern und HandwerkSlehrlingen und Gehilfen so fort wie bisher, so dürste in zehn Jahren schon daS czechische Element in Wien zu einer nicht zu unter schätzenden Macht gelangt sein. * Der .Kölnischen Zeitung" und der „Frankfurter Zeitung" wird übereinstimmend a»S Sofia gemeldet, daß in dortige» gut unterrichteten Kreisen eS sür wohl möglich gehalten werde, daß Artin Dadian Essendi als Commissar der Pforte demnächst in Begleitung eines ehemaligen russischen KriegS- ministerS i» Bulgarien, wahrscheinlich des Generals Ernrot, erscheinen werde. DaS rheinische Blatt bemerkt dazu: Dieser Man dürste in der Thal keineswegs schon von der TageS- ordnung abgesetzt sein, aber auch wenig Aussicht aus Verwirklichung haben. Rußland ist nicht zufrieden damit, daß die Mächte das Vorgehen deS KoburgerS als gesetzwidrig bezeichnet haben; eS verlangt, daß Fürst Ferdinand auch tbatsäcblich veranlaßt werde, Bulgarien z» verlassen, und suchte diesem Verlangen durch die Drohung Nachdruck zu geben, Rußland werde andernfalls von dem Berliner Vertrage zurücktretcn, der übrigens dadurch nicht hinfällig wird, daß der Koburger, der keine Signatarmacht ist, denjelben verletzt hat. Die russische Diplomatie machte der Pforte zunächst den Vorschlag einer gemischten Besetzung Bulgariens und Ostrumcliens. Die Psorte wies denselben zurück und soll dabei unter Ander,» die sarkastische Wendung gebraucht haben: wie der Fall Battenberg beweise, besitze Rußland >a genügende andere Mitiel, um zum Ziele zu gelangen. Die Türken dachten natürlich an die bulgarischen Flüchtlinge, welche den Fürsten Ferdinand mit elastischem Berschwörer- latem an ihr Dasein erinnert haben. Rußland, dessen erster Vorschlag wohl nur daraus berechnet war, den zweiten annehmbarer erscheinen zu lassen, schlug dann die Absendung eines türkischen Commissar» und de» russichcn Generals Ernrot vor. Um Zeit zu gewinnen, bat die Psorte zunächst um eine genaue Umgrenzung der Ausgabe Ernrot'» und ermannte sich schließlich zu einer entschieden ablehnenden Antwort. Jetzt drängen Rußland, Frankreich und Deutschland den Sultan zur Annahme de» russischen Vorschlags, während die anderen Mächte dem selben entgegenarbcitcn. Da die Türkei sich nur sehr schwer zu irgend einer Tbat ausraffcn kann, so dürste eS bei der im Orient so be- liebten Politik der Unthätigkeil und des Abwarten» sein Bewenden haben. Die Ausgabe de- russischen Generals und de» türkischen Connnissar» würde darin bestehen, durch Ernennung eine» Regenten und Ausschreibung von Neuwahlen die Wahl eine» den Russen genehmen Fürsten zu ermöglichen; Ernrot wäre dazu ganz der geeignete Mann. Als derselbe bulgarischer KriegSministcr war, stand Fürst Alexander noch in einem leidlichen Verhältniß zu Rußland, und der General hatte deshalb für sürstensreundliche Wahlen zu sorge». Ec stellte also, wie der „Standard" erzählt, an den Wahl- urnen russische Osficiere mit geladenem Revolver aus, welche die bulgarischen Wühler aus dem rechlcn Wege halten mußten, klebrigen» sind derartige Mittel, der Aolksstinunung saast nachzuhelsen, im Orient nichts Ungewöhnliches. Unserer Ansicht nach würde Rußland jedoch am klügsten bandeln, wenn e» die Bnlgarenschast noch eine Zeit lang im eignen Felle schmoren ließe. Denn alle Anzeichen sprechen dasür, daß dem ichönc» Traum des Fürsten Ferdinand von dem Jdealstaat nach dem Muster Platon'» über kurz oder lang ein schmerzliche» Erwachen folge» wird. * In Holland sind die Neuwahlen zur Kammer auf den 1. September angesetzt. Da an demselben Tage auch die großen Truppenübungen beginnen, so würde also ein Theil der von ihren Wohnorten abwesenden Ossiciere nicht in Ver Lage sein, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen; eS soll jedoch von dem Minister deS Innern und dem Krieg-minister die Anordnung getroffen werden, daß allen Ossicicren Ge legenheit gegeben werde, ihr verfassungsmäßiges Reckt auS- zuübcn. Bei den bevorstehenden Truppenübungen sollen zum ersten Male Radfahrer zur Uebermittrtung von Befehlen ver wandt werden. * In Ostende fand am Freitag früh um 8 Uhr da» BegräbnißderFischer statt, welche bei den Ruhestörungen erschossen worden. Tausende von Menschen begleiteten den Zug, eine große Volksmenge bildete Spalier» meist Frauen und Kinder. Kein Auge blieb thräncnleer. E» herrscht völlige Ruhr. Weder Truppen noch Polizei waren während de» Begräbnisses ausgeboten. * Der Herausgeber de» Londoner Hand» und Adreß buches der wohlthStigea Einrichtungen (OInsÄLsck Directory to Ido LletrovolitLU Okaritle») hat berechnet, daß die frommen m»d wohkthätige» Verein« und Anstalten der Stadt im letzten Jahre ein ungefähre» Einkommen von 94,666.666 gehabt haben. ES sind bei dieser Berechnung berücksichtigt: die Bibelgesellschaften. Biichervereine, die innere und äußere Mission. Kirchenbauten, die Anstalten sür Blinde, Taubstumme, Blödsinnige, Unheilbare, Genesende. Hautkranke. Angenkranke, Wöchnerinnen re., die verschiedensten Krankcn- und Siechcnhäuser. freie Apotkcken. Jmpsanstalten, Krippen, Heimstätten und Pensionen sür Betagte, Suppenanstalten. Volksküchen, gemeinnützige Pfandhäuser, Waisenhäuser, Er- ziehungS- und Besserungsanstalten, Vereine sür sittlichen Fort- 'chritt, Fraucnschutz und dergl. Einige Zahlen beben wir bervor: 56 Waisenhäuser bezogen 174,942 Psv. Sterling. 94 private Heime 159,686 Psk., >58 Einrichtungen für Be tagte 412,685 Psv., 92 Anstalten sür allgemeine Wobtthätig- keil 379,722 Psv., lOEinrichtungcn sür Fraüenschutz 77,192 Psv. * In englischen Blättern veröfjentlickt der Capitain dcS aus offener See verbrannten Dampfer» „City os Montreal" folgende Danksagung: Liverpool, SS. August 1887. Geehrter Herr Redakteur! Ich werde Ihnen verpflichtet sein, wenn Sie mir in Ihrem geschätzten Blatte Raum gewähren wollen, um öffentlich Zeugniß abzulegen von der außerordentlichen Güte, welch« den Passagiere», den Osficieren und der Mannschaft de» verunglückten Dampfer» ,Etty of Montreal" durch die Cavitaine, die Osficiere und die Mannschast der deutschen Bark „Trabant" und de- un» zur Hilse gekommenen englischen Dampfer» „Uork Ltty" bewiesen worden ist. Der Raum irp der Bark „Trabant" war zwar nur klein, aber Alle an Bord thaten freudig, wo» in ihrer Macht stand, unserer Noth zu steuern. Die Selbstver. leugnung und HerzenSgüte der Lapitaine und Mannschaften der zu unserer Rettung herbeigekommenen Schiffe kann nicht genügend beschrieben werden. Wir wurden Alle ausgenommen und behandelt wie Brüder; der Capitata I. W. Benn that alle» nur Mögliche sür die Bequemlichkeit unserer Passagiere und leerte seinen Vorrath und vertheilte seine Privat-Garderobe unter Dicicnigen, welche die Be dürftigsten waren. Im Namen aller Geretteten glaube ich, daß diese großmüthige That, welche io recht zeigt, was eia Scema,insherz werth ist, verdient überall bekannt gemacht zu werden. Wir aber, die wir mit tiefer Dankbarkeit gegen den Allmächtigen erfüllt sind, werden stet» warmen Herzens un» Derjenigen erinnern, deren er sich als Werkzeug bediente zu unserer Rettung. * Noch ist Afghanistan nicht dahin gelangt, sich der Ruhe zu erfreuen, die mir der endlich gelungenen Nieder werfung dcS Ghilzai-AusstandeS ihren Einzug in das Land galten sollte — und schon erhebt eine neue Gefahr, aber diesmal von außen drohend, ihr Haupt. Ein Neuter'scheS Telegramm hat die Meldung von der Flucht Ejub Khan's au» Teheran üderbracht. Ejub Kban, der in den afgha nischen Thronsteitigkeilcn schon mehrfach eine hervorragende Rolle gespielt hatte, war bekanntlich seit einigen Jahren aus Veranlassung der englisch-indische» Regierung in Teheran internirt. Wie Abvurrahman Khan als Schützling Englands, so galt Ejub Khan von jeher als Client Rußlands für den afghanischen Thron, nachdem Shir Ali seinerzeit mit Tod abgegangen. Ein vor längerer Zeit ver- uchter, aber mißglückter Fluchtversuch scheint den Prätenden ten nicht eutmuthigt. aber auch die mit seiner Ueberwachung betrauten Kreise nickt sorgsamer gemacht zu habe». Jene- erhellt aus der Thatsache des nunmehr erfolgreich bewerkstelligten Entweiche»», diese» au« dem Umstande, daß die FluchtEjub Khan'S »och obendrein in Gesellschaft mehrerer, gewiß auch nicht gerade harmlos zu nennender, afghanischer Häuptlinge eine volle Woche hindurch (!) unbemerkt bleibe» konnte. Mittlerweile haben die Flüchtlinge vollauf Muße gcbabl, einen Spazier gang von mehr als 186 Meilen zu macken, und die nach träglich vom Schah zur Habhastwerdung Ejub'S angeordneten Maßregeln dürsten wohl mehr pro korma eingcleitet sein, alS daß man sich einen praktischen Nutzen von denselben ver spräche. Man wird daher mit dem Wiederaustaucken deS Prätendenten at» einer in Bälde zu gewärtigenden Möglich keit rechnen müssen. Der Coup ist gerade zu einem Zeit- ,miete insccnirt, der überaus günstig gewählt erscheint, wenn man sich gewisse Andeutungen in» Gedäcktniß zurückrust, die eine ganz neue Wendung der afghanischen Dinge und eine mit Bezug hieraus getroffene Verständigung zwischen England und Rußland zu sigiialisiren wußten. Die Persönlichkeit und die Antecedentien Ejub Khan's lassen ihn gerade als den Mann erscheinen, die innere Zwietracht Afghanistans aufs Neue an- zublascn und bis aus den Gipset zu steigern. Eines Mehreren bedarf eS dann weiter nicht, um gewisse Eombinatioilen zur Reise zu bringen, die aus den inneren Zerfall Afghanistan« ausgcbaut sein sollen.. er im Besitze eine» Blatte», der vorgedachten „ksourollos cko krai-ce et cke» Oolonies" ist, konnte er dasselbe sofort zum Amtsblatt seiner Republik erheben. Die Republik Gugana hat also einen Präsidenten, ein amt'.icheS Blatt und einen Orden mit zahllosen Rittern. Was kann ihr da noch fehlen, um ihr Gewicht i:i die Waagschale der Völker zu Wersen! Das Amtsblatt kündigt also die Gründung der Republik an: „Der seit zwei Jahrhunderten geschleppten Kugel über drüssig und bei dem über sie verhängten Ostracismus damit bedroht, diese» Zustand noch zwei Jahrhunderte dauern zu sehen, haben die Ansiedler und Eingeborenen von Counani und den zwischen Frankreich und Brasilien streitigen Gegenden sich aus dem Schlafe erhoben, in welchem man sie gehalten hat. Das Licht ist bei ihnen eingcdrungen. Sie sind unter den belebenden Strahlen der Sonne erwacht und haben durch allgemeine Abstimmung die „Republik des unabhängigen Guyana" gegründet. Die Bevölkerung hat einstimmig die Unabhängigkeit des von ihr bewohnten Landes und der repu blikanischen Regierung beschlossen, mit französischem Gesetze und äaiizösljchcr Sprache. Herr Jule» Gros ist einstimmig zum lebens länglichen Präsidenten der neuen Republik erwählt und alS solcher mit der Einrichtung der Regierung und all' dem betraut worden, waS ihm für die Zukunft des Landes ersprießlich scheint. Herr Gros, welcher durch seine Arbeiten über Erdkunde wohlbekannt und Mitglie der geographischen Gesellschaften von Paris, Rouen und Lissabon, überdies Ossicier der Akademie ist, hat die Ehre angenommen, welche ihm die Einwohner der Republik des »»abhängigen Guyana er wiesen." Hoffentlich begnügt er sich auch mit der Ehre. vermischtes. >---Eisenbahn-Aerzte. DaS Institut der „Eisenbahn Aerzte", d. h. der Bestellung eines von der Verwaltung zu honorircnden ArztcS zur Behandlung erkrankter Beamte» innerhalb eines bestimmten Bezirks, hat sich im Lause der Jahre vortrefflich bewäbrt, und wenn in neuester Zeit die Streitfrage ausgetreten ist. ob es nickt besser sei, eS den Zug beamten, Bahnwärtern re. ganz zu überlassen, sich in Krank- heilSsällen aus eigene Kosten selbst einen Arzt zu wählen, so müssen die durch vier Jahrzehnte gemachten Erfahrungen durchaus zur Verneinung führen. Die Unterhaltung eines bahnärztlichen Personals'liegt vor Allem im Interesse der Eisenbahnverwaltung selbst und damit zugleich in dem dcS Betriebes. Die frühere Dircction der Bergisch-Märkischen Eisenbahn hatte die außerordentlich wohlthälig wirkende Ein richtung getroffen, daß ihre Bahnärzte alljährlich mindesten- einmal in einer größeren Stadt deS eigenen oder de» derselben unmittelbar benachbarten Gebiets znsammenkamen — z. B in Aachen, Köln. Kassel, Eisenach :c. — und dort ihre Er fahrungen auStanschten. Dabei wurden Vorträge über die verschiedenen Themata gehalten, so u. A. über Simulationen und deren Feststellung, über Krankheiten der Rückenmarks oraane, über besondere KraickbeitSerfcheinungen bei den Locomotivsübrern u. dergl. m. Ein Arzt übernahm eS jeveS Mal, sämmtliche Recepte nachzutaxiren, wobei dann zahlreiche passende Angaben über weise Ersparnisse bei der Ordination gemacht werden konnten. ES wäre in der Thal zu wünschen, daß die gleiche Einrichtung überall wieder cingesührt und auf alle größere» DircctionSbezirke ausgedehnt würde — der Er folg in gesundheitlicher und in finanzieller Beziehung kann gar nicht auSbteiben. ---- Ucbcr eine neue Republik berichtet die „Vossische Zeitung" au» Pari», 18. August: Unter dem Kaiserreich machte der König von Patagonien, OreliusI.. öfter von sich reden. Er war ein Anwalt aus Südsrankreich, de Touneins mit Namen, welcher in Südamerika gereist hatte und von einigen eingeborenen Stämmen als König ausgcrusen worden war. Die Grosithatcn Touneins' bestanden hauptsächlich in der Grün düng eines Ordens (des Sudstcrncs) sür seine nach sarbigen Knopf lochdändchen lüsternen Landsleute. Jetzt haben wir ein republikanisches Seitenstück hierzu. Es lebt hier jetzt ein Tagesschreiber, JuleS Gro», Herausgeber der „XouvvIIss <Ie kraue», »t, »los Oolonie»", welcher als Präsident der „Republik des unabhängigen Guy ana" auftritt und gleich seinem Vorbild hauptsächlich in Ordens- gründnngen macht. Der von diesem Präsidenten einer Republik gegründete „Orden des Sternes von Counani" zählt 16 Großkrenzc, 26 Großosficiere, 36 Comthure, 166 Osficiere, Ritter aber in un beschränkter Zahl. Das Kreuz ist mit Oelzweigen umgeben und wird an einem rothen Bande mit schwarzem Rande gewogen. The ist die Hauptsache, denn ein solches Band sicht der vielbegehrten Ehrenlegion zum Verwechseln ähnlich. Da die Republik Guyana selbst Gelehrten «och unbekannt sein dürfte, so sei hier gesagt, daß sie zwischen dem französischen Guyana und Brasilien liegt. Der etwa 456,606 Quadratkilometer (Deutschland hat 540,000) große Landstrich ist von jeher zwischen Frankreich und Portugal - Brasilien streitig gewesen oder eigentlich unbeachtet geblieben. Die in Counani, dem namhastestea Orte des Landstriches, ansässigen Ansiedler haben sich deshalb eine« schönen Morgen» versammelt, um die „Unabhängige Republik Snyana" anSznrusen und besagten Jule» Gro», welcher dort herum eine Reise gemacht hat» zum Präsidenten derselben z» wählen. Leider haben die Guyaner vergessen, ihrem Präsidenten ei» Gehalt anSzusetzeu. Deshalb bleibt Präsident Gro» vorläufig noch 1» Part», »» th» die Nachricht sei«, Wahl «nicht hat. «Nr da LandwirthschaftlicheS. ReblauScurse betreffen». Die durch die Reblaus bedingte, verheerende Rebenkraukheit g - winnt von Jahr zu Jahr eine immer größere Ausdehnung. In Frankreich ist der Weinbau in seiner Existenz bereit» ernstlich ^elährdet und damit eine der Hauptquelleu des nationale, Wohl- lande» schwer bedroht. Aber auch in säst sämmtliche« andern weinbauweibenden Ländern Europa» hat sich seitdem da» Uebrl gezeigt und eine mehr oder weniger große Ausdehnung gewönne!, Bisher sind alle Beriuche, den Verwüstungen der Reblaus wirksam N begegnen, im Großen und Ganzen sehlgeschlagen und ihr Ec- chcinen bedeutet auch heute noch den früher oder später ersolgead-i: Untergang der befallenen Reben. In Ländern, wie z. B. Frank reich, welche bereit» aus einem sehr großen Flächenraume von dem verderblichen Jnsect heimgeiucht werden, ist es nicht mehr möglich da» Uebel mit Stumps und Stiel auszurotten. Hier bleibt nicht: Andere- mehr übrig, als nach einem Verfahren zn juche», welche» ein Leben mit der Reblau» ermöglicht. Anders verhält e» sich aber in Ländern, die, wie z. B. Deutschland, wohl schon eine Reihe von Jnfection-Herdeu besitzen, in denen aber der chliiiime Rebenseind innerhalb größerer Strecken noch nicht ein heimisch geworden ist. Hier wird cs zunächst vor Allem daraus ankanimen, einer weiteren Verschleppung der Reblaus mit allen Kräften entgegen zu arbeiten. Dieses Ziel kann aber nur dann mit einiger Aussicht auf Erfolg »»gestrebt werden, wenn es gelingt, jede beginnende Insertion anszufinden und im Leime zu ersticken. Letzteres wird aber um so sicherer erreicht werden, je mehr Leute, namentlich unter den WeinbergSbesitzern, Winzern, Lehrern ,r. vo>- handen sind, welche die Lebensgeschichte der Reblau» und die durch je»cs gefährliche Inject an den Reben verursachten Krankheit»- erscheinungcn genau kennen. Um nun die Kenntnisse über die Reblaus immer mehr und mehr zu verbreiten, hat da- kgl. sächsische Mi»i- terium de- Inner» beschlossen, alljährlich durch den Direktor der landwirthschastlichen Schule in Meißen, A. Eadler, je nach Bedürsniß 2—3 öffentliche ReblauScurse abhalten zu lassen. Jeder dieser Lurse wird 3 Tage dauern. Der erste derselben soll Montag, de» 3. Oktober, seinen Anfang nehmen. Der zweite wird voraussichtlich in der ersten Woche de» Januar», der dritte in der ersten Aprilwoche 1888 abgehaltcn werden. Der Unterricht ist un entgeltlich, um Jedermann die Theiluahme an demielbeo zu ermög lichen. Anmeldungen sür den einen oder anderen Cursns sind mög lichst bald bei dem vorgenannten Direktor z» bewirken, da mehr als 15—20 Personen zur Thecknahme an jedem Lursu» nicht zugelassea werden können. -v- Bus dem Leipziger Landkreise, 26. August. Wen, auch in diesem Jahre die Ernte «a Körner srüchteu. wie schon mit- gelheilt wurde, eine allseitig befriedigende genannt werden kann, 1» ist doch der Ertrag der Obsternte demjenigen de« Borjahres nicht gleichkommend: höchstens könnten die Pflaumen noch Befriedigung gewähren. — Die Zwiebelerate in der Gegend von Borna, Kieritzsch, Rötha re. wird allem Anscheine nach diesmal wieder vor- züglich werden; denn die trockene Witterung in den HundStagen kam den Zwiebelseldern sehr zu Statten. Der Ertrag für die Zwiebeln beziffert sich aus über V4 Mill. Mark. Sind doch allein von Borna im vorigen Jahre 90.000 Centner Zwiebeln nach aus- wärt» versandt worden. Gegenwärtig wird der Centner mit 2 bi» 2'/, bezahlt. Viele Großhändler au» dem Vogtland«, ans Chemnitz, Zwickau re. kommen persönlich ist dies» Gegend, um ihre Einkäufe zu besorgen. Pest, 24. August. Saatenstand und Ernte in Ungarn. Auf Grund der bis zum 22. August eingetroffeneo ossiciellen Be- richte wird gemeldet: Mais ist link» der Donau zurückgeblieben, ebenso recht» der Donau; zwilchen der Donau und Theiß ist eine Mittelernte zu erwarten. Rechts der Theiß wird er al» Futter geschnitten, link» ist derselbe schwach entwickelt, zwischen der Theiß und Maro» und in Siebenbürgen mit Ausnahme de» Udvarhclyer KomitateS wird eine schwache Miitelernte sein. Kartoffeln werden link» der Donan nur ein geringes Ergebniß liefern, haben sich jedoch recht» der Donau stellenweise gebessert; zwischen der Donau und Theiß ist ein schwache» Ergebniß, dagegen rechts der Theiß im Allgemeinen befriedigend; links ist eine schwache Mittel-Ernte, zwischen der Theiß und Maros eine gute Mittel-Ernte zu erwarten. Rüben haben links der Donau sich durch den Regen erholt, ebenso reckts der Donau; zwischen der Donau uud Theiß gut entwickelt; rechts der Theiß hat die Dürre geschadet, link» der Theiß schwach, ebenso zwischen der Theiß und MaroS; in Siebenbürgen ist eine schwache Mittelerate zu erwarten. Literatur. Milthkilnngen vom Fretbergrr AlterthnmSveretn. Heran», gegeben von Heinrich Äerlach, Vorstand. 23. Hest 1886. Mit Bildern an» Freibergs Vergangenheit. — Die außerordentliche Rührigkeit, womit der „Freiberger Alierthnmsverein" seine Zwecke verfolgt, kennzeichnet sich auch in der fleißigen Herausgabe seiner Mittheilungen, die immer da- Interessanteste und Wissenswerthestc bieten, wa» mit der Vergangenheit der alte» Bergstadt zusammen- hängt. Die» zeigt sich auch wieder in dein ncuerschienenen Hefte. Vom vr. Reinhard Kade bringt dasselbe Studien zum verdienstvolle» Chronisten Freiberg», dem Arzte und Conrector vr. Andrea» Möller, sein Testament und Bildniß, sein Wohnhaus und Anderes, wodurch ein volle» Lebensbild diese», besonders sür Freiberg unvergeßlichen Manne» gegeben wird. Bon demselben Versasser findet sich eine nenentdeckte Freiberger Familien-Chronik, eia Erbstück aus der Familie de» Bankiers Engel, welches, al» sogenanntes „Ehebüchlcin". aus 89 Pergameutblättcrn die Jahre von 1538 bi» 1710 umfaßt und auch mit Wappen und dazugehörigen Sinnsprüchea geschmückt ist. Die Ereignisse de» Eheleben», die Schicksale der Familie wurden hinein gebucht und bildeten die Chronik de« Geschlechtes. In Frei- berg, wo viele edle und angesehene Geschlechter blühten, gab es auch viele solcher Familienannalen. Wenn ein Familienoberhaupt mit Tode abqing, so setzte der Sohn, Schwiegersohn oder wer sonst nächster Verwandter war. die Nachrichten fort. Hieran» erklärt sich dann die Berschiedenartigkeit der Handschriften und der Orte, wo die Eintragungen stattsanden; denn wohin sich der Inhaber de» Buche» auch wenden mochte, nahm er diese» mit sich, um e» mit der Zeit weiter zu vererben. Die erste Familie, deren gedacht wird, war die Lorenz Fleischer'», der sich 1538 mit Regine Alnpeck, einem reichen Fundgrübnergeschlecht aagehörig, verheirathete. Er starb 1584 al« Bürgermeister von Freiberg, im 68. Jahre seine» Alter». Später gelangte da» Buch, mit Lorenz Beyer, von Freiberg nach Grabitz bei Torgau, wo derselbe Verwalter, zugleich auch von DSHlea, wurde und sich K32 mit Margarethe von GerSdorsf. der Tochter Heinrich» vo» GerSdorsf aus Schnlethei» und Gruna, in de» Ehe- stand begab. Bon Vraditz kam da» Buch 1654 nach Dübeln, wo sich Ehristia» Brver aufhielt, und 1690, mit Heinrich Beyer, nach Borna. «0 e» geschlossen wnrde. — Diesen Ueberlieserungen au» dem alten patriarchalischen Familienleben folgen Schilderungen von Hand- werkSgebräuche» früherer Jahrhunderte in Fkeiberg, von Bürger, schnllehrec Kanrad Knebel, namentlich Leben und Sitten, Arbeit und Loh», die Dandrrzri», Zwiegespräch« bei der Begrüßung und Ge« schichtliche» über da« selbstständige Auftreten der «esellenschast. Hiera» schließt sich eine Besprechung de» Freiberger Urkundenbuche», zweiter Theil »om Archivrath Hubert Erwisch in Dresden — Locken ckiplomatien» Sanonja« r«i»e, Leipzig, bei Giesecke L Devrient, ubs — d«rch vr. Hermann Knoth« i» Dresden. „Heinrich von Freiberg-, der Dichter der Rittrrfahrt de« Johanne» von Michel», berg, wird vo« Gymnafialoberlehrer Vr. Paul Knauth in Freiberg besprach«», welcher vir L»»ahme vertbeidigt, daß e» zwei Dichter biqe»AaM>» «rgeb«, Hab«, «ch bi, Acht»»» „Tristan «ch Isolde '
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