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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188708272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870827
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870827
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-08
- Tag1887-08-27
- Monat1887-08
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1887
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. ilrhectioa »»- Lrpk-itioil Johamiesgast« 8. Sprecht««-»!» -er sir-acliou. Bonmttag» 10-1- Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. "" - «»nähme her skr ht« >tchftf»I»e«h« Nnmmer »eftimmteu Inserate »u W«che,t«Oe» ht» S Uhr Nachmittag«, au La»«- »»hFesttage« früh dt«'/,»Atzr. I« den Filiale« str 3ns -Annahme: Vtta lllem«, UniversitätSftraß« 1. Lmtt« Lösche. Kathariaeaftr. 83 pari. u. König-Platz 7, «ur dt«'/.» Uhr. ttpMtr.Tagclilatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels' «nd Geschiistsverkehr. Auflage LV7SV. Abonneinentsprets viertelt. 4'/» Mk >ncl. Vringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Pf Bclegeremplar 10 Ps. Gebühren für Eztrabeilagen (tn Tageblatt. Format gesalzt) ah«r PvftdeiSrdening 60 Mk. «tt PostbcsSrderung 70 Mk. Inserat« staespaltenr Petitzeile 20 Pf. Größere Schnsten laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer «. Zisterasatz nach höhen» Tarif. Nerlamrn unter dem RedactionSstrich die 4gespalt. Zeile 50 Ps., vor deaFa Milien Nachrichten die 6gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet« an die EppeSitio» zu senden. — Rabatt wird mcht gegeben. Zahlung prasuumornnäo oder durch Post. Nachnahme. .4° 239. Sonnabend dm 27. August 1887. 81. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 28. Angnst, Bormittags nnr bis IsS Uhr geöffnet. LxpvSMon Ses L-elprlsor ^asedlnttes. Amtlicher Theil. Miilntmachiiii-. Wege« Einführung eines Wasserrobrstrange» wird da« Preu-ergä-che« von Montag, dea i-S. d. M»». ab auf die Dauer der etwa 3 Tage in Anspruch nehmenden Arbeiten für de« gesa««ten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 25. August !887. Der Rath der Stadt Leipzig. Hennig. IX. 5584. Or. Grorgi. Bekanntmchllng. Auf Antrag des Verein« der Droschkenbesitzer und i Hinblick auf neuerliche bei den Droschkenredisionen gemachte Wahrnehmungen finden wir un« veranlaßt, die Bestimmung in Puncl 3 unserer Bekanntmachung vom IS. Oktober 1884, die Beschaffenheit der Droschkeageschtrre betreffend, dahin abzuäuder». daß künftig bei Neuausschlagungen von Droschken als Bezüge der Eitzkiffen und Rücklehncn außer dunkelblauem Tuck auch dunkelblaue- Leder und dunkelrother Plüsch (nach dcn beim Polizeiamt au«tiegenden Proben) nach gelassen werden soll. Die zur Einfassung drr Kissen und Lehnen dienenden Schnuren oder Borten find solchensall» nicht andersfarbig, sonder« ebenfalls bla« oder roth her» g-s^lleu. Zu dem inneren Ausschlag der Wagende«?: ist wi' bisher ausschließlich blaue» Tuch zu verwenden. Leipzig, am 25. August 1987. ^ aS P Da- Nr. 3331 v. K. loltzelamt der Stadt Letprtg. " ' MM retschneidrr. Dkklioiilmachiliir. ühlner. Von dem Unterzeichneten Armenamte sollen im Stadt haus« allhier DlenStag, den SV. Angnst ». v. BorinittagS von v Uhr an eine Partie getragene Kleidungsstücke, Möbel, HauS- und Küchengeräthe. Betten und bgft mehr meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 24. August 1887. DaS Arnrenanrt. vr. Fischer. Jonghähnel Städtische Sparcaffe beleiht Werthpaptere unter günstige» Bedingungrn. Leipzig, dcn 20. Januar 1887. Die Svarcaffeu'Depntatio«. Sonnabend, den 27. dss. Mt«., Nachm. 3 Uhr, sollen in der Nkst«uratt«n rum Nathsteller zu Arudnttz 1 Haldl«mrtz»age«>, 1 A«hnta«ee, 1 Handwagen, 1 vollst. Gemäße, Körb«, Kohlensicke, Ligen, Siebe, Aexte, Laternen, Sohlenschausel», 1 vriquetteritlche, 1 Holzschuppen 1 Futterkasten, sowie 1 Pferd mit Geschirr meistbietend gegen sofortige Baarzahlnug öffeatltch versteigert Iverben. Leipzig, a« 25. Lngust 1887. Ter «ericht-valzirher bet« »«I. «»tSgericht h«f. Der hiessätrine z»rite Rotz» «mV Biehmarkt Volkmarsdorf-Leipzig findet Donnerstag, den 8. September a. v. statt. Der Gem«i»drr»ttz. LrhiNau«.Vogel Bom Sffene Semeilldtvor-andsstelle. 1. Januar 1868 ab ist die mit 1500 ^l JahreSgeha 0 ^l Jahre-gehalt doiirte Stelle eine- Gemeindevorstands allhier ne» zu besetzen. Geeignete, in allen Fächern der Gemeindeverwaltung und de« Steuerwesens erfahrene Bewerber, welche 3000 ^ Laut,»» erlegen künnen, wolle« schristliche Gesuch« mit Zeugnissen bi« längsten« den 5. September 1887 den» Unterzeichneten «»meiuderalhe einreiche». Neujellerhausc», am IS. August 1887. Der »<«e1«h«r»1h daselbst. ^E e h s ser t h, Gemeindevorstand. lirliamtmachmti. e«h»tssta« f«r »,« Neub«u^ei,rr Lch»ur«r«h,>e Arbeite» z»m va«e drr Schal-Dumhall« hier- «er«« schlagt Nachstehende selbst, al«: 1) Erd-Arbeitn. 2) Maurer-Arbeiten, »> Zimmer-« rbette», 4> Tachdecker-Arbette«, 5) Ktempner-Arbeitkn, 6> Ttschler-Arbeitr», 7) Schlosser-Arbeite», 8, Glaser-Arbeiten, S) Maler-Arbeit»», sollen im Wege tzrr Submlsss», »er-eb«» «rrda«. Angebote stab bi« »am Ma«»«,. »an ». GepknUher d. h , varMtttaa« II Ahr an N«th»ft«»e -Ire (Zimmer Nr/L) versiegelt einznreiche,. i» melche« Le 70^llhh^ «v« . SS - Kk. 1088 . »1» . ISO . 181 . L: ds. so . HS . » . P 8» . lermin» tzt» Eröffnung ersolat Beding»»,»». ^enanstbli, «n» Zttchauug lieg«» !« Stabt serretaria» hierlekbst za» E-„s!.tst an», vittrrsrld, de» »S. August 1"L. Ler Jammer. Israelitische Nrlisioasgemeinde z« Leipzis. Die Vtntrittökarteu zu unserer Synagoge und drrea Filiale »erd« Lan«tag. de» 28. August d. A. Varmtttag» 10—12 Uhr in der Gemeindekanzlei im Spaagogenaebäude, Tr. 1, au«gegrben. ES wird ersucht, dir die-j-hrigra Gemrindrstmergnittnag« mit zur Steve zu bringen. Da« vom Herrn Rabbiner Di. A. M. Galhschmtdt herau-ge» gebene Gebetbuch ist ebendaselbst käuflich zu habe«. Leipzig, den 84. August 1887. Dervarftaud derLSraelitischknAkligt-uSsemeiuöezuLetdztg. Nichtamtlicher Theil. Die Antwort -er Türkei. Nach der Bestätigung der Meldung der „Aaence HavaS", »aß die Pforte die Besitzergreifung de- bulgarischen Throne» durch den Prinzen von Koburg für ungesetzlich erklärt hat, ist die Nolle de- Prinzen in Bulgarien als au-gespiclt zu be trachten. Weun Prinz Ferdinand nicht nochmat« mit seinen eigenen Worten in Widerspruch gerathen will, muß er jetzt »ie Regierung niederlegen und Bulgarien verlassen. Roch von Philippoprl an» bat er dem Sultan gemeldet, daß er seine Pflichten als Vasall treu erfüllen werde und daß ihm Alle» an der Zufriedenheit seine» Oberherrn gelegen fei, er denke nicht an Zerreißung des Vasallenverhältnisses zur Türkei und bitte um di« Bestätigung de» Snitan». Jetzt hat er die Gewißheit, daß der Sultan mit den Vertrag-Mächten darüber einig ist, ihm die Bestätigung zu versage», also ist eS mit feiner Herrlichkeit zu Ende. Nach Allem, wa» seit der Wahl de« Prinzen Ferdinand geschehen, ist aber die Möglichkeit »icht ausgeschlossen, daß er, um den Wünschen der Bulgaren zu entspreche», nunmehr dennoch die Unabhängigkeit Bul garien» verkündet unter Hinweis auf die gescheiterte Hoff nung. daß der Sultan ihm seinen Schutz gewähren werde. In Wien wüßte man bereit« am Mittwoch, daß Prinz ^rdinand im Einvrrständniß mit seinem Ministerium be iloffen hat, die Antwort drr Türkei at« nicht geschehen zu «trachten und auf dem Wege einer gemäßigten «nd türken reundlichen Politik sortzpsohttn, während di« Thatsachr der lntwort der türkischen Regierung hier erst am Donnerstag vormittag durch rin« Depesche der »Hgance HavaS" bekannt geworden »st. Die noch vor Kurzein sehr ungünstig erscheinende Stellung Rußland» zur bulgarischen Frage ist durch da» entschiedene Austreten der türkischen Regierung gegen den Prinzen Fer dinand von Koburg wesckilkich verbessert worden. Der Sultan ist zwar seiner bisherigen Zurückhaltung getreu allen gewalt samen Schritten in Bulgarien, insbesondere der militairischen Besetzung und der Abfendung eine- CinnmissarS zur Wieder herstellung de» früheren Zustandes abgeneigt, aber er hat die Theiluahmlosigkeit nickt biS zur stillschweigenden Duldung der Thronbesteigung de» Prinzen Ferdinand getrieben. Nach den Erfahrungen der letzten beiden Jahre hätte auch baS nicht überraschen können, aber nach Lage der Sache konnte die türkische Regierung nicht wohl um eine Antwort aus die wiederholten Meldungen des Prinzen herumkoinmcn. Wie die Sachen auf der Balkanhalbinfel liegen, muß schon eine LebenSäußerung der Türkei in Erstaunen setzen, zumal wenn dieselbe mit den Wünschen Rußland» im Einklang steht. Die Antwort de» Sultan» aus die Meldung de» Prinzen ist 14 Tage überlegt worden, dann aber ist sie telegraphisch er folgt, ein Zeichen, daß rin starker Druck von den Vertretern der Mächte in Konstantinopel aus die türkische Regierung au«gevbt worden sein muß. ohne Viesen Druck besänne man sich wohl heute noch aus die Antwort. Der Verlauf der Episode, welche die Wahl und die Thron brfleigung dc» Prinzen von Koburg bezeichnen, hat die Bul der Türkei und »e« europäischen Großmächten erfolgt. Das ist für Bulgarien außerordentlich traurig, aber e» ist nun einmal so, und wenn die Bulgaren eS nicht ans einen end- ailtigen Bruch de» Brrliner Vertrage» ankomwcn lassen wollen, so müssen sie sich drr Macht der Thatsachen beugen und die Wege gehe», welche ihnen die BertragSmächte vorzeichncn. Ganz bedeutungslos sind die Vorgänge der letzten Wochen nicht, denn sie haben den Beweis geliefert, daß Bulgarien sich rnlweder dem Willen Rußland- unterwerfen oder zur Erlöst. Hilfe greisen muß. Ein Jahr lang haben die Bulgaren ver acblich darauf gewartet, daß Rußland seinen Eandidaten für den bulgarischen Thron nennt, zivei Mal sind sie zur Wahl geschritten, da» ein« Mal hat der Vater de» Gewählten im Namen seine« Sohne» abgelehnt» da« andere Mal ist die Wahl an den von Nnßiand bereiteten Hindernissen zu Schanden geworden. Wa» bleibt also unter solchen Verhältnissen übrig? Die Türkei hat sich endlich ein mal mit Mühe und Nath au« ihrer trägen Un thätigkeit aufaerasst, um zu erklären, daß die Thron- bestcigung dc» Prinzen von Koburg ungesetzlich sei. DaS ist ein Wort, da» mit den Tbatsachen überrinstimint, aber damit ist rS nicht genug gethan, jetzt müßte die Türkei Schritte thun, um die Besetzung dc« erledigten bulgarischen Throne» zu sichern. Wa» hält die Türkei ab, eine geharnischte Note an die Mächte zn richten, in welcher sie aufgesordert werden, Mittel und Wege zu nennen, durch welch, dem unhaltbare» Zustand« in Bulgarien «in Ende gemacht wird? Die bul »arische Regierung selbst hat jetzt gegrllndtt« Veranlassung, »i« Türkei iu einer energischen Kraslanstrenguna aufznsordern »d es nicht dabei bewenden zu lassen, die Aufführung de« -rinzen von Koburg. de« gewählt«, Fürsten der vulgaren, r ungesetzlich zu erklären. Bewegung muß jetzt in die ache kommen, nachdem die BemUhunaen z»r Lösung der chwierigkeiten so weit gediehen sin». Leider scheint Prinz irbinand nicht der Mann zu sein, um die durch »i« Lage gebotenen Maßregeln zu ergreifen. Ihm sieht drr wider spruchsvolle Nnsang de» Unternehmen» im Wege, zn weichem er die Hand geboten hat. Aber mag e« darum sei«, wenn «r nur den begangenen Febler rrkännte und jetzt wemgsten« da« Richtige und durch die Lage Gebotene tbut. D>« Antwort der tüikischeu Regierung erheischt ein« Er Widerling und in dieser könnt« und müßt« derselben »or- gehallen wnden. wa- die Türkei versäumt hat, »« den ihr anvertrauten Vasallenstaat vor Anarchie oder Unterwerfung unter den Willen Rußland» zu bewahren. Die Türkei hat durch ihre Unthätiqkeit in schwerer Zeit eigentlich da» Recht ver wirkt. die Selbsthilfe der Bulgaren zu verurtheilen. Die Bulgaren haben ein durch den Berliner Frieden verbriefte» Recht auf den Schutz und die Hilfe der Türkei; aber wie hat die Türkei ihre Pflichten gegen den Vasallenstaat geübt? ES ist sehr leicht, zu erklären: Da», wa» die Bulgaren und ihr gewählter Fürst gethan haben, bewegt sich nicht innerbaib der durch den Berliner Frieden gezogenen Grenzen. Wa» hat aber Rußland gethan? ES hat iede LebenSäußerung Bul garien« von vornherein dadurch unmöglich gemacht, daß e? die Regentschaft und die am 10. October 1886 gewählte Sobranje al» ungesetzlich erklärte. Dazu hat die lürkisckc Regierung geschwiegen, obwohl r« ihre Pflicht gewesen wäre, zu erklären, daß sic Negenlschast und Sobranje ai« die gesetz mäßige Vertretung Bulgarien» betrachte und den übrige» Vertrag-Mächten diese ihre Auffassung kund zu thun. Mit einer suzerainen Macht, welche nur dem Namen, aber nicht der That nach songirt, ist e» schwer, ja geradezu unmöglich, in ein beide Theile befriedigende« Verhältniß zn kommen. Die Türkei mag ihrer Vergangenheit »ad ihrer ganzen Natur nach nicht die Vorbedingungen erfüllen, welche an die suzeraine Macht dem Vasallen gegenüber gestellt werden müssen, dadurch kann oder der Vasallenstaat nicht der«tthrilt sein, die ganze Schwere de« über ihn herein brechenden Ge schicke« mit fatalistischem Gleichmuth zu ertragen. Solcher handlung-unfähigen Trägheit gegenüber giebt e» nur ein Mittel und da» ist, sie durch verdoppelte Thätigkeit und Krastäußerong zu beschäm«». Die bulgarisch« Regierung und Volksvertretung hat in dies« Beziehung bisher viel und mehr geleistet, al» man von ihr erwarten konnte, jetzt ist aber der Augenblick da, wo Bulgarien zeigen maß. ob ,« sich au« eigener Kraft au» der ihm aufgezwungenen Lage befreien kanu, oder ob e« bereit ist, sich dem Wortlaut der längst gebrochenen Verträge zu fügen. Verträge sind heilig, aber nur wenn sie von beiden Thcilen al« solche betrachtet werden. Wer Ver träge nur al« Deckung für feine UaterdrückungSgelüste be trachtet, kann sich nicht beklagen, wenn auch der andere Theil die Schlußfolgerungen au» dieser schnöden Handlungsweise zieht und sein Recht mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln selbst wiederherzustellen bestrebt ist. * Leipzig, 27. August 1887. * Wie wir bören, glaubt man in den Kreisen der Com mission für Ausarbeitung de« bürgerlichen Gesetz buch« den Entwurf etwa binnen Jahresfrist, also in der nächstfolgenden Session an den Reichstag bringen zu können. DaS Werk näbert sich bereit« der Vollendung und wird vor aussichtlich vor der Vorlegung an den Reichstag veröffentlicht werden, um den juristischen Kreisen Gelegenheit zu geben, ihr llrtbeil zu äußern. * vr. Morell Mackenzie ist am Montag Abend ,n Brämar eingetroffen, um den Kronprinzen zu besuchen, war aber, wir ein Telegramm der »Bossischen Zeitung" au» London meldet, b>S Donnerstag früh noch nickt dorthin zurückgckebrt. Am Sonnabend hatte der Kronprinz Balmoral besuckt, am Sonntag Morgen« und Abend» dem Gotte« dienste beigcwohnt und dem Earl of Fise in Mar Lodge einen Gegenbesuch gemacht. Am Montag Abend erhielt er dcn Besuch seines Neffe», de» Prinzen Alberi Victor von Wales. Daß trotz de» ärztlichen Besuche», der dem Kronprinzen nach dem Berichte der »Daily New»" sehr wohlgethau Häven soll, kein Grund zu irgend welchen Befürchtungen vorliegt, beweist am besten die Mitteilung, daß der Kronprinz am DienStag srüb einen Ausflug in die Umgegend unternahm und eine Ausstellung von auSgestopften Thieren in Mar Lodge be sichtigte, während er nach dem Luncheon in Begleitung deS Grasen RadolinSki und de» Major» von Kessel einen längeren Spaziergang über den Dee nach Jnvcrcauld machte. * Wie in früheren Jahren ist auch in dem lausenden Jahre von dem preußischen Finanzministerium bei den anderen Ministerien die commissarische Borbe rathung drr von diesen gemachten Anschläge zu dem Etat und insbesondere der grsteltten Nacksorderungen vor drr rnd giltigrn Vereinbarung der EtatScntwÜrfe angeregt worden. Wenn dabei zugleich der Wunsch wiederum ausgesprochen ist, diese kommissarischen Vorberathungcn im Monat September mit Rücksicht aus die Eventualität einer früheren Einberufung de« Landtage» zum Abschluß zu bringen, so hat damit keine-, weg« der Eintritt einer solchen Eventualität al« wahrscheinlich oder zur Zeit in Erwägung befindlich bezeichnet werden sollen. ES liegt vielmehr nur in drr Absicht, die Anfsteltnng der preu ßischen Etat» so zu fördern, daß die geschäftliche Lage derselben ln keinem Fall einen HinderungSgrund für die Festsetzung de» Termin» für die Einberufung de» Landtage« bilde. * Trotz der unwirschen Abfertigung seiten« der „Frei sinnigen Zeitung" mehren sich im „entschieden liberalen" Lager die Stimmen, welche die baldige Berufung eine« all gemeinen Veutschfreisinnigen Parteitag« und die Revision de» Programm- fordern und die Frage erheben, ob nicht doch Anlaß zu einer gründlichen Prüfung und Seibst- einkehr gegeben sei. nachdem so schwere Volk»grrichte über die dentschsreisinnige Partei ergangen sind, wie bei den ReichS- tag«wahlen von 1884 unv 1887. E» wird in«besonderr daraus hingewiesen, daß die Partei in den wichtigsten Fragen gar kein übereinstimmende« Programm habe, ia sich gespalten sei und den fortschreitenden Bedürfnissen der Zeit Rechnung ru tragen nicht verstanden habe, s» iu den Fragen der Socialpolitik, de» Arbeilerschutze», der Eolonialpvlitik. Nachdem die Sache einmal von verschiedenen Seiten angeregt ist, wird sie durch ein paar «ngnävige Worte do« Parteiführer« kaum wievrr von der Tagesordnung verschwinden, so unangenehm es diesem auch sein mag, für seine Partriververbung Rechenschaft abzu legen. Darin mag er aber freilich recht haben, daß ein Parteitag »icht» nützt. Wo e» so an jedem Boden zu einer Gesuadung und Wiederbelebung fehlt, wie bei den Deutsch- freisinnigen, da wirb auch eia Parteitag keine Rettung briugen, und bei einer so dünkelhastr». selbstgerechte« Partei wird man auch dir Einsicht vergrden» erwarten, daß Fehler gemacht worden sind und daß drr Librraltrmu» nach fortschrittlicher Auffassung ans dem besten Wege ist, alle« und jeden Beden im deutschen Volke zu verlieren. * Der auf »eu 2 Oktober in Jena anbcraumte natio- nalliderale Parteitag jür Tbüriugen wird rin her vorragende» Interesse in Anspruch nehmen dürsn,. voran« sichtlich werden alle nationaltiberalku Reich»tag»abgrordnetn> Thüringen» erscheinen und mehre« derselben über di« wich tigsten der letzten Reichstag-Verhandlungen Bericht erstatten, wobei von berufener Seite auch Über die parlamentarisch- politische Lage ein Vortrag gehalten werden wird. * Die nationalliberale Partei der Pfalz ver liert, wie der „Kölnischen Zeitung" geschrieben wird, durch das am 23. d. MtS. in Dürkheim crsolgte Hinschciben deS Gutsbesitzer» I. G. Zumstein eines ihrer lhätigsten und hin gebungsvollsten Mitglieder. Zumstrin, 64 Jahre alt. war Mitglied dc» LandralhS der Pfalz und zu zahlreichen wich tige» Vertrauensstellungen in Stadt und Provinz berufen, denen der überaus gewissenhafte Mann, der zudem einer der größten WeinbcrgSbesitzer der Pfalz war, mit unausgesetztem Elser seine überall hochgeschätzte, nicht leicht zu ersetzende kraft lieh. Ausstellungen zur bayerischen Abgeordnetenkammer und zum Reichstage lehnle der bescheidene Mann stets ab. * In der zwischen Baden und Preußen im Jabre l87l abgeschlossenen Militairübereinkunst hat fick der Großherzog von Baken da» Recht Vorbehalten, den Regi mentern der badischen Truppcntheile Fahneuzu verleihen. Infolge dessen wurden für die vierten Bataillone de» 4.. 5. n»d 6. badischen Infanterie-Regiments Nr. 112 bi» 114 aus Befehl de» GroßherzogS Fahnen angesertiat, welche dem Bor- bilde der übrigen badischen Fahnen dieser Regimenter ent sprechen und mit Fahnenbändern in den badischen Farben versehen sind. Für die in Potsdam vorgenommene feier liche Fahnenweihe hat der Großherzog diese Fahnen, dem ausgesprochenen Wunsche de» Kaiser» folgend, Allerböchst- deirsclben zur Verfügung gestellt. » * » * Nach einer Meldung au» Warschau trug man sich in den panslawistischen Kreisen Rußland» kürzlich mit der Absicht, eine Adresse an General Boulanger abzu- krndru und ibn zum Besuche Moskau« einzuladen. Den Anregern diese» Plane- wurde jedoch von maßgebender Seite in unzweideutiger Weife zu verstehen gegeben, daß die Au»- sührung eine» solchen Schritte» nicht geduldet werden könne. Die Adresse ist denn auch thatsächlich unterblieben. * A»S Belgrad, 22. August, wird der »Politischen Corre- geschrieben: Die über Beichluh dr» Stadtgerichte» vo» Belgrad erfolgte LoofiScatIo» de« gelammten bewegliche» und unbeweglichen ver möge»« de« früheren Finanzmiaifter« Dnkaschin Petrovi« ab »alnrgemäb einen Hauvlstoss der Di«rnssion, nicht nnr io den SlSNern, sondern auch i» der Bevölkerung. Durch eia im „Ro»i LevgradSki Dnrvu.t" seiten« de« EtaatSschuldcn-DevartemcMS im Finanzmünfterium veröffentlichte« LominoniqnL wird die gerichtlich erlolgte Beschlagnahme begründet. Bekanntlich hat der Staat die Eisenbahnlinie Semendria-Belika-Plano von der serbischen Eisenbahn- Gesellschaft käuflich an sich gebracht. Bermütelst der 1885 zwischen dem damaligen Finanzminister Petrovic und der genannten Gesell- Ichast abgeschlossenen Lonventio» übernahm die serbische Regierung die Beipflichtung, 1,400,000 Dinar in Gold zu zahle». Diese Zahlung sollie in süns Raten ersolgrn. Gleich beim Abschlüsse der Eoiiveiitioi, stellte der Finanzmintfter Wechsel oir«, die vertragsmäßig gegen Schatzbou« eingelöst werden konnten. Diese Wechsel wurden auch thatsächlich mit Schatzbon« honoritt. Die seitens de» Herrn Peirovic der Gesellschaft zugestandenen Zinse» stellten sich aus zwölf Procent und dieser Zinsfuß bildet nun eben dir ungesetzlich« Hand lung, deren sich die damalige Finaazverwallung schuldig gemacht halte. Denn ersten« ist in drr mchrmal» erwähnten Convention ausdrücklich stipullrt worden, daß die Höhe der Zinsen, welche für den Kausschilling zu entrichten sind, den im Vertrage mit der Union Generale seiner,eit vereinbarten Zin-suß nicht übersteigen dürfe, und die Eiienbahn-Anleihe ist bekanntlich zu einem LmissionScoursc von 71.4 und 5 Procrnt Zinse» contrahirt worden. Abgesehen aber davon, darf die Haupl-LtaatScassa gesetzlich nnr 8 Procent Schatz, bon« emittirea. Herr Wakaschin Petrovie ist demnach »ach Ansicht der Kronjuristen verpflichtet» die Differenz zwischen den gesetzlich ge stalteten 6 Procent und den von ihm eigenmächtig bewilligten zwölf Procent aus Eigenem zu begleichen. La Herr Pelrovic dieser An» schaumig cntgcgcntreten zu sollen glaubte, so beschloß die Regierung, die Forderung de» Staate- sicherzustellen. Die Sache wird nun ans dem Rechtswege ausgetragrn werden müssen. * Tie „Time»" verurtheilt in schärfster Weise die osficlöse Entschuldigung de» Prinzen Ferdinand wegen seiner Auslassung über da» „freie und unabhängige Bul garien". DaS Blatt schreibt: „Der ganze Ton diese« officiösca LommUniquä» macht die in seiner Pioclamotion enthaltene» vergehen nur noch schlimmer, da jede Zeile ungeschlckterwelse tmplieirt, daß die ganze Angelegenheit nur Bulgarien allein angebt und daß der Prinz sich eigentlich herab- läßt, wenn er überhanpt sich zu einer Bertheidignng keiner Handlungen herglebk. Dic Aiisjcht ist sehr gut, wenn der Prinz sie lür sich behält, sicherlich aber sollten die Sperlinge sie nicht von den Dächern herab zwitschern zu einer Zeit, wo Bulgarien alle« Wohlwollens, dessen da« Land nur irgendwie habhaft werden kann, dringend be- dars. Ob Bulgarien die Freuudichaft der Großmächte bei dieser Lonstellaiion erwirbt, HSikgt zum großen Theile von der gewissen, hasten Beobachtung de» Brrliner Vertrages, jedenfalls in jormcller und technischer Beziehung, ab. Di« Großmächte dürscn das Ansehen diese« Vertrage« nicht in Mißkredit gerathen lassen, weil er allein den gemeinsamen Einfluß aller Mächte aus der Balkanhalbinsel ans gesetzlicher Grundlage regelt. Dadurch, daß Prinz Ferdinand de» Vertrag in leichtfertiger Weise mit Fußen tritt, macht er seinen eigenen Freunden ihre Ausgabe nnnöthig schwer und spielt nur seinen Feinden in di« Hand. G« lag nicht der geringste Grund vor. einen solchen Fehler z, degeidt», da der Prinz nicht den geringste» Boriherl eingebüßt hoben wüktz«, wenn er sich darauf beschränkt Hätte, bescheiden ehrgeizig« Pl-»e zurückzuweisen, anstatt sich bas Aiissehcn zu geben, er sei ein Sigiiatnr«Sollverain. Man würde voraussichtlich Bulgarien diplomatisch »lel ungestörter gelassen haben, wenn Prinz Ferdinand mehr gesunden Menschenverstand ge- zeigt hätte. Vielleicht ist »« uu»rg»em, nur „ossiciöje" Beziehungen zu den Großmächten zu »nterhaGe^ anderrrsrit« bot aber Bulgarien gar nicht viele diplomatische Gehhäfte zu erledigen. Nirgends, außer in Petersburg, besteht Lust, stärkere Maßregeln gegen Bulgarien, all Suspendirung de« dlplom.Uischeu Verkehr« zu ergreifen. Die russisch« Presse verlangt sehr lat« darnach, »aß die Pforte Druck auf Bulgarien au«übt, aber die Ps»«br wird sich schwerlich dazu bewegen lassen, während eine russische vaeupation, wenn Rußland nicht als Mandator Europa« Handel» »nd da« Uateniehmen nicht deö Vorbote »an etwas Größerem ist, W gchchgt iss, al» daß sie sich gegenwärtig erwarten ließe." * Die Furcht, daß die Deutschen den Franzosen etwa» absehen und fich zu Kntze mache» könnten, ist wieder sehr im Steigen und a»t itzs da« Gebell der „France" gegen die Deutschen in Pari», »di« sich vom Felle Frankreich» nähren und gelegentlich noch über ihre Opfer lustig machen." Die „France" berichtet unl-r Ruderm von einer Razzia in der Nur de Bastille gegen Lostnger, der von einer Schaar junger Leute in seiner Wobnung heimgesuckt, aber leider nickt daheim gesunden sei Die „E»rr. HavaS" ist nicht so bö-willig, ober sie spielt die Besorgte, »>d im Kriegsministerium scheint auch noch der Geist Boulanza-'« «mzugrhen. Man hör«: ,,W>«
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