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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188708309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-08
- Tag1887-08-30
- Monat1887-08
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1887
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Erscheint täglich früh SV, Uhr. Nedectisn und Lrpeditiou Iohannetgaffe 8. Lprechkundeu der Keducti»»: Bonnittag» 10—18 Uhr. Nachmittag» b—K Uhr. ftltr 0 NUS,»», e>^e>,»dtkr VI-MU n»n nicht »«rt »»ch«ßch tlpilger und Tligtb latt Anna-«« »er für die niichftsnlgead« Nummer bestimmte« Inserate an Wacheutage« dt« S Uhr Nachmittag«, »nSonn- und Festtagen früh bis'/,9 Uhr. In den Filialen für Zns.-Tlnnahme: Ott« Klemm. Universttäwstraße 1. voni» Lösche, Kathattnenstr. 83 part. u. K»nig«platz 7, «nr bi» '/,t Uhr. Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. 242. Dienstag den 30. August 1887. Amtlicher Theil. Zur Frier de« 2. September werden wir auch in diesem Jahre die öffentlichen Gebäude mit Flaggenschmuck versehen. Wir ersuchen die Bewohner unserer Stadt, auch ihrerseits in gleicher Weise zur Verschönerung der Frstfeier beitragen zu wollen. Leipzig, den 2«. August 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. Lr. Georgi. Hentschel. Bekanntmachung. Aus Anordnung des königlichen Finanzministeriums sollen die zur Grundsteuer abgcschätzten Gebäude in Leipzig aus den SteuervermessungSmenselblätlern vollständig uachgetragen und die dazu erforderlichen BermesiuugSarbeiten demnächst durch dir damit beauftragten FinanzvenueffnugSgrometer Profft und Schumann in Ausführung gebracht werden. Die betheiligten Grundstücksbesitzer werden hiervon mit der Aufforderung in Kenntniß gesetzt, den genannten Beamten und deren BermeffungSgehilsen das Betreten ihrer Grund stücke zu dem angegebenen Zwecke und die Vornahme der nöthigeu Vermessungen daselbst unweigerlich zu gestatten. Leipzig, den 27. August 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. Str. Reg. 6168. vr. Georgs Göhlitz. Miimtmachims. Wir machen hierdurch öffentlich bekannt, 1) daß alle in Leipzig wohnhaften Knaben, welche Ostern 1886 und Ostern 1887 auS einer der hiesigen Volks schulen entlasten worden oder von einer höheren Schule abgegangrn sind, ohne im letzteren Falle da- 15. Lebens jahr vollendet und die Elaste erreicht zu haben, welche diesem Alter nach den. Plane der Schule entspricht, zu dem Besuche der Fortbildung-schale für Knabe» verpflichtet sind; 2) daß die Anmeldung derselben, wenn sie im Bezirk der l. Fortbildungsschule wohnen, bei Herrn Direktor Püsch- mann, dafern sie sich aber im Bezirk der H. Fort bildungsschule aufhalten, bei Herr» Direktor vr. Stoerl zu erfolgen hat; S) baß hier einziehende Vknabcn, welche Ostern 1888, 1886 und 1887 au» einer auswärtigen Volksschule entlasten worden sind, beziehentlich unter den bei 1) angegebenen Voraussetzungen eine höhere Lehranstalt verlosten haben, ebenfalls zuni Besuche der Fortbildungsschule verpflichtet und sofort, spätesten- aber binnen drei Tagen nach dem Einzüge, bei dem Direktor der Fort bildungsschule ihre» Bezirk- anzumelden sind; 4) da- auch diejenigen Knaben in genannter Zeit aagemeldet werden müssen, welche au» traead einem Grunde von dem Besuche der städtischen Fortbildungsschule entbunden zu sei« glauben; L) daß Eltern. Lehrherren, Dienstherrschaften und Arbeit geber bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 30 die im Falle der Nichterlegung in Haft umzuwandeln ist, die schulpflichtigen Knaben zu dieser An meldung anzuhalten oder letztere selbst vor- zunehme« haben, wie auch die säumigen Schüler selbst wegen Unterlassung der Anmeldung und Hinter ziehung der Schulpflicht die gleiche Strafe verwirken. Leipzig, am 26. August 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgt.Lehnert. Hekänntnlllchung. Da< Befahren dcS Wege» zwischen dem ehemaligen Frank« snrtrr Thore und dem Neuen Schützenbause am 2. September während der Zeit von >/»3—5 Uhr Nachmittag« wird für Fuhrwerk jeder Art hiermit untersagt und wird der Fahr- verkehr für diese Zeit ans den Weg vom Kuhthurme nach dem Neuen Schützenhause verwiesen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 20 hübet werben. gea Leipzig, den 26. August 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hentschel. In Folge der gegenwärtig statlflildenven Hvherlegung de» Schlenhiger Böeg- wird derselbe auf der Strecke dem Schrebergarteneingange bis zum Linienwege von jetzt ab bi» ans Weitere» auch für de» An-perkehr gesperrt. Der Letztere wird während dieser Sperrung durch da» ?ckkibe»holz über die Kettenbrücke verwiesen. Leipzig, den 27. August 1887. Die K-nlgltche Almt-Hauptmannschaft. I. v.: Großer, R.-A. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 5587. Vr. Georgi. Hennig. Gesucht wird der an, 25. Juli 1849 zu Tilsit geborene Schneidergeselle 3«lt>» Edward Gustav L«»a«, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhaltrn ist. Leipzig, den 24. August 1887. Der Rath her Stadt Leipzig. (Armenamt.) -V. k n 2382. Vr Fischer. Poppe. «rlmmitmachuiig. Die Leuchtkraft de» städtischen Lrnchigase« betrug in der Zeit vom LA. ht- mit LA. dss. Moaat- i» Argond. brenner bei 2.» Millimeter Druck und 140 Liter« stündlichem Konsum da« >6 2 fache der Leuchtkraft der deutsche« Normal kerze von 50 Millimeter Flammeahvh«. Da« spectfische Gewicht stellt sich t« Mittel auf -.433. Leipzig, am 29. August 1887. De« Rath- Drpatatto« z» de« Ga-aastaltea Städtische Sparcase beleiht Werthpapirre unter günstige» Bedingungen. Leipzig» den 20. Januar 1887. Die Tparcaffen-Dcputation. Viebstahls-Vekanntmachnng. Geftoblen wurden vier erstatteter Anzeige zufolge: 1) Lin Arauen-Ncgenmantel» neu, von gelbcarrirtem Stoff, mit zwei Reihen Steinnußknöpsen, an» der Hausflur in Nr. 15 der Grimmaischen Straße, am 22. ds». MlS. Vormittag«; 2) eine neusilberne Enlinder-Uhr, im Deckel „Orl Droutzler 1885" gravirt, sowie ein Sonnenschirm mit blauem Ueberzug und gebogenem Griff, von einer Wiese außerhalb der Stadt» am 22. ds». MtS. Nachmittag»; 3) ein Droschkenkutscher-Mantel (alter Olficlert-Mantel) mit gelber Litze aus dem Kragen und braunem Lamasutter. in den Taschen befanden sich ein Paar schwarze Stoffhandschuhe, au» einer Droschke in der Hausflur in Nr. 22 der Ulrichsgasse, vom 22. bt» 23. ds». Mt». NachtS; 4) 3 bnntleinene Frauenschürzrn, 3 blau- und rvthgestreist«, mit rothe» Schnüren und Quasten versehene Mädchenschar,en. el«e grüne und «ine blaue Knobcnlchürze, ein Handluch, „ä. dl." aez.» eine braun- und weißleinene Tischdecke, 3 kleine weiße Häkeldecken, eine alle rothe Sophadccke, rin dunkelbaurmvollenc- gestrickte« Tuch, eine Spiritus-Kochmaschine, eine kleine JSle-Hacke, ein Hammer, eine große Scheere, ein Wasserglas, 2 Bleigläser mit Deckel, aus einem verschlossenen GartenhäuSchen der Gartenabtheilung 23 hinter dem neuen LoncerthanS, mittelst Einbruchs vom 23. bis 24. ds». MtS. Nachts; 5) ein großer, 2räderiger, mit Theer gestrichener Handwagen, mit hölzerner Stütze, eiserner Stange, mit einem neuen, ungestrichenen Rad, am linken Arm eine eiserne Schiene und eiserner Ring, aus dem Hose in Nr. 2 der Sternwartenstraßc, am 24. dss. Mt», vor mittag« ; 6) eia Mannsjacket von schwarzbraunem Stoff, schwarzem, defektem Futter und einer Reibe Hornknöpfen, eine Hose von weißgranem Stoff, in de» Taschen befand sich: ei« schwarzledernes Ttgarren-Etui, eine rothlederne Brieftasche mit bin. Arbeitsbescheinigungen, aus „Llübiu," lautend, eia gelbes Taschentuch mit rochen Tupfen, 3 Schlüsse! und ein Paar grauwollene Mannssocken; ein Kalksaß, mit Eisenreifen, ein Paar Holzpantoffeln, ein Taschenmesser und ein kleiner Blechtops (Kaffeekocher), nuS einer unverschlossenen Gatten- obtheilnug in Nr. 33 de» Ranstädtrr Gtclnwegs, am 24. ds». Mts. Abend»; 7) eine goldene D«me»-Ey1inder-Uhr (Halbsavoneti) mit glatter Rückseite und darin befindlichem Monogramm „k. L.", in gothischen Buchstaben, Fabriknummer 63464, au« einem Schränkchen ver offenen Wohnnug in Nr. IS der Petersstraße, vom 22. bi» 23. ds». Mts.; 8) ein »räderiger, weißaestrichener Kinderwagen, mit schwarzem verdeck und rothbraunrn Vorhängen, sowie eine darin befindliche rotb- »nd schwakzgcblomte Wattöecke und eine schwarzleineae Vtllarddkcke, au» der Hau-flur ln Nr. 17 der Sebastian Bach- straße, am 25. dl». Mts. Nachmittag«; 9) eine silberne sshIindrr-Nhr mit Goldrand, Sekunde, ge- svrungenem GlaS, geriester Rückseite, in der Mitte derselben ein Schildchen, Fobriknnmmer 2897, von einer Bank am Schwanentcich, am 28. ds«. Mts. Vormittag». Etwaige Wahrnehmungen über de» Verblieb der gestohlenen Gegenstände »der den Lhäter sind ungesäumt bet unserer Lriminal« «dchetlunq zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 29. August 1687. Da« Polizei-Amt »er Stabt Leipzig Bretschneider. Vr. D. Nichtamtlicher Theil. Die Flucht Ejub Khans. In Afghanistan bereiten sich neue Ereignisse vor, für welche der mit Noth und Mühe vorläufig beendete Aufstand der GhilzaiS nur als die Einleitung erscheint. ES haben offenbar in den letzten Monaten Dinge hinter den Coulissen gespielt, welche die Erklärung für di« scheinbare Bereitwilligkeit Ruß land» bilden, den afghanischen Grcnzstreit zu beenden. Die plötzliche Aenderung in der afghanischen Politik Rußlands mußte bei Allen Verwunderung erregen, welche der Entwickelung der Verhältnisse an der Nordgrenze Afghanistan- in den letzten Jahren aufmerksam gefolgt sind. Die Verschleppung der Grenz- regulirung durch Rußland ließ nur die Auffassung zu. daß diese Macht e» für überflüssig hielt, England gegenüber Ver pflichtungen einzugehen, die doch nur für kurze Zeit Geltung behalten konnten. Der Ausstand der GhilzaiS kam den Russen sehr gelegen, weil er die Hoffnung erregte, daß er Abdurrhaman Khan den Thron koste» würde und daß dann «in Nachfolger gefunden werben würde, welcher den russischen Wünschen bester entsprach als Abdurrhaman. ES war davon di« Rede, daß zwischen Rußland und England über eine Theilung Afghanistans verhandelt worden sei, durch welche der Streit Rußland» und Englands wegen de» Vormarsches Rußland» nach der indischen Grenze auf unbestimmte Zeit vertagt werden sollte. Die Verhandlungen sollten aber nicht zu Ende kommen, denn der Ausstand der GhilzaiS wurde vom Emir Abdurrhaman nach mehreren glücklichen Gefechten unter drückt, die Anssiändischen zerstreut und zum Theil zum Ueber- tritt aus englische» Gebiet genöthig». Angesicht« dieser Wendung wurde plötzlich die Grenzlinie gefunden, welche den russischen und englischen Interessen an der afghanischen Grenze entsprach, und der vielbestrittrnr Punct Kbodschah Saleh verblieb bei Afghanistan. Inzwischen hatte Rußland wieder «In Gebiet besetzt, welche« allerdings schon seit längerer Zeit dem Namen nach seinem Machtkreise rin- vrrleibt, aber bi- dahin noch nicht unmittelbar dem russischen Einfluß untergeben war. Die Sacke machte nur wegen de» Widerstande« der Bevölkerung einige- Aussehen, bann gerieth sie bald in Vergessenheit. Während des Ghilzai-Auistande- wurde der Name Ejub Khan-, der schon einmal in den Kämpfen um die Herrschaft in Afghanistan im Jahre 1881 eine Rolle gespielt batte, wiederholt al- der de- russischen Candidaten für den afgha nischen Thron genannt, und r< würde vor einig«, Monaten kaum überrascht haben, wenn Ejub Khan au» Teheran, wo er seit 6 Jahren internirt ist, entkomniea wärr. Aber Rußland liebt dir Urberraschungen, und deshalb erscheint eü ganz programmgemäß, daß Ejub Khan erst «inen Monat nach Abschluß der Uebereinkunft wegen der afghanischen Grenze und zu einer Zeit au- Teheran verschwindet, da dir Herr schaft Abdurrhaman'- sich zu neuer Kraft zu entfalten beginnt. Der englische Geschäftsträger in Teheran. Nicolson, hatte schon am 16. August» al« e« bekannt wurde, daß einige afghanische Khan-, welche das Schicksal Ejub KbanS theilten, au» Teheran entwiche« waren, Verdacht geschöpft, aber die Beamten de» auSwärtigen persischen Minist«iumS wußten N.-olson'S »u -»streuen, und ° Adaß Ghilzal« erscheinen wird, um den Kamvs gegen «^»rrhE schlug nach Teheran verbannt worden, um?u Zukunft die Ruhe' Afghanistan- nicht zu stör«,. Aber d>« persische Re- aieruna hat sich nicht der ihr geworden»» Ausgabe gewachsen aewiat- unter den Augen de« Schah« ist .« Sjub Khan ge lungen ' sich der Wachsamkeit seiner Wächter zu entziehen um im geeigneten Augenblick aus dem Wahlp atz ,u "scheinen, und die rufst chen Jnteresien gegen die englische« zu verfechten, wenn auch in der selbstsüchtigen Absicht, !"««'' «etter vom Throne zu stoßen und an dessen Stell« zu "An. Abbirrrhaman Khan war bi» vor einem Jahr« der Schützling England«, aber der klägliche verlaus de« Gefecht« bei Ak Tep- m. März 1885 hat da» vertrauen England« aus dir WlderstandSsähig- kcit Abdurrhaman Khan« erschüttert und ihm die Lust de- non,men. dem Emir di« Rolle al» Brrtheidiger de» indischen Grenze mit dem ehedem vorhandenen Eifer auch ferner zuzn- schi-ben. In »ruester Zeit ist dann wiedenim «ne Aenderung einqetreten, nachdem der Emir Wider Erwarten mit de» GhilzaiS fertig geworden ist und ohne die Unterstützung eng lischer Truppen die Ausrührer über die Grenze hknübcr- gedrängt oder zerstreut hat. , Die Engländer sind über die Vorgänge ,n Centralasten nicht gut unterrichtet gewesen, sonst würde rhr Vertreter in Teheran srine Aufmerksamkeit auf d,e intern»,en Afghanen nach dem Zustandekommen de« russisch-englischen Ausgleichs Uber die afghanische Grenze verdoppelt haben. In der Ge währung von Mitteln an ihre Werkzeug« zur Erreichung de- stimmt« politischer Zwecke geben die Engländer den Russen nickt« nach, und sie sind in der günstigen Lage, Gold mit verschwenderischer Freigebigkeit au-lheilett Zu können, weit mehr nt« die Ruff««, deren Finanzen sehr viel z„ wünschen übrig lassen. Aber in der Durchführung von Ränken, in Bezug auf taS verständniß orientalischer Verhältnisse sind die Russen Vtn Engländern weit überlegen, wie di« russischen Erfolge im Orient seit Jahrzehnten beweisen. Die Engländer kommen Überall zu kurz: am Göldnen Horn, in Egypten, in Afghanistan, und, wo sie die Oberhand behalten, wie ,n China. Va ist e« nicht ihr« überlegene Verschlagenheit, sondern die Macht ihre« Einflüsse« zur See, welch« den russischen Anstrengungen den Rang abläuft. Die afghanische Frage hängt mit der bulgarischen und mit der egyptisLen zusammen. I« mebr Erfolge Rußland in Asten und Afrika gegenüber England aufzuweisen bat, desto stärker ist der Druck, welchen e« auf England in Bezug aus seine Pläne in der Balkanhalbinfel auSzuliben vermag. England verläßt sich bei allen feinen politischen Aktionen einzig und allein aus seine Flotte und auf sein Geld und glauvt dadurch Rußland vollständig lahmlegen zu können. Rußland aber pocht auf seine Landmacht und auf seine diplo matischen Talente und schafft dadurch England ein Gegen- gewicht, gegen welche« diese« auf die Dauer nicht austommen kann. England bat in Centralasten Rußland gegenüber seit langer Zeit nur Niederlagen zu Verzeichnen, e« hat der Besitz nahme von Merw und Sarach«, von Bala Murghab und Penschdeh nur wirkungslosen Einspruch entaegenzusctzcn vermocht und hat auch durch die letzte afghanische Grenz- regulirung wahrscheinlich nickt« Andere« bezweckt, al« daß Rußland e« wegen seiner Vertrauensseligkeit heimlich ver höhnt. Afghanistan ruht selbst auf so schwanker Grundlage, daß irgend «in unbedeutende« Treffen den gegenwärtigen Herrscher um Thron und Reich bringen kann, gerade so, wie er seine Herrschaft selbst nur einem glücklichen Kampfe mit seinem jetzt befreiten Vetter verdankt. Wenn England «ine Leipzig, 30. August 1887. * Wir sind in der Lage, nachstehende« Circular, welche« von der socialdemokratischen Fraktion de« Reichs tag« auSgrht, unseren Lesern mitzutheilen: ..Patt»igenossen l Innerhalb Unserer Par,ei besteh, seit Langem der lebhafte Wnnsch, einen allgemeinen Parteitag »inbrrufen »u sehen, aus dem d>» Partei ,n einer Reihe „»ästiger Fragen Stellung nehmen kan». D,e Retch«tag«frac,i»n al« »i« berufen. Ver- trr erm »nd Leiterin d« Parttt beschloß, den Parteitag «m Herbst, diese« Jahre« rinjuberuf«, und »n dessen öffentlicher Einladung auch die frühere» «ktch»t°g«.>bgeordaete, und den Einzrllandtagen an- gehörende» Par,etgenoffe» -ufznsorder,, eine «tissorderung. welcher diele bereitwilligst nachkom»,. «l» vorläufig» rage-ordnnna für d!r ' l) ««ch'ii'cho,.»bericht de» Vorstände» der Rcichltag«-Fra tian. Berichterstatter: «rillenberger. 2) Haltung und Tätigkeit der socialbemokratischen Abgeordnete» im Reich«,»,» »nd in den Landtogen. Referenten: H-sencleoer. Singer »nd Bebel. 3) Stellung der Partei »u de» «eich». und Hollsrag«» i» Verbindung mit der Soeialresorm A ^ «rbtiterschudgeledgebung. R.lercnt: ^ «rillender»»». 41 Stell«», der Partei de» nächste, Reichsta,»wählen. Reserent' Liebknecht, ü) Antra, ans Eiubnnsung eine» internationalen Ardeitrrcongrrsst» fllr da» nächste Jahr, welcher »1, gemelalame» LU »rb'tte-aller Lnl.ur.Kder in Ve.ng anN». i»7" '^'saSans »"»i,baren soll. Reserent: damit der Parteüag ungestört verhandeln kann, find wir arndtdiat verständlich jedoch bleibt dem Parteitage der Beschluß über die Z,!. Auflage LV,7SV. ^btmntmkntspm« viertelj. 4'/, KUl >»cl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen - Mk. Jede einzelne Rnmmer SO Ps Belrgrremplar 10 Ps. Gebühre» für E»tr,b»ilagen (in Tageblatt-Format gefalzt) »ß«e Postdelörorrnng 60 Mk. «tt Postbesörderung 70 Mk. Zusrnsse Sgespaltrne Petitzeile 80 Pf. Größer« Schriften laut uns. Prcirverzeichniß. Tabellarischer ». Hiffernsatz nach höherm Tarif. Reklamen unter dem Nedaetionüftrich di« 4gespalt. Heile bOPs., vor denga mitten nach richten die kgrspallrne Heile 40 Ps. Inserate sind stet» an oie Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praviwmernniio oder durch Post- «achnahme. 81. Jahrgang. laffung jede« einzelnen Theilnehmrr« Vorbehalten. Jeder, der slck> an de» Verhandlungen de« Parteitages bethrilige» will, muß spätesten« ... bei ... sich melden." Merkwürdig erscheint e«. daß diejenigen, welch« zu den, Parteitage" einladrn, da sie angeblich sich auf völlig legalen Boden stellen, e« für nvthig halten, Ort und Zeit de» Partei- tage« zu verheimlichen und diesen im AuSlande abzuhalten. * ES gilt al« zweifellos, daß seiten« der NeickSregierung die Bestrebungen auf dem Gebiete der Revision der Ge werbeordnung in der nächsten Session de« Reich«tage« fortgesetzt werden sollen. Möglich, daß nian wiederum wie in den lrtzke» Sessionen erwartet, daß die erste Anregung aus der Mitte de« Reich-tag« au«aehen soll; immerhin aber sprechen Anzeichen dafür, daß die Regierung auch ihrerseits mir Lorlagcn in dieser Richtung erscheinen will. Uebrigen« rennt man mit der Zurückweisung der zllnstleriscke» Be strebungen auf zwang-mäßige Einführung von Arbeitsbüchern offen« ThÜren rin, denn auch di« Regierung dürste nicht ge willt fein, diese« Bestrebungen nachzugrben. * Die „Politische Correspondenz" bringt die folgende hochossikivse Mittheilung au» Berlin: „Die russisch- französischen Lirbrüderungssest«, zu welchen die andauernde Anwesenheit de« angeblich von der Polizei auf Schritt »nd Tritt Überwachten Herrn Derouled« aus rus sischem Boden fortgesetzt Veranlassung girbt. werden hier selbstredend in aufmerksamer Weile verfolgt. Sie bestätigen, wa« seit geraumer Zeit über die in gewissen russischen Kreisen herrschende Stimmung berichtet wird. Man weiß hier zwar sehr wohl zwischen diesen Kreisru und der russischen Regierung zu unterscheiden; allein mau fragt sich, wa« eine Ueberwachung werth sei, di« es nicht hindert, daß Herr Deroulede nicht nur unter den Augen der Polizei, sondern im Beisein hoher russi scher Würdenträger und Functionaire aufreizende Trinksprüche gegen Deutschland auSbrkngt und da« letztere sogar mit gleich- gesinnten Reden seiten« anwesender Russen beantwortet werden? Ohne die Bedeutung dieser Manifestationen zu überschätze», muß man sich dennoch fragen, wobin derlei führen soll und ob die russische Regierung, wenn sie e« geschehen läßt, daß die gereizte Stimmung unaufhörlich genährt werde, »«schließ lich. wie sehr st« dies« Vorgänge auch mißbilligen mag, in der Hand habe« werde, st, zu beherrschen." * Dem Vernehmen Berliner Zeitungen zufolge wird den österreichischen Manövern um Brünn der General» Ouartiermeister General-Lieutenant Graf v. Walverse« beiwohnen, den italienische« Manövern der General- Major Gras Alfred H. Schliesse». » Au« Weimar, 2«. August» wird der „Kölnischen Zei tung" geschrieben: Die katholiiche» Gemeinde» unsere» Lande«, welch« sich vornehmlick, in de» »brrländtschen Amtldezirken Dermbach »nd Geisa befinde» und «ach der letzten Volkszählung 10F31 Seele» stark sind, unterstehe» dem Bi«thum Fulda. ES berührt daher der Abgang de» Bischof» Kopp nach LreSlau anch unser Land und unsere Staatsverwaltung, bei welcher die kathollsch-kirchliche» Angelegenheiten durch eine besondere „Jmmedlat-Lommisston" ver treten werden. Nun hat Bischof Kopp vom Antritt feine» Fukdaer Bischos«am»e» an ein so gute» Berhältniß z» unserer Staat«reaier»»g gepflogen und jeden Hwtespalt zu verhüte» grwnß», daß sein Scheiden I» unsere» Regterungskreisen sehr bedauert wird. Scho» 1882 hatte er in einem Falle» der damals dt« ganz» drntsche Presse beschästigt«, sich sehr aut eingeführt. In Eisenach Var i» September 1882 ein Hochangesehener Staatsbeamter, der anch al« Katholik einer freie» theologischen Richtung angoh-rte, gestorben, und e» wurde det seiner Bestattung von dem damaligen katholische», noch jungen Pfarrer die Leichenrede geholte», di» aber al« rtn« culturkäinpserisch« bei der Regierung wie in der Bevölkerung Miß- sollen und Entrüstung erregte. Die Regierung ließ sich selbstver ständlich die Hetzrede de« junge» Geistliche» nicht gefalle« und be gehrte vom Bischos, daß er einschreite. vr. Kopp erfüllte diese« Be gehren auch sofort; der Psarrer wnrd» von Eisenach in eiu« sehe kleine Gemeind« de« Oberlandes versetzt. So war der erste Anlaß »u einem Zwiespalt sofort beseitigt und seitdem ist da» freundlichste Berhältniß zwischen Unserer Regierung, und dem Fuldaer Bischosl- stuhl herrschend geblieben. Da unsere Regierung schon vor längerer Zeit über den in Aussicht genommenen Nachfolger de» Bischos» Kopp in Kenntniß gesetzt wurde, so darf die Hoffnung gelten, baß auch fortan di« guten Beziehungen zwischra der Stoattrrgierung und der katholischen Kircheuverwaltuug erhalte» bleiben. * Der von Lissabon in München angelangte Monsignore Guidi übernimmt da« Auvitoriat ver Nuntiatur. Der bis herige Auditeur Loeatelli ist nach Brüssel versetzt. Der Runtiu« Ruffo Scilla brachte zwei Privatfecretair« mit. » * a * Der überaus sege»«reich wirkende „Deu 1 scht Bvhm«r- waldbund", der unter der Leitung de« Großkausmann« Jos. Tasche! in Buvwei« steht, wird seine diesjährige Hauptversammlung in der Stadt Rosenberg am «.September abhalten. Die Anzahl der Bunde«or«pprn ist aus 141 ge stiegen, welche meist ein« rege Thäligkeit zu, Erhaltung de« Drutfchlhuni« an der Sprachgrenze im südwestlichen Böhmen und in der Sprachinsel von Budwei« entwickeln. Der deutsche Böhmerwaldbund bedarf über auch der Unterstützung aller StammeSgenossrn. wenn er seiner hohen Ausgabe gerecht werden will. Seine Inanspruchnahme ist allein schon in landwirlhschasllicker Richtung ein« große. L BuadeSgruppen erhielten im letzten Frühjahr« Getreid«» Dreschmaschinen, 3 Getrride-Putzmaschinen, tL Obstbäum«, 9 Saatkartossrln und 6 BundrSgruppen WiesenmooSeggru zuaewiesen. Ferner wurden einer Anzahl Gruppen KlachSbrechmaschinen» Bienenstöcke, Wabenpressen, Viehwagen zugctheilt. In 6 Orten wurden deutsche Volksbibliotheken errichtet und deren Zahl somit auf 50 gebracht. Um I. Ink ries «an in Kaplitz eine Töpferei- Fachschule in- Leben; desgleichen gelang e« der BnndeSleitung. die Schlauchweberei im drntfchen GüdbVhme« einzusühren. Die Abhaltung von Wanbervorträgrn nahm einen erfreulichen Aufschwung, wie auch die Zahl der Kaiser Sosef-Denk- mäler in stetem WachSthum begriffen ist. Bon dem Organ de» Deutschen Vvhmerwaldbnnde«, den .Mitthrilungen", sind bi« jetzt 10 Nummern erschienen, deren letzte eine Anzahl Sagen und Märchen au« dem Böhmenvalde, sowie eine Reihe anderer Aufsätze enthält. Hoffentlich bilden sich nach dem Muster de« Deutschen Böhmerwaldbund»« noch ähnlich« Vereine im nordöstlichen Böhme«, im südlichen Mähre« und «m südliche« Steiermark I Der Arbeit würden solch« Varetn« gerade genug finden. * An« lehrreiche Studie hak soeben der Pros. Rainer von Reinvhl in Horn in der .Deutsche» Wochenschrift' der« ?tttntlicht. Der Artikel betitelt sich .Di« Sprachgrenze Mähren und Schlesien' «nd weist nach, welche rein deutschen »nd sprachlich gemischten Orte an dieser Sprach-
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