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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188709155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870915
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-09
- Tag1887-09-15
- Monat1887-09
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1887
- Autor
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Erscheint täglich früh SV, Uhr. Krdictia» und Lepe-itiou JohouneSgafle 8. Sprkchlinn-tir der Urdartion- vormittag- 10—18 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. Uilr n- NU«,,»« «a,ulcri»t- »x »«»«»>», mcht »rr»m»iut. Nun«»«« flr »tr nichftf«l,n>d« «»««er I»ser«te a« «»chr»ta,«, »i« » Uhr «»chinttlch,«. «nS»«n- ««HSefttagrusrktz vt«'/,«U»r. 3« dr« Filialr« str Zns.-Annstzme: Ltt« Rle««, Universitättstraße 1. LouiS Lüsche. Kathariueustr. 23 pari. u. LöulgSplatz 7, nur bi« V,t Uhr. UchWer.TWtM Auzeiger. VW« fiir Politik, L-cal-efchichte, Handels- uul^SeschSftsvcrschr. Auflage IV,7S«. Abo«nriuciiisprris vienclj. 4'/, -^lk >»cl. Bringertohn 5 Mk., durch die Post bezöge» L Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-formal gesalzt) ob»e Pr-sidk.örderrmg «O Mi. unl Postdesördcrung <0 LU. Inlrratr Eqespaliene Petilzeile SO Pf. «rohere Scbnsien laut uni. Prcisverzeichniß. Tabellarischer u. Zisiernjap nach höhcrin Taris. Urclamrn unter dem Redactionsstrich die Igespalt. Zeile bOPs., vor denJamilieniiachrlchlcn die Ogespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind sie,« an die Erpc0itiai, zu lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasuuim-rnnäo oder durch Post- nachnahmc. 258. Donnerstag dm IS. September 1887 81. Jahrgang Amtlicher Theil. vcsuimilMchilig. Der officielle Anfang der diesjährigen Micha.U»«effe fällt auf d«a SV. G»»te«brr, und e« endigt dieselbe mit dem IS. Oktober. Während dieser drei Wochen können alle tu- und «ns- läudtsche« Handel-leute, Fabrikanten und Gewerbtreibende ihre Waaren hier öffentlich seilbietrn. Doch kann der Großhandel in der bisher üblichen Weis« bereit« in der zum Auspacken bestimmten Vorwoche, vom IS. September an. betriebe» werden. DaS Unspaöken der Waaren ist de« Inhabern der Meßlocal« in de» Häusern ebenso wie den iu Buden und auf Ständen seilhaltenden Verkäufer» in der Woche vor der Böltcherwoche gestattet. Znm Einpacker, ist da» Offenhalten der Metzlocale in den Häusern «uch in der Woche nach der Zahlwocke erlaubt. Jede frühere Eröffnung, sowie jedes längere Offenhaltei, eine« solchen VerkauislocalS, ebenso da« vorzeitige AuS- oacken au den Ständen und iu den Buden wird außer der sofortigen Schließung jeteSmal, selbst bei der ersten Zuwider- hanblung, mit einer Geldstrafe di« zu 7b ^ oder e»t- sprechender Hast geahndet werden. Auswärtigen Spediteuren ist von der hauptzollamtlichen Lösung de« Waarenverschluffe« an bis mit Ende der Woche nach der Zahlwochc das Speditionsgeschäft hier gestattet. Sechzig, am 29. Juli 1887. Der Rat- der Stadt Leipzig, vr Vtllanntinllchnug, die städtische Einkomnrensteaer hetreffeud. Der zweite Termin der städtischen Einkommensteuer ist a« IS. Septearber ». «. mit dem vier und etuhaldfache» Betrage des eta- fache« Stearrsatzeg fällig. Die BeilragSpflickkUgrn werden deshalb ausgefordert, ihre Steuerbetrüge spätestens binnen 3 Wochen, von dem Fälligkeit« tage ab gerechnet, an unser« Stadt« Steuereinnahnw. Stadt hau-, Obstmarkl Nr. 3, Erdgeschoß link«, bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen eintrrteuden gesetzlichen Maßnahmen abzusühren. Leipzig, de» 12. September 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Gcorgi. Koch. Vkkmilltlllachmig, die persönliche Anlage kür die rvangeltsch- lnthrrtschrn Kirchen in Leipzig betreffend. Der mit dem aus de» IS. Septenrber ». «. sallenden zweiten städtischen Einkommensteuertennin einzu hebende Betrag der persönlichen lutherischen Kirchenanlage ist mit vierzig vorn Hundert des an» der Ein schätzung zur staatlichen Einkonrwrnstrnrr sich ergebenden einfachen städtische» StenersatzeS fällig. lvie Beitragspflichtigen werveu deshalb ausgesordert, ihre Beiträge binnen 3 Wochen, von dem Fälligkeitstage ab gerechnet, an die Stadt - Steuereinnahme zu entrichten, widrigenfalls nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen da« BeitreibungSversahren ringeleitet werden wird. Leipzig, den 12. September 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. stoch. Für den Schlachtbosbau wird die Anfertigung und An lieserung von etwa 2000 gm größerer und kleinerer Ernster ans Schmiedeeisen hierdurch öffentlich ausgeschrieben. Die Unterlagen sind für 1 80 im Schlachthofbau» düreau an der Kaiserin-Augusta-Straße erhältlich. Die Angebote find nach Maßgabe der bei den Unterlagen befindlichen Vorschriften zu bekandeln und his zun» S. Ok tober dieses Jahres, Vormittag- II Uhr bei der Rnnttatnr de« hiesigen Rathhause« abzugeden. Wir behalten »n« die Auswahl unter den Bewerbern, die Theilung der Arbeiten, sowie die etwaige Ablehnung stimmt sicher Angebote vor. Leipzig, den 13. September 1887. I» »ISS Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. CichonuS. vermiethiiilg. Eia in der Hausflur re« der Stadtgemeinde gehörigen HanSgrundstückr Rrtchsstraffe Rr. 7 befindlicher Vier kansSstand soll vom I. Oktober ds. I». an gegen vierteljährliche Kündigung anderweit vrrmirthet werden. Miethgesuche sind aus dem Ratbhause. 1. Etage. Zimmer Nr. 17. anrubringen, woselbst auch die BermiethungS- bevingungen ringesehrn werden können. Leipzig, den SO. August 1887. Der Rath brr Stadt Leipzig. ». 4728, vr. Georgi. strumdiegel. Ltemr-Zuschlas zur Deckung -es Auf- Vaudes -er Han-elskammer. Die Handelskammer ha« beschlossen, zur Deckung ihres Lerwal« tungr.AuswandeS, einschließlich de« «nswanbe« der Börse, von ihren Wahlberechtigten, d. t. von denjenigen Kausle«teu »ad Fabrikanten in Leipzig und tm Bezirke der AnitShauptmaanschast Leipzig, welche in Spalte ck de« Liukommensteuer-statafter« (Einkommen au« Handel. Gewerbe u. s. w.) mit mindestens 1900 eiagescdätzt find, sür da» lausend» Jahr einen sttenne-Znschlo, von Vier Psenni, «ns jede Mart desjenigen Steuersätze«, »elcher »ach der ,u ß. 18 des Einkommensteuergesetz^ euthaltenen Seal« aus ha« tu Spulte ck de» Eiukommeufteuer-statafter« eiugestrlltr Ein komme» jede« Beitrag»« Pflichtige» »utsalle, wttrv«. mü de« ouf den >s. September d.-. ansteheuhe, Hebetermt, erhebe» z» lass«,, »,h r« wird dteser Zu. schlag hiermit -uSoeschriebeu. »en M «nqnft 1887. Ser Vorsitzen»« der SandelSkmmaer. vr. vach«»»th. vr. Geusel. S. vetlmutumtuug. Nachdem wahrzunetzme« gewesen, daß die Bestimmung in tz. 84 de« Stratzenpotizeiregulativ« sür die Stadt Leipzig, wonach große und starke Hunde, welche heim frelen Umherlausen öffentliche Auiagru beschädigen, vor- übergebende gefährden und inibesoudere stiuder iu Gesabr bringen könne», umgeriffen zu werden, aus der Straße nicht frei lausen gelassen werden dürfen, sondern an kurzer Leine zu führe« find, vielfach außer Acht gelassen wird, wirb diese Bestimmung hierdurch von Neuem mit dem Bemerken eingeschärst, daß die AussichtSorgaue angewiesen sind, Zuwiderhandelnde in jedem Falle zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 12. Seplember 1887. Da« Poltzriamt der Stadt Leipzig. Nr. 3527 v. L. Brelschneiver. Vctranntmachung. Nachdem her tu miserer Beta»»!»,amuix, vom 1. Juni h«. IS. alt verloren ongezeigie Lagerichein Ne. 7U.2M nicht eingelieier« worbe», haben wir heule einen neuen Lagcrsctieia ausgestellt «,h erkläre» ve» alten Lagerschein hiermit sür erlofcheu und uulvirksam. Leipzig, de« 13. Sepicmber 1387. Lagerhos der Stadt Leidzi«. Gcther. Löuigllihe Vaugkwerkenschule z« Lei-zig. Der Unterricht im Semester 1887i88 beginnt Montag, den 3. Lctobcr, früh 8 Uhr. Zur Ausnabme sind ersordertich: 1. das ersüllte 15. Lebensjahr, L eine mindestens aus zwei Halbjahre ausgedehnte praktisch« Beschäftigung im Baugewerbe, 3. eia Z'ugniß über gutes Verhalten, 4. ein Jmpsfchei», b. zum Eiuiritt iu den untersten Tur» eine Vorbildung, wt« sie ul» Ziel der Volksschule festgesetzt ist. Die diesbezügliche Prüsung ist ouf Freitag, den SV. September, srüh 8 Lhr festgesetzt. Eiae Disprnsatia» von der Alter«sektt»mung. welche setzt durch Hohe Entschließung aus das erfüllte 1b. Lebensjahr haaub- geletzt wurde, findet nicht statt, wohl ober kau» die Bedingung der praktischen Beschäftigung bei dcneu, welche eine bessere Vorbildung nachweiien, ermäßigt werden. Nachprüfungen und Aufnabmeprüsimgen solcher Schüler, welche >» höhere Curse eintreten wollen, sind aus Souiiabend, den 1. Lctobcr, srnh 8 Uhr festgesetzt. Für da» Unterrichtslocal de» IV. Curse» ist eine Vergrößerung vorgesehen, und für später eine Erweiterung des lliiterrichieS m der LonstructionSlehre in Aussicht genommen. Anmeldungen find schriftlich oder mündlich bei dem Unteezeich neten bis 30 September, solche früherer Schüler Sonnabend, den 1. Lrtober i»S spätestens BormitlagS 11 Uhr auzubriiige». Leipzig, den 27. Juni 1887. Tic Direktion: Wilh. Hey, Davidstrabe 11. Nichtamtlicher Theil. Die Ereignisse in Lulgarien. Rußland bat bisher immer grundlos über die anarchischen Zustände in Bulgarien geklagt, weil nach der Auffassung der russischen Negierung Anarchie in Bulgarien gleichbedeutend ist mit dem Ausschluß der russischen Herrschaft. Jetzt haben wirklich Ruhestörungen in Bulgarien staltgcsunden, aber nur weil die Regierung den russischen Umtrieben die Möglichkeil verschafft hat, ihr« Wirkung in der Ocsieiittichkcit zu äußern. Fürst Ferdinand hat im Emverständniß mit seiner Negierung den Belagerungszustand aufgehoben, und da» hat die russische Parte! al- da- Zeichen betrachtet, ihre Zer- störungSarbeit zu beginnen. Unter der Herrschaft der Regent schaft war der Belagerungszustand nicht zu entbehren ai« Waffe gegen die russischen Umtriebe, die Ruhe und den Frieden in Bulgarien zu stören; jetzt, da wieder ein Fürst da« Regiment führt, ist dieser Grund in Wegsall ge kommen, e» mußte der Versuch gemacht werken, ob nicht nach der Thronbesteigung de« Prinzen Ferdinand ohne Be lagerungSzustand in dem schwer geprüften Lande ouSzu- kommen sei. Aus Ruhestörungen durch die lange Zeit unterdrückte russische Partei mußte di« Regierung gefaßt sein, e« war nicht zu umgehen, daß die wieder erscheinenden in russischem Sinne redigirten Blätter Aufregung und Zwistigkeiten in der Be völkerung Hervorriesen. Nach der Absicht Rußland« sollte da« schon vor einrm Jahre geschehen, denn eine der drei Forde rungen de< General« Kaulbar» war die Aushebung de» Be lagerungSzustande«, damit die Wahlen in voller Freiheit vor genommen werden könnten, oder vielmehr damit Rußland die nöthige Grundlage sür seine Wühlereien gewann. Fürst Ferdinand hat diese Forderung erfüllt und die nothwendige Folge ist die Störung der bisher aufrecht erhaltene» Ruhe. Die Organe Rußland« führen seil dem 8 September, dem Tage der Aushebung de« BelagerungSzusiandeS, eine Sprache, welche die Mehrheit der Bevölkerung tief verletzt, weil sie die russische Herrschaft al« da« beste Mittel anpreisen, um allen inneren Kämpfen und Wirrnissen ein Ziel zu setze», und Bulgarien seiner wahren und eigentliche» Bestimmung entgegenzüführen. Die nicht russisch gesinnte Bevölkerung erblickt darin mit Recht den Versuch, die bulgarische Unabhängigkeit zu zerstören, und widersetzt sicki demselben deshalb mit einem Eifer, der bereit- zu Gewaltthätigkeiten geführt hat. Karawelow hatte die Kühnheit, in seinem Organ offen gegen den Fürsten und die hinter diesem stehende nationale Partei auszutreten, und er« regt« dadurch da« Mißfallen seiner politischen Gegner in dem Grade, daß sie in seinem Hause die Fenster eiawarsen, da« Zerstörung-Werk in der Druckerei der „TirnowSka Eonflitu- Na" fortsetztea und dann ihrer Ergebenheit sür de» Fürsten in lauten Huldigungen für denselben Ausdruck gaben. Zuletzt gab die Menge Stambulow durch Ansammlung vor seinem Hause Gelegenheit, ihrem patriotischen Eifer seinen Dank abzustatte«. . Dieser Vorfall in Sofia ist al« da« Vorspiel eine« sehr I erbitterten Wahikampsr« aiijuscben, in welchem die nationalen ^ I Element« mit ganzer Kraft gegen die Ruffensreunde aus« ^ ihrem «n kitten dadurch I treten werden. Während der letzten Wahl am 10. Oktobers».,» Rück.» Ich .udle'u.ch.'jr^Dip^ 188« kam dieser Gegensatz ^qensätze^bereNS eine» U.« ,§L" die beste Abivehr gegen die ruffc s x,en Anhänger» durch da« Mißverhältniß der Z» ge» de« Uuabhäng.gke.l^edanken« und der < ^ H sur bie boteu. In der H-uplstad de«Lande« ."°.e,eo^ ,e Ei"- de! nationalen Partei in Sofia uur">egen. t,c Poi'^i b ^ La'wL D.e russische Partei hat alle Ursach. m l der -i, u krSz7eL^ rAtÄNnSd!- Le'V'M bei Parteikämpsen. und man fft e« von ruffiscber ^nle g.wch . daß dteser Hebel stet« an der reckte,. Stelle >r v. Es ist au« den Erfahrungen der letzten beide,i Iabre bekannt, daß die russische Partei besonders d.e Gr-»Z°rt- °lsdasgee,g.,cle Feld sür ihre Thätiakeit e,kan»t hat. und deshalb steht zu erwarte... daß i» Widdin. »tustickuk. Varna. Burga« S'l'stna. wo der Boden bi,-reichend für Autckriicke der Vo kSieidenscka l vordere,lel ist, auch bei der gegenwärtige» Lahlhemkgttnq r - russi-chc Wühlarbeit ihre» D'eiist mcht versagen wird. Gü»N>g ist siir die russische Partei, daß der neue Fürst eS b'Shcr »<1 hinreichend verstände» hat, sich die Herze» de« bulgar, cken Volkes zu eigen zu machen weil die Eam>llcnuberlu>eruiigen, uiilrr deren Truck er ausgewachsen ist. ihm die ^-»lt zwischen Fürst und Volk weiter erscheinen ließen, als die lhaliächlichc» Verhält,„sie in Bulgarien gestatten. Infcsern ist d:e Betonung de« orleanistischen Ursprungs deS Prinzen Ferdinand, wchoe neulich in einem Artikel der .Norddeutscheii Allgemeincil Zeitung' geschehen Ist. nicht so grpudloS. al» es scheine,> ko««1e. Aber di« persönlichen Eindrücke, welche der junge Fürst während seine» Aufenthalts in Bulgarien «wpsangen hal und welche durch seine srcmte Umgebung kaum ab- aesckwächt worden sei» könne», werden ihre Wirkung nicht 'verfehlt und dem Fürsten die Ueberzengung verschafft haben, baß er in Bulgarien nur seinen Zweck erreichen kan», wenn er alle Borurthcile abstrcist und sich lediglich aus seine eigene Kraft und den zu ihm hallenden Theil LcS bulgarischen Volke« verläßt. , . ^ Tie Wahlbewegiing in Bulgarien drängt vorläusig die Bemühungen der Vertragsmächle. über eine gemeinsame Äclion in Bulgarien zum Einverständniß zu gelange», in den Hinter grund, die Aoscudung türkischer und russischer Commiffare erscheint so lange unzweckmäßig, als die Bulgaren die AuS- gleichnna der vorhandenen Gegensätze selbst zu besorgen entschlossen sind. Drilten Personen würde dabei dock nur eine leidende Nolle Zufällen, und deshalb erscheint eS geboten, daß Europa der bulgarische» Wablbewegung nur in der Nolle des Zuschauers gegenübertritl. Daß Rußland sich diese Lage zu Nutze »lachen wird, um hinter den Eouliffen eifrig zu wirke», ist zweiselloS, und voraussichtlich wird der Telegraph in den Wochen der Wabibeweguug noch häufig in Tbäligkeit treten, »m un» die Ergebnisse der russischen Bemühungen »litzulheile». Eine Frage, welche bisher »och nicht ausgcworfcn worden ist, welche aber sehr nahe liegt, ist d,e, ob denn die sür den 9. Oclober auSgeschriebeucn Wahlen Aussicht haben, vo» Ruß land alS gesetzmäßig aucrkannt zu werden. Wenn Rußland co»seque»t sei» will, muß e» diese Gesetzmäßigkeit ebenso ver neine» wie die der Wahlen vom 10. Oclober v. I., weil ihre Ausschreibung durch eine von Rußland nicht alS zu Recht bestehend anerkannte Regierung erfolgt ist. Wenn aber Ruß land den bevorstehende» Wahlen wirklich so feindlich gegen- überlritt, dann scheint e« verlorene Müde, die russische Partei in Bulgarien vor den Wahlen zu unterstützen. In der Thal ist e« der russische» Regierung keineswegs gleichgiltig. ob die bulgarische Partei oder die russische bei den Wahlen de» Sieg behält, und wenn r« möglich wäre, ihn der russischen Parle zuzuwenden, so würden sich wohl Mittel und Wege finken, die Wahlen auch al- gesetzlich anzuerkennen. Fürst Ferdinand hat die Aufgabe, die russischen Einflüsse mit allen erlaubten Mitteln zu bekämpfe», damit die Wahlen vom 9. Oclober womöglich ein sür die nationale Partei noch günstigeres Er gebniß liefern al« di« vom 10. Oclober 188«. » » * » ^ /«?"«vom Pariser „Figaro" veröffentlichte Brie deSFürste» Ferdinand an einen französischen Freund erwähnt zunächst, daß der glänzende Empfang i» Bulgarien ihn für die Strapazen der Reise entschädigt habe; obgleich die bulgarischen Delrgirten und Minister ihn aus einest solche» Empfang vorbereitet hätten, habe derselbe doch alle seine Er wartungen übertroffrn; Armee und Volk hätten gcwettcisert. ihm Zeichen der Dankbarkeit dafür zu geben, daß er der Ans. forderung der Nationalversammlung gefolgt sei. Tann heißt es wörtlich weiter; glaube Ich schließen zu können '"Aschen, dab dir «nhäuglichkei, des Volkes an Lm»,?-K" S«ü nur vergrößern kann. Die "tzien '.°ben die bulgarische Nation sehr ge. leben «ieb -E" lernen und mich a» der Arb it U ^r. Größe u.d ihr Wohlergehen, wird sich ke!n> Zuneigung, wie ich nicht zweifle, in wahre Liebe »u . "'^"delu «lleln der Himmel ist ».ch! tm Innern Alle» beruhigend, ist die» die äußere e.n» 2."' "er sechs europäischen Großmächte n. che» ... Pc^.u wUe "n» sie be.rach.en einen der Awl'.,?^. ^ um -m Volk zu retten, als eine Fucke, Dchlo^en^da. »"gebe", '"der daß g.wlsse glaubte "" wenig >u weit »reiben. Ich »dcrr. Freche,'.,^' ' Ä^undert« der Preßsre.he,. und aller da« wa» sie im Jutercfle ihres Landes ooihwendig erachte», aber Sie müsse» zugestchen, da» ist weder ehrlich, noch großherzig. Sie wissen, daß >ch die guicn und tapferen Völker lieb. ; so sind die Bulgarien. Sie wissen, daß ,ch fähig. Mich, wen» »olbwendig, sur kine gute Socke zu opsern. Eine solche ist die Sache Bulgariens. Sie wissen endlich, daß ich aus de» göttlichen Sckntz vertraue. Ich tuibe daher ein ruhige- Gewiss » und die feste Hoffnung, mein neues viclaeliebleS Balerland aus der Krise zu ziehe», und ich übernehme meine Ausgabe daher mit großer Seelenruhe." Zum Schluffe führt der Briesschrciber dann au», daß Bulgarien Frieden und Ruhe bcdürse, welche er dem Laude verschaffen könne; er begreife nick!, welche» Interesse die Mächte habe» könnten, seinen Einfluß aus daS Land emzu- chrLuke». Bulgarien »iüsse seine natürliche» Ncichlhümcr entwickeln und der Ausführung diese» Programme« werke er alle seine Kräsle widmen. „Welches aber auch die Zukunst ei» mag, ick werde meine Pflicht erfüllt und die Devise: Th»e, waS du sollst, komme, was mag" zu der mcinigcn ge macht haben." Ein Datum ist nicht angegeben. Leipzig 15. September 1887. * Wie u»S auö Berlin gemeldet wird, kehren die Majestäten, sowie der Prinz und die Prinzessin Wilhelm ?rograi»mge»iäß am Sonnabend nach Berlin zurück Tic Kaiser:,» begicbt sich sodai», Montag nach Baken-Bade», wohin ihr kcr Kaiser in wenigen Tage» folgt. Ter Geburts tag der Kaiserin wird wiederum daselbst gefeiert. So lauge c« die Witterung irgend zuläßt, wird in diesem Jahre aus den Wunsch der Aerzte auch ker Kaiser in Baden- Baden verweilen und alsdann nach Berlin zurückkehre». Ein weiterer Aiifenlbalt in Babelsbcrg ist nicht in Aussicht ge» iiou>kuc». * Die nächste NeichStagSscssion wird sich mit einer limsassenten Regelung der Rechtsverhältnisse der deutschen Sckutzgcbielc zu beschäftigen haben, da sich das bestehende G'sctz als u»ge»ügc»d und praktisch »icist »n» diirchsührbar erwiesen haben soll. Eine de», in der letzten Session eiiigcbrachle», aber nur thcilwcise zur Erledigung ge, tommciiei, Gcsetz'»t>vurf ähnliche erweilcrle Vorlage wird, wie wir vernehmen, bereits im Rcichsjustizamt auögcarbeitet. * Zur Landt a gS n achw ahl i» Saga» an Stelle deS ver storbenen srciconsetvativeil Abg. Schmidt ist die Wahl der Ersatzmänner ans den 15. Oclober, die des Abgcorvncte» aus de» 22. Oclober angesetzt. Al« Eandidat der Eartellparteien ist AmtSralb Reinecke-Meknitz (natioaallibcrcil) auf gestellt. Für die in demselben Wahlkreise bevorstehende ReickStagswahl scheinen die Verhandlungen unter den Eartellparteien noch immer nicht zum Definitiven Abschluß geriehen zu sein. * DaS in Schlesien veisnchtc Manöver, ein Eomplot der Geistlichen gegen daS Einspruchsrecht deS Staate« bei der Besetzung von Psarreic» zu Staude zu bringen, wird „och lnteressaiiter durch eine Entbülluiig der „Schlesischen Zeitung", wonach der eigentliche Urheber deS Planes nicht uulcr der Geistlichkeit, sondern „an der Spitze deS Een trinn s" zu suchen ist. Tie Fäden dieses Eomplotö, welches vic Verständigung zwischen Staat und Euric über daS Ein spruchsrecht thatsächNch durchkreuzen u»d unwirksam machen wollte, lause» also osienbar bei dem Abg. Windt borst zu sammen. der in de», Breslauer EanonicuS Or. Franz einen bercilwillige» Gchilscu sank. Aus die Geschäftigkeit, mit welcher der Führer de« EentrumS und der Welsen neue» U»- sricdcn zu säen und den „Enllinkamps" aiizublascn sucht, wirst dieser Vorgang ei» belle» Licht. Bekanntlich ist der Pia» durch daS loyale Eiiigreise» deS »ciicn Fürstbischofs Or, Ko pp vereitelt worden. Es ist sehr i»te,cffa»t. an diesem Puiiclc wicver einmal die friedliebende geistliche Auto rität n»v daS politische Agitaticiiöbedürsniß der Leiter de» EentrumS gegen ciiiander aiikäiiipfcn zu sehen. * » * * Die Entrevue zwischen Gras Kalnoky und Fürst BiSmarck siuvet »ach einer Posier Mittbeiluug >»> Lause der Woche in FriedrichSruh statt. Der Tag ist unbestimmt. * Ein Diplomat, der jüngst die Balkanländer besucht bat, gab bei» .Standard" zufolge über die dortigen Zustande und Stimmungen folgenden Ausschluß. Bosnien »»iv die Herzegowina genießen eine Ortiiiing und Rübe, wie sie dieselbe» »>e zuvor gekannt hätten. Die Verwaltung ist gut und aus den verschiedensten Gcbicten. namentlich im Verbin dungswesen unk in de» städtischen Einrichiiiiige». ist ei» er staunlicher Fortschritt z» verzeichnen. Mostar. Scrajcwo und einige andere Städte sind stark befestigt. Die Bcvo.kcrung »st jedoch nickt so zufrieden, als man erwarten sollte; nur die Mohamedaner nicht slawischer Abkunst haben sich mit Würde und Anstand i» die österreichische Herrschaft ergeben; dagegen schauen jene mohamedavischen BcgS slawischer Ab kunft, welche da« Cbristenthum abqelhan hatten, um ibrc Güter z» rette», und ebenso die Katholiken wie die Ortho doxen nach einer serbischen oder mcntcnegrinischen Hcrrscbast a»S und zeigen wenig Dankbarkeit für all das Gute, welches Oesterreich >»S Land gebracht hat; sie würden im Falle einer Verwicklung ein zweisclhafles Element bilden. Dagegen ist >» Albanien die Sehnsucht „ach der österreichischen Herr schaft iveit verbreitet, welche man i» Makedonien »nr bei dem handelSsrohe» Völkchen Salonichi« verspürt. * Einer Pariser Meldung zufolge wäre der franzö sische Marlncministcr Faur geneigt, sein Amt iiickcr- julege», doch will Nvuvicr im jetzigen Augenblicke keine wesentliche Veränderung in seinem Eabincl vornclnne». — Der .Rappel' fordert die baldige Einberufung der Kam mern, weil der Senat Wege» der am 8. Januar ». I. staltsindenven SenalSwahlen die Budget-Debatte Anfang December beginnen muffe. * Die marine Machtentfaltung Rußland« am Stillen Ocean wird bedingt durch die Notbweiidigkcit, >» jenen Gegenden wichtige Großmachlintcreffeii zu wahre». Rußland ist pacifischer Küstenstaat, und wenn schon der exten sive Umfang der dortigen Küstenerstreckung de» nordischen Reiche- der intensiven Entwickelung ve« pazifischen Gebiet« auch nicht annähernd entspricht, so ist doch ciii conslaiilcr Fortschritt nicht zu verkennen, unv die maritime Politik des St. Petersburger EabinetS dient seinem pacisischen Inter- effencomplex vielleicht mebr noch in bahnbrechender Richtung c>>« in Schutz und Pflege schon vorhandener Errungen- schasten. Wie wir schon neulich betonte», ist Wladiwostok der vornehmste russische Ansiedelung»-, Hasen- und Stapel platz in jenen enllcgencn Land» und Seeslrccken. Dieser Ort
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