Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188709136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870913
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870913
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-09
- Tag1887-09-13
- Monat1887-09
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.09.1887
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
>tcu ßen He» ilich den >»te »«de -ich- eben vro eh- »us- und as- ; V. i. n. d«-. I dl, vr.. dt» , ü». vr. Ldl. -leid. so. IN.. t» »Nt«. is«r- »M« nock !»»<-» m»ä» ivti» VN, loa) „lr I »l. ,dl, >ro> l dl» Um. »von neri- »der- »8er- n»»r npkr tS/S) Man» " von Bort een«. Star. > der npfer HkscheiNt t«-«ch früh 6'/, Uhr. Nr-arlioa und Lrvrditioa JohauneSgasir 8. Sprrchüundrn drr Urdurtion: Bormtttag« 10—18 Uhr. Nachmittag« ü—6 Uhr. ltiti n, »na«»»« »m,N»n»«er «»»»ierwt, ««che st- »« «r»Lrt„ »ich« »»di-Vi-. Anuntz«« »„ st, »t» »üchft1»l,n,h« N»««er testt««tcn g«»,,«», a» W«chen»a,e« kl« S Uhr N-ch«ttt«^. a» T««n>- «,,h -estta,rn früh dis '/,!> Utzr. I» dra Filialen für 3ns.-Ännahme: Ott« Ule»«. UniversttätSstraßr 1. Laut« Löst»,. Katharinenstr. 23 Part. u. Köni-«platz 7, nur bir'/,3 Uhr. MMLer.TagMKli Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage IS,780. Abonnrmentspreis Viertels. 4'/, Mil 'ncl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Ml. Jede einzelne Nummer 20 Pf Belegeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Posibelördernng 60 Ml. mit Postbeförderung 70 Mk. Inserate sigespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut unl. Preisverzeichniß. Tabellarischer u. Zissernsatz nach Höhen» Tarif. Nrclamen «nter dem Redactionsstrich die 4gespalt. Zeile bO Pf., vor denFamili ennachrichten die Ogespaltene Zeile 40 Pi. Inserate sind stets an die <ßr.pri»tio>l zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung >ira«,»lmoranilo oder durch Post nachnahme. N 256. Die«»tag den 13. September 1887. 81. Jahrgang Amtlicher Theil. Vkk««it1mllchuns, die Landtag-Wahl betreffend. Die Liste der in dem UI. Wahlkreise der Stadt Leipzig wohnhaften, für die bevorstehende Landtagswahl stimmberech tigten Personen liegt von Mittwoch, den 7. dieses Monat- an bis mit Dten-tag, de« 13. dieses Monats, — einschließlich de» dazwischen liegenden Sonntag» — von Vormittag« 8 di» 12 Uhr und Nachmittag» 2 bi» 6 Uhr im Stadthause, Odstmarkt 3, l. Etage, Zimmer Nr. 87, sür die Betheiligten zur Einsicht au». Einsprüche gegen dies« Liste find nur bi- zum Abläufe de» 7. Tage» von der er folgten Auslegung der Wahlliste an, also bi» mit DienStag, den 13. dieses MouatS, Abends v Uhr, zulässig. Leipzig, am k. September 1887. Der Skath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Clanß. Der M. Wahlfrei« der Stadt Leipzig umfaßt folgend« Straßen und Plätze: Aibertstraße. Alcxanderstraße, Alter Amt-Hof, Arndtstraße, Auenstraße, Bayerische Straße, Beethovenstraße. BiSmarck- straße. Brandvorwerkstraße, Braustraße. Meine Burqgafle, Carl Tauchnitzstraße. Eenlralstraße, Eolonncidenstraße. David- straße, Dorolheenpiatz, Dorothcenstraße, Dusourstraße, Eliseii- straße, Elsässer Straße. An der alten Elster, Elsterstraße, Emilienstraße, Erdmannstraße, Färberstraße, Fichtestraße, Flcischerplatz, Floßplatz, Frankfurter Straße. Fregestrciße, Fürstenstraße, Gottschedstraße, Trassistraße, Gustav Avolph- Slraße, Härtelflrciße, Harkortstraße, Hauptmannstraße, Hiller- straße, Hohr Straße, Iacobstraße, Iobannapark, Kaiser Wilhelmstraße, Kaiserin Augustastraße, Kochstraße, Körner- Platz, Körnerstraße, Kramerstraße, Kronprinzstraße, Lampe straße, Leibnizstraße, Lessmgstraße, Lntzowstraße. Mablmann- straße» Marschnerstraßc, MendelSsohustraße, Mollkestraße, Moritzstraße. MoscheleSstraße, Mozartstraße, Müblgafle, Münzqaffe, Naundörfchen, Odstmarkt, Pestalozzistroß-, Peter», fleinweg, Plagwitzer Straße, An der Pleiße, Plcißenltiaße, PoniatowSkystraße, Promenadenstraße, Quaistraßc, Ranstävker Steinweq, Rosenthalgasse, Bor dem dkosenthalthore, Ruvols- straße, Scharnhorststraße. Schenkendorsstcaße, Schletterstraße, Schleußiger Weg, Sckrcberaiißchc», Sckreberstraße, Sebastian Bachstraße, Sedanstraße, Seitenstraße, Sibonienstraße. Simson- straße, Sophienstraße, Sleinstraße, Sütplatz, Siivstraße. ThomasiuSstraße, Waldstraße, Weststraße, Wettiner Straße, Wiesenstraße. Windmüblenstraße, Zeitzer Straße und Zimmcr- straße. Bekanntmachung, die Productrnbörse betr. 3° der selten, der Besucher der Produktenbörse vorzuoehmenden 88a^! dou 3 8)tlt()llederu in den nach ff. 7 der Börsenordnung behnss Umlegung der JahreSbcilräge zu bestellenden sDMYUIMAUVslyUP werden die vesncher der Prodoctenbvrse — und zwar mit Ausschluß der lediglich de» Äaa re n geschifft« im engeren Sinne wegen die Börse besuchenden Firmen — unier Hinweis aus den beireffenden Börsenanschlag aus Dienstag, den 13. September d. I., Nachmittags 1 Uhr zn einem t» der Producteuhalle im Anschluß an die gewöhnliche Börsenversammlung ebzuhaltenden 8Äat)Ia(tNS von den unter- zeichneten, in den genannten Ausschuß delegirtcn Mitgliedern der 2. Abtheilung des Börsenvorstande» hiermit einberusen. Der Zutritt zu dieser Versammlung tstnurgegenVorzeigung der Börsenkarte gestattet. Leipzig, den S. September 1887. Fr. Schmidt, L. Albr. Broikhoff, Bleql, Georg Schrorder. Börsensecrelär. vleb-a-ls-VekaunImachnns. Gestohlen worben vier erstatteter Anzetge zufolge: 1) eine silberne Damen-Eyliuderuhr ohne Secunde, mit Bold- rank», und genörbter Rückseite mit wappenühnlichem Schildchen, au» einer Wohnung in Rr. 17 der Pleißenstraße, vom NX vor. bi» S. ds». Mi».; 2) ein große« schwarzlederne« Grlvtäschckien mit 8-41-5-4 und einem Lettz>a»«schrl» über eine für 6 versetzte silberne Lylindernhr, auf dem Marktplätze mittelst TaschkNdtebftittzl», am 3. ds». Mls. Lormiltag«; 3) ein 4räder,ger Leiter-Hanvwage«, braun gestrichen, anf demselben 2 vebekörbe, 1 Tragkorb und 1 graue Lrtiiwanv- sickc mit schmutziger Herren-, Damen-, Ktnber-, Bett- und Tischwäsche, »heil« »ngezeichnet, »d«>l« mit folgenden Zeichen »er- sehen: ,.U.", -I. S.,.L. L IV. 6.-. „I,. S.", „1-. 8." und „X.". außerdem 4 Oberhemden. 4 Nachthemden, 4 Arauenhemben und 7 Hanbtächer, 8." aezeichnet und frisch gewaschen, am b. dls. Ml«. Abend» von der Promenade am Schloss« Pleiße«bürg; 4) eine silbern« Damrnnhr mit Goldrand, schwarz emailllrter Rücheile, Fabrikaummer bOM und audängender kurzer Talmikette m,t Quaste, aut einer Wohnung i» Rr. 16 der Rltterftruße» am b. dss. MtS. Nachm.; b> eine silberne Lhlinder-Nemantalrnhr mit Goldrand, Secunde, gelbe» Zeigern und geriester Rückseite mit Blumen- gravirunq, au« einer Wohnung ln Rr. 6 der Haiaßraß«, vom d. d>« 6. dl». Mi».; 6) ei» schwarzlederue« Vartemonnale mit gelbem rnnde» Schlößchen, enthaltend: 5ss bi« Lss »l in Gold, ein grauer aestrickler Garnbentel m,r ca. > und ein vetrag von ca. 200 ia diverser Eilbermünze» au« einer Wobnnng in Rr. 28 der Georgeustroße, vom 7. bi« 8. ds«. Mt«, mittelst Ainhrach»; 7) eine silberne Ltzltnder»Nemantotrnhr mit Golvrand, Sekunde, gelben Zeigern und der Fabnknummer ITObü, aus einer Promenadenbank mittelst Tafcheadtebftaht». a» 8. ds«. M»«.; 8) eine n«nsilber,e Ghlinbrvutzr, obne Gokdranb, mit Sernnd« »nd einem Defect an der kX. au« eine« Reutau an der Löhrstraße, am 7. dss Ml«. Nachmittag«; 9) ein schworzlederne« Portemannate. ziemlich groß. n»u Klavpe und gelbem Schlößchen, enthaltend ea. 8 Mark ln Einmarkstücken. 10- an» L-Pfennt,marke« für »ns. ca. 2 ^l. sowie 4 Mark in e>»em Tdaler und Markstück, au« einem Grschästtloeale »ab bezw et»» Sohn,,, in «r. 31 der Georgenstrnße, vom 7. dt« 8. ds«. Mt«, mittelst Glabrnch«; 10) ein Aaset von dunkelblauem, carrtrtem Stoff mit einer Reihe Horiiknöpse und Hellem Aermelfutter, sowie eine Hellgrane Ttoffhos« mit schwarzen Stteisen und Palentknüoseu, oa» einer Wohnung in Rr. 32 der Querstraße, am 10. ds«. Mt«, vormittag». Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenständ« »der den lhäter sind ungesäumt bet unserer Crlmlnal- Abtheilunq zur Anzeige zu bringen. Lelpztg, am 12. September 1887. Da« Pallzrt.Amt »er Ltabt Setbitz Bretschneidrr. vr. D. Nichtamtlicher Theil. von den Samoa-Inseln. Auf den Samoa-Inseln herrschen Zustände, welche von denen anderer überseeischer Gebiete mit europäischen Ansiede lungen erheblich ablvrichen. Tic Samoaner stehen unter der Herrschaft rinc» einheimische» König«. Die Interessen der dort lebenden Deutsche», Engländer und Amerikaner sind dem Schutze der Consuln dieser Mächte anvertraut, ohne daß eine derseiben die Schutzherrschast über die Inseln ausübt. Die Eomplicirtheit und Unzweckmäßigkeit diese» Verhältnisse» springt in die Augen; die Dinge würden dort aber ander» und siir die deutschen Interessen günstiger stehen, wenn Deutschland rechtzeitig und wie e» von der Regierung beab sichtigt war. die Samoa-Inseln unter seinen Schutz ge nommen hätte. Die damalige Mehrheit de» Reichstage erklärte sich jedoch dagegen nnd in Folge dessen unterblieb die Verkündung der deutschen Schutzherrschast. Nachdem die Colonialpolitik Deutschland», Dank dem inzwischen bei der Mehrheit der RcichSverlretiing zum Durchbruch ge kommenen besseren Verständniß, für die Interessen Deutsch land» in überseeischen Ländern eine andere Wendung ge nommen batte, wurde wenigsten» erreicht, daß England von der AuSsührung seiner Absicht, die Samoa-Haseln seinem Colonialgebiet einzuverlciben, abgebracht und daß überhaupt keine Schutzherrschast aus Samoa ausge richtet wurde. Nach Lage der Sache hätte Deutschland auf dieselben da» nächste Anrecht wegen de» Ucbcrwieg-n» der deutschen Nationalität unter den Ansiedlern aus Samoa. Leider haben sich aber die Verhältnisse aus Samoa im Laufe der Zeit keineswegs harmonisch cntwlckcit, und besonder» bat der amerikanische Eonsul die Neigung verralben, mit den Ein geborene» Ränke anzuzettelu, weiche den Einfluß Nordamerika» aus den Inseln zu dem maßgebenden zu machen bestinimt waren. Ter Schützling de» amerikanischen und auch de» eng lischen Consul« war der König Maiieloa, obwohl sei» Gegen- könig Tamasese bei den Eingeborene» höhere Autorität genoß und von ihnen als der eigentliche König de» Lande» an- gesehen wurde. Da Malieloa die Priorität de» Besitze» seiner Herrschcrwürde sur sich geltend machen konnte, be schränkte sich der amtliche Verkehr der drei Mächte, welche in Apia Eons»!n niiterhallen. aus den König Malieloa. Die amtliche» Beziehungen Deutschland» zu diesem waren aber nur solange aufrecht zu erhalten, als sich Malietoa innerhalb der lbm gezogenen Schranken bewegte, das heißt so lange er sich offener Feindseligkeiten enthielt. Das ist nun aber leider nicht geschehe», wie au» de» M illheiimige» der,.Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" hervorgebt, welche durch ei» Telegramm von „Neiitcr's'Bureail" au» Melbourne vom 7. September in Verbindung mit Erklä rungen de» englischen UnterstaatSsccrctairS de» Auswärtigen Fergusscn im englischen Unlerhanse veranlaßt worden sino. „Reuter'» Bureau" nieldel, daß ei» in Apia, der Haupt stadt von Samoa, angekemmcne» deutsche» Geschwader nach Forderung einer Gelostrase von dem König Malieloa zur Sühne sür die aus deutschen Pflanzungen verübten Räubereien 500 bewaffnete Matrosen gelandet habe, welche die Flagge Tamasese'» aushißten und diesen zum Herrscher Samoa» ausncsen. Ferguffon erwiderte in der Sitzung de» englischen Unterhauses vom 8. September auf eine an ihn gerichtete Frage, daß die Landung der deutschen Matrosen aus Samoa erfolgt fei und daß der englische und der amerikanische Consul dagegen Einspruch erhoben hätten. Am folgenden Tage ergänzte er seine Erklärung dahin, daß England den König Malietoa anerkannt und mit ihm verschiedene Verträge ab geschlossen habe. Zu diesen Thatsachen gicbt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" den Eommentar. daß die Landung der deutschen Matrosen uud da» von „Reuter'» Bureau" gemeldete weitere Vorgehen derselben wohl seine Richtigkeit haben werde, weil da» deutsche Geschwader den Auftrag halte, Genugthuung von Malietoa zu fordern nicht nur für die aus deutsche» Pflan zungen verübten Räubereien, sondern auch für die Mißhand lung derjenigen ReichSanzehürigen, die am 22. März den Geburtstag de» Kaiser» in Apia gefriert haben. Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" fügt hinzu, daß die auswärtigen Beziehungen Samoa» und namentlich die Gleichberechtigung der drei dort vertretenen Mächte: Deutschland, England und Amerika, durch ein militairische» Einschreiten von deutscher Seite nicht berührt werden. So kurz und bündig diese An deutungen sind, so lassen sie doch erkenne», daß sich auf Samoa ei» Umschwung vorbereitet und wahrscheinlich schon vollzogen bat. welcher Deutschland dort den ihm gebührenden Einfluß sichert. E» müssen Ränke schlimmster Art sein, welche e» dahin gebracht babcn, daß die deutschen Pflanzer aus Samoa mit ihren Besitzungen aus Samoa gleichsam vogelsrei erklärt waren und daß nicht einmal die Feier eine» nationalen Festtage», wie der Geburt-tag de» Kaiser», ohne Belustigung durch die Anhänger Malietoa'» geschehen konnte. Man legt sich un willkürlich die Frage vor, wa» den sogenannten König Ma lietoa veranlassen konnte, die Achtung vor dem deutschen Reiche in so kopfloser und schmachvoller Weise zu verleugnen, daß er sich bi» zu einer offenen HerauSsorberung ve» mächtigen deutschen Reiche» verleiten ließ. Die Antwort daraus ist in den sehr unzeitgemäßen und tbörichten Bemühungen der Ver treter der beiden anderen Mächte gegeben, de» brutschen Einfluß aus Samoa al» nicht der Beachtung werth darzustellen und die Meinung bei ihrem Schützling Malietoa zu erwecken, al» sei noch Alle« so geblieben wie vor der Wiederaufrichtung de« deutschen Reiche». Wir haben ähnliche Erfahrungen in Afrika gemacht, in» besondere in Ostasrika, wo e» sehr schwer gehalten bat. die alten Borurthrile, welche noch von früher her gegen Deutsch lanb bestehen, auSzurotten und den Eingeborenen die lieber zeugung zu verschaffen, daß Deutschland den Willen und die Macht hat. seinem Ansehen überall in der ganzen Welt die ihm zukommende Geltung zu sichern. Die Gewohnheit hat von jeher ihr Recht beansprucht, und nicht» ist so schwer, al» bei Völkern, bi- noch im Urzustände leben, vorhandene falsche Vorstellungen durch richtige ohne Anwendung von Gewalt zu ersetzen. Da» Erscheinen von Krieg-sckifsen und die Landung Achtung gebietender Streikkräfle verscblt auch aus halbwilde Völkerschaften ihren Eindruck nicht, aber obne solche kräftige Mittel bleiben wohlmeinende Versuche, in Güte mit den Leuten au-zukommen. in der Regel erfolglos. Diese Erfahrung hat sich auch aus Samoa wiederholt; e» wäre aber ganz falsch, darau» den Schluß zu ziehen, daß Diejenigen Recht behalten haben, welche die seit einigen Iabren geübte deutsche Eolonialpolitik al- die Quelle internationaler Verwickelungen ernster Natur verdächtigt haben. Kleine Kundgebungen der thatsächlichen Verhältnisse, wie sie in Kamerun, in Za»- zibar und letzlbin auf den Samoa-Inseln stattgesunten haben, reichen vollkommen au», um dem deutschen Reiche und seinen Angehörigen in überseeischen Ländern die ihnen gebührende Achtung zu sichern. Solche Kundgebungen sind aber weit entfernt davon, die Keime ernster Zerwürsnisse mit anderen Mächten in sich zu schließen, sondern sic sind vielmehr in der Hauptsache Polizeimaßrcgeln. um Ruhestörer, denen da» Verständniß sür tbatsächliche Verhältnisse abgeht, zur Ordnung zurückzusübren. Die Regierung England» kann für Mißgriffe, wie sie durch einen ihrer Beamten in Australien gelcheben sind, ebensowenig verantwortlich gemacht werden, wie die norvanierikaniscbc Regierung für einen Fehler gleicher Art. ES läßt si» nicht leugnen, daß bei größerer Ausmerksamkcik der betreffenden Centralbehörden solche Unannehmlichkeiten vermieden werden könnten, aber ein ernste» Zerwürfiiiß kann sich au- derartigen Kleinigkeiten niemals ergeben. „König" Malietoa hat jetzt erfahren, wa» e» heißt, sich gegen VaS deutsche Reich, seine» Kaiser und seine Anqebörigcn auszutehnen; mit seiner Herrschaft ist e» jetzt zu Ende und Deutschland wird fortan nur mit seinem Nebenbuhler Tama- se!e amtliche Beziehungen unlerbalten. Wenn England und Nordamerika daran Gefallen finden sollten, ihre Beziehungen z» Malietoa sorlzusctzen, so wird da» an der biSberige» Gestalt der Beziehungen Deutschland» zu England und Nord amerika nicht» ändern. * Leipzig. 13. September 1887. * Die Commission für die Au-arbeitung de» Entwurfs eine- bürgerlichen Gesetzbuches hat am Sonnabend unter *em Vorsitz dcS Wirkt. Geb. RalhS 11v. Pave die erste Sitzung nach der Ferienpause abgehallen. W>c sriiher, wird die Commission auch fernerbiu wieder jeden Mvnlog. Mittwoch, Freitag und Sonnabend sich zu Sitzungen im Gebäude dcS ReichS-InstizamlS vereinigen. E» heißt, daß daS bayerische Mitglied der Commission, der vor etwa Iahrc-srist zum Präsidenten dcS Ober-LanteSgrrichtS i» Nürn berg ernannte Ncdactor dcS Erbrechts (deS siinslen TbcileS deS Gesetzbuches), der frühere LandeSgcrichlS-Präsidenl vr. v. Schmitt, noch vor Ablaus diese» Jahres Berlin wird verlassen können, um die Präsidialgeschäste in Nürnberg z» übernebmc», weil die Tbäligkeit desselben an dem Werk bi» zilin December t. I. beendet sein wurde. In Vertretung de» I)r. v. Schmitt versieht gegenwärtig ein SenalS-Präsidcnt die Geschäfte deS Ober-LanccSgerichlS-Präsideiitcii in Nürnberg. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: „Der Dniewnik WarschawSki, ein amtlichen russischen Kreisen iiabesleyendes Blatt, laßt sich mit Bezug aus den kürzlich von uns krilikirlen Artikel der „Kölnischen Zeilung": „Deutschland und Rußland", i» folgender Aene aus. Die „Kölnische Zeitung" mag daraus ersetien, welche Schlußfolgerungen die Blatter unseres Nachbarlandes aus ihre» Aussül>r„ngen zielicn z» sollen glauben: WaS »ia» von der Freundschaft Deutschlands sür Rußland zu Iialie» bat, darüber belehrt u»S ein osüciöier Ariikel der „Kölnischen Zeitung" unier dem Titel ..Die Deutsche» und die Russen". Tik'cr Artikel entkält manches Neue und lleberraschende. W>r erfahr u unter Andern! daraus: 1) daß Teuischland nicht die Macht gebabt. den Ebentdalcr Abenieurer von Bulgarien zurückzuhallen; L> daß Teuischland den letzter» deshalb nicht unlersintzc, weil zur Zeit die deutich-ruisischen Verhältnisse verwickelt seien und dein Kobnrgcc die nölhige Energie zur Erfüllung seiner Mission schle, und 3- daß das Seplennat „nur" mit Rücksicht aus die Möglichkeit eines Zusammenstoßes mit Rußland zu Slande gekommen sei. DaS alles sind wertbvollc charakteristische Eingeständnisse. Für Rußland bleibt infolge dessen »ichls weiter übrig, als seine diplomatische Unabkängig- keit zu wahren und in voller Actwnssreiheit den eigenen und slawischen Interessen gemäß zu handeln." Dazu bemerkt nun die „Kölnische Zeitung" zur weiteren Kennzeichnung ihrer Slellung zu der Frage der deutsch-russischen Beziehungen: Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" ha! recht, wenn ste diese Schlußfolgerungen auffällig findet. Diese Bemerkungen, die vorder säst in derselben Form im „Swjct" und in der „Mos kauer Zeilung" zu lesen waren uud die also eine Ruiidresse durch die russische Presse angetreten zu haben scheinen, beweisen in der Thal, daß die Kunst des Mißdeuten- >n Rußland eine beträchtliche Entwicklung erreicht hat. Gegen solche willkürlichen und offenbar absichtlichen Mißverständnisse giebt es allerdings kam» eine Waffe. ES ist auch nicht zu verwundern, wenn das russische Bla», einen Artikel der „Kölnischen Zeitung" obne jeden Anhaltspunkt frischweg al« osficiös bezeichnet; es folgt damit nur de» Spuren des minder anständigen Theils der deulschireisinnigen und ultra,»ontanen Presse. Die seine Unterscheidung zwischen einem ossiciüsen Blaite und einem Blatte, welches neben ungezählten andern Nachnchlen und Betrachtungen auch Mittbeilungen aus jenen Kreisen erhält, i» denen die politischen Ereignisse sich abwickeln, schein» wirklich für das Denk vermögen mancher Leute gar zu schwer zu sein. Gerade im vor- lregenden Falle muß es aber doch allgemach selbst einen« winzigen Verstände sonnenklar geworden sein, wie die echie Ansicht der deutschen Regierung über die deutsch-russische» Beziehungen eigentlich beschaffe» ist. Mit dem denkbar grüßten Nachdruck hat ja die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" immer wieder den einen Satz wiederholt, daß Deutschland seine Politik nicht aus dem schwankenden Boden der Hoffnung aus russische Dankbarkeit aus. erbaut habe, sondern daß e» im deutschen Interesse einfach ge willt sei. die bestehende Ordnung der Dinge, die bestehende ver tragsmäßig gesicherte Berihcilung von Macht nnd Einfluß, der gemäß Bulgarien in den russischen Machikreis gekört, aufrecht- erhalten zu Helsen. Immer wieder hat da« Blait, aus dessen Spalten hier Fürst Bismarck redet, hervorgehvben, die Russen kreundlichkeir dieser einfach Vertragstreuen Politik sei eine neben sächliche Begleiterscheinung und Deutschland erwarte sür dieselbe keinen russischen Dank. Man kann über diese Politik des Fürsten Bismarck ja verschiedener Ansicht sein, aber wenn man die sämmt- lichen Aeußerungen der „Norddeuischen Allgemeinen Z-itnng" gründ lich überdenkt, kann man dieselbe kaum noch mißverstehen. ES ist eine Politik, die von Rußland nichts bosst, aber auch nichts fürchtet, und welche die menschlich verständlichere „Politik der Stimmungen und Verstimmungen" kalt und hart von der Schwelle zurückweist. Unter den« Gesicht Winkel dieser Staots- kunst must auch da- Unterbleiben oder Stailfindea einer Kaiser- begegnung al» eine Tbatsache von sehr untergeordneter Bedeu tung erscheinen. Wir müssen freilich zugeben, daß das Vcr- ständniß der Artikel der „Norddeutschen Allgemeine» Zeitung" dadurch in Elwas erschwert wird, daß dieselben meistens neben unseren Bemer kungen, gegen welche sie doch gerichtet sind, verschieße». T^ch scheint man in Rußland der Sprache des halbamtlichen Blattes sehr klar aus den Gruud zu sehen. So schreibt die deutsche „Petersburger Zeitung": „Für uns in Rußland ist die Thalsache prakliich die Hanpi. lache, daß die deutsche Politik sich mit solcher Entschiedenheit durch da- oistciSie Organ gegen das Abenteuer de- Koburgers aus-puchi. Thut Deuiichland da» ausichlicßlich aus Achtung vor den Berlräge». ohne den Wunsch und Willen, sich Rußlands gute Meinung dadurch zu erwerben — um so besser! Den» die Enttäuschung, wenn nun die ganze russische Gesellschaft und öffentliche Meinung doch bei ihrer unsinnigen und ungerechten Deutschieindlichkeit verharren wird dadurch um so leichter ertragen werden können. Dieses Resultat, das nicht auSbleiben wird, wenn anders wir die Stimmung Rußlands z» beurtheilen im Stande sind, wird weniger kiänkeud sein, wenn Deutschland ganz im Allgemeinen und ohne pol tische Htmergedankei, in der bulgarischen Angelegenheit dem kategorischen Imperativ der Vertragstreue solgt." * In militairische,« Kreisen verlautet, die Arwec-Vcr- waltung würde eine Erböbung einzelner OssicicrS- gehäller beantragen. Die Preinicr-Lieulenanl» sollen da» Gehalt der Hauptieule zweiter Elasse, diese da» Gehalt der Hauplleute erster Elasse erhalten. * Ter Convent der St. Petri-Dom gemein de in Bremen hat in einer am 8. d. M. abgebaltcnen Versamm lung wegen der Mischeben folgenden Beschluß gefaßt: Die Praxis der katholischen Kirche, Brautpaare» gemischter Confessio» die Trauung nur unter der Bedingung zu gewähren, daß von den, »ichlkatbolischen Theilc die eidliche Verpflichtung der katholischen K-ildererziehunq übernommen wird, ist mehrfach auch in Bremen in Anwendung gekommen. Die Kuchenverirelung erklärt in Bezug hieraus Folgendes: l) Dieses Verfahre» steht im Wideripruch mit dem con essiouellcn Rechtszustande, denn es spricht die Nicht anerkennung der evangelischen Kirche in ihrem gleichen Rechte mit der katholischen aus. 2) Protestanten, welche diese Verpflichtung ein- gehen, mache» sich deshalb durch die Ibat einer Verleugnung des Rechtes wie des Glaubens ihrer Kirche schuldig. 3) Eine solche Verpflichtung ist auch sittlich verwerflich, denn sie unlerwirst Recht und Freiheit in der Uebmig einer heiligen Familienpflicht einem fremden Willen, setzt das Gewissen in Widerspruch mit seiner besseren Ueberzeugung und verleitet zur Unwahrhastigkeit. Vor dem bürger lichen Gesetz ist ihr deshalb auch die Rechtswirksamkeit versagt.« 4) Tic Kircheiivertretung ist der Ansicht, daß es dem Wesen der evangelische» Kirche nicht entspricht, durch gleiche Unduldsamkeit Wiedervergeliung zu üben; aber sie findet in der evangelischen Trau ung eines Ehepaare-, von welchem der evangelische Tkeil dem katho lischen Priester gelobt bat, seine Familie der evangeliichen Kirche za verschließen, eine» Wideripruch, weshalb eine solche Trauung grund- i»tzlichverjagen ist. * Bei der RcichStagSwabl für Canstatt-Ludwig»* bürg erhielt, wie die „Vossisede Zeitung" meldet, der« bisherige n alionnilibera le Abg Ve» trl die große Mehr beit der Stimmen. — Die VvlkSpartci batte, da sich kein passender Eaudidat finden ließ, überhaupt Niemanden aus gestellt. » * » * Nach Nr. 23 der „Mittheilungen" bat der deutsche Schul verein in Wien von seiner Gründung bis zum l. Mai d. I. an Einnabmen l,462,2l8 fl. zu verzeichnen ge habt, im letzte» VercinSjahre alle», 203.247 fl. Der Grunder- soiidS, der anS den einmaligen Beiträgen von 20 fl. zu sammengesetzt ist und von weichem nur die Zinsen verwendet werden dürfen, erhöhte sich ans l 57,820 fl. Im Ganzen widmete der Verein sür Schulzwecke bisher die stattliche Summe von 1.207,123 fl. Die Zahl der Ortsgruppe,« ist aus ll74, die Zakl der Mitglieder auf über 120.000 ge stiegen. Mit Eröffnung deS neuen Schuljahres unlcrbält der Schutvercln 4l Schulen inil K!> Elasten in 95 Ablbeilungen. Im letzten Jahre wurden die Schulen zu Nendorf bei Dobrieba», IobanneSlhal und Lechowitz i» Mähren, Benetzko und Böbinisch-Schumblirg, sowie zu Iarkowitz in Schlesien »eu errichtet. Die größten meist 4- und 5claisigcn VereinS- schulcn sind die zu Holtcschowitz, Lieben nnd Werschowitz bei Prag, zu Pilsen (Prager Vorstadt), Iosesstadt, Iscrlhal und Könizgrätz, Paulowitz bei Olmntz und zu Laibach. Die Zahl der Lcreinsklndergärleu ist aus 53 mit 67 Abtheilungen ge stiegen. nnd zwar finden sich von diesen in Bobinen allein 33 nnd in Mähren 12. Außerdem erhielten im letzte» VereinS- jahrc nicht weniger als 59 Schulen größere oder kleinere Sub- v'ntione», wie man auch 32 Gemeinden den Bau von neuen Schnlhänsern wesentlich erleichterte. In 16 Genieink-n wurden neue Bibliotheken ausgestellt und an 53 Schiiten Lehr- nnd Lernmittel vcrlheill; an 53 Lebrer gewäbr'e inan Ehrengabe». So Kat der deutsche Schulverein schon Großes geleistet, um die deutschen Sprachgrenze» »nd Sprachinseln in den sprachlich gemischlen Kronländern Oesterreichs nach Möglichkeit vor drohender Slawisining und Verwetschung zn sichern! * An» Kiew, Il. September, wird uns geschrieben: „Die Negierung bat den Belagerungszustand siir die Gouvernements Kiew, Pedolicn, Wölbt»,ic», Ezeriiikow und Pollowa noch aus ein Jahr verlängert" * Wie die „Politische Cerrcsponvcnz" au? Konstan- linopel meldet, wird die Antwort der deutschen Re gierung ans das Ansuchen der Psortc um Veimitlliiiig betreffs dcS bekannten russischen Vorschlags in Pforten- kreisen als eine invirccte Ablehnung ausgcsaßt. In nntcr- richtetc» Kreisen verlautet, daß die Pforte nunmehr von dies n» Vorschläge den einzelnen Großmächten direct Millheilung machen werde, in der Erwartung, daß die deutsche Regierung dann zur Ucbernahme einer Bejnrwvrtting desselben bei den Eabineke» geneigt sein durste. — lieber die Auslassung der diplomatischen Action in der bulgarische» Frage in Wien ver;eichncn wir nachstebend einige Prcßstimmen: Die oIstciöle,.P r es se" glaubt aus Grund des vorliegenden Nacb- richt-n-MaierialS zu einem klaren Einblick über den Stand der bul- gariichen Anqeleg-»Heck, speci-ll wa» die russischen Vorschläge und die Haltung Deuisehlands betrifft, gelangt zu sein. Bor Allem findet sie, daß der nüchterne Tlintbestand beweise, beiß im vorliegende» Falle von einer einseitigen Parteinahme der deutschen Reichsregiernng und folglich „von einer möglichen Pieisgebung der Interessen seines Alliirten aus der Balkanhalbinsel" auch nicht im Entferntest«-» die Rede sein kann. Die Politik der deutschen Reichskanzlei habe sich auch diesmal als eine vorsichtig zu rückhaltende, und man möchte sagen, ostentativ »nvarteiische erwiesen. Bezüglich der telegraphisch gemeldeten Version, die deutsche Regierung habe bas türkisch- Eriuchen uni eine Vermitt lung ablehnend beantwortet, meint daS Blatt: „ES ist io natürlich, daß gerade i» Anbetracht der delikaten Beziehunaen zwischen Berlin »nd Petersburg die deutsche Neich-sregierung sich nicht ungebeten zur Fürivrecherin sür einen Vorschlag des russischen TabinetS machen will, daß man onnehmc» möchte, die vlelgewandten Diplomaten
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite