Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188709211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870921
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870921
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-09
- Tag1887-09-21
- Monat1887-09
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1887
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Kkdartion und LrPe-üisi, Johannesgasse 8. SPrechstuilSril der UrdaUioa: BonnittagS 10—12 Uhr. Nachmittag 5—6 Uhr. 0>tr »t, >>„-,-»»» »»4« fl» d» pkdoctt»» Nicht >xrbt»ilich> «nn»tz»e »er für »ie «Lchftk.l,e«de N«»»er beftt««»rn J»fer«te «n «»chenragen bis L Uhr Rach«t»ta,». au Sann- untzSefttagrnfriih »i«'/,»U»r. In den Filinlrn für Zo>.-^,„tz«r: vtt« Rle»«, Nniversitättstrat« 1. L-ui« LSsche. Katharinenstr. 2» pari. n. KSntgSPlatz 7, u»r bi» Uhr. UchMr.TaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage LS,7SV. Adonnrmentsprrts Viertels. 4V, Mß >ncl. Brinqerlohn 5 Mk„ durch die Post bezogen 6 Mi. Jede einzelne Nummer 20 Ps Belegeremplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesdrderring 60 Mk. mit Postbesörderung 70 Mk. Inlerale ögespaitene Petitzeile 20 Pf. Größere Schrillen laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u. Zisserusatz nach höherm Tarif. Kellamen unter dem RedactionSstrich die tgespalt. Zeile 50 Ps., vor denFa milien Nachrichten die Kgespaltene Zeile 40 Pi. Inserate sind stets an die t-rvedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pravoumsrancko oder durch Post- . Nachnahme. 264. Mittwoch den 21. September 1887. 81. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vekanntnmchuug, das Meldewesen betr. Mit Rücksicht auf den demnächstigen Beginn der Michaelis« »neffe bringt da» Unterzeichnete Polizeiamt die nachstehenden Bestimmungen des Melderegulativs mit dem Bemerken in Erinnerung, daß die Vernachlässigung dieser Vorschriften Geldstrafe bis zu 50 oder entsprechende Haft nach sich zieht. Zugleich wird bekannt gegeben, daß die Expeditionen der II. Abtheiluaa des Meldeamtes (Rcichöstraße 3. I.) während der Vorwoche der Messe BormittagS von 7 bi« t2 Uhr und Nachmittag« von 2 bis 7 Uhr. sowie an den Meß- sonntagen Vormittag« von S bi« 12 Uhr dem Publicum geöffnet sind. Hierbei nehmen wir Veranlassung, in Anbetracht de« für den 1. October bevorstehenden OuartalwechselS, auch aus die weiteren Bestimmungen de« MelveregulaUvS unter dem Hinzusügen zu verweisen, daß die zuständigen BeztrkS- meldestelleu an deu Wochentagen Vormittag« von 8 bi« 1 Uhr und Nachmittags von 4 bi« 7 Uhr, sowie Sonntag« von >/rll bi« 12Ubr zur Entgegennahme der Meldungen hiesiger Einwohner zugängig sind. Leipzig, am 17. September 1887. DaS Pouzetawt der Gtadt Leipzig. Bretschneider. Daegner, S. AuSzag an« dem Melderegttlati» der Stadt Leipzig dom 10. October 1883. 8- 11. Jeder in einem Nafttznse oder in einem mit HertzergS- berechttpun» versehenen ähnlichen Etablissement einkehreade und über Rächt bleibend« Fremde ist vom Gastwirtb oder Quartiergeber und zwar, falls er vor S Uhr Nachmittag» aakommt, noch am Tage der Ankunft, andernfalls aber am folgenden Morgen ipätestens bis 10 Uhr beim Meldeamt de« Polizeiami-, Abth. H, schriftlich mittelst de« vvrgeschrtebenen und für jeden Fremden besonder- auSzufüllenden Formular« onzumelden. Befinden sich in Begleitung des Fremden Familienmitglieder, Dienerschaft oder sonstige Personen, so sind dieselben ans dem nämlichen Zettel mit zu verzeichn«,. Zugleich mit diesen täglichen Anmeldungen ist auch die Abmeldung der inzwischen abgereisten derartige» Fremden zu bewirken. 8. 18. Die in Pridathäusern absteigenden Fremden, sogenannte Besuchssrewve, sind, sobald sie länger als 8 Lage hier verweilen, ivätestens am 4. Tage, von erfolgter Ankunst an, vom Quartierwirth beim Meldeamt, Abth. Ui, oder der betreffenden PolizeibezlrkSwache mündlich oder schriftlich mittelst de« vorgeschriebenen Formular« anzumelden. Bei den etwa in Privothäusern Quartier nehmenden Mcftsremtzen jedoch hat diese Anmeldung in jedem Falle, auch wenn sie nur eine Nacht hier bleiben, und zwar binnen 24 Ltnitdrn von der Ankunst an, beim Meldeamt, Abth. H, zu geschehen In gleicher Weise ist die Abmeldung binnen 3 Tagen, bei Metz- srcmden binnen 24 Stunden von erfolgter Abreise deS Fremden oder etwa erfolgter Wohnung-Veränderung an zu bewirken. 8- 14. Beabsichtigt ein Fremder länger al» drei Tage hier zu verweilen, so bedarf er dazu eines für die Zeit des Aufenthalte« vom Meldeamt, Abth. II, ausgestellten Meldescheine». Rach Ablauf der aus dem Meldeschein bemerkten Giltigkeit-dauer ist, dafern der Fremde »och weiter hier verweilen will, dein, Meldeamt um Verlängerung des Scheine» nachznsuchen. Die Luartierwirthe sind dafür, daß dieser Bestimmung allent halben nachgegangen werde, Mitverantwortlich. Gesucht wird anderweit der am 5. Juli l850 zu Zwickau geborene Hufschmied Earl Wilhelm Werner, welcher zur Für. sorge für seine der öffentlichen Unterstützung anheimgefallene Familie anznhalten ist. Leipzig, am 15. September 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) X R V. 1743. Ludwig.Wolf. Wendt. Gesucht wird der am 2S. Januar 1846 zu Rötha geborene Hand» arbeiter Gottfried Grast Müller, welcher anderweit zur Fürsorge sür seine Familie anzuhalteo ist. Leipzig, am 16. September 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armeaamt.) X. R. V. 1734. Ludwig-Wolf. Wendt. Vekaniltmachrwg« Wegen Reinigung der Lacalitälea wird Mittwoch deu 21. diese« Monats nur BormittagS von 8—11 Uhr expedirt. Leipzig, den 17. September 1887. «öntgl. Sichs. Stgndesawt. ÄkUÜütkt Wegen Pflasterung der Hrdwigktrah« bl«b> di«. gesperrt. selb« sür ollen Aatzrvrrketzr bis auf Neueres Zuwiderhaudlnngen werden mit 16 » Strafe geahndet. Der durchgehende Fährverkehr wird während der Sperrung aus die übrige» Ortsstraßeu verwiesen. Neustadt» IS. September 1887. Der Gewetndevorftand. Dietrich Vekanntmachuug. Volkmarsdorf. Für ei, 12 jährige« Mädchen (Nasse) werde, vom 1. Oktober ». o. ab Pflegeeltern gesucht. Dieje,«g«o Person«,, welch« di« Gewähr sür ewe gut« Erziehung des Lindes biete, »ad dasselbe zu sich uehwea wolle», werde, ersucht, sich unter Angabe der Ai,spräche dt» Sd. September ». »> bei der hiesigen G«mei,d«brhSrde schriftlich ober mündlich zu melde,. BolkmarSdors, am 17. September 1887. Ser Gemet,de»orft«»d. Lehman». G Da« auf den Antrag der »öntglichen Eisenbah»-Dir^tlon zu Breslau am 14. Juni 1887 eiugeleitete Verfahren, betreffend da« A-sgebot der aus den Inhaber lontrnden PrloritätSobllgation lat. v. der Oberfchl^schen Essenbahngesellschaft Nr. 23824 über 100 Thaler. ist ausgehoben «nd fällt der a»s den 7. Januar 1SS1 anberaumte Lermlu weg. Breil-», de» 16. September 1887. «SpftzNche» «»«»ßericht. Nichtamtlicher Thetl. Zur Gesammtlage. E» kan» keinem Zweifel unlerliegen, daß sich in der neuesten Zeit eine Wendung in den Beziehungen der euro päische» Mächte zu einander vollzogen hat, und dies« Ver- knderung läßt sich kaum treffender charakteristrea, al» «< in dem gestern von un« mitgetheiltcn Artikel der „Kölnischen Zeitung" unter der Ueberschrist ,^OH»c Freundschaft und ohne Feindschaft" geschehen ist. Der Satz, auf welchen e« ankommt, lautet: „Zwischen der deutschen und der österreichischen Auf fassung der orientalischen Frage besteht noch ein Unterschieb, doch hat dieser Unterschied an Bedeutung verloren. Wir Deutsche lassen de» Russen in Bulgarien freie Bahn, aber seil wir jede Hoffnung ausgeben mußten, Rußland zu ver söhnen, kau» es nicht unsere Aufgabe sein, die Widerstands kräfte, welche sich in Europa gegen die russischen Pläne regen, diplomalisch zu beugen." Die deutsche Politik war bisher dahin gerichtet, den Gegensatz der russischen und österreichischen Interessen auf der Balkanhalbinsel zu versöhnen und dahin zu wirken, daß die russische Politik die Grenzlinie aus der Balkanhaibinsel inae- hallc, welche nicht überschritten werden darf, wenn Oesterreich« Interessen keinen Schaden leiden sollen. Diese« Streben hat sich ai» vergeblicherwiesen; Rußland will in Bulgarien voll kommen freie Hand behalten, so zu handeln, wie e« seine eigenen Interessen erheische» ohne Rücksicht aus einen de- sreundelen Nachbarn. Der Brüsseler „Nord" drückt diesen Entschluß in der Form au«, daß er einer etwaigen Begegnung der Kaiser Wilhelm und Alexander in Stettin jegliche Be deutung abspncht und dabei auf die Ergebnißlosigkeit der Kaiserbegegnung in Ekierniewice und Kremsier hinweist. Von dem Abschluß eine« Vertrage« zwischen Rußland und Deutschland könne gar keine Rede sein, weil Rußland sich nicht binden wolle. Diese mehr aufrichtige al« höfliche Eröffnung de« russischen Organ« lägt deu ganzen Aergrr ge täuschter Erwartung erkennen, welchen die russische Regierung darüber empfindet, daß sich der Ausführung ihrer Pläne in Bulgarien unüberwindliche Hindernisse entgegengestellt haben. Rußland hat eingesehen, daß es auf dem Wege der bloßen Verneinung in Bulgarien nicht vorwärt- kommt. Seine Ab sicht war. die Befestigung der bulgarischen Unabhängigkeit unter allen Umstünde« zu Verbindern, deshalb setzte es der Fürstenwahl unbedingten Widerstand entgegen, und al- sie dennoch geschehen war. erklärte e« dieselbe für nichtig. Ruß land hatte die Gcnugtbuung. zu sehen, daß alle Vcrtrag«- mächte ihm darin beistimmten, den Regierungsantritt de« Prinzen Ferdinand in Bulgarien ohne vorherige Bestätigung al- eine Verletzung des Berliner Vertrage« zu betrachten; aber al« Rußland verlangte, daß nun auch die Schluß folgerung dieser Verletzung gezogen und Fürst Ferdinand zur Niederlegunz der unrechtmäßig angemaßten Krone ge- nöthigt werden sollte, da regte sich keine Hand i» Europa, alle Vertragsmächte waren darin einig, daß e« Sache der Türkei fei, sich mit dem Fürsten Ferdinand auSeinanderzu- etzen. Rußland erntet damit nur, wa« e« gesät hatte; denn o wenig die übrigen Mächte Rußland zwingen konnten, einen passiven Widerstand gegen die Herstellung geordneter Zustände in Bulgarien auszugeben, so wenig hielten sic sich verpflichtet, in die Gestaltung der bulgarischen Verhältnisse gewaltsam einzugreifen. Rußland mußte sich überzeugen, daß es feinen Zweck verfehlt hatte; denn sein Plan, in Bulgarien einen russischen General al« Statthalter ein zusetzen. stieß ans deu Widerstand Oesterreich-Ungarn«. England« und Italien«, und Deutschland war natürlich nicht in der Lage, diesen Widerstand zu brechen. Rußland scheint da« aber gehofft zu haben, daher noch vor Kurzem die leb hafte Zustimmung de« „Journal de Sl. Pötersbourg" zu den Erörterungen der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung", von welchen da« russische Organ meinte, daß sie dazu diene» würden, da« gegenseitige Mißtrauen zu beseitigen. Aber die erwünschte Wirkung der deutschen Bemühungen blieb au«, die Türkei verharrte in ihrer aewohnheilSmäßiaen Unthätigkeit, und in zwischen befestigte sich die Herrschaft de« Koburger« in Bul garien zum großen Mißvergnügen Rußland«, weiches die Ver treibung de« Prinzen au« Bulgarien für ganz selbstverständlich angesehen halte. Jetzt hat Rußland allerdings freie Hand, zu thun, was ihm beliebt, aber e« kann sich auch nicht der Nothwendigkeit entziehen, die Folge seiner Handlung-weise aus sich zu nehme» Ein gewaltsamer Eingriff Rußland« i» die bulgarischen Ver hältnisse würde die Abwehr Oesterreichs und vielleicht auch England« und Italien« nach sich ziehen. Ju dieser Beziehung ist der gestern telegraphisch mitgctbeilte „Time«"-Artikel beachten-werlh. welcher den herzlichen Empfang der englischen Mittelmeerflotte in Trieft und Venedig zu einer politischen Betrachtung benutzt, mit dem Hinweis auf ein mögliche« Zusammengehen der drei Mächte England, Oesterreich und Italien. Da« vollständige Schweigen der englischen Thron rede über die bulgarische Frage erfährt durch den „Time»"- Artikel eine Art von Ergänzung und Ausgleichung, wenn auch die Redewendungen de« Eilhblatte» an Klarheit zu wünschen übrig lassen. Immerhin kann Rußland daran» enlnehmen, daß jeder Schritt gegen Bulgarien wohl erwogen sein will. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" trat unlängst der Auffassung entgegen, daß sich in Europa eine anderweitige Gruppirunq der Mächte gestaltet habe, daß eS thöricht sei, von einer Theilung derselben in der Weise zu sprechen, welche Deutschland, Rußland und Frankreich aus der einen Seite. Oesterreich, England und Italien auf der anderen ihren Platz anweifl. Di« bulgarische Frage sei nicht im Stande, da» Band zu lockern, welche« Deutschland und Italien »»- schließt, di« Möglichkeit einer Entzweiung Deutschland- und Oesterreichs wegen der bulgarischen Frage wird von der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" überhaupt nicht der Erwähuuug werth gehalten. Es entspricht unzweifelhaft den deutschen Interessen, der bulgarischen Frage nicht eine so weitgehende Bedeutung sür die deutsche Politik einzuräumen. daß dadurch ihre Ziele ver ändert werdrn könnten, aber sicherlich ist die Bedeutung dieser Frage doch größer, al« daß sie einfach unbeachtet gelassen werden könnte. Do« Wort der „Rorddmtschen Allgemeinen Zeitung', .diese und andere Bewegungen in Bulgarien lnteressiren Deutschland nicht", hat in gewissem Sinne noch heute Geltung, aber die Politik anderer Großmächte, welch« an den Ereignisse» in Bulgarien stärker betheiligt sind, konnte und kann nicht ohne Einfluß aus die Haltung Deutschland« bleiben. Nachdem sich die Unmöglichkeit herau-gestellt hat, dm russischen Standpunkt in der bul garischen Frage mit dem österreichischen in Einklang zu bringen, ist die deutsche Politik darauf angewiesen, sich einfach aus den Boden des Berliner Vertrags zu stellen und jeden Versuch, denselben zu brechen, energisch zurück zuweifen. Rußland bat schon vor längerer Zeit erklärt, daß e» sich nicht allein verpflichtet erachte, di« Bürg schaft für die Erfüllung diese« Vertrage« zu übernehmen, wenn die übrigen Mächte den Bruch desselben durch den Prinzen von Koburg ruhig hinnähmeo. Später hieß eS sogar, daß Rußland der Türkei gegenüber die Drohung aus gesprochen habe, den Berliner Vertrag zu kündigen, wenn diese nicht als suzeräue Macht die Ordnung in Bulgarien wieder herstelle. Da« können leere Drohungen gewesen sein, aber die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, daß Rußland eine Form findet, um ihnm Gestalt zu gebe». Natürlich ist die Voraussetzung eine» solchen Vorgehen«, daß Rußland sich stark genug suhlt, die Folgen desselben aus sich zu nehmen, aber diese Frage scheint vorläufig noch der Lösung bedürftig zu», Heil sür den bedrohten europäischen Frieden. * Leipzig 21. September 1887. * Die pommerschm Blätter veröffentlichen nachstehenden Allerhöchsten Erlaß, welchen Se. Majestät der Kaiser bei seiner Abreise an den Oberpräsidenten zu richten geruhte: ES ist Mir eine große Freude gewesen, in Meinen hohen Jahren die Provinz Pommern noch einmal besuchen zu können und in dem warmen Empfange, welcher Mir und der Kaiserin und Königin Meiner Gemahlin von ihren Einwobnern bc- reitet ist, überall die alten Empfindungen treuer Anhänglich- keit und Ergebenheit wieder zu finden, die Meinem Herzen jederzeit so besonder« wohlthuend gewesen sind. — Indem Ich heute die Provinz verlasse, ersuche Ich Sie, die« zur allge meinen Kmntniß zu bringe» und dabei mit auSzusprechen, wie Ich mit Befriedigung erfahren habe, daß auch die Truppe» während der großen Hebungen durchweg gute Ausnahme ge sunden haben. Stettin, den 17. September 1887. gez. Wilhelm. An dsn Ober-Präsidenten der Provinz Pommern. * Soweit bi« jetzt bestimmt ist. wird der Kaiser, dessen Befinden durchaus erfreulich ist, zu Ende der Woche sich zur Erholung aus einig« Zeit nach Baden-Baden be geben. Aus militairischen Kreisen verlautet, daß gegründeter Anlaß sei. mit großer Befriedigung auf de» Verlauf der Manöver zurückzublicken. Die in alle Einzelheiten gehenden Berichte über die Manöver säiiimtlicher Truppeulheile werden jetzt sofort i» Angriff genommen und dem Kaiser direct unter breitet. Im Allgemeinen ist man auch mit den Versuchen neuer Einrichtungen zufrieden: ganz besonder« soll sich dies auf die Gepäcksraqe und zum Theil auch aus die Frage der Fußbekleidung beziehen. * Au« Berlin wird ossieiös geschrieben: Die Frage einer Zusammenkunft unseres Monarchen mit dem Kaiser von Rußland, welche von slofsarmen Reporter» ausgeworsen war und so lange Zeit aus der Tages ordnung gehalten wurde, scheint mit dem Tage, an welchem der Kaiser Stettin verlassen hat, ln der Presse endlich zur Ruhe gekommen zu sein. Wir haben schon früher hcrvorgehobeii. daß ln den gut unterrichteten Kreisen auf eine solche Zusammenkunft niemals ge rechnet und die Erörterung dieser Frage deshalb von Anfang an sür eine müßige gehalten wurde. Daß in maßgebenden Kreisen an eine Kaiserbegegnung in Stettin nicht geglaubt wurde, ergab sich allem schon aus dem Umstande, daß der Besuch de« Grasen Kalnoky in Friedrich«ruh, für welchen der Tag doch bereits von Klssin gen aus durch Fürst Bismarck genannt werden mußte, gerade für die Zeit vereinbart worden war, welch- ausschließlich sür einen Besuch des russische» Kaiser- in Stettin hätte in Frage kommen können. Wäre eine Monarchen-Zusammenkunft, welche sich doch nicht von einem Tage ans den andern scstsetzen läßt, sür Stettin geplant gewesen, so würde der Reichskanzler zedensalls -»gezogen worden sein und hätte deshalb über seine Zeit während der vorigen Woche nicht anderweitig versügea könne». * Zur Frage der Erwerbung der Insel Helgoland durch Deutschland schreibt tue „Kölnische Zeitung" an leitender Stelle: Als der Abgeordnete Tauner unlängst !m Hause der Gemeinen den Antrag stellte, das Gehalt des Gouverneurs von Helgoland »ii streichen und zugleich an den Staatssecretair der Colonien die Frage richtete, ob die Regierung nicht die Absicht habe, die sür England durchaus nutzlose Insel an Deutschland abzulrcten, erhielt er, wie nicht anders zu erwarten war, eine verneinend« Ant wort. Sir H. Holland erwiderte, daß weder die englische Regierung daran denke, diese Adtreiuog vorzunehmen, noch Deuischland einen besonderen Wunsch zu hegen scheine, Helgoland »u erwerben. Es ist gewiß richtig, daß die deutsche Regierung einen solchen Wunsch noch nicht hat verlauten lasse»; in der deutschen Presse ist er dageae» schon mehrfach zum Ausdrucke gelangt. Wir haben uns nie dafür begeistern können, das Nationalitätsvriaciv mit eigensinniger Logik auch aus die kleinsten Verhältnisse anzuwendcn, und haben deshalb auch die „helgoländische Frage" sich selbst überlasse», lo lange weniger da» allgemeine Iuteress» Deutschlands als die Abstammung der Bevölkerung des Eilande» in den Vordergrund trat. Inzwsichen hat sich eine Wandlung in der Sachlage vorbereitet, indem der Nocdostsee-Eanal endlich seiner Verwirklichung entgegeogebt Ein in der „Lolonial- politischen Korrespondenz" erschienener Aussatz „Eine fremde Kolonie aus dentschem Boden" bebt diesen Umstand mit Reckst hervor. Der selbe führt auS, daß Helgoland mit seiner schlechten Rhede für Eng land keinen militairischen Werth besitze und überhaupt nur eine Be lastung des Staatssäckels bedeute. Da nun die Interesse» Deutsch land« und Enaland« nirgends im feindlichen Gegensatz stehen, so liegt freilich in der Thatsache, daß Helgoland in englischer Hand ist, auch kein« unmittelbare Bedrohung Deutschlands. Ander» aber stehen di« Dinge, wenn mau die politische Gesammtlage Deutschlands in» Auge saßt: „Wir müssen stets auf der Hut sei» gegen Feinde im Westen, Osten und Norden. Hier »un kommt eine Bedeutung Helgolands zu Tage, die den Deutschen schadet und den Engländern nick»« nützt, di« Bedeutung Helgolands als neutraler Platz sür Flotten, die gegen Deutschland operireu. Für solche Flotten ist Helgoland wichtiger al- sür eine englische Flotte in einem etwaigen deulltb-engljsche, Kriege, weil i» einem letztere,, Helgoland an- gegrffen werden kann, während, wenn England neutral bleibt, Helgoland jeder feindliche» Flotte einen Stützpunct unmittelbar vor der Elb- und Welermündvna und am Ausaang de» Nordoftsee- caual« bietet. Hier können dle feindlichen Schiffe vor Anker gehen, Proviant und Borräih« erneuern, Kohlen einnebmen, verwundete abgeb»». Nachrichten mit der Heimath aultauschen, ohne daß Druisch- laud im Stande ist, dagegen etwas auSzurichten. Je mehr demnach Deutschland al« Seemacht erstarkt, um jo uothvendigrr ist r«, daß wir bei küustigeu Kriegen Helgoland »ich« znm Slützpunct der gegen uns operirenden Flotten werden lassen, und wenn in einem Jahr- zehnt der Rordostseecanal vollendet sein wird, dann wird vollends der Besitz von Heigoland für unS unentbehrlich sein." Diese Aus führungen haben eine natürliche Beweiskraft allerdings nur sür Deutschland; England braucht t»e deutschen Interessen nicht als zu lässige Grundlage eines logischen Ausbaues anzuerkennen. Indessen sind sie einleuchtend und stark genug, um wenigsten- den von Sir H. Holland geltend gemachirn Einwand sortzuräumen, daß Deutsch land kein besondere» Verlangen nach Helgoland trage. Eine Forde- rung zu erheben, ist trotz der alten Recht», und Billigkeitsgründe. die Deutschland anfüdren könnte, selbstverständlich ausgeschlossen. Vielleicht aber wird sich ein Einverständniß finden lassen, welches auch sür England einen annehmbaren Erlatz einschließt — einen Ersatz weniger sür den eigentliche» Verlust, denn dieser Verlust wäre Gewinn sür England, al« einen Ersatz sür das in freundlicher Weise ausgegebene Recht. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" wendet sich gegen eine Aeußerung de« Abgeordneten Windthorst aus der Trierer Katholiken-Vcrsammlung. worin dieser da« Verdienst der Beendigung de« kirchenpolitischen Kampfes sich und dem Centrum zuschricb. Der Artikel ge langt zu dem Schluß: „Nicht dem Centruin und Herrn Windthorst, sondern allein Papst Leo XIII. gebührt da« Ver dienst, den kirchlichen Frieden gefördert und herbcigesührt zu haben. Herr Windthorst hat Alle«, wa« in seinen Kräften stand, gethan, um den Culturkaiups zu verewigen. Conces- sionen aus kirchlichem Gebiet sind sür Herrn Windthorst ohne Wertst, weil seine Opposition gegen die Staatsregicrung den kirchlichen Kamps als Borwand benutzt, um aus demselben die Mittel sür welsisch-polnisch-revolutionäre Zwecke zu beziehen." * Mit großer Entrüstung constatirtcn polnische Blätter vor einigen Tagen, daß in den höheren UnlerrichlSanstaiten PosenS deutsche Classenlehrcr den polnischen Schülern ver boten haben, in ihrer Gegenwart miteinander polnisch zu sprechen. Der Director tcö künigl. Marien-Gymnasium«, an welchem die« — nach Mitlbeilu:^ de« „Dziennik Pozoanski" — auch vorgckommcn sein sollte, erklärt m einer Zuschrift an die Redaktion dieses Blatte«: „Es sei wahr, daß der be treffende Lehrer den Schülern verboten habe, beim Turn- unterrickt miteinander polnisch zu sprechen. Der Grund zu diesem Verbote sei da« berechtigte Verlangen, daß rvähread der Unterrichtsstunden und in Gegenwart de« Lehrers nur eine Sprache gesprochen werde, welche sür säm ml liehe Schüler und sür den Lehrer verständlich ist; eS erheische die« der Anstand und die Pädagogik." UebngenS wird, so bemerkt die „Posener Zeitung" hierzu, auch am städtischen Real gymnasium m Posen von demselben Gesichtspunkt« au«-- gegaiigen; e« wirb sür selbstverständlich erachtet, daß polnische Schüler in Gegenwart eines deutschen Lehrer« miteinander nicht polnisch sprechen. « * » * Die Ergänzungswahlen für den böhmische» Landtag haben den Deutschen Oesterreich« eine große Beruhigung gewährt. Die Disciplin der Deutschböhmen bat sich bewährt. Der von der Statthaltern Böhmens gemachte Versuch, die sogenannte Wirthschastspartei zu gründen und zu heben, ist gänzlich mißglückt. Die Wirthschastspartei, welche da« VersöhnuiigSelement zwischen Czechcn und Deutschen darstellcn sollte — warum war diese Miltclpartei nur aus schließlich au« deutschem Leibe heranSgeschuille» ? — kann heute schon zu den Tobten gezählt werde». WaS konnte sür da« viele Geld, daS diese Partei verschlang. Positive« geleistet werden? — Eine ErgänzuugSwahl hat freilich alle Besorg nisse neu wachgeruscn. Der deutsche Theil Südböhinenü mit seiner Hochburg, der Stadt Budwei«, »st arg gcsährbet. Die Betheiligung bei der Landtagswahl war eine in Budwei« bisher noch nicht dagewcscne. Bon 2750 Wählern bclheiligten sich 2420 an der Wahl. Von den abgegebenen Stimmen entfielen aus den deutschen Candidate», den kaiserliche» Rath Joseph Schier, 1363, aus den czechischcn Candivaten »r. Zatka l047; 8 Slimmzettel waren leer und 2 Stimmen zersplitterten sich. Die czechische Minorität hat immerhin eine ansehnliche Stärke erlangt und die czeckiische Zuversicht aus eine endliche Majorisirung der Stadt Budwei« steigt. Der Fall diese« „deulschen Bollwerk«" wird von den Czechen bereit« seit Jahren vorherverkünbet. Wenn nicht die Deutschen alle ihre Widerstandskraft zusamn ennehinen, ist die Czechisirnng von Budwei« nicht unmöglich. Von der „AgitationSkrast" der Czechen wurden ja. wie bekannt, allerhand „schlagende" Be weise gegeben. Die Einschüchterung der jüdischen Bürger von Budwei« durch die rohe Bedrohung ist zunächst nicht aus geschlossen. Seit Jahren wird auch durch die Czechen in Budwei« die „praktische Colonisation" betrieben. Die Masseu- ciliwanberung czechischer Handwerker und Arbeiter wird plan mäßig gesvrderl. Die geistige Führung nehmen czechische Aerzle und Advocalen. die unter Umständen von der czechischcn Parteileitung materielle Unterstützung erlangen, in d,e Hand. Desgleichen wird mit ähnliche» Mitteln an der Erweiterung der czechischen Sprachinseln um Budwei« zur Unterbindung de« deutschen Sprachgebiete« rührig gearbeitet. Leider zeigten sich auch unter den deutsche» Bauern de« südlichen Böhmen die Anfänge von AurwandernngSIust. Eine größere Zahl wohlsituirter Bauer»gutSbcsltzer hat sich in den benacbbarlei« inneröstcrreichischen Gebieten angetanst, um dem schließlich auch in« materielle Leben einschneidenden nationalen Kriege zu entgehen. * Die Einberufung de« österreichischen ReichSrathS soll nach dem officiellcn Organ der österreichische» Ultramon« lanen, der in Linz erscheinenden, früher i» Würzburg hcrauS- gegebenen „Oesterreichischen Corrcspondenz", für de» 4. oder 6. October bevorstehe». Vorher soll noch einer der unter Taaffe beliebte» PairSschübe stattfinden. Was soll »och au« dem österreichischen Herrenhaus«: werden, da« früher so viele glanzvolle Namen deutscher Culturträger in sich vereinigte? Soll e« noch einige feudale Finsterlinge oder Verkündiger künf tiger slawischer Größe mehr aufnebmen? * Wie den .Hamburger Nachrichten" gemeldet wird, dürste der Zar den dänische» Hof, wie e« heißt, nicht vor Milte October verlassen. Kaiser Alexander wird daher mit dem König von Schweden Zusammentreffen, der m den ersten Tagen de« kommende» Monat« in FredenSborg erwartet wird. Die Königin Louise von Dänemark gedenkt im nächsten Monat nach Penzing bei Wien zu reisen. * Zu der bekannten Rustschnker Assaire wird der .Vossischen Zeitung" gemeldet: .Sofia, 18. September. Deutschland bak noch leine Antwort hierher gelangen lassen. Die Regierung ist darüber beunruhigt, und man spricht schon davon, eventuell die Minister Natschrwitsch und Stoilow zu opfern, weil unter deren Aegid« die Lvper-Affaire sich zu-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite