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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188709228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870922
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-09
- Tag1887-09-22
- Monat1887-09
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1887
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täglich früh , Uhr. Krö«rti»a oat TlPttitiou Johaanesyassr 8. -streckst»«»«» -er Ketz»l1i„: vorminag« tO—1» Uhr. Nochmnrag« »—6 Utzr. 8*» W» »XI»,»« n»^»»d,n »E W s» »a-cv«» »:«> »kr»n-»«>ch. >»„»», »rr ftlr tzi« ,4»»^^,st» R«»»»r 5r»t»«iru )»«rr«ee «« W»»e«t«,e» tzi» z Uhr «»»»Utck«», »« e«„. „» Krft,«,e» sr»h tzt»'/,» U«r. 3« dtp /ili«lk» sstr 3»s.-A»»»tz»r. kn» Ale»», Ualverffkätsstr,«» 1. Lo«l» Lösche. K»thart«»ftr. 23 patt. ». K»nlg«vl«tz 7, Mir »I»'/,» Utzr. ^lr 265. EiM TagMillt Auzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Donnerstag drn 22. September 1887. i». rroz. Vr Georg,. »oriu«. H. »78». Bretsckneider. Auflage LS,7SO ^donnrmrntsprei» viertelj. 4'/, Md 'ncl. Brinaerlvhn 5 Mk.. durch dir Post bezogen V Ml. Jede einzelne Nummer 20 Ps Belegeremplar 10 Ps. Grdübrrn für Extrabeilagen lln Taaeblail-Format gesalzt) »hur Postbeiörderung «0 Ml. mit PosibesSrdrrnng 7V MI. Inirralk 6gespa!tene Petitzeile 80 Pf. LrStzere Schriften laut «ns. Prei-verzelchnlh. Tabellarischer «. Ziffernsatz nach hoher,:, Laris. lleelamen ontrr dem Nedactl vnSslrlch die 4gkspalt. Zeile VOPs., vor den Fa milicn nach richte« dir «gespaltene Zeile 40 Ps. Inserat« sind stet» an die l-rpeSitio» z« senden. — Rabatt wird mchl gegeben. Zahlung jiravonmoranclo oder durch Post- Nachnahme. 81. Jahrgang. Amtlicher Theil. rtl»i>ntm«-mr. Die Anfertigung der Gchtoffrrardrtte« für die ver- waltuna«» und Wohngebäude, vas Kublbau« und Sanität»« schlachlyau« de« Gehlacht» »nd Diehhofes wird hierdurch öffentlich auSgelchriede». Die Unterlagen find gegen Erlegung von 1 «0 im Echlachthosbaubureau an der Kaiserin-Augusta-Straße zu haben. Die Angebote sind nach Maßgabe der bei den Unter lagen befindlichen Vorschriften zu behandeln und hlö ZU« K. O»t»6er Ktefes Jahre», Vormittag» 11 Uhr de, der Xunlialur de« hiesigen Raihhause» adzugeben. Wir behalten uns dir Au-wahl unter den Bewerbern, die Theiluna der Arbeiten, sowie die etwaige Ablehnung stimmt- licher Angevote vor. Leipzig, den 2t September 1887. Der Math her Stadt Leipzig. E,cho> Die Leuchtkraft de« släotljchei, L>»chi,ase« betrug in der Zeit vom I>. bi» «tt >8. diese» Monat» im Araand« drennrr bei 2.5 M,tl»n«t»r Druck und 140 Litern stttndlichem Consum da« lk Sfache der Leuchtkraft der deutschen Normal kerze von 50 Millimeter Flammenbvbe. Da« spenfische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0.424. Leipzig, am 21. September 1887. De» Rath» Deputation zu den Gasanstalte« Vrkalilltmachllug. vor ca. einem Vierteljahr si„o N uo.w der Reichsbank hier 12 Et»« ,,r»e Wräbtrchtafela eiageftellt »nd, da nicht d rttzt« «etzlrig, de,«, Unterzeichnete« Polizei« amte nachmall als herrenlos gemeldet worden. Der Vigenihilnier derselbe« wird hierdurch onsgefordert, sein Elgentbumsrecht daran geltend zu mache», andernfall« darüber de« Rechte» gemäß verfügt «erde» wird. Sechzig, de, 15. Septnnber 1887. Ln» Polizetawt »er Vtatzt Leipzl» Nr. 2452 1». Brellcknelder. Mivael. Ersiatterer Anzeige zufolge ist da» der Anna Auguste Arier au» Echelenberg untern, 8l. Derember 1874 hieran»« au-geftellle Dienfttznch vor mehreren Jahren adlianden gekommen. Zur Berdiltung vor Migorauch wird daher obige« Dienstbuch hiermit sür ungiltig erklärt. Sechzig, am IS. September 1887. La» Paiizeia«» der Stahl Leipzig Fondsbörse m Lcip)ig, hir Watzlen k»r den Schalzuiiao-Ausschuh drtt. Unter Hmwei« ou> bei bezügliche» Bärsenanschlag werde» die Mitglieder der Aa»d«tz»rse — mit Ausschluß also der ledig ich de« Waarrageschäst« tm engere» Sinne wegeu die BScse brsuchcnden Firmen — hiermit zu einer Danner»»«g. den 2S. September. Nachmittag« 1 Uhr Im Anschluß an die gewöhnlich' Bärirnveriommlung im kleinen Vörsensaal« stattstndenden Wahlversammlung eingeliden, «m in dieser dir ihnen zustrhende Wahl »au S Mitgliedern in den vach ß 7 der Bärseaordnuug dehui« Umlegung der Jahres beiträge zu bestellenden Schätz»ng«-A>i«schi»h vorzunetzmen. Zur Giltigkeit dieser Wahlen ist absolute Stimmen mehrheit erforderlich. Nur Inhaber von Halbsahrs-Aarten (nicht auch solche von LageSkarreu) sind zur Thr,i„>ibrne an dieser Versammlung berechtigt. Leipzig, den 21. September 1887. Die Delegirten de, I. «dthrtlnng de» VSrsenvarftande«. Wilhelm Schmidt. Fritz Mayer. A Winkeln,»»». Vleyl, Välsens«re«är. Vekannlmachung. U» hiesiger Nralsckule soll, lall« eine rege Belhelllgung einen entspreche,»«« Erfolg sicher» zu Ostern 1868 eine VrsghMNgstal- Tlasie (eine Lexta) eingerichie» werden. Ja derselbe« staden Schüler den zur Vorbereitung für da» Symnasivm »c. erforderlichen Unterricht (Latein und Deutsch). AnmAdNNg« vo» Schülern IN dieser Elaffe wollen geehrte Eltern »c. bei Unterzeichneter Commission, Rathhau«, Zimmer Nr. 1, baldmägNchst »ad längsten« bi« z„m 1. Nsdemder 1887 bewirke». Reudnih, 20. September 1887. Sie Nkalschnl-Cammisftan. «rvßel. vtch. Nichtamtlicher Theil. Deutschland und Frankreich. Kaiser Wilhelm hat sein Gesammturlheil llber die Leistun. A«n de« U. Armeecorp« bei den jüngst beendeten Manövern in die Worte zusammengesaßt: .Ich scheide von dem 11. Ar- meecorp» mit der bestimmten Ueberzeugung, daß dasselbe nach allen Richtungen hin kriegttlichlig. und daß e« jeder Aufgabe voll unv ganz gewachsen ist." Ein solche« Uilbeii von der berufensten Seit« gefällt, macht all« weilerrn Bemerkungen überfllilsiq» e« ist da« beste Zeugnih. welche« kruppen überhaupl ausgestellt werde« kann, n»d e« ist llnzweifelhaft, daß auch alle übrigen Theile de« vrutfchen Heere« auf de« gleichen Höbe der Leistungsfähigkeit steven. Die Prüfung, Melcher da« l. Armeecorp« im Aufträge de« Kaiser« vö», Prmzreaente« von Lraunschweig, Prinzen Aibrech», »nterroqen worden ist. hat da« gleiche Ergebniß gehabt. Auch diesemEorp« konnte da«Zeugn,ß ntheill werde», daß e« eine vorzügliche Haltung gezeigt habe. Auch dort schwebt dem commandirenden General ol« Ziel die Erhaltung der Kriegttüchtigkeit «„verwandt vor Aügen General v. Kleist erwiderte aus den Drinkspruch de« Prinzen Aibrrchk bei dem Paraveviaer am ». September, daß er fei» den acht Jahren, während deren er di« Ehre habe, an der Spltze de« !. ArMkrcorp« r« stehen, bemüht gewesen sei. da« Eorpl in f^ne» früheren Stand« la erhalten, damit, wenn der Kaiser rufe. »« bereit und gerüstet mär». Der Ernst bn Lage und dir Größe der Verantwortlichkeit ist allen Eorp«« «»Mandanten, dem Ossscierrorp« und den Mannschaften de« gesammten deutschen Heere« brwnßt. Jever thut an seiner Stell« du« Mögliche, um di« höchste Vollendung der Gelammt» teistung zu erzielen, und au« diesem einmllthiqen Zusammen wirken aller Kräfte entsteht eine Krieg«bere»tschast. welche da« stolze Wort berechtigt erscheinen läßt, daß die deutsche Armee >m Noihsolle einem gleichzeitigen Ansturm vo» Ost unv West auch ohne fremde Hilfe gewachsen ist. KriegSlüchtigkeit kann durch falsche Selbstschätzung und Lässig keit in der Hortentwickelung verloren werden, da« haben Vre Erfahrungen de« Jahre« 1806 nach den glänzenden Siegen der preußischen Armee unier Friedrich dem Großen bewiesen, aber diese Erfahrungen sind nutzbringend gewesen. sie haben gelehrt, daß nur durch siele Urdung und eifrige Fortbildung die vorhandene Kr>eg«lüchligkeil erhallen werben kann, dag e« tbvricht und gefährlich ist, auf den errungenen Lorbeeren auSzuruben. E« kommt hinzu, baß dir Zeiten andere ar- worven sind, daß der Friede seit Beendigung de« deutsch- sranzöjlsche,, Kriege« überhaupt nur durch dl« höchste Kriegs bereitschaft de« Sieger- aufrecht zu erhalten ist. Die Franzosen verwenden kein Auge von unseren «ilitairi- schen Uebungen und Krieg«vorbereitungen. unv an dem Tage, an welchem sie zu der Ueberzeugung gelangt sind, daß ihren »»Ulairischen Fortschritten deutsche Rückschritte gegenüber- stehen, ist der Krieg nicht mehr abzuwenven. Nun lehrt aber eine Vergleichung der französischen Kriegsbereitschaft mit der deutschen, daß die Ueberlegenbeit der deutschen Waffen llber die französische» trotz aller Anstrengungen, die aus französi scher Seile seit lS Jahren gemacht worden find, nicht in Frage stehen kan«. Die Probe»,obilmachung de« 17. französischen Eorp« sollte den Prüfstein sür die militairische Leistung»sähigke>t Frank reichs bilden, aber wie weit sind die Tlialen hinter den Er wartungen zurückgeblieben I Da ist zunächst die Eentralleilung. Achi Tage vor dem Beginn der Mobilmachung war der Plan versildcn der ganzen Welt bekannt, weil im KrirgSministerium Personen Zutritt hatten, weiche nicht dahin gehören. Zuerst wurden zwei harmlose Schreiber verdächtigt, ihre Pfsicht ver letzt zu haben, und at« man die Grunvlosigkeit diese« ver- dachle» erkannte, war der eigeutliche Schuldige bereit« ent wischt. Da« sind Zeichen von Fehlern in der Handhabung der Krieg-Verwaltung, für Weiche e« in Deutschland an jedem Stilenstücke sehll. Bi« an die Centralstelle find die Laave«- verräihrr, mit denen wir in Deuischlaav zu thun hatten, niemal« vorgedrungen, sie mtißien sich, durch französische» Getv vrrsüint, mit den Brosamen begnügen, weiche von unter« georbneirn Stellen aus Nrbeiiwegen ru erhaschen waren, da« KrlkgSiiilnistcrium bleibt ihnen verschlossen und unnahbar. Unv wie lächerlich haben sich die französischen Behörden bei ver Jagd aus Spione benommen I Die Eorresponventen fran zösischer Blätter sinv vo» ihnen verfolgt unv belästigt wor den, so baß sich schließlich aus ven Reibe» der Presse heraus eine Gegriibeioegung gegen die abgeschmackte Spionriechcrei rnlwickell hat. Da- sachverständige Urtheil über die Ergebnisse der fran zösischen Proheinoblimachung läßt sich Vahm zusaininensassen. daß vie zur Dienstleistung verpflichtete» Personen in der Haupt sache rechtzeitig ihre Pflicht getha» haben, baß aber die Mililairisckcii Leistungen weit hinter den gehegten Erwarlungen zurückgebinben sind. Da- Pseroematerial war schlecht, der Tram war mangelbast orgcmistrt, die Berlheilung der Truppen war nicht ziveckeutsprecheiio, weil die Truppenbewegungen unter der Ueberfülluiig einzelner Puncte litten. Genug der Versuch bat zahlreiche Mängel ausgececkl unv ist wahrlich nicht zu überschwänglichen Lobeserhebungen angelha». Sehr lehr reich sind in Vieser Beziehung die Bemerknngen der „Repudlique franyaife", welche in dem EndurthkU gipset», daß elementare Vorschriften de- KricgSminister« „»berücksichtigt geblieben sind. Das Blatt tadelt das Streben, große strategische Ausgaben ohne Rücksicht auf die thalsäch- tichcn Verhältnisse zu stellen, Marschrouten zu gebe», welche wegen UcbcisüUung nicht «»«gesührt werden können. Aus die Dise ptin der Soldaten wirst e« ein bedenkliche« Lickt, baß sie sich in großer Zahl von den Regimentern getrennt haben, um schmutzige« Wasser au« den am Wege liegenden Sümpfen zu trinken. Alle diese Mängel haben aber nicht verhindern können, daß der Kriegsminister bei dem Banket im Militairrasino zu Eastelnaudary am 10. September nickt nur dem Eifer der Civildehörden unv der Bevölkerung da« höchste Lob spendete, sondern auch da« Urtheil ausgesprochen hat. daß da« bisher nicht vorhandene Vertrauen auf die mililairische Leistungs fähigkeit jetzt außer allein Zweifel stehe. Der Maire de« Orle« mio Abgeorvnete EalS« ging noch weiter, er gab der Ueberzeugung A»«bruck, daß eine so leistungsfähige Armee die Revanche bringen werde und müsse. Zwar antwortete seinem herausfordernden Trintspruckl nur verständnißmnige» Schweigen, aber die Haltung der Zuhörer gab zu erkennen, daß rr den Empfindungen Aller da- rechte Wort geliehen habe. Aus deutscher Seite sind alle diese Vorkommnisse einfach zur Kenntniß gebracht worden, man hat e- verschmäht, daran Bemeikungen zu knüpfen, weil sie aus der Hand liege» uud weil sie Jeder selbst macht. Nur so viel zu sagen, erschein! nicht übe, flüssig, daß eine KriegSleitung, welche durch so mangelbaslc unv kaum einer ernslhaslen Kritik fähige Leistungen zur Kundgebung größter Zufriedenheit gebracht werden konnte, von deulfchkr Seite in keiner Beziehung al» gleichberechtigt anerkannt werden kann. Man darf freilich nicht außer Acht lassen, daß der Krieg-minister Ferra» für die Ergebnisse dar Probemobilmachung nicht verantworttich gemacht werve» kann, weil man in ver Zeit vom 80. Mai bi« zum t. Sep tember nicht au« rinn varhandenen Arm« eine andere zn machen im Stande ist. Ader dir Tbatsache, daß innerhalb t6 Jahren die Leitung de« französischen KnegSminIsterium» mehr al« 20 Mal gewechselt hat, genüg», um z» zeigen, daß eine unter solchrn Einflüssen leidend« Arme« nicht mit gleichen, Maße gemessen werben kann, wie da« deulscke Heer. Da« Maaise» de- Grasen vo» Pari« hebt nicht ohne Grund Her- Var, daß di« Rückkehr ,ur Monarchie der französische» Armee «in unabsetzbare« Oberyauvt verleiben würde, an welchem e- in der Republik gebricht; aber e« genügt nicht, daß ein solche« Oberhaupt da ist. sondern e« muß auch irititalrische Ersab- rung unv Tüchtigkeit besitzen. Der Graf von Pari« kann sich weder aus seine Vorfahren, inSdesondere nicht auf seinen Groß vater LouiS Philipp berufen, um die militairische Tüchtigkeit seiner Dynastie varzuthun. Und wenn er da« Genie eine- Napoleon!, besäße, van» »llrd« es schon längst, zumal 1870, zu Tage getreten sei». * Leipzig, 88. September 1887. * Unter dem 12. December 1885 theilte der „ReichS- auzeiqer" mit. daß nach einer Bersügung de« Koreanischen Auswärtigen Amte« vom 3. August l885 von dieser Bebörde alle zwischen fremden und koreaaischenStaal»- auqeyvrigen vereinbarten Verträge beglaubigt werden müßte», wenn beabsichtigt ist, die koreanische Regierung sür Erfüllung de« betreffenden Vertrage« in Anspruch zu nehmen. Wie aus Berlin gemeldet wird, yal ein koreanischer Beamter - Auswärtigen Amte« et verstanden, sich daS Siegel dcS letzteren zu verschaffen und einem DarlehnSvertrag, den er «bgeschlossen hatte, den Stempel auszudrücken: in Folge dessen ist nicht nur der betreffende Beamte schwer bestraft, sonder» «uch der Präsident deS Amte«. Kin, entlassen worden. * Der Münchener Correspondent der .Kölnische» Zeitung" bat mit dem neuen Nuntius rin „Interview" gehabt »nd berichtet darüber Folgende«: „Der neue Nuntius Füist Rusfo brilla hat mich zu der Mitthrilung ermächtigt, daß die be hauptete Vermehrung de« Nuntiatnrpcrsonal« und demnach auch die darau« gezogenen, aus eine Erweiterung de« Wirkungs kreise« bezüglichen Schlußfolgerungen unrichtig seien. Mon signore Eorvi sei der Nuntiatur in besonderer Angelegenheit, aber blo» aus wenige Monate zugelheilt; nach dessen Abreise werde da« Personal nickt zahlreicher sein als unter den früher« Nuntien. Der Wirkungskreis »nd die Befugnisse der Nuntiatur seien gegen frllher in keiner Weise geändert. Be glaubigt sei er (der Nuntiu«) für Bayern: außerdem verkehre rr ossicirll mit sämmtlicken deutschen Bischöfen »nd ofsiciv« mit den übrigen deutschen Regierungen. Die Frage, sei e« der Er richtung einer Nuntiatur in Berlin, sei es der Beglaubigung de« Münchener Nuntius sür da- übrige Deutschland, sei eben so wie diejenige einer Londoner Nuntiatur noch essen; sollte r« jemals dazu kommen, so würde nicht der Wiener Nuntius, so fahr sich derselbe seiner persönlichen Eigenschaslen wegen dafür eignen wltrde, sondern der Münchener damit betraut werden. Irgend welche« Neue, noch nicht Bekannte» liege aber in dieser Angelegenheit nickt vor, und rr (der Nuntius) habe keinerlei daraus bezügliche Weisungen erhalten. Demnach könne rr auck nickt sagen, ob er Berlin besuchen und ob und wann er gleich Masella den Fürsten Reichskanzler persönlich kennen lernen werde. Der Nuntiu« beherrscht da« Französische .benso flößend wie sein Auditeur Monsignore G»idi da« Deutsche. Zablreicbe, in den Bureau» gufl.egende Zeitungen lassen daraus schließen, daß der Nuntiu« dem s>«, einen Aus länder besonder« schwierigen und darum doppelt anerkennenS- werthen Studium der innerpolitischen Verhältnisse Deutsch land« b«s»ndrre Aufmerksamkeit zuwrndrt." » * » * Der gestern erwähnte Vorschlag der „Politik" auf De- centralisation der Unterrichts-Verwaltung in Oesterreich (vergl. auch unseren heutigen Artikel „Studie», resorm in Oesterreich") finde» bei den Klerikalen begeisterte Zu stimmung. DaS „Grazer Dolksblatt" übertrumpft sogar daS czechische Organ und meint: „Wenn man e» so recht kurz und bündig sagen wollte, wa» Decentralisation im UiiterricktS- wesen und die damit zu verbinvende christliche Freiheit sei, so könnte man sagen: Hebt va« Eull»«- und Unterrichts ministerium ganz aus!" DaS wäre freilich nach dem Oesckmacke der Klerikalen, wenn man EulluS unv Unterricht in Oester reich schlechtweg der päpstlichen Nuntiatur zur Besorgung überließe. * Den lutherischen Zöglingen de« von der Regie- rung unterhaltenen russischen Lehrerseminar» in Goldinqrn (Kurland) ist vom Curator Kavustin anbefoblen worden, sich fortan an den griechisch-orthodoxen Andachten der Leürcnislalt zu betkeiligen. DaS kurländiscbe evangelisch- lullierische Consislorium hat gegen diesen Gewissenszwang Emspracke erhoben. Im Frühling d. I. hatte der Direktor de« PleSkauer Gymnasium» den Schülern lutherische» Bekennt nisses besohlen, an hohen Festtagen die griechische Kirche zu besuchen. Dir Ellern der betreffenden Schüler wandten sich infolge dcssen »ul einer Beschwerde an den Eurator de« Peters burger LebrbezirkS. General Novikow, welcher die Verfügung de« PleSkauer GymuasialvireclorS aushob. Eine ähnliche Maßnahme wird im Interesse der Ausrechterhaltung des religiösen Friedens auch in Kurland erhofft. — An der Universität Dorpat hat sich der Professor de« russischen Recht«, 11r. Engelmann, dein Verlangen de« Ministers, seine Vorlesungen hinfort russisch zu halten, gefügt und trägt l„ diesem Halbzabre russischen Eivilproeeß in russischer Sprache vor. Aus besondere» kaiserlichen Befehl hak Professor M e y- low, der dem Lehrkörper der Hochschule nicht durch Wahl angehvrt. sondern demselben a»sgezwiingen ist, sich bereit er klärt, Pandekten in russischer Sprach« vorzutragen. * In St. Pr «er« b ur g strdt demnächst wieder ein großer politischer Proceß bevor, in welchem Über zebn Nihilisten, darunter verschiedene Osficiere, abgenrtheilt Werken soll. * Bei den Wablen zur ZweilenKammrr de« schwedischen ReickSlagS sind b>S jetzt 84 Gegner und 71 Anhänger de» Roggenzolle« gewählt. D e städtischen Wahlkreise haben nur 8 Anhänger dcS RoggenzollcS gewählt. * In Bern wurd, am Freitag da« technische Uebereln, komrnei^, welche« die von der italienischen Regierung unv der West«S i m plo »> b a kn behus» Festsetzung de» italienischen Anschlüsse« an den Simplontunnel tzelegirten Ingenieure ver einbart haben, von den Vertretern de« italienischen Bauten- Ministerium» »uv de« schweizerisch«» Bahndepartemrnt« unterzeichnet. * Dir vom fränzüfischen Krieg-Ministerium eingeleitete Untersuchung bezüglich der verfrühten Verössent- lichung de« M»bitmachung«brsebl« im.Figaro" hat vie Unschuld der beiden verhafteten Schriftsübrer de» General stab»« ergeben; st, sind aus freien Fuß gesetzt worden. So sagt der .TempS" und setzt binz«: .Der wahre Schuldige ist ein gewisser Aubanrl, der sich „Berichterstatter auswärtiger Zeitungen" nennt und leicht Zugang zu den Bureaux de» Kriegtministerium« batte. Er sitzle sich mit mrhrern Pariser Blättern in Verbindung. Man überwachte ihn »aber mehrere Tage, bemerkte, daß er viel aus der Redaetion de» .Figaro" verkehrte, unv Überzeugte sich, daß er in der Druckerei diese« Blatte« den Artikel Uder die Mobilmachung eorrigirl batte, sowie daß der Artikel vom .Figaro" mit 250 Franc» bezahlt worven war. Um aber einen ganz sichern Beweis gegen Aubanrl »u habe», stellte man ihm eine Falle: man ließ in einem Bureau bet Ministerium« ein Schriftstück liegen, welche« da« Schema der Mobilmachung enthielt. Aubanrl entwandte daS Papier und tag« daraus erschien da« „Schema" wörtlich im .Figaro". Da Aubanel aber keine M lilan verso» ist, sv übergab der Krieg-minister die Sacke dem Munster de« Innern, dessen Agenten ihn beobachteten. Al« aber Aubanel merkte, daß er überwacht wurde, verschwand er. ohne daß e« bi« jetzt gelungen wäre, seine Spur wieder aus zufinden. Man vermuthel, daß er »ach Belgien ei Iwickc» ist." In dieser Darstellung de« balbainllichen BlallcS liegt mehr eine Anschuldigung al» eine Vertbeidigung der l'ctr.sfeo den Behörden. Die Mehrzahl der Pariser Blätter will sich denn auch mit der Erklärung deS „TemvS" nicht znsrieven gebe». Sie findet eS eigentdümlicb, daß die Polizei den Mau», lrotz dem sie ihn beobachkele, entflieh,,, ließ, und der .Intrausigeaiil" behauptet sogar, ei» Aubanel sei überhaupt nicht vori- .„den. .L'tzlereS ist unrichtig", schreibt man der „Kölnischen Z innig" au- Paris, »denn ein gewisser Aubanel exislirl allerdings, ohne daß man reckt weiß, wovon. Er gab sich den Anschein, mit der Journalistik in Verbindung zu stehe», aber c« ist in, höchsten Grade wahrscheinlich, daß er nie sür ein Blatt ge arbeitet hat, wenigstens sür kein auswärtige«. Ga»; unde- greislich erscheint e«, wie man einem solche» Menschen ohne jede Bedeutung Zutritt in« KriegSministerium gestattet hat. da« sich dock sonst mit einer dreifachen Mauer »»igiebt, und ma» kann e« den Blättern nickt verdenken, wenn sie jetzt wissen wollen, auf wessen Einpschinng dem Aubanel dieser ungewöhnliche Vorzug eingeräumt wurde. Manche sind auch neugierig, zu erfahren, wie eS mit der gerichtlichen Ver folgung gegen den .Figaro" auSsiebt, eS scheint aber nicht, daß man diese Neugier zu befriedigen gedenkt." * Ruhige Tage dürften eS anscheinend nicht sein, denen daS französische Eabinet im nächsten Monat entgegen- geht. E« hat bi« jetzt insofern ein relativ bequemes Dasein gefristet, al» e« eigentlich nur auf Eredit leble. aus den Credit nämlich, den die Versprechungen de« Herr» Rouvier bezüglich Einschränkung der öffentlichen Ausgaben und Bcseiligiziig de« klaffenden Fehlbeträge» im StaalSbauShalte dem Aintsnach- solger de« Ministerium« Gebiet eröffnet«!,. Damals fanden die Pläne de« Herrn Rouvier allenthalben bereitwilligen Beifall; man gab ihm Recht, weil man um jeden Preis au« der unbehaglichen CabinetSkrise herauSkoi»»ien wollte. Während de« Sommer» mit seinen verschiedenen Hetz-Emotionen auf dem internationalen Gebiet halte die öffentliche Meinung hin reichenden Stoff, sich zu beschästigen, und daS Cabinet hätte vielleicht hinreichende Muße finden können, sein Programm genauer ouSzuardeiten und bi« in die Detail« srstziistellen. E« scheint aber nicht, als ob dergleichen geschehen wäke. Der äußeren Form nach hat va» Eabinet Rouvier zwar seine Devise: Keine neuen Steuern, keine neue Anleihe, inlacl er halten. konnte e- aber nur dadurch, daß eS eben gar keinen ernstlichen Anlauf zu einer Blldgetresorni-Aclion nahm, sondern Vie Dinge gehen ließ, wie sie gehen wollten, und nicht einmal so kostspielige Eptravaganzen, wie die Probemobilmachung, sich zu versagen den Muth fand. Jetzt scheint nun aber der politische Erebit, von welchem Herr Rouvier über den Sommer gezehrt hat, nahezu erschöpft. Da» Cabinet wird von den Parteien gedrängt, zu dem jüngsten Manifest de« Grasen von Paris Stellung zu nehmen. Die Radikalen, welche ibm Todfeindschaft geschworen haben, weil e« — um überhaupt bestehen zu können — sich mit aus die Rechte stützte, wollen Viesen Trumpf gegen Rouvier auSspielen, um seine fernere AmlSsührung unmöglich z» mache», und wenn sie da« wirklich Ihun, so dürsten die gemäßigteren republikanischen Elemente ihn kaum schütze» können, zumal von den positiven Verdiensten, welche Herr Rouvier sich erwerben wollte, noch kein einzige« existent geworden ist. Die Hoffnung de« CabiuelS beruht wesentlich darauf, daß der Radikalismus »,il sich rcsen läßt, nur unter dieser Voraussetzung scheint eine vorzeitige Krise blntangehalten werden z» können. * Da» Gerücht von bevorstehenden Veränderungen im spanischen Ministerium »och vor dem Zusammentritt der Corte« wird jetzt aus« Neue von der Madrider Presse gemeldet. Der Colonialminister Balaguer soll aus semem Rücktritte bestehen, da kein« Aussicht vorhanden ist, da« Resormprogranim für Euba zu vcrwirlllche». ebenso der Krieg-minister General Cassola, da er nicht hoffen darf, daß die HeereSresorm durchgeht. * Mit innigem Behagen schildert der in Saig»» er scheinende „SoigonnaiS" ein PerbrüdeiiingSscst, da» zwischen den Osficierrn de« srnnzösischcn TranSporls l:ffes „Comorin" und ihre» russische» Kameraden vom „N:schnci- Nowgorod" i» Singapore jün.zst gefeiert wurde. Tie Franzosen hatten die Russen zu einer „röunioir senior»«:»«" im Union-Hotel eingcladc». Nachdem die Mnsik di'N l oiial- hymnen beider Länder gespielt hatte, brachte ei» Hrnplmann ver Republik daS Hoch aus Se. Majestät den Zaren ans, woraus der russische Oberst mit einem Trinkspruch ens rie sranzvsische Republik erwiderte. Die Gläser, welche, mi! perlen dem Sect gefüllt, de» weihevolle» Trunk enthielten, sollte» snrzer- hin nicht mehr gewöhnlichem Thun dienen: klirrend zersi." anacn sie an der Wand zu Scherben. Einig» in demselben Leeale an wesende englische Osficiere, die sich erlaubt halten, ans ihr Vaterland ru trinke». nennt da« Blatt „Schuljungen", die aus einem FerienauSstug« begriffe» seien, und eine e» liscke Zeitung in Singapore druckte mtt dem ganzen Artikel nu ll diese Llellc ohne Bemerkung ab. Ucber die großen Dinge, . ie ans diesem Leebrüderungssestk besprochen und geplant worbe, > >k. verrälh der .Saigonnai«" aenug. indem rr seine» Arl lil folgendermaßen schließt! .Wik können »nS nicht da« Ver gnügen versagen, einen AuSspruch mitzulbcilen. welcher unier den gegenwärtigen Verhältnissen vo» wirklicher Bedeulung ist: beim Abschiede sprach der russische Oberst: „Aus Wiedersehen, mein« Herren! E« giebt »in, grade Straße von PelerSburg nach Pari« und von Pari« nach Petersburg I"" * In Ergänzung der Miltdeilungen Uber Stanley'« weitere« Vordringen vom Aruwinii an« giebt die „National- zritung" noch folgende Meldungen, welche dem „Rcnlrr'sche» Burcau" au« Zanzibar unlerm >7. d. zugegange» sind. Denselben zufolge sind dort a»S dem Innern Nachrichten eingetroffen, wonach e« de» Bolen, di« von den i» Zanzibar residirenden Eönsuln entsandt worden, um Emin Pascha von der Absenduiig der Slanley'scke,, Expedition in Kenntniß zn sehen unv die den neuesten Nachrichten zufolge i» Mlisa, am östlichen Gestade de« Albert Nvanzasee«, angekommen waren, endlich gelungen sei. zu dem Pascha zu 'gelange». Sie trafen mit ihm am Sübende de» Albert Ryanza zu sammen und kamen in seinem Lager an, gerade als er vo» seiner Expedition nach dem Usungora-Lande zurücktehrte. Die Kunde von der Entsendung der Enlsatzexpedilio» unter
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