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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188709228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870922
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-09
- Tag1887-09-22
- Monat1887-09
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1887
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Erste Leilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^so 28Z. Donnerstag den 22. September 1887. 81. JahMNg. Zur Lage. "Berlin, 20. September. Der Kaiser hat zwar heute anhaltenden Regens wegen die beabsichtigte Fahrt zum Manöver nach Granser unterlasse» müssen, befindet sich aber im Uebrigen recht wohl und bei heiterster Stimmung. Da« Bestrebeu der Acrzte gebt vor Allem dahin, den greisen Monarchen vor den schädlichen Einflüssen kühler und nasser Witterung zu bewahren, und mehr al« früher ist Sc. Majestät bereit, den Anordnungen der ärztlichen Berather stattzu- geben. Sonntag Abend begiebt sich der Kaiser ebenfalls nach Baden-Baden, um den Geburtstag der Kaiserin gemeinsam mit dieser zu begehen. Die Dauer de« Aufenthalt« i» Baden- Baden wird lediglich von der Witterung abhängig sein. Wie hierher gemeldet wird, bekommtdem Kronprinzen der Aufenthalt in Toblach sehr gut» die Aerzte sind mit dem Zustande de- Halse« im Ganzen zufrieden und die Stimme bat bereit- merklich an Stärke und Klarheit gewonnen. I)r. Mackenzie trifft heute oder morgen in Toblach ein, um wiederum persönlich den hohen Patienten zu untersuchen. Bon dem Gutachten de« englischen Arzte« wird e« sodann abhängen, wie lange der Kronprinz noch in Toblach bleibt und wohin er sich von dort begiebt. 2» keinem Falle darf au« der Ankunst de« vr. Mackenzie irgend ein beunruhigender Schluß gezogen werden, denn derselbe ist nicht besonders be rufen worden, vielmehr wurde bereit« während der Anwesen heit de« Kronprinzen in London vereinbart, daß eine Unter suchung de» Halse« durch den berühmten Chirurgen von Zeit zu Zeit vorgsnommen werden solle. „Freisinnige Zeitung" und „Germania" eisern mit gleicher Heftigkeit gegen die in Aussicht genommene Verlängerung der Legislaturperioden, beide regierung-seinbliche» Blätter zeichnen sich aber auch diesmal wieder durch Schimpfereien auf die Gegner au«, womit der Mangel an Gründen freilich schlecht verborgen wird. Nicht al« eine Ucbertreibung, sondern geradezu al« eine Unwahrheit ist e« zu bezeichnen, wenn behauptet wird, daß eine Verlängerung der Legislaturperioden «ine Schmälerung der „Volk-rechte" in sich schließe. Man dürfte in ruhig denkenden Kreisen in dem öfteren Wählen schwerlich ein besondere« Recht und einen besonderen Vorlheil erblicken, weit eher e« al« eine recht unangenchmc Belästigung empfinde», und wir zweifeln nicht im Geringsten daran, daß die Verlängerung der Legislaturperioden, fall« sic beschlossen wird, von der Mehrheit de« Volkes al« eine Wohlthat gepriesen werden wird. Nicht da« Recht zur Wahl wird verkümmert, aber sicher die zu oft sich darbietende Gelegenheit zum Wühlen, was die stetige ruhige Entwickelung sicher fördern wird, deren jedes Staatswese», vor Allem aber dar junge deutsche Reich so sehr bedarf ES steht fest, daß der Antrag aus Ver längerung der Legislaturperiode» zu Beginn der nächste» Session VeS Reichstag« gestellt werben, und man kann e« al« cbensü sicher betrachten, daß er auch zur Annahme gelangen wird. Mögen also die Demokraten und Ultramontancn »och ein Weilchen von der ..Feindschaft gegen bas Rc>ch»tagswadl- rechl" dcclamiren, eS wird der Sache nichts schaden und den anderen Parteien ebenso wenig. Wenn von angeblich besonder« insormirter Seite der .Germania" gemeldet wird, daß man in leitenden Kreisen der Wiedereinführung der Berufung in Straf sache» nicht abgeneigt sei, so könne» wir diese Nachricht bestätigen nnv zugleich dahin ergänzest, daß ein entsprechender Gesetzentwurf bereit« im ReichSjustizamt vorbereitet wird. Nur ist die Sache nicht gerade neu, denn kein Anderer al« StaatSsecretair v. Schelling selbst war eS, welcher gegen den Schluß der vorigen Session bei Beralhung de« bekannten Anträge» sich m diesem Sinne äußerte. C» ist mit besonderer Gemiglhunng zu begrüßen, daß sich in dieser Frage, über die entschiedene Nothwendigkeit der Wiedereinführung der Appella tion. die Anssassulig der übergroße» Mehrheit der Laien mit der der Juristen deckt. C« wird hier ein entschiedener Fehler der neuen Iustizorganisation wieder gut gemacht werden. XI»6. Berlin, 20. September. Zu den Fragen, »>it denen sich die nächste Reich StagSsesston zu beschäftigen haben wird, must auch die Erneuerung des SocialistengesetzcS gehören. Dasselbe ist bekanntlich nach seiner letzten Prolongation bi« zum .'!0. September 1888 gütig. Es must also spätestens im F>üh;ahr nächste» Jahre? Beschluß gefaßt werden, ob eine abermalige Er neuerung staitsinden soll. In einigen Blätter» ist von einem Plan die Rede, das Socialistengesetz jetzt Versalien zu lasten und eS durch eine allgemeingiltige Revision der einschlägigen Bestimmungen des Vereins., Preß- und Strafgesetzes zu ersetzen. W.r glaube» nicht, daß mo» io maßgebenden parlamentarischen oder RcgierungS- krcisen sich bereits mit dieser Frage beschäftigt hat. Der Gedanke ist ja nicht neu, aber die bisherigen Versuche, die besonderen Gesahrea der iocialdemokratischen AuSichreitungen aus dem Boden des gemeinen Recht- zu bekämpfen, haben keine günstigen Eriolge erzielt. Sie legten nur die Gefahr nahe, daß die gegen die be sondere socialdemokratische Aufwiegelung erlassenen Repressivmaß- rcgeln durch dehnbare Bestimmungen des gemeinen Rechts unter Umständen auch aus andere Parteien und Bestrebungen augcwendet werden könnten. Ob und wie eS gelingen wird, diese Schwierig keit zu überwinden, muß dahingestellt bleiben, bis die Frage wieder eüimal zur gesetzgeberischen Behaadluug kommt. (Wik sind der Ansicht, daß da« Socialistengesetz noch aus lange Jahre hinaus un entbehrlich ist. Die Redactiou.) Uebcr die Absichten der Regierung hinsichtlich der Getreide- zollerhühung verlautet noch immer nicht-Zuverlässige«. Es soll »och keineswegs entschieden sein, daß eine Vorlage über diesen Gegenstand im nächsten Winter zu erwarten ist. Auch erscheinen die Aussichten, für eine solche Vorlage eine Mehrheit im Reichstag zu gewinnen, nach dem Resultat der bisherigen Erörterungen durchaus nicht günstig. Je mehr in Abgeordnetenkreisen die Frage besprochen wird, um so mehr kommt ihre ernste sociale Bedeutung zum Bewußiscia. Die große Mehrzahl der »atioualliberalen Fraclion wird sich schwerlich überzeugen, daß eine weitere Er- hönung der Gelreidezölle eine volkswirthschastlich und socialpolitisch rathsame Maßregel,st. Es müßte sonach schon da« Lentrum mit ganzer Macht für den Vorschlag einlreten, wenn er eine Mehrheit im Reichstag finden soll. Uebrr die Anschauungen de« Centrum« in dieser Frage verlautet freilich nicht viel; ohne Zweifel ist ein großer TheU der Fraction einer Steigerung der landwirthschastlichen Zölle nicht abgeneigt. Allein aus rin geschlossene« Eintrrlen der Partei für den Vorschlag wird doch auch nicht zu rechnen sein. Wie der „Hannoversche Courier" erfährt, haben sich die Führer der nationalen Partrieo über die Verlängerung der LegiSlotarpertoden aus fünf Jahre bereit« verständigt, und eS wird ein entsprechender Antrag gleich nach Eröffnung de« Reich«, tag« eingebrachr werden. An der Annahme de- Antrags im Reichs tage ist nicht zu zweifeln, auch wenn da« Lentrnm inSqesammt da- gegen stimmen sollte. Man »ird da« Letztere aber noch bezweifeln dürfen trotz des ZornansalleS der „Germania" über da« „Attentat aus die Freiheit". Wenn die fortschrittlich« Prelle den Versuch macht, da« Volk über die angebliche Verkürzung seiner Rechte aus- zuregeu, so sehen wir dem Erfolg diese« Unternehmen« mit derselben Ruhe entgegen wie der Agitation für billige» Branntwein. Da« Volk in seinen weiteste» Schichten ist im Allgemeinen der gehäuften Wahlen mit ihrer Ausregaag und Verhetzung herzlich müde und wird der ReichStag-mehrheit dankbar sein, wenn sie die Wahlagitation ohne Verkürzung der Volk-rechte aus rin angemessene» Rotz einschräakt. Wer die tiese Ausmahlung aller Verhältnisse, die AnSbrüche de« PartelhasteS, die Verfeindvvgen im bürgerlichen Leben kennt, welche Reich«tag«w-Hlen namentlich in kleinere» Städte« im Gefolge zu baden Pflegen, der wird froh sein, daß dal Urbermaß an diesen unerfreulichen Erscheinungen ringeichrünkt wird. Daß di« fort» schrniliche Agitation selb» bezweifelt, «tt de» Schelte» über di, Verlängerung der Legislaturperiode» »iel Erfolg »» erziel»,, gebt au« der Thatsach« hervor, daß st» »nr Verstärkung de« Eindruck« andere Dinge hernnzirht. die mit der voraeschlagene» Maßregel gar nicht« », Ihm, hnben, wie zweijährige vndgeqwriode, nnd Aus hebung de« allgemeine» Wahlrecht-. Bon diese» Dingen ist einfach gar »ich! die Rede, und es ist eine grobe Entstellung der Wahrheit, wenn solch« Pläne den nationalen Parteien untergeschoben werden. Studienreform in Oesterreich. * Wie gegenwärtig in Deutschland, wenigsten« in Preußen, wird auch in Oesterreich die Frage der Reform de« juristischen Studium« eingehend erörtert. Die Anregung dazu hat der in seinem Ministerium säst verjüngend wirkende Minister vr. v. Gautsch gegeben und der Eifer, mit welchem diese Rcsormsragen ausgegriffe» worden sind, bezeugt die Popularität der Maßregel». Da« Hauptgewicht wird, wie in den Worten liegt, auf die Reform de« Studium» gelegt (vielleicht ist die Zeit nicht mehr fern, wo man einer Reform de« Justiz- uuv Bcrwaltuiigtdienste« überhaupt näher tritt) und al« Sach verständige sind deshalb die juristischen Facultälen vom Minister befragt worden. Die Antworten sind nunmehr in einem stattlichen Bande veröffentlicht worden und enthalten da«, wa« Einsichtige schon lange vermulhck, da« Lied von der Unzulänglichkeit der Gymnasien in manche» wesentlichen Dingen. Wesentlich scheint in Oesterreich die Geschichte, besonder« die österreichische Geschichte, in möglichst unparleiischer Darstellung, Mangel zu leiden, venu der geringe Besuch der vorge- chriebenen geschichtlichen und philosophische» Collegien wird iberall hervorgehoben. E« ist ja allbekannt: der Durch- chnillSjurist stuoirl nur die Prüfungsfächer und er- cheint auch nur in Collegien, die ein PrüjungScoiiimtssar abhält. Der PrüsungSzwang, der eben für die Mehrzahl »icht entbehrt werden kan», mangelte aber bei jenen Collegien. Uno dazu kommen noch zwei Umstände: „keeoLtur ertrn st intra!" Einerseits muß der Mangel an wisseiischasllichcm. nc»i, überhaupt an einem geistigen Interesse bei zahlreichen sogenannten Sludirendcn al« Grund de« Nichlbesuches und der nicht verbundenen Erfolge bezeichnet werden, dann aber pitzen sich alle die Gutachten der Facultälen zu Anklagen gegen die Historiker zu, die e« nicht vermöchten, für Juristen sv. h. doch wohl für ein Auditorium, da« nicht aus Lehramt«, candivaten befiehl) den historischen Stoff zu behandeln. In der Tbat stürzen manche Juristen de« ersten Jahre«, denen man am Gymnasium im Geschichtsunterricht statt de«BrodeS einenSlein gegeben, wißbegierig in die Hörsäle der Historiker, verlassen Die selben aber »ach ein paar Vorlesungen enttäuscht und m>ß- mulhig. Denn da«, wa« sie wollten, erhielten sie nicht — freie große Anschauung, fesselnden Vortrag, weite Ausblicke, hinreißende, anregende Ausführungen. Wa« sie erhielten: die unvermeidliche bibliographische Einleitung, Büchertitel und Autornamen, welche die Hörer ihr Leben lang noch nie ver nommen, samml Jahr der Auslagen (oft durch mehrere Vor lesungen fortgesetzt), dann gründlichste« Eingehen auf uralte, weitcntlegenste Perioden, lief eindriugeiide, scharfsinnige Hypo these» und Untersuchungen, da« wollen sie nicht. Sie sind durch da« Gyinnasiunl dafür auch meist »icht vorbereitet; dazu die öfter verkommende Langsamkeit der Darstellung, die im Wintersemester etwa in österreichischer Geschichte nicht über Ru dolf von HabSburg hinauskommt, während die Hörer gern von »euerer Geschichte hören möchten. Wer über Geschichte de« 19. Jahrhundert« liest, wird gewiß eher ein Collegium festhalten können, als der da« Mittelalter darzustellen unlcrnimmt. Ader freilich alle jene oben erwähnten Angriffe gegen die Historiker entkräften durchaus nicht die unleugbare, z. B an der Wiener Universität notorische Thatsache, daß ein großer Theil der Juristen den Historiker, Vesten Collegium sie belegen, nie sprechen gehört, weil sie vor Beginn der Vorlesung die Jnscription erbitten und dann sofort den Hörsaal verlassen, um ihn nie wieder vor der Subscription (wobei sie erst nach der Vorlesung kommen, so weit geht die Faulheit und Tbeil- nahmlosigkeit!) zu betreten. Aber die Grundlage de« Ver- stänbnisies der historischen Collegien soll da« Gymnasium geben. Wo da der Fehler liegt, da« hat vor einiger Zeit ei» Wiener Ghmnasiallebrer (wohl Gautsch selbst?) aus gesprochen. Die „Allgemeine Zeitung" citirt au« ver Brochure: „Der Fehler lieg! nicht so sehr iin Uebereifer, als vielmehr in einem «twisten Alcxaiidrnii-mu-, abgesehen von der noch viel verderblicheren Lieblosigkeit niaiicher Lehrer, denen e« eben ganz im Geniäthe fehlt. Aber damit verbindet sich auch ei» gewisse« Borwallen des bureau- kralischen Wesen« in der Schulverwaltung, sowie der Amerikanismus und das Pariserlhuiii der großen Städte und die ganz uniiatürliche, verflachende und verderbende moderne Erziehung. Oder ist eS nicht AlexondriiiisiiiitS, wenn im deutschen Unterricht »och immer mit Ehrien gearbeitet wird, die Werke unserer Llaisitec zur Zerpflückuiig, statt zum Genüsse und zur Erhebung verwendet werden, wen» man in die unvergänglichen Schriften unserer großenG ister Grammatik, Metrik und ost eine entsetzliche Kaulquappe von Acsthetik dineinmüchi, statt ihren Inhalt aus die Jugend wirken zu lassen? Oder ist es nicht Alexandrinismus, wenn der große, belehrungs volle, bilderreiche, ethisch erhebende Gegenstand der Geschichte nicht anders mit de» Studirenden in Verbindung tritt als durch eine Sanimluag von Regcntcanaiiien, Stamimaseln, Jahreszahlen, Schlachttagen und Bertragsbestn». niungen?... Fast in keinem Gegenstände kann ein allzu genauer Lehrer mehr schaden, und fast nirgends wird auch so viel geschadet. Und zwar nicht blos durch die häufige Unterlassungssünde, daß der Lehrer das Beste, waS die Geschichte bietet, seine» Schülern nicht giebt, daß er sie um seelenersüllende begeisternde Anregung, um die jpäler so wichtige politische Bildung bringt und ihnen »n eigent- lichsten Sinne nur ein Gerippe bietet, nein, e« giebt auch Lehrer, die diesen so schönen Gegenstand zum verhaßtesten, zu einer wahren Qual und Plage machen. In dem Vordringen des Alexan- driniSmuS liegt aber eine ernste Äesahr, die Wissenschaft verliert in solcher Behandlung ihren Haupireiz, ihre eigentliche Krait, aber auch die Lernfreude und Lcrubegicr unserer Jugend schwindet dahin. Die Haupisnche beim Lehre» ist und bleibt nun einiiial die An. regung, die Begeisterung sür die Sach»; sind sie vorhanden, so kann man das Weitere der Fortarbeit und Verkiesung de» Schüler« über- lasten. Der Leheer wird dann, wie der tüchlige Arzt die Natur, der er Lahn gebrochen, die er von Hemmnisten befreit, deren latente Kraft er erweckte, nur zu fördern und zu leiten haben, die Haupt- lache macht die eigene Arbeit des Schülers. Anregen kaun aber nur Der, welcher selbst angeregt ist, dem eS selbst an Wärme »nd Be- geisternng nicht gebricht, anrrgen nur Der, welcher Fähigkeit und Wissen besitzt.... Die Zeit, in der man Prügel und Mißhandlungen zu de» Lehrmitteln rechnete, ist, Bott sei Dank (sür die Gymnasien wenigstens; in den Bolksschnlen lebt sie »och immer), wohl au immer vorüber, die Zeit, in der Individuen Lehrer waren, die besser Steckenknechte gcworden wären; aber noch wird durch Schimpsredcn und vor Allem durch lieblose Barschheit uud abstoßende Manieren den Schülern nicht bloS ein böieS Benpiel gegeben, sondern auch, wa» nicht gering veranschlagt werden darf, die Jugend gekränkt und hier und da verbittert. Der Mann, der beim Eiulritte in da- Schul- zinimer nicht heiterer wird, den der Verkehr mit der Jugend nicht über di« kleinen Sorgen de« Alltagsleben« erhebt — da« ftrbt sür mich fest — ist überhaupt kein rechter Schulmann, denn er ist kein Freund der Jugend. Liebe ist auch hier säst Alle«! Au- ihr schövsen der Lehrer, wie der Lernende, ihre beste Kraft. Liebe zur Wisteuschast, Liebe zu den Knaben und Jünglingen, die wir auf- wärt« sührea sollen zur Erkenntniß jener, zum guten und schönen Leben I" Vermittelst de« geläuterten historischen Studium« will man da« juristische beleben. Ohne Zweifel auch einer von den vielen Wegen, der bei greiAneter Leitung znm Ziele führt. Auch andere Puncte werden in dem Gutachten berührt, immer aber klingt e« durch, daß man dem juristischen Studium da« handwerk-mäßige nehmen müsse. Die Anregungen Gautsch'« werben hoffentlich auf fruchtbaren Boden fallen. E« scheint überhaupt der Mann zu sein, den Pulsschlag de« österreichischen Ministerium« zu erhöhe«, und da« ist von großer politischer Bedeutung, nicht nur weil Gautsch Deutscher ist, sondern weil seine Anregungen auch bei Taaffe Anklana finden und ein« wirklich österreichisch« tuuere Politik geschaffen «ird. Aus Egypten. * Nach Pariser Meldungen der .TimeS" nehmen die englisch.sranzösische» Uulerbandlungen über die Ncu- tralisirung de- SuezcanalS ihren guten Fortgang, so daß dieselbe» trotz der mit der Frage verknüpften Schwierigkeiten baldigst zum Abschluß gelangen werden. Die« Resultat soll in erster Linie de», versöhnlichen und entgegenkommenden Ver halten deS französische» Minister- de« AuSivärligcn Mr. Flouren« znzuschreibcn sein. Da« genannle Blatt erhält über diese Angelegenheit von unterrichteter Seite die folgenden Mitlheiluiigen: Flouren« hat die Berkandlnngen mit be» cheidener Festigkeit geführt, ohne zu verberge», daß er endlich eine Verständigung herbeisühren und zu diesem Zwecke Un wesentliche« vielleicht fallen lasten werde, da- Erforderliche aber entschlossen verthcikigen wolle. Er ist versöhnlich und aufrichtig gewesen, und englischerseit« hat man gesuhlt, daß wenn man mit ihm nicht zu einer Verständigung gelangen könne, die« überhaupt nicht möglich sei. Früher hieß eS, England möge Vorschläge mache», denen dann Gegenvor- chläge gegenüber gestellt wurden; daraus wurden von beiden Seiten neue Vorschläge gemacht, die abermals verworfen wurden, und so mußte man immer von vorn ansangen, flouren« hat eine andere Methode eingeschlagen, die nun dem nächst zum Ziele führen wird; anstatt die englischen Vorschläge mit Gegenvorschlägen zu bekämpse», hat Mr. Floure»» dieselben im Princ>p angenoninicn nnd nur bezüglich der Einzelheiten mit großer Hartnäckigkeit und Sorgsalt Einwllrse erhoben, die den» auch zum Tbeil al« berechtigt anerkannt worden ind. Der Stand der Frage ist augenblicklich folgender: Die Coilferenz von 1885 trennte sich bekanntlich, weil sie sich über die Frage der Jnlernalionalen Ucberwachuiigscvmmissio», über deren Zusammensetzung, Functionen und Bcjugnistc nicht zu einigen verinochlc. Mr. Flouren« hat die Verhandlungen bei diesem Puncte wieder ausgenommen, und e« wurde zu nächst beschlossen, daß die Commission an« alle» in Kairo befindliche» Generalcousuln bestehen sollte. Damit war die erste Schwierigkeit beseitigt. Dann kam die Frage der Prä- ivcntschast, die »och schwieriger war. weil «ine jede Macht den Vorütz sür sich in Anspruch nahm, und England vor allen, allein e« wurde letztere« daraus aufmerksam gemacht, daß bei der in Frankreich herrschenden mißtrauischen Stimmung eine solche Conceision di« Wirkung der Vereinbarung voll- kändig zerstöre», daß die Opposition die Concession al« Täuschung und Niederlage bezeichnen und die Regierung der Kammer gegenüber in eine sehr schwierige Lage bringen würde. Dieser Einwand wurde englischerseit« anerkannt, woraus zunächst daran gedacht wurde, die Türkei mtt bei» Vorsitz zu betraue», allein hiergegen wurde der mögliche Druck, welchen die türkischen Consuln vermöge ihrer persönlichen Stellung auSznüben im Stande seien und welcher von Kon- tanlinopel aus sie auSgeübt werden könne, sowie die Wirkung aus die ösfentliche Meinung geltend gemacht, wenn dieselbe ehe, wie Europa sich streite und gezwungen sei, die türkische Vermittelung zur Beilegung de« Conflict« in Anspruch zu nehmen. In Folge Vesten wurde schließlich beschlossen, den Vorsitz dem Aeltesten zu überweisen. Da« wird zur Folge haben, daß tüchtige und intelligente Männer nach Kairo ge schickt werten und länger dort bleiben, daß seltener Verände rungen vorgenommen werden, die Consuln sich enger anein ander schließen und versöhnlicher sind, und daß Streitigkeiten seltener Vorkommen. Nunmehr wurde über das Recht, die Commission znsaininenznbcrufcn, beratbcn und e» wurde endlich vereinbart, daß jede« Mitglied den Vorsitzenden ersuche» könne, eine Sitzung anzuberanmen, daß die Commission aber, baniit ie nicht ein loblcr Buchstabe bleibe, weil Niemand die Ver antwortung für die Zufaiiinienberusung übernehmen wolle, ifihrlich einmal zusamnicntrclen iniiste. Die nächste Schwierig keit. die Zone veS nculrolisirlen Gebiets scstzustclle», war eine sehr große. ES konnte sich nur um die Neulralisirnng eines GebiclSstrcifcnS handeln, denn der Gedanke, ganz Egypten, ottomanifcke« Gebiet, zu nculralisirc». kam gar nicht Frage. ES mußte aus jeder Seile deS CanalS, wo zu diesem bereits ci» Streife» Lande« gehört, noch eine weitere Zone begrenzt werden, breit genug, um eine Garantie zu dielen, daß der Canal selbst neulralisirt bleibe. Ist dies erst im Princip vereinbart, dann wird eine technische Commission bald das Nölhige feststellen, um die Absichten der Machte zu verwirk liche». ES muß nun noch die Organisation und die Ver wendung der bewaffneten Macht vereinbart werden, welche der Commission zur Verfügung gestellt werden soll, um eine Garantie und einen Schutz sür die Neutralität des Canals zu bilden. Da« ist zwar ein schwieriger Puncl, doch meint ver Gewährsmann, daß derselbe sich rasch erledigen lasten wird, da die schon vereinbarten Maßregeln die Schaffung einer Militairmacht von nicht über 2000 Mann erforderlich macht, eine« neutralen Corp« von inlernationalem Charakter, wie die Commission und der Canal selbst. Neber die Func tionen diese« CorpS werden leicht Abmachungen getrosten werden können. klebrigen« bedürfen alle vereinbarte» Be schlüste selbstverständlich noch der Genehmigung der Mächte. Zur EMetimigsgeschichte der nordameriklillischen Verfassung. * In diesrn Tagen feierte» die Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika mit großem Pompe in Philadelphia de» Gedenkt« i deS vundertjibrigen Bestehen- ihrer Verfassung, der 6an»titutivn ns tl,o lluite'I 8uu>-8 nk -tmarie». Diese- ewig denkwürdige „Blatt Papier", welche« trotz aller Stürme, trotz de- n>N Waffengewalt vernichten Kampfe» der Südstaaten gegen die Existenz der Vereinigten Staate» und deren Lonstitution ein volle» Jahrhundert »»nmehr in Kraft besteht und als oberstes SiaatSgrundgeictz der großen Republik je», seit» des Atlantischen Ocean« gilt, «instand ebenso wenig wie Rom an „Einem Lage". Im Gegeniheile, Es brauchte viele Monate, Jahre sogar, biS daS Werk vollendet und von den einzelnen souverainen Staaten, au- denen die Union bestand, angenommen wurde; die heftigsten Kämpfe entbrannten während jener Zeit im Norde» und Süden, und gar bäufig verzweifelten selbst die patriotischesten Männer der Republik an dem Gelingen ihre» Werkes. Bekanntlich beschloß (io führt de» Näheren die „Neue Freie Presse" aus) der kontinentale Longrcß der dreizehn englischen Colonien, welcher in Philadelphia tagte, sich von der englische» Herrschast loszureißea, und in der Sitzung vom II, Juni 1770 wurden zwei Lomilös ernannt; da» eine sollte eine Unabhängigkeit«- Erklärung obsassen, dem andern fiel die Ausgabe zu, die Artikel einer ewig dauernden Union der auf dem Longreste vereinigten Colonien seffzusetzen DaS erste Comitü vollendete rnich sein Werk, «ad om 4, Juli 1778 erblickte die Unabhängigkeils-Erklärung da» L>cht der Welt. DaS ander« Comilö legte wohl auch schon wenige Tage daraus den Entwurf einer Union vor, allein e- dauerte bi« zum 1. März 1887, bi« derielbe angenommen wurde. Diese erste Verfassung zeigte sich in der Praxi» Io fehlerhaft (noch viel schlechter alt die polnische), daß sofort nach deren Annahme dir hesltgste Opposition gegen dieselbe sich in allen Dhetten der Union kundgab. Sicherlich hätte die junge Republik schon damals, so kurze gelt nach ihrer Entstehung, Schiffbruch gelitten, wenn die erste Verfassung noch länger ln Kraft geblieben wäre. Ein Ltaat nach dem andern revoltlrte qegen deren ablurde Bestimmungen, nnd nach vielen fruchtlosen Versuchen von Abänderungen, von Conven- tionen und Separat-Abmachungen genehmigte der Congreß iin Jahr- 1786 den Plan elner neuen gesetzgebenden Convention, welche am 14. Mai desselben Jahres ihre Sitzungen ln Philadelphia eröffnen sollt«. Allein so schleckt waren dir Straßen, daß erst am 25. Mai di« Delegieten von siebe» Staaten daselbst eintrasen. Diese er. klärten sich für beschlnßsähig, und dle Convention ward« damit er» össaet, daß Ke Washington zum Vorsitzenden erwählten. Am 28, Mai versammelte» sich die Delegictr» zum »weiten Mal», und e« »eilte sich, daß schon nenn Staate, vertreten waren. Die Dele- tztrtr, verpflichtete» fich znr strengste» Geheimhaltung »der Alle«, waS in der Eonvenlion vorging, und so ehrlich wurde diese- Ge- löbniß gehalten, daß noch viele Jahre nachher auch in der Union nur wenig Authentisches über die einzeliien Debatte» und stürmischen Kämpfe innerhalb der Eonvenlion bekannt wurde. Die Delegirlen waren zweifellos die hervorragendsten Männer, welche Amerika da. mal« ausiveise» konnte; mit Ausnahme von Jesterso», der zu jener Zeit Gesandter in Pari- war, »ahmen an der Convention alle die berühmtesten Namen der Revolut onszeit Theil: Washington, Madison, Livingfton, Hamilton, Franklin und andere glorreiche Männer des Jahres 1776. Man darf bei Beiprechung der TiScussiouen in der Convention nicht den Umstand außer Acht lassen, daß die daselbst vertretenen Staaten alle unabhängige, iouveraine Republiken waren, die nur ganz loie zuiaminenhinge», die keine gemeiniaii'c gesetzgebende überragende Veriam»il>»ig. keine gemeiiiiame höchste Justiz-Instanz »nd im streunen Sinne auch keine gemeinsame permanente executive Gewalt besaßen. Die einzelne» Glieder der Union waren vollständig iouverain, und sie delegirlen mir sür gewisse Zwecke mit scharf bestimmten Grenzen und sür de- stimmte Zeit einzelne lheile ihrer Souverainetüt an die Central- regierung; allein auch hierin selbst konnte ei» Staat den andern weder bestimmen, noch viel weniger zu einer Einigung zwingen oder im Congreste überstimmen, Tbatsächlich weigerte sich North- Carolina bis zu,» November I78S, in die Union einzutrelen. und in Rhode-Jsland dauerte eS sogar noch sechs Monate länger, bis die dortige Staotslegislatur in die Union eintrat, iudem sie die Beschlüsse der Eonvenlion annahm. Unter solchen Verhältnissen war eS sicherlich ein Act der höchste > Weisheit und des größten Patriotismus, die Debatten und Vorschläge der Convention geheim zu Hallen. Denn da dieselbe eine engere Bereinigung des losen Staatengebildes als oberste Nothwendigkeit zur Erhaltung der Union aner kannte und bezweckte» so würde die Erreichung dieses Zieles bei der großen Aufregung, welche in den einzelnen Staaten herrschte, ich.rüch gesädrdet und vielleicht sogar verhindert worden sein, wenn die Namen der Unterbrener der verschiedenen Vorschläge zur Gründung eines ordentlichen Staalenbundes frühzeitig bekannt geworden waren. Tie Delegirten setzten alle» Verleumdungen, die über sie in Umlauf kamen, daS unverbrüchlichste Schweigen ent gegen, und erst lauge Zeit »ach dem glücklichen Zustandekommen der Verfassung wurden die autycnlischeii Nokcn von Madiio», ?)ales und Luther Marlin über die Verhandlungen der Convention veröffentlicht. Am 29 Mai «öffnete Edward Randolph, Gouverneur und einer der Delegirlen aus Virginia, die Verhandlungen der Con vention mit einer großen Rede, in welcher er die argen Mängel der Artikel der damaligen Union auSeinandersctzie und zur Gründung einer starken nationalen Regierung mit beredten Worten aus'orderle. Er verlas fünfzehn Resolutionen, welche er als Bersasjungs-Enlwurs der Lonventio» unterbreitete. Dieselbe» empsehirn eine gemeinsame nationale Exccutivgewalt, eine »atiouale gesetzgebende Körperschaft, einen nationale» obersten Gerichtshof und einen Revisionsrath. Der höchste Executiv-Beamte sollte von der gesetzgebenden Körperschaft erwählt lvcrden und kein zweites Mal wählbar sein; die Legislatur sollte aus zwei Kammern bestehe», mtt der Besugniß, widersetzliche Staaten zwinge» zn können, »ad mit dem Veto-R chte gegen alle Einzeistaalsgcsetze, welche dem StaatSgrundgesctzc der Union zuwider- liescn. In die weiteren Details diese» Plane» einzugehen, ist hier nicht iioihwcndig, doch ersieht man aus demselben, daß er schon die Grnndlage» der heutige» Verfassung enthält, nämlich eine gemein- sanie nationale Executive, Legislatur und gemeinsamen obersten Gerichtshof. Dieser sogenannte Lirginia-Plan wurde zuerst als Grundlage sür die Berathiinqen der V onveatiou angenommen, und die DiScussionen begannen. Es zeigte sich sofort, daß di- größlen Gegensätze bei den Delegirlen vorherrschte»; eine Partei wünschte da» Fortbestehen einer Föderal-Nepubltt, nicht viel besser als die bisherige; andere befür worteten dagegen «ine noch viel straffere Lentralgcwalt; eine dritte Partei wünschte gar leinen Staatenbund; dann kamen die Gegensätze zwischen den Südstaaten und den nördlichen Staaten, zwischen den Sclavcnstaaten und den freien, zwischen den commerzlellen und den Ackerbaustaolen und der größte Streit zwischen den großen und den kleinen Staaten, Die heftigsten Kämpfe entbrannte»; gar ost ver ließen die Delegirten eine» Staates oder mehrerer die Convention, allein man einigte sich da« bezüglich dreier Compromißpuncte; die kleine» Staate» fanden darin Sicherheit, daß sie olS solche in einer der beiden Kammern vertreten werden sollten, und zwar alle mit der gleiche» Anzahl von Vertretern: die Sclavenstaaten versöhnte man, indem die Sclaven zu der im Congreß zu rcvräjentirenden Zahl hinzugerechnet iverden sollten, und die Eiker- iuckik zwischen den commerziellen und Aqriculiiirstaaien wurde durch die Bestimmungen über den Sclavenhandcl theilweiie bcigelcgi. Allein diese Coiiivromiste kamen nur »ach den heftigsten Debatten szu Staude. Die Vertreter der kleinen Staaten lNew-?)ork zählte damals zu dielen) wehrten sich hauptsächlich gegen den vorgeschlagenen Modus der Vertretung der Emzclstaaten im Congreß »ach Ber- hältniß ihrer Beisteuer zum Nalionalschatze und zur Erhaltung der nationalen Einrichtungen; di« kleinen Staaten, an deren Spitze N.iv-Jcriey, erklärten, sich niemals einem solchen Plan» unlcrwersen zu wollen; sie würden dann eiiisach von den großen Staaten ver» ichlungen und überstimmt werden; lieber würden sie sich mit Gewalt einem Despolen fügen. So viel Köpfe, so viel Vorschläge kamen vor die Convention; Tage lang, Wochen und Monate debaltirte man mit Bitterkeit über diesen Punct der Art der Vertretung iin Congreste, bi» endlich Franklin das Special-Tomitö hierüber bestimmte, folgenden Vorschlag der Eonvenlion zu unter breiten: Jeder Staat toll in die eine Kammer der nationalen Legis- laiur je einen Vertreter aus je 40,000 Einwohner schicken, und in der ander» Kammer soll jeder Staat eine gleiche Anzahl von Ver treter» besitzen, AIS Preis vieler Conceision seitens der großen Staaten sollie jedoch jede Geld-Bill nur in dem ersten Hause cin- gebracht werde» und i» der andern Kammer nicht amendirt werden könne», und sollte aus dem Nationalschatze kein Geld genommen werde» dürfen, ausgenommen ans Grund von Bills, die in dem erste» Hause ihren Ursprung hatten, ES brauchte jedoch viele Wochen, bis auch dieser Plan in seinen Grn ndzügen wenigstens von der Convention angenommen wurde, Tenn die Sclavenstaaten verlangten, daß die Sclavcn in dem Lenin» mitgezählt werden, welcher die Zahl der Vertreter für die eine Kammer seftsetzen sollie; dagegen wehrten sich die nördlichen Staaten, Die verschiedenste» Vorschläge wurden eingebracht, die Emen verlanqie» Vertretung nach direcler Besteuerung, die Andere» nach allgemeiner Steuer, die Dritten wollten als Bevölkerung olle Weißen und drei Fünftel der Sclaven zählen. Die Convention war >» Gefahr, sich auizulösen und »nverrichtelrr Dinge ihre Delegirte» beimzuschicken; ollem die gewiegtesten Männer sprachen wieder ver- iöbnliche Worte und man vertagte sich blo« aus vierzehn Tage. E»i neues Comitö wurde wieder gewählt, welche« frische Vorschläge ouSarbeitete, Am 6. August trat die Convention wieder zusammen, jedes Mit glied fand an diesem Tage «inen Entwurf einer „Verfassung" vor, welcher die eigentliche Grundlage aller weiteren DiScuisioncn bildete. Fast jeder Punct de« Entwürfe« wurde in de» Details wohl abge- rundet; allein die Ärundzüge, welche im Großen und Ganzen das Wese» der heutigen Constitution enthielte», wurden angenommen. Die Union erhielt de» Namen „die Vereinigten Sloaten von Amerika"; die gesetzgebende Körperschaft sollte Congreß heißen, deren erste Kammer daS Han- der Repräsentanten, die zweite Kammer der Senat und der oberste Exceutiv - Beainte tollte den Titel Präsident führen. Vom 6. August bis 8. September debaltirte die Convention über jeden einzelnen Punct wieder, bis schließlich an dem letztgenannten Tage der Entwurf ange nommen und nur noch einem Arrangement- und Styl - Tamil« zur definitiven Ausfertigung und Drucklegung übergebe» wurde. Noch in der letzten Minute drohte da« ganze Wert zu scheitern. Ei» südlicher Delegirter, Mason, brachte neue Einwendungen vor: allein Franklin hielt eine beichwichtigende Rede, die Zahl der Be> völkerung sür je einen Vertreter iin Congreß wurde von 40,000 aus 90,000 abgeändert, und nach abermaligen langen Debatten unter- zeichnete Washington al« der Erste den neuen BersastungSentwurf ! der Vereinigten Staaten. Allein damit Halle blo- die Convention ihre ArbLt beendet; der Entwurf war deshalb noch nicht Gesetz. Der Congreß, die einzelnen Legislaturen der verschiedenen Staaten mußten den Entwurf erst ratisicire», bevor er für alle Staaten bindende Kraft erlangte. Nach dem Entwürfe sollte die Ratificirung seitens neun Staaten hinretchen, uni die Constitution al« in Kraft bestehend zu erklären. In säst allen Legislaturen dekämviten Parteien da« Werk der Convention; allein bis Juni 1788 hatten nenn Staaten dasselbe ratificirt (mit mehr oder weniger Amendement«), und die Vereinigten Staaten von Amerika belaßen eine Constitution, eine sehr gesunde, wie die Zukunft, wie die Ereignisse von hundert Jahre, bewiesen bade«. «Nein e« dauert»« bi» zum Juni l78'.z bevor alle Staaten, Rhvde-J-Iand zuletzt, dir Verfassung rolificirtri»
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