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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188710014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-10
- Tag1887-10-01
- Monat1887-10
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1887
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Erste Geilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 274. Sonnabend den 1. October 1887. 81. Jahrgang Zur Lage. »» Berlin. 29. September. Tin süddeutsche« Blatt, welches am hartnäckigsten an dem Gerüchte sestgehalten halte, daß Fürst Hohenlohe aus dem Reichsdienst scheide, kann jetzt nicht umhin, einrulenken und meldet» daß die .Krise" vorläufig beigelegt sei. Dem gegenüber können wir nur wiederholen, daß überhaupt gar keine Krise vorhanden war. Ganz unwahr ist auch die Behauptung von erheblichen Mciunugsverschiedenheiten zwischen dem Reichskanzler und dem Statthalter voa Elsaß-Lothringen. Soweit solche über. Haupt vorhanden waren, sind sie längst, und zwar bereits im Frühjahr, beglichen. Damals, nach dem unangenehm über raschende» Ausfall der Wahlen in den ReichSlanden» wurde allerdings, aber auch nur sehr kurze Zeit, die Frage erörtert, ob eS nicht ««gezeigt wäre, in der Verfassung der ReiwSlande eine eingreifende Aenderung vorzunehmen und ungesäbr zu dem System zurtickzukrhrrn, welche« nach dem FriedenSschluß beliebt worden war, d. h. ähnlich wie damal« unter EtaatS- secretair Hertzog, Elsaß-Lothringen als Reichsprovinz von Berlin auS zu regieren. Aber gerade Fürst Bismarck war rS. welcher diesem Standpunct entgegentrat und aus die Fortschritte hinwieS, welche — trotz der Wahlen — unter der Statthalterschaft deS Fürsten Hohenlohe gemacht seien. Es bat tatsächlich, daS kann kein Einsichtiger leugnen, eine Versöhnung der Gemüther mit der Zugehörigkeit zu Deutsch land stattgesunden, die von Deutschland erstrebte Assimilation ist wesentlich gefördert worden. Die im vorigen Jahre statt gehabten GemeindrrathSwahlen in den größeren Städten der Ncichslande haben daS deutlich gezeigt und bestätigt worden ist die Besserung der Verhältnisse durch den wahrhaft herz lichen und großartigen Empfang, der Kaiser Wilhelm bei den Manövern im vorigen Herbst im Elsaß und besonder« in Gtraßbura von der Bevölkerung bereitet worden ist. In neuerer Zeit ist aber kein einzige» Symptom bemerkbar geworden, welche« eine Verschlechterung der Stimmung anreigen könnte, und so wenig oder noch weniger wie im Frühjayr ist man an maßgebender Stelle geneigt, jetzt eine Aenderung in der Organisation der Verwaltung oder an deren höchster Stelle eintreten zu lassen. Den bezüglichen Gerückten lag schlechthin kein weiterer Anhalt zu Grunde, als jene Reise deS Fürsten Hohenlohe, welche durch die bekannten Erbschaftsverhältnisse veranlaßt worden war. Bei dieser Gelegenheit wollen wir übrigen» constatiren. daß die Gesetze, welche im Juni vom Reichstage beschlossen wurden, nicht gegen den Wunsch de« Fürsten Hohenlohe, son dern vielmehr auf dessen eigenste Initiative ringebracht worden sind. Der Statthalter glaubte dieser Mittel gerade zu bedürfen, um in seinem Sinne, nach seinem wohlerwogenen System weiter die Verwaltung der Reichs lande zu führen und die Germanisirung derselben zu fördern. Fürst Hohenlohe ist zielbewnßt. Streng» mit Milbe paarend, vorgegangeu, die Interessen des Deulsch- thum» werden mit Nachdruck wahrgenommcn, und eine Schonung angeblich elsaß-lothringischer, in Wahrheit franzö sischer Interessen kann ihm in keinem einzigen Falle zum Borwurf gemacht werden. Alle« »n Allem ist rin abschließende» Urtheil bei den ganz gewaltigen Schwierigkeiten, die zu überwinden sind, für die Zeitgenossen, und schon jetzt, nicht möglich. Aber wir sind überzeugt, die Geschichte wird einst das praktisch-politische System de» gegenwärtigen Statthalter« der Reichslande durch di» Erfolge zu rechtfertigen wissen. M-6. Berlin, 29. September. Unter den Maßregeln zum Schutz und zur Förderung de« DeutschthumS in den LandeSthrilrn mit polnischer Bevölkerung nimmt die so- eben berichtete Anordnung, daß vom 1. Oriober ab in allen Volks- schulen der Provinz Posen der polnische Sprachunterricht bedingungslos aushört, eine hervorragende Stelle ein. stur Beschwichtigung religiöser Bedenken muß gleich hliizugesüat werden, daß aus den Religionsunterricht die Anordnung sich nicht bezieht. Man hat in der neuen Maßregel, die schon viel srüher Hütte durch- geführt werden sollen, einen durchaus richtigen politischen und auch pädagogischen Grundsatz zu erblicken. Auch von den Gegnern der neuesten gesetzgeberischen Maßnahmen gegen da« Vordringen de« Polen- thum« ist stet« betont worden, daß der Kamps gegen diese Erscheinung der Schule überlassen und daß jede auf diesem Gebiet sich bewegende Maßregel sreudig unterstützt werden müsse. DaS ist namentlich auch voa deiilschsrelstnnigcr Seite geschehen. Der Versuch einer Unter- drückung der polnische» Sprache an sich kann ln dieser Anordnung gewiß nicht erblickt werden. Niemand beeinträchtigt die Polen ln den« Gebrauch ihrer Muttersprache, deren Kenntniß ja der heran- wachsenden Generatton durch dl« Familie und den täglichen Verkehr genügend gewahrt und gesichert ist. Aber die Schule tn eiuem deutschen Staat kann unmöglich die Ausgabe haben, den Gebrauch einer fremden Sprache geradezu zu besördern z« belebe» und zu verbreiten. Im Gegentheil, sie muß >m eigenen Interesse der fremd- sprachigen Bevölkerung derselben eine möglichst gründliche Kennlniß derjenigen Sprache gewähren, welch« die Sprach« de« St«a«»S ist, dem die Schüler angehören, und die Sprache deS Verkehr-, in den sie eintreten, sowie sie über die allernächsten und engsten häuslichen Grenzen hinaus kommen. Da« ist ein so naheliegende«Interesse nicht nur de» Staate-, sondern säst noch mehr der jungen polnischen Generation, daß eine große Verblendung und Kurzsichtigkeit oder ein hoher Grad von Fanati«mu» dazu gehört, gegen dies« Muß- regcl anzukämpfen. ES würde in der Tha» auch skr die polnischen Kinder im Gebiet deS deutschen Reich« einer der wichtigsten Zwecke und Bortheile des Schulunterricht« verloren gehen, wenn sie nicht z» ihrer Mutiersvracke, mit der allein sie doch nicht weit kommen können, eine leidliche Kenntniß der deutschen Sprache hinzu erwerben, die ihnen geistig und wirthschastich ein weite« Gebiet erschließt. Da ist aber nur möglich, wenn die Volksschule sich mlt ganzer Kraft und vollem Eiser auf die Pflege des Unterrichts tn deutscher Sprache legt. Auch die übrigen germanisaiorilchen Maßregeln, namentlich da- AnsiedelungSwerk, sind ja, soweit sich de» Erfolg bt«her schon krurthrile» läßt, aus gutem Wege und stellen befriedigende Ergeb nisse i» Aussicht- Wir möchten aber da« urueste Vorgeh«, aus dem Gebiet der Volksschule für noch wichtiger und wirksamer halten als jede« andere Miltes, die polnische» Gebietitheile iunerlsch mit deutschem Wesen zu verschmelzen. vr. Znstus Karl Lion. * Fast «in viertel Jahrhundert ist im Strome der Zeit dahin» aeraiilchi. seitdem die Schlacktgefild« der alten deutschen Stadt Leipzig der Schauplatz einet Feste« waren, von dem noch heute die Alte» im «rgraulen Barte dem jangea Nachwuchs« begeistert er zähle», von dem gereifte Minner noch heute als von jener herrlichen Zett oft und gern leuchtenden AngeS berichte», bt« dem soviel ge- schmähten deuischea Vaterland« t» tze« turnenden Inngdeutschland ein mächtige- Bollwerk gegen innere und äußere Feind« in glühend- ster Begeisterung vor die Augen führte. „Da« ganze Denilchland soll e- sriul" stolz prangten dies« goldenen Worte unseres F reih«,1S- Dichiei» und -Kämpser« Arndt vor dem gewaltigen Frstbane an der Lonnewitze: Lanvftraßr, — und es war ganz Deutschland, nein, es war mehr. Alle, die da wohateu, wo di« Tbürme von Lübeck und dir weißen F'llen von Arcono dem heimiv»rl«segel,d«> deutschen Seemaune die Nähe seine» Lande« künde«, all di« Wanne», di« da heim sind, wo dir Schweizer Alpe» sich spiegrla in dem schwäbischen Meere, und Alle, deren Wiegt stand, wo die graue Piaiz au« dem Rheine steigt, und tu der NeujahrSnacht de« große, Kriege« Vater Blücher den deulichen Strom überdrückie, Alle, weß Stumme« uu» web Gaue« sie auch dteSsrit« und jenleit« de« srrueu Meere« »are», stimmten mit Lreftschke in de» einzige» Iudelrus ein: ,,G« lebe Deutschland!" Und die Manueu, di« sich dort auf grmelhtem Lode, um ihr«, »ackeren Führer Georgti schaarteu. sie bildeten kei» Herr in Waffe,, da« dem Feinde durch gediegene Beschaffenheit seiner Dod und Ver- derben speienden «eichosi Ach«»,, abzwing«, »ei», e« war eia Boik von Lrüden». da» in keiner «,1h uu» Gefahr sich »> treu»«, l^it». etu H^ »b eftm »ml«. r»»t et, vrudervoS m do« Wart»« herrlichster Bedeutung. Ja. diese heilige Flamm« der Begeisterung, welch« da« ganze Fest vom vielversprechenden Ansaag b>« zum noch sldSneren Ende durchruckte. sie bahnt« sich mit aller Macht einen Weg durch da« zerrissene deutsche Reich, riß Alle« mit sich lort, wo« sich hemmend ihr in den weilen Weg stellte, und reinigte mit wunder, barer Kraft daS deutsche Volk von jenem leicht entzündbaren Ae- lichter, da» zwar schnell Feuer längt, aber auch ebenso schnell wie die Spreu vor dem Winde zerstiebt. Vorbei war e« mit aller Jag. Hastigkeit, da« deutsche Volk wurde durch da« Leipziger Fest wiederum i» seinem Glauben an seine eigene Kraft bestärkt, und voller Hoff nung zogen di» begeisterte» Schaar», tu die Heimalh. Wie di« Dreitschke'jche Red« bei de» lautlos horchenden Zuhörern von gradrzu überwäliigender, packender Wirkung war, so hat auch da« Leipziger Fest tu seinem ganzen verlaufe aus die nachfolgenden politischen Ereignisse gewissermaßen al« einen noch »u lösenden gordischen Knoten binqewiesen, und endlich hat r« aus de» Ausbau de- gcsamniten deutschen Inrnwesen« einen heilsamen und hocherfreulichen Einfluß auSgeübt. Und unser Leipzig zehrt davon immer und immer wieder, vom Vater vererbt e« sich aus den Sehn, tn allen Schichten der Bevölkerung hat sich seit jearn Jubeltagen eine ganz eigenlhüm- liche und erfreuliche Zuneigung für da« Durnwesen und die Durner gebildet, welche von Zeit zu Zeit in ernste» und freudigen Dogen und Fragen immer wieder an-Tageslicht kommt. Allerdings hatten Männer wie Bock, Schreber, Biedermann, Stephani, Lampe er. mit vieler Liebe und mit noch mehr Geist den kamen tn unserer Sladt gepflanzt, und sie pflegten denselben mit so viel Aasopferung und bewundernSwerthem Geschick, daß selbst die rauhen Stürme de- Jahre- 1848 die zarte, anssprossend« Pflanze nicht zu knicken vermochten. Immer mächtiger schoß sie empor, immer herrlichere Biülyen trieb der j,»ge Eprößling und zur Zeit de« Leipziger Feste« war auS dem sorgfältig erzogenen «naben ein kraftstrotzenderIüngling geworden, der sich wahrlich mit seinen Genossen von fern und »ah messen konnte. Ja. der Allgemeine Turn verein zu Leipzig bestand mit vollen Ehren tn den FesteStagea seine Feuerprobe, er bestand sie so glänzend, daß ihm netdlo« die Bruder- Vereine, wenn nicht al« den besten, so doch al« der besten eiue» mit beredter Zunge priese», und wahrlich bis zu dieser Stunde genießt er eia Ansehen ,m deutschen Baterl-ude, da« uu« mit Freude und Stolz erfüllt. umsomekr, ol- wir ohne Ueberhebung sagen können, — er vcrdieni'S. Feind aller pomphasten Feste und Vergnügungen, hatte sein Wirken und Arbeite» einzig den Zweck, seinen Mitgliedern „Anleitung und Gelegenheit zu geregelten Leibesübungen" zu gebe»; er ist sich treu geblieben, sich und dem Manne, dessen Name jeder Leipziger Turner in wchmülhiger Erinnerung immer gern nennt, seinem in seinen Weiten, in jeiaem Wirken sortlebenden Alwin Mariens. Jbm, dem so reich begabten geistigen Leiter und Mit streiter seiner Vorturner und Turner, war e« nicht vergönnt, die jubelnden Genossen in Leipzig« Mauern willkommen zu heißen; jäh riß ihn der Tod in üppigster ManneSkrast dahin. Doch — ach, hätte er es erlebt I — in seinem Geiste und seinem Sinne führte sein treuester Freund die Mannen zu fröhlichem Siege, der Jugend freund, sür den er gekämpft, gelitten und gestritten halte, Iuftu« Karl Livnl der heute, am 1. Ociober, lein Löjähiiget Jubilin« als Direelor de- Leipziger Schulturnens feiert. JustuS Karl Lion, in Güttingen al- der Sohn de« Privaldocenten an der Georgia Augnsta, Pros. l)r. pdll Heinrich Albert Lion, deS Herausgeber« von A. Gelliu« kloots» »tticae, Lcnophon's AnabasiS, der Kommentare de« Serviu« zum Virgil u. a., am 18. März 1829 aeboren, besuchte daS Gymnasium seiner Vaterstadt. Seinen ersten Schwung und Sprung that L>o» aus dem Turnplätze der Göttinger Burschenschaft, die neben Siudcnl«, auch Gymnasiasten di« Mitglied schaft zu ihrem Turnvereine gestattete. Dan» gründete Lion selber einen Turnverein der Gymnasiasten, der leider nur kurze Z-it sein junge« Lebe» genieße» konnte. Infolge der damals begehenden Gesetze mußte der derzeitig, Direktor de« Gymnasiums, Gcsser«. so Ui,gern er eS that, den Turnverein der Gymnasiasten auslüsen. Lion trat nunmehr wieder dem Turnverein der Burschenschaft bei, und als ihm auch diese» verböte» werden mußte, sagte der damalige Unterprimaner dem Gymnasium Lebewohl, um sich selbstständig sur da« Abilurientenexaiilcn vorzubcreilcn und seine «eiche „schulfreie" Zeit der Turnerei zu widmen. Im Jahre 1848 trat der damals 18jährige Jüngling zum ersten Male alS Schriftsteller in dem bei Dienlich in DreSde» erscheinenden „Turner" aus. Er bekämpfte mit dci» ganzen Feuer der Jugend die Verirrungen der Turnvereine aus politischem Gebiete, und al« Au'sluß dieser beklagenSwrilhe» Erscheinung bc» kommenden dcinokraissche» Turuerbund. Das ickne,- lüge und kühne Auftreten de- jungen „vogelsreien" Gymnasiasten erregte nicht wenig Aussehen; man konnte die Wahrheit der Liou'jche» Borwürfe nicht entkräften und — schwieg. Seit jenem ersten Aus» tretcn Lion'« als Schriftsteller hat er der deutschen Turnkunst seine ganze geistige und körperliche Kraft gewidmet. Im Jahre 1849 bestand er vor einer Commission in Hannover sein Abiturienten- examen und widmete sich bann dem Studium der Naturwissenschaften, später dem der Mathematik. Die glänzendste Arbeit de« begabten Jung- ling« erschien im Jahre 1849 im „Turner", seine Veriheidiqung der deutschen Turnkunst gegen de» Vertreter der schwedischen Gymnastik H. Nächstem. Nannte Nächstem die deutsche Turnkunst „LeibeSsophistit", so stellte Lion demgegenüber „dieTurnkunstalSdiePoesie des Leibes hin. Denn gleich wie der Geist tu höchster Lust aus de» Wellen der Dichtung sich wiegt, so fühlt man sich auch körperlich nie besser und wonnereicher, als wen» sich deS Leibes Gewandtheit und Schönheit im freiesten Spiele der Glieder ungehemmt entsaftet. DaS ist sreilich eine Rede, die man Dem nicht deutlich macht, welcher nicht selber ein Gleiches empfunden; aber man versuche eS auch nur, Dem von dichterischer Erfindung und poetischem Gesilhle einen Be- griff zu geben, in dessen krust nicht schon ein Funke de- göttliche» Grifte- glimmt. Aber so wie durch die Dichtkunst die Poetischen Ge- inüther über olle Noch und k einheit des irdischen Dasein« weit hinaus gehoben werden, so enirückt un- auch daS Turnen aus dem Gebiete trüber Sorgen in eia Helle», heiteres Reich der Freude". Mit solchen stolzen und überzeugenden Worten trat der Jüngling für die deutsche Turnkunst in die Schranken, und dieser Nachweis der Berechtigung der deutsche» Turnkunst setzt Lion allein für alle Zeiten ein Denkmal in der deutsche» Durngeschichie. — Nach absolvirtem Staatsexamen und Probejahr am Adreanum in Hilde-Heim, wurde Lion Hauslehrer in Groß-Schneen bei Güttingen, dann Reallehrer in Groß-Gerau bei Darmstadt und endlich Reallehrer in Bremerhaven. Seit dieser ganzen Zeit (18bt—1862) war Lion mit Wort und Schrift für die Turnkunst tbäiig, und seine viele» schriftstellerischen Arbeiten zeiigtea von einer solch glänzenden Begabung, daß der nunmehr im ManneSafter stehende Lion in der deutschen Turuerschast sich einer berechtigten, hohen Ansehen« erfreute. Der Allgemein« Turnverein zu Leipzig, der im Jahre 1862 da« 3. deutsche Turnseft für da« Jahr 1663 übernommen hatte, konnte für die Leitung desselben, sowie für die technische Direktion de- von ihm bislang betriebenen Schulturnen» qllerdingS keine» besseren Turner und Pädagogen finden al« Lion. Am 4. Oktober 1862 betrat vr. Lion als Direktor de» städtischen Schulturnens und technischer Direktor des Allgemeinen Tnrn-Bcrein« zum ersten Male die an diesem Tage gerichtete Turnhalle deS Allgemeinen Turn- Verein« zu Leipzig, in der zur Feier de« Lage« ein festlicher Umzug vollzogen wurde, dem sich eine Begrüßungsfeier für Vr. Lio» mi „Tivoli" anlchloß. SS Jnhre steht also heute Vr. Lion an der Spitze unsere« Schulturnens. — Der Betrieb des Schulturnen« durch den Allgemeinen Turn-Berein zu Leipzig ist nicht ein« zufällige, etwa erst i, uenerer Zeit hereingeiragene Zuthat, nein, er ist von Ansang a» al« ri» wesentlich betrachteter Bestandiheil der Bereinsthätigleit anzusehen. der mit dem WachSthunie de« Verein« selbst und mit der Befefttgnng de« Vertrauen« zu seiner Wirksamkeit sich allmälig »ü großem Umfange erhoben hat. Die bevorzugte Stellung, die der Verein im städtischen Gemeinwesen errungen, und die tn ihren Folgen allen Mitgliedern de» Verein« wie der Sache des TiiriienS überhaupt zu Gute kam, ha» er wohl nicht ausschließlich seinem BereinSIurnbetriebe z» verdanken, wie denn auch da« ehrenvolle Ansehen, zu dem er in der Lurnerwett nelanet ist, mag e» immerhin seinen ersten Grund t» der vorzüglichen Entwickelung seine« ge- jammtea vereintwesen« gehabt bade», ihm doch erst seit dem Zeit punkt» allseitig zngestanden werden kenn, w» r« ihm in einer Au«, dehnung wie »einem anderen Lurnvereine gelungen ist, den öffea». liche» and private, Schnftnrnnnterrtch» «» sei»,, Hand zu vereinigen, und ihn durch sein« vermitteln»« in voller Selbstständigkeit und frei von jeder Beeinflussung unter Li»»'« Direelien zu erhalten. Im Jahre 1863 erschienen Lion'« „Bemerkungen sür den Tuen- unterricht in kuabenichulen". welchen später die für Mädchen folgten. Diese tn Form einer Instruktiv» tzeranSaegebeue* „Bemerkungen", welch« ansaag« einen re», lorele» Zweck verfolgten, »nrven bahnbrechend sür die methodisch« Gestalt»»« unsere« gesammlea deutschen Schulturnen-. Wt« ver bereit« im Jahr» 1862 tm Avftrage de« AuSjchusjes der deutschen Duraerschaft von Lion ver- saßt» „Leits,den für den Vetrtrd der FrV. „d OrdnnigSijdungea" dt« Grundlage bildet sür den Betrieb unsere« Verrlnstnr»»,«. s» wurden Llon'S „Bemerkungen" auf den Schulinrnpläden nicht nur Leipzig«, sondern weit über Sachsen« Grenzen hinaus die Richtschnur sür Tausende von Turnlehrern. Lion'S Bedeutung sür da» Schul- und VereinSturnen AlldenkscklandS wurzelt überhaupt haupisächllch in seine» Schriste«. Dir Sachkenntniß, die sich in diesen osseubarl, die Anregungen nnd Belehrungen, die sie gewähren, dtr neue« Aus blicke in d«S Turnqebiei, die sie er-ffnen, die krystallne Klarheit, die schneidig« Bestimmtheit, die formvollendete Schönheit de« Stil-, alle! da« macht Lion zu einem bi« jetzt wohl kaum erreichten Muster in der schriftlichen Darstellung turnerischer Angelegenheiten. Hoch empor aber über alle turnerischen Schriftsteller unserer Tage hebt ihn seine „Zeichenkunst". Lion'S „Werkzeichnungen sür Turn- geräehe", seine Zeichnungen für den Leiisaden", „gemifchten Sprung", das „Sioßsechten", daS „Puritz'sche Merkbüchlei» ", daS „Worlmann'sche Keulcnjchwmgen" rc. sind solche werthvolle Be- retchernnaen unserer Turaliteralur. wie sie bi- heute kein turnerischer Schriftsteller geliefert. Durch Lion'S künstlerische Begabung erhalten genannte Wette erst den vollen Werth nnd ihre richtige Weihe; au« all den «iedlichen Bildlein spricht «ine so lebendige AulfossungSgabe, daß sie aus den ersten Blick auch den vollendeten Meister in der Turnkunst erkennen lassen. Mit der von Jahr zu Jahr sich mehrenden Zahl der Anstalten uuferer Stadt, die sich mit den Schülern auch ihre Turnlehrer au« dem Allgemeine» Turn-Berein holten und in eigenen Turnhallen den Tornnnterricht pflegten, wurde auch Lion'S Thätigkeit a!S technischer Leiter de« von dem Vereine bi« dahin verwalteten Schul- turndetriebe« mehr in die Räume der Schulen verlegt, und Lion trat am 90. Seplembcc 1873 von seinem Amte als technischer Direelor de« Allgemeine» Turn-Berein» zurück. Der Turnroth de« Vereins gab dem scheidenden eigentlichen Schöpfer de- heutigen Leipziger Schulturnens den wohlverdienten Tank mit aus den Weg zu den neuen Heimstätten seine« Wirken-, und der Verein wird sich der Verdienste de« mannhaften Streiters, de« thaikräftige» Förderer« leine- SchullurnbetriebeS immerdar be wußt bleiben. War bi« dabin dem Leipziger Schulturnen gewisser maßen der Stempel der Lian'ichen Methode und leine« reichen Geiste« ousgedrückt, so kann man diese« sür die nun kommenden Jahre leider nicht mehr behaupten. Dadurch, daß jede Schule (mit Ausnahme der erst«, Bürgerschule) über eigene Lehrkräfte und Räume versagte, wuchs die Arbeit Lia»'« zu gewaltiger Höhe au, und im Interesse de« so blühend emporschießenben Schulturnen« unserer Stadt wäre eS zu wünschen gewesen, wenn sie durch drn noch in voller Mannes- kraft stehenden Meister der Turnkunst in ganzem Umfange erledigt worden wäre. Leider traten seit dem Jahre 1880 hier nicht wieder« zugebende Verhältnisse ein, die Lion gewisseriimbrn die Hände banden. Er zog sich mehr und mehr vom Schufturnwesen zurück, wandte sein Inierrsse nur einzelnen Anstalten zu, — und da« ist aufrichtig zu beklage». Nichtsdestoweniger bars man da« heutige Leipziger Schul- turnen lei» Werk nennen, an dem aber auch der Allgemeine Turn- Verein keine» zu unterschätzende» Antheil hat. Noch ist deö mar kigen Manne« Kraft ungebrochen, und deshalb möchie ich ihm ein ermunterndes „Glück aus!" zu neuem Schaffen sür unser Schufturne» zurusen, das dann ohne Frag« noch mehr wie et heute zugegeben werden kan», eine Zierde deutscher Turnkunst werden wird. L ou'S Witten sür da« VereinSturnen unserer Stadt wurzelt ebenfalls in, Allgemeine» Turnverein. Wenn die stramme und tüch tige Borlurncrschaf» desselben sich in, ganze» dcutichen Vaterland« und weit über dessen Grenzen hinaus einen hochgeachteten Namen er rungen bat, so verdankt der Verein diesen wohlverdienten guten Nus vielen Mitarbeitern wie Cunz. Marten«. Vrelschiieider, Sttirenbiirg. Kückienincister, Lincke rc, nickt minder aber auch Lion. Die viele» Gäste von diesseits und jenseits des Meeres, welche nntcr Lion und der Vorlii.nerschaft lm Vereine turnten, die großartig i» der turnerischen Arbeit und einfach im FesicSschmuck gehaltene» Schau turne» und ihre Programme, die Vorführungen der Leipziger auf größeren Festen und endlich die im Vereine aiiSgebildctcn Turnlehrer, trugen all Lehrer und Scndboien Liou'S Namen und seine neue» Gedanke» uud Erfindungen in alle Welt hinaus, und uennt nia» dort den Allgemeinen Turn-Verem, so wird nia» >h» kaum ohne Lion'S Rainen auSsprcchen hören, denn eine Geschichte des Leben» und Wirken« de« Allgemeinen Turn-Vereins kommt säst einer Geschichte Lion'S gleich. Die technische Ausbildung und Erweiterung des TurnstosfeS und nicht minder die Irchussche Höhe de» heutigen GeröihiiirnrnS muß, »um guten Theile wciiigsicnS, Lion zu gejckrieben werden, und Das. was heule in den Tiiriioereiiien Deutsch landS geturnt wird, ist viellack auS seinen Arbeiten und vielleicht noch mehr auS seinen unniiftelbaren und mittelbaren Anregungen und Einwirkungen aus Andere herauSgewacksen. Lion konnte aber nur eine solche Bedeutung erlangen, weil er selber ein mit glänzender körperlicher Fertigkeit ausgestatteter Turner war, in Fosge dessen die Werke de« Schriftsteller« auch doppelt an Werth gewinnen. Geht an« dem Vorstehenden zur Genüge hervor, daß Ör. Lion einer der beLeiileudste» lebende» Vertreter der deutschen Turnkunst in ihrer vielseitige» Gestaltung ist. so darf doch auch seine hervorragend« Thätigkeit al« königlich sächsilcher Seminarlurninspector und Com »isslaliuS sür die Turnlchr-ivrüsungen nicht unerwähnt bleiben. Außerdem hat vr. Lio» als Kritiker sür Lüben'« (Diites-Richier) pädagogische Jahresberichte reinigend aus die Tnruliieralur gewirkt, Biele von unnützen Schreibereien abgehalien, aber noch mehr zn »euer Arbeit ermuntert und angeregt. Lion'S Kritik ist geistreich, treffend und schlagend, zündend wie ein Blitz, oft hart, schroff und verletzend, aber immer den Kern der Sache «reffend. Diese, di« hehre deutsche Turnkunst, steht ihm hoch über allem PersonenciiliiiS. — In unserem Leipzig aber ist vr. Lion durch die Leitung so vieler Feste gewissermaßen eine papulär« Persönlichkeit geworden, namentlich bei der Jugend, die den „Herrn Turnrath" gern dann im FestcS- schniucke sieht, wenn die rruste Arbeit der Schule durch den Sonnen schein eine« Festtages erwärmt, beleuchtet und unterbrochen wird. Die Leipziger Jugend weiß aber auch sehr wohl, daß sie dem „Herrn Turnrath" die eiacnartige Einrichtung ihre- liebsten Spiel und Tummelplätze« tm Sommer verdankt, — das Sprung- und Tnrngerüst u. s. w. in der, im neuen Kleide schmuck prangenden Schwimmanstalt. Möge e« dem verdiente» Manne, dem wir beute nach echter deutscher Turnerart den schlichte» Eichenkranz ui» die Stirn winden, vergönnt sein, demnächst mit neuer ungeschwächtcr Kraft da« Schulturnen unserer Stadt in neue Bahnen zu lenken, möge er noch lange sest und markig dastrhcn, al- einer der stolzesten Grundpseller unserer hehren deutichen Turnkunst > Leipzig, 29. September 1887. H. Wortmaan. Zujammenlegung der Grundstöcke. * Schon feit einer langen Reihe von Jahre» hat man von leiten der Regierungen die Zusammenlegung von Grundstücken angestrcbt, ohne daß e« zu wirklich iiennenSwerthen die-bezüglicken Ausiührunge» gekommen ist. Höchst interessant sind daher die Mftlheilungcu de« königlich statistischen Bureaus in Dresden, welche« Nachweis« über die vom Jahre 1833 bis zum 30. Juni 1637 eingeleiteten bez. aus gesübrten GrundstückSzusammenlegungen bringt. Unter „Zusammenlegung der Grundstücke" versteht die Gescd gebung de- Königreich« Sachsen einen solchen Umtausch durch einanderftegentzer ländlicher. verichiedenen Besitzern gehöriger Grund- stücke, durch welchen sür jeden derselbe» ein» möglichst nahe und zusammenhängende, sowie überhaupt sür di» Bewirihichajlung günstige Log» seiner Besitzungen bezweckt wird, und e» findet die selbe nicht blo- nach sreier Bereinigung, sondern in gewissen, von dem Besetze bezeichne««» Fällen, auch gegen den Wille» eine- Theit» der Besitzer statt. Do« räumliche Getrenntsein zusammengehöriger und von einer Stelle »ns dewirthschafteter GuIStheile. bei dem böuertichen Besitze meist verbünde» mit dem Boihandensein kleiner Parcellrn von u» regelmäßiger, »uwirthschaftlichcr Gestaltung, »rsordert zur Bewirth schaftnng «» Unmnß von »ublo« »ergendeter Zeit; da« Hin- und Herziehen twn Arbeitern und Viel-, um von einem Stück aus da» andere z» stelnuaen, bringt sür jede» einzelnen, in der Summa einer ganzen Orllchast «ad ganzer Landstriche gedacht aber Volks wirthschaftftch einen ebenso enormen Verlust, wie der Mangel ge höriger Aussicht über da« Vesitzihum unter gleichen Umständen. Die unregetuiüßig« Gestaltung so vieler einzeln,r Parcellea nöthigt den Landwind tzänfig. Menschenhand zur Bestellung zu verwende», weil di« Zugkraft vielsach mch» verwendbar ist, »vd »» eiv, zeitgemäße Beorbeiiuna der »ecker ist nicht zu dealen, weil die Parcellen häufig zu schmal sind, um ander« al« in der eine» »»vermeidlichen Längs richtung bestellt werden zu können. Nimmt man hierzu, wte viel Land tn dergleichen Fluren an Naiven, in WiethschattVoegen «nd Uedersohrtöwegen nutzlo« »«liegt, und welch« Unznlrial,«Kletten die Gesolgsckaft dies« Umstände bilde», und erwägt man seruer, »aß di, Zerstückelung in einer Hau» hesindliche» Grundbesitz«« »vltzvendla d« Auömhämna »an voden- meliorattonr» dnrch Ve- nnd Entwässerungen wesentliche Hindernisse eatgegenstellt, so wirb ohne Weiteres begreiflich, daß die Ausführung einer zweckmäßigen Zusammenlegung gleichbedeutend ist mit einer Abstcllung der erheblichsten M>ßftände, und sowohl für den einzelne», al« auch sür die Gesammihcit «Ine beträchittcke Vermehrung ihre» CapiialgrundvermögenS, sowie die weitreichendsten BttriebSvortheile mit sich bringt. Hierdurch aber rechtfertigt e« sich, daß die Gesetz- gebung sür gewisse Fälle sogar den Zwang der einer Zusammeu- jegung widerstrebenden Grundbesitzer sür zulässig erklärt hat. Während in anderen Ländern mit hierauf abzielenden, gesetzlichen Maßregeln bereits früher vorgegangen worden ist. hat man im Königreiche Sachsen »» dergleichen erst zu der Zeit sich entschlossen, al« die Regierung ansi >g, die Ablösungen und Gemeiaheftötheilunge» zu einem Gegenstände der Gesetzgebung zu machen. DaS hieraus bezugnehmende Gesetz vom 1? März 183S strebte nach 8 238 an, die Zuiainmenlequng von Grundstücken möglichst zn ördern und zu diesem Behuf« dahin zu wirken, daß deshalb eine reiwillige Vereinigung unter den Parteien zu Stande komme. Im ömblick auf die Wichtigkeit und Sckwierigkeüt der Zusammenlegung plgte bald daraus ein unter dem 14. Juni 1834 publicirteS selbst ständiger Gesetz über Gruiidslückszusammenlegunaen, durch welches ür die Fälle, wenn davon die gänzliche oder tyeilweise Aushebung einer gemeinschaftlichen Trist- und HulunqSdienstbarkeil (,. B. Koppelhuiung) abhängig war, oder wenn zwei. Drittel der Inicressenlen unter Berechnung ihrer Slinimen nach Zaftl und Größe ihrer zur Zusammenlegung z» ziehenden Pareellen sür den Antrag aus Zu- amm.nlegung eintreten würden, bestimmt wurde, daß der Rest sich die letztere gefallen lassen müsse. Eine wesentliche Modifikation, durch Ausdehnung der Möglichkeit eines Zwange«, erlitt das Gesetz durch da?« gegenwärtig, seit dem 1. Oktober 1861 in Geltung stehende Gesetz über die Zusammen legung der Grundstücke vom 23. Juli >861. Nach 8. 2 diese- Ge setze« findet eine Nöthigung der dissertrrenden Grundbesitzer der Flirr, sich die Zusammenlegung gefallen zu lassen, statt: 1) wenn sich für eine» daraus gerichtete!» Antrag mehr al- die Halste der dabei bciheiligtcn Grundstücksbesitzer erklärt; 2) wenn davon die Aushebung eines KopftelhutungSverbaadeS, ohne Unterschied, ob e« nur eine, oder mehrere Viehgaituuaen be- lresfe, oder die Herstellung einer stet« »ffenea Zugänglichkeit ftr solche Grundstücke abhängt, zu denen, ivrrr örtlichen Lage nach behus» Bestellung und Benutzung derse-lbei, nur mittelst liebe» fahrt oder Ueberirist über fremde Grundstücke j» gelange» ist. Nach 8 5 aber ist die Nöthigung zur Zusammenlegung n»r wegen olgender Gattungen von Grundstücken stattchast: 1l wegen der Fcldrr, 2> wegen der Wiesen, 3) wegen der Lehden und Anger. Dagegen unterliegen Grundstücke, dere» Hauptbestimmung »le Holzzucht oder der Obstbau ist, einer solche» Nülhiguag nur insoweit, alS von deren Zuziehung zu dem Zujanimrvlegungsplane di« zweck mäßige AuSsührung der Zusammenlegung de» vorstehend unter 1 bi« 3 gedachten Areale abhängig ist. Trotz der Eriueilcruugeu deS Zwange» nun» welche da« letzt- genannte Gesetz von I86i brachte, habe« die Zasammenlegnnge» nicht den raschen Fortgang gesundrn, welcher von dlesrr Erweiterung erwartet wurde. I» der Hauptsache mag die Unkenntnlß diese« s^enörelche» Ge setze» die größte Schuld tragen. Ja de» betheiligten kreisea kennt man eben die großen Vorlhcile nicht, welch« dem Einzel»«», sowie der Geiammtheit au« einer rationellen Zusammenlegung »sprießen. Ganz besonder« hat eS aber bisher au authentische» Nachrichten über die Erfolge der Zusammenlegung-gesetze, an einer Elattstik der Zusammenlegungen, gesehlt. Seit längeren Jnhre» ist daher an« laudwirihschasilichen Kressen, namentlich dnrch Vermittelung d«< LandeScuItnrraihcS, der dringende Nus noch einer Statistik der Zw- sammenlegungen erklungen, sür welch« eS fveilich, dn vo» Ansaag» das rst zu einer Zeit, wo überhaupt an Statistik aus einer Wenge von LebenSgebiele», sür welche wir heut« ein« solch« al« unerläßlich bet,achten, noch nicht gedacht wurde, eS ovtcrlassea worden war, über die einzelnen Znjainmenlegungsgeschästv je noch ihrer Voll endung statistische Auszeichnungen z» mache», an bereite» Unter lagen fehlte. Um diesen dringenden Wünschen nun gereicht z» werden, sind in der nenesten Zeit die im Archiv« der Generalcommissiv» repouirteu Acic», Neeesse und AiiSeluaiiversetzuiigSplülle über die simwtlichea GiUiiLstücksziisaminenlegliiigen einer genauen Durcharbeitung unter zogen worden, aus deien Grund e« thunlich geworden ist, «ine er- scköpsende iabellarilche llcberstcht der seit dein Jahre 1893 bit znr Gegenwart <80. Juni 1887) eingelefteten kommissarischen Grund- stückeiizusamnieiilegungeii auizustellen. Und diese Statistik ist es, ans welch« wir hierdurch ansmerksa« macken wollen. Sie »st sür die belheiligie» kreise von unberechen barem Werihe und daher besonders sür die landwirthschaftlichen Ver eine angezcigt, sich aus diesem Gebiete genau zu orientirea. Die so viel bcschriene Niederlage der Landwlrlhschast kann ungeheuer ge hoben werden, wenn die jetzt herrschende Indolenz einer straffere» Gesckäslssühruiig gcniicke» sein wird. Das kleine Werk ist bei B G. Teudner-DreSde» in Druck er schienen und betitelt: Statistische Miiiheilungcn ttder die Grund- stücken.ZusammknIegliiigtii im Königreiche Sachsen vo» 1833 bit 1887, bearbeitet bei ver königlichen KreiShanptmannlchaft Dretde». Supplemcntiiesi der Zeitschrift des königlich sächsischen statistischen Bureaus, XXXIll. Jahrgang 1887. Dasselbe wird dringend der Anschaffung empsohlcn. Sachsen. * Leipzig, 30 September. Mit dem heutigen Tag« vollendet sich ein Bierteljahrhunderl, seitdem Herr Prosessor Or. Hcym zu den Verwaltungsorganen der Leipziger Creditbank gestört. Derselbe hat seit dem 1. October 1862 theilS al« Mitglied deS VerwaltuiigSrathe«, theil« al-AussichtS- ratbSmitglied, zuletzt al» Vorsitzender deS BussichtSratsteS, dem genannten Insiilule seine schätzenSwerthe k^rast gewidmet. Er wurde beute früh durch eine von Herrn Gust. Frihschr ge- sübrle Deputation feierlich begrüßt und mit einem sinnigen IilstiläuittS-Gesche»! überrascht. — Leider sieht sich der Jubilar in Folge Kränklichkeit gcuvtstigt, sein Amt alsbald nicderzulegeu. >V-I. Außer den bereits an dieser Stelle angezeiglen Sektionen der geologischen Specialkarte von Sachsen ist soeben auch die Sectio» 63, Roßwcin» Nossen, nebst dazugehörigen Erläuterunaen erschienen und bereits im Schaukasten Ver Hinrichs'schen Buchhandlung auS- gehängt. Dieselbe bringt den nordöstlichen Flügel deS säch sischen Mittelgebirges, also die hier die Umrandung desselben bildende Glimmcrschiefcrsormatio», sowie dlePhyllitsormation mit ihren mannigfachen Amphibolschiefern zur Darstellung. Letztere Formation setzt sich noch weiter östlich fort nnd harrt hier noch ihrer Ersorschnng. Einen großen Raum aus Sectio» Roßwcin Nofse» nehmen auch die Diluvialbüdungen, nament lich der Löß, ein. Plagwitz, 29. September. Herr Rathsrescrendar CichoriuS in Leipzig ist zum Gemeindevorstand sür unfern Ort gewählt worden. Ehemnitz, 28. September. Vorgestern wurde, wie dem .Cbemn. Tgbl." mitgelheilt wird, in einer hiesigen Schank- wirthschast ei» Töpsergchilse betrosse», welcher, angeblich zur Förderung der Landtag-Wahlen sür die .Arbeite,Partei", Geldbeiträge einsammelte. Derselbe führte einen mit gedrucktem Kops und rolh geschriebener Nummer versehenen Sammelbogcn bei sich und wurde, da er jede Auskunft über die eigentliche Sachbewandlniß verweigerte, der k. Staats» anwaltschasl zur weiteren Erörterung seine» geheimnißvolleq GcbahrenS zugefiihrt. * Zwickau. 29. September. Ein recht gefährlicher Brandstifter iss durch die Thätigkeit der hiesigen Schuß« maunschast ermittelt und sestgenommcn worden. Derselbe, ein hirsigcr Maurergeselle, welcher bcreilS im vorigen Jahre in bringende» Verdacht kam, eine a» der Werdaner Straße gestandene Scheune in Brand gesteckt zu habe», indessen da mals aber nicht übrrsnhrt werden konnte, hat am vorgestrige» Tage densrlbcn Versuck bei den am Frauenauger stehenden Schruiicn gemacht. Er befand sich bei seiner Verhaftung »och im Besitz: von Streichhölzchen vo« derselben Art. wie die am letzten Thatorte aufgesundenen, wa» wesentlich zu
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