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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188710060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871006
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871006
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-10
- Tag1887-10-06
- Monat1887-10
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.10.1887
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früh 6'/, Uhr. IKD-rN-, »ich LrPktUis» Jehanue-gasie 8. Sprechk«»»»« ter Uedacti«»: BormitNig« 10-18 Uhr. Anchmtttug» 5—8 Uhr. Fltr Ar NK»»It u»»6„v-n «»»»Irry«, ^ch» ßtz »» Nr»»rN»» »all »«»«»uch. »««<»«« »er für »te n-chftfnt-r«-« Nn««rr bestt««ten Insernte «« «schrnt«,en »l« L Uhr N«ch«it»n>». «nLonn- u»»Kestt«,ru früh di«'/, 9 Uhr. In de« Filialen für 3ns.-A««ah»t: vtt« «Ir»», UniversttätSstrebt 1. L»«t« Lös«e, Katharinenftr. W Part. «. König-Platz 7» a»r bi» V.» Uhr. WpWtrIasMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage I»,7Sv. Adonlikmentspreis viertelj. 4'/, Md '»cl. Brinaerlehn b Mk., durch dir Post bezöge« S MI. Irdr einzelne Nummer 80 Ps Belegeremplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilagen (in taarblall-Format gelnlzl) ah»r PvstbelSrdcrung 00 Mt. Mit Postbrsörderung 70 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile «0 Pf. Größer» Schriften laut uns. Prcisverzrichnlß. tabellarischer ». Zisternsatz nach höher», karis. dterlamrn »atrr dem NedactionSstrich die »gespalt. Zeile 50Ps.,vor denFamiliennachrichten die Kgespaltcne Zeile 40 Ps. Inserate sind siel; an die Expedition zu sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»on»mvr»»ü» oder durch Post. Nachnahme. L7S. Donnerstag dm 6. Oktober 1887. 81. Jahrgang Amtttcher Theil. VtlirmMschmrs» Die Leichenwäscherin deS dritten Leichenschaubezirk» — Johannis-Vorstadt —, Frau Clara der» Ggerlan», hat hier anarzeigt, daß sie vom 4. October ds». I». an Brüder» slraße Nr. 38 Part, wohne, wa» hiermit bekannt gemacht wir», rripzig» den 4. Ortober 1887. Der Rath der Stadt Leltzikg. Vlll. 1714. vr. Georg«. Neustadt. Ausschreibung. Die Lieferung de« für die IX. Bejtrk-schule an der Sedanstraße benSthigten Mobiliar- soll in 2 der. 4 Loosen vergeben werden. Da» eine Loo» enthält die Schulbänke, da» andere Loo< die Pulte, Schränke, Podien rc. Bedingung«» und Unterlagen für diese Arbeiten könne» im NathSvauamt (Rathhau». Il Obergeschoß. Zimmer Nr. 5) gegen Erlegung von je 0.50 uk entnommen, auch die Zeich» nungen dort elngesehen^ bez. gegen Erlegung von je 0.75 entnommen werden. Die Gebote sind versiegelt mit der Aufschrift: „SchulbaaLlieferäa^ IX. Bezirk-schale" bei. „Schranktteferaag rc." bl» ,»« L7. Oktober dS. I-., vormittag- LO Uhr au der obenbezeichneleu Stelle einzureichen. Der Rath behält sich die Nu»wahl unter den Bewerber«, auch die Ablehnung sämmtlicher Angebote vor. Leipzig, den 1. October 1887. DeS Rath- der Stadt Leipzig Baadeautatloa. Vrklauntmachuu-. Die Pflasterung der Fußwege zu beiden Seiten de» Haupt« Wege» im neuen ÄohanniS.Friedhofe mit Mosaiksteinen sowie die Herstellung von Fußwegvbergänge» au» Schlackensteinen ebendaselbst soll an «inen Unternehmer in Arcord verdungen Werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen ln unserer Tiesbau-Verwaltung. Rathhau«, ll. Etage. Zimmer Nr. 14 au» und können daselbst «ingesehrn, resp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Betüqlicke Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Pfiasterarhctten 1« Jobauat--Frtrdbose" versehe» ebendaselbst und zwar di» zum 11. lsbn. Ml». Nach mittag» 5 Uhr einzurrichen. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote tbzulehnen. Leipzig, den 4. October 1887. De- Rath- der Stadt Leipzig l» 5539. Stragenbaa-Deputattoa. Vekannlmachrmg. Am 83. September ». o. sind von mehreren Unbekannten zwei große Kiste», gezeichnet k. ll. 55 »156, angefüllt mit Holzstechereten, in ein Grundstück der hiesigen Sicheren Inuchaer Slrnße eingestellt worden, ohne daß dieselben bi- jetzt »bgeholt worden sind. Der sich legitimirende Eigenihümer kann diese Kisten bei un- gegen Erstattung der erwachsenen Kosten in Lmpsang nehme«, widrigenfalls über dieselben gesetzmäßig verfügt werdia wird. Reudnitz, de» 3. October 1887. Der Ge«etntze»«rsta»b. Größel. diichtamtlicher Theil. Europa und der Dreibund. Durch die öffentliche Kundgebung der vollkii UÜgktrübttn Einigkeit der drei Großmächte Deutschland. Oesterreich- Ungarn und Italien ist die Vereinsamung Rußland» und Frankreich- um so schärfer zur Erscheinung gebracht, denn auf welcher Seit« England stehe» wird, wen» die Sachlage im Orient zur Entscheidung reist, kann keintin Zweifel unter liegen. Die bulgarische Frage hat durch die letzten Zusam. nienküiiste in FrievrichSruh wesenlllch an iheer europärschen Bedeutung verloren, den» Rußland hat erkennen müssen, daß seine Hoffnung, Deutschland von Oestrrreich.Ungartt zu trennen und aus feine Seite zu ziehen, gruNblo» war. Deutschland» Bereitwilligkeit, Rußland» Wünsche bezüglich Bulgarien» bi» zu einer gewissen Grenze zu unterstützen, entsprang nicht dem Entschluß, mit Rußland auf Kosten de» guten Einvernehmen» mit Oesterreich-Ungarn bi« an» Ende zu gehen, sondern lediglich dem Streben, den Ytieden Europa» aufrecht zu er halten. Wenn Rußland sich damit begnügte, de» Einfluß in Bulgarien wiederzugrwinnen, den e» während der Regierung de» Fürsten Altsande» dt» zum Jahre t>8» besessen hat, dann war ein Au»gl«ich mtzglich, und diesen herbeizuführen. war Deutschland» leitende« Staat»manii bereit und fleht sicherlich noch heute aus d<As«lbeit Standpunkt. Aber dümit ist Rußland nicht zufrieden, e» will vietmeb» Bulgarien voll ständig srinem Einstuß Unterwerfen und die Selbstständigkeit de» Lande» aushebcn. S» »eit ZN gehet«, sind Oesterräch- Ungar» und Italien nicht geneigt, und dr»hnlb ist auch da mit ihnen verbündete Deutschland nicht in der Lage, den beiden Machte» eine Politik anzurathp», ,w»tch« ihren Interrffen zuwiderlausrn würde. An dieser Unvereinbarkeit der einunder g«grnüb«rstehrn»»>I Stanbpuncte ist die bulgarisch» Politik Rußten»» bi-he» gr- scheitert und wird daran auch ferner scheite»«, nachvrm Deutschland für allen zu Gunsten Rußland« gezeiqtrn gnlen Wille» nur Undank geerntet hat. Da» güte Einvernehmen zwischen den drei Mächten Deutschland. Orst»»»«ich»Ungaru und Italien bestand auch ohne dt« Besuch« tze» Grasen Kalnoky und Eri«p>'« in Frie»rich«ruh. ade» es ist Na», das eine so rückhaltlose öffentlich« Kundgebung »«§ bestehenden Dreibunde», wie sie in diesen beiden Besuchen enthalten ist, noch eindrucksvoller wirken mußte al» da» einfach« »hatsach liche Fortbestehen eine» vorhandenen Bündnisse». A« ver suchen. da« Bllndniß zu lockern, hat «» »cd«« »on Seiten Rußland«, noch von Seiten Frankreich« gefehlt: was Ränke und Verhetzung durch die Presse leisten konnten, ist i» der au«, giebigsten L?-is« zur Verwendung gelangt, und wenn da» Er« aebmß hinter deu Bemühungen und Erwartuugrn ihrer Ur heber zurückg< lieben ist» s» ist baß nur be« Einsicht der leitenden Etaa»«mSnner. der friedfertigen Gesinnung der Souveraine «nd dem gefunden Sinne der Bevölkerung zu Verdanken. E» hat »war an Gefahren für den Frieden seit Beendigung de» deutsch-sranzvstschen Kriege» niemals gefehlt, aber ernstlich und schwer bedroht ist der europäische Friede erst seit dem Staatsstreich vom 18. September 1855, durch welchen die Dereinigunz von Nord- und Südbuigarien verkündet wurde. Dadurch war die orientalische Frage wieder auf die Tages ordnung der internationalen Beratbungen gesetzt und jeder Augenblick konnte die gewaltsame Losung bestehender Gegen- ätzk bringen. Bekanntlich entlud sich der vorhandene Zlind- ioss aus der Balkanhalbinsel selbst. Ein kurzer Feldzug zwischen Bulgarien und Serbien, welchem Oesterreich alSbalv rin Ziel setzte, und eine starke Erregung dr» griechischrn Volke», welche durch die Blockade der griechischen Küsten abgekühlt wurde, waren die einzigen Vorgänge, welche den AuSbruch eine» Kriege- im großen Maßstab« aiizutündigen schienen. Die Thronbesteigung des Prinzen Ferdinand von Coburg ö»»te Rußland nicht zum Borwaud gewaltsamen Eingreifen» in die bulgarischen Verhältnisse dienen, weil alle BerlragSmächtr die Ungesetzlichkeit dieser Handlung einmülbig anerkannten. Dabei ist eS aber geblieben» und Rußland beschränkt sich daraus, wie rin Telegramm au» Sofia vom 4. Oktober meldet, seinen Plan, einen russischen Statthalter nach Sofia zu schicken, in veränderter Form wieder ausznnehme». Ein russische, Fürst, >eglritrt von einem türkischen Commiffar, soll aus vier Monate die Statthalterschaft in Bulgarien übernehmen, nachdem die türkische Regierung den Fürste» Ferdinand ausgesordert habe, da» Land zu verlassen. D>« russische Regierung ist so genügsam, eine solche Aufforderung der Pforte an de» Fürsten für au», reichend zu erklären. C» wäre nicht unmöglich, daß der Dreibund einer solchen Veranstaltung beistimmte, vorausgesetzt, daß Rußland seinen Cankidaten für den bulgarischen Thron be» eichnete und die Türkei sich entschlösse, in der Sache die Initiative zu ergreife». Der russische Statthalter ist unter allen Umständen eine unangenehme Zugabe» aber er verliert an Bedeutung, wenn die Türkei ihre Znstiinmunq zur Entsendung desselben giebt und durch einen Commiffar seiner Machtvoll kommenheit Schranken setzt. E» wäre da« ein Versuch, dem russischen Eigensinn einen gewissen Spielraum zu lasten unter der Bedingung, damit die bulgarische Frage zu lösen und den schon so lange bestehenden Streit endlich au» der Welt zu schaffen. Die größte Schwierigkeit würde darin liegrii, Bul garien selbst mit dieser Veranstaltung zu befreunden und eine Form zu finden, um ihm den russische» Statthalter an nehmbar erscheinen zu lasten. Vorläufig handelt e» sich ja »och um eine der Bestätigung bedürfende Nachricht, aber da» läßt sich schon jetzt sagen, daß der russische Vorschlag »ine Adschwächung der bisherigen russischen Forderungen enthält. Tie zweite Macht, für welche der Dreibund einen Stein de» Anstöße» bildet, ist Frankreich. Wen» diese Macht Ruß land bei seinen Absichten aus Bulgarien Vorschub leistete, so geschah eS nicht, um den Friede» Europa- zu erhalten, sondern um sich die russische BundeSgenostenschast in einem Kriege gegen Deutschland zu sicher». Die bulgarische Politik Frankreichs steht mit den republikanischen Grundsätzen, welche das SclbstbestiinmunaSrecht der Völker als oberste Richt schnur vvraussetzen, so sehr im Widerspruch, daß nur der leidenschafttiche Rachedurst über denselben hinwegzuhelsen vermag. Die sranzösische Volksvertretung hat der Regierung Vollmacht crtheilt, bas Büabniß mit Rußland unter jeder Bedingung zum Abschluß zu bringen, gleichviel ob dadurch daS Wesen der Republik aus den Kops gestellt wird. Die französische Republik hat nicht daS Beispiel Napo leon'S III. »ackgeahmt, welcher seine Erklärung: „DaS Kaiserreich ist der Friede" durch seine kriegerische Politik zu Schanden gemacht hat, sie hat niemals verhehlt, daß sie die Racke ist. Die W>edererwerbu»g von Elsaß - Lothringen ist da- Erbtheil, welches sie von der Negierung der nationale» Bcrthcidigung übernommen hat. Diese Politik hat durch die Zusammenkunft Erispi'S und deS Fürsten B.Smarck einen schweren Stoß «batte», den» die stille Hoffnung, daß Italien bei einem neuen Kriege zwischen Frankreich und Deulschlanb neutral bleiben könnte, ist dadurch zerstört worden. Frankreich findet sich einem furchtbare» Bunde gegenüber, dem eine Allianz mit Rußland kaum bas Gleichgewicht halte» könnt« und siebt sich deshalb gezwungen, aus alle Kriegspläne vor läufig Verzicht zu leisten, weil eine Niederlage säst nnabwend bar erscheint. Als unüberwindliches Hindrrmß gegen die Erobe rungSgelüste Rußlands und Frankreich- tritt die unzwciselhasle Friedensliebe Deutschland» hervor, welche die eigentlich« Grund lage für den Dreionnd bildet. Herausforderungen gegenüber hat Deutschland Nur kühle Zurückweisung, und wenn sich daran» trotzdem etü Angriff entwickeln sollte, dann ist e» jedem Gegntr gewachsen, dein, Eintritt eine« zweiten Gegnrr» ist aber der DiindNißsall gegeben, welcher Oesterreich-Ungarn und Italien an seine Seite ruft. Unter solchen Umstände» verlieren Fragen wie die bulgarische und die elsaß-lothrin» gische wesentlich an Tragweite. Rußland und Frankreich mögen si« innerlich in Wuth utid Krieg-eifer verzehren, ihnen gegen- über steht eine ststgeschioffcne unüberwindliche Macht, welche allen Krirgtgelüsten von vornherein einen Riegel vorschiebt Eine hohe Wahrscheinlichkeit für Ausrechterhaltuna de» Frieden» ist dadurch geboten, volle Sicherheit aber keme» weg», Venn d» ist eine bekannte Erfahrung, daß der Aerarr über Vit getäuschte Erwartung oft zu den wahnsinnigsten EnffcM^n verführt, nicht blo» einzelne Menschen, sondern Leipzig, g. Oktober 1887. * Durch Erlaß »am -0. ». M. Hst de, Kaiser genehmigt, daß di« Krenzerfregott« „Elisabeth' au» der Liste der Krteg»sahrzrnge gestrichen wird, und den Chef der AdnUralität beausttaqt, wegen weiterer Verwendung da» Erforderliche »u veranlaffen. Ein anderer kaiserlicher Erlaß vnm 24. v. Ä. bestimmt, daß ans der Reichsslott» diejenige» «ingelchifflen Mannschaften, welche ans Anlaß nothwenviger gndiensthaltuni von Schiffe« übe, di, gesetzlich« Entlasinnaßpflicht hinan« k de, Flagge behalten «erden, stt, die Zeit ihre« unfreiwillig... Wkitrrdienen» unter dem Namen RrkervistenzUlag« eine Zulage von 40 ck täglich erhalten. Dieselbe wird für jeden Tag. welchen diese Mannschaften nach Beendiauag ihrer arsrtz- iichen Dienstpflicht Über die EntlaffnugSseift hinaa» an Bord verbleibe«, von dem Tag, der letzteren ausschließlich ab hi» zum Tage der Ausschiffung einschließlich gewtihet und monat lich nachträglich «»»gezahlt Anspruch aus die erwähnte Zu» lag« habe« di« in Rede stehenden Mannschaften aller Ord» nungen (auch Handwerker, Seesoldatrn. Einjährig-Frei- willige rc.) vom Feldwebel einschließlich abwärt». Der Be- limmung ist rückwirkende Kraft vom 1. April d. I. ab bei- gelrgt worden. * Die ultramontane Presse redet sich wegen der rolnischen Sprachenverordnung wieder einmal >»> eine blinde Wuth hinein. Nachdem e» sich gezeigt hat, daß die bisherige Art de« VolkSschuluntrrricht» in den polnisch- gemischten LandeStheile» Preußens vielfach geradezu zur all- mäligen Unterdrückung des DrntschthumS geführt unk weder den polnischen noch den deutsche» Kindern dasjenige Maß von Bildung und Kenntniß der dentschrn Sprache gewährt hat, welche- zu ihrem spätere» Fortkommen in der Welt und z»r Erfüllung der Pflichten aiS deutsche Staatsbürger genügt, mar es eine dringende Aufgabe der Negierung, dein Uebelstande abzuhelfen. Die kirchlich-religiöse Frage wird ganz mit Unrecht hrreingezogen. Der Religionsunter richt kann nach wie vor in polnischer Sprache er- theilt werden und eS ist den Geistlichen wohl auch nickt zu viel zugrmulbet, wenn sie die Kinder soviel i>» Polnisch-Lese» unterrichten, als e« die golleSdienstliche» llebungen ersolter», Sir haben bisher immer Zeit gesunden, ihre seelsorgerische Thätigkrit eifrig im national-polnischen Interesse au-zunutzen. Sie haben jetzt für eine nützliche nnlerrichtende Nebrnthälig- krit rin geeignete» Feld. Der Religion wird also gar nicht u nahe geirrte», aber auch von einer Vergewaltigung det Sprache kann billigerwrise nicht die Rede sein. Die polnische Sprache erlernen die Kinder in der Familie und im täglichen Verkehr. Wo aber sollen sie deutsch lernen, wenn nicht in der Schulr? Und doch verlange» die wichtigsten staatlichen Interessen Preußen», ebenso wie die eigenen materiellen In« teresscn der polnischen Bevölkerung eine möglichst weitgehende Bekanntschaft mit der Sprache de» Lande», dem sie an gehören. Hundertmal hat man un» bei den Verhandlungen über die Polengesetze aus die Schule hingewicsen, al» aus denjenigen Ort, wo allein eine vernünftige und wirksame Germanisirung getrieben werden könne. Wenn dieser Ralb nicht eine ganz hohle Redensart war, so konnte damit doch nur ei» Vorgehen gemeint sein, wie eS jetzt stattsindet. Allein rinn eisern dieselben Ralhgeber, die immer die Schule im Munde führten, wieder Uber geistige Gewaltthat. Wa« hat man sich denn überhaupt unter der Beförderung de» Deutsch- thum» durch die Schule gedacht ? Im Uebrigen geben wir zu, daß die neueren Maßregeln zur Erhaltung de» Teulsch- thum». sowohl die Ansicdeluiigsunternehmungtn al» da» Vor gehen aus dem Gebiete der Schule, einen gewissen Kampf- charaktcr tragen und unter andere» Verhältnissen ein mildere» Auftreten angebracht erscheinen könnte. Allein die Abwehr ist der Regierung eben durch «ine jahrzehntelange, gegen den Staat und das Deutschthum gerichtete seindsetige Agitation ausgedrängt worden. * Die schon vor einiger Zeit als beabsichtigt be- zeichnete Absetzung deS Bürgermeisters Iaunrz in Saar zemiinv ist kürzlich erfolgt. A» seine Stelle tritt als staat icher Bürgermeister der seitherige Astestor Freuden selb vo» der Kreisdirection in Metz. Iannez spielte bekanntlich unter der französischen Negierung i» politischer Beziehung eine höchst bescheidene Nolle. Auch unter der Verwaltung deS Obeipräsldenten v. Möller machte er noch wenig von sich reden. Erst unter Herrn v. Manteusfcl wurde er künst lich zu einer Größe herangezogen, die ihm nicht mit Unrecht i>» Volk-munde den Titel eine» .Vicckönig» von Lothringen" ciiilrug. Manteuffel wollte Iannez, der in seiner Eigenschaft als Gioß>»custneller großen Einfluß besaß und außerdem noch Bezirkstags-, LandeSauSschiißmitglied und ReichstagS- abgeorviietcr war, mit aller Gewalt für sich und das Deutsch- thnn, gewinnen. Zn diesem Zivecke machte er ihn zum Staatsrath und räumte ihm al» solchem den denk bar größten Einfluß aus Verwaltung»-, ja sogar auf Personal- angelegenheilcn ein. Ei» Stirnrunzeln des Allgewaltigen galt mehr als ein Bericht der ordentlichen Behörden, und seine Befürwortung konnte Vergünstigungen erziele», welche durch alle Instanzen hindurch als uiizulässig bezeichnet worden waren. Leider rechnete Herr v. Manlcnfset vergebens au eine entsprechende Gegenleistung. Welt entfernt, seinen Ein fluß in deulschsreundljchem Sinne gellend zu mache», blieb Iannez selbst sür seine Person unversöhnlicher Franzose, der sein ganzes Thun und Lasten durch Lob oder Tadel an» Pari» bestimme» ließ. Unter solchen Umständen blieb dem Fürsten von Hohenlohe nicht» übrig, al» demselben da» ihm übertragene Ehrenamt eine» Staattrathe» und nunmehr auch da« als Bürgermeister« von Saargrmlind zu entziehen. Damit ist wieder ein Stück Notablenwirthschaft, welche dem Lande so viel Schaden zugesügt hat, rndgittig beseitigt. * Wie au» Wien getneldet wird, soll demnächst ein Mit alied de» Kaiserhauses, Erzherzog Leopold von TvS kana, „ach vierjährigem Curse sn der Marine»Akadc,»ic z» Fiume nnter de»» CommaNdo de» früher dem Kronprinz? zugelheilt gewesenen Frrgattencapitam» v. Wohlgemuth eine läiiaere Seereise ankerten. Dieselbe geht Nach Ostasicn und dürfte anderthalb Jahre währen. Wie verlautet, ist die Stellung de» ErzhetzoaS an Bord eine seiner willtaikischci Charge al» Teecavet 2. Elaste vollkommen eutsprechende. Ob zwar derselbe an Bord Mit seinem Erzieher, Linienschiffs-Liente- nant Leopold von Ieblna seine eigenen Appartement» lnne bat. tritt er in seiner dienstlichen TlelluNg aus specielle Ver- süaung de» Kaiser» niemals außer dem Rahmen seiner Charge al» Seecavtt Bei dem Besuch« fremder Statibnen tritt derselbe auch nicht als Erzherwg aus. sonder» immer nur vnt«, dem Ineognit» »tne« österreichisch-ungarischen Grasen. Rur am H«f, v»n Ildsn in Kioto wird Erzherzog Lropold in seiner Eigenschaft at< Mitglied de» kaiserlichen Haufe» er scheinen. NM dortselbst den Besuch de» jüngst In Wien ge- wesr»'t' japanischen Prinzen im Namen der kaiserlichen Familie ZN erwidern. » Sin sehr rühriges vorgeh«» auf der aesammten Pa., slawistischen Front macht sich in der Hohenlohe-Witt genflein'schen Srbschättlsrage bemerkbar. Fürst Hohenlohe wird von verschlevenen russischen BlSItcrn zu», Gegenstand- persönlicher Angriffe gemacht, e» wird ihm Feind, jchast gegen Rußland, absichtliche Schädigung der rulsi chen Finanzen durch die Beeinflussung der gegen die russi chen Papiere gerichteten Preßstimmen. Vertreibung der sranzvsi chen Unterthanen au» ihren Besitzungen in den ReichSlaiiveii vor- geworfen und nach Kräften arbeitet mau daraus hin, daß dem Tob»« de» Fürsten nicht die Genehmigung ertheilt werde, in den russischen Unterthnnenverband zu treten. Bezeichnend für die Stiminiing in Petersburg ist c» aber, baß derlei »nter- gevrdnete Fragen, die noch dazu, wie beispielsweise jener Grenz- Vorfall, Rußland »»mittelbar gar nichts angrhen, die öffentliche Meinung weit mehr anfregrn als Fragen von liesei»sch»eiden- dc»> russische» Interesse, wie z. B. der Nihilismus, um den sich kein Mensch beküminrrt, selbst wenn gerichtliche Verbandlungen bevorsiehc», und wie selbst die bulgarische Frage. Letztere wird eigentlich niemals von dem einzig logischen GesichtSpuncte cer directe» Beziehungen Rußlands z» Bulgarien, sonder» immer i» dem Winkel über Deutschland hinweg beteuchlet, wobei daS Verhältnis; zu Drutschland eine weit größere und eindseligere Rolle spielt als taS zu Bulgarien. Jeveiisaüs t cS ergötzlich, kein Kamps gegen Windmühlen, in dem die russischen Picßnllcr sich abinühen, von der ruhige» Warte a»S zu folge». WaS den Grciizvorsall angeht, so baden die Herren »bre Roste wieder einmal umsonst sür den Ritt zur Seine gesattelt, »in dort sür die gekränkte Unschuld eine Lanze zu breche», und Fürst Hohenlohe weiß bekannUich nichts davon, daß einer scincr Sohne die Aufnahme in de» russischen Unter- lhancnverband »achsuchen will. * Nack briefliche» Mitlheilungen, welche der „Politischen Correspondenz" a»S Sl. Petersburg zugehen, hat sich der am 27. September aus B'U" »och St. Petersburg zurück- gekehrte türkische Botschafter am russische» Hose, Schakir Pascha, gleich am folgenden Tage nach Biborg in Jinnland begebe», um mit Herrn v. Gier» — welcher noch daselbst zum Sonimerauseiilhalte weilt — zu rouseriren. Von diesem Besuche kebrte Schakir Pascha a», 29 erst gegen Mitternacht nach St. Petersburg zurück. Ueber die Natur der Mitthei- luiigen, die rr zu mache» hatte, verlautet i» St. Petersburg nichts Verläßliche», allein im Allgemeinen wiege sowohl in diplomatischen wie in anderen politischen Kreisen der russi. che» Hauptstadt auch der jüngsten Kundgebung der Pforte gegenüber dieselbe skeptische Auffassung vor, welche bisher den, der Initiative der Pforte entstammenden Lösung»-. Vorschlägen russischerseits eiitgegeiiacbracht wurden. Ihren publicistischen Ausdruck findet diese Stimmung in einem Artikel der .Nowosti", welche r» sür angezrigl erachten, da» russische Public»», vor der Illusion zu warnen, al» ob die Türkei die russische» Aspirationen i»> Orient je ernstlich untrr- tützen könnte. Die türkische» Staatsmänner werden wohl nie zu der Ueberzengung gebracht werde», daß die Intcreffen der Türkei mit denjenigen Rußlands identisch seien, und sie werden sich Wohl bitten, irgend welchen Schritt zu thun, der die ganze orientalische Frage wieder in Fluß bringen könnte. Man wisse in Konstanlinopel, daß jede Neugestaltung der Lage im Osten nur aus Kosten der Türkei vollzogen werden könnte. „Turch friedliche Mittel" so schließe» die „Nowosti" wirb Rußland nicht» erreichen und andrrc Mittel können im Augenblick!: nicht zur Anwendung gebracht werden." * Die Türkei geht mit dem Plane um, den Wan- See in Armenien schissbar zu machen, und hat eine Com mission ernannt, welche das bezügliche Project prüfen und Bericht darüber erstatte» soll. Man hofft von der eventuellen DurchsÜhruiig dcS ProjeclS co»li»crzielle und strategische Vor- thcile. Der gesammlc Handel zwischen der Türkei, den TauruS-Provinzcii und dem südlichen Theil TranskaukasienS ging bisher durch daS im Süden des Wan-See» gelegene sehr unwegsaiiie und wegen der dort herrschenden Räuberei auch gefährliche Vilajet Hekkiari, drssc» Wege nur sür Maul- thiere wkgsani sink, wa» natürlich die Kosten bedeutend ver mehrt. Sollte e» nun gelingen, eine Dampferverbindung zwischen den» östlichen und cem westlichen Ufer deS Wan- Scc» herzustelle», so würde der HandelSzug sofort deni nrueir Wege folge». Vom strategische» Standpuiicle auS läge der VortheN i» der rascheren Coucciitralio» vo» Truppe», welche jetzt auf schlechten, im Winter ganz verschneiten Straßen sich fvrtbewege» muffe». * Cardinal Domeniro Bartolini, der Präsect der Congregalion der Riten. ist im Alter von 74 Jahren in Florenz gestorben. War im Valican von Bartolini die Rede, so Pflegte man ihn mit einer Anspielung aus seinen ungeheuren LeibrSumsang wohl die „Tonne" zu nenne», aber eS !gab eine Zeit, wo dieser dicke Herr mit de» jovialen Zügen trotz des Spotte-, mit dem man seine Person brdachte, da- gesamnrle heilige Collegium nach seinem überlegenen Willen lenkte und teilet«; er war der Papstmachcr aus dem Conclave von 1878 nud die Geschichte wirb eS ihm gedenken, daß durch seine» Einfluß Joachim Pccci alö Leo XIll. aus den päpstliche» Stuhl erhoben wurde. Cs war wenige Monate vor dem Conclave, al» die beide» Männer riunnder näher kennen »nd schätzen lernte». Der Bischos von Perngia war in Rom in dem Hause abgestiege», daS Bartolini bewohntr; bald daraus wurde letzterer krank und fand in Pecci einen treuen Pfleger, mit dein er in der langen Zeit seiner Genesung seine innerste» Ansichten über Pi»S '»»id A»to»clli und jdaS von ihnen befolgte System ausgetauscht haben mag. Seitdem stand bei Bariolini die UebcrzeUgung fest, daß Keiner so wie Pecci geeignet sei, daS gut zu mache», waS der Starrsinn P>uS' verdorben hatte, »nd nn- ermübtich wirkte er i>» Conclave für diese seine Uebcrzniguiig, bis Pecci der Sieg sicher war. „Bon niederer Abstammung", sagt Raphael de Eesare in dem „Conclave Leo » XIll.", „war Bartolini zur CarbinalSwürde gelangt; sie war sür ihn daS Ziel einer langen und dornenrelchen Laufbahn. Cr halte die Welt durchwandert, den Orient besucht und sich durch seine SäMMlungen den Nus eines gelehrten Archäologe» erworben. Heiter und mürrisch zugleich, rasch in seinen Neigungen, wie Abneigungen, die beide nickt von langer Dauer zu sein pflegte», zänkisch und aufbrausend, aber ohne Bosheit, ehr geizig weniger für sich als sür seine vielen Schützlinge und Geschöpf«, hartnäckiger und systematischer in seinen Vor- urtheilen al» in seinen Ansichten, ein glänzender Redner, dessen Farbengebung den Römer erkennen ließ, ei» erbitterter und unversöhnlicher Feind der Neuordnung der Dinge in Ilaliein da» war der Man», der Joachim Pecc> zum Papst erhob." Bartolini war am 16. Mai 1813 i» Rom geboren und Cardinal seit dem 1» März 1875. * In Madrid ist seit einige» Tagen da« Gerücht ver breitet. daß der Sultan vo» Marokko, Mulcy Haffa», gestorben sei. Beglaubigte Thatsacbe ist bi- jetzt nur. daß der Sultan an einem schwere» Fieber krank darnieder lag und daß man ernste Befürchtungen sür sein Leben hegte. In folge dessen hat die spanische Negierung ihrem außerordrnt- lichen Gesandten und bevollmächtigte» Minister in Marokko Herr» DioSdado, der sich aus Urlaub in Madrid befand den Beseht ertheilt, sofort aus seinen Posten zurückzukehren
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