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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188710190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871019
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871019
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-10
- Tag1887-10-19
- Monat1887-10
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1887
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L en v °o »a bö Ä »ö M !- di, Ä di !L rü- iM »». i«u 7», U» »fer ,«» »»» ,kl«" ' der «r« ,tl, »Kr »M - h 6'/. Uhr. RrtuNsu >n- Lrpeditiou Johmmrsgaste 8. Sprechstunde» der Nrdactioa: Lorwtttag« 10—IS Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. UAr »t> »»»,«»« m>»^»»d»er «»nuiceim« «ich» sich »u N«d»cü»a mchr »«rdmdUch. U—ch»« »e« s», die ttichstkal,««» N»»»er «efti»»te» Inirr ate «a W«ch«nt»>r« di» S Uhr Nach»1ttaa«, »»»«»«- »n»Seftt««e«Irnh dt»'/,SUHr. I« -»» Filiule» für 2ks-Annahme: vtt« Rle«». UutverfltLt-strabt 1. «»nt» Ldsche. Uathartmnftr. LS pari. u. SSaig-platz 7, nnr bi»'/,« Uhr. ripMrr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. « Auflage IV.7SV. Abonnemrntsprris Viertels. 4", K1K >acl. Brüiqerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne '.'dummer 20 Pf Belegexemplar 10 Pf. Gebühren lür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gelalzl) odiir Postheiörderging « 0 Pik. uttt Postbesürdcrung 7e» Mk. Inlerale 6gelpnltene Petitieile 20 Pf. Trübere Schrillen laut »ns. Prei.-verzeichnlß. Tabellarischer u. Zissernsatz nach Höhen» Tarif. Neclamen unter dem Redac tl onSstrich die -laespalt. geile 50Pl.. vor denFannlicn Nachrichten die ügespalicne Zeile -vl Ps. Inserate sind siel« an die Expedition zu senden. — Rabatt wird »ich! gegeben. Zahlung pruLiiiimaraiillo oder durch Pyst- nachnahme. ^Zrs2. Mittwoch den 19. October 1887. 81. Jahrgang- Amtlicher Theil. Veckreitzig-Auclion. Nächste, Freitag, den S1. d. M., von srüd 10 Uhr an solle» in der „Harth" de« Zwenkau« Forstreviers Ablh. Nr. 4 und IS ra. 300 Rmeter stchtene» Deckrettzt, gegen sosonige Saar- I zahlang meistbietend verkauft werden. Versammlung an der sogenannten „Pappelecke" bei Zeichwitz. Ute König!. Forstverivaltun». SevSlLe-vermiethmg. Da» im <krdgrscho- de- Rathhmmfe« (stkaschmarkt- feite, gegenüber der ebemal. Handelsbörse) befindliche Der- ka«f»gewölbe Nr. LS soll vo« L April kst. 2». an gegen eiahalbjLhrltche Kü»ditz««a Mittwsch, deu 2«. VS. Mt«.. Bor«ittag« LL Uhr auf dem Rathhause, 1. Etage. Zimmer Rr. 18, «m deu ^WWK^^^'ÄSL »M-«. «„.IVteLlnberufimg der ftmMche» Lämmer». Nichtamtlicher Theil. miethungS» und LersteiaerungSbcdingungen nebst Jnveatarium de» zu vermietheuden Gewölbe» schon vor dem Termine zur j Einsichtnahme au». Leipzig, dm 10. October 1887. Der Rath der Stadl Leipzig. -rumvii I». 5L«7. vr. Georgi. biegel. strlumiitmilch«»-. Di« Leuchtkraft de- städtischen Leuchtgase« betrug in der Zeit dom IS. bi» «it LS. diese« Monat« im Arganv- orroner bei L.5 Millimeter Druck und 140 Litern stündlichem Eoasum da- l» 7sach« der Lenchlkrast der deutschen Normal» kerze von 50 Millimeter Flammenhvhe. Da- spectfische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0.4SS. Leipzig, am 18. October 1887. De« Rath« Depntatton z« de» Ga«anstalte» Ausschreibung. Die Lieferung der zu dem Umbau im erforderliche» g«-etser»e» Säule» etsentrager re. soll vergeben werden. Bedingungen und Unterlagen hierzu können im Ralh-bau» amte, Hochbauverwaltung, Rathhau-, II. Obergeschoß, gegen Erlegung von 0.7b entnommen werden. Die Gebote sind versiegelt, mit der Aufschrift: „Gtseuarbeitea für das LeihhauSaebLade" bi» zum L. November «rr., Abend« s Uhr, an oben- bezeichaeter Stelle ewzureichen. Der Rath behält sich dir «u-wahl unter dm Bewerbern oder di« Ablehnung sämmtlicher Angebote vor. Leipzig, dm 17. October 1837. De« Rath« der Stadt Leipzig ld. 4007. Baudepvtatioa. Ausschreibung. Die Lieferung der zu dem Uni bau im Leibhau-gebäub« er forderlichen Sandstein- unv Graait-Arbettea soll ver» geben werde». Bedingungen und Unterlagen hierzu könnm im RathSbau- amtr, Hocdbauverwallung, RathhauS, II. Obergeschoß, gegen Erlegung von 0 50 ^tl entnommen werden. Die Angebote sind versiegelt, mit der Auslchrist: ,,S»etnmetzarbetten für da« LeihhanSgebLnde" bi« zum L. November er., Abend» S Uyr, au oben- bezeichnet« Stelle einzurcichcu. Der Rath behält sich die Au-wahl unter dm Bewerbern oder die Ablehnung sämmtlicher Angebote vor. Leipzig, den 17. October 1887. De« Ruths der Stadt Leipzig Id. 4007. Baudeputatio». Vckannlmachlmg. Aus sein Ansuchen ist Herr Kaufmann Hermann Müller, Nicolaistraße 21, PI. hier, au» dem von ihm bisher bekleideten Amte eine- Armenpfleger- im 3. Distrikte entlasten worben. Wir sprechen ihm hiermit unseren Dank für die unserem Armenwesen gewährte Milwirkung au». Leipzig, den 15. October >887. Das Armendireetortnm. R 591. Ludwig-Wolf. ArtuS. Vekaittitrnachllng. Aus sein Ansuchen ist Herr Otto Heller, kaiserlicher Bankvireclor. Lortzingstraße 1, 2. Et. hier, au» dem von ihm dtlher bekleideten Amte eine» Arinenpfleger- im 8./10. Distrikte entlassen worben. Wir sprechen »hm hiermit unseren Dank für die unserem Armenwcse» gewährte Mitwirkung au-. Leipzig, den 15. October 1887. DaS Armendirectortnn». K. 582. Lnvwig-Wots. Artu». Mamilmachllug» E» ist in den letzte» Tagen wiederholt vorgekommm, daß Personen bei ihren AuSgängen in den Abendstunden durch Uebergießen mit ätzenden Flüssigkeiten über die Kleider ge schädigt worden sind. Da i»an de- Tliäter- bei dein Mangel jede- DerdackNS d,S jetzt nicht bat badhaft werben können, so Mahnen mir ca» Publicum hierdurch zur Vorsicht und er suchen gleichzeitig. u»S jede in dieser Richtung gemachte Wahr nehmung umgehend niitzulheilen. Leipzig, am 17. October 1857. Da« Polizeiamt der Stadt Leipzig. Rr. 2814 In. Brelscb neider. I>r. D. Erledigt hat sich unsere, den unter Polizeiaufsicht stehenden Markthelfer Earl August Emil Hcrz«g betreffende Bekaoutmachuag vom »3. Juli diese« Jahre». Leipzig, am 1b. Oktober 1887. Las Voltzciamt »er Stadt Lechzt». I. 5L79. Brelschiieider. Ggmllr Lchlcuhcnbau in leutzlch. Dir Herstellung einer 108 Meter langen VSlbichleube IN. lllasse, setvie einer 128 Meier langen, 0.40 relv 0 30 Meter weiten Tdon- rohrschleuße auf der t>-est,en Leipziger Etroße soll mit Bordebalt der Antwädl unter den Submittenten an den M nkeslsordernden ver «eben werden. Die Bedingungen zu dielen Arbeiten lieg-n zur T u pchtnadme im hiestgen Gemeindeamt au», woselbst auch Formulare zu Kostenanschlägen entnommen werden können. Offerten find b« spätesten» LI. da. Wt». hier elnzureichen krussch, am 17. Ociober 1887. Der Ge«ttn»e»«rstand. Uhlt» Am 15. October ist Gredh nach Pari» zurückgekehrt und am DienStag sollte die Festsetzung de- Termin« für die Eiu- berusung dcr Kammern erfolgen; schon vorher war der 25. October at« der dazu au-ersehene Tag genannt worden. Der Zusammentritt der Kammern in Frankreich bedeutet für I da» Ministerium stet- einen Sturm aus seine Stellung: e» I gehört zu den feststehenden Gewohnheiten der republikanischen' - ^ ' Volk-Vertretung, daß sie Alle« lhut, um der Regierung da» Leben zu erschweren und endlich unmöglich zu machen; so ist e» allen Vorgängern de- Ministerium- Nouvier geschehen und davon wird auch die gegenwärtige Regierung keine Au», nähme darstellen. Heule steht aber »och etwas Andere« aus dem Spiele. Der greise Präsident der französischen Republik soll erklärt haben, daß rr entschlossen ,st, zurückzu- Irrten, wenn seinem Schwiegersohn Wilson auch nur die geringste Schuld bei dem OrdenSschacker der Generale Eafsarel und d'Andlau zur Last fällt. Nun hat zwar die Frau Ratazzi vor dem Untersuchungsrichter in Gegenwart Wilson'» erklärt, daß sie Joubert, dcr bekanntlich durch Vermittelung Witson'S einen Orden zu erlangen versucht baden sollte, nicht gekannt habe und seine Mittheiluiigen sür Erfindungen halte, aber andererseits liegen Thatsacben vor, welche die Entlastung Will»»'- durch die ÄuSsage der Ratazzi al» nicht genügend kc»»zeichnen: Es steht fest, daß Wilson die Note in der „Ägence HavaS", nach welcher die Ralazzi, die Limousin und Kreitmayer alle Anschuldigungen gegen Wilson zurückaenommen hätte,,, selbst versaßt hat und vaß sie der Wahrheit nur theilweise entspricht, und ferner siebt fest, daß sich Wilson dem Untersuchungsrichter nicht freiwillig gestellt bat, sondern von diesem vorgetaden wurde. E» wäre also sehr wohl möglich, daß die OrdcnSangelegenheit schließlich doch noch eine Wendung nähme, welche dem Präsidenten Grevy da« Verbleiben aus seinem hohen Posten verleidet. E- kann nicht fehlen, daß die Sache Eafsarel-Limousin Wilson in dcr Kammer zur Sprache kommt und daß bei dieser Gelegenheit dcr ganze Aerger, welche» Radikale und Jntransigrnlen seit der Entfernung Bonlanger'S auS Paris angesammell haben, zum AuSdruch kommt. Boulanger hal den ihm zuerkannten Arrest von 30 Tagen angetrelcn und damit zugestanben, daß er gegen die DiSc pli» verstoßen hal, aber e- fragt sich, ob seine Anhänger sich dabei beruhigen werden. Sic sinv der Meinung, daß der Fall Eafsarel aller ding- seine Spitze in erster Linie gegen Boulanger richtet und sie werden in ver Richtigkeit dieser Auslastung dadurch be stärkt, daß auch Grevy in die Angelegenheit verwickelt scheint durch den Antheil, welchen sein Schwiegersohn daran ge nommen hat. Jedenfalls bedarf dieser Punct noch dcr Auf klärung. Ein Präsidentenwechsel in diesem Augenblick wäre sür Frankreich eine außerordentlich ernste Sache, Wer sollte ibn ersetzen? Frrycinet wäre vielleicht der einzige Mann, über den sich alle Parteien verständigen könnten, aber werden nicht ehrgeizige Streber den Augenblick sür günstig erachten, um ihr Licht leuchten zu laste»? An Verwirrung würde c- i» Frankreich nicht fehlen, wenn die Präsidenlensrage gestellt würde, da kann in erster Linie die Royalisten aus dem Plan erschienen und die Frage aufwcrsen würden, ob nicht König Philipp der rechte Mann sei, um Frankreich z» retten. ES ist noch nicht lange her, daß die Verhaltungsmaßregeln, welche der Graf von Paris seinen Anbängcrn gab. die Rübe Frankreichs störten. Tic Opposition forderte damals laut die sofortige Einberufung ver Kammern, damit Beschluß gefaßt werden könnte über neue Maßregeln gegen die Prülcndente». DaS dauerte aber nur kurze Zeit, denn alübalv trat der Fall Kaufmann die Herrschaft al- Hauplgegenstand de« öffentlichen Interesse- in Frankreich an. und von dein Manifest de» Grasen von Pari- war kaum noch die Rebe. Auch bei vielem Anlaß war wieder von Einberufung der Kammern die Rede, um die ohnehin schon aufgeregten Leidenschaften bis zum Siedepunkt zu erhitzen. Die Geschicklichkeit de- Minister» FlourenS wußte diesen Aufreizungen mit der erforderlichen Ruhe zu begegnen, nnd da feine friedlichen Bestrebungen ans deutscher Seite volles Vertrauen fanden, so wurde der Streit fall aus so angemessene Weise erledigt, daß selbst die eifrigsten Verfechter der Opposition keine Handhabe fanden, um daraus einen Strick sür daS Ministerium zu drehen. AlS dritter und erheblichster Slreitpunrt bleibt nun noch die Sache Caffarel-L>mo»sin-W>l>on übrig, welchen sich die Radikalen und Intransigenten sicherlich nicht entgehe» lasten werden, um ibn zum Gegenstand von Lammerverbandlungen zu machen. Die Lust an, Skandal ist in Frankreich groß, vielleicht großer als in irgend einem anderen Lande, und scbon au- diesem Grunde wird die Kammer sich mit der Sache de schästigen. Daß General d'Andlau Senator ist und Der;enige, welcher die Anklage gegen Bazaine in Fluß gebracht hat. erhöbt den Reiz der stanzen Angelegenheit, obwohl e- nicht unmöglich wäre, dag sich daraus EntlastungSgrÜnde sür Bazaine ergäben. Wenn brr Hauplank'.äger selbst e»> moralisch anrüchige- Ändividuum ist. welchen Werth kann dann seine Anklage beanspruchen? Diese unerquicklichen Dinge eröffnen sür die bevorstehence Session Ver fra»zvsischea Kammern eine Bu-sicht, welche Freunden de» Skandal« eine reiche Ausbeute verheißt, und in diesem Sinne wird auch die Einberufung der Kammern von den Franzosen betrachtet. Man siebt dem 25 October etwa mit derselben Spannung entgegen, wie dem Austreten einer berühmten Sängerin oder Schauspielerin, welche nach längerer Abwesenheit mit Triumphen beladen nach Pari» znrlickkebrt. Hinter der Hauptsorge um Befriedigung de- BebürsiiisteS nach Aufregung tritt Ver Wunsch, dem Ministerium ei» Bein zu stellen, welche» unter gewöhnlichen Verbältmsten die Nicht, schnür bildet, zurück; e» ist, abgesehen davon, lo viel inter» rstanke» Material sür Hauptverbaudlungen angesammelt, daß es gar nicht darauf a--komi»t, ob der Träger der RegierungS- gcwalt Rouvier oder sonst wie heißt. E» ist nach langer Zeit in Frankreich einmal ein Zustand eingetreten, welcher dem Ministerium den Luxu» einer bescheidenen Stellung gestattet, eine Stellung, welche ihr Genüge darin findet, die Staats verwaltung in aller Rübe und Zurückgezogenheit weiter zu führen, während sich die Parteien gegenseitig aus das Heftigste befehden. Mit Interpellationen über die au-wärtige Politik pflegen sich die Franzosen nicht zu befassen, solche Sacke übergehe» sie mit Stillschweigen, weil sie sonst leicht aus der Schule schwatzen könnten. In der Kunst, Anfragen an die Regierung zu stellen, welche nolbwenbig unbeantwortet bleiben müssen, sind die Engländer größer al» die Franzosen, und nur die Ungarn haben e» bisher fertig gebracht, daß ibnen die Ne unter den schwierigsten Verhältnisse» Rede stehen muß. französische Opposition setzt den Hebel, wenn sie mit der Handhabung der auswärtigen Politik der Regierung nicht zufrieden ist, an einer anderen Stelle an, sie dringt irgend einen Antrag ein. welcher den Fall de-Ministerin»,- zur Folge haben muß. Wenn eS sich um Tonkin handelt oder um Ma- um Cocdinchina oder um die Besitzungen am dann treten die französischen Volksvertreter auS ihrer Zurückhaltung heraus; wenn aber das Bündniß »nt Rußland in Frage steht oder die Rlickerwerbung von Elsaß-Lothringen, die Besucbe de» Grasen Kalnoky und des italienischen Ministerpräsidenten CriSpi in FriedrichSruh, dann lasten sie die äußerste Vorsicht wallen unv verralhen auch nickt durch ein unbedachte- Wort, daß sie an diesen Dingen ein Interesse haben. Solange die bulgarische Frage aus der politischen Tage«ordnung steht, ist sic noch me durch eine inbiSorcte Frage französischer Abgeordneter zum Gegenstand einer parlamentarischen Erörterung gemacht worden. Warum? Weil die Franzosen eS nicht lieben, ihre innersten Herzens wünsche zu entschleiern. Wenn eS sich um Clsaß-Lolhriiigen bandelt, genügt eine verstänbnißvolle Kopsbewegung, um das allgemeine Einvernehmen zu bekräftigen; wen» da» Bündniß mit Rußland in Frage steht, werben die bedrnklichslen diplo matischen Winkelzüge in der bulgarischen Frage mit Still schweigen übergangen. Alle« zur Förderung und Verwirklichung VeS RachegedankenS. Trotzdem weiß die Well, wa« sie vo» dieser Art von DiScrction zu Halle» hat, eS ist die Diskretion de» Verbncheu» an der Ruhe und dem Frieden Europas. Leipzig, 19. October 1887. * Durch da» Hosmarschallamt wird jetzt gemeldet, daß der Kaiser am 21. wieder in Berlin einlrifst, um sei» dortige- PalaiS zu beziehen, während die Kaiserin zunächst noch bis zum Schlüsse de« Monatö October in Baden-Baden verweilt und sich demnächst, wie seit vielen Jahren, nach Coblenz begicbt, von wo die bohe Frau kur; vor dem Weih nachtsseste in den KreiS ihrer Familie nach Berlin zurückkehrt, Mil der Rückkehr teS Kaisers beginnt auch wieder ein regeres politisches und gesellschaftliches Loden. Wen» in mehrere» Blättern gesagt worden ist, daß e» in der Absicht des greisen Monarchen liege, sür sich, zunächst bezüglich der nnlitairischen Vorträge, eine ArbeitSeiitlastung herbeizusühren, so liegt, wie uii» auS Berlin versichert wird, einer solchen Vcrw.ullning gar kein thalsächlicher Anhalt zu Grunde. Der Kaiser ist bei seinen hohen Jahren von einer geradezu wunterdaren Geistes frische und auch der Körper scheint den Beschwerden des AtterS gegenüber eine ganz besondere ElasticilSk zu dcwäbrcn. * Die Kopenhagener Depesche, die Kaiscrbegegnung betreffend, entpuppt sich als eine Ente. Die ossiciöseu Berliner Politischen Nachrichten" bemerken zur Sacke: „Ein Kopenhagener Telegraphcnbureau hat die Nachricht verbreitet, als würde zwischen Kaiser Wilhelm nnd dem Zaren demnächst in Warnemünde eine Zu sammentunft statljinven. Angesichts der Gepflogenheit, au« naheliegenden Erwägungen über Reiseprogramnie de« russische» Herrschers so wenig als möglich und vor Allem nicht- so Genaue- in die Oofscnttichkeil dringen zu lasten, macht sich obige Meldung schon vo» vornherein verdächtig. Sie wird eS aber »och um so mehr, wenn man sich erinnert, waS sür ein Nachricklenapparat in Bewegung gesetzt wurde, al- eS sich um die angebliche Absicht de- Zaren handelte, zur Begrüßung Kaiser Wilhelm'» vo» Kopenhagen nach Stettin zu reifen. So wenig berechtigt die damalige Mel düng war, so wenig ist eS auch die jetzige. W lcber. lei Zwecke mit dergleichen Ausstreuungen in Wahrheit ver folgt werden, darüber dürfte» wohl am zuverlässigste» An kunft zu ertheilen jene Faiseur- in der Lag- sein, denen eS darauf ankommt, die weichende Tendenz der russischen Werlhe aus jede Weise monienta» zum Stillstand zu bringen. Dafür spricht auch schon die Wahl des Sonntag» al- Zeilpunct der Lancirung. Die Interessenten gewannen aus solche Art immerhin einen Vor sprung von vollen 21 Stunden vor deni jetzt folgenden Demciiki — Zur Sache wird noch Ver „Kölnische» Zeilung" auS Berlin geschrieben: Weitere an besluiilcrrichtefe» Tti-llen eingeioqene Erkundiiningen bestätigen, daß die gestrige Nachricht von R tzauS telegrapi-nche- Agentur über einen neuerdn'gS vom Zaren geplonien, in ochl bis vierzehn Tagen ouSzusilhrcnden Besuch des Kallers Wilhelm keinerlei Glauben vervlent Bei der großen Aiisleckiin issätn k t der M-iern, von der die h>-sige Gesestschalt »n vorigen Wime sich zu Überzeugen die reichste und lraurigsie Gelegenheit dolle, und be, dcr außerordentliche» Borlorge, mit der die Leibärzte von „»irrem greisen Kaiser Alle« fern zu holten suchen, was ,hm eine Geiahe der Erkiaukiing dringen kann, hält inan hier sogar geradezu sur au-gkschlosjk», daß unter Liesen persönlichen Verhält» ss u der Zar setzt den Wunsch ap-brücken würde, dem Kaiser scine» V >»ch abzu st Ilten. Da» ist auch die Ansicht, welche von hiesigen hob ;es:cst.cn R isten ausgesprochen wird. * Der SkaatSsecrckair im Neich-amt bei Inner», Staat-- minister v. B»etlicher, ist am Montag Nachmittag an- FriedrichSruh wieder in Berlin eingetrvsse». * Die Verhandlung de- O b e r-S e e a in t 4 über die Strandung de» Lloyddainpfer» .Oder" beiSoko- tora, dezm. über die Berufung gegen den Spruch des Se». amt» Bremerhaven, welcher kein Schiffer Psoifj r die Be- sädignng zur Ausübung seines Berns» nichl aberkannte, ist nunmehr aus den 2V October festgesetzt. Ten Gerichtshof bilden al» Vorsitzender Geh. Rath Weyinann, ferner Eapilain Herbig mit zwei NaoigalionSIchreru, zwei Eopilameu und einem Hamburger Scdisfiahn-beaiiite» ali Beisitzern. * lieber Veränderungen im d ave rischen diplo malischen Eorp- schreibe» die ..Münchener N u-sten Nachli.lilen": .Wie bekannt, hak der seit langer Z it icidende Gesandte Bayer»« in Dreöre», Herr v Ruvhart. um seine Pension nachzesucht. AlS Nachfolger aus diesem Poslc» wird Ver bilherige Gesandte in Stuttgart, Graf Taiis'kiichen, ge nannt, den seinerseits der Gesandte in Bern, Frech, v. Niet hammer, ersetzen soll. Al« Gesandter für die Schwei; ist LegationSrath Freiherr vo» der Psordlen von der lavwischen Gesandtschasl i» Wien in Aussicht gk»o»in:e>. l>-nieldct halte» die .Neuesten Nachrichten- bereits. d..ß Legat,- iSiath Freiherr v. Podewil« m Berlin an den Önirinal nach Rom kommt und LegalioiiSsccrctair Freiherr v. Tücher nach Berti» > versetzt wird." * » * Die slowenischen Abgeordneten de» öster reichischen Abgeordnetenhauses kiüiNgen in ihrem Organ .Slovenec* eine scharfe Bekämpfung rec >g , un ligen Regierung a». Der Uninulh dcr Abgeordneten r. .el uch in erster Reihe gegen Herrn von Gautsch. „W r weld-n". so drohen sie, „künftighin unsere Werte nicht auf 'ttwidwaage wägen. WaS haben wir auch von uuscreui e:oi-- !> ziersi icke»? AllcS war umsonst. Unsere» csse„her;igeu Unl -irM. nniiiiister werken wir bald wieder von Angesicht zu A >g- cku sehen und wir werden unS bald im parlamentarischen Tressen be gegnen. Wenn wir fallen werten, so fallen wie »ut Ehre»; wenn er fällt, wird er auch mit Ehren „für seine Piiucipien" salle»!" — Diese Drohungen sii-d darum inleicstaul, weil sie beweisen, wie grundfalsch eS war, a»;unehnie». nian könne nationale Ansprüche bi» zu einer gewissen Grenze befriedige» und ihnen kann Halt gebieten. Tie Slowenen bilden daS lüngste Glied der ausstrebenden slawischen Pölkersamilien Oesterreichs. Sie wurden erst in de» sündiger Jabren neu entdeckt Sic haben in, Berhältniß zu ihrer kulturellen Bedeutung weit über Gebühr erhallen. Man gab ihnen Volks- unv Mittelschulen, man erweiterte ihre Macht von Tag zu Tag zum Schaden dcr Enltiiiböhe im Allgemeinen. Am schroffsten tritt die» im Lande Krain zu Tage. Kommt man auS den« deutschen Alpcngebiel in da» südslawische, so ist der Unterschied in der LebenSsühning, in der Wirtbschcft so beträchtlich, daß er auch dem flüchtigen Beobachter sofort ausfällt. Statt nun der ködere» Eultur Eingang zu verschaffen, richtet man durch vollständige Sloiveiusirung Mauern gegen sic aus. Selbst ein deutsch- klerikale- Blatt, da» Organ deS Führers der Dentschklerlkalen NordböhiucnS, k. Opitz, berichtet hierüber aus Laibach: „Die siädlischs deutsche Volksschule ist trotz allen national-slowenischen Hochdrücke» von 68 Kindern besucht, die leider in einem engen, dumpfen, kaum für 30 Schüler hinreichenden Raum unter gebracht sind. Man muß sich wirklich wundern, wie lange diese saloppe Wirtbschast noch dauern darf, und fragen, wie lange der deutsche Bürger und Steuerzahler in Laibach da hinnehmen soll. Man siebt daran- auch, wie unerträglich unsere öffentlichen Zustände werden müßten, wenn die Ge bietenden eine- solchen Nationalismus i» Oesterreich ans Ruder kämen. Es wird sich der Widers,»», der da» slowenische Volk hermetisch von allem Denlschen ab- schlicßen will, überleben, und Niemand wird eS dann lebhafter empfinden, welch ein Alp beseitigt ist, al» da» slowcnische Volk, wenn statt nationaler Großlbnerei und Abgeschmacktheit wieder die gesunde Vernunft biclirt." — Und trotz alledem berrscht die Unersättlicvkeit eer Slowenen vor, die durch die Concessionen geweckt wurde. Neuerding beginnt sich leise der SloweniSmuS auch in die Aemter U »lersteiermarkS einzuschleichcn. Juftizminister Prazak hat einen heute noch geheim gehauenen Erlaß au die Behörden Unterfteiermark- ergehen lasten, wodurch die Grundbuch- jüdrung ui Untersteiermark in slowenischer Sprache zu ge schehen bade. Nun muß man dabei erwäge», daß dieser neuen sloiveniscden Schriftsprache, die erst künstlich crzeuql wurde, da» windische Landvolk Untersteiermar'S nicht mächtig ist. Diese Leule sprechen ihre Mundart, die von der neuen auS dem czecknschen und kroatischen 'Wortschatz bereicherten Schrift sprache wesentlich verschieden ist. Ben Seilen der Deulsch- »alionale» ßricktcle man darum eine Interpellation wegen diese» Erlasse» a» die Regierung. Endlich ist ma» auch ge spannt aus die Antwort, welche der slowenischen Deputation vom Kauer Fran; Joses zu Tkeil wird. D>e Depulalion sollte am Montag vom Monarchen in Audienz empfangen iverden. Sie ersucht um Aushebung der Mißrezel vc- Minisier- Gautsch, wonach das slowenische Gymnasium zu Kraiiiburg „ausgelassen" wird. * Ter päpstliche NnntinS in Wien, Ga'.iml-rti, er ließ ei» Schreiben an den Bischof von Lcllineritz (und auch wohl an die anderen Bischöfe Böhmens und Mähren»), i» welchem der Einfluß der bischöfliche» Gewalt cnn -ebvic» wird, um den Petitionen und den Forderungen der czechischcn Presse »in Einführung der slawischen Liturgie Einhalt zu lhii». Nützen wird da» Sendschreiben nicht viel; den» der giößlc Theil de» niedere» czcchlfchcn Klerus k glei t >>n E-u- llange mit dem czechische» Volke auf der Forderung, die alk- flawische Liturgie elnzusühren, der ja auch die gicß.cir c,echsich klerikalen Organe in Prag und Brünn daS Wort ge redet habe». * lieber die politische Stimmung in Rußland schreibt unS eii: orientirler G-wäbrsinan»: lieber die vielbesproch »e Rede dcS Großsurfte» Wladimir ist der russischen Presse durch Circular bei O-ei: .wall iig jede Aeußerunq Verbote» worden. Dadurch schasst m.,-. >ie sce lich »ichl aus der Well, und mau wird In Teulscolaiid i l au, sie nicht zu v. rgcssc». Nimmt doch die Felndseli-.k-it g. > .-> D.-iitt-he in Nußlaud tu einem Maße zu, das rutichiedcu g- a -l w sar den Wclliri de» zu werden beginnt. Jedenfalls l-agk Nu> ne a n mehr wie Frankreich die Schuld an dem koftipieligen. dewafti, i n Friede», denen Hauptlast gerade wir tragen müisc». Llv-e di.- '' ftl > aus üliift auds 1I»!e>ftlitzu»q, ohne ea« st.ie Schme-., d S o in Groß fürsten b - >UNI Wi kcljouruali ien, rom reisenden G''-tuten bis zum l,'-ii»nii« va>azleur, von i-Sem :>i-isj u auSgeh!, t i Frank» rc.ch driuchi. waren unsere westlichen Aariiaaen ivoM schon in ver« nuasiiqerc Bahnen cingckehrt. So aller findet, el-ald b->- Geister sich zu beruhigen beginnen, eine neue '.lii'slacheliing statt. ES macht sich schon jetzt verderblich silhlbar. ruß die aus den baltischen Provinzen stammenden 2ta.,i«,»»nne- und > ohen Würdenträger, welche früher die Tradition eines iriedlicheu Zii-aiiiiiiengcheii» von Üluistano »»d Tcuischland vertraten, nunmehr nerfchmt sind, wie d:„» überhaupt die lortschreitenre Ruisificirmig dcr baltischen llrovinzin vo.i diesem GestchlSpui-cte aus >>i e all gerne „e Schädigung bedeutet. To:t geht es aber mit Nieienschntte» vorwur:«, und die Taliil der ruisiici,«:, Verwüstung-»'.eomleii zielt lah.n. irgendwie Widersetzlichkeit,» zu vrovocire», die sich zu», Anlaß rücksichtsloser N vi eüiu.imßreael» nehme» liehen. Im Aiia.cublick sind Litt,land, wo em Ailist S-ii.ni-ow-kai da« Steuer führ!, und Lio and. wo der Gemralatj nanl Lv owjem Gcreralgouverneur ist. am Ichliiniiisten daran, p'eplrrer hat de» gcwiin'chtea l5ousl--t > lucki h ge. iund.n, der tristere aber lal b.-ste Ausstchi.m sur di-- Zu kunft. I» Beirrst der Reise llri-p-'s nach Ariedrichörud hat j.tzi dir russische „Moskauer Zeitung" das Stichwort auSgegebcu,
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