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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.11.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188711108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-11
- Tag1887-11-10
- Monat1887-11
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.11.1887
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Grf».i«t tSqllch früh 6'/, Uhr. RetarN«» und Lrprdition JohanucSgasse 8. Sprechstund»» der Urdarlion: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. d-> N« «»««»»« M»n>>t<ri»t« «»cht lich »,« Itttactiin nicht »krdüirUch. »»»ah», tzer für «t» n»chftf«l,entz« Mmmirr »efti««teu Jn«er«te an S«che>t«,ru 8is » Utzr Nachmitta,«. »r»»» ««»-»fttrgenkrütz »>»'/,« Uhr. Zn dt« Filialku für Iuf.-Annah«e: Vtl« Kle««. UniversitätSstraße 1. L«uts Lüsche, kathariaeaftr. 23 Part. u. König-Platz 7, »»r bi» '/.3 Uhr. ^-S14. WMrr.TllgMM Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Donnerstag ven 10. November 1887. Auflage LS,7»V. Aliomiemrntspreis viertclj. 4'/, Mß 'ncl. Bringerlohn 5 Mk., durch dir Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf Belegexemplar 10 Pi. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt! ahne Postbesörderung M Mk. mit Postoesördcrung 70 Mk. Znlerale 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. PreiSverzeickmiß. Tabellarischer u. Zifferniatz nach höher», Tarif. Neclamen unter dem Rcdac ti onSstrlch die -geipalt. geile ÜOPi., vor denFa milien nach richte» die 6gespalicne geile 4i» Pi. Inserate sind stet- an die Sxpedition zu stiidcn. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruoo»m>'ru>ii!o oder durch Past- nachnahni-. Amtlicher Theil. Irlitnmlmchmr. 2« ist wiederholt zu bemerken gewesen, daß beim Gebrauch der in hiesiger Stadt befindlichen Waarenaafzüg« nicht immer mit der erforderlichen Vorsicht verfahren wird. Die hierdurch für das Publicum entstehende Gefahr wird noch er höht durch den Umstand, daß diese Auszüge in den meisten Fällen in dicht bewohnten, zu Durchgängen benutzten und häufig sehr schmalen Höfen angebracht sind, in welchen der »><bt selten ziemlich lebhafte Verkehr schon ohnehin auf einen geringen Raun, beschränkt ist. Zur möglichsten Vermeidung von Unglückssüllen bestimmen »ir daher zur Nachachtung für die einen Waarenauszug Be sitzenden bez. Benutzenden Folgendes: 1. Während der Dauer der Ingebrauchnahme eine« solchen Waarenauszug« ist jederzeit in dem betreffende» Hose ein Man« anfznstellen, welcher Vorübergehende «nrfneerkfan» zu «achen und zu «oarae» hat. A. Die bei de» Auszügen zur Verwendung kommenden Telle, Rolle« rc. sind von Zeit zu Zeit einer ge nauen Prüfung auf ibre Tragfähigkeit ru unter werfen. auch muß die Einrichtung zum Aufhänge« der Waaren eine volltouinren sichere und so beschaffen sein. bez. gebraucht werten, daß die zu fördernden Waaren nicht während der Förderung herabsallen können. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen oder Ber iichlässiguagen derselben werden, soweit nicht nach dem Gesetz eine schärfere Strafe in Anwendung zu kommen hat, mit Geldstrafe bi» zu 80 oder Hast bi« zu 14 Tagen ge ahndet werden. Leipzig, den 28. Oktober 1887. ««73 Der Rath der Ttadt Leipzig. 1286. vr. Georgi. Hennig. ll. Auctions-Veklmntmachuiig. Donuer-tag, den 10. dlefeö Monat», Vormittag« »on /,10 Uhr an, »erde» im hiesigen^ tadthause, Eingang Mühlgasie Nr. 1, verschiedene Mobiliargegenstände, Wand- und Taschen uhren, einige Schmucksachen, Kleidungsstücke, ein Schraub stock und verschiedene« Andere an den Meistbietende» gegen sofortige haare Bezah l»«g öffentlich versteigert werden. Leipzig, am 7. November 1887. Der Rath der Ttadt Leipzig. Iä 24093 rc.Do. Georgi. Clauß. An die Einwohner Leipzigs. In Veranlassung de» bevorstehenven WeibnachtssestcS wird die Mildthätigkeit unserer Einwohnerschaft bei Vereine,, und Einielpersonen von den verschiedensten Seile» in Anspruch genommen. Da eS nun den freundlichen Gebern sicherlich darum zu thun ist, daß ihre Güte nicht zur Ungebühr in An ipruch genommen werde, oder daß ihre Gabe an Unwürdige aelange, so erkläre» wir u»S hierdurch gern bereit, durch unser Armenaml (soweit demselben Unterlagen zu Gebote stehen über etwaige Bittsteller auf schriftliche oder mündliche Anfrage tzuilunst zu eriheilen. Wenn wir diese unsere Bereitwilligkeit gelegentlich dieser Veranlassung erklären, so soll damit nicht gesagt sein, daß dieselbe aus diesen Zeitraum beschränkt sei. Im Gegentheil bitten wir Vereine, wie Einzelpersonen, z« jeder Zeit, be vor sie ihre milde Hand auslhun, von unserem Armcnamle all Auskunst-stelle Gebrauch wachen und sich an unseren Unterzeichneten Vorsitzenden wenden zu wollen. Leipzig, den 9. November 1887. Da» Armendireetorium. Sladtralh Ludwig-Wolf. Bors. Erneuert »Kd die am 9. November 1886 erlassene Bekanntmachung den Maurer Carl Aranz Dechant betreffend. Leipzig. 4. November 1887. Der Rath der Ttadt Leipzig. (Armenamt.) 4. kl VI/3039. Ludwig - Wols. Tolqe. Tat am 2. Juli 1879 in Wörmlitz für den Buffeibursche» Fr«»l Hermann Hähutsch aus Zöberitz ausgestellte Dienstbuch ist vor längerer Zeit verloren gegangen und im AusfiadungSsalle anher «tzulieiern. Leipzig, am ö. November 1887. Da» Paltreiantt der Stadt Leipzig. I. b462. Bretschneider. B. Internationale Mel-Ausltellnng in Melbourne 168M9. Non dem Herrn ReichSeommissar lür die International« Jubel lasst,ll»ng i» Melbourne sind der Handelskammer nunmehr An «lbkbogen für dieie Ausstellung zugegangen. Ken» bisher viele Fabrikanten ihre Betheiligung an der AuS ietliiag davon abhängig gemacht haben, ob das Deutsch« Reich durch lttleidavg eine« LommissarS und in sonstiger geeigneter Weise destlb« unterstützen werde. so ist dieser Zweifel nun gelöst, indem der LinideSrolh außer der Entsendung eines Co»»»issarS auch die tasten der allgemeinen Ausschmückung uud der Beaufsichtigung der Maschen Ausstellungsräume verwilltgt uud der ernannte Lommissar M Vorbereitungen in Angriff genommen hat, welche dazu dienen, der deutschen Industrie eine würdige, vielseitige »nd doch einheitlich oqansirte Vertretung aus der Ausstellung zu sichern. ..ES kommt darans an. sagt derselbe tu seiner Veröffentlichung, die Erfolge, Mich« aus den früheren australischen Ausstellungen sür den Ruf der Maschen Industrie gewonnen sind, zu wahren und zu vermehren, die l, den letzten Jahre» welenllich gehobenen Handelsbeziehungen TentschlantX zu Australien sestzudalte» nnd auSzubaueu und die Häsin,naen, welche sich a» die dnrch Reichshilfe erleichterten Ber sthrSverhtliniffe knüpsea, zu onterstützen." Ti« »ulerzeichuele Handelskammer ist gern bereit, a» Ihrem Thail« dazu mitznwirken und zu diesem Zwecke mit den zur Be- Iheiligung geneigten Industriellen. auch i» Bezug aus die etwaige Einrichtung von Eollecliv-AnSstellungen, in Vernehmen zu treten. Dt« auSgegebeuen Snmeldebogen sind »i« zu« 39. tz. M. an dü tniztet der Handelskammer, Neue Börse, Treppe 4, 1. zurück pst«». Lüptzl«, de« S. Navemdrr 1887. St« Handelskammer, vr. Lst»ch«muth. vors. vr. Grusel, Nichtamtlicher Theil. Die Krisis in Frankreich. Durch die Verhandlungen der Abgeordnetenkammer vcm . November ist die Krisis nickt entschiede», sondern nur ver tagt worbe». Der mit einer Mehrheit von nur acht Stimme» angenommene Antrag Eolfavru bat dem ursprünglichen An träge, welchen der Bonapartist Eunco d'Oniano gegen bestimmte Personell gestellt halte, die gegen die Republik «richtete Spitze abgehrochcn und di« Untersuchung aus alle Nißstände ausgedehnt, welche seit dem 16. Mai 1877 in der Verwaltung herdorgelreten sind. Dadurch werden allerdings auch die Anhänger der Monarchie in die Untersuchung ein begriffen, aber die Republikaner, welche sich Ucderzrisse und Gesetzwidrigkeiten zu Schulden kommen ließen, sind dadurch nicht entlastet. Der Ministerpräsident Ronvicr hob mit be- oilderem Nachdruck bervor, daß bi« Porlosreiheit, welche Wilson sür sich in Anspruch genommen bade, von vier Mini- kerieii geduldet worden sei. und baß ein Finanzministcr, näm lich Sabi Carnot, die Rückzahlung von Koste» der Registrirung abgelehnt, während sie sein Nachfolger Dauphin angeordnet babe. Schon der Beifall, welchen die Erwähnung der Staudhastigkeit Sadi Earnot'S im ganzen Hause fand, mußte Rouvier darüber belehren, daß seine Lerlheidizung der Hand lungen Wilson'» nicht allzu glücklich gewesen war; »och größer war aber die Wirkung der Rebe Cassagnac'S, welcher mit der ihm eigenen Rücksichtslosigkeit gerade aus die Sache lvsging und daS Kind beim rechten Namen nannte: Der lleine Schuldige, nämlich Eassarel. sei i» den Händen der Justiz, aber nicht der große Schuldige. Wilson. Damit auch dieser die verdiente Slrase erhalte, sei die Untersuchung nölhig. ES bandle sich darum, sestzustelleu, ob in eine,» staatliche» Palast ein AllerwellShaudel cingerichtel werden bürse. Den Handel mit den Orden der Ehrenlegion nannte er eine» nichtswürdige» Streich, eine Auszeichnung, die bestimmt sei, das Blut der Soldaten, welches iin Dienste de» Vaterlandes vergossen wurde, zu ehre», sei sür Lieferungen in Zahlung gegeben worden. Die Untersuchung habe sestzustellc», wem die Veranlwortlichkeit dafür zusalle. Mau muß sagen, daß die Rolle, welche Rouvier am 5. November gespielt hat. keine rühmliche war. er batte sicher lich besser gethan. statt sich aus Mitschuldig: zu berujen, welche die unter dem Namen des Präsidenten der Republik begangencn Unterschleise gleichfalls geduldet haben, die Be rechtigung der Untersuchung a»zuelle»»en und sich bereit zu erklären, ihrem UrlheilSspruch sich zu uulcrwersen oder zurück- znlrcteii. Ronvicr ist gewiß nicht schuldiger als seine Vor gänger, welche die Wirlhschasl ini Elysoe schweigend duldete», aber da die Sache unter seinem Ministerium zur Sprache gekommen ist, so mußte er dem Angriffe die Stirn kielen, statt sich hinter dem Polizei-Präsceten z» decke» und Dinge zu beschönigen, die ganz unverzeihlich sind. Baubry d'Asson balle vollkommen Neckt, als er die Einsenduiig der 40,000 FrancS als Entschädigung sür das von Wilson hiiilcrzogene Porto als Schuldbekenntnis; bezeich net, und wenn Rouvier der Meinung ist, daß Wilson als Schwicgersvlm Grcvy'S au der Porlosreiheit des Präsidenten der Republik berechtigten Aulheil hat, dann dursle die Zahlung überhaupt nicht angenommen werde». Französische Minister habe» ersah» uugsgemäß einen sehr schweren Stand, und im Interesse deS Staates ist eS nolh- wendig, daß endlich einmal eine Regierung in Frankreich dauernd Fuß saßt, aber unler Umständen, wie die gegen wärtigen, darf sich ein Minister nicht an sein Amt antlam- niern, wenn er Handlungen zu verantworle» genölbigt wird, die er nicht veranlworten kann. Nack den französischen Ge- wobnheilen mag die Erwartung berechtigt sei», baß durch die Einsetzung deS UntersuchungS-ÄnSschusseS mit der ihm durch den Antrag Eolfavru zuertheilte» Ausgabe die Sacke als ab gethan anzusehen ist. weil die Untersuchung im Sande veil lausen wirb; aber es kann auch der Fall cintrelen, daß die Untersuchung mit Eifer betriebe» und mit Thalkrasl kurch- gesührt wird, nnd dann ist der Rücktritt deS Ministeriums Rouvier ebenso unvermeidlich wie der Grcvy'S. Kan» eS der Republik nützen, wen» die Anhänger der Monarchie sich gleicher Charakterlosigkeit schuldig gemacht haben, wie ihre politischen Gegner? Der Kamps zwischen Republik und Mon archie, ans dessen Gebiet Cvlsavru die Untersuchung hinüber Zuspielen bemüht war und damit auch vorläufig Er folg gehabt hat. ist keine unüberwindliche Schranke sür die Ermittelung der Wahrheit und Feststellung deS Recht». WaS Broglie und Fonrlvu gesündigt haben, kann nicht als Ent« lastungsgrund sür Wilson nnd Genossen gellend gemacht werden, und so lange die Welt steht, hat die jüngste Ver gangenheit mit ihrem Thun »nd Treiben, mit ihren Vorzüge» und Gebrechen immer den Vortritt vor den weiter zurück' liegenden Ereignissen beansprucht. Diese Erfahrung wird sich auch bier wiederholen, und Eolfavru, der Freund Grevy's, wird schließlich darüber belehrt werde», daß der Pfeil, welchen er gegen Fonrtou abschoß, wirkungslos zu Boden gefalle» ist Was kümmert die Abgeordnetenkammer deS IadreS 1887 Da» wa» vor zehn Jahren von einer französische,! Kammer unter' lassen worden ist? Die VolkSvertrelung von heule hat eS mit den Gebrechen der Gegenwart zu lhun, sie bat die Aus gabe. den Orden der Ekrcnlegivn und die französischen Ver waltungsgrundsätzr, welche unler vier Ministerien, wie Rouvier zu seiner Entschuldigung ansührte. so schwere Schädigung er fahren haben, wieder zu Ehren zu bringen. ES »st sehr zu bedauern, daß der vielversprechende Anfang welchen LaS Ministerin», Rouvier gemacht hat. um die Zu stände in Frankreich zu befestigen, schon in seinen Anfängen aus unbesiegliche Hindernisse stößt, aber mon kann darum den Wunsch nicht unterdrücke», daß begangene Vergehen auch ihre Strase finden mögen. Eine bekannte Eigentbiimlichkeit des sraiizösischen Volkscharakter- besteht darin, für Fehler, welche von der Gesammtheit begangen wurden, einzelne Personen verantwortlich zu machen. Al» sich im Jahr« 1870 die mili- tairiscke Organisation Frankreichs der deutschen gegenüber al» verfehlt »nd »»zureichend erwies, hänsle man alle An klagen gegen daS Kaiserreich und seine Vertreter; Bazaine wurde al- der Hauptschuldige gebrandmarkt, obwohl da» ganze französische Volk sür die erlittene Niederlage verantwortlich war. Heute erneuert sich dieselbe Er scheinung auf dem Gebiete der Verwaltung. Seil d«m 4. September 1870 ist die W>rd«rgeburl Frank reich» vergeblich angestrebt worden. An die Stell« der lapoleonischeu Mißwirthschast ist die republikanische Mißwirth- chast getreten, ein System löst daS andere ab. keine Regierung an» es den Franzosen recht machen. Aus ThierS folgte Mac Mabon, aus Mac Mahon Grevy. Der Eine wollte zu viel realeren, der Andere erblickte da» Heil der Zukunst in der iPrederherstellung der Monarchie. Grevy enthält sich aller Initiative, läßt aber dafür seinen Schwiegersobn einen zu weit ausgedehnten Spielraum sür seine geschäftlichen Zwecke. Die Monarchisten benutze» kiese Lage, um die republikanische Staalssorm in der össenllichen Meinung herabzusetzc», und die Republikaner rächen sich dadurch, daß sie die Verwaltung de« aus die Rückkehr der Monarchie hiiiarbe>te»Ven Mi»istcriu>»s lZroglie-Fourtou bloßzustellen suchen. Frankreich giedt der Welt wiederum da» Schauspiel kläg lichster Zerfabrenheit, welche »ach langen vergeblichen Ver- uchen, eine Besserung der bestehenden Verhältnisse berbeizu- iihren, in der gegenseitigen Bekämpfung und Verdächtigung der Parteien ihr Hauptziel ssnbet. Der Eassarel.Wilson- Schwindel ist gewiß da» Zeichen einer schweren Krankheit des ranzvsischen Volke-, aber e» muß rühmend anerkannt werben, daß der Verlaus der Kammerverbanbluiig vom November wenigsten« den Abscheu der großen Mehrheit der Vertreter des französischen Volkes die größte Enlrüstung über daS Ge- chehene zu Tage gefördert bat. Ob da- Ergebmß der Unter- uckung diesem Anfänge entsprechen wird, bleibt abzuwarten; vorläufig kommt nur da» thatsäckliche Ergebniß der Verhaut- luug in Betracht, daß der Präsident Grevy und daS Ministerium Rouvier b>S aus Weiteres auf ihren Posten verbleiben. * Leipzig, 10. November 1887. * Im deutschen Reiche hat jeder Bundesstaat seine besondere Erbschaftssteuer. Dieselbe zeigt in den ei», zelnen Staate» i» Bezug aus die Art der Berechnung und Erhebung und in den Steuersätzen die erheblichste» Verschieden- heilen. Je nachdem der Erblasser in dcur eine» oder dem andere» BuubcSstaate seine» oder einen von mehrere» Wohn sitzen hatte, beziehungsweise dort staalSangehörig war, ja selbst, je nachdem die zu denisclbcn rrbschasllicheu Errverbe gehörigen Gegenstände in dem einen oder in dem anderen Skaale sich besiuden. haben die Angehörigen deS Reiche» den Anfall m>l ehr verschiedenen Beträgen zu versteuern. In einzelnen Staate» ind besrndere, jedoch nicht au-reicheude Bestimmungen ge- lrosfcn, »m einer Doppelbesteuerung vorzubeugen. Nach dem preußischen ErbschaslSsteuergesetze vom 30. Mai l873 gehöre» Grundstücke und Gruiidgerechligkeilen. welche außerhalb Landes liege», nickt zur steuerpflichtige» Masse. Andere« im AuSlande befiudlicheS Vermöge» eines Erblassers, welcher bei einem Ablebe» Inländer war. unterliegt ber Versteuerung, fall» davon ini AuSlande keine, oder eine geringere ErbschaslS- stcuer. a>S »ach Vorschrisl deS preußischen Gesetzes, zu ent- richle» ist. Im letzteren Falls sindel die Anrechnung der ii» AuSlande erweiSlich gezahlten Erbschaftssteuer aus die l»eS> eilige Steuer statt. Bon den, Anfall inländischer Gr»»d- lücke, Grundgercchtigkeiten oder deren Nutzungen ist die Erb- chaflSsteuer zu erheben ohne Uulerschicv, ob der Erblasser Inländer oder Ausländer war und ob derselbe seinen Wchn- >tz i>» Inlandc Halle oder »ichl. Anderes im Iulandc be findliches Berinögeu eines Erblassers, welcher bei seinem Ab leben Ausländer war. uulcrliegt ber Versteuerung nicht, wenn i» dem Staate, wohin dasselbe ocrabsolgt werben soll, die gleiche Rücksicht hiusichllick de« Nachlasses diesseitiger Angehöriger beobachtet wird. Nicht allein die Verschiedenheit der Erb schaftssteuer. sondern auch die Möglichkeit einer Doppelbesteue rung wird um so mehr als ein llebelstand empfunden, je enger und vielseitiger die Verkehrsbeziehunge» zwischen de» Angehörigen der verschiedenen Bnntesstaatcu sich gestalten. Jene Verschiedenheit soll demnächst, sobald das deutsche Eivilgesetzbuch mit seinem Erbrecht eingeführt sein wirr, durch eine ReichS-ErbschastSsteuer beseitigt werde». Da dies aber erst nach Verlaus niedrerer Jahre z» erwarten ist, so soll zunächst der doppelten Erhebung der Erbschaftssteuer vorgcbeugl werde», wie solches in Betreff der direkten Steuern bereits durch da» RcichSgesctz vom l3. Mai 1870 geschehen ist. Eine dieSbeziigtiche Vorlage wird dem bevorstehende» Reichstage zugrhcn. * Die „Kölnische Z.itung" bringt die folgende anscheinend ossiciöse Auslassung: Die niederträchtige Art und Weise, wie man neuerdings versucht hat zu unlautere» SpcculalionSz wecken ersundene Gerüchte über den GesundhcitSzusiand unseres KaiierS, drS Kronprinzen und anderer hohe» Persönlichkeiten zu verbreiten, muh die Aufmerksamkeit aus eine Lücke unsere» Strafgesetzbuchs lenke», denn nach Maßgabe des gellenden Rechte- wäre es kaum möglich, den Berbreiler solcher Gerücklc unter einem andern GesichtSpnnct al» de» der Ber- übung groben UnsugS zur Strase zu ziehe», während eS doch aus der Hand liegt, daß allerhöchsten» eine Haststrale von 6 Wochen keine ge nügende Sühne sür eine derartige Gemeinheit enthält. Im Acliengeseh ist eine Strasbesummung enthalten, welche die Anwendung aus Täuiwung berechneter Mittel in trügerischer Absicht, um dadurch aus den PreiS der Aktie» einzuwirken, unter Strase stellt: eine Ausdehnung dieier Bestimmung aus die Anwendung solcher Mittel, durch die der PreiS auderer WerllPapiere als Aktien beeinflußt werde» soll, dürste angesichts ber Vorkommnisse der jüngsten Zeit s kr am Platze sein und gerade von den» soliden Theil« der Geschäftswelt mit Beiiall ausgenommen werden. Ganz abgesehen von de» ungeheuren B-r inügenSjchädignngtn, welche durch dergleichen Schwindeleien hervor geruse» werden, muß die allgemeine Beunruhigung weitester Kreise die al» Folge derselben eintritl, de» Gesetzgeber veranlassen, mit der Strenge de» Strafgesetzes dagegen vorzugehen Mau kann sich nicht daraus berusen, daß die der Börie zustehende DiSciplinar- gewalt schon g«nü>e, um gegen die Verbreiter solcher Unwahrheiten wirliam einzulckreiten; die Vorkommnisse der jüngsten Zeit haben in deutlichster Weise gezeigt, daß die»-nicht der Fall nt, sondern ein einschneidende» Straigeietz nolhwendig ist «m dein lln'ng dieser oder vttwandter Art ein Ende zu machen. Unsere Slrafgesetzgebung ist bereit» mehrfach gegen die Verbreitung von Unwahrheiten, durch welche ein Einfluß auf den Verkehr mit Werttwapieren auSgeübl werden soll, eingeschritten: das Aeiirugesetz bedroht denjenigen mit Strafe, welcher öffentlich wissentlich falsche Thatiachen in Bekannt lnachnnge» vorspiegelt oder wahre Tbatsachei» entstellt, um zur Be thetltgung an einem Actienunternehmen zu bestimmen: die Erwei «erung dieser Vorschrift in der Richtung, baß jedes Gebahren dieser Ar» bestrast würde, wenn dadurch z» einer Bethkiliiung an einem Anlehen bestimmt weroen sollie, ist schon ru den maßgebenden Kreisen vielfach erörtert worden; unser posiiiveS Recht bietet also varbildliche Beispiele zu Gunsten de« Erlasse» einer Straf- Vorschrift, wie sie hier vorgeschlagen wird, und wir glauben uns nicht zu irren, wenn wir meinen, daß dieselbe weithin svnwaihilch ausgenommen werden würde. Zu Gunsten der Presse lest: sich unschwer »in Bordihalt machen, der di« tztrasdarkelt mit der Wisientlntzkrtt tz»r B»ittr»«rbreituna tzräm-th 81. JahWNg. * Wie dem „Franksurter Ioiirnül" berichtet wirk, liegt S in der Absicht de- ReichSIagSabg. Occhelbäuscr, zur Krbreitung te» socialpol, tische» Lehrstoffes und zur Bekämpfung der socialistischcn Irrlehren einige Blätter hcrauS- §eben zu lasse», in denen keineswegs der Arbeitgeber eine Sonkervertrelung sinken soll, sondern die socialen Pflichten und Rechte der beiden Elasten darzustellen wäre». * » AuS St. Petersburg geht der „Politische» Eorre- pondenz" die Mitlbeilung zu. daß die durch c»ic» Stur; vom Pferde herbeigesührle Erkrankung des österrcick, >sch- uga rischen Botschafters am russischen Hose, Grasen Wollensten», Letzteren nach dem Gulachlc» der Aerztc durch echS Wochen anS Zimmer fesseln dürsle Im Uebrige» giebl ber Zustand Sr. Excellcnz zu keiner Besorgnis; Anlaß, lieber die Natur deS Unfalles wirb noch aus St. Petersburg ge meldet: „Der Sturz erfolgte beim Epazierenreiteu aus dem MarSselde. Gras Wollenstem ritt scharseu Trab, scheint aus dem schlüpfrige» Boden eine scharfe Wendung genommen zu haben und da» Pferd fiel, seitwärts auSgleilend. Gras Wvlken- icin slllrzte mit aller Gewalt aus die linke Schüller nieder. Merkwürdigerweise hatte er noch die Energie, in die Serg- jewSkawa zu Fuß zu gehen. Die Aerzle bezeichnen die Ver letzungen nicht als schwere ober gar gefährliche. Es ist die echste und siebente linke Rippe gebrochen, und zwar rückwärts, eSgleiche» rückwärts da» linke Schlüsselbein Die Bruche sind aber leicht, nicht offen und ging daS Einrichtcn »nd Ver binden sehr leicht. E« ist sonnt zuversichtlich zu hoffen, daß Alle» normal verlause» wird und keine Eomplicalionen hinzu- kommen werden." * Ei» päpstliche» Rundschreiben kündigt allen Gläu bigen, welche bei Gelegenheit de« Papstjudiläums als Pilger »ach Rom kommen oder im Herze» uud Geiste an der Pilger fahrt theilnebmen, einen vollkommenen Ablaß an. * Rach Millheilnngen a»S Madrid glaubt man daselbst den Zusammentritt einer Eonserenz zur Ueberprüsung der Madrider Eonveutiou von 1880 nunmehr sür eine »atze Zukunft erwarte» zu dürfen. ES wird als irrig beziichnrt. daß da» Eonserenz-Project mit der Erkrankung de» Sultan» Mnlcy Hassan und de» Besorgnissen vor innercn Unruhen i» Marokko sür den Fall seines Tode» in Zusammenbang zu bringen sei. Vielmehr fei die Anregung zu dem Wieder- nsammentritte eine» europäischen Areopag» vom Sultan elbst ausgegangen, welcher sich wiederholt darüber beschwert lalle, baß einzelne diplomalische Vertretungen das Recht, Schutzdesohlene auszunchmen, »n nngcbührlichei» Maße auch auf Unterthanen de« Sultans au-gevehnt hätten. Der marokkanische Herrscher wünschte anS diesem Grunde eine Ueberprüsung und genauere llnischreibung jener Be stimmungen der Madrider Convention, welche die Schutz- Verhältnisse in Marokko regeln. Spanien machte sich zum Wortführer dieser Wünsche und regle i» halbamtlicher Weise bei säiniiillicheu Signalarmächtcn der Madrider Convent»»» den Wiederzusammealritt einer neuen Eonserenz mit begrenz tem Programme an. Sämmtlichc Eabinete »ahmen dem Projecle gegenüber eine ausgesprochen sreundlickc Haltung ein. DaS englische Cabinet forderte für das Ausgebcn seiner Schutz- Vorrechte einige Zugeständnisse aus handclrpolilischcm Gebiete. Es ist aber nunmehr gegründete Aussicht Vorhände», daß auch daS englische Eabinet die zu erwartende Einladung zur Be schickung der Eonserenz rückhaltlos annchmc» werde. Seilen» Frankreich soll der spanische Minister de» Aeußern, Herr Morel, während seine« jüngsten AnscnthallcS in Pari» von Herrn FlourcnS Zusicherungen i» dem Sinne erhalten haben, daß Frankreich dem Zustandekommen der Eonserenz keinerlei Schwierigkeiten bereite» werde. — Nach letzten Berichten anS Mekinez herrscht im Palastr de» Sultan« von Marokko der TyPkuS, dem mehrere Frauen iin Harem bereits erlegen sind. — Das italienische Widverschiss „Asfondatore- ist nach beendeter Kreuzung an der marokkanische» Küste au» Mogador in Gibraltar eingetrossen. * Wie kürzlich aus Brüssel beruhtet, hatte der BesehlS- haber de- Bezirke- am Slantrypool. Herr Eapitain Lieb- reckt», der Congoregierung unter dem 3i. August gemeldet, eS sei keine Nachricht über die Stanley'sche Expedition eingegangr». Die Eongorraierung halte nun»,ehr erwartet, baß der StaatSdampser „Stanley", der Mannschaften und Vorrälhe nach dem Lager Vambouya am Aronhouiiiil geschasst halte und Ansang September am Stanleypool wieder cin- lrejjen mußte. Nachrichten über die Expedition überbringen würde. Auch daS ist nicht der Fall. Der Generalgouvcrnenr de» Eougostaatc» »» Boma, Herr Iansscn, hat am 2l. Oktober über San-Thomü eine jetzt in Brüssel angelangle Depesche der Eongoregicrnng zugehc» lassen, welche laulel: „Ohne Nachrichten von der Slanley-Expcbitivu." Bemerkenswerlh ist noch eine andere Thalsache. Man weiß heule noch nicht, an welchem Tage eigentlich Stanley seinen Vormarsch von dem Lager zu Bambouya au» i» da« Innere angelreten hal. Während der Evngoregiernng somit alle Nachrichten fehle», wird dein Reuler'scken Bureau au» Saint Paul te Loanda gemeldet, daß Nachrichten über die Stanley'sche Erpedilio» vom 8. August eingegangen sind. Hiernach soll Stanlcv das Lager, welche» er acht Tagemärsche vom Mabodös-Gelftet aiisgeschlagen. nach einigen Ruhetagen verlassen und unler Zurücklassung von 30 Mann direct den Marsch nach der Westküste des Albert-Nyanza-Sccs angctrcle» habe». Die Schwierigkeiten de» Terrain», wie Mangel an Lebensmittel» habe» große Unaiinehmlichkeiken bereitet, aber die E»igel'orcmn waren überall bereit, die Expedition zu fördern. Slanley hat mehrere Flußlänfe angekrofsen, die al- Zuflüsse de» OuellS anziisebe» sind. * AuS Eooltown in Australien meldet daS „Bureau Reuter" unter dem 4. November: Herr von Schleinitz, der Gouverneur der deulschrn Besitzungen in Neu-Guinea, er ließ eine Proclamalion, welche die allgemeine Ausschließung der Colonie verbietet, jedoch erklärt, daß Ansiedlern, die hin reichende« Capital besitze», gestattet sei, Land sür den Zeit raum von .8 Jahren zu packten. * Während die - anarchistische» Gesinnungsgenossen der EhicagoerMordbande in Pari« und London Veisuche machen, eine Aendernng des Schicksales der sieben Galgen- caudtdaten zu bewirke», ist ganz Chicago, ja die gesauiinte Union in Aufregung versetzt durch die Entdeckung, daß der eine der Gefangenen, der berüchtigte Anarchist Liugg, in seiner Zelle einen ordentlichen Vorrath von Tynamilbomben — >S wurden ihrer sechs gesunden — ausgcstapell hat, natürlich zu keinem anderen Zweck, als wenn der verhängnißvoll« Augenblick gekommen sein würde, mit einem „Knallcfsrct" au»
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