BEETHOVEN UND ZWEI EMPFINDSAME SEELEN Die Glanzgestalten ziehn still feiernd auf und nieder Tiedge, Urania. Von seiner großen Fahrt nach Prag—Dresden—Berlin wieder nach Wien zurückgekehrt, stürzte sich Beethoven in den Strudel der Arbeit. In den folgenden Jahren wuchs in ihm der Klavierkomponist zum Instrumentalkomponisten größten Stils; mehr und mehr prägte sich das Haupt des Titanen aus, das uns in der „Eroica“ und der C-moll-Sinfonie mit zwingendem Blick gegenübersteht. Aber während sich der Künstler Beethoven in vorher unbekannte ideale Höhen emporschwang, kämpfte der Mensch Beethoven einen schweren Kampf mit-seinem Erdenschicksal. Um die Jahrhundert wende stieg der finstere Dämon der Ertaubung vor ihm auf und legte sich als schwere Last auf seine Seele. Trotzdem erlahmte seine Schaffenslust nicht. Die Betätigung als ausübender Künstler, die ihn so beglückt hatte, wurde ihm jedoch mit der Zeit unmöglich. Im Jahre 1816 spielte er zum letzten Male vor einem größeren Kreise auf dem Pianoforte; von 1822 an mußte er auch die Leitung seiner Ordhesterwerke in Konzerten anderen überlassen.