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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.11.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188711266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-11
- Tag1887-11-26
- Monat1887-11
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.11.1887
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lor Tü.tll IO NS 7L k-,.L «NL V0« KSS1 tSö.- Ü»N »i.Ii, vb- I«i»i >Ni^> IE bt!ü ,cd. l-g- ,a i'i l7i-.'- > rßa-z lTkl! iLtt »r. 104 2-, 13''0 7Z/.0 »n IO« m »»> 7.7, 0-i.I- 1!LM 79.- 7V- 89.7. SS. - MW »«7- I0L- I!N- «soo ISLW 1L7SV Mi0 Mlb 3N,« sVL'r Sl.TL S0.IH MSü I8l>-s, 1788. 176 9.. 179.18 I-LL0 > 179.78 tklüiueü« tV- IW- 8980 VÜL- 179.88 V-.7K «äir»e»--ll m«ttll n- ilu» 70W. 1781. 6-». 1«. S-l.- !«ig, 1Ä.6U f877>2 91 70 VI.7U btO'ä 91- LL1- 99780 18978 1S8 78 S.98 81.78 men von Gut, —.— loao 152 ieeember- io 120^1, 22.- >1, ivnnlcenü. ^ Voll». —.-X, 97.80 -kt. nnatieull. rer Xpril- UcEvr per i 10 Ilill. ikoveniber uteri.r-'is, b'i. <>a.. Kai b"/c. ",..ä. ü°. e 1b 111». >»vov s»r »merks- Decemder u»r b"/«. „ Wercü, d-/„ rlo, awnrlct. > Lnlien. NM.) U,v- l» Liclleu r. -s- 0.18. 1a Gmua 1a New- , (22 N) » S2iN) >o, Ham- iaa"; ia »Pool. «Weser" > Theil, mro" von ser „Hol- coa«. Minerva" die engl. G^fch»i»t täglich früh S'/, Uhr. UrLtttto »kt Lr»tditii« goh»»m«»5» s. Lprrchßg^e» »er Nr»«ti«: BnrmitloB 10-1» Uhr. »achmttttB »-« Uhr. «,mch»« »e, Mr »te »rchftftt^»»« Stummer Iuserate «, S-cheukugr» »1« » »hr «»HMtt««. 2« den Filialr« f»r 3»5 2U»«tz»r vtt» Klemm, Universitätsftruße 1. L»«t» SösHe, . . Kathartueustr. »8 pari. u. Süulgtplatz 7, M» bi«'/,» Uhr. MiMM.TlWbllllt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage IV7SV. ^bonnemeiilspreis viertelj. 4'/, Mil >acl. Bringerlodn ü Mk.. durch die Haft bezogen 6 Ml. Jede einzelne Nummer 20 Pk Bclcgeremplar 10 Pi. Gebühren iür Extrabeilagen (in Tagebtait-Format gesalzt» ov»e Pestt-Börderung »>0 Ml. mit Postbesördening 70 Mt. Inleratr tiqespaltene Petitzeile LO Pf. Größere Schrillen laul uns. PreiSverzeichniß. Tabellarischer u. Zissernsatz nach höherm Tarif. tlrelamen aater dem Redaclion-strich die 4tzespalt. Keile 50Ps..oor denFamiliennachrichten die Ogeivatiene Zeile 40 Ps. Jnscrale sind siel- an die Trpeditisn z» senden. — Rvdait wird nichl gegeben. Zahlung >>rix>i„io»>rai»Io ober durch Post. Nachnahme. 330. Tonnaldend den 26. Noventber 1887. 81. Jahrgang. Zur gefälligen Veachlung. Unsere ExpÄttion ist morge« Sonntag, de« «7. November» Bormittag» «nr bi» ,» Uhr geöffnet. Expedition des lsviprlser l'sxediLttes. Amtlicher Theil. »rttutmlchttr. Unter Bezugnahme auf die Verorvuung de- Königlichen Ministerium» de» Innern zu Dresden vom 24. Oktober 1884 fordern wir die den Hnsbeschlag in hiesiger Stadt au-irbenven Schmiede» welche sich einer der in K. 1 der zur Ausführung de» Gesetze» vom 16. April 1884, die gewerbsmäßige Au». Übung de» Hufbeschlag« betreffend, unter dem 17. April desselben Jahre» erlassenen Verordnung gedachten Prüfungen seit I. Drcember vorigen Jahre» unterworfen haben, auf, un« schleunigst anzuzeigeri, ob sie al» geprüfte Hnsbeschlag. meister Diplom erhalten haben, oder von der landständischen Commission in der Oberlausitz prämiirt worden sind, damit Name und Wohnort öffentlich bekannt gemacht werden können. Dir betreffenden Unterlage» sin» im Stadlhause, Obst, markt Nr. S, 2. Etage, Zimmer Nr. 11b, einzureichen. Leipzig, »m 22. November 1887. Der Nath der Stadt Leipzig. S vr. Georg». fröhlich. In Gemäßheit ver tztz. 2 und 7 de» Regulativ» fiir G»«- rohrlritungen undGarbeleuchtong-anlagen ia Pnvatarunvstückcn vom 2. März 1868 machen wir hirrdnrch brtcuuu, daß der Alempuer ffckdimannstraße Nr. 12. zur Uebernahme solche, Arbeiten bei un» sich augrmeldet «ud den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen iiach- gewiescn hat. Leipzig, den 28. November 1887. Der Natd der Stadt Leipzig. X. 5701. Ör. Georgi. Woliram. Ausschreibung. Die zu dem Umbau im LeihhauSgebä'ude erforder. lichen Glaserarbetten solle» vergeben werken. Beviiiguugen und Unterlagen hierzu können im Bauamtc. Hochbauverwaltung, NathbauS, II. Obergeschoß, gegen Er legung von 30 ^ entnommen werten. Die Gebote sind versiegelt mik der Aufschrift „Glaser- arbeiten im LeihhauSgebände" bis zu» 6 Deccmber c Adenks 5 Uhr an obenlezeichneter Stelle einzureichen. Der Rath behält sich kie Auswahl unter den Bewerbern oder kie Ablehnung sämmtlicher Angebote vor. Leipzig, den 23. November 1887. DeS NathS der Stadt Leipzig Baudepntatio«. Bekanntmachung. Da» für Karl Hermann bade au- Lollwitz am 1. Januar 1878 vom dortigen Gemeindevorstand au-gestellte Dienstbuch ist vor längerer Zeit abhanden gekommcu und im AusfinduiigSsalle allhier «djngtbea. Leipzig, am 17. November 1887. La» Polizeiamt der Stadt Leipzig, ll. 7225.Bretschaeider.Faldix Erledigt hat sich die unter dem 14. diese- Mouat» hinter dem Schuhmacher Kurl Heinrich Horn au» Gröppendors erlassene Bekanntmachung. Gohlis, am 81. November 1d87. Ler vemrindedorftand. Singer. Brgk. Infolge aaderweiter Verwendung de- derzeitigen Inhaber- ist für de» 1. Januar 1888 «in« Cchutzmaiiiistelle mit jährlich 810 Anfang-gehalt. der bei befriedigender Leistung sich vom 8. Dienst- jahre ab auf 900 ^ erhöht, und 80 Vekleidung-geld zu besetzen Im Polizeidienst erfahrene Bewerber könne» in eine höhere G«. haltSclasse Eingestellt werden. Gesuche gedienter MilitairS, welche die UiiterosstcitrScharge erreicht haben sollen, nebst Zeugnissen sind bis zum ». Ltte«b«r 1887 Mittag- 12 Uhr bei un» eiuzureichen. Linden«», am L4. November 1887. Ler Gemeiudcrath. iüueck. Nichtamtlicher Theil. Die Thronrede. Wen» irgend etwa»'die Gespanntheit der Grsawwtlage »u erweisen im Stande ist, so ist e» die Thatsache, daß die Eröffnung de» deutschen Reichstag» fast wie rin nedeusächljche» Ereigniß erscheint. Die öffentlich« Aufmerksamkeit ist heute in erster Linie nach Frankreich gerichtet, wo eia neuer Zu« staub in der Entwickelung begriffen ist. welcher die Ent scheidung bringen kann, ob der Friede ausrecht erhalten bleibt ober der Krieg an seine Stelle tritt. Deshalb nimmt auch der Absatz ver Thronrede, welcher veu auswärtigen Angelegen- beite» gewidmet ist, in politischer Beziehung da» Haupt intereff« in Anspruch. Der Schluß der Thronrede stellt fest, daß dem deutschen Eharakler dir Absicht und va» Bsvürsniß fehlt, feine Lage durch eine« siegreichen Krieg zu verdrflern. Di« unchrisilich« Neigung zu Uebersällrn benachbarter Böller sei dem deutschen Reiche fremd und die Verfassung sowohl at» die Heere»eiarichtungen de» dentschen Reiche« seien nicht daraus berechnet, den Frietzs» unserer Nachbarn durch will kürlich« Angriffe z» stören. „Aber in der Abwehr solcher und in der vrrtheidiguug unserer Unabhängigkeit sind wir stark »ud »ollen wir «tt Gotte» Hilfe so stark werken, daß wir iSer Gefahr ruhig entgegen sehe» können." So endet die Xhionttbe nutz küudigt zugleich eine» GefeHentwnrf an, btt die Landwehr und den Landsturm betrifft und bestimmt ist, eine wesentlich« Erhöhung der Wehrkraft de» Reiche» hrrdei- zuführeu. E» ist klar, daß dieser Theil der Tbronrcde eine» sehr ernsten Hintergrund hat, daß dem europäischen Frieden Ge fahren drohen, welche an der Eenlralstelle der Regierung sicherer und bester erkannt werden als von der Presse, welche, geringe Ausnahmen abgerechnet, zur Beurtheilung der Sach, tage daraus angewiesen ist, waS sich vor Aller Augen auf dem Weltschauplatze vollzieht. Ihr sind die Fäden und geheimen Triebfedern verborgen, auS welchen sich so mancher Lorgaug von entscheidender Wichtigkeit erklärt. Es sind Andeutungen über die Entstehung der Knsi» m Frankreich gemacht worden, welche dahin zu zielen scheinen, daß dieselbe von langer Hand her vorbereitet wurde, um die Republik in Frankreich zu stürzen un» da» russisch-sranzösische Bündniß nach Wieder- ausrichlung der Monarchie zum Abschluß zu bringen. Ia diesem Sinne ausgesaßt, würde die Enthüllung der .Kölnischen Zeitung" eure Tragweite gewinnen, welche für die Brurtheiiung der Gesammtlage ganz neue Gesichtspunkte ergeben würde. Wir sind in Deutschland daran gewöbnt, daß die auswärtige Politik ein der Regierung ausschließ lich vorbehaltene» Gebiet bildet, in welche» die nicht Wissenden nur soweit ring,weiht werde», als e- die Wohl- fahrt dcS Ganzen nolbwcndlg zu machen scheint. Die Natur der auswärtige» Angelegenheiten ist allerdings eine solche, daß sie vaö Hineinpsuschen Unberufener nicht verträgt, und wenn ein Staatsmann von der Bedeutung des Fürsten BiSmarck dir auswärtige Politik leitet, so können wir uns die Art ruhig gefallen lasse», in welcher die auswärtige Politik in Deutschland gchaiivhabt wird. ES hat aber auch Zeilen gegeben, i» welchen die au-wärtige Politik recht stümperhaft in Deutschland betrieben wurde, uub da» Genie BiSmarLs würde nicht so hell leuchte», wenn e» sich nicht gegen da» Dunkel der Bergangenhell schroff abhöd«. Fürst BiSmarck hat einmal der deutschen Presse den Ralh erlheilt. daß sie sich mehr mit den inneren Angelegen heiten beschäftige» möge; das geschah aber zu einer Zeit, in welcher die Weltlage nicht so gespannt war wie heute; bei einer andern Gelegenheit hat er aber auch den Ausspruch ae- «h--.u, daß Li« innere Poüt-k «it Her «ntzore» m engem Zu sammenhänge und in Wechselbeziehung steht ,-nb hat dadurch gerade seinen Berus zur Leitung auch der inneren Angelegen heiten beS Reiches und Preußens darzulbun versucht. Die Presse befindet sich in einer ähnlichen Lage. Wenn sie die leitende» Gesichtspuuclc sür die Beurtheilung der auswärtige» Beziehungen nicht zu finden veiinaq, dann geht ihr auch die Fädigkeit ab, die inneren Angelegenheiten richtig zu bcurthelie», den» diese müssen so gesührt und behandelt werben, daß der Staat dadurch m die Lage geräth, von außen aus ihn eiiibrmgenbeii Gefahren Sla»o zu Hallen. Monte hak mit Recht behauptet, daß ei» schlagfertiges Heer auch wirlhschastlich belrachlet eine Eiurichlung von größter Beceutung sei. denn ein siegrcicher jtrieg verschaffe dem Staate erst die Grundbedingungen eincö wirlhschastlich gesunden Daseins, welche ihm ,-in »»gUick-ichee -ineg raube, und darum müsse die erste Rücksicht der Bereit stellung nner Hecresmack'l gewidmet werden, weiche eine» wirk samen Schutz sür die Ausübung der -künste des Friedens bilde. Dieser Poiilik ist Deulschland von dem Augenblicke seiner Wiedergeburt an treu geblieben uub danach richtet sich auch b>e Haltung der Presse. Nur dadurch gewinnen Parler- strcitigteilen eine dem Gesammlivohl schädliche Ausdehnung, wenn sie ohne Rücksicht aus die höchsten Interessen des Staates in kleinlicher, nur die Nächstliegende» Bortheile ins Auge lassender Weise betriebe» werde». Der beschia-ckle Parlcistandpuuct ist der »lalerielle, welcher eine Borlagc nur nach dein Ertrage mißt, den sie einer bestimmten BerusSclasse verschafft, der patriotische Standpunkt ist dagegen derjenige, welcher daö Gesaminlwobl zum Maßslabe nuuiiil und danach siiu llrlheil fällt. Sleuervorlageu werben regelmäßig vom Sla»o- puucle der Elasse. dcü Berufs oder der P.rsvii behandril, und daß die- geschieh!, fördert inckil das G-saiumtwoht. Die Zucker- und Braniiliveiusleuer, welche ü. der t.tzteu ReichslagS- sessiv» bewilligt wurden, wäre» nicht z» Staude gekommen, wenn diese Interessen de» Ausschlag gegeben hätten. Gluck licherwctse hat die potilische Reise des deul>chcu Bolle» znaenommen, und die Ueberzeugung Von der Nothwendigkeil dieser Steuer» bat über alle Eiuzelbedeuke» de» Sieg davon getragen. Hätte die Meinung der Opposition obgesiegl, da»» Würben wir heute statt des Ueberschusses ein D.fiktt habe» und Borlagen wie die Alters- und Iavalivitäts-Bersicherung der Arbeiter würbe» gar nicht möglich gewesen sein. Die Politik deS Fürste» BiSmarck ist seit langer Zeit daraus gerichtet gewesen, all» Gesetzentwürfe, welche dem Reichstag vorgelcgt werden, vom Standpunkt der Gesammt- wohlsahrt aus in» Leben zu rufen. Daß dadurch Dieser und Jener in seinen persönlichen Interesse» Schaden leidet, ist unvermeidlich» dieser Schaden wird aber aus anderem Wege wieder eingebracht. Die Gesammtlage ist heute nach zwei Hauplrichtungen zu beurtheilen, nach ver Wahr scheinlichkeit und möglichsten Sicherheit, den Weltfrieden ausrecht zu erhalten, und nach der zweckmäßigsten Fori», die berech tigten Forderungen der Socialdemokralle zu besrievigen. Diese Herden Hauplrichtungen müssen alle Partei- und persönlichen Interessen untergeordnet werben. Daß dabei verschiedene Aus fassungen möglich und berechtigt sind, daß eS nock» nicht aus gemacht ist, ob da» directe oder indirekte Steuersystem da» besser«, die Freihandels- oder Schutzzollpolitik die vorzüglichere ist, wird ohne Weitere» zugestanden. Aber Va» muß auch dem verbissensten Partr.poluiker einlkuchten, daß wir zu keinem praktischen Ergebmß kommen, wenn wir fort und fort blo» un» über die Grundlagen herumstreiten, auf welchen di« Staatsverwaltung ausgedaut werden soll. »An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Unv vie Früchte, welche di« deutsche Politik nach Außen und im Innern hervor gebracht hat, sind gewiß der Art, daß wir un» ihrer nicht zu schämen brauchen Deutschland wirb in ver ganzen civilis,rten Welt vl» die erste Großmacht angesehen, unsere Wehrkraft und unser Credit genießen die höchste Achtung in der Welt, damit können wir un» zusriedengestellt erklären. Und wenn e« dereinst die friedliche Gestaltung Europa» Piläßt. dann »erden wir wohl auch wieder einmal in die Lage kommen, über die zweckmäßigsten Grundsätze der Steuer» und Wirthschast-politik zu beralhen. Heute haben wir dazu I kein« Zeit. * * Di« »Nati»n»Uib«ral« L»rr«1p»»d«»r" saßt den GesammteinLruck der Thronrede in folgender Weise zusammen: Die neue Retch«tag»session ist heute mit einer Thronrede eröffnet worden, dl« j»m Anfang und t»i» Schluß de» ganzen Ernst der Situation andeutete, i» welcher die parlamcula ischen Arbeiten wnoer auigenonimen werden. Der Eingang bringt einen ernsten HinwclS aus da» Unglück, da- die ganze Nation bewegt, das schwere Leiden de- Kronprinzen. Der Schluß berührt die auswanige L>ge und auch hier klingt »ia sehr ernster Grundion hindurch. Dem Hinweis aus di« stet- dem Frieden dienende, von aggressiven Gelüsten durchaus eaisrrnte Poiilik de- deuilchen Reichs Wirt», odne Bezugnahme aus bestimmte Machte, die Berufung aus Bündnisse hinzugelügl, welch« de» Zweck haben, den Krieg-leiahren vorzudeug-n und Uttgcrechien Angr-sse» gemeinsam entgegenzutrele». ..In der Abwehr von Angriffe» und in der Berldeidigunq unserer Unab hängigkeit sind wir stark und wollen wir mit Gone- Hülse Io stark werden, daß wir jeder Gesadr ruhig eulgegeniehen können." Der Reich-lag nahm diese Versicherung mit lauicr Zuliimmung aus. Man wird de» Trust dieser Worie a» allen Orlen verstehen, wohin sie gerichtet sind. Unsere- Verhältnisse- zu Rußland wurde »nt keiner Andeutung gedacht. Oo auch dirkc Macht, trotz de- neulich n Besuch- de« Zaren, unter d-cs nm-n zu rechne» ist, vo» denen man sich ungerechter und michrisilichee llcb rlällc zu versehe» habe» könne, blieb ber Aussassung der Hörer überlassen. Mit dieser andauernd bedrohliche» Weltlage hängt die Ankün- digllng eine- G-ietzentwuri- zuiaiume», welcher die Landwehr und den Laudsturm betrifft und bestimmt ist, eine wesentliche Erhöhung der Webrkrasi de» Reich- herbeizusuhren. lieber den nähere» In halt diese- Gesetzentwurf- ist »och nichiS bekannt. Beionbereu Nach, brock legt sodann die Thronrede »ul Recht aus die Foltssihrimg der Locialresorm. E- wird aus die Allel-- und Invalidenversicherung, sowie aus die Au«d«hn»ag der Unsallversichcrung über weilere Ardeitrrcloffen hingewieie»; indessen scheint die Thronrede e» mchi al- ganz sicher anzuaehme», daß diele Gesetz niwlirie noch in der gegenwärtigen Session vorgclegi w rsen. Au-iührl>ch verweilt die Thronrede sodann bet der wirihschassssche» Lage; aber e- sind keine-,vegS blo- Lichtblicke, die sie eiöffnele. Eine erfreu- liche Besserung der Finanzlage in Folge der Steuergesetze ou< der vorigen Session kann allerdiiig- cviiüalirt werden. Obwohl die Wirkungen dieser Geiahr sich noch nicht im vollen Umlani äußern, so kann doch sch»» jetzt eia Uederichuß au- dem Reich-Haii-- halt erwarte« werden, welcher, selbst nach Gegenrcchnuiig der Male,- cularbeiträge, sich annähernd ans 50 Millionen Marl beziffert. Seil langer Zeit höre» wie dran auch wieder einmal eine Tvronrcde ohne neue Steue-vocichiSg«. Allft» die zahlreichen Bedürfnisse, deren Besrlkdtgiuig von dirsrn Uibe-schüssen eiwartet wird, die in Zukunst wachse»»«» An kd'^'s«» de- Rech- (man denke nur an die Alter-- und I».alitE>-sicheruiig) vermögen doch nur eine bedingte Befriedigung über die Finanzlage einzustäßc». Mil Genuglhuung wird man veruclmien, daß der Stand der Reich-ffnnnzen wenigstens de» oft gewünschten W gsall der Wittwen- und Waisengeldbeilrage der Olsicicrc und Beamten gestaltet. Un- erfreulicher ist der Blick, den die Thronrede aus de» Stand des nativnale» Erwerbsleben- wirft. I i-besondere die Laiidivirliischgit befindet sich nach vieler Auffassung ,n einer bedrohlichen Notlage; der Preis der lailbwirthschasuicheu Erzeugnisse ist insolge der aus wärtige» Eiiisuhr so tief gisauke», daß jede ErtragSiähigk-it der Arbeit de- deuischeu Laudmaune- gesäbrdei erscheint. Dageg-u soll nur eme weitere Erhöhung der Geireidezülle Nellung br>uge» könne». Damit wird der kritischste Gegenstand Ser ganzen Session beiührt. Inwieweit die Mehrheit des Reichstage- sich dieser trüben Ani- insjuiig der Thronrede anchliesil, werben die nächste» Wochen lebren. W nn die Thronrede ans die groß n Schwierigkencn hmweist, welche eincr befriedigende» N »gestalt»»» unserer handelsvoliiiicheii Ber- i ällnisse zu Oesterreich-Ungarn i» Wege stehen lind als dis Aeußerste, was gegenwärtig zu erhoffe» ist. eine vorläufige V rtängcrnng dcS bestehenden Vertrage- k »stellt, so ist cs allbekannt, daß das Hmder- » ß, zu einer bessere» Vereinbarung zu gelange», voi zugswciie eben i» der Erhöhung der deutsche» landivirthsch.isllichcn Zölle liegt. Im klebrigen kündigt die Thronrede nur «och zw i Gegenstände an, eine Reiorm des Gesetze- iibee die Erwerbe- und WirtbschaslS- genossenschaslc» und einen GesetzeMwiii s über den V rkelir mit Wein. Es siel allgeniein aus. daß die E neueruiig de- Locialisteiigesetze- »iit Stillschweigen übergangen wird. Daß die Regierung beabsich tigt, daS Ges tz Versalien z» lassen, w rd man daraus schwerlich ich,, ß ,i dürfen. Eher wird man annchm-» dürjcn, daß Ver- äiiveruiiqe» vorge»omme» weiden sollen, über w-!ch-die Erwägungen noch nicht abgeschlossen sind. Auch verschiedene and re Ge'etzenlwnrik, die allgemeine! Annahme zusolge sür de» R ich-teig vorbereitet werden, wie die Regelung de- Evlonialrecht-, elsaß-lothringische Vor- läge», die Beschränkung der O ssintlichk it gewsssir Ge>icht-vk>h,nd- lungcn, werde» >» der Thronrede auffallender Weise nicht erwähnt. Die ossiciösen „Berliner Politischen Nach richten" degleilcn die Thronrede mit folgende»« Eommentar: Die Sr. kaiserlichen und königlichen Hoheit drin Kronprinzen gewidiiiclc» Eiiigang-worte der Thronrede, welche die volle Schwere der über da- Kaiserhaus und Deutschland verhängte» Prüsuiig, den Ernst der dadurch geschaff ne» Lage nachdrücklich brrvorhob, zugleich aber in bei» seste» Golivertiaurii und der treu-» Pslichterjüllung die beiden Leitsterne bezeichnen, welche das driit'chc Volk auch »der die Prüfung kiiiwcgzuinhrc» vermögen, w »de» i» den Herzen der Nation lebhafte» und allgemeinen Widerhall finden. N cht minder aber die Schlußworte über die a»-wä «iaen Bezie hungen Deutschland-. Dieselben sind weit davon enlseent, die Lage Surova- sür wolkenfrei zu erklären. Der Schluiiiatz läßt vielmehr deutlich erkennen, daß jetzt io wenig al- sniher die Geiahe eine- Angriffs vo» A»ß » au-qeschlossen ist, WaS ader voc Allem Beachtung in dem Schlußsatz der Thronrede verdient, da ist die entschiedene Betonung des andauernd friedlichen Ltiarakter- der deulichen Politik; sie weist den Gedanken eines Angriffskrieges unier alle» Umständen und auch dann zurück, wenn die »liliiainschen Chancen desselben durchau- günstig wären. I» Berbindung »ut der erprobten Uneigennützigkeil der deuischen a»-wä>ligen Poiilik wird die Hervorhebung diese- Umstandes wie de« ausschließlich desensiven Charakter- der geschloffenen Bündnisse dazu beitragen, das B r- »rauen zu Deutschland im Au-lande zu stärken und de» Be- strebuuge». Mißtrauen und Feindschaft gegen dasselbe zn säe», wirksam entgegeulreten. Man wird erwarte» dürfen, daß die Auffassung der österreichischen Presse, in welcher Fü:st Bi«marck al- der „Frieden-kanzler" brzcicha«t wird, demnach» die allgemein herrschende werden wird. W-nigsten- bei denjenigen Völkern, denen blinde Leidenschast die Fähigkeit sachlichen Urlhkil- nicht geraubt hat. Auch die Thronrede läßt srkennen. daß Deutsch- land ehrlich den Frieden will, aber keinesweg» Frieden um jeden Peel«. In dem den gesetzgeberischen Ausgaben gewidmeten Ibeile nehmen vrb'u der Besserung der Finanzen um volle 50 Millionen und der dadurch ermöglichten Aushebung der Relieienbeiträge sür die im Re-ch-dienste stehenden Personen, die Invaliden- uns Alters versorgung uad die Erhöhuug der landwirlhichatilichei, Zölle da- meiste Interesse i» Anspruch. Beide gesetzgeberischen Vorichlage beruhe» aus veniielben Princip: fit stehen aus dem Boden der Auffassung, welche den Schatz der Schwachen kür eine der vornehmsten Auigaden de- Staates erklärt Besondere Hervorhebung verdient dabei di« Stetig keit »ad Consequenz, mit welcher mit der Durchführung de« Pro gramm- der kaiferl. Botschast vom l7. Novemder 188l vorqegangen wird. Roch ist der Rahmen der Uniallversicherung nicht vällig auS- geiüllt uad scho» wird die weitere so ungemein umsasseade Ausgabe der Alter», »ad Invalidenversicherung ernstlich in Angriff genommen. Freilich werden zunächst die Grundzüge sür die betreffenden Geietze-- Vorschläge zweckmäßig der Beguiachlung der Sachverständigen unier- stell«, allem e« ist doch mit Sicherheit deren Boilage »och in dieser Session z, erwarte». Die freiconservitive .Post" bemerkt über die aus wärtige Politik, soweit sie in der Thronrede an- gcveulet wird; Du- Rede, mit der heule Mittag der Reichstag im Namen de» Kaisers eröffnet wurde, bewahrt in de» Acoßerungen über die auswärtige Politik einen Ton kalter Eulschtoff.-nheit, wie man ihn vielfach nichl erwartet haben wird. Wir nehmen an. daß dieser Ton der polii lchci, Siiuaiion emsprichl, welche sich seil Monaten gcditdei Hai und deren inwodnender Zug durch kein Eingniß der jüngste» Zeit hat ausgehallcn weiden könne». Die Eröffnungs rede laß! den Ausdruck ber Fiiedcn-Hossnung nichl veimffjen, aber sie begründet die Zuversicht der Aowehr aus di« jest- geschlossenen Bündnisse. Da- ist bedeuiung-voll, jedoch nicht neu. Neu dag >.eii ist. das, wir, um jener Zuversicht sicher zu bleiben, wiiderum un'cre Rastung, die wir gegen die Slörung des Friedens iragcn, veruärken müssen. Die- deute» doch unvcrkcnnl ar ani ei e K-. eg-gesahr. deren fortwährendem Wachsthuin da- Wach-ihnm unierer »>> lairi ch.n Rüstung, mit andere» Worten unserer Ktiegshcreilichail eiuipiechcli muß. U»S dünkt, man braucht in der Thal nichl lange um sich zn blicken, ui» die wachsende Kriegs gefahr zu erkennen, Friedenssreunbe sind e» sicher nichl, die in Pari- mit einem Eifer am Sluiz des jetzigen P äsib-nten der Republik arbe ten, der alle Rücksichten de- politischen Anstande- jowohl, wie die Rücksichten aus eine Briest,gung und Sicherheit der inneren Zustände vermisien laßt, deren Frankreich io dringend bedarf. Sehr zur reciilen Zeit sind wir kürzlich erinnert worden, daß Gegensätze der Wirihschait-politik keinen Einfluß üben sollen aus die answarlige Politik der betreffenden Staaten. Denn am «9. November hat der Kaiser von Rußland, der am 18. November in Berlin weilte, wohin er al- Freund gekommen war und wo er al- Freuad ausgenommen wurde, den Erlaß über eine Reihe von Zollrrhökuugeu vollzogen, durch welche die deutsche Industrie wieder aus da- Empfiüblichste geschädigt wird. Lege» wir aus diesen Ae», grmäß der un- emviohlrnen Regel, kein Gewicht, so können wir doch die Truppenandäuiunqen an der südlichen Wesigrenze Rußland« kemrs» lall- außer Acht lassen, lieber die Tbalsachc dieser Trupveu- ansammiungen besteht nicht btt geringste Zweifel, außer bei solchen, iüe welche der Zweffel in diesem Fall Gebot ist. E- kau» auch »der die Deutung dieser Thatsache nirgend eine Ungewißheit befteheu. Die Soane eine- russtich-österreichffchen Kriege« steht am Moraeu- hinimel. Wir werden vielleicht Gelegenheit haben, idr Russtel-rn zur Mittagshöhe zu vcrsolgen. Leipzig, 26. November 1887. * Die Behörden sind daraus aufmerksam gemacht worden, daß niederländische und belgische Werbevermittler AuSweiS^apiere Driltschcr, in deren Besitz sie durch anmtttel- baren Schnstwcchscl mit dentschen Behörden gelaugt waren, in betrügerischer Weise dazu mißbraucht haben, um ankeren jungen Leuten, die ohne genügenden Au-wei» sind, unter falschem Name» den Eintritt in» niederländische Co lonial Heer zn verschaffe». Um diesem Treiben entgegen« zuwirkcn, sollen Gesuche um Ausstellung von Au»wei«», Au»- wanbcrungS- und Mililairpapieren, weiche im Wege de» Schriftwechsels von den Niederlanden oder Belgien au» an tiess-ntige Behörden gerichtet werden, falls denselben Folge gegeben wird, »ic »»»»ltclbar, sondern stet» durch Brrmitt- lu»g der zuständigen deutschen RcichSconsularämter beant wortet werde», wodurch letztere in die Lage kommen, vor der Lerabsolgung der Urkunden den SelbigkeitSnackweiS Ver betlieiligien Persönlichkeit in jedem einzelne» Falle zu prüfen. Hinsichltich der Auöwei-papicre der in daS niederländische Coloniallieer eintretendcn Deutschen sind drei Gattungen von Bewerbern zu unterscheiden: solche, die in Deiilschland vom Mffitairvienst befreit sind, also nicht gedient baden; solche, welche sich innerhalb dreier Monate nach in Deutschland abgelcisleler Mililairdienstzeit zum Eintritt in daS mclwgennnntc Eolonialbcer meide», »uv endlich solche, zwischen deren Abgang vom Militair i» Deutschland und der Meldung zum Eintritt in daS Evlonialbeer ein längerer Zeitraum liegt. Alle drei Gallnngcn habe» GcburlS- und EntiaffungSulkundcn auS dem bisbcrigcn Slaatsvcrbaiide, Minderjährige eine obrigkeitlich beglaubigte Emwiltigung des BalerS oder Vor mundes, die ausgedienten Soldaten de» Erjatzreserveschein u. s. w. beizubrmgcn. De» zur Abseiidung an kie ConsulatS- behörde» gelangenden Papieren soll zur Bermeibung von Täiischunge» Ihuntichst eine Personalbeschreibuug bcigesügt werden, jedes Aliswciopapicr aber »ur durch Bermittcluug der höheren Stelle weiter gehen. * Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit Liv lands bat i» Petersburg darum nachgesucht, daß die Artikel der livländischeu Baucrnverordnung. duich welche ihre Mit wirkung an der Leitung der Volksschule» vorgeschrieben wird, aufgehoben werde» mögen. Nur nach schwerem Kampfe bat sich die Geistlichkeit zu diesem ernsten Schritte der Ent sagung entschließen können, aber eS gab keine» cnideren Weg als diese» durch Pflicht und Gewisse» vorgeschriebenen. Die evangelische» Geistlichen können nichl ferner an einem Werke niitarbciicn. das, nachdem eS iiiiler ihrer liebevolle» Pflege ebne jegliche Belbeisigniig staatlicher Mittel zum Stolz dcS Lande? geworden, »unniebr kam berufen ist, daS lettische und cstniscbc Volk seinem evangelischen Glauben und seiner evan gelische» Gesittung zu entfremde», sie können ihre Hand nicht dazu biete», daß mit ihrem 'Namen, der sich beim Volke noch des größten VerlianciiS erfreut. Versuche gedeckt werden, die nur zur Enlsilltichung sichren können. Wenn die Anitschkom. Kapusti» und Speschkow die Schule als Mittel zur Verbrei tung fremden Glaubens und fremder Cultur benutzen wollen, so mögen sie die- unter ihrem eigenen Namen und mit ihren eigenen Kräften thun, nicht aber, wie sie so fein ersonnen, den lutherischen Geistlichen zumutben, daß diese mitbelsen sollen, daS Volk darüber hmwegzuläuschen, al» ob e« sich »ich! ui» Sein oder Nichtsein seiner tbeuersten Güter handle. — Es sind jetzt etwa 60 Prediger inAuklagezu stand ver setzt. Neuerdings ist auch g>.gen die Pastoren Pohrt und Harff eine Untersuchung durch die Gendarmerie (gebeiine Polizei) eingelcitet worden, weil sic angeblich die Bildung-- seindlichkeit der russischen Regierung vo» der Kanzel an- ge rügt haben sollen. Gemäß einer Anzeige teS griechischen Priester» in K"okenhuso» erschienen in dieser Gemeinde mehrere Genbarnien unter Führung deS Rittmeisters Poro- schm, welche süns Tage lang eine große Anzahl vo» Bauern verhörten. Noch ist die Untersuchung nicht abgeschlossen. * Zur politischen Lage m Italien wird der »Kölnische» Zeitung" aus Nom, 20. November, geschrieben: Der i-üburt-laa der Königin, der sich sonst durch eine Reih« von Concerten aus öffentliche» Plötze» >» den Abendstunden zum srödlichen Volk-feste gestaltet, ist heule in kläglicher Weise verregne». Es war einer de, schwüizesten, duiikelsten Tage diele« wasserreichen Spätherbstes, und auch de» attcn Garibaldianern, welche im bemich- barten Mentana die Iahre-wende larcr Tbaten, die nun zwei Jahrzehnte hinter »»« liege», besonder« festlich zu begehe» -«»
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